Don Bosco Magazin 3/2012

Die christliche Zeitschrift
für die ganze Familie


Familie
Kindheitsglück –
Eltern erinnern sich


Weltweit
Freiwilligendienst
in Sambia


Don Bosco
Jugendseelsorge
hinter Gittern


Auf den Spuren der
eigenen Identität


B 7243 F Deutschland


3/2012


DIE
GESCHICHTE
MEINER OMA




IM BLIcKPUnKT


5 Wie sieht die Zukunft der Kirche in Deutschland aus?
Eine Frage an Dekan Karl Jung


THEMA


6 Die Geschichte meiner oma
Als Kind war Gesa Meyer oft zu Besuch bei ihren Groß-
eltern. Mit unserem Autor Clemens Tangerding hat die
32-Jährige über ihre Oma Lieselotte gesprochen, zu der
sie auch heute noch engen Kontakt hat.


12 Haus der Erinnerungen
Das Deutsche Tagebucharchiv in Emmendingen
beherbergt 12.000 Tagebücher, Briefwechsel und
autobiographische Dokumente.


FAMILIE


14 „Das werde ich nie vergessen!“
Eltern erinnern sich an ihre schönsten Erlebnisse aus
Kindertagen.


17 „Biographiearbeit ist wichtig!“
Ein Gespräch mit dem Erwachsenenbildner, Autor und
Berater Hubert Klingenberger


18 Kolumne
Langer Samstag — Kolumne von Gesa Rensmann


19 Hier und dort


Don Bosco


22 Mit kleinen schritten die Welt verbessern
„Ich würde es jederzeit wieder tun.“ Kerstin Klesse
absolvierte ihren Freiwilligendienst in Sambia und
unterrichtete dort Waisenkinder.


26 Ein strohhalm im Knastalltag
Pater Elmar Koch besucht regelmäßig Jugendliche in
der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-Stammheim.


28 Don Bosco aktuell


BUnTEs


34 Kinderseite
Steffi und Tobi zeigen, wie man Märchen erzählt.


36 Ratgeber
Sie fragen, unsere Experten antworten.


37 Preisrätsel
Mitmachen und gewinnen!


39 Impressum


Auf den spuren der eigenen Identität: Gesa Meyer mag es, ihrer
Großmutter zuzuhören, wenn sie über ihre Jugend spricht. Es sind
Erzählungen, die nicht nur Vergangenes lebendig werden lassen,
sondern auch die eigene Geschichte greifbar machen.


Glückliche Kindheit: Im Wald toben, Balletttanzen, der erste
eigene Hund – zwei Mütter und ein Vater erzählen von ihren
schönsten Kindheitserinnerungen und davon, was sie ihrem
Nachwuchs weitergeben möchten.


6 14


2 DonBoscomagazin 3/2012


Inhalt 3/2012




Liebe Leserin, lieber Leser!


Eine spannende Angelegenheit ist


das! Einfach mal die alten Foto-


alben herauskramen und anfan-


gen, zu schauen und zu entdecken.


Als Kind hat mich das schon so


fasziniert, wenn ich mit meiner


Oma zusammen die kleinen Bilder


aus der alten Blechschachtel zog.


Jedes Mal begann sie mit dem Hinweis, dass sie die Bilder


längst schon in ein Album kleben und mit Bildunterschriften


versehen wollte, „denn sonst weiß doch später keiner mehr,


wer da drauf ist“. Leider ist es dazu nicht mehr gekommen.


Wenn ich heute mit meinen Nichten die alte Schachtel her-


vorhole, beginnt häufig ein großes Rätselraten: „Und wer ist


dieses Mädchen mit den blonden Zöpfen?“


Stets beginnt dann eine Reise in vergangene Jahrzehnte


unserer Familie. Wie damals alles aussah! Was die Leute


für komische Klamotten anhatten! Sind die denn nie in den


Urlaub gefahren? Fragen über Fragen – manches kann ich


erzählen, vieles weiß auch ich nicht mehr.


Aber jedes Mal spüre ich, wie es mir und meinen Nich-


ten gut tut, diese Reise anzutreten. Man setzt die eigenen


Lebenserfahrungen in Bezug zu dem, was man sieht. Man


erkennt, dass sich zwar vieles verändert hat, aber die Leute


damals wie heute glücklich sind, wenn sie in der Familie


zusammenkommen. Und wie schön gefeiert wurde, wenn


geheiratet oder ein neuer Erdenbürger getauft wurde.


Und dann sind da auch die vielen Bilder von unseren


Familienmitgliedern in der Pfarrgemeinde. Das gehörte


damals einfach dazu. Die Kirche war ein ganz wichtiger Ort


für die Familie, in der alle Feste gefeiert wurden. Das ist heu-


te für viele Menschen nicht mehr der Fall. Umso wichtiger ist


es, sich auch diese Bilder anzuschauen – denn die Men-


schen darauf wirken eigentlich ganz zufrieden.


Wann schauen Sie mal wieder in Ihr Fotoalbum?


Mit guten Wünschen für eine gute Sommerzeit


Ihr


P. Alfons Friedrich SDB
Chefredakteur


DonBoscomagazin 3/2012 3


Inhalt


„Ich wollte eine Heraus-
forderung annehmen, die
mich an meine Grenzen
bringt.“ Seite 23


Einen Nachmittag lang erzählte eine Enkelin dem
Don Bosco magazin-Autor Clemens Tangerding von
ihrer Großmutter. Tangerding war verblüfft, was seine
Gesprächspartnerin nach 20 Jahren noch alles über die
Ferien bei der Oma wusste. Der Autor musste immer
wieder an seine Oma Inge denken: „Sie hat mir beim
Stadt-Land-Fluss-Spielen einmal 100 Punkte geschenkt,
weil ich eine ganz ausgefallene Hunderasse kannte,
den Bull Mastiff. Sonst hätte ich das Spiel haushoch
verloren.“ Seite 6


„Ganz schön beklemmend, die kahlen Gefängnisflure
mit den vielen Gittertüren“, erzählte unsere Redakteurin
Hannah-Magdalena Pink, als sie von ihrem Besuch mit
P. Elmar Koch in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-
Stammheim zurückkehrte. Der Salesianerpater kümmert
sich dort einmal in der Woche um Jugendliche Straftäter,
die in Untersuchungshaft sitzen. Seite 26




Auf den straßen
von Freetown, der
Hauptstadt von
sierra Leone,
leben mehr als
3.000 Kinder in
Müll und Elend.


Ein Drittel aller Kinder in
Städten lebt im Slum


Fast die Hälfte aller Kinder weltweit wächst


in Städten auf. Laut einem aktuellen Bericht


des Kinderhilfswerkes UNICEF lebt ein


Drittel von ihnen in einem überbevölkerten


Slum. Diese Kinder haben meist keinen


ausreichenden Zugang zu sauberem Was-


ser, sanitären Einrichtungen, Gesundheits-


versorgung oder Schulen, so das Hilfswerk.


Die negative Folge: In Städten mit großer


Slumbevölkerung wie Manila,


Johannesburg oder Bogotà gleiten die


Kinder aufgrund sozialer Ungleichheit


häufig in die Kriminalität ab.


4 DonBoscomagazin 3/2012


„Filippas Engel“ sucht
engagierte junge Menschen
Die Stiftung „Filippas Engel“ schreibt auch in diesem
Jahr einen Preis für junge Menschen aus, die sich mit


außergewöhnlichem Engagement für andere
einsetzen. Bewerben können sich bis zum


1. Juni 2012 sowohl Einzelpersonen als
auch Gruppen. Die Hauptpreise sind mit je
2.500 Euro dotiert. Benannt ist die Stif-
tung nach Filippa von Sayn-Wittgenstein,
die mit 21 Jahren bei einem Autounfall
ums Leben kam. Einige ihrer Tagebuchauf-


zeichnungen wurden im Münchener Don
Bosco Verlag als Buch veröffentlicht, mit
dessen Erlös die Familie im Don Bosco
Stiftungszentrum die Stiftung „Filippas
Engel“ gründete. Weitere Informationen


unter www.filippas-engel.de.




Das ist eine spannende Frage, die auch das
Motto des Katholikentages 2012 in Mannheim
widerspiegelt: „Einen neuen Aufbruch wagen!“
Diese Worte zielen in die Zukunft. Die Kirche in
Deutschland wirkt gegenwärtig eher etwas
müde und erschöpft. Deshalb braucht sie neue
und bewegende Impulse. Wie können diese
aussehen? Kirche ist nicht einfach eine Institu-
tion, die Menschen planen und organisieren
können. Kirche lebt vom Gottvertrauen und es
kann sie nur in Bezogenheit zum Heiligen Geist
geben. Kirche muss geist-offener werden!
Dabei kann die Kirche in Deutschland viel von
den „jungen“ Kirchen in anderen Kontinenten
lernen, besonders was die Freude an Gott und
einen lebendigen und ausstrahlenden Glauben
angeht. Kirche muss „katholischer“, das heißt
universal vernetzter werden!
Weiter braucht es eine neue Kommunikations-
kultur. Angesichts zunehmend verletzender
Polarisierungen ist ein neues Miteinander nö-
tig, damit Kirche mehr als „Familie Gottes“
(II. Vaticanum) wahrgenommen wird. Kirche
muss dialogfähiger werden!
Ganz entscheidend ist für mich, dass sich die
Kirche in Deutschland mehr den Nichtglauben-
den, Ausgetretenen, Agnostikern, Zweiflern
und Enttäuschten zuwendet. Kirche muss mis-
sionarischer und evangelisierender werden!


Dekan Karl Jung: „Wie sieht
die Zukunft der Kirche in
Deutschland aus?“


EINE FRAGE AN ...


Karl Jung, Leiter des stadt-
dekanates in Mannheim, ist
Mitglied des Leitungsgremiums
des 98. Deutschen Katholiken-
tags, der von 16. bis 20. Mai
in Mannheim stattfindet.


Von Unsicherheit bis
Pragmatismus
Die Lebenswelten von Jugendlichen in Deutschland
driften immer weiter auseinander. Dies ist das Ergebnis
der aktuellen Sinus-Jugendstudie „Wie ticken Jugendliche
2012“ im Auftrag von sechs kirchlichen und gesell-
schaftspolitischen Institutionen.
Sieben Prozent der Befragten gehören einer „prekären
Lebenswelt“ an und glauben nach Aussage der Forscher,
dass sie keine Chance auf eine Berufsausbildung und ein
Arbeitsverhältnis haben. Zudem werden sie oft von
Gleichaltrigen aus der Mitte der Gesellschaft ausgegrenzt.
Die meisten Jugendlichen begegnen unsicheren Berufs-
und Lebensperspektiven aber mit einer pragmatisch-
positiven Grundhaltung. Viele spüren einen wachsenden
Leistungsdruck und beginnen immer früher damit, ihr
Leben aktiv zu gestalten. Allen Jugendlichen gemeinsam
ist laut Studie ein Bedürfnis nach Sinnfindung,
Freundschaft und Familie.


Mehr über die Studie und ein Interview
mit dem Soziologen Klaus Hurrelmann unter
www.donbosco-magazin.de.


DonBoscomagazin 3/2012 5


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Im Blickpunkt


Mitglieder zählt die katholische
Kirche weltweit. Das sind


rund 17,5 Prozent der
Weltbevölkerung.


1,196
Milliarden




Ein Leben, viele Erinnerungen –
Gesa Meyer sieht sich gerne alte
Fotos ihrer Großmutter an.




Thema


DIE
GESCHICHTE


MEINER
OMA


Wenn Gesa Meyer sich an ihre Großmutter erinnert,


dann denkt sie an Bohnen und Erbsen, die sie gemeinsam


pulen, und reife Kirschen, die sie entsteinen und zu Saft


verarbeiten. Mehrmals im Jahr, meist in den Ferien,


war Gesa als Kind zu Besuch bei ihren Großeltern. Heute


ist sie 32. Zu ihrer Oma Lieselotte hat die junge Berlinerin


noch immer engen Kontakt.


Text: Clemens Tangerding, Fotos: Dominik Butzmann




Wir haben gestern Abend noch telefoniert. Unser wichtigs-
tes Thema war ihr Garten. Sie hat mir erzählt, was wächst
und was nicht wächst, und vom Wetter gesprochen. Ich
habe ihr gesagt, dass ich im Sommer zu ihr komme und wir
dann zusammen Bohnen und Erbsen pulen und Kirschen
entsteinen. Das haben wir früher auch gemacht, wenn ich
in den Ferien bei ihr war. Meine Eltern sind in den Urlaub
gefahren und haben mich bei ihr vorbeigebracht. Meine
Schwester Silke kam zur anderen Oma.


Ich sehe mich morgens aufwachen. Sie hat mir über
den Kopf gestreichelt und mich „min Lütt“ genannt. Das
heißt „meine Kleine“. Oma Lieselotte kommt aus West-
falen und sagt manchmal Worte auf Plattdeutsch. Nach-
dem sie mich aufgeweckt hat, ist sie in die Küche gegan-
gen. Das alte Bett hat geknarzt, als ich mich bewegt habe.
Alles roch nach sauberer Wäsche. An der Wand hing ein
Poster mit einem Katzenjungen neben einem Rehkitz.
In der Küche stand mein Frühstücksgedeck. Meine Oma
war wahrscheinlich schon drei Stunden lang wach. Sie
hat sich zu mir gesetzt und mit mir Brote gegessen. Da-
nach hat sie gespült.


Anschließend sind wir in den Garten gegangen. Er
war groß und ist es immer noch. Dort stehen Obstbäume,


Die Enkelin liebt es, der 84-Jährigen zuzuhören, wenn sie über ihre Kindheit und


Jugend spricht, und gemeinsam mit ihrer Oma zu lachen, wenn sie von Erlebnissen


mit der Schwiegermutter erzählt. Es sind Erzählungen, die Vergangenes


lebendig werden lassen und auch die eigene Geschichte greifbarer machen.


Das DON BOSCO magazin hat Gesa Meyer in Berlin besucht.


G
esa Meyer füllt Bohnen in eine Kaff eemühle, setzt den Deckel darauf und
drückt den Knopf. Es wird laut. Sie lächelt, als würde sie sagen wollen:
Gleich ist der Lärm vorbei. Vor dem Fenster steht ein weißer Küchentisch.
An manchen Stellen ist die Farbe abgeblättert. Die Dinge in der Woh-
nung der 32-Jährigen sehen ausgesucht aus, besonders. Alles scheint am


richtigen Platz zu sein. Gesa füllt den Kaff ee in graue Becher, stellt sie auf den Tisch und
setzt sich. Vor ihr liegen Schwarzweißfotos. Sie schaut die Aufnahmen erst eine Weile
an, dann nimmt sie eines der Fotos in die Hand. Es ist ein Verlobungsbild. Ihre Oma
Lieselotte ist darauf zu sehen. Der Mann beugt sich zur Frau hinunter. Das Bild wirkt
gestellt. Ihm sieht man die Anstrengung an, seine Verlobte strahlt wie Audrey Hepburn.
Ihre Enkeltochter legt das Bild wieder auf den Tisch und sieht an die Decke.


Frisch verlobt
mit opa: Gesas
Großmutter
Lieselotte lacht
glücklich in die
Kamera.


