Wenn in einem Nachbarhaus ein Schwerkranker war, klopfte man an die Tür von
Margareta, um sie darauf aufmerksam zu machen. Man wusste, dass sie es nicht ablehnen
werde zu helfen. Und sie forderte dann einen der Söhne auf, sie zu begleiten. Sie sagte: „Da
gilt es, ein Werk der Nächstenliebe zu erfüllen.“
„Im Winter“, erinnert sich Don Bosco, „kam oft ein Bettler und klopfte an unsere Tür.
Überall lag Schnee, und er bat, im Heuschober schlafen zu dürfen.“ Bevor Margareta ihn
dorthin gehen ließ, gab sie ihm einen Teller warmer Suppe. Dann schaute sie sich seine Füße
an. Meistens sahen sie übel aus. Die abgetragenen Holzschuhe waren undicht und oft feucht.
Margareta hatte kein anderes Paar, um es ihm zu geben, aber sie wickelte seine Füße in
Leinen ein und verband sie, so gut sie es konnte.
Nahe beim Haus gab es einen Wald. Mehr als einmal klopften beim Einbruch der
Nacht kleine Gruppen von Männern, die von der Polizei gejagt wurden. Sie erbaten eine
Schüssel Suppe und etwas Stroh zum Schlafen. Viele von ihnen waren ehemalige Soldaten,
die nach den Jahren des Krieges nicht mehr in ihren Beruf zurückkehren konnten und deshalb
Händler und andere Reisende ausraubten.
Sorge bereitete die Tatsache, dass oft hinter den ehemaligen Soldaten die Polizisten, die
Carabinieri, erschienen, die sie suchten. Aber im Haus Bosco herrschte ein stillschweigender
Waffenstillstand. Die Polizisten, vom Aufstieg ermüdet, erbaten von Margareta einen Becher
Wasser oder manchmal auch Wein. Die Banditen auf dem Heuboden hörten die Stimmen und
gingen leise davon. Auch wenn die Polizisten oft wussten, wer sich gerade im Haus versteckt
hielt, spielten sie mit und versuchten nie, jemanden im Hause Bosco zu verhaften.
c) Erste Mitarbeiterin Don Boscos
Im Jahr 1841 erfüllte sich für Johannes Bosco und seine Mutter ein langer Traum. Seit
er neun Jahre alt war, hatte Johannes den Wunsch, Priester zu werden und für junge
Menschen da zu sein. Trotz aller Armut und Schwierigkeiten unterstützte seine Mutter ihn
dabei nach allen Kräften.
Am 5. Juni 1841 wurde Johannes in Turin zum Priester geweiht. Am Tag als er in
seiner Heimat seine erste Messe feierte, suchte seine Mutter, mit ihm allein zu sein. Dabei
sagte sie zu ihm: „Du bist Priester, du feierst die Messe; von jetzt an bist du Jesu näher. (…)
Ich bin mir sicher, dass du jeden Tag für mich beten wirst, solange ich lebe und wenn ich
einst gestorben bin. Das reicht mir. Von jetzt an denke nur an das Heil der Menschen und
verschwende keinen Gedanken an mich.“
Don Bosco hat dieses Wort seiner Mutter sehr ernst genommen. Und so zögerte er
nicht, sich in Turin um die Ärmsten der Armen zu kümmern: die Jugendlichen, die vom Land
in die Stadt Turin kamen, um zu arbeiten. Nicht wenige von ihnen wurden ausgebeutet; viele
landeten im Gefängnis, weil sich keiner um sie kümmerte. Manche wurden sogar zum Tode
verurteilt. Don Bosco gründete für sie ein Oratorium, wo sie lesen und schreiben lernen
konnten, ihre Freuzeit verbrachten und von Gott erfuhren. Immer mehr Jungen kamen, so
dass für Don Bosco all die Arbeit zu viel wurde. Schon bald wurde er todkrank. Und so
wusste er: Ich brauche Hilfe. Aber wen sollte er fragen? Niemand anders fiel ihm ein als seine
Mutter, bei der er sich im Herbst 1846 zur Erholung aufhielt. Er zögerte lange. Schließlich
war sie schon 58 Jahre alt und freute sich auf einen ruhigen Lebensabend im Kreis ihrer
Kinder und Enkel.
An einem Abend, kurz vor seiner Abreise, hatte er endlich den Mut: „Mama, als ich
krank war, habt Ihr gesehen, wie mich die Jungen des Oratoriums lieben und wie arm sie sind.
Ich werde nun zu ihnen zurückgehen. Einst habt Ihr mir gesagt: Wenn Du ein reicher Priester
wirst, werde ich dein Haus nie betreten. Jetzt habt ihr gesehen, wie arm ich bin und wie sehr
euch meine armen Kleinen nötig haben. Ihr wisst, dass ich mein neues Haus nicht allein
beziehen kann, um meinen Ruf nicht zu gefährden. Wollt ihr nicht mit mir kommen und die
Mutter meiner armen Kinder werden?“
Mama Margareta: Familien- oder Schulmesse
5