Don Bosco Magazin 3/2013

Arbeiten im Alter


Vive el Papa
Don Bosco weltweit
in Argentinien


Brennpunkt Zentralafrika
Ein Leben ohne Schule


24 Stunden
Ein bisschen
Pensionist


Die christliche Zeitschrift
für die ganze Familie


3/2013


02Z030224S Österreich Ausgabe Mai/Juni


Muße oder
Muss?




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Liebe Leserin, lieber Leser!


„Jetzt bin ich in Pension – und was hab ich


davon? Ich kann jetzt nicht einmal mehr auf


Urlaub gehen.“


Das war der überraschende Kommentar mei-


nes Schwagers, der bekannt war für pointierte,


nicht ganz ernst zu nehmende Sprüche. Ja,


was tut man in der Pension wirklich?


Glücklich der Mensch, der nicht in eine Sinnkrise fällt,


in ein Loch des nicht mehr gebraucht Werdens. Glücklich


auch der Mensch, der im Alter seine Kräfte nach freiem Er-


messen einsetzen kann, der nicht arbeiten muss, sondern


arbeiten kann, der seine Zeit nach eigenen Interessen und


Vorlieben ge- und verbrauchen kann.


Glücklich auch der Mensch, der spürt, wann seine Hilfe


gewünscht ist, und wann sie als ungebührliche Ein-


mischung empfunden wird. Wer es Zeit seines Lebens


gewohnt war, auf andere zu schauen, auf das, was sie


brauchen, was ihnen fehlt, dem wird es nicht schwer fal-


len, herauszufinden, was gewünscht wird, was notwendig


– die Not wendend, abwendend – ist.


Bei der Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-12) war es Maria, die als


Erste bemerkte, dass der Wein ausgegangen war. Selber


konnte sie das Problem nicht lösen, aber sie wusste einen


Weg: „Was er euch sagt, das tut!“


Im Monat Mai wird sie – die Gottesmutter – uns wieder


vor Augen geführt. Lassen wir uns von ihr zu ihrem Sohn


führen.


In dankbarer Verbundenheit


Ihr


Pater Josef Vösl SDB
Chefredakteur


IM BLICKPUNKT
4 Das Panoptikum aus der Welt der Kirche


THEMA
6 Muße oder Muss?
Arbeiten im Alter


8 Ich muss arbeiten, so lange ich kann


10 Hausaufgabenhilfe mit Herz


FAMILIE
14 Oma statt Kindergarten


Wenn Großeltern und Leih-Omas in Familien helfen


18 Ausgesprochen
Warum Omas erfunden wurden


19 Hier und dort: Mein Spielzeug


MITTENDRIN
20 Die Verschließung der Welt


DON BOSCO
22 Vive el Papa!


„Weltweit“ über Argentinien, die Heimat von Papst Franziskus


26 Brennpunkt Zentralafrika: Ein Leben ohne Schule


26 24 Stunden: Ein bisschen Pensionist
Werner Schwarz ist Hausmeister auf Abruf bei den
Don Bosco Schwestern in Stams.


29 Don Bosco aktuell
Nachrichten aus der Don Bosco Familie


32 Gegensatzpaare: Nachtragen und verzeihen


33 Post aus Rom: Lieber arm und gesund als reich und
krank?


34 Das bin ich!


BUNTES
35 Ratgeber


Sie fragen, unsere Experten antworten


36 Kinderseite
Steffi und Tobi in der Spielzeugfabrik


38 Rästel und Zurückgeblättert
Vor 101 Jahren wurden die Salesianer in Österreich
anerkannt.


39 Impressum, Vorschau


DONBOSCOmagazin 3/2013 3


Inhalt 3/2013




Wussten Sie schon, ...
… dass unter den letzten Ernennungen von Bischö-
fen durch Papst Benedikt XVI. auch ein Salesianer war?
Pater Miguel Angel Olaverri Arroniz SDB wurde zum Bi-
schof von Point-Noire in der Demokratischen Republik
Kongo ernannt. Von den 2.384.000 Einwohnern sind


1.392.000 Katholiken.


… dass Papst Franziskus Ehrenmitglied beim Fuß-
ballclub San Lorenzo ist? Der 1908 gegründete Fuß-
ballverein geht auf eine Initiative des Salesianerpries-
ters Lorenzo Massa (1882-1949) zurück. Heute zählt er
zu den fünf größten Klubs Argentiniens.


… dass laut einer market-Umfrage die Österreiche-
rinnen und Österreicher die lückenlose Aufklärung der
Missbrauchsfälle als wichtigste Aufgabe des neuen
Papstes nennen? Als weiteren Punkt wünschen sie sich,
dass die Kirche stärker zu aktuellen Fragen der Gesell-
schaft Stellung nimmt.


Pater Roman Stadelmann SDB spielt noch oft mit den
Jugendlichen Fußball, Basketball oder Tischtennis.


Pater Stadelmann SDB:
Mit 86 immer noch Coach
Salesianerpater Roman Stadelmann gehört auch mit 86 Jah-
ren noch nicht zum alten Eisen. Als Trainer im Jugendzentrum
Amstetten lässt er es sich nicht nehmen, mit den Teenagern
Basketball zu spielen. Beim Tischtennis ist er ein ernst zu
nehmender Gegner. Und auch beim wöchentlichen Fußball-
training kickt der Pater selber mit. „Sport soll Spaß machen“,
betont Pater Stadelmann, und das macht es ihm sichtlich
auch im hohen Alter noch. (Wolfgang Zarl)


Bischöfe und sechs Kardinäle gehören
weltweit dem Orden der Salesianer
Don Boscos an. Gemeinsam mit den


Jesuiten und Franziskanern zählen die
Salesianer Don Boscos zu den


größten männlichen
Ordensgemeinschaften der


römisch-katholischen
Kirche.


116


4 DONBOSCOmagazin 3/2013


Im Blickpunkt


Siehe auch Seite 22/weltweit „Vive el Papa“




Auch Franziskus
setzt auf Twitter
Papst Franziskus hat die Follower-Zahlen beim Kurznach-
richtendienst Twitter auf mehr als fünf Millionen schnellen
lassen. In seinem ersten Tweet verkündete der Papst: „Lie-
be Freunde, ich danke euch von Herzen und bitte euch,
weiterhin für mich zu beten. Papst Franziskus.“ Dass erst-
mals ein Lateinamerikaner an der Kirchenspitze steht, zeigt
sich auch bei Twitter: Die Follower-Zahl des spanischspra-
chigen Accounts erlebte in den vergange-
nen Wochen einen Boom um über 45
Prozent auf nunmehr 1,4 Millionen
Abonnements. Die größte Follower-
Zahl hält mit 2,2 Millionen im-
mer noch der englischspra-
chige Account. (KAP)


Erratum
Im Blickpunkt der Ausgabe 2/2013 berichte-
ten wir, dass Papst Benedikt XVI. über Twitter
Kurznachrichten verschickt. Eine Meldung, die
durch den Rücktritt Benedikts bei Erscheinen
des Magazins leider nicht mehr aktuell war.
Inzwischen zwitschert auch der neue Papst
Kurznachrichten an die Gläubigen.


400 Jahre Passions-
spiele Erl
Im Mai 2013 beginnen die 400. Passionsspiele in
Erl in Tirol, dem ältesten Passionsspielort im
deutschsprachigen Raum. Bereits 1613 wurde
das Passionsspiel urkundlich erwähnt. Alle sechs
Jahre beteiligen sich rund 600 Laiendarsteller der
Gemeinde Erl aktiv am Passionsspiel. Anlässlich
des Jubiläums hat Autor Felix Mitterer das Passi-
onsspiel neu bearbeitet. Ihm war es wichtig, eine
Passion für die Zuschauer von heute zu schreiben.
Dabei soll der Mensch Jesus gezeigt, Frauen stär-
ker ins Zentrum gerückt und Judas entlastet wer-
den. Schuldzuweisungen will er unterlassen und
den Antisemitismus endgültig beseitigen. Statt-
dessen soll die Botschaft der (Nächsten-)Liebe
deutlich herausgearbeitet werden.


Weitere Informationen unter
www.passionsspiele.at


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DONBOSCOmagazin 3/2013 5




Arbeiten im AlterNiemals zuvor haben in Öster-reich so viele ältere Menschen ge-
arbeitet wie heute. Die Gründe sind
vielfältig: höhere Lebenserwartung,
bessere medizinische Versorgung,
zu geringe Pensionen.
Das DON BOSCO magazin hat
zwei Pensionisten bei ihrer Arbeit
begleitet: Der eine muss Geld
verdienen, die andere engagiert
sich ehrenamtlich.
Texte: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf


12,5%
der 60- bis


69-Jährigen sind
ehrenamtlich


tätig


Altersarmut in Österreich
Trotz Ausgleichszulage („Mindestpension“)
besteht bei Pensionisten eine Armutsgefähr-
dung. Mit 26% Armutsgefährdung liegen
allein lebende Pensionistinnen deutlich
über der Risikoquote von allein lebenden
Pensionisten (13%). Dies erklärt sich durch
den hohen Anteil von Frauen beim Bezug
einer Mindestpension, deren Richtsatz unter
der Armutsgefährdungsschwelle liegt. (Die
Armutsgefährdungsschwelle beträgt derzeit
1.066 Euro.) Quelle: Statistik Austria


der allein lebenden
Pensionistinnen sind


armutsgefährdet


der allein lebenden
Pensionisten sind
armutsgefährdet


26Prozent


Senioren im Ehrenamt
Nach einer Studie aus dem Jahr 2008
engagieren sich 12,5% der 60- bis 69-Jährigen
in einer ehrenamtlichen Tätigkeit.
Quelle: Statistik Austria


13Prozent


6 DONBOSCOmagazin 3/2013




Arbeiten im Alter


Demografischer Wandel
➜ Laut Prognosen wird sich die Alters-


struktur in Österreich verändern.
➜ Während heute jeder vierte Staats-


bürger über 60 Jahre alt ist, wird es
2040 jeder dritte sein.


➜ Im Jahr 2060 werden von acht Millio-
nen Staatsbürgern knapp drei Millio-
nen über 60 Jahre oder älter sein.


Quelle: Österreichisches Institut für Familienforschung


Erwerbstätigkeit älterer Menschen
in Österreich


Zwischen 2000 und 2012 hat sich die
Zahl der Erwerbstätigen im Pensionsal-
ter auf rund 750.000 mehr als verdop-
pelt. In keiner anderen Altersgruppe ist
die Zuwachsrate der Erwerbstätigen in
dieser Zeit so deutlich gestiegen wie bei
den über 65-Jährigen.
Quelle: Statistik Austria


750.000


2040
Jeder dritte


Österreicher ist
über 60 Jahre


alt.


2012


Zahl der
Erwerbstätigen


im Pensionsalter
hat sich verdoppelt


2000


DONBOSCOmagazin 3/2013 7


Thema




Guntram Mahnke* kann von seiner
Rente nicht leben. Er gehört zu
den Senioren in Deutschland, die
gezwungen sind, weiterhin arbeiten
zu gehen. Der 69-Jährige hat gleich
mehrere Jobs, um über die Runden
zu kommen.


Text: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf


Wenn Don Carlo auf dem Spielplan steht, freut sich Guntram Mahn-ke*: „Bei dieser Oper werde ich als Ketzer auf dem Scheiterhaufen ver-
brannt.“ Guntram Mahnke lacht kurz und greift
nach seiner schmalen, schwarzen Aktentasche.
Er hat Fotos von damals dabei, als er noch Statist
an allen drei großen Münchner Bühnen war: an
der Münchner Staatsoper, am Prinzregenten- und
am Residenztheater. Ein Foto ist bereits vergilbt.
Auf dem anderen sieht man einen gewaltigen
Krokodilskopf: großes gelbes Maul mit spitzen
Zähnen, kugelrunde, rote Augen so groß wie Fuß-
bälle. 15 Jahre ist die Aufnahme alt. Sie zeigt eine
Szene aus der Kinderoper „Peter Pan“, die damals
unter der Regie von August Everding am Prinzre-
gententheater aufgeführt wurde.


Mahnke arbeitet gern als Statist. Er würde den
Job auch nicht aufgeben, wenn seine Rente reich-
te, um davon leben zu können. Der promovierte
Kunsthistoriker bekommt nur eine geringe Rente
vom Staat. „Das Geld reicht gerade für Pizza für
zwei samt Getränken“, sagt der Mann mit dem
kurzen, graumelierten Haar nüchtern. Den ge-


Job Nummer 1: Seit mehr als 30 Jahren ist Guntram
Mahnke* Statist an Münchens renommiertesten Büh-
nen und schlüpft in die unterschiedlichsten Rollen.


8 DONBOSCOmagazin 3/2013


Thema


Ich muss arbeiten,
solange ich kann


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nauen Betrag möchte er nicht nennen. Doch in seiner
Stimme liegt kein Groll, keine Bitterkeit.


Mahnke hat gelernt, zu haushalten, zu rechnen, sparsam
zu sein. Er macht das seit Jahren so. Und auch heute –
während andere in seinem Alter reisen, ihre Enkel hüten
oder anderen Hobbys nachgehen – muss er noch arbei-
ten. Mahnke hat keine Wahl. Dabei braucht der 69-Jäh-
rige nicht viel. „Ich bin eigentlich genügsam. Von der
Miete abgesehen, reichen mir 200 Euro im Monat zum
Leben“, sagt er und wringt seinen Teebeutel über seiner
Tasse aus. In der Pause sitzen er und die anderen Statis-
ten öfter hier in der Theaterkantine – bis sie per Laut-
sprecher zur nächsten Szene ausgerufen werden. Dann
schlüpft Mahnke in die Rolle des Soldaten, des Bediens-
teten oder eben des Ketzers. Auf der Bühne zieht er Fest-
wagen, rüttelt am Vorhang oder trägt ein Bärenkostüm.
Im Schnitt wird er heute für zwei Inszenierungen pro
Spielzeit eingesetzt. Die rosigen Zeiten sind vorbei, die
Konkurrenz ist groß. „Heute kommen die Jungen nach.
Es ist ein ständiger Verdrängungsprozess. Regisseure zie-
hen frische Gesichter dem meinigen vor“, sagt Guntram
Mahnke und zuckt sachte mit den Schultern. Mahnke ist
kein Typ, der mit seinem Schicksal hadert. Stattdessen
geht er die Dinge pragmatisch an.