8 DoNBoscomagazin 3/2012


Thema




Blumen blühen, in den Beeten wachsen Salatköpfe und
Tomaten. Früher hat mich Oma zu meinem eigenen klei-
nen Beet geführt, auf dem ich Möhren angepflanzt habe.
Während ich vor mich hin gearbeitet habe, hat sie sich
um das andere Gemüse gekümmert. Ab und an ist sie ge-
kommen und hat mir ein Apfelstückchen in den Mund
gesteckt. Sie hat es geliebt, wenn etwas Kleines größer
wird. Um elf Uhr sind wir ins Haus gegangen. Sie hat mit
dem Kochen angefangen, ich habe ihr dabei geholfen. Es
war immer etwas aus dem Garten dabei.


Oma weiß, wie wichtig gutes Essen ist. Ich kann mich
noch daran erinnern, wie es war, als ich allein nach Berlin
gezogen bin und angefangen habe, freiberuflich zu arbei-
ten. Es gab riesige Probleme bei meinem ersten großen
Projekt. Mir ging es richtig schlecht. Meine Oma hat davon
erfahren und in dieser Zeit häufig bei mir angerufen. Jedes
Mal hat sie mich gefragt: „Was hast du heute gegessen?“


Es gab damals immer um Punkt 12 Uhr Essen. Immer.
Dazu erschien mein Opa. Er hat die meiste Zeit in seinem
Büro verbracht. Auch nach seiner Pensionierung saß er
lange darin. Wir glauben, er hat dort geraucht. Wir ha-
ben vor dem Essen zusammen gebetet. Religion hat kei-
ne große Rolle gespielt bei Oma und Opa, das Tischgebet


hat ihnen einfach gefallen.
Während wir gegessen ha-
ben, musste ich erzählen,
was ich vormittags im Garten
gemacht hatte. Als ich älter
wurde, haben die beiden am
Mittagstisch manchmal von früher erzählt. Ich fand es un-
vorstellbar, wie aufwändig ihr Leben gewesen sein muss.


Einige Male haben sie vom Krieg gesprochen. Oma
hat zu der Zeit noch bei ihren Eltern gewohnt. Was sie
über die Nazizeit gesagt haben, klang wie eine Recht-
fertigung. Das habe ich meinem Vater danach erzählt.
Er hat gesagt, ich müsse nicht alles glauben, was die
Erwachsenen so sagen. Ich solle zu ihm kommen,
wenn ich Fragen zum Krieg habe. Mir hat das gefallen,
dass es da irgendwie etwas gab, das ich nicht wissen
sollte.


Nach dem Essen hat mein Opa einen Mittagsschlaf
gehalten. Oma und ich sind in die Küche gegangen. Sie
hat gespült – erst die Gläser, dann die Teller, das Besteck
und zum Schluss Töpfe und Pfannen. Die Reihenfolge
von den sauberen zu den schmutzigen Sachen hat sie nie
geändert. Ich mache es genauso wie sie.


Noch heute –
20 Jahre später –
weiß die junge
Berlinerin genau,
wie ihr Zimmer
bei den Großel-
tern aussah.


DoNBoscomagazin 3/2012 9





Meine Oma und ich ähneln uns in manchen Dingen.
Wir mögen es, wenn wir praktische Dinge tun können:
so wie Bohnen pulen. Vielleicht bin ich auch deswegen
Gestalterin geworden. Die Arbeit ist auch häufig prak-
tisch.


Oma und ich sind uns auch vom Typ her ähnlich. Wir
sind beide eher still. Sie hatte wie ich eine große Schwes-
ter, die lauter und größer war und immer ein bisschen
weiter. Als Kind habe ich darüber natürlich noch nicht
nachgedacht. Früher fand ich es am lustigsten, wenn
Oma und Opa über meinen Vater gesprochen haben. Das
musste ich immer als Erstes erzählen, wenn ich wieder
zu Hause war. Meine Oma hat gesagt, er sei ein sehr bra-
ves Kind gewesen. Opa hat dann manchmal von ein paar
Frechheiten meines Vaters berichtet. Vielleicht war ihm
das wichtig, dass Papa nicht nur anständig war. Er war
es nämlich selbst nicht. Er war ein Draufgänger und hat
einige Male richtig Mist gebaut.


Ich weiß gar nicht, wie die beiden sich kennengelernt
haben. Jedenfalls hatte mein Großvater wohl mehrere
Freundinnen gleichzeitig, eine davon war Oma. Als sie
mit meinem Vater schwanger wurde, hat Opa sich ihr
Fahrrad ausgeliehen. Damit ist er zu den anderen Mäd-
chen gefahren und hat ihnen abgesagt. Danach haben
sie geheiratet. Das muss 1949 gewesen sein. Es ist unvor-
stellbar. Oma hatte nie die Möglichkeit, eine Beziehung
zu beenden. Sie fand Opa auch toll, aber geheiratet ha-
ben sie, weil Papa kam.


Meine Oma hat mir auch erzählt, dass Opa einmal
einige Zeit im Gefängnis verbringen musste, weil er eine
Geldstrafe nicht bezahlen konnte. Mein Vater hat, wäh-
rend sein Vater hinter Gittern saß, meine Oma von der
Arbeit abgeholt. Sie hat in einem Lebensmittelladen aus-
geholfen. Als das Geld knapp wurde, hat sie dort auch
noch spätabends die Lager aufgefüllt. Eine Berufsausbil-
dung hatte sie nicht.


D
ie gebürtige Münsteranerin verschwindet in ihrem Büro und
kommt mit einem Papier zurück. Eine Kuh ist darauf abgebildet.
Sie erzählt, dass sie die Kuh für ein Plakat entworfen hat. Es sollte
Teil einer Kampagne gegen den übertriebenen Konsum von Rind-
fleisch sein. Anstatt die Kuh auf dem Bildschirm zu entwerfen, sei


sie beim Kartoffeldruck entstanden. Sie legt den Zettel beiseite. Eine Weile lang
sagt sie nichts, dann fährt sie mit den Fingern etwas nervös durch ihr Haar.


Gesa Meyer lebt als
freie Gestalterin in
Berlin. Genau wie ihre
Großmutter mag sie das
praktische Arbeiten.


10 DoNBoscomagazin 3/2012




Mein Opa ist mit meiner Oma immer sehr liebevoll
umgegangen. Wenn ich bei den beiden war, haben wir
nachmittags oft Freunde von Oma besucht. Es war etwas
langweilig, aber alle haben sich gefreut, wenn sie mich
gesehen haben. Das mochte ich. Eine Tante wohnte ganz
in der Nähe. Sie hatte zwei Kinder, die fünf Jahre jünger
waren als ich. Es war toll, für wenige Stunden war ich die
Große. Dann sind wir nach Hause gefahren und haben
das Abendessen vorbereitet. Es gab Brot mit Aufschnitt
und Käse, Obst und Gemüse. Wir haben abends im
Wohnzimmer gegessen, weil dort der Fernseher stand.
Als Oma und ich mit dem Essen kamen, sah Opa schon
irgendeine Sendung.


Nach dem Essen haben wir zu dritt vor dem Fernse-
her gesessen. Wenn ich Pech hatte, lief Musikantenstadl.
Meine Oma hat nebenher Socken gestopft. Ich habe meis-
tens etwas gestrickt, das ich verschenken konnte: Schals
zum Beispiel und Topfl appen. Irgendwann hat meine
Oma dann gesagt, dass ich ins Bett müsse. Ich habe
dann noch versucht, etwas ganz Wichtiges mit ihnen zu
besprechen. Das habe ich zu Hause auch so gemacht.
Ich weiß noch, dass die Schals, an denen ich gearbeitet
habe, am nächsten Morgen schon viel länger waren als
am Abend vorher. Meine Oma hatte weitergestrickt und
es nicht gesagt.


Ich habe Oma meine ganze Kindheit über mehrmals
im Jahr besucht. Auch während des Studiums in Dort-


mund bin ich mindestens zweimal im Jahr für ein Wo-
chenende zu ihr gefahren. Meine Freunde haben damals
gesagt, dass ich total oft zu meiner Oma fahren würde.
Ihr selbst war das zu wenig. Wir konnten über meine Be-
suche eine ganze Zeit lang nicht sprechen. Ich glaube, es
lag an der ganz neuen Situation für sie. Oma musste sich
erst daran gewöhnen, dass sie sich um niemanden mehr
kümmern konnte.


Oma hat erst ihre Eltern gepfl egt, die oben im Haus
gewohnt haben. Später hat sie ihre Schwiegermutter
versorgt. Dabei hat die Mutter meines Opas meine Oma
lange nicht akzeptiert. Als mein Opa sagte, dass er sie
heiraten wollte, musste meine Oma zum Diktat bei seiner
Mutter erscheinen. Meine Urgroßmutter wollte testen, ob
sie schlau genug für meinen Opa war. Am Ende ihres
Lebens hat meine Urgroßmutter sich von meiner Oma
waschen, füttern und umziehen lassen. Nach dem Tod
ihrer Schwiegermutter hat sich Oma rund um die Uhr um
meinen Opa gekümmert. Der ist auch schon lange tot.


Seit ich in Berlin wohne, sehe ich Oma Lieselotte
nicht mehr so oft wie früher. Aber wir telefonieren viel.
Wenn ich im Sommer zu ihr fahre, verbringen wir wie im-
mer die meiste Zeit im Garten. Wir werden Bohnen und
Erbsen pulen. Nachmittags werden wir auf den Friedhof
fahren und das Grab von Opa und meinen Urgroßeltern
besuchen. Oma ist 84 Jahre alt und hatte in den vergan-
genen Jahren mehrere Operationen. Wir werden uns viel


Zeit lassen für alles. Mittages-
sen wird es nicht mehr jeden
Tag um Punkt 12 Uhr geben,
sondern manchmal etwas
früher und manchmal etwas
später. E


s klingelt das Telefon. Gesa Meyer steht auf und nimmt im Flur
den Hörer ab. Sie spricht mit einem Kunden, für den sie Brief-
papier und Visitenkarten gestaltet. Seit 2009 arbeitet sie als frei-
berufl iche Gestalterin. Ein Auftraggeber hat sie nicht mit Geld,
sondern mit einem Tisch bezahlt. Der Möbelproduzent hatte sie


mit der Gestaltung seines Katalogs beauftragt. Der Tisch aus unbehandeltem
Holz steht nun in ihrem Büro. Auch die roten Schuhe aus Wildleder, die sie
trägt, hat sie für ihre Arbeit bekommen. Für die befreundeten Schuhhersteller
hat sie einen Schriftzug entworfen.


„Wie oma und opa sich
kennengelernt haben, weiß
ich gar nicht so genau“,
sagt Gesa Meyer. Die Frage
wird die Enkelin ihrer Groß-
mutter vielleicht beim
nächsten Treffen stellen.


DoNBoscomagazin 3/2012 11


Thema




Tagebücher, Briefwechsel, Lebenserinnerungen – im alten Rathaus in Emmendingen im
Breisgau werden rund 12.000 autobiographische Aufzeichnungen gesammelt und archiviert.


Für Wissenschaftler und Studenten ist das 200 Quadratmeter große Archiv eine wahre
Fundgrube. Ein Besuch in Deutschlands einzigem Tagebucharchiv


Text: Angelika Luderschmidt


Haus der Erinnerungen


Das vielleicht außergewöhnlichste Ausstellungs-stück trägt die Signaturnummer 67. In einer Vi-trine, geschützt vor Staub und neugierigen Be-
sucherhänden, steht zwischen Tagebüchern, Postkarten
und Briefen eine Morserolle.
Insgesamt 65 Meter ist die Funkerrolle lang, über und
über bemalt mit Zeichnungen und Karikaturen. Wie eine
Filmrolle mutet diese Sammlung unterschiedlicher Sze-
nen an, die Soldaten während des Ersten Weltkrieges mit
viel Liebe zum Detail und ein paar Buntstiften erschufen.
Männer in Uniform mit Gewehr über der Schulter, Be-
fehlsgeber mit fratzenhaften Gesichtern, zerstörte Häu-
serfassaden – allein das durch die Vitrine sichtbare Ende
der Rolle gibt viel über den Alltag und die Gefühlswelt der
Männer in Zeiten von Not und Todesangst preis.


Der Drang, Erlebtes schriftlich oder mittels Zeichnun-
gen festzuhalten, es dadurch zu verarbeiten oder für die
Nachfahren zu erhalten, macht erfinderisch: Zigaretten-
papier, Laken, Kalenderblätter – mehr als 12.000 Erin-
nerungen, Tagebücher und Briefwechsel von rund 3.000
Autoren beherbergt das Deutsche Tagebucharchiv im al-
ten Emmendinger Rathaus in der Nähe von Freiburg. Das
Archiv ist das einzige seiner Art in Deutschland.


In jedem Buch steckt ein Leben
„Das hier ist ein ziemlicher Apparat geworden. Pro Jahr
erhalten wir zwischen 150 und 200 Neuzusendungen, und
mittlerweile helfen uns über 100 ehrenamtliche Mitarbei-
ter“, erklärt Leiterin und Gründerin Frauke von Troschke,
während sie einen grünen Lederkoffer öffnet. „Den haben
wir ganz neu bekommen“, sagt sie und greift nach einem
Schwarzweißfoto. Auf ihm abgebildet ist eine junge Frau
in aufrechter Tanzpose mit Bikinioberteil und langem
Tuch um die Hüften. Gebracht hat den alten Koffer ein
Mann, der ihn für fünf Euro auf einem Berliner Flohmarkt


seit mehr als zehn Jahren können im alten Emmendinger Rathaus unweit von
Freiburg Interessierte in Kopien autobiographischer Dokumente aus drei Jahrhun-
derten lesen. stetig wächst die sammlung des Deutschen Tagebucharchivs. Fo


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12 DoNBoscomagazin 3/2012


Thema




gekauft hat. „Hier steckt ein ganzes Leben drin“, sagt von
Troschke und zieht sich weiße Baumwollhandschuhe an,
bevor sie den Messingverschluss eines schwarzen, an den
Ecken stark abgewetzten Tagebuchs öffnet, das neben
Briefen und kleinen Buchkalendern ebenfalls im Koffer
liegt. Die Aufzeichnungen und Erinnerungen stammen
aus den 20er-Jahren des letzten Jahrhunderts. Autorin war
die auf dem Foto Abgebildete selbst, eine Sängerin, die
sich ihr Geld auf kleinen Bühnen in Berlin verdiente.


Lebendiger Geschichtsunterricht
Das Deutsche Tagebucharchiv ist für Frauke von Trosch-
ke eine Herzensangelegenheit. Während andere Frauen
längst ihren Ruhestand genießen, steckt von Troschke viel
Energie in ihr Projekt. Die Idee zur Initiierung entstand,
als sie ihre Schwester in Italien besuchte, die einige Zeit
zuvor dorthin ausgewandert war. Die gab ihr den Tipp, auf
ihrer Reise auch einmal im Tagebucharchiv in der Nähe
von Arezzo vorbeizuschauen. „Ich war begeistert, weil es
mich fasziniert, das Leben aus einem anderen Blickwinkel
kennenzulernen“, beschreibt von Troschke ihren Besuch,
der ihre Zukunft verändern sollte.
Dann ging alles ganz schnell: Von Troschke gründete „mit
den sieben Aufrechten“, wie sie lachend erzählt, den Ver-
ein. Bis heute arbeiten bis auf den Leiter der Geschäftsstel-
le ausschließlich Ehrenamtliche im Archiv. „Drei Viertel
der Kosten stemmen wir selbst“, sagt die Leiterin und fügt
hinzu: „Wir generieren Gelder über Mitgliedsbeiträge, Ver-
kauf von Broschüren oder Lesungen. Selbst unsere Ehren-
amtlichen müssen Vereinsbeiträge bezahlen. Anders geht
es nicht.“


Wichtiger Kern der Arbeit ist das Lesen und Verschlag-
worten der ausschließlich autobiographischen Dokumen-
te. Rund 50 Personen im In- und Ausland arbeiten die Ko-
pien sämtlicher Briefe und Bücher in Lesegruppen durch,
entziffern die oft schwer zu lesende Schrift, notieren, in
welcher Zeit und von wem das Dokument verfasst wurde
und welche (historischen) Geschehnisse der Autor reflek-
tiert. Im Anschluss werden die Stichworte in eine Compu-
terdatenbank eingepflegt.


