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»Besserung«, Nacherziehung und der Resozialisierung mit dem Zweck dienen, zu-
künftige Normverstöße zu vermeiden. Folgeschäden sollen minimiert und Langzeit-
schäden verhindert werden. Es handelt sich um eine Art »Rückfallprophylaxe«, um
»Nachsorgemaßnahmen«.
Natürlich nahm sich der Strafvollzug der Prävention an. Die Kriminologie
spricht von einer Generalprävention, die durch allgemeine Strafandrohung grund-
sätzlich davon abschrecken soll, Straftaten zu begehen. Spezialprävention hingegen
zielt darauf ab, durch das direkte Einwirken auf den Täter durch Bestrafung künftige
Straftaten zu verhindern. In vielen Resozialisierungskonzepten wurde die Prävention
weiter entwickelt und erfolgreich angewandt.
Diesem Konzept der Disziplinierung steht das sozialwissenschaftliche Modell
mit der Auffassung gegenüber, dass erst durch die Herstellung positiver sozialer
Rahmenbedingungen abweichendes Verhalten verhindert werden kann. Dabei sind
personenbezogene Präventionsstrategien zu unterscheiden, die sich ausschließlich
auf die Verhaltensmerkmale einzelner konzentrieren und versuchen, Störungen
durch kontrollierende, erzieherische oder beratende Interventionen zu verhindern.
Hingegen zielen strukturbezogene Präventionsstrategien auf die Veränderung re-
striktiver und den einzelnen und Gruppen in seinen oder ihren Entwicklungsmöglich-
keiten hemmenden Lebensbedingungen ab, da diese als die wesentlichsten Ursa-
chen für Chancenungleichheit und soziale Auffälligkeit angesehen werden.
In der Medizin wird Prävention heute sehr umfassend verstanden. Man fasst
damit alle Maßnahmen zusammen, die darauf ausgerichtet sind, Krankheiten zu ver-
hüten oder in ihrem Verlauf zu verlangsamen bzw. zu bessern.
Die präventiven Konzepte sind also nicht nur vielfältiger, sondern auch diffe-
renzierter geworden. Stand am Anfang der Drogenprävention in den 1970er Jahren
überwiegend die Abschreckung im Vordergrund, die den Konsumentinnen und Kon-
sumenten ein böses Schicksal voraussagte, folgten bald Aufklärungskonzepte, die
die sachliche Information in den Vordergrund stellten. Beide Konzepte betrieben et-
was wie eine »Warenkunde« und führten nicht zur gewünschten Auseinanderset-
zung mit dem Problem, sondern schufen eine Ich-ferne Situation, mit wenig Wirkung.
Erst die »Auseinandersetzung« mit der ganz aktuellen Situation der konkreten Ziel-
gruppe und ein andauernder Diskussionsprozess zeigen Wirkung. Die jüngsten Kon-
zepte kehren zurück zur Erziehung und konzentrieren sich auf die Persönlichkeit des
Individuums, seine Fähigkeiten und Gefühle. Es geht um Trainings gegen negative
soziale Beeinflussungen, ja schließlich um die Vermittlung allgemeiner Bewältigungs-
formen, um die Aneignung von Lebenskompetenz überhaupt.
Diese Entwicklung macht u. a. deutlich, dass Hilfe- und Eingliederungsmaß-
nahmen nur dann wirklich erfolgreich verlaufen, wenn sie über eine längere Zeit hin-
weg »persönlich« begleitet und nicht nur »überwacht« oder administrativ vollzogen