Momentan hat der Rentner drei Jobs. Ihm macht das
nichts. Er arbeitet gern. Dennoch weiß er nie genau,
was er am Monatsende auf dem Konto hat. Wenn an der
Staatsoper wieder einmal magere Zeiten anbrechen, ist
Mahnke froh, dass dies nicht sein einziger Broterwerb
ist. Mit der Volkshochschule hat er einen freien Mitarbei-
tervertrag und weiß somit zumindest bei diesem Job, wie
viel Geld er monatlich verdienen wird. Pro Semester bie-
tet er sechs bis sieben Führungen an, durch Ausstellun-
gen, Museen oder Stadtteile. Er hat einen engen Zeitplan,
muss genau takten und planen, wann er wo zu sein hat.
Wenn Mahnke etwas Geld zur Seite legen konnte, gönnt
er sich auch einmal Kino. Das passiert etwa zweimal im
Jahr. „Luxus ist für mich, wenn ich mit meiner Lebensge-
fährtin einen Tag wegfahren kann, eine Tagesfahrt nach
Salzburg etwa. Das kommt aber eher selten vor.“ Letztes
Jahr hat das Geld dafür nicht gereicht.


Tags darauf: Dunkelblaues Sakko, bunte Krawatte,
blau-weiß gestreiftes Hemd – Mahnke eilt an diesem
Mittwochmittag schwer bepackt in die Münchner Hypo
Kunsthalle. Im Vorraum begrüßt er jeden Teilnehmer
der Führung mit Handschlag. Einige von ihnen kennen
und schätzen den Kunsthistoriker, buchen immer wieder
Führungen bei ihm. „Herr Mahnke hat ein unglaubli-
ches Wissen und vermittelt große Freude an der Kunst.
Wir lernen durch ihn, die Dinge mit einem ganz anderen
Blick zu sehen“, sagt eine Teilnehmerin.


Guntram Mahnke bereitet sich gründlich auf seine Füh-
rungen vor, geht die Ausstellung mehrmals vorher ab,
denkt sich eine Route durch die Räume aus, stöbert zu
Hause in seiner kleinen Wohnung in seinem riesigen Ar-
chiv an Bildbänden und Biografien. Rund 5.000 Bücher
hat er auf dem Boden, in den Regalen, in fast jeder Ecke
seiner Räume. „Eine Kunsthistorikerkrankheit“ – und
da ist es wieder, dieses verschmitzte Lachen. Dass die-
se akribische Vorbereitung viel Zeit in Anspruch nimmt,
Zeit, die nicht entlohnt wird, stört ihn nicht. Bereits im
Studium hat Mahnke genau beobachten gelernt, sieht
seinen Alltag, sein Umfeld mit offenem, neugierigen
Blick. Mahnke ist kein Traumtänzer, er hat seine Lebens-
entscheidungen auf pragmatischer Basis getroffen: „Ich
habe keine Kinder. Das Geld reichte nicht, um eine Fami-
lie zu ernähren.“


In wenigen Monaten wird Mahnke 70. Er hat sich in den
vergangenen 40 Berufsjahren viele Wege erschlossen, ist
in Sackgassen geraten, hat sich Notausgänge gesucht, ist
immer in Bewegung geblieben und hat schließlich den
richtigen Weg für sich gefunden. Engstirnigkeit, egal ob
in „seinem“ Fach, der Kunstgeschichte, oder im Alltag,
mag Mahnke nicht. Genauso wenig wie Reue. Dafür fehlt
ihm auch die Zeit. Er muss nach Hause, seine Steuerer-
klärung liegt ihm im Magen. Keine Zahl darf falsch sit-
zen. Das würde wieder ein paar Euro kosten. Geld, das er
nur ungern dem Staat schenken würde, wie Mahnke es
ausdrückt. Morgen steht er wieder auf der Bühne, zuvor
leitet er eine Führung. Er muss weiterarbeiten, noch lan-
ge, „bis ich nicht mehr kann“.


Job Nummer 2: Neben seiner Tätigkeit als Statist am Theater,
führt der 69-Jährige auch mehrmals die Woche Gruppen durch
Ausstellungen und Museen – wie hier in der Hypo Kunsthalle in
München.


DONBOSCOmagazin 3/2013 9


Thema


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Jeden Freitag zwischen 14 und 16 Uhr
hat Ingrid Stenz ihren Terminkalender
geblockt. Dann bekommt sie Besuch
von Amit. Seit rund einem Jahr hilft die
72-Jährige dem Jungen durch die Grund-
schule, übt mit ihm lesen und schreiben.
Das DON BOSCO magazin hat die
Pensionistin bei ihrer ehrenamtlichen
Tätigkeit begleitet.


Text: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf


Ingrid Stenz schält eine Orange. Die Spalten legt sie auf einen Teller neben ein paar Salzstangen und Waffeleier. Bevor Amit kommt, bereitet die 72-Jähri-ge immer eine kleine Brotzeit samt Naschereien vor.
Sie stellt den Teller auf den kleinen Tisch in der Küche,
schiebt ein Schreibheft zur Seite und greift nach einem
Hustenbonbon, als es klingelt. Stenz öffnet die Woh-
nungstüre einen Spalt und geht in die Küche zurück. Es
ist zehn vor zwei, Amit ist überpünktlich.


Ingrid Stenz gehört zu den 28 Prozent der Seniorinnen
und Senioren in Deutschland, die sich ehrenamtlich en-
gagieren. Seit gut einem Jahr kommt der Junge mit dem
kurzen braunen Haar jeden Freitag für zwei Stunden
zu ihr. Dann hilft die Witwe dem Grundschüler bei den
Deutschhausaufgaben, kontrolliert seine Schulhefte, übt
Diktate mit ihm oder das Aufsagen eines Gedichts. „Ei-
gentlich müsste Amit öfter kommen, er braucht dringend
Hilfe. Doch es hapert manchmal schon daran, dass er
keine Fahrkarte für die Tram hat“, sagt Stenz.


10 DONBOSCOmagazin 3/2013


Thema


Hausaufgabenhilfe mit Herz




Amits Eltern stammen aus dem Kosovo. Seine Mut-
ter spricht kaum deutsch. Sein Vater ist schwer erkrankt.
Amit tut sich schwer in der Schule. „Ich komme gerne
hierher, weil ich hier was lerne“, sagt Amit ernst. Der
Grundschüler mag Frau Stenz, lässt sich von ihr maßre-
geln, motivieren, loben, umarmen. Nach gut einem Jahr
hat sich ein Gefühl der Vertrautheit eingestellt. Ingrid
Stenz macht mit Amit, was sie auch mit ihren eigenen
Kindern gemacht hat. Sie zeigt ihm Regeln und Grenzen
auf, lehrte ihn „bitte“ und „danke“ zu sagen, legt Wert
darauf, dass Amit ordentlich am Tisch sitzt, sich die Hän-
de wäscht, wenn er zur Türe hereinkommt.


Amit setzt sich an seinen angestammten Platz in der
kleinen Küche, kramt in seiner Schultasche und zieht
ein Hausaufgabenheft hervor. Stenz beugt sich über ihn
und setzt sich ihre Lesebrille auf. „Was ist das, Amit? Soll
das eine Drei sein? Sehr schlampig geschrieben!“ Amit
blickt schuldbewusst über seine Schulter und klappt
dann schweigend das Deutschbuch auf. Ingrid Stenz
hat Übung im Hausaufgabenmachen, kann streng sein,
ohne einzuschüchtern. Drei Kinder brachte sie durch die
Schulzeit. Ihre Tochter war gerade zwölf, als der Vater
plötzlich an Krebs erkrankte.


„Ich mag Kinder und kann auch gut mit ihnen umgehen“,
sagt die Pensionistin und streicht sich ihr kinnlanges
braunes Haar zurück. Stenz hat schon immer geholfen
– uneigennützig, unentgeltlich, obgleich das Geld in der
Familie knapp war. Auch heute noch packt sie an, wenn
Not am Mann ist, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.
Sie hilft Mitbewohnern des Hochhauskomplexes beim
Ausfüllen von Formularen, gießt Blumen bei ihrer Nach-
barin, die sich für fünf Wochen in die Kur verabschie-
det hat, hütet spontan für zwei Stunden das Kind einer
jungen Mutter aus der dritten Etage, die Behördengän-
ge erledigen muss. „Bei 129 Mieteinheiten hat sich ganz
schnell rumgesprochen, dass ich helfe. Langweilig wird
es nie, irgendwas ist immer“, sagt Stenz und lacht. Die
große Sinnfrage, die meist Auslöser für eine ehrenamt-
liche Tätigkeit im Alter ist, stellte sich die Pensionistin
an ihrem 70. Geburtstag: „Soll’s das jetzt gewesen sein?“
Dreiundzwanzig Jahre war sie Chefsekretärin in der psy-
chiatrischen Abteilung des Münchner Klinikums rechts
der Isar, galt dort stets als Rettungsanker und gute See-
le des Hauses. Als sie dann nicht mehr arbeitete, fehlte
plötzlich etwas. „Ich wollte unbedingt noch etwas Sinn-
volles tun. Ich hatte das Gefühl, der Tag ist nicht richtig
ausgefüllt.“


Kurzerhand ging Ingrid Stenz dorthin, wo sie zuletzt auf
einem Spaziergang an einem Fenster einen Zettel mit der
Aufschrift „Ehrenamtliche Mitarbeiter/innen gesucht!“
las. Die zierliche Frau betrat den „Projekt-Laden Inter-
national“ im Münchner Stadtteil Haidhausen und fragte


spontan: „Könnt ihr mich brauchen?“ Die Einrichtungs-
leiterin nahm ihr Hilfsangebot dankbar an. Nur ein einzi-
ges Mal half Ingrid Stenz Amit im Projekt-Laden bei den
Hausaufgaben. „Doch das ging gar nicht! Es war einfach
viel zu viel Trubel um uns herum.“


18 Kinder aus vielen Nationen stürmen an vier Nachmit-
tagen die Woche in die kleine Einrichtung in der Metz-
straße. Bis 17 Uhr dürfen sie bleiben, machen ihre Haus-
aufgaben, spielen, backen, kochen. Betreut werden sie
von Sozialpädagogen, Ehrenamtlichen und Praktikan-
ten. Rund 20 Ehrenamtliche, davon viele Ältere, enga-
gieren sich im Projekt-Laden. Internationale Mädchen-
gruppen, Frauentreffs, Hausaufgabenbetreuung – das
Angebot der Einrichtung des Vereins für Internationale
Jugendarbeit ist groß, und immer mehr Kinder und Er-
wachsene aus der Nachbarschaft nehmen es gerne an.


DONBOSCOmagazin 3/2013 11


Thema


»Ich mag Kinder
und kann auch gut mit ihnen umgehen.«




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» Alle 14 Tage mache ich Dienst als „Heimmutti“ im
Amstettner Don Bosco Heim. Als „Heimmutti“ gebe ich
Kindern und Jugendlichen Spielsachen oder Sportgeräte,
bereite Imbisse und Getränke zu und Mädchen suchen
immer wieder Rat bei mir, wenn sie Probleme haben. Ich
bekomme für diese Tätigkeiten viel Positives zurück.«


Maria Brandstetter (67), vor ihrer Pensionierung Angestellte in einer Apotheke,


engagiert sich seit 2001 in der Don Bosco Pfarre Herz Jesu Amstetten.


» In der Pfarre organisiere ich das Kontaktcafé, habe
die Kinder-Kirche neu gegründet und leite die Senioren-
runde. Wichtig ist mir, Jung und Alt zusammenzuführen.
So besuchen die Kinder die Seniorenrunde, um gemein-
sam zu basteln. Meine Aufgaben machen mir Freude, da
ich Kinder sehr gerne habe und auch mit älteren Men-
schen gut zurecht komme.«


Rosa Rechberger (65) arbeitete bis 2008 in der UNO-City und engagiert sich in der


Wiener Don Bosco Pfarre Stadlau.


» Es war mir immer schon wichtig anderen Menschen
zu helfen. Nachdem ich 2012 von Kapfenberg nach Brunn
am Gebirge übersiedelt bin, musste ich mein bisheriges
ehrenamtliches Engagement aufgeben. Jetzt helfe ich
beim Flüchtlingswerk im Jugendwohnheim Abraham, wo
ich zweimal pro Woche Nachhilfe in Mathematik und
Physik gebe.«


Werner Bardenhofer (76), studierter Elektrotechniker, ist seit Jänner 2013 als Lern-


betreuer im Don Bosco Flüchtlingswerk in Wien-Inzersdorf.


Seit diesem ersten Treffen kommt Amit jeden Freitag zu
Stenz nach Hause.