„August 1905. Die Großmutter von Kleinhildchen fängt
bei Geburt an, das Erwachen und Heranwachsen ihrer En-
kelin in einem Büchlein zu begleiten und verewigen, damit
Kleinhildchen später einmal das eigene Leben nachlesen
und erleben kann.“ Auf diese ersten Worte des Tagebuchs
einer liebevollen Großmutter aus Münster werden mehr
als 400 Seiten folgen. Doch es braucht nur wenige Sätze,
um in die Welt eines anderen Menschen einzutauchen. 80
Jahre später. Ein anderer Ort. Ein anderes Leben. „Mor-
gens bis 11 Uhr gepennt. Oma nicht da. Essen angebrannt.
Winnetou III fertiggelesen. Um 6 Uhr Oma wieder da. Kar-
ten gespielt.“ Florian heißt der Autor, der bei seiner Groß-
mutter aufgewachsen ist und in den 80er-Jahren seine täg-
lichen Erlebnisse im Telegrammstil festhielt.


Viele Wissenschaftler, Studenten und Schüler aus der
ganzen Welt kontaktieren von Troschke und deren Mit-
arbeiter regelmäßig mit Anfragen. Die Themen könnten
dabei unterschiedlicher nicht sein. „Reisen auf der Walz“
heißt eines, oder „Mussolinis Deutschlandbesuch 1937“.
Wöchentlich besuchen auch Schulklassen das Archiv.
„Die Schüler sind immer begeistert und freuen sich über
einen so lebendigen Geschichtsunterricht“, sagt Frauke
von Troschke und streicht sich ihre Haare aus der Stirn.


Einziges Museum seiner Art
Im Erdgeschoss des Rathauses soll bald ein Museum
entstehen. Neben der Morserolle können dort auch viele
andere Originale besichtigt werden. „Da sind regelrechte
Schätze dabei“, sagt von Troschke. Viele Autoren haben
nicht nur geschrieben, sondern auch gezeichnet, Fotos,
Eintrittskarten oder sonstige Erinnerungen zwischen ihre
Zeilen geklebt. Wie ein Ehepaar, dessen Tochter kürzlich
das Tagebuch ihrer Eltern dem Archiv zugeschickt hat.
Es misst gerade einmal sechs Zentimeter und stellt damit
den Rekord des kleinsten Tagebuches der Sammlung auf.


Über 60 Meter
misst die Morse-
rolle, auf der
soldaten im Ers-
ten Weltkrieg
ihren Alltag als
Karikaturen fest-
hielten (li.).


Viele Tagebücher
enthalten auch
Zeichnungen und
Fotos und können
bald in einem Mu-
seum besichtigt
werden.


Ein Interview mit Frauke von Troschke, Gründerin
und Leiterin des Tagebucharchivs, lesen Sie im Internet
unter www.donbosco-magazin.de


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Einfach rauslaufen und im
Wald spielen


Kindheitsglück


Bei allen Eltern gibt es diese Erinnerungen, bei denen die Augen plötzlich anfangen,
zu leuchten. Dann sind sie selbst wieder Kind und denken an Momente zurück, in


denen sie rundum glücklich und geborgen waren. Diese Erfahrungen prägen sie bis
heute und beeinfl ussen auch den Umgang mit ihren eigenen Kindern. Zwei Mütter


und ein Vater erzählten dem DON BOSCO magazin ihre schönsten Erlebnisse.


Protokolle: Christina Tangerding


„Der Bezug zu
r Natur soll m


einen Kindern
erhalten blei


ben.“


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und lebt heut
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Einfach rauslaufen
und im Wald spielen


Ich bin auf einem Bauernhof im Allgäu aufgewachsen und hatte dort viel Kontakt zu Tieren und der Natur.
Auch als Kind übernimmt man da relativ früh Verant-
wortung, zum Beispiel wenn es darum geht, die Tiere zu
füttern oder später auch mit Maschinen zu fahren. Eine
schöne Erinnerung ist, dass ich häufi g mit meinem Groß-
vater unterwegs war. Oft sind wir spazieren gegangen.
Dabei hat er mir aus seinem Leben erzählt. Vieles habe
ich erst später richtig verstanden, aber es war schön, viel
Zeit mit ihm zu verbringen.


Auf so einem Hof bekommt man natürlich mit, wel-
che Pfl ichten tagtäglich anfallen. Wir hatten 30 Milchkü-
he, die gefüttert und versorgt werden mussten. Ich habe
auch Hasen gehabt, um die ich mich kümmern musste.
Die haben dann Junge bekommen, und irgendwann hat-
te ich ganz viele.




Familie


Alexandra
Gergen mit Ehemann
Harald (39) und den
Kindern Pia Sophie
(2) und Niklas (4)


Meine schönste Kindheitserinnerung ist der Tag, an dem ich meinen Hund bekommen habe. Das war
das Pfi ngstwochenende im Mai 1989. Auf diesen Tag
hatte ich zehn Jahre lang gewartet. Solange ich denken
kann, hatte ich mir einen Hund gewünscht. Schon als
ich vier Jahre alt war, kannte ich verschiedene Hunde-
rassen. Aber meine Eltern konnten mir den Wunsch zu-
nächst nicht erfüllen: Erst war die Wohnung zu klein,
dann bekam meine Mutter eine Allergie. Es hieß im-
mer später oder ob es nicht auch ein anderes Tier sein
könnte.


Zu meiner Konfi rmation, ich war 14, habe ich ge-
sagt: „Jetzt müsst ihr mir meinen Wunsch aber erfül-
len!“ Am Tag der Konfi rmation bekam ich ein schma-
les, längliches Paket von meinen Eltern. Ich dachte,
da ist ganz bestimmt das Hundehalsband drin. Es
war eine Uhr. Ich war furchtbar enttäuscht. Dann
kam dieses Pfi ngstwochenende, und meine Eltern


haben gesagt, sie müssten nochmal weg. Als sie wieder-
kamen, konnte ich schon durch das Fenster an der Haus-
tür sehen, dass meine Mutter etwas auf dem Arm hatte.
Es war klein, verstrubbelt und hat furchtbar gestunken.
Und meine Mutter sagte: Das ist jetzt unsere Lizzy. Es war
ein Langhaardackel, neun Wochen alt. Ich musste sofort
weinen vor Freude.


Der Hund hat mich ganz lange begleitet. Er ist 17
Jahre alt geworden. Heute vermisse ich es sehr, einen
Hund zu haben. Bisher hat mich die Vernunft davon ab-
gehalten. Die Kinder sind noch zu klein, ich habe die Zeit
nicht, und es ist mir auch noch zu gefährlich. Aber wenn
sie einmal sagen würden, sie wollen einen Hund haben,
dann wäre ich die Erste, die Ja sagt. Und auch, wenn sie
sich keinen wünschen, warte ich auf den Tag, an dem sie
alt genug sind und wir einen Hund haben werden. Natür-
lich wieder einen Langhaardackel!


DONBOSCOmagazin 3/2012 15


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Alexandra
Gergen (37


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ten Dackel.


Zehn Jahre warten
auf einen Hund


Mit meinen drei jüngeren Geschwistern bin ich viel
im Wald herumgestreunt, der gleich hinter dem Hof los-
ging. Wir sind einfach rausgelaufen und haben gespielt.
Den unkomplizierten Umgang mit der Natur, den ich
damals mitbekommen habe, möchte ich an meine Kin-
der weitergeben. Sie sollen verstehen, dass das Essen
nicht aus dem Supermarkt kommt, sondern irgendwo
hergestellt wird. Wir gehen viel in den Garten oder in die
Berge. Für Friederike haben wir ein eigenes Beet ange-
legt. Vielleicht können wir später mal Hasen halten. Ich
möchte – auch wenn wir in der Stadt leben – den Bezug
zur Natur erhalten.


Andreas Niggl
mit Helene
(10 Monate),
Friederike (3)
und Ehefrau
Carolin (35)




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Ich habe mit fünf Jahren das Balletttanzen angefangen. Wie viele andere Mädchen ging ich einmal die Woche
zum Tanzen. Mit zehn bin ich dann ans Staatstheater in
Darmstadt gekommen. Für ein Projekt wurden damals
an verschiedenen Ballettschulen Kinder für eine Auff üh-
rung gesucht. Ich war glücklicherweise dabei.


Es war so, wie man es aus dem Fernsehen kennt:
Die Eltern mussten uns an der Pforte abgeben und bis
zum Ende der Vorstellung warten. Wir Kinder hatten ein
Spielzimmer, wo wir uns umziehen und spielen konnten,
während wir mit einer Betreuerin auf unseren Auftritt
warteten. Es gab eine richtige Maske, wo wir – wie die
großen Tänzer und Tänzerinnen – für die Auftritte ge-
schminkt wurden. Für mich war das sehr aufregend und


Stefanie
Knieling-Finster
mit Josefine (5)
und Julius (2).
Nicht im Bild ist
Ehemann Felix
Finster (44).


ich war sehr stolz. Weitere Projekte am Theater und bei
diversen anderen Veranstaltungen, zum Beispiel Hoch-
zeiten oder Festivals, folgten.


Das Ballett war neben der Musik – ich habe Geige,
Klavier und Flöte gespielt – mein wichtigster Lebensin-
halt. Die Disziplin und die Grazie haben mir gefallen. Ich
habe nach der Schule getanzt, oft fünf Mal pro Woche,
war zeitweise am Konservatorium in Frankfurt. Das ging,
bis ich 18 Jahre alt war. Dann habe ich mich entschieden,
eine Ausbildung zur Logopädin zu machen. Einfach, weil
die Ausbildung für mich vernünftiger war. Als Balletttän-
zerin ist man mit Ende zwanzig oft zu alt für den Beruf.
Und dann für den Rest meines Lebens als Ballettlehrerin
zu arbeiten, das wollte ich nicht, weil sich Beruf und Fa-
milie so schwer vereinbaren lassen.


Heute begleite ich meine Tochter, die seit einem Jahr
ins Ballett geht. Ich sehe es mit lächelnden Augen, dass
sie jetzt das macht, was ich früher so gern getan habe.


Was mir wichtig ist: dass Josefi ne die Disziplin und
den Ehrgeiz mitbekommt, die im Ballett entscheidend
sind. Sie soll erleben, dass man sich anstrengen muss,
wenn man etwas erreichen will, dass es auch Tiefen gibt,
aus denen man aber wieder herauskommt. Das ist etwas,
was man für das ganze Leben braucht. Ich möchte mei-
ner Tochter und auch meinem Sohn das Gefühl vermit-
teln, dass ein Hobby einen weiterbringt, dass es einem
hilft und eine Bereicherung sein kann.


16 DONBOSCOmagazin 3/2012


Familie


„Die Disziplin u
nd Grazie habe


n mir gefallen.


Stefanie Knieli
ng-Finster (28)


, Logopädin, w
ohnt mit ihrer


Familie in Rege
nsburg.


Tanzen als
Lebensinhalt


Oft hilft ein Symbol, um sich über die eigenen
Wünsche und Bedürfnisse klar zu werden, oder
ein Bild, um versunkene Erinnerungen zu bergen.
Diese Karten sind ansprechende Impulsgeber für
das Revue-passieren-Lassen und das Planen des
eigenen Lebens: für alle, die allein oder mit
Gruppen Biografiearbeit betreiben, z.B. in der
Erwachsenenbildung, bei Standortbestimmungen
von Teams, in der Seniorenarbeit oder bei der
Betreuung von Demenzkranken.


Bücher von Don Bosco gibt es in jeder Buchhandlung oder direkt bei:
Don Bosco Medien GmbH, Sieboldstr. 11, 81669 München, Tel.: 089/ 48008 330, service@donbosco-medien.de


Meinem Leben auf der Spur


32 Karten mit 16-seitigem
Begleitheft; Format:
3 x 9 cm, farbige Pappbox,
in Folie eingeschweißt,
symbolstarke Farbfotos,
€ 9,95 / sFr 15,90
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Bildkarten zur Biografiearbeit
Mein Weg ist mein Weg




„Wir sind in der Lage,
unsere Erfahrungen zu refl ektieren“


Im Zimmer unserer Kinder stehen zwei große Verklei-
dungskisten – weil ich als Kind leidenschaftlich gerne
Theater gespielt habe. Wiederholen wir zwangsläufi g
bei unseren Kindern die Erziehung, die wir selbst er-
lebt haben?
Wiederholen ja. Zwangsläufi g nein. Wir sind ja keine Au-
tomaten, die so handeln, wie sie einmal programmiert
wurden. Wir sind in der Lage, zu refl ektieren, welche
Erfahrungen wir in der Kindheit und Jugend gemacht
haben, und uns dann danach zu verhalten. So hoff e ich,
meinen Söhnen einiges erspart zu haben, was ich erlebt,
vielleicht „erlitten“ habe. Und ich hoff e, ihnen mir wich-
tig Erscheinendes weitergegeben zu haben.
Zum Beispiel: Meine Eltern haben mir die Liebe zum Le-
sen vermittelt, und das war mir auch immer wichtig bei
meinen Söhnen.
Aber auch das ist klar: Manchmal erschrecke ich, weil ich
meinen Jungs gegenüber die gleichen – teils unsinnigen
– Formulierungen verwende, die meine Eltern benutzt ha-
ben. Aber solange ich es merke und gegebenenfalls korri-
giere, ist es in Ordnung.
Es ist wichtig, dass sich Eltern mit den eigenen Kind-
heitserinnerungen auseinandersetzen. Biografi earbeit
ist eine wichtige Komponente elterlicher Kompetenz.


Das Gedächtnis ist schlau. Es bewahrt vor allem die
schönen Erinnerungen und schiebt die anderen
oft weit weg in eine fi nstere Ecke. Sind sie da gut
aufgehoben? 
Ja, solange dabei nicht unsere Lebensfreude auf der Stre-
cke bleibt. Die Weisheit unserer Seele führt dazu, dass
Verletzungen, Kränkungen und Ähnliches verdrängt
und „weggesperrt“ werden. Dies ist ein wichtiger Schutz-
mechanismus. Problematisch wird es dann, wenn dieser
Schutzmechanismus zu einer Eintrübung der Lebens-
freude und Einschränkung der Lebenstüchtigkeit führt.
Dann ist gegebenenfalls therapeutisches Handeln nötig.


Wenn man selbst Kinder hat, sieht man plötzlich die
eigenen Eltern in einem neuen Licht. Ein guter Zeit-
punkt, um über Vergangenes zu diskutieren? 


Über Vergangenes diskutieren ist eine sehr vage For-
mulierung. Ich kann mich an ein Gespräch mit meiner
Mutter erinnern, in dem ich versucht habe, ihr meine
Kindheitserfahrungen zu erzählen. Sie hat vieles davon
als Vorwürfe verstanden.


