BRIEF DES GENERALOBERN
„Siehe, deine Mutter“ (Joh 19,27)
MARIA IMMACULATA UND HELFERIN
Mutter und Lehrmeisterin Don Boscos
1. MARIA IMMACULATA - HELFERIN DER CHRISTEN, IM LEBEN DES HEILIGEN JOHANNES BOSCO. – 1.1 Das mütterliche Eintreten Mariens im Leben Don Boscos. – 1.2 Die Aufnahme Mariens von Seiten Don Boscos. – Immaculata – Helferin der Christen. 2. MARIA IMMACULATA – HELFERIN DER CHRISTEN, IN DER SALESIANISCHEN KONGREGATION, HEUTE. – 2.1 „Maria ist unter uns gegenwärtig“ (Konst. 8). – 2.2 „Wir wollen betrachten und nachahmen… (Konst. 92). – 2.3 „Täglich beten wir den Rosenkranz“ (Konst. 92). 3. MARIA - VORBILD DES GLAUBENS, DER HOFFNUNG UND DER LIEBE. – 3.1 „Selig, die du geglaubt hast“ (Lk 1,45). – 3.2 „Jene, die geglaubt hat, die hilft und Hoffnung schenkt (Konst. 34). – 3.3 Maria - „Leitbild der pastoralen Liebe“ (Konst. 92). 4. „DER HEILIGE GEIST HAT UNTER DEM MÜTTERLICHEN EINTRETEN MARIENS DEN HEILIGEN JOHANNES BOSCO ERWECKT“ (Konst. 1). – 5. SCHLUSS .
Rom, den 15. August 2012
Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel
Liebe Mitbrüder!
Ich grüße Euch mit einer noch größeren Zuneigung, die ein Ausdruck der Dankbarkeit ist für Eure Nähe als echte Söhne, für die Wertschätzung, die Ihr dem Nachfolger Don Boscos entgegen bringt, und für Euer unermüdliches Gebet in dieser Zeit der Prüfung und des Leidens.
Ich kann Euch sagen, dass ich gelernt habe, mich ganz dem Herrn zu übergeben, damit Er in mir bewirke, was Er will. Die hohe Schule der Krankheit, besonders in den kritischsten Augenblicken, besteht darin, uns zu helfen, Gebrechlichkeit und Grenzen anzuerkennen und dann Gott die Entscheidung über unser Leben zu überlassen.
Während dieser Zeit der Krankheit habe ich gefühlt, dass Ihr alle um mich versammelt wart, Ihr wie auch die Mitglieder der Don-Bosco-Familie, die Mitarbeiter, die Freunde und die Jugendlichen; und ich habe – innerlich tief bewegt – gesehen, wie der Herr die zahlreichen Bittgebete hört und annimmt, um sie in einem wunderbaren Gnadenakt über mich auszugießen.
Wenn auch das Leben immer ein Geschenk ist, so macht uns die Krankheit bewusst, wie jeder Tag und jeder Augenblick sein ganz besonderes Geschenk sind, für das man mit einer grenzenlosen Dankbarkeit und einer wachsenden Verantwortung leben muss. Ihm seien der Ruhm und die Ehre für immer!
Ich schreibe Euch diesmal am Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, um mit Euch einige meiner salesianischen Gedanken über Maria zu teilen. Als Kongregation sind wir dabei, zusammen mit der ganzen Don-Bosco-Familie die Zweihundertjahrfeier der Geburt unseres Vaters und Gründers, des heiligen Johannes Bosco, vorzubereiten. Während dieses ersten Jahres wollten wir die geschichtliche Dimension seines Lebens und seines Werkes leben. In dieser Perspektive und besonders im Hinblick auf die Vertiefung seiner Pädagogik und Spiritualität möchte ich Euch einladen, die Gestalt Mariens, der Immaculata und Helferin der Christen, zu betrachten. Sie ist ja in allem und immer Mutter und Lehrmeisterin Don Boscos, weswegen er gegen Ende seines Lebens sagen konnte: „In allem sind wir Schuldner Mariens“.1
In dieser Weise möchte ich die von meinen Vorgängern, besonders den letzten Generalobern, vorgezeichnete Linie fortsetzen; und so möchte ich auch das vertiefen, was uns unsere Konstitutionen in Bezug auf die seligste Jungfrau Maria vorlegen.
Sehr bedeutsam erscheint mir die Tatsache, dass der erste Brief, den der geschätzte Don Egidio Viganò als Generaloberer geschrieben hat, dem Anliegen gewidmet war, Maria Immaculata und Helferin der Christen unter der Überschrift zu betrachten: „Maria erneuert die Salesianische Familie“.