Nur das Ticken der kleinen Wanduhr ist zu hören.
Amit überlegt. Den Füller im Mundwinkel murmelt er
etwas vor sich hin. Er soll einen Relativsatz formulie-
ren. Amit runzelt die Stirn und sieht konzentriert auf
die blaue Tischdecke. Ingrid Stenz beugt sich vor, um
ihn besser zu verstehen. „Nicht wieder die Endsilbe ver-
schlucken. Das heißt brenn-en, nicht brenn-n“, mahnt
sie. Amit lehnt sich über sein Heft und schreibt langsam,
Buchstabe für Buchstabe einen Satz. Mittlerweile sind 30
Minuten vergangen und Amit schreibt mit Kugelschrei-
ber – verbotenerweise. Er hat keine Ersatztintenpatronen
dabei. Fünf Sätze hat Amit geschrieben. Die erste Text-
aufgabe ist geschafft.


Nach einer Stunde macht Stenz eine Pause und hält dem
Neunjährigen den Teller mit der Orange und den Salz-
stangen hin. Beide gehen ins Wohnzimmer – wie immer.
Amit lässt sich auf die große beige Couch plumpsen
und steckt sich eine Orangenspalte in den Mund. Spä-
ter wird er noch ein Gedicht aufsagen und bekommt
dafür ein dickes Lob. Beim Diktat läuft es weniger gut.
Ingrid Stenz gibt Amit die Hausaufgabe, den Text noch
einmal zu schreiben. Ob ihn seine Eltern abholen, will
Stenz schließlich wissen. Amit zuckt mit den Schultern.
Die Pensionistin greift zum Telefon und verschwindet im
Wohnzimmer. Amit soll mit der Trambahn nach Hause
fahren. Ein Ticket hat er nicht. Stenz geht in die Küche
und kramt aus einer Schale eine Streifenkarte. „Die
bringst du mir wieder, hörst du!?“ Amit nickt und lacht
verlegen.


Ehrenamtliches Engagement bei den Salesianern
Don Boscos und den Don Bosco Schwestern


Ehrenamtliches Engagement für Kinder und Jugendliche bei den
Salesianern Don Boscos und den Don Bosco Schwestern hat eine
lange Tradition. Eine Mitarbeit ist in vielen verschiedenen Bereichen
möglich – sei es in einem der sozialen Jugendvereine als Nachhil-
felehrer, als Helfer bei Veranstaltungen und Projekten oder in einer
Pfarre. Wenn Sie sich für Jugendliche einsetzen wollen und die
Salesianer Don Boscos und die Don Bosco Schwestern ehrenamtlich
unterstützen möchten, melden Sie sich einfach direkt bei einer un-
serer Einrichtungen in Österreich. Welches Haus der Salesianer Don
Boscos oder der Don Bosco Schwestern in Ihrer Nähe liegt, erfahren
Sie unter www.donbosco.at.


DONBOSCOmagazin 3/2013 13


Thema


»Langweilig
wird es nie,
irgendetwas ist immer.«


KURZ ZIT IERT


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Hey Finja, …“, singt Doris Faßbender und beugt sich lächelnd zu ihrer Enkelin im Kinderwa-gen hinunter. Zur Melodie klopft die ältere Dame mit den Händen auf ihre Knie. Lachend
ahmt die Kleine die Bewegung nach. „Schau mal, was
ich hier habe. Probier mal!“, fordert Doris Faßbender das
Mädchen auf und füttert es mit Suppe. Am Vormittag wa-
ren Oma Doris und ihre Enkelin in der Kölner Innenstadt
unterwegs. Jetzt machen die beiden Pause in einem Café
am Dom.


Weil ihre Tochter nach der Elternzeit wieder in ihren
Beruf als Lehrerin zurückgekehrt ist und für Finja erst
im August ein Platz in einer Kindertagesstätte frei wird,
kümmert sich Doris Faßbender solange um ihre 15 Mo-
nate alte Enkelin. An vier Tagen die Woche pendelt die
63-Jährige von ihrem Wohnort ins 30 Kilometer entfernte
Köln. „Ich unterstütze meine Tochter gerne beim Wie-
dereinstieg in den Beruf“, sagt die ältere Dame mit dem
kinnlangen braunen Haar. „Ich finde es wichtig, dass
auch Frauen mit Familie berufstätig sind.“


Das denkt auch Christa Schiller, Leih-Oma aus Nürnberg.
„Die Mütter kommen nicht mehr so leicht in den Beruf
zurück, wenn sie so lange für ihre Kinder zu Hause blei-
ben.“ Und sie selbst habe ja schließlich die Zeit. „Ich bin
gerne Leih-Oma“, sagt sie. Bereits seit sechs Jahren stellt
sich die 67-Jährige für Familien zur Verfügung, um als
„Oma auf Zeit“ Kinder zu betreuen, wenn die Eltern wie-
der arbeiten möchten. Zwei Kinder aus zwei Familien be-
treut Christa Schiller derzeit regelmäßig. Zwei Mal sechs
Stunden in der Woche verbringt sie mit ihren „Leih-En-


Noch immer sind vielerorts Kindergartenplätze Mangelware. Da trifft es sich gut,


wenn die Großeltern Zeit haben und mit anpacken. Und wenn die Großeltern weit weg


wohnen? Dann helfen „Omas auf Zeit“. Das DON BOSCO magazin war zu Besuch bei
einer Leih-Oma und einer „echten“ Großmutter und ihrer Enkelin.


Texte: Hannah-Magdalena Pink, Stefanie Singer


keln“. Andere Kinder, alle zwischen ein und drei Jahren,
betreut sie sporadisch auf Abruf.


„Es ist schon toll, die Eltern vertrauen mir das Liebste an:
ihr Kind.“ Christa Schiller verschwindet kurz ins Neben-
zimmer und kommt mit einer Fotocollage zurück: „Die-
se Kinder hier hab ich schon betreut“, sagt sie stolz und
zählt jeden Namen auf. „Junius, Emma, Charlotte, Lewis,
Felix, …“ Zu jedem Kind fällt ihr eine kleine Geschichte
ein. Die Frau mit den hellblau geschminkten Augenli-
dern strahlt. Sie freut sich über die Kleinen. So wie eine
„echte“ Oma über ihre eigenen Enkel eben.


Doris Faßbender war wie ihre Tochter selbst Lehrerin
und hat an einer Berufsschule Organisationslehre und
Religion unterrichtet. Seit Ende Jänner 2012 ist sie im
Ruhestand. Die frühere Pädagogin genießt es, so viel
Zeit mit ihrer Enkelin zu verbringen. „Finja kann einen
so wunderbar anstrahlen mit ihren braunen Augen“,
erzählt die Pensionistin begeistert. Wenn sie morgens
ankommt, begrüßt die Kleine sie schon mit „Mm-ma,
Mm-ma“ und die beiden machen „Quatsch“, wie Doris
Faßbender es nennt: Sie setzt sich Finjas Mütze auf und
zieht eine Schnute, oder die beiden spielen Verstecken.
Dass sie an manchen Tagen schon um kurz nach 6 Uhr
losfahren muss, nimmt Doris Faßbender gerne in Kauf.
„Ich könnte auch bei meiner Tochter übernachten, aber
das mache ich nur im Notfall. Es ist gut, wenn jeder noch
etwas Zeit für sich hat.“ Anfangs musste sich das Klein-
kind erst daran gewöhnen, dass seine Mutter arbeiten
geht. „Aber jetzt klappt das ganz gut mit uns beiden“,
sagt sie und lacht.


Oma statt Kindergarten


14 DONBOSCOmagazin 3/2013


»Ich finde es wichtig, dass auch Frauen
mit einer Familie berufstätig sind.«


Doris Faßbender, 63 Jahre




Leih-Oma Christa Schiller möchte die richtigen Großel-
tern nicht ersetzen. „Die meisten der Kinder haben Omas
und Opas, aber die wohnen weit weg.“ Sie will eigent-
lich auch nicht Oma genannt werden, aber die Kinder
machen es einfach. „Christa-Oma sagt Charlotte zu mir,
du bist doch meine liebste Oma“, erzählt sie. Ein wenig
Stolz liegt in ihrer Stimme. Am Einsatztag fährt Christa
Schiller meist dann zur Familie, wenn das Kind gerade
Mittagsschlaf macht. „Bei Junius warte ich immer, bis er


aufwacht, dann gibt’s kurz was zu essen und dann ge-
hen wir raus.“ Sie macht mit den Kindern oft Ausflüge in
den Stadtpark, zum Flughafen oder im Winter auf den
Christkindlmarkt. „Oft sind wir vier Stunden unterwegs.“
Abends bringt Christa Schiller die Kinder ins Bett, liest
eine Geschichte vor oder spricht mit den Kuscheltieren.
„Ich sage dann: Morgen wenn du aufwachst, ist deine
Mama wieder da.“


Oma statt Kindergarten


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DONBOSCOmagazin 3/2013 15


Familie


»Ich finde es wichtig, dass auch Frauen
mit einer Familie berufstätig sind.«


Doris Faßbender, 63 Jahre




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Doris Faßbender beobachtet mit ihrer Enkelin die Pas-
santen, die am Fenster des Kölner Cafés vorüberlaufen.
„Da!“, ruft Finja und zeigt aufgeregt auf Kinder, die auf
der Straße Tauben füttern. „Die Tauben haben auch Hun-
ger, siehst du?“, erklärt die Großmutter der Kleinen. Do-
ris Faßbender erzählt Geschichten zu einem Bilderbuch
oder erklärt, wo sie beim gemeinsamen Spaziergang ge-
rade entlanggehen. Es macht ihr Spaß, mit der Kleinen
die Welt neu zu entdecken. „Neulich hat Finja bemerkt,
dass ihr Schatten sich mit ihr bewegt. Das hat sie sehr


fasziniert“, erzählt Doris Faßbender und ahmt das stau-
nende Gesicht ihrer Enkelin nach. Als Erinnerung für
später schreibt Doris Faßbender stets auf, was die Ein-
jährige Neues gelernt hat. „Das geht so schnell in dem
Alter“, sagt die Großmutter und streichelt ihr liebevoll
über den Kopf.


Christa Schiller erlebt regelmäßig mit, wenn Kinder et-
was Neues lernen. „Oft ist es eine große Verantwortung
für mich“, erzählt sie. Denn ab und zu passiert auch et-


16 DONBOSCOmagazin 3/2013


»Als Leih-Oma habe ich eine große
Verantwortung.«


Christa Schiller, 67 Jahre




Bücher von Don Bosco gibt es in jeder Buchhandlung oder direkt bei:
Don Bosco Medien GmbH, Sieboldstr. 11, 81669 München, Tel.: 0049/89/48008 330, service@donbosco-medien.de


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was. Leih-Oma ist die aktive Pensionistin geworden, weil
sie den Ausgleich brauchte. „Die Kinder halten mich ein-
fach fit“, sagt Christa Schiller. 42 Jahre hat sie in einem
Reisebüro gearbeitet, hat die Welt bereist und das Leben
ausgekostet.


Damit Finja auch Kontakt zu anderen Kindern hat, be-
sucht Doris Faßbender mit ihr zwei Krabbelgruppen.
Dienstags geht es zur „Musikwiese“, wo Kinder erste Er-
fahrungen mit Klang und Bewegungen machen können.
Mittwochs ist Krabbelgruppe in dem Kindergarten, den
Finja ab August besuchen wird. Nach dem Cafébesuch
dreht Oma Doris noch eine Runde auf dem Kölner Rat-
hausplatz. Ihre Enkelin setzt sich auf das Pflaster und
klaubt eine Scherbe aus den Zwischenräumen. „Nein,
das ist Bäh. Du kannst dich damit schneiden“, sagt die
63-Jährige bestimmt und hilft der Kleinen beim Aufste-
hen. „Ich war schon früher eine sehr vorsichtige Mut-
ter“, gesteht Doris Faßbender und lächelt verlegen. „Ich
glaube, als Oma hat sich das nicht geändert!“ Sie nimmt
das Mädchen an der Hand und geht mit ihm ein Stück
spazieren. Fröhlich summt die Einjährige vor sich hin.
Gegen halb vier treffen die beiden sich mit Finjas Mutter,
und Doris Faßbender fährt zurück nach Hause. Morgen
um sieben Uhr wird sie wieder bei ihrem Enkelkind sein.


Auch Christa Schiller ist für die nächsten Wochen ausge-
bucht. Neben ihrer Arbeit, wie sie den Leih-Oma-Dienst
nennt, betreut sie auch Menschen mit Demenz, besucht
Kranke im Klinikum und setzt sich im Stadtseniorenrat
für alte Menschen ein. Jeden Tag hat Christa Schiller ei-
nen anderen Termin. „Im Juli wird Charlotte vier, da bin
ich zum Kindergeburtstag eingeladen.“ Sie freut sich,
dass sie am Familienleben teilhaben kann. „Mein Leben
ist immer ausgefüllt gewesen, und das soll auch weiter-
hin so sein!“


Der Katholische Familienverband bringt mit seiner Kinderbetreuung
die Familien mit den Omas (und fallweise auch Opas) zusammen.
Während die älteren Menschen wertvolle Erfahrung, Geduld und
Liebe bei der Kinderbetreuung einbringen, werden die Familien ent-
lastet und erleben eine Bereicherung ihres Familienlebens.
Die Kosten werden zwischen den Eltern und der Leihoma/dem Leih-
opa vereinbart. Richtlinie sind sechs bis neun Euro/Stunde.
Die Vermittlung ist für Mitglieder des Katholischen Familienverban-
des gratis. Nichtmitglieder und Omas zahlen einen Unkostenbeitrag
von 50 Euro.
Kontakt:
Katholischer Familienverband Österreichs
Tel.: 01/515 52-3201und info@familie.at
www.familie.at/omadienst


Kleine Rituale gestalten mit Don Bosco Gebetskarten für Kinder


Die Landesstellen des Familienbundes in Niederösterreich und Vor-
arlberg bieten eine Oma- bzw. Opa-Vermittlung an. Die Einzelheiten
– wie Art und Zeit der Betreuung sowie Entlohnung – werden direkt
von den Familien mit den Leihomas/Leihopas vereinbart. Der Richt-
wert liegt zwischen 5 und 12 Euro/Stunde.
Kontakt:
NÖ Familienbund
Tel.: 0680 232 86 14 und info@noe.familienbund.at
Tipp: Die Leihoma bzw. der Leihopa genießt auch den Schutz einer
Haftpflichtversicherung. Dazu kommt eine Unfallversicherung für alle
Kinder. Außerdem erhalten Leihoma und Leihopa einen NÖ Familien-
pass und kostenlos ab 55 Jahren die Seniorenkarte „aktiv-plus“.
Vorarlberger Familienbund
Tel.: 0650/4109360 und info@leihoma.at


Familie


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Warum Omas erfunden wurden


K o l u m n e v o n M o n i k a S l o u k : A u s g e s p r o c h e n


Monika Slouk (37) arbeitet als Religionsjournalis-
tin in Wien. Ihr Mann Petr (44) ist promovierter
Theologe und selbstständiger Berater. Gemeinsam
mit ihren beiden Töchtern Klara (6) und Salome (3)
lebt die Familie in Klosterneuburg.
In ihrer Kolumne „Ausgesprochen“ spricht Monika
Slouk das aus, was sie in ihrem turbulenten Alltag
erlebt und was sie über aktuelle Fragen in unserer
Gesellschaft denkt.