Diese Gespräche sind sehr behutsam zu führen. Wenn
es nicht um Themen wie Gewalt und Missbrauch geht,
sollte man aus meiner Sicht Eltern immer zugute halten,
dass sie ihr Bestes versucht haben. Dabei muss man die
historischen Bedingungen und die persönlichen Bedürf-
nisse und Fähigkeiten von Vater und Mutter mit in Be-
tracht ziehen. Ich hoff e, dass meine Söhne mal mit mir
gnädig sind …


Brauchen wir das Wissen über die Lebensgeschichten
unserer Eltern und Großeltern, um uns selbst auf die
Spur zu kommen, um zu unserer eigenen Identität zu
fi nden?
Ich denke, dass es sehr hilfreich sein kann, die Lebensge-
schichten der eigenen Vorfahren zu kennen. Manchmal
entdeckt man auf diese Weise (unfreiwillige) Wiederho-
lungen und generationenübergreifende Aufträge. Ich
kann es nur begrüßen, wenn wir uns mit den (alt gewor-
denen) Eltern zusammensetzen und mit ihnen über ihr
Leben reden, es vielleicht sogar aufschreiben. So haben
auch Enkel und Urenkel noch einen Einblick in die Fa-
miliengeschichten. So werden wir uns unserer Wurzeln
bewusster. Interview: Christina Tangerding


Im Interview »


Lebensberater Hubert Klingenberger über Kindheitserinnerungen, die Weisheit
der Seele und eine gnädige Sicht auf die eigenen Eltern


»Ich hoff e, meinen Söhnen einiges
erspart zu haben.« Hubert Klingenberger, Autor und Berater


Dr. Hubert Klingenberger ist Erwachsenenbildner und Berater für die
Bereiche Lernen, Führen und Persönlichkeitsentwicklung sowie Autor


mehrerer Bücher über Biografi earbeit und Lebensmanagement.
Klingenberger ist Vater von 16-jährigen Zwillingen und lebt in München.


DONBOSCOmagazin 3/2012 17


Familie




Kolumne von Gesa Rensmann: überLeben in der Familie


18 DONBOSCOmagazin 3/2012


Familie


Eine kleine Patschehand legt sich auf meine Wan-ge und eine kräftige Kleinmädchenstimme pustet lauthals eine Frage in mein noch vom Schlaf halb
verschlossenes Ohr: „Mama, sind die Gäste schon da?“
„Nein, Schnecke“, murmele ich in mein Kissen, „die
kommen erst in sieben Stunden.“ Ich versuche ange-
strengt, so zu tun, als wäre ich wieder eingeschlummert,
da kommt schon der nächste Angriff auf den Samstag-
morgenschlaf: „Mamaaaaa, dann müssen wir jetzt aber
schon mal den Tisch decken!!!!!“ Ich gebe die Idee mit
dem „noch ein bisschen schlafen“ auf. Stattdessen ver-
suche ich, meiner vierjährigen Tochter einfühlsam zu er-
klären, dass sieben Stunden noch genug Zeit bieten, für
ihre Geburtstagsgäste den Tisch zu decken.


Ich entscheide mich für die Ablenkungstechnik und
schlage meiner Tochter vor, sich schon mal schön anzu-
ziehen für die Feier. „Schön anziehen“ zieht bei Ines im-
mer, und so läuft sie mir munter plappernd voraus zum
Kleiderschrank und entscheidet sich für ein Dirndl, in
dem sie auch wirklich goldig aussieht.


Nach dem Frühstück aber ertönt wie zu erwarten:
„Mama, wann kommen die Gäste?“ Ich schaue auf die
Uhr und erkläre: Das dauert schon noch bis nach dem


Mittagessen, aber wir müssen jetzt einen Kuchen backen,
damit deine Gäste auch was Gutes zu essen bekommen.
Kuchenbacken, zumal Geburtstagskuchen, gehört ganz
klar zu Ines‘ Hobbys, und so bringen wir noch mal eine
Stunde herum. Doch noch immer verbleiben geschlage-
ne drei Stunden, bis die Party steigt. Und schon ist sie
wieder da, die alles beherrschende Frage: „Mama, wann
kommen denn eeeendlich die Gäste?“ Ich überlege, ob
ich eine Strichliste führen soll, um festzustellen, wie oft
Kinder in der Lage sind, die gleiche Frage mit Beharrlich-
keit zu wiederholen. Daran könnte man sich schließlich
ein Beispiel nehmen à la: „Cheeeef, wann krieg ich denn
endlich mal wieder eine Gehaltserhöhung?“


Ich suche krampfhaft nach Beschäftigungsideen,
da macht der große Bruder einen rettenden Vorschlag:
Geburtstagsfotos vom letzten Jahr anschauen. Wir ku-
scheln uns zu dritt gemütlich aufs Sofa und schauen Fo-
tos an. Plötzlich hält Jakob eines in der Hand, auf dem
ich mit dickem Babybauch zu sehen bin. „Gell, Mama, da
war ich in deinem Bauch!? Und Jakob war auch dabei.“
„Ach“, sage ich, „und was habt ihr zwei da zusammen
gemacht?“ „Ich weiß nicht genau, aber ich saß vorne und
Jakob hinten“, erinnert sich Ines. Jakob möchte gern noch
ein paar lustige Sätze aus Ines herauskitzeln. „Und bei
wem war Mama im Bauch?“, fragt er. Ines weiß Bescheid:
„Bei Oma!“ „Ja, und wo waren Jakob und du, als ich in
Omas Bauch war?“, entgegne ich fragend. Ines schaut
mich skeptisch an, weil ich so blöde Fragen stelle: „Ja
in deinem Bauch natürlich.“ Vor meinem geistigen Auge
erscheint mir meine Familie als Matroschkapuppen, bei
der eine Generation die nächste schon im Bauch trägt.


In diesem Moment wird mir klar, dass man auch mit
vier Jahren noch keine Zeitvorstellung hat und dass das
Warten auf Geburtstagsgäste vom frühen Morgen bis zum
Nachmittag ein unermesslicher Zeitraum, Minuten und
Stunden etwas unglaublich Abstraktes sind. Ich blinzele
möglichst unauff ällig auf die Uhr: Noch zwei Stunden.
Mein Entschluss steht fest: Nächstes Jahr laden wir alle
kleinen Gäste schon zum Brunch ein.


Gesa Rensmann (43) ist Lektorin in einem
Fachverlag für Frühpädagogik und Religion. Mit
ihrem Mann Kruno Ilakovac (41) und ihren beiden
Kindern Jakob (8) und Ines (4) lebt sie in der Nähe
von München. Im DON BOSCO magazin berichtet
sie regelmäßig aus ihrem familiären Alltag. Illu


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Langer Samstag




Endlich hab ich auch
einen Roller für den
Schulweg. Das geht viel
schneller als zu Fuß und
macht auch mehr Spaß!
Meine Freunde und ich
machen manchmal ein
Wettrennen. Das letzte
Mal hat meine Schwester
gewonnen, aber meistens
bin ich als Erste da.


Jana (8) wohnt mit ihren Eltern und
ihrer Schwester in der Nähe von
Basel in der Schweiz.


Ich gehe immer gemein-
sam mit meinen Schwes-
tern zur Schule. Wir müs-
sen von unserem Haus
erst über einen schmalen
Pfad zur Straße hinunter
und später wieder berg-
auf. Das ist ganz schön
anstrengend. Aber ich
mag es, durch die Wiese
zu laufen und die Land-
schaft anzuschauen.


Hlengile Mseli (9, Mitte) lebt mit ih-
ren beiden Schwestern in Luganda,
Südafrika. Seit ihre Eltern an Aids
gestorben sind, führen sie allein
den Haushalt.


Mein Schulweg


Hier und dort


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Männer sind einfallslos, wenn sie Frauen ansprechen.
Schon vor hundert Jahren näherte sich ein Herr einer frem-
den Dame mit der Frage „Kennen wir uns nicht?“. Der Satz
gehört auch heute noch zum Repertoire vieler Eroberer.
Früher trugen sie vielleicht noch Anzüge und standen ein
bisschen aufrechter da, als sie die Angebetete anspra-
chen. Außerdem siezten sie die Dame selbstverständlich.
Aber die Frage an sich blieb bis heute stets dieselbe.
Frauen schätzen es im Normalfall nicht, wenn Männer das
Gespräch mit einer Schummelei beginnen. Was aber, wenn
der Satz „Wir kennen uns doch“ stimmt und die Angespro-
chene sich nicht an ihr Gegenüber erinnern kann? Passiert
das einer jungen Dame, hat sie entweder etwas zu viel
getrunken oder einfach kein Interesse. Ist sie älter, könnte
sie dement sein.
1,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland unter die-
ser Krankheit, zwei Drittel der Betroffenen sind Frauen. Sie
vergessen Dinge nicht vorübergehend. Ihre Erinnerungen
gehen ihnen dauerhaft verloren. Auch der Orientierungs-
sinn schwindet. Viele Patienten brauchen daher eine
Rund-um-die-Uhr-Betreuung.
Forscher der Universität Erlangen/Nürnberg haben nun
ein Programm vorgestellt, mit dem sich das Voranschreiten
der Krankheit verzögern lässt. Die Psychiater und Psycho-
therapeuten kommen dabei ganz ohne Medikamente aus.
Sie konnten beobachten, dass alltägliche Handlungen wie
Kochen und Gartenarbeit die Erinnerungen aktivieren kön-
nen. Auch Sport wie Bowling und Krocket kann den Verlauf
der Demenz verlangsamen. Das Fortschreiten der Krank-
heit lässt sich auf diese Weise um bis zu ein Jahr aufhal-
ten, schreiben die Wissenschaftler. Heilen lässt sich
Demenz noch nicht.
Deshalb wird sich auch heute wieder eine ältere Dame
fragen, was denn dieser fremde Mann in ihrem Garten zu
suchen hat und warum er ihre Blumen gießt.


Einfallslose Männer


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DONBOSCO


20 DONBOSCOmagazin 3/2012




mittendrin




22 DONBOSCOmagazin 3/2012


Nicht nur über das reden, was stört, sondern anpacken; nicht nur Zuschauer in der Welt
sein, sondern mitgestalten; nicht nur über Solidarität nachdenken, sondern sie selbst


leben. Kerstin Klesse hat genau das gemacht. Im September kehrte die junge Bonnerin von
ihrem Freiwilligendienst in Sambia zurück. Als einen spannenden Lernprozess bezeichnet


Klesse das Jahr heute. Ein Porträt über eine junge Frau, die sich im Bewusstsein ihrer
sozialen Verantwortung für ein Jahr freiwilliger Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in


einem der ärmsten Länder der Welt entschieden hat.


Text: Benedict Steilmann; Fotos: Kerstin Klesse


Mit kleinen Schritten
die verbessern Welt




DONBOSCOmagazin 3/2012 23


Don Bosco


In der „City of Hope“ in
Lusaka wohnen rund 80
Waisenmädchen. Kerstin
Klesse kümmerte sich
ein Jahr lang gemeinsam
mit Don Bosco Schwestern
um die Kinder. Neben den
Mädchen unterrichtete sie
auch Jungen aus mittel-
losen Familien.


Es gab Tage, da hätte ich mich gerne zurück-gebeamt.“ Wenn Kerstin Klesse zwei Monate nach ihrer Rückkehr aus einem Programm für AIDS-Waisen und Straßenkinder in Sambia jene
Zeit Revue passieren lässt, mischt sich bereits ein wenig
Nüchternheit in ihre Erinnerungen.


Sambische Spontaneität nennt es die künftige Lehr-
amtsstudentin heute, wenn sie davon erzählt, wie ihre
sorgfältige Unterrichtsvorbereitung immer wieder um-
geworfen wurde und nichts verlässlich schien. Damals
nervte das. Heute nimmt sie es mit Gelassenheit, mit
sambischer Gelassenheit. Reisen bildet eben.


Die 20-jährige Bonnerin suchte nach ihrem Abitur
nach Herausforderungen, an denen sie wachsen konnte.
Die große Freiheit war es nicht, die sie an dem bitterar-
men Land Sambia reizte, sondern die Verantwortung.
Ein Jahr lang arbeitete sie als Förderlehrerin mit Don
Bosco Schwestern zusammen. In der „City of Hope“, ei-
ner Einrichtung der Don Bosco Schwestern in der Sambi-
schen Hauptstadt Lusaka, gehen Kinder aus mittellosen
Familien zur Schule. Außerdem fi nden hier 80 Mädchen
ein neues Zuhause, deren Eltern – zumeist an AIDS – ge-
storben sind. Kerstin Klesse unterstützte die Waisenkin-
der dabei, den Anschluss an die Schule zu schaff en.


Fast ein Fünftel aller Kinder in Sambia hat durch
AIDS seine Eltern verloren oder ist in der Obhut von Ver-
wandten, die kaum ihre eigenen Kinder ernähren kön-





24 DONBOSCOmagazin 3/2012


E U R O PA


A S I E N
A F R I K A


A U S T R A L I E N


A M E R I K A


S Ü D A M E R I K A


SAMBIA


ANGOLA


ZIMBABWE


MOSAMBIQUE


KONGO


Lusaka


nen. Abgesehen von den persönlichen Tragödien sieht
ein optimales Lernumfeld anders aus, wäre aber nötig,
um langfristig aus dem Teufelskreis der Armut ausbre-
chen zu können. „Ich wollte mit Kindern und Jugendli-
chen arbeiten, die keine Lobby haben und Unterstützung
brauchen“, sagt Klesse. „Und ich wollte eine Herausfor-
derung, die mich an meine Grenzen bringt.“


Damit ist sie nicht allein. Viele Entwicklungsorgani-
sationen ermöglichen jungen Menschen ein Jahr Freiwil-
ligendienst im Ausland, um ihnen die Chance zu geben,
ihren Blickwinkel zu weiten und sich zu erproben.


Wertvolle Erfahrungen


„Teilhabe an der Gesellschaft macht aus Jugendlichen
Erwachsene“, sagt Wolfgang Kirchner von Don Bosco
Mission. Seit 2003 bereitet er für die Bonner Entwick-
lungsorganisation jedes Jahr 50 Don Bosco Volunteers
in intensiven Vorbereitungsseminaren auf ihren Einsatz
vor. „Sich selbst einzubringen, das schaff t Orientierung
und Sicherheit.“


Dabei bedauert der Theologe, dass junge Menschen
heute kaum noch Zeit haben, soziale Erfahrungen zu
machen. Studiengänge sind immer stärker verschult
und lassen keine Zeit für freiwilliges Engagement. Der
Zivildienst wurde vor einem Jahr abgeschaff t, und auch
der Druck auf dem Arbeitsmarkt führt dazu, dass viele


die sogenannten „soft skills“ vernachlässigen. Dabei
sei Freiwilligendienst ein hohes Gut in der Gesellschaft,
meint Kirchner. „In Zukunft erhalten vielleicht immer
mehr Leute Entscheidungskompetenzen, ohne über so-
ziales Rüstzeug zu verfügen.“


Kerstin Klesse hat viele Erfahrungen gesammelt. Und
sie hatte Glück, nicht zwei oder drei Jahre später auf die
Welt gekommen zu sein. Sie ist 13 Jahre zur Schule gegan-
gen und hat direkt nach ihrer Rückkehr aus Sambia mit
ihrem Studium zur Grundschullehrerin begonnen, bevor
eine Flut von „13er“- und „12er“-Abiturienten ohne Wehr-
pfl icht gemeinsam an die Unis drängt.


