ANSMAG
MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
chelle, Madrid und Bonn) große Bedeutung, und
sie zeichneten sich durch ihren Dienst für die ge-
samte Kongregation unter Leitung des General-
oberen aus. Gemeinsam mit ihren beiden NGO
JTM und JDW, und dazu mit COMIDE und VIS bil-
deten sie eine sehr effiziente Gruppe für die mate-
rielle Entwicklung und menschliche Förderung der
salesianischen Missionen, und sie in haben in ganz
besonderer Weise bei der Verwirklichung des „Pro-
jekt Afrika” geholfen. Nach dem Willen der Leitung
der Salesianischen Kongregation schloss sich
dieser Gruppe dann noch die Prokur „Missioni
Don Bosco, Valdocco” in Turin mit ihrer NGO „Noi
per Loro” (Wir für sie) an (1992).
1990-2000
Im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhun-
derts entstanden noch weitere nationale Prokuren
in Europa (Österreich, Spanien/ Sevilla, Deutsch-
land/ München), in Amerika (Ecuador, Brasilien,
Chile), in Afrika (Äthiopien, Kenia, Kongo) und in
Asien (Korea, Hongkong). Dieser Zeitraum von
wenig mehr als zehn Jahren sieht auch das Ent-
stehen von Projekt- und von Entwicklungsbüros
(etwa 40 insgesamt), um auf die Bedürfnisse des
Menschen in seinem Lebensraum antworten zu
können. Diese Büros befinden sich hauptsächlich
auf der südlichen Halbkugel unserer Erde: in
Amerika (Zentralamerika, Haiti, Venezuela, Ko-
lumbien, Bolivien, Argentinien, Uruguay u.a.), in
Afrika (Kamerun, Sambia, Madagaskar...) und in
Asien (allein neun in Indien, dann Vietnam, Sri
Lanka u.a.).
Zusammenarbeit mit der Ordensleitung
Diese große Bewegung zu Gunsten der salesia-
nischen Missionen, die z.Zt. aus 72 Organisationen
unterschiedlicher Art besteht, wird vom Dikaste-
rium für die Missionen im Generalat an der Via Pi-
sana in Rom und von den jeweils für die Missionen
zuständigen Generalräten der Kongregation betreut
und koordiniert. Seit etwa 20 Jahren werden regel-
mäßig Tagungen durchgeführt, um dieser Bewe-
gung zu helfen, zu wachsen und immer effektiver
zu arbeiten. Anfänglich wurden jedes Jahr die Pro-
kuratoren aus aller Welt zusammengerufen, um
eine engere Zusammenarbeit zu erreichen, das ge-
genseitige Kennen zu fördern und Informationen
auszutauschen. Dann wiesen die Internationalen
Prokuren auf die Notwendigkeit hin, sich zusätz-
lich in kleinerem Kreis und dafür häufiger zu
treffen, wobei die regulären Treffen weiterhin bei-
behalten wurden, wenn auch nur noch alle zwei
Jahre. Die Prokuren und NGO der „Arbeitsgruppe
Makro-Projekte” besteht aus etwa 15 Personen der
vier Internationalen Prokuren und der fünf NGO;
sie treffen sich zweimal jährlich auf Einladung des
Generalrats für die Missionen, um eine gemein-
same Strategie für den Kampf gegen die Armut, bei
der Förderung der Jugend und der Hilfen für die
Provinzen und Häuser der Kongregation festzu-
legen. Bisher ist diese Arbeitsgruppe mehr als
zehnmal zusammengekommen und ist sich dabei
bewusst geworden, dass zur Arbeit im Verbund
regelmäßige periodische Tagungen notwendig sind.
Ein Blick auf die „Philosophie” der Hilfelei-
stung für die Missionen
Wie hat sich die „Philosophie der Solidarität”
denjenigen gegenüber, die in Not sind, geändert?
Das geschah in mehreren aufeinander folgenden
Schritten.
1. Schritt: Anfangs herrschte die Auffassung
– die auch heute noch vielfach ihre Berechtigung
hat –, es reiche aus, zu „geben”, „Hilfsgüter zu
schicken” dorthin, wo Bedarf ist: Geld, Schul-
bauten, Personal. Die Salesianer aus dem reichen
Westen (Amerika, Europa) haben also die Mittel
beschafft, um Hilfen in die ärmsten Länder zu
schicken, um viel Not und Elend zu lindern und
die Sache der Missionen zu fördern.
2. Schritt: Dann dachte man, die versandten
Hilfsgüter müssten denen, für die sie bestimmt
waren, helfen, sich selbst aus der vielfältigen
Armut, die sie an einem Leben nach dem Plan
Gottes hinderte, zu befreien. Verschiedene Länder,
die sich bereits auf dem Weg der Entwicklung be-
fänden, könnten sich selbst besser im Land selbst
organisieren beim Bemühen um Selbsthilfe, die
ihre Werke am Leben erhalten könne, ohne ständig
die Hand aufhalten zu müssen. Es geht also um
Erziehung zur Entwicklung, vor Ort und bei den
Menschen. Das Dikasterium für die Missionen hat
das Entstehen von Missionsprokuren in Südame-
rika, in Afrika und in Asien gefördert und fördert
sie auch weiterhin. Es geht hier also um das Subsi-
diaritätsprinzip.
3. Schritt: Seit mehr als zehn Jahren wird auf
Grund vorheriger reiflicher Überlegungen versucht,
immer mehr die „Entwicklungsbüros” zu unter-
stützen, die sich um die Entwicklung in der Pro-
vinz oder in der Region bemühen, um nach Lö-
sungen für die lokalen Probleme zu suchen und
dabei die Menschen und Ressourcen vor Ort einzu-
setzen. Die Gruppe der großen Prokuren und der
NGO unterstützt die Errichtung und das Funktio-
nieren solcher Büros auch finanziell. So wurde der
Schritt vollzogen vom Geben zum intelligenten
Planen.
Die Arbeit der Internationalen Gruppe be-
schränkt sich nicht darauf, materielle Hilfen zu be-
sorgen (Fundraising, Anträge für Hilfsmaßnahmen
bei öffentlichen und privaten Stellen einreichen)
und sie „in die Missionen” zu schicken, oder Pro-
jekte einzureichen für unbedingt notwendige Ent-
wicklungsmaßnahmen (das ist eher Aufgabe der
NGO), oder – durch die Prokuren – die Missionen
zu unterstützen oder überhaupt dem Missionswerk
in verschiedenster Form Hilfe zu leisten. Diese Art
Hilfe liegt auf der Linie des 1. Schrittes.
Die Internationale Gruppe arbeitet auch für die
Förderung der missionarischen Animation in den
bereits evangelisierten „alten” Ländern – eine sehr
wichtige Aufgabe zur Heranbildung einer missiona-
rischen Mentalität – und für die Erziehung zu einer
gerechten Verteilung der Güter, z.B. durch die Pu-
blikation von Büchern, Zeitschriften, Veranstal-
tungen in Schulen zur Sensibilisierung der jungen
Menschen, und durch verschiedene andere Akti-
vitäten zum Thema „Mission”. Es geht darum, den
jungen Menschen in den Wohlstandsländern den
8