die „Chemie“ stimmt, wie man heute sagt, ist auch ein fachliches, berufliches und
persönliches Wachstum junger Menschen möglich. In gleicher Weise wächst dadurch
auch die Arbeitsfreude, das Engagement und die Identifikation der Mitarbeiter/-
innen mit der Einrichtung (Übrigens eine höchst wichtige Tugend(!). Einer neues Statistik des
Gallup-Instituts sind nur 16% der Mitarbeiter in Deutschland gerne und engagiert bei der Sache, was
einen Schaden in Höhe des Bundeshaushalts von 220Mrd. Euro bedeutet, Vgl. SZ 14/15.9.02). Auf
diese Familiarität oder Erziehungsgemeinschaft legt die salesianische Pädagogik
größten Wert. Daher investieren die Salesianer Don Boscos als Träger sozialer
Einrichtungem viel sowohl in die Qualifikation der Führungskräfte als auch in die
fachliche wie menschlich-spirituelle Fortbildung ihrer Mitarbeiter und
Mitarbeiterinnen.
• Salesianischer Pädagogik sieht viertens den jungen Menschen nicht partiell, sondern
ganzheitlich. Sie zielt daher sowohl auf eine qualifizierte berufliche Bildung als auch
auf eine ausgewogene körperliche, geistige, sittliche, soziale und kulturelle
Förderung durch Freizeit und Reisen, durch Spiel und Sport, durch Fest und Musik.
Für diese umfassenden Bildungs- und Erziehungsanspruch steht die salesianische
Trias: Schule – Spielhof – Kirche.
• Salesianische Pädagogik fußt fünftens auf der christlichen Religion und schließt
religiöse Erziehung ein. Für Don Bosco ist Religion jenes entscheidende Motiv, das
seine ganze Pädagogik trägt. Wenn nämlich das Entscheidende der christlichen
Religion nicht ein mehr oder weniger umfangreiches Wissen ist, sondern ein
Vertrauensakt in einen tragenden Grund Lebens, - Christen nennen diesen den Gott
Jesu, der „uns liebt, nicht weil wir gut sind, sondern weil Er gut ist“ (J. Ratzinger) -,
dann dürfte die Einbeziehung von Religion in den Erziehungsprozess gerade das
fördern, was die Klientel der Jugendberufshilfe am meisten brauchen: Akzeptanz,
Ankennung, Vertrauen. Religion darf daher in der Pädagogik Don Boscos nicht als
Instrument für die geistige Narkotiesierung oder konfessionelle Rekrutierung
Jugendlicher mißverstanden werden, sondern sie ist ein Faktor der Ermutigung der
Jugendlichen: dass ihr Leben von einer guten Hand getragen und bejaht ist, und dass
es letztlich gut ausgehen wird. Religion ist überdies ein Schlüssel zur Qualität der
Jugendberufshilfe, insofern sie den Mitarbeiter/-innen jene spezifischen Motive,
Haltungen und Optionen bereitstellt, auf die man im Interesse der „Menschlichkeit“
sozialer Arbeit nicht verzichten kann. Die gegenwärtige Qualitätsdiskussion in der
sozialen Arbeit erkennt immer stärker gerade diesen Aspekt.
Ich wünsche dem Don Bosco Jugendwerk Sachsen e.V., dass es auch in den kommenden 10
Jahren den Herausforderungen der Gesellschaft und ihrer Jugend gerecht wird, dass es in
seiner spezifischen Art eine öffentlich anerkannte und geschätzte Einrichtung bleibt, dass die
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gerne und mit Engagement zum Wohle der Zukunft der
ihnen anvertrauten Jugendlichen tätig sind – und nicht zuletzt, dass der Segen Gottes und die
Obhut Don Boscos den Weg des Jugendwerkes begleiten.
Literatur:
Birgit Marx, Benachteiligte als Zielgruppe von Bildungsarbeit – Jugendsozialarbeit als Lernort für
Benachteiligte, on: Jugend-Beruf-Gesellschaft 53(2002)1, S. 37-46.
Ulrich Beck, Risikogesellsschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne, München 1986
Thomas Coelen, „Ganztagsbildung“ – Ausbildung und Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen durch
die Zusammenarbeit von Schulen und Jugendeinrichtungen, in: Neue Praxis H. 1/2002
Hans-Seidl-Stiftung (Hrsg.), Generationenstudie 2001. Zwischen Konsens und Konflikt: Was Junge und Alte
voneinander denken und erwarten, München 2002
Hans Hatzl, Ausbildung im Elchtest, in: S. Braun/M. Klopfer/P. Thomas (Hg.), Der Jugend eine Chance.
Perspektiven-Forderungen-Modelle, Stuttgart 1999.
Deutsche Shell-AG: 13 Shell-Jugendstudie, 2002
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