Kirchner und Kollegen aus anderen Entsendeorga-
nisationen stellen fest, dass sich bereits weniger junge
Männer bewerben. „Die wollen sich das Jahr nicht gön-
nen“, erklärt Klesse, für die der Einsatz als Förderlehre-
rin nicht zuletzt ein großes, berufsvorbereitendes Prakti-
kum war. „Viele haben Zukunftspanik. Aber ich würde es
jederzeit wieder machen.“


Mittlerweile habe sogar ein zweiter Lernprozess ein-
gesetzt. Erst jetzt merke sie, wie sie das Jahr verändert
und bereichert habe. Am Anfang sei jeder Tag ein Aben-
teuer gewesen. Die Fahrten in den stickigen Minibussen
zum Beispiel, in denen nicht neun, sondern zwanzig
Fahrgäste saßen. Viel herausfordernder waren jedoch
die kulturellen Unterschiede, die die Zusammenarbeit
mit den afrikanischen Ordensfrauen manchmal belas-
teten. Vor allem, wenn ihr Idealismus auf die Erfahrung


80 Prozent der Bewohner leben von der Landwirtschaft,
produzieren dabei aber weniger als 20 Prozent des Brutto-
inlandsproduktes und erwirtschaften oft kaum mehr, als sie
für den Eigenbedarf benötigen. Auf dem Gelände der „City
of Hope“, einer Einrichtung in Trägerschaft der Don Bosco
Schwestern, lernen die ehemaligen Straßenkinder, wie man
ein Feld richtig bestellt. Ihr erworbenes Wissen geben die
Schülerinnen in ihren Dörfern weiter.


Hauptstadt Lusaka


Einwohnerzahl ca. 13,8 Millionen


Landessprache Englisch; daneben sieben offiziell anerkannte
Stammessprachen: Bemba (31 Prozent), Nyanja (16 Prozent),
Lozi (9 Prozent), Tonga, Lunda, Kaonde, Luvale sowie 72
Dialekte


Religionen/Kirchen Christen (rund 50 Prozent; davon 60 Prozent
katholisch, 20 Prozent Protestanten, 20 Prozent Freikirchen),
Muslime und Hindus, diverse Naturreligionen


Die wirtschaftliche Situation Sambias ist trotz relativ guter Aus-
gangslage schwierig. Von 13 Millionen Sambiern müssen zwei
Drittel von weniger als einem Dollar am Tag leben. Mehr als 22
Prozent der sambischen Bevölkerung sind Analphabeten.


L Ä N D E R P R O F I L
S A M B I A




DONBOSCOmagazin 3/2012 25


Don Bosco


der Ordensschwestern stieß, rasselte es schon mal kräf-
tig. Aber auch da hat sie dazugelernt. „Ich habe mich
sicher oft geirrt. Die Schwestern aber auch mal. Das Pro-
blem war vielleicht, nicht richtig auf den anderen zuge-
hen und sich mitteilen zu können.“


Der Austausch mit anderen Volontären in der Ein-
richtung und ihre Familie waren es dann, die sie wieder
aufgerichtet haben. „Du bist vor allem da, um den Kin-
dern und Jugendlichen das Leben zu erleichtern, haben
sie gesagt. Und das stimmte ja. Das hat mich motiviert.“


Frust ist der selbstbewussten jungen Frau deshalb
überhaupt nicht mehr anzumerken. „Wer in so ein Frei-
willigenjahr mit dem Anspruch hineingeht, die Welt zu
verändern, wird schnell enttäuscht sein“, stellt sie nüch-
tern fest. Was sie erreicht habe, seien eher kleine Schrit-
te und Verbesserungen, etwas, was sie für diese Kinder
habe tun können.


Auch viele kleine Schritte helfen


Da ist zum Beispiel das Mädchen, dem Klesse Förderun-
terricht in Mathe gegeben hat. „Ich hatte überhaupt kei-
nen Zugang zu ihr. Sie hat alles abgeblockt.“ Vermutlich
wegen traumatischer Erfahrungen mit Erwachsenen in
der eigenen Familie, wie so viele der Kinder aus Famili-
en, die durch AIDS auseinandergefallen sind. Dann gab
es einen Ausbruch. Das Mädchen beschuldigte Kerstin


Seit Don Boscos Zeiten bauen die Salesianer Don
Boscos und Don Bosco Schwestern auf das Engagement
von jungen Menschen für junge Menschen.
Freiwilligendienste im In- und Ausland richten sich an
junge Menschen bis 30 Jahre, die motiviert und enga-
giert für einen begrenzten Zeitraum in einem Projekt
mitarbeiten wollen. Wer bereit ist, sich mit Herz und
Verstand in den Dienst an Kindern und Jugendlichen am
Rande der Gesellschaft zu stellen, findet hier seinen
Platz. In zahlreichen Ländern Afrikas, Asiens, Süd-und
Mittelamerikas sowie in Staaten Ost- und Westeuropas
können die Dienste dazu beitragen, dass junge Men-
schen soziale Erfahrungen sammeln, Stärkung für ihren
persönlichen Lebens- und Glaubensweg erfahren, ihre
Persönlichkeit entfalten, ins Berufsleben schnuppern
und die Verständigung zwischen Menschen unterschied-
licher Kulturen, Religionen und Ethnien fördern.


Don Bosco Volunteers


Die Kinder und
Jugendlichen
lernen in der
„City of Hope“
für ihren Schul-
abschluss.


Klesse, sie bei ihren Lehrern angeschwärzt zu haben.
Zu Unrecht. Einige Tage später entschuldigte sich die
Schülerin. Für ihre Nachhilfelehrerin ein ganz starker
Moment: „Das war so unerwartet und ich habe es als un-
geheure Stärke von ihr empfunden, wie sie von sich aus
zu mir kam.“


Ab da wurde alles besser: Ziwschen dem Mädchen
und der Lehrerin entstand ein ganz besonderes Vertrau-
ensverhältnis. Für Kerstin Klesse ein Höhepunkt ihres
Sambia-Jahres. Und vielleicht ein Sinnbild. Auch viele
kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine
Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.


Freiwilligendienste im Inland
freiwillig@donbosco.de
www.mach-was-sinnvolles.de


Freiwilligendienste im Ausland
info@donboscovolunteers.de
www.donboscovolunteers.de


Freiwilligendienste
der Don Bosco Schwestern
VIDES
vides-germany@t-online.de
www.vides-germany.de




26 DonBoscomagazin 3/2012


Er hört zu, macht Sport mit ihnen und gibt behutsam Denkanstöße.
Salesianerpater Elmar Koch besucht einmal in der Woche jugendliche


Straftäter in der Untersuchungshaft in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-
Stammheim. Das DON BOSCO magazin hat ihn begleitet.


Text: Hannah-Magdalena Pink, Fotos: Ilona Scheffbuch


Ein Strohhalm


im Knastalltag


Für P. Elmar Koch sind seine Besuche im Gefängnis immer eine
konzentrierte Zeit. „Ich merke, dass es den Jungen gut tut“, sagt er.




DonBoscomagazin 3/2012 27


Don Bosco


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im Knastalltag


ihre Situation zu überdenken.“ Nach einer Stunde bringt
Pater Elmar die Gruppe nach unten in den Kirchenraum
der Haftanstalt. Wieder heißt es Türen aufschließen, zu-
schließen, die nächste Tür aufschließen, dann sind sie
im Flur der Gefängnisseelsorger angekommen.


Der Kirchensaal ist eine Überraschung: Warmes,
helles Sonnenlicht flutet durch eine Wand aus Glas-
bausteinen und bunten Fenstern herein. Die Gitterstäbe
sind dahinter kaum zu erkennen. Vor einer Bühne ist ein
Stuhlkreis aufgestellt. Je nach Stimmung in der Gruppe
fragt Pater Elmar, wie es den Jugendlichen gerade geht.
„Am meisten bewegt sie, dass sie den Kontakt zu ihren
Leuten nicht halten können“, beobachtet der ruhige Sa-
lesianerpater mit den dunklen Locken, in die sich schon
einzelne silberne Haare mischen. Für die Zeit der Unter-
suchungshaft dürfen die Jungen nur Briefe schreiben
und ab und zu telefonieren, alle anderen Kommunika-
tionsmittel wie Handy oder E-Mail sind verboten. „Das
ist meiner Erfahrung nach das Brutale am Knast, dass


Beklemmend wirken die Zäune, die sich rechts und links am Gelände entlangziehen. Stachel-drahtrollen sind am oberen Rand des Zauns be-festigt, der Grünstreifen dahinter bis zur grau-
en Gefängnismauer wird von Kameras überwacht.


Heftig gestikulierend diskutieren Angehörige von
Gefangenen mit dem Pförtner am Besuchereingang der
Justizvollzugsanstalt (JVA) Stuttgart-Stammheim, wo
Mitte der 1970er-Jahre führende Mitglieder der Roten Ar-
mee Fraktion (RAF) inhaftiert waren. Einige Meter weiter
wartet Pater Elmar Koch am Personaleingang geduldig
darauf, dass der Beamte hinter der dicken Glasscheibe
ihn einlässt. Mit einem freundlichen Nicken begrüßt der
Pförtner den Pater und bittet ihn, den Ausweis abzuge-
ben. Einige Minuten später öffnet sich schließlich mit ei-
nem leisen Summen die erste Tür auf dem Weg ins Innere
der Haftanstalt. Im Vorraum dahinter holt Irmgard Mayer
vom Evangelischen Kirchlichen Dienst in der JVA ihren
Kollegen ab.


Seit vier Jahren kümmert sich der Stuttgarter Jugend-
pfarrer ehrenamtlich als Seelsorger um Jugendliche, die
in Stammheim in Untersuchungshaft sitzen. Einmal in
der Woche treffen sie sich zu einer „Orientierungsgrup-
pe“. Sie richtet sich an junge Häftlinge, die eher Einzel-
gänger sind und während der Haft nicht arbeiten dürfen.


Die meisten sind zwischen 17 und 21 Jahre alt, der
Jüngste ist erst 14. Ihre Delikte reichen von Drogenhan-
del über Raub bis hin zu Vergewaltigung und Mord.
Während des gesamten Verfahrens bleiben die Jungen in
Untersuchungshaft. „Wenn das Urteil rechtskräftig ist,
werden sie dann schnell in die Jugendhaft verlegt oder
entlassen“, sagt Pater Elmar. Doch bis es so weit ist, ver-
gehen meistens drei bis vier Monate, manchmal dauert
es ein halbes Jahr.


Jeden Freitag nach dem Mittagessen holt er gemein-
sam mit Irmgard Mayer die Jungs in ihren Zellen ab. Die
Diakonin arbeitet hauptamtlich in der Haftanstalt und
unterstützt den Pater bei den Gruppenstunden. Sie steht
in ständigem Kontakt zur Gefängnisverwaltung, sorgt
dafür, dass die Jungen in den Hof dürfen, und entschei-
det, wer an der Gruppe teilnehmen darf. Sie hat auch Zu-
gang zu den Zellen. Durch mehrere Flure und Treppen-
häuser gehen die Seelsorger mit den Jugendlichen auf
die Terrasse auf dem Dach des Gefängnisses. Hier kön-
nen sie sich beim Kicken mit einem Softball austoben,
eine Runde Tischtennis spielen oder ein bisschen über
den Hof spazieren. „Für mich ist die Zeit auf dem Dach-
hof auch eine gute Gelegenheit, mit den Jugendlichen zu
reden“, sagt Pater Elmar. Er begleitet sie bei ihrer seeli-
schen Entwicklung während des Gefängnisaufenthaltes.
„Am Anfang, wenn sie ankommen, sind sie aufgedreht.
Ich werde nichts zugeben, erzählen sie, und glauben,
sie seien schnell wieder draußen. Aber dann merken
sie doch, dass es nicht so schnell geht, und fangen an,


Meist teilen sich
die Jugendlichen
zu zweit oder zu
viert eine Zelle.


Die salesianer Don Boscos in stuttgart


Die Patres von der Niederlassung der Salesianer Don Boscos in Stutt-
gart, P. Ernst Kusterer, P. Elmar Koch und P. Jörg Widmann, begleiten
und unterstützen in Zusammenarbeit mit dem katholischen Jugend-
referat der Stadt und mit der BDKJ-Dekanatsstelle die Jugendseelsorge
in Stuttgart. Sie leben als Gemeinschaft im Pfarrhaus der Gemeinde
St. Franziskus im Stuttgarter Stadtteil Obertürkheim. Dort leiten sie
auch ein geistliches Zentrum mit Gesprächskreisen und Beratungs-
angeboten für Jugendliche und Erwachsene.





Malteser übernehmen Antoniuskolleg


neunkirchen Am 1. August 2014 werden die
Malteser Träger des Antoniuskollegs in Neun-
kirchen-Seelscheid. Den Weg dazu haben am
22. Februar das Erzbistum Köln, die Gemein-
de Neunkirchen-Seelscheid, die katholische
Kirchengemeinde St. Margareta, die Salesia-
ner Don Boscos und die Malteser Werke
durch eine notarielle Beurkundung bereitet.
Bestandteil der Verhandlungen war auch die
Entscheidung für einen Teilneubau und die
Sanierung des historischen Baukörpers von
1900, der als prägender Bestandteil der Sil-
houette des Ortes erhalten bleiben soll. Pro-
vinzial P. Josef Grünner dazu: „Wir wollten
gemeinsam als Partner alles dafür tun, dass
die katholische Schule weitergeführt werden
kann.“ Patrick Hofmacher, Mitglied der Ge-


schäftsführung und Schulverantwortlicher
der Malteser Werke, freut sich auf die Träger-
schaft. „Mit dem Antoniuskolleg dürfen wir
eine großartige Schule übernehmen“, sagt er.
Rund 1.150 Schülerinnen und Schüler, ca. 80
Lehrerinnen, Lehrer, Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sowie zahlreiche im Schulbetrieb
aktiv helfende Eltern gehören zum täglichen
Leben und Betrieb der Schule. pm


Wallfahrt der Don Bosco statue


München Bis zum 200. Geburtstag Don
Boscos am 15. August 2015 befindet sich die
Don-Bosco-Statue auf einer „Wallfahrt“ durch
alle Provinzen und Staaten, in denen die sale-
sianische Kongregation präsent ist. So ent-
steht ein weltumspannendes und alle Gren-
zen überschreitendes geistliches Netz der
Verehrung und des Gebets.
Die Statue macht von 01.12. bis 23.12.2012
auch einen Rundweg durch die Deutsche Pro-
vinz. Erste Station wird München sein, wo die
Wallfahrt durch Deutschland feierlich eröffnet
wird. Wer Fragen zum Weg der Don-Bosco-
Statue hat, oder sich für eine Station auf der
Rundreise bewerben möchte, kann sich per
E-Mail an P. Reinhard Gesing wenden:
gesing@donbosco.de. mi


28 DonBoscomagazin 3/2012


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


die Jugendlichen zwar wissen, was zu Hause los ist, aber
nicht reagieren können. So ein Brief braucht schon ein-
mal zwei Wochen, weil die Post kontrolliert wird.“


Zur Sprache kommt auch die Zukunft der jungen
Häftlinge. Wie sieht dein Leben in fünf Jahren aus, lautet
eine Frage des Seelsorgers. Oder es wird über Gerechtig-
keit diskutiert. „Trotzdem bleiben wir eher an der Ober-
fläche“, erklärt Pater Elmar fast entschuldigend. „Ich bin
nach einer Stunde wieder weg, aber was nachts passiert,
wenn sich die Gedanken in den Köpfen drehen, das kann
ich nicht auffangen. Deshalb darf ich nicht zu sehr in de-
ren Unterbewusstsein wühlen, das wäre unverantwort-
lich.“


Tiefer gehen Einzelgespräche, um die ihn die Jugend-
lichen ab und zu bitten. Manchmal reden sie dann auch
über ihre Tat. Viele der Jungen stammen aus einem Mi-
lieu, in dem Drogenverkauf und kleine Raubüberfälle
zum Alltag gehören. Pater Elmar erinnert sich an einen
Jugendlichen, der nichts dabei fand, eine Kassiererin
mit einer Waffe zu bedrohen. „Der Junge hat auch nach
Monaten nicht verstanden, was dabei im Kopf der Frau
vorgegangen ist“, sagt der Pater und schüttelt den Kopf.
„Sie muss in dem Moment Todesängste gehabt haben
und ist wahrscheinlich ihr Leben lang in psychiatrischer
Behandlung.“ Man spürt, dass es dem Seelsorger wichtig
ist, dass die Jugendlichen verstehen, was ihre Tat mit den
Opfern macht. „Das sind Dinge, die sonst im Knast nur
selten aufgearbeitet werden“, sagt er kritisch.