Mona und Petr
Slouk müssen
noch nicht über
ihre Rolle als
Großeltern
nachdenken,
doch vielleicht
gehen sie später
einmal in Groß-
eltern-Teilzeit.


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18 DONBOSCOmagazin 3/2013


Familie


Bei der Oma schmeckt das Essen viiiiel besser“, verkündete unsere Sechsjährige vor Kurzem, denn „Zu Hause ist es … irgendwie – so ungemüt-
lich.“ Mich hat’s gefreut. Ist ja ein guter Grund, dass die
Kinder das Wochenende wieder einmal bei Oma verbrin-
gen und die Eltern zwei Tage frei haben. Zum Beispiel,
um endlich das Kinderzimmer gründlich aufzuräumen.
Außerdem war es schon immer so: Bei Oma schmeckt es
einfach besser. Seit Menschengedenken. Ich frage mich
nur, woher meine Kinder schon wissen, dass es so sein
muss.


Oma ist eine Ferienoma. Für den Alltag wohnt sie ein-
fach ein Stück zu weit weg. Ferientage oder Wochenen-
den verbringen die Kinder mit oder ohne Eltern gerne
bei ihr. Das sind ein paar Tage intensiven Beisammen-
seins, abwechselnd mit monatelangen Pausen. In den
„Pausen“ ist Oma die Alltagsoma für die Enkelkinder,
die in der Nähe wohnen. Turnverein, Pfadfinder, Ballett,
Logopädin, Schlafen – Oma bringt die Enkelinnen hin.
Unlängst habe ich von der Annahme gelesen, dass Omas
erfunden wurden – sprich: die Wechseljahre relativ früh
einsetzen –, weil die Existenz von Omas evolutionäre
Vorteile gebracht hat. Zu derartigen Hypothesen mag
man stehen, wie man will: Eine Oma ist unbezahlbar,
ob Alltags- oder Ferienoma. Dabei ist Oma nicht nur
eine Oma. Auf ihren Beruf als Lehrerin hat sie zwar ihr


Lebtag lang verzichtet, umso vielfältiger sind dafür die
„Ehrenämter“. Und die kennen bekanntlich keine Pen-
sionierung. So wird der bevorstehende 60er nicht zum
einschneidenden Lebensschock, sondern zum kaum
merklichen Übergang ins nächste Lebensjahrzehnt.
Auch dazu gibt es Studien, die belegen, dass Aktive an-
ders altern als zur Ruhe Gesetzte. Oder um es mit einem
alten Sprichwort zu sagen: „Wer rastet, der rostet.“


Mich faszinieren Großeltern, die ein ausgewogenes Ver-
hältnis zwischen Enkelinteressen und Eigeninteressen
finden. Vor Jahren hat mich das Gespräch zwischen
alten Freunden beeindruckt, erlauscht bei einer Berg-
gipfelrast in Tirol: „Die Enkelkinder? Da sollen sich
jetscht amol die Eltern drum kümmern. Wenn’sch nö-
tig isch, sind wir schon da. Aber ständig brauchen die
unsch nicht.“ Viel komplizierter kann es manchmal mit
Großeltern sein, die es allzu gut meinen. Wie die net-
te Dame, die im Bus gestern ihrer Bekannten das Herz
ausgeschüttet hat: „Mein Enkel hat halt eine Freundin,
das passt nicht so ganz. Die hat so schirche Vorhänge
gekauft. Und als ich ihn darauf aufmerksam gemacht
hab, hat er nur gemeint, dass sie ihm gefallen. So was ist
für mich schwer wegzustecken.“ Ja, das glaub ich schon.
Die Großeltern haben es nicht immer leicht mit den
Ideen der Jüngeren.
Umso wichtiger ist es, dass sie noch eigene Ideen entwi-
ckeln, statt nur schweren Herzens die Ideen der Jugend
zu ertragen.


Besonders gesegnet ist, wer sich auch in fortgeschritte-
nem Alter noch für die Ideen der anderen interessiert.
Und: wer überhaupt Enkel hat. Und drittens: wer sich
Zeit nehmen kann für sich und Zeit nehmen kann für En-
kelkinder. Vielleicht gehe ich ja später einmal in Groß-
eltern-Teilzeit.




Ich spiele am liebsten
mit meinen bunten
Legosteinen. Oft baue ich
ganz hohe Türme – bis sie
schief werden und dann
umfallen, wenn man sie
nicht festhält. Hier im
Spielzimmer in der Ecke
sind meine ganzen Spiel-
sachen in den Kisten. Nur
das Aufräumen finde ich
manchmal doof.


Otto (6) wohnt mit seinen drei
Geschwistern und Eltern in Isen in
Oberbayern. Momentan misst der
Vorschüler 120 cm. Seine selbst ge-
bauten Türme überragen ihn noch.


Mein Freund Hani und
ich haben ein Lieblings-
spiel: Einer rollt den
Reifen, der andere läuft
nebenher und versucht,
hindurchzuspringen. Man
kann sich sogar in den
Reifen hineinsetzen, wäh-
rend er steht oder rollt –
so groß ist er.


Jabir (6, links) lebt mit seiner
Familie in Jabarona, einem Flücht-
lingscamp bei Khartum im Südsu-
dan. Inzwischen – der Südsudan ist
mittlerweile ein eigener Staat – le-
ben nur noch die Familien dort, die
sich eine Rückreise in ihre Heimat
nicht leisten können.


Mein Spielzeug


Hier und dort
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Die Verschließung
der Welt


Vielleicht liegen drinnen noch ein paar Bauklötze
herum. Gelb, grün, blau, rot, von den Kindern
mehr oder weniger sauber gestapelt, zu Türmen,
Wänden, dicken Quadern. Eine schnelle Kinder-
hand, manchmal genügt vielleicht ein kräftiges
Pusten, und aus dem starren Monument wird wie-
der umgehend ein farbenfrohes Durcheinander.


Das bedeutet es auch, erwachsen zu werden: Die
Ordnung um ihrer selbst willen herzustellen, ein
wenig zumindest, weil es so ganz ohne Ordnung
kein Miteinander geben kann und auch keine Ver-
ständigung. Bald werden womöglich die israeli-
schen und palästinensischen Kinder, die gemein-
sam diesen Kindergarten besuchen, Bauklötze ha-
ben, die nicht mehr farbig sind, sondern Buchsta-
ben zeigen. Aleph, Beth, Gimel, die einen werden
sie zu hebräischen Wörtern zusammensetzen. Alif,
B, T, andere Kinder bauen arabische Wörter. Die
Welt erschließt ihnen die Sprache, und mit der
Sprache erschließen sie die Welt für sich.
Sie werden lernen, wie man den Namen ihres Or-
tes Al-Eizariya im Westjordanland in der Nähe von
Jerusalem schreibt, und wenn sie später immer
noch von den Comboni-Schwestern unterrichtet
werden, dann erzählen ihnen diese sicher, dass
hier einmal ein gewisser Lazarus auf die Welt ge-
kommen ist.


Damals hieß ihre Heimat noch Betanien, das be-
deutet „Haus der Feigen“. Tatsächlich erkennt man
noch ein paar dürre Bäumchen hinter der Mauer,
die ihre gerade eben erst erschlossene Welt schon
gleich wieder begrenzt. Eine Kinderhand wird nicht
genügen, um diese Mauer einzureißen, doch ein
wenig mehr Farbe würde man den Kindern von
Al-Eizariya schon wünschen.


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DONBOSCOmagazin 3/2013 21


mittendrin




Zur Amtseinführung von
Papst Franziskus am 19. März
auf dem Petersplatz in Rom
reisten auch tausende Men-
schen aus Argentinien an.


Don Bosco


Vive el Papa!
Seit 13. März ist Jorge Mario Bergoglio Bischof von Rom. Seiner


Heimat fühlt sich Papst Franziskus eng verbunden. Grund genug für das
DON BOSCO magazin, den Blick nach Argentinien zu richten.


Texte: Ulla Fricke, Marcel Bauer; Fotos: Markus Matzel, Don Bosco Mission, Argenpress, KNA-Bild




Scherzhaft hat man die Argentinier einmal als Spanier charakterisiert,
die Italienisch sprechen, sich wie Franzosen kleiden und sich selbst für
Engländer halten. Die Masseneinwanderung aus Europa und die Eroberung
und Kolonisation des Landes waren entscheidend für die heutige Bevölke-
rungsstruktur des Landes. Über 90 Prozent der Argentinier sind weiß und
Nachfahren von Europäern. Die Indios wurden hingegen während der Er-
oberung des Landes weitgehend ausgerottet. In der Heimatstadt des neuen
Papstes, Buenos Aires, und deren Umland lebt mittlerweile annähernd die
Hälfte aller Argentinier.


Papst Franziskus hat seit seiner Kindheit eine besondere Beziehung zu
den Salesianern. Er war Schüler am „Colegio Vilfried Barón“, einer Schule,
die Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurde. Noch heute bezeichnet
Papst Franziskus einen Salesianer als seinen großen spirituellen Lehrmeis-
ter: Pater Enrico Pozzoli. An die gemeinsame Schulzeit erinnert sich Roberto
Musante noch gut, der sein Leben ebenfalls dem Glauben widmete und
heute als Salesianer in Angola arbeitet. Es ist anzunehmen, dass die beson-
dere Marienfrömmigkeit von Papst Franziskus auf seine Zeit bei Don Bosco
zurückgeht. An jedem 24. Mai ließ Franziskus in seiner Zeit als Erzbischof


Argentinien ist für die Geschichte der Ordensgemeinschaft der Salesianer von
entscheidender Bedeutung. Hier landeten 1877 die ersten jungen italieni-
schen Missionare, die noch zu Don Boscos Lebzeiten ausgesandt wurden.
Primär sollten sie sich um die vielen italienischen Einwanderer im Land
kümmern. Heute sind rund 650 Mitbrüder in Argentinien in der Kinder- und
Jugendarbeit tätig. Alleine in Buenos Aires gibt es zahlreiche Jugend- und So-
zialzentren. So etwa in La Boca, einem Viertel, das Touristen vor allem wegen
seiner pittoresken Hausbemalungen schätzen. Ursprünglich war das Viertel
ein Migrantenviertel, in dem vor allem Italiener lebten, die zwischen 1880
und 1930 mit dem Schiff ankamen und sich als Hafenarbeiter hier niederlie-
ßen. Seitdem hat sich nicht viel verändert: La Boca war und ist das größte
und gefährlichste Armenviertel der Stadt. Viele Familien leben in einfachsten
Behausungen unter der großen Autobahnbrücke. Die Mehrheit der Menschen
überlebt nur durch staatliche Sozialpläne. Eine Chance auf Verbesserung
ihrer Lebenssituation haben die wenigsten. Drogenabhängige Kinder, junge
Mädchen, die schwanger sind, verlassene Kinder und ältere Menschen,
sexueller Missbrauch, Hunger – die Salesianer sind hier mit der Not vieler
Menschen konfrontiert, die dringend Hilfe benötigen.


Mittagspause: Als Zwölfjähriger
besuchte Jorge Mario Bergoglio die
6. Klasse einer von den Salesianern
Don Boscos geleiteten Schule.


In 117 Einrichtungen an 76 Standor-
ten wirken die Salesianer Don Boscos
in Argentinien. Kinder und Jugendli-
che können dort essen, schlafen
und spielen.


von Buenos Aires einen großen Strauß frischer
Rosen an den Marienschrein der Salesianer im
Stadtviertel Almagro bringen und kam selbst oft
zum Beten dorthin. Nach seiner Wahl zum Papst
berichteten viele Medien auch über die Mitglied-
schaft des Papstes im Fußballverein San Lorenzo,
der damals ebenfalls von einem Salesianerpries-
ter gegründet wurde.


DONBOSCOmagazin 3/2013 23


Papst Franziskus und die
Salesianer Don Boscos


Die Salesianer Don Boscos
in Argentinien


Kindheit


Geschichte




Ein Phänomen, das sehr typisch für Buenos Aires ist, sind die
„Cartoneros“, die Müll- und Kartonsammler. Viele Kinder, die
sich tagsüber in den zahlreichen Don Bosco Zentren aufhalten,
stammen aus den Familien der Cartoneros. Auch Papst Fran-
ziskus liegen diese Menschen besonders am Herzen.


