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der Zukunft grundlegende Werte des Christentums wie etwa „Tradition“ oder
„Observanz“, neu zum Ausdruck bringen. Der „Zukunft einen bevorzugten Platz
einzuräumen“, diese Sicht durch neue Ideale zu erhellen, gleichzeitig sich kreativ
und Regie führend zu zeigen, all diese Aufgaben verpflichten dazu, vertraute
Denkgewohnheiten zu modifizieren. Aber so öffnen sich angenehme Horizonte:
Mehr als von Krieg und Macht, wird man von Frieden, Gerechtigkeit, Ökologie
und Solidarität sprechen. Verschiedene soziale Vorbilder werden vorgeschlagen
werden. „Es ist, als ob der Menschheit eine Stunde des wiedererwachenden Früh-
lings voll von jugendlicher Phantasie geschenkt würde“, rief Don Viganò an die-
ser Stelle aus. „Alles in allem ist das an sich eine begeisternde Neuheit.“*3
Aber der Generalobere war nicht naiv. Er wusste, dass auf Erden Utopien
überhandnehmen, die bald veralten, dass die glückliche Zukunft, von der wir
träumen, sich oft in wahre Albträume verwandelt. Die Zeit ist zuerst die Gegen-
wart, nicht die Zukunft. Und diese gegenwärtige Zeit braucht eine Verwurzelung.
Was die Zukunft betrifft, so geht sie selbst aus der Vergangenheit hervor. Jedoch
sollte man im Geiste gegenwärtig halten, dass das Christentum von Natur aus auf
die Zukunft ausgerichtet ist. Don Bosco, der in kluger Weise die Vergangenheit
las und eine auf die Zukunft ausgerichtete Pastoral praktizierte, gibt hier den Sale-
sianern eine wertvolle Lektion historischer Sensibilität. Der Geist hatte in ihm
einen „gültigen Propheten für die neuen Zeiten“ erweckt. Er ist für seine Schüler
der „Lehrmeister für einen neuen Beginn der Jugendpastoral“.
Die christliche Lehre muss neu überdacht werden, ausgehend von „neuen
Voraussetzungen“. Der heutige Verkündiger des Evangeliums bedarf einer er-
neuerten Theologie der Schöpfung, einer Theologie der Hoffnung, die wirklich
auf die Zukunft gerichtet ist, welche für den Christen in der Eschatologie besteht,
und schließlich einer Theologie der Kirche, die, dem 2. Vatikanischen Konzil fol-
gend, auf dem Begriff des Volkes Gottes in organischer Gemeinschaft gründet.11
Die neue Evangelisierung erfordert eine „Neuheit von Methode und Spra-
che.“ Die Pädagogik hat mit Hilfe der Biologie, der Psychologie und der Soziolo-
gie, große Fortschritte erreicht, von denen die Erziehung zum Glauben profitieren
muss. Die neuen Formen der pastoralen Annäherung und des kulturellen Dialogs
haben in der Einschätzung Don Viganòs für die Don-Bosco-Familie wirklich eine
„außergewöhnliche Wichtigkeit“. Insbesondere verdient die Sprache des Apostels
eine große Aufmerksamkeit. Unsere eigene mentale Bildung und ein gewisser
Mangel an kultureller Flexibilität können unserer Anpassungsfähigkeit schaden.
Der Evangelisator würde eine Sprache benötigen, die an die Intellektuellen ange-
passt ist, eine andere für die einfachen Leute, eine andere für die offizielle Kom-
munikation, eine andere für die Analphabeten, jedenfalls eine Sprache, die zu-
gleich der vollständigen Wahrheit der Inhalte Rechnung trägt und es erlaubt, sich
mit den Einfachsten zu verständigen. Die Vielzahl und die Verschiedenheit der
Methoden, entsprechend den Unterschieden im Alter, den Kulturen, den Situatio-
nen, etc., sind keineswegs Schwächen der Evangelisierung, sondern Zeichen der
pädagogischen Anpassungsfähigkeit und folglich der Reichhaltigkeit in der
Kommunikation. Es ist wahr, dass die Anpassung in den Methoden und der Spra-
che delikat ist. Die Erziehung im Glauben ist eine schöpferische Angelegenheit,
*3 Vgl. ebd., S. 8.
Francis Desramaut, Einhundert Schlüsselworte der salesianischen Spiritualität,
Art.: „Apostolat“ - „Apostolat“