Aber auch wenn die Jungen „draußen“ zum Teil
schwere Straftaten begangen haben, hat Pater Elmar


Zur Person


P. Elmar Koch sDB ist 45 Jahre alt und Jugendpfarrer der
Stadt Stuttgart. Er organisiert die monatlichen Jugendgottes-
dienste und ist in verschiedenen Verbänden, wie dem Bund
der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) engagiert. Zudem
arbeitet er als Religionslehrer an einer Berufsschule. Seit vier
Jahren begleitet er als ehrenamtlicher Gefängnisseelsorger
jugendliche Straftäter in der Justizvollzugsanstalt Stuttgart-
Stammheim. Einen Ausgleich zu seiner Arbeit mit den Ju-
gendlichen findet Pater Elmar beim Laufen und Kanufahren.


Bei der Vertragsunterzeichnung in neunkirchen




schlossen viele von ihnen, ihr Leben als Er-
wachsene mit einem ehrenamtlichen Engage-
ment innerhalb der Don Bosco Bewegung zu
kombinieren. In der heutigen Generation ist
diese Tradition verblasst. „Generations of
Participation“ zielt darauf ab, einen generati-
onenübergreifenden Dialog zwischen den
jungen und älteren Freiwilligen sowie den po-
litischen Entscheidungsträgern zu schaffen,
um diese Tradition wiederzubeleben. pm


Praktikum in England


Burgstädt 15 Azubis aus den Bereichen Medi-
en, Büro und Verkauf aus dem Don Bosco Ju-
gend-Werk in Burgstädt absolvierten im
Herbst 2011 ein vierwöchiges Auslandsprak-
tikum im Nordwesten Englands. Dort arbeite-


Konferenz von Don Bosco Youth net


München Im März 2012 war das Salesianum
in München Gastgeber der Don Bosco Youth
Net (DBYN) Jugendkonferenz „Generations of
Participation“. Die Konferenz im Rahmen des
Europäischen Jahres für aktives Altern und
Solidarität zwischen den Generationen brach-
te 27 junge Menschen aus zwölf EU-Mitglied-
staaten zusammen. Trainer aus dem DBYN-
Pool unterstützten die Sitzung.
Die Idee für „Generations of Participation“
rührt aus der Tatsache, dass sich über 170
Jahre lang Menschen aller Altersgruppen frei-
willig an der Ausbildung junger Menschen zu
aktiven Bürgern innerhalb der weltweiten
Don Bosco Bewegung beteiligt haben. Junge
Freiwillige spielen eine entscheidende Rolle
in dieser Bewegung. In der Vergangenheit be-


ten sie in Supermärkten, Kindergärten, Schu-
len, Werbestudios und Museen mit.
2013 werden wieder einige Auszubildende
ein Praktikum in England machen. fe


DonBoscomagazin 3/2012 29


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


keine Angst vor ihnen. „Das sind eigentlich nette Kerle,
ich mag sie alle. In der Gruppenstunde benehmen sie
sich gut. Sie wissen, dass es ein Privileg ist, an den Tref-
fen teilzunehmen.“ Für den Salesianer sind sie mehr als
nur eine Zellennummer. Er versucht, die Jungen auf ihre
Talente aufmerksam zu machen, und ihnen zu zeigen,
dass man damit auch Geld verdienen kann. Einen Ju-
gendlichen, der gut zeichnen konnte, bat er, ein Logo für
den Stuttgarter Stadtjugendgottesdienst zu entwerfen.


Aber der Salesianerpater hat auch schon Enttäu-
schungen erlebt. Einer aus der Orientierungsgruppe soll-
te ein Graffiti entwerfen. Er wurde dann entlassen und
es gab mehrere Termine, wann der junge Mann das Bild
auf eine große Leinwand sprayen sollte. „Aber er ist nie
zu den Terminen gekommen.“ Damals hatte Pater Elmar
noch gedacht, die Jugendlichen könnten ihre guten Vor-
sätze aus dem Gefängnis in ihr Leben nach der Haft mit-
nehmen. Den meisten aber gelingt das nicht. „Sie müss-
ten ihren gesamten Freundeskreis aufgeben und neue
Freunde finden“, erklärt der Jugendpfarrer. „Aber mal
ehrlich – wer hat dazu schon den Mut? Viele rutschen
nach dem Gefängnis wieder in ihr altes Milieu zurück.“


Nach der Gesprächsrunde im Kirchensaal lädt Irm-
gard Mayer die ganze Gruppe zu Kaffee und Keksen in ihr


Büro ein. Der Tisch ist mit Tassen und Tellern gedeckt,
sogar eine Tischdecke hat die Diakonin aufgelegt. Auf
dem Fensterbrett stehen ein blühender Christstern und
Zimmerpflanzen, eine Seltenheit im Gefängnis. Hier im
Büro der Seelsorgerin ist der Knast kein Thema. Sie re-
den über Filme oder erzählen von einem Buch, das die
Jungen gerade gelesen haben. Zum Abschied bedanken
sich einige der jungen Häftlinge: „Das war wieder toll!
Ich hab den Knast echt für ’ne Weile vergessen.“ Die Ju-
gendlichen warten oft die ganze Woche auf das Treffen
am Freitag. „Das ist ein Strohhalm im Knast, an den sie
sich klammern“, sagt Pater Elmar nachdenklich. „Wenn
wir die Gruppenstunde einmal ausfallen lassen, dann
sind sie immer sehr traurig, das weiß ich.“


Nachdem Pater Koch und seine Kollegin die Jungen
wieder in ihre Zellen gebracht haben, verabschiedet sich
auch der Salesianer. Irmgard Mayer bringt ihn wieder hi-
nunter zur Pforte. Während er darauf wartet, dass der Be-
amte ihm öffnet, atmet Pater Elmar auf. „Meine Besuche
hier sind immer eine sehr konzentrierte Zeit, das braucht
eine Menge Energie. Aber ich merke, dass es den Ju-
gendlichen gut tut.“ Dann summt die schwere Eingangs-
tür, und Pater Elmar tritt blinzelnd hinaus in die helle
Nachmittagssonne.


» Das Brutale am Knast ist, dass die Jugendlichen nicht darauf
reagieren können, wenn zu Hause etwas passiert.« Pater Elmar Koch SDB


Für die Azubis war der England-Aufenthalt ein voller
Erfolg. Mit gestärktem selbstbewusstsein und erwei-
terten sprachkenntnissen kehrten sie wieder zurück.




Salesianer auf dem Katholikentag
„Einen neuen Aufbruch wagen“ ist das Leitwort des 98. Deutschen Katholikentags in
Manneim. Auch die salesianer Don Boscos brechen im Mai nach Mannheim auf, wo sie
beim christentreffen mit einigen Veranstaltungen für die ganze Familie vertreten sind.


unter dem Motto „colors of life“ zu einem
Nachtgebet von 22:00 bis 23:00 Uhr in der
Jugendkirche Samuel, Luisenring 33,
herzlich eingeladen. Geleitet wird das
Nachtgebet von Franz Wasensteiner,
Leiter des AZ Benediktbeuern.
Und am Freitag, dem 20. Mai, kann man
in der Werkstatt „Du führst mich hinaus
ins Weite – machst meine Finsternis hell“
spielerisch den Glauben erleben. Der
Workshop unter der Anleitung von Mi-
chael Brunnhuber und Franz Wasenstei-
ner findet in der Jungbuschschule, Werft-
straße 6, im 1. OG des Pavillons 3, Raum
102 statt.
Alle Angaben zu den Veranstaltungen
können Sie auch im Programmheft des
Katholikentags nachlesen, oder in der
Online-Programmdatenbank auf
www.katholikentag.de. fwa/hmp


Personalien


Angelika Gabriel
(Foto), Referentin im
Jugendpastoralinsti-
tut in Benediktbeu-
ern, und Sr. Margare-
ta Kühn
, Leiterin der
Manege gGmbH in Berlin, wurden zu beraten-
den Mitgliedern der Jugendkommission der
Deutschen Bischofskonferenz berufen.


P. Adrianus van Luyn sDB, emeritierter Bi-
schof von Rotterdam, hat nach sechs Jahren
sein Amt als Präsident der Kommission der Bi-
schofskonferenzen der Europäischen Gemein-
schaft (COMECE) abgegeben. Zu seinem Nach-
folger wurde Reinhard Kardinal Marx, Erzbi-
schof von München und Freising, gewählt.


schmiedet. Das Kloster Ensdorf zeigt, dass es
auch anders geht: Zwei Glocken aus Flieger-
bomben des Zweiten Weltkriegs wurden am
14. März 2012 im Klanghaus des Klosters
aufgehängt. Nach jeder Bitte für Frieden und
Versöhnung wurden die Glocken angeschla-
gen, bevor P. Christian Liebenstein die „Mah-
ner für den Frieden“ segnete. Jürgen Zach


neuer infopunkt im Aktionszentrum


Benediktbeuern Das Aktionszentrum (AZ),
eine Jugendbildungsstätte der Salesianer
Don Boscos in Benediktbeuern, ist seit Ende
März ein EURODESK infopunkt. Hier können
sich Jugendliche über die verschiedenen
Möglichkeiten, ins Ausland zu gehen, infor-
mieren. EURODESK ist ein europäisches Ju-
gendinformationsnetzwerk mit Nationalagen-
turen in 30 Ländern. In Deutschland wurde
das Projekt von der Fachstelle für internatio-
nale Jugendarbeit der Bundesrepublik
Deutschland e.V. initiiert. hmp


Friedensglocken geweiht


Ensdorf In Kriegszeiten wurden Kirchenglo-
cken eingeschmolzen und zu Waffen umge-


Mannheim Die Deutsche Provinz der Sa-
lesianer Don Boscos wird beim 98. Deut-
schen Katholikentag in Mannheim von
16. bis 20. Mai 2012 bei verschiedenen
Veranstaltungen präsent sein, die vom
Team der Jugendbildungsstätte Aktions-
zentrum (AZ) in Benediktbeuern organi-
siert und durchgeführt werden.
Von 17. bis 19. Mai sind die Salesianer mit
Kreativ- und Mitmachangeboten im Zen-
trum Jugend vertreten. Zu finden sind sie
dort auf dem Schulhof der Jungbusch-
schule in der Werftstraße 6. Geöffnet ist
der Stand am Donnerstag, dem 17. Mai,
von 12:00 bis 19:00 Uhr, am Freitag, dem
18. Mai, von 10:30 bis 19:00 Uhr, und am
Samstag, dem 19. Mai, von 10:30 bis
18:00 Uhr.
Am Donnerstag, dem 17. Mai, sind alle
jungen und jung gebliebenen Menschen


P. Liebenstein bei der Glockeneinweihung in Ensdorf


30 DonBoscomagazin 3/2012


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


kAtholikentAg




Gute Finanzen und neue Projekte


Benediktbeuern Im letzten Jahr hat das
Zentrum für Umwelt und Kultur gut
gewirtschaftet, das berichtete P. Heiner
Heim, der erste Vorsitzende des Trägerver-
eins des Zentrums, auf der Jahreshaupt-
versammlung Ende März. Das Bildungs-
und Gästezentrum, mit dem die Salesia-
ner Don Boscos Menschen jeden Alters für
den Naturschutz sensibilisieren möchten,
ist stark auf öffentliche Gelder, ehrenamt-
liches Engagement und Spenden ange-
wiesen. „Wenn die Zuschüsse nicht mehr
fließen oder gekürzt werden, haben wir
ein Problem“, sagt Schatzmeister und
Stiftungsdirektor Franz Pany. „Das ist
aber zum Glück nie passiert.“ So hat das
inzwischen seit 20 Jahren geförderte
„Modellprojekt Klosterland“ Aussicht auf
weitere 20 Jahre Zuschüsse. Durch das
Projekt ist in den Randbereichen der Loi-


Das Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) in Benediktbeuern ist nach einer strukturellen
Reorganisation finanziell wieder gut aufgestellt. Auf der Jahreshauptversammlung des
Trägervereins des Zentrums wurde über das Jahr 2011 und neue Projekte berichtet.


sach-Kochelseemoore ein Naturlehrgebiet
entstanden. Dort werden Teile des Moors
erhalten und renaturiert. Zum Klosterland
gehören auch verschiedene Lehr- und Er-
lebnispfade. In diesem Jahr soll das Ange-
bot der Wege, zu dem unter anderem ein
Wildbach- und ein Barfußpfad gehören,
um zwei neue Themenwege erweitert wer-
den, berichtete P. Karl Geißinger, der Rek-
tor des ZUK. So wird ein
Gehölzpfad mit Informationen über mehr
als 100 einheimische Bäume und Sträu-
cher entstehen, und auch ein Pfad mit be-
sonderen Klanginstallationen ist geplant.
Um die Pflege der Lehrwege kümmern
sich straffällig gewordene Jugendliche,
die vor Gericht zu gemeinnützigen Diens-
ten verpflichtet wurden. „Ihre Schaffens-
kraft ist für uns unverzichtbar“, erklärte
P. Geißinger.


Geboren: 29.07.1952 in Kaiserslautern
Profess: 14.08.1977
Priesterweihe: 28.06.1987
Verstorben: 03.04.2012


Jubiläen
25 Jahre Priester:
P. Alfons Friedrich (Mün-
chen, 28.06.); P. Josef Kahmann (Lohfelden,
28.06.); P. Franz-Josef Reichl (München,
28.06.)
40 Jahre Priester: P. Andrzej Pastwa (Wald-
münchen, 13.06.); P. Stanislaw Warszewski
(Nittenau, 13.06.); P. Bernard Backenstrass
(Reutlingen, 24.06.); P. Klaus-Peter Dewes
(Sinntal-Sannerz, 29.06.)
50 Jahre Priester: P. Erich Thiel (Trier, 29.06.)
60 Jahre Priester: P. Alois Haller (Legau,
28.06.)


und München (1968 – 2002). Anschließend
war sie in Rottenbuch St. Josef als Sakristanin
tätig (2002 – 2011). Seit 2011 lebte sie in
München St. Ermelinda.
Geboren: 06.10.1939 in Niederlahnstein
Profess: 05.08.1962
Verstorben: 09.03.2012


P. Werner Wagner
Theologie- und Philosophiestudium in Bene-
diktbeuern (1979-1986), Gruppenleiter und
Bereichsleiter im Salesianum in München
(1988-2006). P. Wagner begleitete viele Ju-
gendliche aus Ostdeutschland, die in Mün-
chen eine Ausbildung absolvierten. Er ver-
brachte mit ihnen auch viele Wochendenden
am Chiemsee, wo er in der Gemeinde Gol-
lenshausen gerne als Seelsorger aushalf.