Unter den Gästen aus aller Welt, die bei der Amtseinführung
des neuen Papstes in Rom mit dabei waren, waren auch zwei
persönliche Freunde von Jorge Mario Bergoglio aus Buenos
Aires: Der eine war Sergio Sánchez, Müllsammler in Villa Fio-
rito, einem Armenviertel am Stadtrand von Buenos Aires, der
andere José del Corral, ein Sozialarbeiter der Salesianer. José
del Corral trug zum feierlichen Anlass voller Stolz die Uniform
der Müllmänner, jenen grünen Kittel der Cartoneros, den er
einst dem Erzbischof von Buenos Aires, Kardinal Bergoglio,
bei einer Demonstration für soziale Gerechtigkeit übergestreift
hatte. José del Corral erzählte: „Er war immer auf unserer Seite.
Er ist immer bei denen, die gegen soziale Ungerechtigkeit, mo-
derne Sklaverei, Prostitution, Menschen- und Drogenhandel
kämpfen. Und das wird auch künftig so sein.“


Nichts symbolisiert den wirtschaftlichen Niedergang Argenti-
niens so deutlich wie die Heerscharen von Cartoneros, die mit
ihren Handkarren durch die Straßen ziehen. Sie gehören zum
Bild jeder größeren Stadt. Neben den städtischen Reinigungs-
diensten gibt es in der Hauptstadt einige tausend „wilde“
Cartoneros, die keine staatliche Lizenz haben. Viele von ihnen
sind Opfer der Wirtschaftskrise vom Dezember 2001, als tau-
sende Unternehmen schließen mussten und über Nacht Millio-


nen Menschen arbeitslos wurden. Viele von den Cartoneros
waren einst „normale Arbeitnehmer“: Büroangestellte,
Kellner oder Handwerker. Heute verdienen sie ihr Geld mit
dem Sammeln von Müll. Jede Nacht strömen die Cartoneros
aus den Vorstädten, um im ständigen Wettlauf mit der städti-
schen Müllabfuhr nach Papier, Kartons und Plastikabfällen
zu suchen, die sie zu Kilopreisen an die großen Recycling-
Unternehmen verkaufen.


Bei den Cartoneros ist Jorge Borgoglio überaus populär, weil
er sich als Bischof sehr für die illegalen Müllsammler ein-
setzte und persönliche Teilnahme an ihrem Schicksal zeigte.
José del Corral erzählt von damals, als sich der Kardinal um
die Gesundheit seines Sohnes gesorgt hatte, als er erfuhr,
dass dieser erkrankt war. Außerdem habe der Kardinal,
bevor er nach Rom zum Konklave aufbrach, einige von ihnen
angerufen und gebeten, für ihn zu beten.


Als die beiden Cartoneros ihn als Papst in Rom wiedersahen,
hätten sie geweint. Papst Francesco habe sie umarmt und
gebeten, zu bleiben, bis er alle Staatsgäste begrüßt habe,
denn sie seien seine „liebsten Gäste“.


Tausende Cartoneros ziehen
jeden Tag durch Buenos Aires
und sammeln dort Kartons,
Papier und Plastikflaschen auf,
um den Müll dann an Recycling-
Unternehmen zu verkaufen.


24 DONBOSCOmagazin 3/2013


Der Papst der Cartoneros


Buenos Aires


Don Bosco




Mein Name ist Leonard Fuchs. Ich bin 20 Jahre alt und
stamme aus Berlin. Derzeit lebe ich in Argentinien und leiste
meinen einjährigen Freiwilligendienst mit den Don Bosco
Volunteers in Villa Regina, einer Stadt mit rund 35.000 Ein-
wohnern. Sie liegt im Norden Patagoniens. Viele Bewohner
hier sind italienischer Abstammung, und die Salesianer sind
bereits mehr als 100 Jahre hier tätig. Die meiste Zeit arbeite
ich im „Centro Jesus Buen Pastor“, einem Jugendzentrum im
Armenviertel „Barrio El Sauce“. Es liegt am äußersten Rand
der Stadt. Die Häuser der Menschen sind aus Holz, Backstei-
nen und Pappe zusammengebaut. Es gibt keine richtigen
Straßen, nur Sandwege. Viele Menschen sind arbeitslos,
Drogen- und Alkoholmissbrauch sind weit verbreitet. Viele
Eltern und Geschwister unserer Kinder sind abhängig.


Meine feste Schicht ist von Montag bis Freitag immer nach-
mittags. Da kommen meist die älteren Kinder. Sie machen im
Zentrum Hausaufgaben, singen, basteln, spielen und treiben
Sport. Samstags bin ich im Oratorio, das ist ein Spielenach-
mittag, bei dem wir auch versuchen, ein bisschen Sozialar-
beit unterzubringen. Wir behandeln Themen wie Drogen,
Respekt, Toleranz, Religion, Diskriminierung. Im Zentrum
bin ich Betreuer und großer Bruder zugleich, helfe bei den
Hausaufgaben, gebe Computerunterricht, spiele Fußball mit
den Kindern und begleite sie einfach. Jeden Abend bin ich
im „Hogar Niño Jesús“, einem Heim für Jungen von sechs bis
vierzehn Jahren. Ich wohne fast direkt nebenan. Die Kinder
haben zu Hause große Probleme, in manchen Fällen wurden


sie von der Polizei ins Heim gebracht, weil die Situation zu
Hause zu schlimm ist. In anderen Fällen haben die Eltern
kein Geld oder keine Zeit, für ihre Söhne zu sorgen.


Die Papstwahl hat natürlich jeden hier vom Hocker gehauen!
Hier ist seitdem ein Riesentrubel. Ich erinnere mich, dass
wir gerade mit den Kindern Tee getrunken haben, als eine
Mitarbeiterin aufgeregt hereinkam und sagte: „Wir haben
einen neuen Papst. Er heißt Francisco.“ Daraufhin hielt der
Leiter unseres Zentrums eine Rede: „Kinder, das ist ein großer
Tag für die ganze Kirche und besonders für uns Argentinier,
denn der neue Papst stammt aus unserem Land.“ Danach rief
er „Viva la Iglesia“. Die Kinder antworteten mit lauten Rufen:
„Viva, Viva el Papa, Viva!“, „Viva los Jovenes, Viva!“ („Hoch
lebe der Papst, hoch leben die Jugendlichen!“)


Ein Jahr lang lebt Leonard
Fuchs (unten li.) in Argen-
tinien und absolviert dort
seinen Freiwilligendienst
mit den Don Bosco Volun-
teers. In einem Armenvier-
tel in Villa Regina küm-
mert er sich in einem Ju-
gendzentrum um Kinder
und Jugendliche.


DONBOSCOmagazin 3/2013 25


Mein Jahr in Argentinien


Freiwilligendienst


Unter www.leoinvillaregina.wordpress.com schreibt Leonard Fuchs
regelmäßig über seine Eindrücke von Argentinien und seine Arbeit als
Don Bosco Volunteer.





26 DONBOSCOmagazin 3/2013


Don Bosco Brennpunkt


Ein Leben ohne Schule
Zentralafrikanische Republik:


Die Ereignisse überschlagen sich: Nach dem lang er-sehnten Friedensabkommen herrscht in Zentralaf-rika der Ausnahmezustand. Dabei standen die Zei-
chen nach jahrzehntelangen Unruhen beinahe auf Frieden:
Anfang 2013 trafen sich die zentralafrikanische Regierung
unter Präsident FranÇois Bozizé und die Rebellenkoalition
Séléka zu Verhandlungen. Die Vereinbarung sah vor, dass
Bozizé bei der nächsten Wahl nicht mehr antreten wird und
bis dahin eine Regierung der nationalen Einheit einsetzt,
zu deren Mitgliedern auch Rebellenführer gehören.
Nun haben die Rebellen die Regierung gestürzt. Michel
Djotodia, ehemaliger Rebellenführer, hat die Verfassung
des Landes außer Kraft gesetzt, das Parlament aufgelöst


und sich zum Präsidenten ernannt. Bozizé ist mit seiner Fa-
milie nach Kamerun geflohen. Der lang ersehnte Frieden,
er ist nicht eingekehrt. Stattdessen starben bei dem Putsch
rund ein Dutzend südafrikanischer Soldaten. Seitdem wird
jeden Tag von Plünderungen berichtet.
Für die Kinder und Jugendlichen unter den knapp fünf Mil-
lionen Einwohnern sind die Unruhen längst Normalität.
Sie kennen es nicht anders. Das Recht auf Bildung wird
ihnen verwehrt. Nur drei Prozent aller jungen Menschen
besuchen eine weiterführende Schule und haben somit die
Chance auf eine bessere Zukunft. Andere schließen sich
aus Frustration den Rebellen an – und lernen fürs Leben.
Sie kämpfen.


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DONBOSCOmagazin 3/2013 27


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Volontäre
Drei Fragen an Salesianerbischof Albert Vanbuel


»Dort wo die Kirche präsent ist, gibt es weniger Gewalt.«
Seit Jahren erschüttern Aufstände und Staatsstreiche die Zentralafrikanische Republik. Doch
Zentralafrika scheint weit weg von Europa und dessen eigenen Sorgen. Gemeinsam mit anderen
katholischen Würdenträgern hat Bischof Albert Vanbuel SDB deshalb einen Appell veröffentlicht,
in dem sie zum Handeln der Internationalen Gemeinschaft auffordern. Vanbuel, der 1995 als erster
Salesianer nach Zentralafrika kam, glaubt, dass nur zwei Dinge helfen, die Lage der Bevölkerung
dauerhaft zu verbessern: ein langfristiger Mentalitätswandel und eine bessere Bildung.


Seit Jahren bekämpfen sich in Zentral-
afrika Regierung und Rebellentruppen.
Vor Kurzem erreichten die Auseinan-
dersetzungen einen neuen Höhepunkt:
Die Rebellen stürzten die Regierung.
Was ist der Auslöser für die Konflikte?
Wenn man das so genau sagen könnte!
Seit ich im Land bin – und das sind nun-
mehr fast 20 Jahre –, ringt die Bevölkerung
um Demokratie.
Es gibt einen Kreislauf von scheinbar de-
mokratischen Wahlen, die immer wieder
angezweifelt werden. Oppositionsführer
putschen sich an die Macht und halten
dann ihre Versprechen nicht.
Bereits Ende 2012 hatte die Rebellen-Alli-
anz der Séléka drei Viertel des Landes in
ihrer Gewalt. Die Rebellen wollten von An-
fang an den Präsidenten stürzen, da er Ab-
kommen mit ihnen nicht eingehalten hat.
Viele von ihnen kommen aus dem Tschad
und dem Sudan. Sie sind Söldner, die au-
ßer Krieg nichts gelernt haben.


Worunter leidet die Bevölkerung
derzeit am meisten?
Seit ich hier bin, habe ich nur zwei Jahre
erlebt, in denen es weitgehend friedlich
blieb. In meiner Kirche in Kaga Bando-
ro schlafen jede Nacht rund 450 Men-
schen. Sie haben Angst vor den Rebellen.
Brandstiftung und Vergewaltigungen sind
nachts keine Seltenheit und auch Plün-
derungen und Besetzungen gehören zum
Alltag. Zudem leiden die Menschen mas-
siv unter dem totalen Zusammenbruch der
öffentlichen Verwaltung, mit dem wir seit
zehn Jahren zu kämpfen haben. Seitdem
wurde – um nur ein Beispiel zu nennen –
keine Geburtsurkunde mehr ausgestellt.
Da die Verkehrswege blockiert sind, kom-
men Hilfsgüter nicht mehr bei den Men-
schen an, die sie am dringendsten brau-
chen. Bald wird die B völkerung Hunger
leiden, weil keiner seine Felder bestellen
kann und die Straßenblockade die Liefe-
rungen verhindert. Wir Bischöfe haben


deshalb einen Protestbrief verfasst, in
dem wir auch um humanitäre Hilfe bitten.


Wie könnte eine Lösung des Konflikts
aussehen und welche Rolle spielt dabei
die Kirche vor Ort?
Helfen können uns nur ein langfristiger
Mentalitätswandel und eine bessere Bil-
dung. Erst wenn die politische Klasse
Macht nicht mehr zur persönlichen Berei-
cherung einsetzt, haben Friede und Ent-
wicklung eine Chance.
Ich als Ortsbischof bleibe, solange mich
die Bevölkerung braucht. Aber ich wün-
sche mir mehr jüngere afrikanische Bi-
schöfe, die uns alte Missionare ersetzen.
Ich erlebe das jetzige Rebellenbündnis als
kirchenfeindlich. Meine letzte Auslands-
reise habe ich mehrere Wochen hinausge-
zögert, bis die Lage stabiler war. Obwohl
schon Kirchen niedergebrannt wurden,
lässt sich eines beobachten: Dort wo Kir-
che präsent ist, gibt es weniger Gewalt.


Die Salesianer Don Boscos in Zentralafrika


In Zentralafrika haben die Salesianer Don Boscos ihre Arbeit
1994 aufgenommen. Seit mehr als 40 Jahren kümmern sich Sale-
sianer aus Spanien, Frankreich und Italien unter schwierigsten
Bedingungen um die ärmsten Jugendlichen dieser Region, so
auch in Gabun, Kamerun, Tschad, Äquatorial-Guinea und der
Republik Kongo. Seit Juli 2005 steht der Diözese Kaga-Bandoro
mit Albert Vanbuel SDB ein salesianischer Bischof vor.
Das französischsprachige Land im Herzen Afrikas gehört zu den
ärmsten Ländern der Welt.