Unter Berufung auf den Evangelientext Joh 19,26-27 kommentierte er: „Instinktiv habe ich an unsere Kongregation und an die ganze Salesianische Familie gedacht, die heute den Realismus der spirituellen Mütterlichkeit Mariens neu vertiefen sowie die Haltung und den Vorsatz jenes Jüngers erneuern müsste. Und ich sagte mir: Ja, wir müssen uns wechselseitig als Programm für unsere Erneuerung die Aussage des Evangelisten wiederholen: ‚Nehmen wir die Gottesmutter in unser Haus auf!’“ 2
1. MARIA IMMACULATA UND HELFERIN IM LEBEN DES HEILIGEN JOHANNES BOSCOS
Von der Gegenwart Mariens in der Geschichte unseres Vaters zu sprechen, bedeutet in der Praxis, sein ganzes Leben zu betrachten. Das kann unmöglich in wenigen Linien geschehen. Eine wunderbare Synthese wird uns von den Konstitutionen geboten, wo wir im Artikel 8 drei zentrale Worte finden, die die mütterliche Präsenz Mariens im Leben des Gründers umreißen: Sie hat Don Bosco sein Arbeitsfeld unter der Jugend gezeigt; sie hat ihn fortwährend geführt und unterstützt, vor allem bei der Gründung unserer Gesellschaft. Gerade am Anfang der Konstitutionen finden wir übrigens diese Überzeugung: „Der Heilige Geist erweckte unter dem mütterlichen Eintreten Mariens den heiligen Johannes Bosco“ (Konst. 1).
1.1 Das mütterliche Eintreten Mariens im Leben Don Boscos
Es wird uns vor allem gesagt, dass Maria „Don Bosco sein Arbeitsfeld unter der Jugend gezeigt hat.“ – Das ist zweifellos ein Verweis auf den Berufungstraum des neunjährigen Johannes, den zu betrachten wir alle gewiss Gelegenheit hatten, besonders in diesem Jahr, wenn wir die „Memorie dell’Oratorio“3 in Händen halten, den Text, der ja das „Kursbuch“ unserer ersten Etappe der Vorbereitung auf die Zweihundertjahrfeier ist.
Einer der Aspekte, der mich in dieser Gründungsgeschichte am meisten beeindruckt, ist das enge Band, das Jesus mit seiner himmlischen Mutter Maria vereint. Als der kleine Johannes eine doppelte Frage stellt, die erste in Bezug auf die Identität der mysteriösen Person und die zweite in Bezug auf den sie identifizierenden Namen (unmöglich, hier nicht an den Bibeltext von Ex 3,13 zu denken), verweist die Antwort in beiden Fällen auf Maria:
„Aber wer seid ihr, die ihr in dieser Weise redet? – Ich bin der Sohn derjenigen, die deine Mutter dich dreimal am Tag zu grüßen gelehrt hat. – Meine Mutter sagt mir, nicht ohne ihre Erlaubnis mit fremden Personen zu sprechen; darum sagt mir Euren Namen. – Nach meinem Namen frage meine Mutter.“
Und die „Frau von majestätischem Aussehen, bekleidet mit einem Mantel, der von allen Seiten strahlt, als ob jeder Punkt desselben ein überaus glänzender Stern wäre“, erklärt die Vision und kündigt dem kleinen Johannes die Sendung an, die Gott ihm anvertraut: „Siehe, das ist dein Arbeitsfeld; siehe hier, wo du arbeiten sollst. Sei demütig, kräftig und stark; und das, was du in diesem Moment mit diesen Tieren geschehen siehst, wirst du für meine Söhne tun“.
Diese letzte Ausdrucksweise ist sehr bedeutungsvoll: Indem der kleine Johannes durch Maria den Auftrag erhält, identifiziert er sie als Mutter der armen, verlassenen und gefährdeten Jugendlichen; als Mutter derer, die sich am Ende des Traums von wilden Tieren in zahme Lämmer verwandeln und „hüpfend und tanzend umherliefen, wie um für diesen Mann und diese Frau ein Fest zu feiern“.4
Johannes bekommt nicht nur „den Hinweis auf sein Arbeitsfeld und das Ziel, für das er arbeiten soll“, sondern auch den Hinweis auf die Art und Weise, wie er arbeiten soll, also auf die „Liebenswürdigkeit“ (amorevolezza), die, verbunden mit Vernunft und Religion, die Methode begründet, die Don Bosco später „Präventivmethode“ nennen sollte: „Nicht mit Schlägen, sondern mit Sanftmut und Liebe wirst du sie zu deinen Freunden gewinnen. Mache dich also gleich daran, sie über die Hässlichkeit der Sünde und über die Kostbarkeit der Tugend zu belehren“.5 „Unter der Führung Mariens, seiner Lehrmeisterin, lebte Don Bosco in der Begegnung mit den Jugendlichen des ersten Oratoriums eine spirituelle und erzieherische Erfahrung, die er ‚Präventivsystem‘ nannte“ (Konst. 20).