Verstorbene


sr. Margaretha Fink
Näherin und Wäscherin in Burghausen und
Regensburg (1951 – 1954), Lehrerin in den
Nähschulen in Bottrop und Scholven
(1957 – 1965) und Mitarbeit in den Häusern in
Köln, Benediktbeuern, München und Rotten-
buch St. Josef (1965 – 1991). In Eschelbach
war sie im Speisezimmer tätig (1991 – 2003).
Geboren: 01.03.1927 in Deining /Oberpfalz
Profess: 05.08.1951
Verstorben: 21.03.2012


sr. Hannelore Jachmich
Noviziat (1960 – 1962), Tätigkeiten im Kin-
derkurheim Rottenbuch (1964 – 1968) und in
Kindergärten in Essen, Köln, Augsburg, Köln


Was die Fortbildungen am Zentrum für
Umwelt und Kultur angeht, wurden im
letzten Jahr die energiepädagogischen
Angebote sehr gut angenommen, wie der
Fachtag zum Thema Wasser für Grund-
schullehrer und Erzieher, der auch in die-
sem Jahr stattfindet. Weitere Informatio-
nen im Internet unter www.zuk-bb.de. hmp


DonBoscomagazin 3/2012 31


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Zuk BeneDiktBeuern


„Jugend, schöpfung, Bildung – heute für
morgen“ sind die Leitworte des Klosters
Benediktbeuern und des ZUK.




open-Air-Konzerte in Benediktbeuern
03.06.2012 Hubert von Goisern
08.06.2012 Joan Baez
ort: Kloster Benediktbeuern
Zeit: jeweils 20:00 Uhr
Informationen:
Kloster Benediktbeuern
info@kloster-benediktbeuern.de
Tel.: 08857/88-110


come to Bosco 2012


Turin Um mehr über die Heimat Don Boscos
und seinen Einsatz für junge Menschen zu
erfahren, sind Jugendliche zwischen dem
09.07.2012 und dem 26.08.2012 nach
Oberitalien eingeladen. nähere Informatio-
nen unter www.come-to-bosco.eu


ort: Bildungshaus der Diözese Rottenburg/
Stuttgart auf dem Schönenberg bei Ellwan-
gen
Termin: 02.10. – 06.10.2012
Leitung: Hedi und Winfried Voggeser, ISS
Informationen und Anmeldung:
Institut für Salesianische Spiritualität
iss@donbosco.de; Tel.: 08857 / 88-224
Anmeldeschluss ist der
15. August 2012.


Wallfahrt der Don Bosco Familie
Thema: „Selig, die um der Gerechtigkeit
willen verfolgt werden“ (Mt 5,10)
ort: Dresden
Termin: 21.09. – 23.09.2012
Informationen und Anmeldung:
Institut für Salesianische Spiritualität
iss@donbosco.de; Tel.: 08857 / 88-224


Termine


Besinnungstage des Instituts
für salesianische spiritualität

Thema: „Im Garten dem Leben
auf die Spur kommen“
Leitung: P. Karl Geißinger SDB
ort: Kloster Benediktbeuern
Termin: 12.08. – 16.08. 2012
Kosten: 304 € für Kursgebühr, Übernachtung
im EZ und Verpflegung
Informationen und Anmeldung:
Institut für Salesianische Spiritualität
iss@donbosco.de; Tel.: 08857 / 88-224
Anmeldeschluss ist der 1. Juli 2012


Thema: „Kunst – Spiritualität – Freizeit“, auf
den Spuren des Künstlers Sieger Köder in
Ellwangen und Umgebung.


Stifterreise 2012 führt nach Dresden


Die Stifterreise ist mittlerweile fester Pro-
grammpunkt des Don Bosco Stiftungszen-
trums. In diesem Jahr führt sie unter dem
Motto „Aufbruch Ost“ vom 4. bis zum 7.
Juni nach Burgstädt, Hartmannsdorf,
Chemnitz und Dresden. Begleitet wird die
Reise von Pater Herbert Bihlmayer und
Carola Holzmann.
Erster und zweiter Tag
Abfahrt ist am Montag, dem 4. Juni, um
8:00 Uhr in München am Provinzialat der
Salesianer Don Boscos, St. Wolfgangs-
Platz 10. Danach geht es mit Zusteigemög-
lichkeit in Regensburg nach Burgstädt.


Dort können die Teilnehmer beim Mittag-
essen im Ausbildungshotel Don Bosco er-
leben, was die Jugendlichen im Service
und in der Küche schon können. Am
Nachmittag geht es zum Kloster Wechsel-
burg, wo die Teilnehmer die über acht-
hundert Jahre alten Kirchenräume besich-
tigen. Zum Abendessen sind sie wieder
zurück in Burgstädt, wo sie im Don Bocso
Jugend-Werk übernachten. Hier erhalten
die Teilnehmer am Dienstag, 5. Juni,
vormittags eine Führung und Projektin-
formationen. Nach dem Mittagessen geht
es nach Chemnitz. Dort gibt es eine
Führung durch das Don Bosco Haus und
eine Vorstellung des Zirkus Birikino.
Dritter und vierter Tag
Am Mittwoch, 6. Juni, führt die Reise nach
Dresden, mit Stadtführung und einem
Abendgebet in der Frauenkirche. Am Don-
nerstag, 7. Juni, treten die Teilnehmer
nach der Eucharistiefeier die Heimreise
an, mit Zwischenhalt in der St. Annen-
kirche. Ankunft in München ist gegen
19:00 Uhr.


information und Anmeldung
Die Kosten für Busreise, Unterkunft und
Verpflegung betragen im Einzelzimmer
345 Euro, im Doppelzimmer 310 Euro.
Weitere Informationen und Anmeldung
bei Pater Herbert Bihlmayer unter
Tel. 089/48 008-430 oder
bihlmayer@donbosco.de.


32 DonBoscomagazin 3/2012


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Don Bosco stiftungsZentrum


Wenn auch sie sich für die Gründung einer
eigenen stiftung interessieren oder ein
Projekt unterstützen möchten, wenden sie
sich bitte an:


Don Bosco stiftungszentrum
Landshuter Allee 11, 80637 München
Tel.: 089 / 744 200 270
Fax: 089 / 744 200 300
stiftungszentrum@donbosco.de
www.donbosco.de/stiftungszentrum


Bei einer Aufführung
des Zirkus Birikino in
chemnitz erwartet
die Reisenden ein
buntes Programm:
clownerie, Jonglage
und seiltanz




du!Typisch
Wie ticken junge Menschen? Was denken sie?
Welche Wünsche haben sie? Das DON BOSCO
magazin fragt bei Kindern und Jugendlichen
in Einrichtungen der Salesianer Don Boscos
und der Don Bosco Schwestern nach.


Woran erinnerst du
dich beim Gedanken
an deine Großeltern?


„Mit meiner einen Oma habe
ich früher immer ganz viel
gemacht. Auch heute backen
oder basteln wir noch
zusammen, das mache ich
ganz gern. Und mit der
anderen Oma unterhalte ich
mich sehr gerne.“


Veronika Mühlbauer (17)
engagiert sich in der Stadt-
leitung des BDKJ in Stuttgart


„Meine Großeltern sind immer im Sommer mit
meinen älteren Cousins und mir mit dem Auto
an die Ostsee oder woandershin in den Urlaub
gefahren. Oft waren wir sogar zu siebt. Das war immer
spaßig. Die Tradition führen meine Großeltern weiter.
Auch meine beiden jüngeren Cousins fahren noch
mit ihnen in Urlaub.“


Benedikt Staffl inger (17) macht eine Ausbildung
zur Fachkraft für Lagerlogistik und wohnt
im Salesianum München


„Ich komme aus Tunesien und
bin dort sechs Jahre aufgewach-
sen. Meine Oma lebt immer noch
da. Nach der Schule sind wir frü-
her zum Mittagessen immer zu ihr
gegangen. Meine Oma kann super
kochen. Seitdem ich in Deutsch-
land lebe, besuche ich sie jeden
Sommer. Wenn ich ankomme,
steht sie immer schon am Flugha-
fen in der Wartehalle und ruft laut
„Susanne, Susanne!“, wenn sie
mich sieht. Das ist mir dann vor
den anderen Leuten immer total
peinlich.“


Susanne Rütten (16) macht eine
Ausbildung zur Elektronikerin für
Geräte und Systeme und wohnt
im Salesianum München






34 DONBOSCOmagazin 3/2012


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Hallo Kinder!
„Es waren einmal ein Mann und eine Frau, die hatten sich schon lange ein Kind
gewünscht ...“ Kommt euch dieser Satzanfang bekannt vor? Bestimmt haben eure El-


tern schon oft eine Gute-Nacht-Geschichte so begonnen. Denn dieses „Es war einmal“
ist auf der ganzen Welt für eine bestimmte Art von Geschichten bekannt. Genau: für


Märchen. Hänsel und Gretel, Rapunzel oder Rumpelstilzchen zum Beispiel.


Diese Märchen sind schon richtig alt und sehr berühmt. Denn vor genau 200 Jahren erschien das
erste große Märchenbuch von Jakob und Wilhelm Grimm. Das waren zwei sehr bekannte Brüder, die
in Deutschland gelebt und eigentlich fast alles gemeinsam gemacht haben. Und so haben sie eben
auch zusammen 86 Märchen gesammelt und aufgeschrieben. Eine ganze Menge, oder? Und heute
kennen immer noch fast alle Kinder die Märchen von Jakob und Wilhelm Grimm. Habt ihr schon in
euer Bücherregal geguckt? Bestimmt fi ndet ihr dort auch ein Märchenbuch der Brüder Grimm.


Aber wisst ihr eigentlich, dass man auch ganz leicht selbst ein Märchen erfi nden kann?
Ich hab mich mal mit einer Märchenerzählerin unterhalten, und sie hat ein paar Tipps für euch,
wie man es richtig macht. Vielleicht habt ihr schon eine Idee für eine
Geschichte. Und am Ende heißt es dann: „Wenn sie nicht
gestorben sind, dann leben sie noch heute.“


Viel Spaß beim Märchenerzählen!
Eure


Steffi & Tobi


2. Als Nächstes beschreibst du deinen Helden. Wie heißt er?
Und wie sieht er aus? Hat er zum Beispiel eine besondere
Schatzkiste, die ihm später hilft, oder kann er sehr schön
singen? Und ganz wichtig ist: Wo wohnt dein Held?
Vielleicht in einer Burg oder auf einer Erdbeerinsel …


Als Erstes brauchst du einen Helden, sagt die Märchener-
zählerin Karin Wedra. Das kann eine Handpuppe sein, wie
die Schnecke auf ihrem Finger, oder dein Lieblingskuschel-
tier. Du kannst natürlich auch einen Helden erfi nden – wie
den Tanzbären oder die Flüsterhexe.


1.


Wie erzähle ich
mein eigenes Märchen?






Thema


DONBOSCOmagazin 3/2012 35


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Buntes »


Märchensuche


„Europa“ lautete das Lösungswort aus dem letzten DON BOSCO magazin.
Je ein Buch „Wenn die Welt ein Dorf wäre“ aus dem Verlag Jungbrunnen
haben Frank aus Bad Hennef und Anne aus Bonn gewonnen.
Herzlichen Glückwunsch!


Schreibe die Lösung in eine E-Mail oder auf eine Postkarte und
schicke sie bis zum 31. Mai 2012 an: DON BOSCO magazin

• Kinderrätsel • Sieboldstr. 11 • 81669 München
magazin@donbosco.de


Zu gewinnen gibt es drei Mal das Buch
„Ein Löwe für Hieronymus. Meine schönsten
Heiligenlegenden“.


Unser Preis:


Bist du Märchenexperte? Dann fällt es dir sicher leicht, unser
Rätsel zu lösen. Aus welchem Märchen stammt das Bild?


Mitmachen
und gewinnen


„Mir gefällt Schneewittchen
am besten. Die Zwerge sind
lustig, und ich mag die Stelle,
wo sie wieder aufwacht und
der Prinz ihr erzählt, was
passiert ist.“


„Ich mag es gerne, wenn mir mein Opa
ein Bilderbuch oder ein Märchen vorliest.
Am liebsten habe ich das Märchen vom
Rotkäppchen, weil das Rotkäppchen auch
seine Oma besucht. Nur vor dem bösen
Wolf fürchte ich mich manchmal, aber da
kuschle ich mich an den Opa und dann ist
es nicht mehr so schlimm.“


„Mein Lieblingsmärchen“


Johannes,
3 Jahre, aus Stockerau


in Niederösterreich


Lea Marie,
10 Jahre, aus


Damfl os


Unterwegs trifft er auf viele neue
Freunde, aber sie können ihm auch
nicht helfen. Kurz bevor dein Held
am Ziel ankommt, trifft er auf einen
Gegenspieler: eine Fee, die nicht
verraten will, wie man Nudeln kocht,
oder einen bösen Zauberer.


Dein Held überlistet seinen Gegner, und kommt endlich ans
Ziel: Das kann ein echter Ort sein, wie eine Höhle oder eine
Stadt. Du kannst den Ort aber auch erfi nden, zum Beispiel
einen Zauberwald. Hier fi ndet der Held eine Lösung für seine
müffelnde Burg, oder er darf endlich Spaghetti essen. Wenn
du dein Märchen später noch einmal erzählen willst, hat
Karin Wedra noch einen Tipp für dich: Schreib die Orte und
Personen auf Kärtchen, dann vergisst du sie nicht.


3.


4.


5.


Nun merkt dein Held, dass ihm etwas fehlt. Vielleicht
müffelt es in seiner Burg, oder er wünscht sich so sehr,
einmal wieder Spaghetti zu essen anstatt Erdbeeren.
Also schickst du deinen Helden auf die Reise.




36 DonBoscomagazin 3/2012


Ratgeber


P. Erich Modosch (69), Theologe und Sozi-
alpädagoge, ist Pfarrer in Mieders (Tirol),
Berater im Schülerwohnheim der
Salesianer Don Boscos in Fulpmes und
Klagenfurt.


Sr. Susanne Stachl (43), Psychologin mit
Schwerpunkt Schulpsychologie, ist Leite-
rin der Don Bosco Berufsfachschule für
Kinderpflege der Regens-Wagner-Stiftung
in Rottenbuch.


h a b E n S i E E i n E f r a g E ?


Don Bosco magazin
Ratgeber, Sieboldstr. 11, 81669 München
leserfragen@donbosco.de


Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden
wir an dieser Stelle mit Ihrer Zustimmung ver-
öffentlichen; ansonsten bleiben Sie anonym.


Sie fragen – unsere Experten antworten!
Unser beraterteam ist für Sie da und
beantwortet ihre fragen zu den Themen
glauben, religion, Erziehung, Jugend
und familie. Schreiben Sie uns:


l E b E n S f r a g E n


Darf ich von meinem Sohn Zinsen verlangen?


Sollen wir unsere Tochter auf eine Waldorfschule schicken?