Seit Jahren engagieren sich die Salesianer in der Versorgung
mit Nahrungsmitteln, im Brunnenbau und in der Ausbildung
junger Menschen. Weitere Informationen über die Projekte
der Salesianer in der Zentralafrikanischen Republik:
Jugend Eine Welt –
Don Bosco Aktion Österreich
St. Veit-Gasse 21, 1130 Wien
Tel.: 01 / 8 79 07 07-0
www.jugendeinewelt.at


So können Sie helfen


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Ein bisschen Pensionist
Er ist Familienvater, Umweltbeauftragter der evangelischen Kirche für Salzburg und


Tirol, er arbeitet ehrenamtlich für die Tiroler Umweltanwaltschaft, ist Hausmeister auf
Abruf im Kinder- und Jugendhaus Don Bosco in Stams, und so ganz nebenbei ist der


70-jährige Werner Schwarz auch noch Pensionist. Letzteres fiel aber wenig auf, als ihn das
DON BOSCO magazin in Stams besucht hat.


Text und Fotos: Markus Höllbacher


8:30 uhr
Werner Schwarz stapelt gerade ein paar Kartons, als wir
bei ihm eintreffen. In den Kartons befinden sich Dinge,
die hierzulande ausgedient haben. Kleidung, Geschirr,
Elektrogeräte und vieles mehr, was Menschen in Rumä-
nien auch heute noch gut gebrauchen können. Schon als
das Land noch vom diktatorischen Regime Ceausescus
regiert wurde, sammelten er und seine Gattin für die dor-
tige Bevölkerung. „Eigentlich betreibt das Ganze meine


Frau Erika, und ich helfe da nur ein bisschen mit“, sta-
pelt er ein wenig tief.


09:45 uhr
Nach getaner Arbeit ist Zeit für eine Kaffeepause. Werner
Schwarz erzählt, wie seine Familie nach Kriegsende aus
Pressburg flüchten musste und bei einer Schwägerin in
Bad Ischl Zuflucht fand. Der damals Dreijährige hat kei-
ne Erinnerungen an die Flucht. Woran er sich jedoch gut


28 DONBOSCOmagazin 3/2013


In der Werkstätte fühlt sich Werner
Schwarz richtig zu Hause: Bohren,
schrauben und feilen – das macht
ihm viel Freude.




Austausch mit Schwester Burgi: „Herr Schwarz ist so hilfsbereit
und hat ein unglaubliches Wissen, was die Schöpfung betrifft.“


erinnern kann, sind die ausgedehnten Wanderungen,
die er mit seiner Mutter als Kind unternahm. Und an das
Blättern in den Fotoalben seines Vaters, der in der Slowa-
kei begeisterter Wanderer und Naturfotograf war: „Viel-
leicht wurde in diesen beiden Erfahrungen der Samen
für meine spätere Begeisterung für die Natur geweckt.“


10:30 uhr
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg ins Kinder- und
Jugendhaus Don Bosco in Stams. Werner Schwarz trifft
Schwester Notburga, die liebevoll „Burgi“ genannt wird.
Hier ist Werner Schwarz ein gern gesehener Gast. Denn
er steht den Schwestern mit Rat und Tat zur Seite. Als
„Hausmeister“ auf Abruf verrichtet er all die Arbeiten,
für die dem eigentlichen Hausmeister keine Zeit bleibt.
Schwester Burgi schwärmt: „Unser Herr Schwarz ist ein
ganz besonderer Mensch. Er ist so hilfsbereit und hat ein
unglaubliches Wissen, was die Schöpfung betrifft.“


10:45 uhr
Nach einem kurzen, vertrauten Plausch geht es in den
Garten. Dort, wo auch heuer wieder köstliche Himbeeren
wachsen sollen, müssen ein paar Holzstangen gesetzt
werden. Der rüstige 70-Jährige legt sich ins Zeug und


rammt die stattlichen Holzpflöcke gekonnt in den Erd-
boden.


12:00 uhr
Wie jeden Mittwochmittag kommt Enkel Raphael zu Be-
such. Und so sicher wie der Besuch des Neunjährigen
ist, so sicher ist auch, dass gemeinsam Palatschinken
gebacken werden. Das hat fast schon Tradition. Raphael
ist eines von acht Enkelkindern des stolzen vierfachen
Familienvaters.


12:45 uhr
Nach dem Essen hilft Werner Schwarz Raphael bei den
Hausaufgaben. Da ist er freilich ganz in seinem Element.
Schließlich war er 35 Jahre lang Gymnasialprofessor, be-
vor er im Zuge von Umstrukturierungsmaßnahmen früh-
zeitig pensioniert wurde, weil er einer der wenigen war,
die die nötigen Versicherungsjahre abgeleistet hatten.
Herr Schwarz erzählt uns, dass ihn das damals sehr getrof-
fen hat: „Ich war Lehrer für Biologie, Physik und Chemie.
Es war nicht nur ein Beruf, sondern eine große Leiden-
schaft, jungen Menschen die Schöpfung näherzubringen.
Ich hätte noch gerne ein paar Jahre weitergemacht.“


Nach seinem Lehramtsstudium machte er auch ein
Doktorrat und forschte zum Thema „Der Einfluss der
Tageslänge auf die Frosthärte und das Photosynthese-
vermögen von Zirben und Alpenrosen“. Diese For-
schungsarbeiten brachten ihm auch ein Stipendium in
Calgary (Kanada) ein. Die Frage, was wir als Menschen
allgemein von seinen Forschungsergebnissen lernen
könnten, beantwortet er so: „Der moderne Mensch be-
kommt den zyklischen Tageslängenverlauf ja überhaupt
nicht mehr mit. Die heutige Leistungsgesellschaft nimmt
darauf überhaupt keine Rücksicht. Deshalb ist es sehr
wichtig, möglichst viel Zeit in der Natur zu verbringen.
Das führt uns ein bisschen in die natürlichen Zyklen der
Schöpfung zurück.“


14:00 uhr
Raphael muss zum Flötenunterricht. Das trifft sich gut.
Denn das liegt auf dem Weg zu einer Besprechung im
Rahmen seiner Tätigkeit für die Umweltanwaltschaft.
Konkret geht es um die geplante Erweiterung des Schi-
gebiets Kühtai. Neben seiner Expertise sind bei dieser
Aufgabe auch seine Fähigkeiten als Moderator gefragt
und geschätzt. „Ich sehe mich bei dieser Arbeit schon in


DONBOSCOmagazin 3/2013 29


Don Bosco


» Ich bastle gerne an alten Dingen herum. Und zwar so lange
und so oft, bis wirklich nichts mehr zu machen ist.«




Die Don Bosco Schwestern und
Salesianer Don Boscos gratulieren
ihren ProfessjubilarInnen 2013.


Schwester Berta Bumberger feiert das Silber-
ne Professjubiläum (25), Schwester Veronika
Sturm feiert 40 Jahre Profess und Schwester
Christina Dirnwöber die Ewige Profess.
Pater Alois Sághy, Karl Bleibtreu, Josef Kinds-
lehner, Roman Stadelmann und Karl Wimhofer
feiern ihre 60-jährige Profess. Karl Hofstetter
und Friedrich Frühwirth feiern 50 Jahre Pro-
fess. Leopold Muttenthaler, Johann Randa und
Josef Szigeti feiern ihre 40-jährige Profess.


Ihre Priesterweihejubiläen feiern:
Alois Sághy, Karl Bleibtreu, Josef Kindslehner
(50), Franz Kniewasser (40), Otto Ledermüller
und Franz Kos (25).


Gespräche im Grätzl


Die Zeitschrift „Gespräche im Grätzl“ (GiG) ist
2012 im Umfeld des Kinder- und Jugendzent-
rums „Sale für Alle“ in Wien Neuerdberg ent-
standen. Sie versteht sich als Plattform zum
Visionieren, Kritisieren und Ausprobieren
und will dabei theoretische Reflexion mit
praktischer Kritik, Integrationsarbeit und frei-
willigem Engagement verbinden. Die nächste
Ausgabe erscheint im Juni 2013 und befasst
sich mit der Frage, wie sich die sogenannte
Linke und christliches Engagement gegensei-
tig befruchten können.
Wer das Projekt „Gespräche im Grätzl“ finan-
ziell unterstützen möchte, erhält als Danke-
schön ein Jahresabo der Zeitschrift.
Kontakt:
gespraecheimgraetzl@gmail.com


erster Linie als Interessensvertreter der Schöpfung. Das
gelingt oft am besten, wenn man Projektbetreiber selbst
für den Wert der Schöpfung und ihrer Erhaltung sensibi-
lisiert“, beschreibt Herr Schwarz seine Vorgehensweise.


16:45 uhr
Wir fahren noch einmal ins Kinder- und Jugendhaus in
Stams. In der Hauswerkstätte sind noch ein paar kleinere
Arbeiten zu verrichten. Bohren, schrauben, feilen – was
man halt in einer Werkstätte so macht. Werner Schwarz
ist jemand, der einen besonderen Sinn für Wert hat. Er


beschreibt, wie sich das ausdrückt: „Ich bastle gerne
an alten Dingen herum. Und zwar so lange und so oft,
bis wirklich nichts mehr zu machen ist. Sei es eine alte
Lampe, ein alter Stuhl oder was halt in unserer heutigen
Wegwerfgesellschaft sonst nur allzu schnell im Sperr-
müll landet.“


18:45 uhr
Nach dem Abendessen setzt sich Herr Schwarz an den
Computer. Es gibt noch reichlich Korrespondenz zu er-
ledigen. Schließlich war er als Umweltbeauftragter der
evangelischen Kirche in der Fastenzeit mit dem Projekt
„Autofasten“ betraut: „Das Autofasten ist eine Initiati-
ve im Rahmen des Ökumenischen Sozialwortes, bei der
es darum geht, das Bewusstsein für die Erhaltung der
Schöpfung zu stärken. Das Autofasten gibt ein schönes
Beispiel, was man persönlich dazu beitragen kann. Da-
rüber hinaus tut es natürlich selber sehr gut, öfter als
sonst zu Fuß zu gehen oder das Fahrrad zu nutzen. Die
Fastenzeit bietet dafür einen sehr guten Rahmen.“


Zum Abschied gibt uns Werner Schwarz noch die Bro-
schüre „Faszination Natur“ vom Geozentrum Tirol mit.
Das von ihm gestaltete Druckwerk ist ein Wanderführer,
der – wie der Name schon sagt – Lust aufs Wandern ma-
chen soll. Andererseits soll damit Wissenswertes über
die Geologie des Landes vermittelt werden. Denn Steine
sind auch ein ganz großes Steckenpferd von ihm. „Geolo-
gie“, sagt er uns zum Abschied, „ist ein sehr spannendes
Thema. Denn wir alle stehen ja am Boden.“


Gespräche im Grätzl – Freiraum für praktische Kritik
und Utopie


30 DONBOSCOmagazin 3/2013


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Das Kinder- und Jugendhaus Don Bosco in Stams ist
eine seit Jahrzehnten etablierte Einrichtung der Don
Bosco Schwestern. Neben einem Kindergarten und
Hort beherbergt es das sozialpädagogische Internat


und die sozialpädagogische
Wohngemeinschaft Laura.
In den verschiedenen
Bereichen werden 85
Kinder und Jugendliche
liebevoll betreut.
Kinder- und Jugendhaus
Don Bosco, Wirtsgasse 3,
6422 Stams, Tel.: 05263 /
6450




Ehemalige kicken im Don Bosco Gymnasium


Am 30. Jänner 2013 – einen Tag vor dem
Don Bosco Fest – nahmen zwei Mann-
schaften des Absolventenvereins an ei-
nem Fußballturnier am Don Bosco Gym-
nasium teil. Insgesamt kickten acht
Teams, darunter sechs Schülerteams, um
den Sieg. Die Mannschaften der Ehemali-
gen belegten die Plätze 3 und 4. Das
Wichtigste war die Freude am Wiederse-
hen und die Pflege der Gemeinschaft.


Ehemalige Schüler des Gymnasiums ver-
sammeln sich im Absolventenverein, um
über die Zeit ihrer Anwesenheit am Sale-
sianergymnasium hinaus in Kontakt zu
bleiben.

Kontakt:
Absolventenverein
Don Bosco Gymnasium
Don Bosco Straße 20
2442 Unterwaltersdorf
gymnasium.uw@donbosco.at


fan musste seine
Druckerei verlassen
und untertauchen.
Doch anstatt ins
Ausland zu flüch-
ten, blieb er in sei-
ner Heimat und fuhr
fort, für die ungari-
sche Jugend zu ar-
beiten. Unerschro-
cken und heimlich
setzte er sein Apos-
tolat fort, obwohl er wusste, dass dies aufs
Strengste verboten war.
Im Juli 1952 wurde er an seinem Arbeitsplatz
verhaftet, vor Gericht gestellt, zum Tode ver-
urteilt und am 8. Juni 1953 durch Erhängen
hingerichtet.


