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Don Rinaldis abgehaltenen Kongresses.14 Diese mehrfache Rolle erfordert von ihm ei-
nen beständigen Aufenthalt in der Gemeinschaft. Ein Direktor, der, sogar unter ehren-
werten Vorwänden und umso mehr ohne sie, seine Zeiten der Abwesenheit vervielfa-
chen würde, würde dadurch das Funktionieren der Gemeinschaft beeinträchtigen. Der
Fehler wäre schwerwiegend. Hier stimmen wir mit Don Rua überein: „Der Direktor
muss die Mitte von allem sein, der Motor, von dem jede Kraft ausgeht“, ermahnte er die
Provinziale und die salesianischen Direktoren.15 Die Konstitutionen werden seine Auf-
gaben in dem Satz zusammenfassen: „Er ist der Erstverantwortliche für das Ordensle-
ben, die apostolischen Tätigkeiten und die Verwaltung der Güter.“16 Alle drei sind
wichtig, aber, so schrieb noch Don Rua, wenn es darum geht, eine Rangfolge unter ih-
nen einzurichten, so ist „das Entscheidendste, was (den Direktoren) einzuschärfen ist,
dass ihre besondere Sorge es sein muss, ihre Mitbrüder, Priester, Kleriker und Laien gut
zu leiten (...). Das große Problem, das durch den Mangel an geeignetem Personal verur-
sacht wird, besteht darin, dass mitunter die Direktoren sich selbst daran machen, direkt
bei den Jugendlichen zu arbeiten (...) und infolgedessen keine Zeit mehr finden, sich
dem Wohl der Mitbrüder zu widmen, ihre Rechenschaftsablagen entgegenzunehmen,
ihnen die erforderlichen Konferenzen zu halten, sie zu führen und zu bilden. Es liegt
hier ein ernster Irrtum vor und infolgedessen ein großer Ruin für die Kongregation (...).
Die übliche Regel ist, dass der Direktor einen indirekten Einfluss auf die Schüler mittels
seines Personals, und einen direkten Einfluss auf das Personal ausüben soll.“17 Muss
man präzisieren, dass Don Rua, so wie er hier sprach, niemals daran dachte, die sicher-
lich für ihn wie für Don Bosco sehr direkten Beziehungen zu verbieten, die der salesia-
nische Direktor mit seinen Schülern im Pausenhof und beim ‚Wort zur Guten Nacht’
unterhält? Diese Beziehungen, die eine beständige Anwesenheit implizieren, wurden in
der salesianischen Erziehung immer als wesentlich betrachtet.18 Wir werden hier nur die
besondere Aufgabe des salesianischen Direktors als Ordensoberer berücksichtigen.
Die spirituelle Funktion des salesianischen Direktors in seiner Gemeinschaft
Im traditionellen salesianischen Haus erstreckt sich die Gemeinschaft auf die
Gesamtheit des Personals, ob Salesianer oder nicht, sowie auf die Schüler. Um nicht zu
sehr vom Thema abzuschweifen, konzentrieren wir uns hier auf die eigentliche Ordens-
gemeinschaft. Der Direktor ist der Erstverantwortliche für das Ordensleben ihrer Glie-
der.
Der Direktor oder die Oberin erfüllen diese Aufgabe erstens durch das Beispiel,
das sie ihren Brüdern oder ihren Schwestern geben. Das verstand sich für Don Rua und
Don Albera von selbst, nach welchen der Direktor, um ein richtiger Lehrer zu sein, zu-
erst ein Vorbild sein musste. „So beredt auch unser Wort erscheinen könnte, so groß der
Enthusiasmus ist, den es bei unseren Zuhörern hervorzurufen scheint, es bliebe ein toter
Buchstabe, wenn diejenigen, die uns hören, uns den bekannten Vorwurf wiederholen
könnten: Medice, cura teipsum, Arzt, heile dich selbst! oder: Qui alios doces, teipsum
non doces, Der du andere lehrst, dich selber belehrst du nicht!“, schrieb der erste an die
Provinziale und Direktoren von Amerika (...). „Welches Unheil für uns, wenn wir, be-
sorgt, unseren Untergebenen zu helfen, das Unkraut aus ihren Herzen zu reißen, unsere
Fehler im eigenen Herzen tiefe Wurzeln schlagen ließen und dieses Herz dem Acker
eines Faulenzers ähnlich würde! Möge Gott es nicht zulassen, dass wir, ständig damit
beschäftigt, die anderen auf dem Pfad der Tugend zu ermutigen, die ernste Verpflich-
(Francis Desramaut, Einhundert Schlüsselworte der salesianischen Spiritualität,
Art.: „Directeur“ – „Direktor“)