Ich (74) habe meinem heute 49-jährigen Sohn in den
letzten Jahren mehrfach Geld geliehen. Wir hatten ver-
einbart, dass er mir das Geld mit Zinsen zurückzahlt.
Inzwischen frage ich mich, ob das richtig war. Verbietet
nicht sogar die Bibel, Zinsen zu nehmen?
Christoph D., Linz


Pater Erich Modosch: Warum Zinsen? Bei Bankgeschäf-
ten ist es klar: Hier wird eine Dienstleistung erbracht. Zu-
dem werden die Zinsen vom Staat versteuert, weil sie einen
Mehrwert beinhalten. Nun weiß ich aber nicht, ob Sie eine
Bankkonzession besitzen und den Gewinn versteuern.
Eine andere Annahme: Sie müssen von Ihrem Geld le-
ben. Dann sollten Sie das Geld auf die Bank bringen
und es nicht in die Familie investieren – soweit der
„weltliche“ Rahmen. Sie erwähnten aber die Bibel, und
da wird es interessant. Ich zitiere Leviticus 25, 35–38:
Wenn dein Bruder verarmt […]. Nimm von ihm keinen Zins


Unsere Tochter (5) ist ein sehr stilles, aber auch sehr
kreatives Kind. Wir befürchten, dass sie in der nor-
malen Grundschule nicht zurechtkommen würde, und
möchten sie in einer Waldorfschule anmelden. Aller-
dings stehen wir dem Gedankengut des Gründers Ru-
dolf Steiner sehr kritisch gegenüber. Was raten Sie uns?
Birgit M., Köln


Schwester Susanne Stachl: Gleich ob Waldorf-, Mon-
tessoripädagogik, Präventivsystem Don Boscos oder jede
andere pädagogische Handlungskonzeption – es ist im-


mer davon abzuraten,
sein Kind einer Schule
oder einer anderen päd-
agogischen Einrichtung
anzuvertrauen, deren
Menschenbild und Werte-
system man nicht mittra-
gen kann.
An dieser Stelle kann ich
Ihnen zu einer bestimm-
ten Schule oder Pädago-
gik weder zu- noch abra-
ten. Ich möchte Sie nur
ermuntern, sich intensiv
mit infrage kommenden


und Wucher! […] Du sollst ihm weder dein Geld noch deine
Nahrung gegen Zins und Wucher geben.
Der Sinn dahinter ist, dass wir von Gott alles, was wir
besitzen, geschenkt bekommen haben. Nackt und arm
kommen wir in die Welt und wir verlassen sie ebenso. Das
Einzige, was zählt, sind unsere guten Werke.
Eine Frage zum Schluss, die Sie für sich alleine beantwor-
ten können: Hat Sie Ihr Sohn so enttäuscht, dass er für
Sie wie ein Fremder ist, und warum leihen Sie ihm dann
trotzdem Geld?


Schulen auseinanderzusetzen. Vielleicht können Ihnen
dabei folgende Fragen helfen, die der Erziehungswissen-
schaftler Hans Brügelmann entwickelt hat, um festzu-
stellen, ob eine Schule eine „gute“ Schule ist: 1. Gehen
die Kinder gern in diese Schule? 2. Fordert und fördert sie
Leistung? 3. Erhalten die Schüler bei Schwierigkeiten Hil-
fe? 4. Begegnen die Lehrer Schülern auf Augenhöhe? 5. Ist
die Schule nicht nur Lern-, sondern auch Lebensort? 6. Ist
die Schule ins Umfeld integriert? 7. Arbeiten die Lehrer als
Team zusammen? 8. Arbeiten Eltern aktiv mit? 9. Würden
sich auch die Eltern dort wohlfühlen?
Aus meiner Erfahrung in der Schullaufbahnberatung wür-
de ich noch eine Frage anschließen, wenn es um Schulen
geht, die besondere Fächerprofile haben: Ist es jederzeit
möglich, wieder ins „übliche“ Schulsystem überzuwech-
seln, oder ist ein solcher Wechsel mit viel Nachlernen ver-
bunden? Ich wünsche Ihnen alles Gute, dass Sie bald die
richtige Schule für Ihre Tochter finden.




Lösungsbuchstabe


A


B


C


D


DONBOSCOmagazin 3/2012 37


Buntes


M E D I E N T I P P S D E R R E D A K T I O N


Spielstücke zur Bibel für Kita, Schule
und Kinderkirche
Das Buch bietet alles, was man für
Rollenspiele oder Bibeltage braucht:
vorformulierte Dialoge, Sprechertexte,
Spiellieder und Anregungen für Requi-
siten. So erschließen sich die Kinder 14
biblische Geschichten spielerisch. Dem
Buch liegt eine Musik-CD mit 20 Bibel-
Liedern samt Playbacks bei.


Michael Rua – Weggefährte und
Nachfolger Don Boscos
Der selige Michael Rua (1837–1910) hat
das Leben und Wirken Don Boscos von An-
fang an begleitet: zunächst als enger Ver-
trauter und schließlich als dessen erster
Nachfolger. Josef Weber schließt mit dieser
wissenschaftlich profunden, reich bebil-
derten Biografie Don Ruas eine Lücke in
der salesianischen Geschichtsschreibung.


P. Josef Weber SDB: Michael Rua, Weggefährte und Nachfolger Don Boscos,
gebunden, Farbfotos, 240 Seiten € 19,95 / sFr* 34,50
Don Bosco.


Bibelgeschichten zum Nachspielen und Mitmachen, Spielstücke für Kita,
Schule und Kinderkirche, kartoniert, 136 Seiten, inkl. Musik-CD mit
ca. 70 Minuten Spielzeit, € 19,95 / sFr* 28,50, Don Bosco 2012



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Herzlichen Glückwunsch!
Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel
lautete „Identität“. Über je einen Don Bosco Fächer
„Was ich wirklich wirklich will“ von Hubert Klingen-
berger können sich Martina Haselmann aus Kro-
nach, Michael Toney aus Berlin, Hilde Holzmann
aus Ottobeuren, Stefan Ruckelshauß aus Neuss und
Hermann Markl aus Falkenstein freuen.


Schreiben Sie den Lösungsbuchstaben auf eine Postkarte oder
in eine E-Mail und schicken Sie diese bis zum 31. Mai 2012 an:
DON BOSCO magazin, Sieboldstr. 11, 81669 München,
magazin@donbosco.de


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Erinnerungsstücke
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?Im Bild klafft eine Lücke. Um es wieder zu vervollständigen, benötigen Sie ein gutes Auge. Welcher der vier Ausschnitte ergänzt das Foto? Lösen Sie das Bilderrätsel!


Diese Produkte gibt es in jeder Buchhandlung oder direkt bei der Don Bosco Medien GmbH, Tel.: 089/48008-330, service@donbosco-medien.de, www.donbosco-medien.de


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Miträtseln und
gewinnen!


Unter allen richtigen
Einsendungen


verlosen wir fünf
Mal den Don Bosco-


Teestab mit Gute
Laune Tee.


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Bosco


Josef Weber


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Michael Rua – WeggefähRte
und nachfolgeR don Boscos


dass der selige Michael Rua (1837–1910) in der salesianischen Überlieferung lange Zeit nur im hintergrund stand, wird dieser
schlüsselfigur der salesianischen geschichte nicht gerecht. denn don
Rua hat das leben und Wirken des großen italienischen sozialapostels,
ordensgründers und heiligen don Bosco von anfang an begleitet:
zunächst als dessen schüler, dann als treuer Weggefährte, engster
Vertrauter und rechte hand in der leitung der salesianischen Kongre-
gation und schließlich als dessen erster nachfolger. er prägte das
Jugendwerk don Boscos in der gründungszeit deutlich mit, entwickelte
es als zweiter ordensoberer gemäß den herausforderungen der Zeit
weiter und führte es mit mutigen Visionen ins 20. Jahrhundert. Josef
Weber hat mit dieser wissenschaftlich profunden und zugleich äußerst
lebendig geschriebenen, reich bebilderten Biografie don Ruas eine
lücke in der salesianischen geschichtsschreibung geschlossen.


P. dR. Josef WeBeR sdB, geb. 1948, lehrt an der Philosophisch-theologischen
hochschule der salesianer don Boscos Benediktbeuern christliche spiritualität,
Biblische theologie und Mariologie. er ist darüber hinaus auf vielfache Weise in der
fortbildungsarbeit, als spiritual und in der seelsorge tätig.


isBn 978-3-7698-1929-8




38 DonBoscomagazin 3/2012


Leseraktion


Nutella-Torte
Ein besonderes Muttertagsgeschenk aus Früchten und schokocreme


l e s e r ko c h e n f ü r l e s e r


Zutaten
Für den Biskuitboden:
• 3 Eier
• 120 g Zucker
• 100 g Mehl
• Marmelade


Für die creme nutella in den noch heißen
Vanillepudding geben und miteinander
verrühren.


Einen Biskuitboden selber machen, ist
gar nicht schwer: Eier mit Zucker schau-
mig rühren. Mehl unterheben. Fertig!


Zubereitung:
Für den Biskuitboden die Eier mit dem Zucker schaumig
schlagen. Anschließend das Mehl vorsichtig unterheben.
Die Masse in eine gefettete Springform geben und bei 200
Grad 20 Minuten backen.
In der Zwischenzeit den Vanillepudding nach Anweisung
zubereiten. In den noch heißen Pudding Zucker, Vanille-
zucker, Nutella und je nach Gusto einen Schuss Cognac


einrühren. Erkalten lassen. Gelatine auflösen und zur
Puddingmasse geben, Schlagsahne steif schlagen und
vorsichtig unterheben.
Den fertigen Biskuitboden mit Marmelade bestreichen. Mit
Bananen oder anderen Früchten belegen. Die Creme dar-
über geben und für mehrere Stunden im Kühlschrank kalt
stellen. Nach Belieben mit Streules oder Sahne dekorieren.


Auf den fertig gebackenen Tortenboden
gleichmäßig Bananenscheiben oder
anderes obst verteilen.


nachdem die Torte mit der creme
bestrichen wurde und einige stunden
im Kühlschrank war, nach Belieben
dekorieren. Guten Appetit!


3. 4.


1. 2.


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„Die Nutella-Torte backe ich sehr gerne.
Sie passt zu jeder Gelegenheit – ob für
Geburtstagsfeiern oder zum Muttertag.
Ich habe aus diesem Rezept auch schon
Schnitten für den Schulball des Don
Bosco Gymnasiums Unterwaltersdorf
gemacht, auf die ich, mithilfe einer
Papierschablone und Kakaopulver,das
Don Bosco Logo ‚gezaubert‘ habe. Das
ist sehr gut angekommen.“


Beate Schrank und ihre Töchter Clara (12) und
Katja (16) backen gern gemeinsam und lassen
sich für die Dekoration der Kuchen immer neue
Ideen einfallen. Sie wohnen in Münchendorf,
Niederösterreich.


Für die Creme:
• ½ Liter Milch
• 1 Packung Vanillepudding
• 250 g Nutella
• 80 Gramm Zucker
• 1 Päckchen Vanillezucker


• je nach Geschmack 1 Stamperl Cognac
• 6 Blatt Gelatine
• 500 ml Schlagsahne
• je nach Belieben Bananen oder andere


Früchte




DONBOSCOmagazin 3/2012 39


Service


Zwischen Stadion und Bettelstab


Die Ukraine hat für die Fuß-
balleuropameisterschaft, die
vom 8. Juni bis zum 1. Juli in
Polen und der Ukraine statt-
findet, mehrere Milliarden
Euro in den Ausbau von Sta-
dien, Flughäfen und Straßen
investiert. Gleichzeitig lebt
ein Großteil der Bevölkerung an der Armutsgrenze. Ob und
welche Auswirkungen die EM auf ihre Arbeit mit benachteilig-
ten Jugendlichen in der Ukraine hat, berichtet die Don Bosco
Schwester Brygida Zurawska aus Lviv/Lemberg.
Lesen Sie mehr im Internet unter www.donbosco-magazin.de


Don Bosco – das Musical


„Gangs of Turin. All you need is
love” heißt das Musical, mit dem
die „Emmanuel School of Mission“
noch bis Anfang August in Deutsch-
land auf Tournee ist und vom
Leben und Wirken des berühmten
Jugendseelsorgers Johannes Bosco
erzählt. Spielorte und Termine
finden Sie unter
www.esm-altoetting.de/de/
musical/tournee


Das DON BOSCO magazin erscheint
in der Don Bosco Medien GmbH.
Verlag und Redaktion: Don Bosco Medien
GmbH, Sieboldstraße 11, 81669 München,
Tel.: 089 / 48008 360,
redaktion@donbosco.de,
www.donbosco-magazin.de


Herausgeber:
Salesianer Don Boscos
St.-Wolfgangs-Platz 10
81669 München
Tel.: 089 / 48008 421
provinzialat@donbosco.de


Don Bosco Schwestern
Kaulbachstraße 63
80539 München
Tel.: 089 / 38 15 80 31
provinzialat@donboscoschwestern.de


Chefredakteur: P. Alfons Friedrich SDB
Redaktion: Katharina Hennecke, Claudia
Klinger (in Elternzeit), Angelika Luderschmidt,
Hannah-Magdalena Pink, Sophie Wöginger
Verwaltung: Angela Gully
Titelfoto: Dominik Butzmann
Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen
aus den Archiven der Don Bosco Medien
GmbH und der beiden Ordensgemein-
schaften.
Layout: ReclameBüro, München,
Gabriele Pohl und Margret Russer
Satz: Don Bosco Kommunikation GmbH,
München, Joe Möschl
Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn


Impressum


Die Ausgabe 4/2012
erscheint Anfang Juli.


Im nächsten Heft
lesen Sie:
Zu Hause herrscht das


große Schweigen
Wie Familien lernen,
wieder miteinander zu
reden


Mit den Händen
sprechen
Steffi und Tobi lernen
Gebärdensprache


Hier und dort
Meine Ferien


Nachdruck ist nur mit schriftlicher Geneh-
migung des Verlags gestattet. Dies gilt auch
für die Aufnahme in elektronische Daten-
banken und Vervielfältigungen auf CD-ROM.
Der gesamten Auflage liegt im Direktversand
eine Beilage über Freiwilligendienste bei
den Salesianern Don Boscos bei. Teilen der
Auflage ist die Broschüre ECHO beigelegt.


Das DON BOSCO magazin erscheint 2012
im 117. Jahrgang.
Das DON BOSCO magazin erscheint
zweimonatlich. Es wird gegen Entgelt
abgegeben.


Abo-Service
Provinzialat der Salesianer Don Boscos
Adressverwaltung
St.-Wolfgangs-Platz 10
81669 München
Tel.: 089 / 480 08-457
adressverwaltung@donbosco.de


Das DON BOSCO magazin beteiligt sich an
der Initiative GOGREEN der Deutschen Post.
Dabei wird gemessen, wie viel CO2 beim
Transport der Zeitschrift entsteht – und
entsprechend in ausgewählte Klimaschutz-
projekte investiert. Wir übernehmen Verant-
wortung, weil wir die Schöpfung schätzen
und sie schützen wollen.


Don Bosco: Jubiläum 2015
Im Jahr 2015 feiern die Salesianer Don Boscos und die
Don Bosco Schwestern den 200. Geburtstag ihres Gründers
Johannes Bosco. Zur Vorbereitung auf das große Jubiläum
bringt das DON BOSCO magazin eine neue Serie,
die online zu lesen ist.


„Don Bosco – Gegenstände, die ihm wichtig waren“
Jetzt unter www.donbosco-magazin.de


Im dritten Teil schreibt
P. Josef Weber SDB über:
Die Perlen des
Rosenkranzes


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