Salesianerbruder wird
seliggesprochen


Stefan Sándor wurde am 26. Oktober 1914 in
Szolnok (Ungarn) geboren. Er lernte Don
Bosco durch den „Bollettino Salesiano“ ken-
nen. Im Jahre 1936 wurde er ins Clarisseum in
Budapest aufgenommen, wo er zwei Jahre
das Aspirantat machte.
In der Don Bosco Druckerei absolvierte er sei-
ne Ausbildung zum Drucker. Danach begann
er sein Noviziat. Am 8. September 1940 legte
er seine erste Profess als Salesianerbruder
ab.
Als der Staat im Jahre 1949 unter Mátyás Rá-
kosi die kirchlichen Güter beschlagnahmte,
standen die Ordensleute mit einem Schlag
ohne alles da und wurden getrennt. Auch Ste-


Kindern Zukunft schenken


Spenden an den Verein „Don Bosco hilft“
sind seit 5. Februar 2013 steuerlich absetz-
bar. Dank großzügiger Unterstützung konnte
der Verein seit seiner Gründung 2009 vielen
Kindern und Jugendlichen in Ausbildung oder
Not helfen.
Weitere Informationen:
www.donboscohilft.at


Die Absolventen in gelben und roten Dressen. Rechts außen: der Obmann des Absolventenvereins
Herbert Böhm, links daneben Obmannstellvertreter Ernst Wailzer


DONBOSCOmagazin 3/2013 31


Don Bosco


Don Bosco Aktuell




für die Zukunft zu stellen. Beraten wurde dies-
mal im Don Bosco Schülerheim in Fulpmes.
Bei der diesjährigen Versammlung ging es un-
ter anderem um die Frage nach der Salesiani-
schen Mystik. Pater Rudolf Osanger SDB, Pro-
vinzial der Salesianer in Österreich: „Wir sind
dabei beim heiligen Franz von Sales, unse-
rem Ordenspatron, gelandet, der sagte: ‚Es
gibt eine Mystik der Tat: im konkreten Augen-
blick Gott begegnen, in der Gegenwart nach
seinem Willen fragen.‘ Und wir Salesianer er-
gänzen: im Jugendlichen Jesus selber erken-
nen, der uns braucht.“
Grußworte brachten die Provinzialin der Don
Bosco Schwestern, die Provinzkoordinatorin
der Salesianischen Mitarbeiter und der Vor-
stand des Bundesverbandes der Ehemaligen
Don Boscos.


Die Jugend, die uns braucht


Alle drei Jahre treffen sich die Salesianer Don
Boscos zum Provinzkapitel, um die Weichen


Freude über neue Mitglieder


Helga Ebli und Lisa Huber entschieden sich,
in die Vereinigung der Salesianischen Mitar-
beiter Don Boscos (SMDB) einzutreten und
Mitglieder der Don Bosco Familie zu werden.
Sie wählten dazu einen ganz besonderen
Tag: die Ankunft der Don Bosco Statue am 19.
Februar 2013 in Salzburg. Im Rahmen des
Gottesdienstes im Salzburger Dom wurden
sie – nach Ablegen ihrer Versprechen – feier-
lich in die Gemeinschaft der SMDB aufge-
nommen.
Als weiteres neues Mitglied trat Thomas Hödl
am 3. März 2013 den SMDB bei. Die feierli-
che Zeremonie wurde in der Pfarrkirche von
Munderfing abgehalten.


Nachtragen – Verzeihen


Sprünge. Das heißt, es ist doch nicht
mehr so wie früher. Und eine verhältnis-
mäßig kleine Erschütterung genügt, und
alles fällt wieder auseinander.
Das Verzeihen Gottes ist anders. Er
schafft gleichsam eine neue Vase, ein
neues Verhältnis zum Menschen. So kann
auch das Verzeihen zwischen Menschen
sein, die dadurch ein ganz neues Verhält-
nis zueinander schaffen. Schon ein einfa-
cher Grundsatz könnte da alles schlagar-
tig verändern. Jesus drückt es in seiner
goldenen Regel so aus: „Behandle jeden
so, wie du auch behandelt werden möch-
test.“ (Mt. 7,12).
So können wir ein Stück Himmel und ein
wenig neue Erde verwirklichen!
Pater Helmut Rodosek SDB


Ein Mensch kann mir Liebe und Achtung
schuldig bleiben, wenn er meine Fehler
vor anderen aufzählt und mich bloßstellt.
Er kann mir Gerechtigkeit schuldig blei-
ben, wenn er mich ungerecht verdächtigt
oder mir das, was mir zusteht, nicht gibt.
Verzeihen heißt, auf Rache zu verzichten,
nicht Böses mit Bösem vergelten und
nichts aufwärmen und nachtragen.
Wir alle haben Grund genug, Schuld
nachzulassen, da wir selbst bei Gott in
großer Schuld stehen. Zumindest was
Liebe und Aufmerksamkeit ihm gegen-
über anbelangt.
Unser Verzeihen ist oft so, wie bei einer
Blumenvase, die zerbrochen wurde und
dann wieder zusammengekittet wird. Sie
ist zwar wieder ganz, aber man sieht die


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Teil 3 der Serie „Don Bosco sah die Dinge mit dem Herzen!“
Don Bosco – er belebt junge Menschen. Im zweiten Vorbereitungsjahr auf den
200. Geburtstag Don Boscos widmen wir eine Serie der Pädagogik Don Boscos.
Pater Helmut Rodosek schreibt über Gegensatzpaare, die zum Nachdenken anregen.


Don Bosco sah die Dinge
mit dem Herzen.


Er sagte: „Verzeihen heißt,
für immer vergessen!“


Provinzial Pater Rudolf Osanger SDB (re.) und Pater
Franz Schmid SDB (li.)


32 DONBOSCOmagazin 3/2013


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Don Bosco BeleBt junge Menschen




Bruder Jean Paul Muller ist
seit 2011 Generalökonom
der Salesianer Don Boscos
in Rom. In seiner Kolumne
für das DON BOSCO maga-
zin schreibt der ehemalige
Leiter der Missionsprokur
in Bonn, welche Themen
den Orden aktuell welt-
weit beschäftigen.


ROMA


Ihr


Bruder Jean Paul Muller SDB


P O S T A U S R O M


„Lieber arm und gesund
als reich und krank?“
Die ersten Tage in Rom mit Papst Francesco waren turbulent. Seitdem ist er in den Medi-
en, aber auch in unseren Gesprächen und Reflexionen stets präsent. Bei unseren ersten
persönlichen Begegnungen war es nicht nur der feste Händedruck, der überraschte,
sondern es sind auch seine Augen, die einen ansprechen und zugleich etwas von seinem
Optimismus vermitteln. Doch dürfen wir uns nicht täuschen, dieser Papst ist keiner, der
sich mit oberflächlichen Grüßen oder Eventveranstaltungen zufriedengibt. Er ist genau-
so klar und deutlich wie Benedikt XVI. in seinen Anforderungen an den Klerus und die
Ordensleute: Wer im Schiff der Kirche mitfahren will, der muss sich in die Riemen legen!


Mit uns Salesianern Don Boscos verbindet der Papst viele gute Erinnerungen an seine
Kindheit und seine erste geistliche Begleitung durch Salesianerpriester. Seine früheren
kritischen Anmerkungen zur Ausbildung der jungen Salesianer und sein Engagement für
die Förderung der Salesianerbrüder sind nicht vergessen. Die von ihm gesetzten Akzente
am Palmsonntag und am Gründonnerstag, bei welchen er auch die jungen Menschen am
Rande der Gesellschaft eingeladen hat, aktiv die Kirche mitzugestalten, fordern unsere
salesianische Pastoral heraus. Wir müssen Antworten in Form von einladenden Ange-
boten, von mehr Raum und Zeit für junge Menschen, von besser geschulten Katecheten
und Begleitern entwickeln, wenn wir die Maxime des Papstes befolgen wollen. Die Opti-
on für die Jugend, welche wir Salesianer bisher sehr alltagsorientiert angegangen sind,
passt zur Haltung des Papstes: weg von der Mitleidsrhetorik, hin zu einer Veränderung
der Lebenssituation der Menschen.


Diözesen und Orden fragen sich derzeit, welche Auswirkungen das Glaubensbekenntnis
dieses Papstes aus Lateinamerika haben kann, der es sehr ernst nimmt mit seiner Forde-
rung nach Bescheidenheit, Volksnähe, Demut und Barmherzigkeit.


Der Generalobere Pascual Chávez ist zuversichtlich, dass sich das Pontifikat fruchtbar
für die Berufe in der Kirche auswirken wird. Er hat dem Papst versprochen, dass die Sa-
lesianer alles tun werden, um ihn in seinem Anliegen zu unterstützen, „der Jugend Weis-
heit und Orientierung weiterzugeben“. Der Generalobere und sein Rat sind sich bewusst,
dass das nächste Generalkapitel Anfang 2014 die vom Papst gegebene Wegweisung
beantworten muss und sie sich genauso wenig wie Kardinal Bergoglio scheuen dürfen,
Verletzungen davonzutragen. „Wenn wir rausgehen auf die Straße, dann können Unfälle
geschehen. Aber wenn sich die Kirche nicht öffnet und sich nur um sich selbst schert,
wird sie alt. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Kirche, die sich beim Rausgehen
auf die Straße Verletzungen zuzieht, und einer Kirche, die erkrankt, weil sie sich nur mit
sich selbst beschäftigt, dann habe ich keine Zweifel: Ich würde die erste Option wählen.“


DONBOSCOmagazin 3/2013 33


Don Bosco




Hier gefallen mir besonders


der nette Umgang der Schwestern mit Schülern und
meinen


Mitschülerinnen.


In meiner Freizeit


spiele ich Klarinette, gehe fort oder treffe mich mit Freu
nden.


Mein größter Traum


ist eine Weltreise.


Am meisten ärgere ich mich,


wenn Kinder schlecht behandelt werden.


Wenn ich einen Rat brauche,


gehe ich zu meinen Eltern, Freunden oder zu meinem
Bruder.


In zehn Jahren


will ich eine eigene Familie gegründet haben.


Mein Name: Stefanie Kitzmüller


Ich bin: 17 Jahre alt


Ich wohne in: Vöcklabruck


Ich mache gerade eine Ausbildung
als:
Schülerin an der


HLW Vöcklabruck


Daran erkennt man mich: an meine
r Ausstrahlung,


Offenheit und Fröhlichkeit


Das bin ich!


Eure




M e i n T i p p


Der SPATZ –
Das Mit-Mach-Heft für
Kinder und ihre Eltern
Manchmal genügt es schon, ein Heft
in die Hand zu nehmen und darin
zu blättern, um das Interesse bei
Kindern zu wecken. „Mama, was
hast du da?“, fragt der Neunjähri-
ge. Gemeinsam erforschen wir die
April-Ausgabe des SPATZ. Darin fin-
det sich, was wir über den Winter
vermisst haben: Farben!! Alles, was
bunt ist, ist Thema. Der Filius vertieft
sich gleich einmal in die Geschichte
über einen Rangordnungsstreit der
Farben. „Das ist aber alles nur erfun-
den, oder?“, fragt er danach vorsich-
tig. Ganz im Gegensatz zu den nächsten Seiten,
wo er allerlei über Blumen erfährt und sicher sein
kann, dass nichts erfunden ist. Als Naturbursche
interessiert ihn das – und erst das Experiment,
Blumen zu färben! Das sollte natürlich sofort zu
Hause probiert werden. Leider haben wir keine
geeigneten Blumen, aber ich verspreche, diesen
Missstand alsbald zu beheben.
Ansprechend ist auch die kindgerechte Erklärung
des Konklaves. Unvorstellbar für die Mediengene-
ration: „Was? Die dürfen kein Handy mitnehmen?
Und nicht fernsehen? Wie halten die das aus?“
Fragen über Fragen sprudeln aus meinem Sohn
heraus. Als ich sie so einigermaßen beantwortet
habe, sind wir auf der Rezeptseite gelandet, auf
der ein buntes Gemüsegericht abgebildet ist. „Du,
Mama, das probieren wir aus!“ Und natürlich am
besten gleich ...
Doch dazwischen gibt’s für ihn noch ein paar
Rätsel zu lösen, während ich mich auf den Weg
in den Supermarkt und in die Blumenhand-
lung mache, um alles einzukaufen, was wir fürs
Blumenfärben und Kochen benötigen.


Haben auch Sie eine Frage an unsere Experten?
Dann schreiben Sie uns:


DON BOSCO magazin Ratgeber, St. Veit-Gasse 25,
1130 Wien, leserfragen@donbosco.at
Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden wir an dieser
Stelle mit Ihrer Zustimmung veröffentlichen; ansonsten
bleiben Sie anonym.


l e S e r f r A g e


Liebesbrief an den Lehrer
Als ich neulich das Zimmer meiner Tochter (14) sauber
machte, fand ich unter ihrer Matratze einen Liebes-
brief an ihren Sportlehrer. Ich sehe den Brief zwar nur
als Schwärmerei und glaube nicht, dass meine Tochter
ihn ihrem Lehrer geben wird. Dennoch finde ich eine
solche Schwärmerei nicht richtig. Soll ich meine Toch-
ter zur Rede stellen und ihr somit auch beichten, dass
ich ihren privaten Brief gelesen habe?
Monika P., Wiesbaden


Sr. Susanne Stachl: Dass Sie das Gefühl haben, in einer
Zwickmühle zu sitzen, kann ich gut verstehen. Ich kann
mir gut vorstellen, dass Ihre Tochter es als einen gro-
ben Vertrauensbruch wahrnehmen wird, dass Sie ihren
intimen Brief gelesen haben. Außerdem wird sie „dicht
machen“, wenn Sie sie zugleich zur Rede stellen für den
Liebesbrief an den Lehrer. Andererseits wäre es gerade
wegen der Vertrauensbasis zu Ihrer Tochter wichtig, dass
Sie ihr ehrlich sagen, dass Sie diesen Brief gelesen ha-
ben. Vielleicht gelingt Ihnen dies so, dass Ihre Tochter
spürt, dass Ihnen dies aufrichtig leidtut? Suchen Sie ge-
meinsam mit Ihrer Tochter nach einer Lösung, wie in Zu-
kunft gesichert werden kann, dass Sie ihre Intimsphäre
nicht wieder verletzen.


Nun zu Ihrer Entdeckung, dass sich Ihre Tochter ver-
liebt hat, und zwar ausgerechnet in einen Lehrer. Das
Verliebtsein an sich ist etwas Schönes. Dass es an den
Lehrer gerichtet ist, macht das Ziel der Liebe unerreich-
bar. Das ist für Ihre Tochter schwierig. Hilfreich wäre es,
wenn Sie ihr in dieser Zeit eine verständnisvolle Zuhöre-
rin sein könnten. Es ist gut, dass Ihre Tochter für sich die
Möglichkeit gefunden hat, sich ihre Gefühle in Form des
Liebesbriefes von der Seele zu schreiben – auch wenn
wirklich davon abzuraten ist, diesen Brief tatsächlich
dem Adressaten zukommen zu lassen.


SPATZ – Das Mit-
Mach-Heft für Kinder
und ihre Eltern
Jahresabo:
€ 27 (A) (inkl.
Versandkosten)
spatz@donbosco-
medien.de
www.spatz-heft.de


Schwester Susanne Stachl FMA (44), Psycho-
login mit Schwerpunkt Schulpsychologie, ist
Leiterin der Don Bosco Berufsfachschule für
Kinderpflege der Regens-Wagner-Stiftung in
Rottenbuch.


Bernadette Spitzer (39) ist Journalistin
und unterrichtet an einem Gymnasi-
um. Sie hat zwei Kinder und lebt mit
ihrer Familie in Wien.


DONBOSCOmagazin 3/2013 35


Ratgeber










Hallo Kinder!
Vor ein paar Wochen war ich bei einer Freundin
zu Besuch. Als ich in ihr Arbeitszimmer geschaut


habe, hab ich mich ganz schön gewundert. Dort
standen ganz viele Spielfiguren: Ritter in Rüstung und


mit Schwertern, daneben große Wurfgeschosse. „Warum hast
du die Figuren, obwohl du doch schon ‚groß‘ bist?“, hab ich sie gefragt. Da hat sie eine der Figuren
genommen und ein bisschen vorgeführt. Und ich hab mitgemacht. Wir haben alle Fuß- und Armstel-
lungen ausprobiert, sind über den Schreibtisch gehüpft, haben die Geschosse ausprobiert – das war
ein Spaß! Da hab ich verstanden, dass man gar nicht ‚klein‘ sein muss, um Spielfiguren zu mögen.
Deshalb steht jetzt wieder eine kleine Figur auf meinem Schreibtisch: ein Maler.
Wie solche Figuren entstehen, habe ich mir neulich einmal angesehen. Ich sage euch, das war viel-
leicht spannend. Ich war in drei riesigen Hallen. Dort gab es ganz viele Menschen und Maschinen.
Tobi und ich durften sogar auf einem Gabelstapler mitfahren. Das hat großen Spaß gemacht!


Eure


Schöne, bunte Spielfiguren-Welt


Steffi & Tobi


Alle Figuren, wie dieser Zoowärter,
sind aus Kunststoff. Siehst du die vie-
len roten Körnchen? Die sind auch
aus Kunststoff. Wenn man die Körner
heiß macht, wird eine zähflüssige
Masse daraus. Die kann man dann
wie Teig in Formen füllen. Für jedes
Tier, jede Figur oder auch Dinge wie
Häuser oder Autos gibt es unter-
schiedliche Gussformen.


Das Erhitzen der Kunststoff-
körnchen und das In-die-Form-
Füllen übernehmen Maschinen.
So entstehen pro Tag über zehn
Millionen Einzelteile. Das funktio-
niert deshalb, weil die vielen
Maschinen niemals Pause
machen und auch nicht schlafen
müssen wie wir Menschen.


Schau mal, die drei Affen sehen alle unter-
schiedlich aus. Denn auch Maschinen können
Fehler machen. Oder hast du schon einmal ei-
nen weißen Affen gesehen? Manchmal stim-
men die Farben nicht. Das kann passieren,
wenn wie hier die braune Farbe leer ist und nur
weiße Körnchen erhitzt und in die Formen ge-
gossen werden. Bei dem Affen in der Mitte war
kurz einmal die hellbraune Farbe leer. Deshalb
hat er ein weißes Gesicht.


1. Wie Teig in einem Förmchen 2. Pausenlos im Einsatz 3. Nobody is perfect


1.


2.


3.


36 DONBOSCOmagazin 3/2013








Buntes »


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Anzahl: –––––


Das hier ist das Lager. So viele Kar-
tons habe ich noch nie gesehen!
Über sieben Stockwerke werden hier
alle Figuren aufbewahrt. 40 Meter
hoch türmen sich die Schachteln.
Das Gelbe am Rand ist ein elektri-
scher Kran, der durch die Regale
saust und bis zur Decke neue Kisten
einräumt. Das sieht wirklich gespens-
tisch aus, weil niemand im Kran sitzt
und ihn bedient.


Sogar die Lastwägen sind mit
den bunten Figuren bemalt.
Hier werden gerade Kartons
eingeladen. Die LKW bringen
die Figuren dann in Spielwaren-
läden und Kaufhäuser auf der
ganzen Welt.


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?


Wie viele Papageien
haben sich hier zu einem


Plausch versammelt?


Sind alle Figuren, Fahrzeuge und Häuser
zusammengebaut, werden sie in Kisten
verpackt. In so einer Kiste landet auch
der braune Affe. Zu dem Affen dazu ge-
ben die Frauen auch noch andere Tiere,
Zäune und Gehege, ein Kassenhäuschen
und einen Eisverkäufer.


Rätselspaß


4. Eine Welt im Kleinen 5. Kisten so weit das Auge reicht 6. Auf dem Weg in die Welt


4.


5.


6.


DONBOSCOmagazin 3/2013 37


„Stimmzettel“ lautete das Lösungswort aus dem letzten
DON BOSCO magazin.
Je ein Buch „Pia im Vatikan“ haben Jochen aus Weingraben,
Katherina aus Wiener Neustadt, Lukas aus Rainbach, Michael
aus Steinach und Sarah aus St. Veit an der Gölsen gewonnen.
Herzlichen Glückwunsch!


Schreibe die Lösungszahl in eine E-Mail oder auf
eine Postkarte und schicke sie bis zum 31. Mai 2013
an: Don Bosco
magazin Kinderrätsel,
St. Veit-Gasse 25, 1130 Wien
magazin@donbosco.at


Zu gewinnen gibt es fünf Mal
„Mein Tier-Alphabet Memo (Kinderspiel)“


Unser Preis:





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Schreiben Sie das Lösungswort auf
eine Postkarte oder in eine E-Mail
und schicken Sie diese bis zum
31. Mai 2013 an:
DON BOSCO magazin,
Sieboldstr. 11, 81669 München,
magazin@donbosco.de


r äT S e l


Rätselgitter


???
Was tun im Ruhestand? Vervollständigen Sie die
Sätze unten und tragen Sie die fehlenden Wörter
in das Gitter ein. Die farbig markierten Buchsta-
ben ergeben das Lösungswort.


Miträtseln und
gewinnen!


Unter den richtigen
Einsendungen verlosen
wir fünf Mal das Buch
„Adagio. Ein lyrisches
Konzertprogramm“ von
Arno Dähling.


Dort, wo vor 100 Jah-
ren die Jugendlichen
aus dem Salesianum
in Wien Neuerdberg
für „Die Salesiani-
schen Nachrichten“
Modell standen, be-
findet sich heute noch
ein Spielhof.


Zurückgeblättert: 27. Juni 1912
Kaiser Franz Josef erkennt die Salesianer an.


Auf diesen Tag hatten die deutschsprachigen Salesia-
ner im Kaiserreich lange gewartet: „Seine kaiserliche
königliche Apostolische Majestät“, Kaiser Franz Josef
I., erkannte am 27. Juni 1912 in einem Erlass die Salesi-
anische Kongregation in Österreich staatlich an. Damit
wurden die zwölf salesianischen Häuser in Österreich
auf gesetzliche Grundlage gestellt. Die Salesianischen
Nachrichten berichteten damals: „Durch diesen Erlass
wurde den armen Söhnen Don Boscos eine überaus
hohe Ehre zuteil. In den staatlichen Rechten und in
allen Beziehungen zur Regierung sehen sie sich nun auf


gleicher Stufe gesetzt mit all den Orden, die zurückblicken
können auf eine glorreiche Vergangenheit […].“
Bereits 1887 übernahm Johannes Bosco in dem damals zu
Österreich gehörenden Trient ein Jugendheim. 1905 wurde
die Provinz „zu den heiligen Schutzengeln“ mit dem Sitz in
Oświęcim (Auschwitz) gegründet. Ab 1910 war der Sitz des
Provinzials die „Reichshaupt- und Residenzstadt“ Wien.


Herzlichen glückwunsch!
Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel lautete
„Osternacht“. Unsere Gewinner erhalten je ein Exemplar
unseres Buches „Schmunzeln mit Don Bosco“: Andreas
Füßlberger aus Schiedlberg, Michael Mayr aus Bad Ischl,
Brigitte Melkus aus Wien, Franz Pair aus Ramsau im Zil-
lertal, Johanna Pöllauer aus St. Peter/Stmk.


1. Auf die Enkel aufpassen als …
2. Sich unentgeltlich engagieren in einem …
3. Schwimmen, Rad fahren, Nordic Walking: in


Bewegung bleiben mit …
4. Die Koffer packen und um die Welt …
5. Wenn die Rente nicht reicht: weiter arbeiten,


um … zu verdienen
6. Ob Katze, Hund oder Wellensittich: ein …


braucht viel Pflege
7. Morgens einfach mal …
8. Musizieren, Zeichnen, Sprachen lernen: sich


ein neues … suchen


2


1 4


8 3


3 6


8 4
10


7 7 1


5


6 9


2 5


11


Lösungswort


1 4 72 5 83 6 9 10 11


38 DONBOSCOmagazin 3/2013


Buntes




DONBOSCOmagazin 3/2013 39


Service


Im nächsten Heft lesen Sie:


Trost spenden,
Hoffnung schenken

Seelsorge bei kranken und
sterbenden Menschen


Weltweit
Brasilien vor dem Weltjugendtag
in Rio de Janeiro


Kinderseite
Steffi und Tobi helfen bei
der Getreideernte.


Impressum


DON BOSCO magazin (bis zum 53. Jahrgang Salesianische
Nachrichten) ist das Mitteilungsblatt der Don Bosco Familie in Österreich
Medieninhaber:
Gesellschaft der Salesianer Don Boscos, St. Veit-Gasse 25, 1130 Wien


Herausgeber:


Chefredakteur: P. Josef Vösl SDB
Redaktion: Katharina Hennecke, Claudia Klinger (in Elternzeit), Angelika
Luderschmidt, Hannah-Magdalena Pink, Sophie Lauringer, Markus Schauta


Erscheint zweimonatlich im Don Bosco Verlag,
81699 München, Sieboldstraße 11, Postvertriebsnummer: 02Z030224S


Titelfoto: kathbild.at
Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen aus dem Archiv
der Don Bosco Medien GmbH bzw. von foto@donbosco.at
Layout: ReclameBüro München, Gabriele Pohl und Margret Russer
Druck: Bonifatius GmbH Druck – Buch – Verlag, Paderborn


Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.
Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und
Vervielfältigungen auf CD-ROM.


Salesianer Don Boscos und
Don Bosco Schwestern

der Provinzen in Deutschland
und Österreich


Die Ausgabe 4/2013 erscheint
Anfang Juli.


Leserbriefe


Weiterempfehlung


Danke Don Bosco!


Zu DON BOSCO magazin 1/2013
Die Berichte über die Kinder mit Downsyndrom haben
mir gut gefallen. Wir sind ein kleiner Verein von Leuten,
die Freude daran haben, behinderten Kindern und Jugend-
lichen Freude zu machen. Der Mini12-integrative Segel-
verein begleitet körperlich und mental behinderte Men-
schen beim Erlernen des Segelsports.
Kontakt
Mini12-integrativer Segelverein
Walter Pavlis
Marktstraße 44/39
4813 Altmünster am Traunsee


Zu Nummer 2/2013 „Marias Schwestern“
In dem Beitrag heißt es, das Leben der Gottesmutter sei
nicht immer leicht gewesen, trotzdem würde sie uns von
allen Madonnenbildern aus stets anlächeln. Das ist jeden-
falls eine Verallgemeinerung. Hat man denn noch nie
Darstellungen der Schmerzhaften Muttergottes gesehen?!
Auch anderer Leiden Mariens nimmt die Kunst sich an.
Ein häufiges Motiv ist die Flucht nach Ägypten oder das
Wiederfinden des 12-jährigen Jesus im Tempel nach drei
Tagen voll schwerer Sorge.
Gertraud Böhm


Gefällt Ihnen das DON BOSCO magazin? Kennen Sie
Freunde, Verwandte oder Bekannte, denen unsere Zeit-
schrift gefallen könnte? Gerne senden wir ein kostenloses
Abonnement an Menschen, die sich für unsere Themen in-
teressieren. Nennen Sie uns einfach die Adressen und hel-
fen Sie uns, unseren Leserkreis zu vergrößern. Wir bedan-
ken uns bei Ihnen mit einer süßen
Don Bosco Schokolade aus
fairer Produktion!
Kontakt: info@donbosco.at
oder 01/87839-522


Im Februar besuchte eine Statue mit einer wertvollen Reli-
quie Don Boscos Österreich. 6.000 Menschen kamen zu
den Begegnungen. Die Stationen der Pilgerreise sind jetzt
in einem Foto-Tagebuch zusammengefasst.
Die Nachlese zu einem denkwürdigen Besuch liegt diesem
DON BOSCO magazin kostenlos bei.


Sollte das Heft fehlen oder
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bitten wir um Ihre Bestellung:
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Don Boscos durch Österreich
von 13. bis 22. Februar 2013


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schützt unterwegs. Ein-
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