In dieser Perspektive, wenngleich zwanzig Jahre später (1844), finden wir einen ähnlichen Traum. Es erscheint wiederum Maria in Form einer schönen Hirtin, die, während sie dem jungen Don Bosco das Arbeitsfeld der Sendung zuweist, ihm auch die Methode empfiehlt, um gemeinsam mit anderen Mitarbeitern diese Sendung zu verwirklichen.
„Da merkte ich, dass vier Fünftel der Tiere zu Lämmern geworden waren. Ihre Anzahl wurde dann sehr groß. In diesem Augenblick kamen mehrere Hirten hinzu, um sie zu hüten. Doch diese hielten sich nur kurz auf und gingen sogleich davon. Dann geschah etwas Wunderbares. Viele Lämmer verwandelten sich in Hirten, die mit zunehmender Zahl die Sorge für die anderen übernahmen. Während die Hirten zu einer großen Anzahl wuchsen, teilten sie sich auf und einige gingen anderswohin, um andere fremde Tiere aufzusammeln und sie in andere Schafställe zu führen“.6
Ich möchte in diesem Text das unterstreichen, was die „typisch salesianische Methode“ der Berufungsförderung darstellt, ohne deswegen die Gültigkeit anderer Vorschläge und verschiedener Wege zu verneinen. Für uns kommt die Ansage von der Mutter Gottes selbst: „einige der Lämmer zu Hirten zu bekehren“.
Man braucht nur an das zu denken, was ich in einem vorangegangenen Brief anlässlich der 150-Jahrfeier der Gründung der Kongregation (1859) schrieb: Fast alle Jugendlichen, die um den Gründer versammelt waren, entsprachen dem „Profil“, das Maria Don Bosco 15 Jahre vorher aufgezeigt hatte.
„Es ist eine Gewissheit: Die Salesianische Kongregation wurde gegründet und hat sich ausgebreitet, indem sie Jugendliche mit einbezog, die sich überzeugen ließen von der apostolischen Leidenschaft Don Boscos und von seinem Lebenstraum. Wir müssen den heutigen Jugendlichen die Geschichte der Anfänge der Kongregation erzählen, deren ‚Mitbegründer‘ die Jugendlichen waren“.7
Das erklärt die Beharrlichkeit (die manchen als Starrsinn erschien), mit der Don Bosco diese Methode anwandte, die zu jener Zeit unüblich war, das heißt: die künftigen Mitarbeiter aus den Jugendlichen selbst zu gewinnen, indem man sie mit ganz besonderer Sorgfalt heranbildete.
Dieser erste Aspekt des Eintretens Mariens im Leben Don Boscos hat auch weiterhin maßgebende Gültigkeit im Leben unserer Kongregation, wenn wir in Treue zu Gott und zu unserer Sendung leben wollen. Nicht wir waren es, die das Arbeitsfeld und das zu erreichende Ziel ausgewählt haben: Der tiefere Sinn des Bewusstseins um unsere Sendung ist der, „eingeladen“ zu sein, mit dem Herrn der jugendlichen Ernte zusammenzuarbeiten. Es geht nicht bloß darum, „Gutes zu tun“, zumal so viel für das Heil der Welt zu arbeiten ist! Don Bosco hatte, besonders als junger Priester, eine große Bandbreite apostolischer Möglichkeiten. Trotzdem war er sich dessen bewusst, für eine spezifische Sendung geschickt zu sein, und zwar so sehr, dass er zu der Aussage gelangte, dass „jede Beschäftigung nicht gut ist, die uns von der Sorge um die Jugend ablenkt“.8
Das ist ein typischer Grundzug im Sinne des Evangeliums: Als die Apostel Jesus suchten, der allein auf dem Berg war und im Gebet zum Vater sein Sohnsein aufs Höchste lebte, sagten sie zu ihm: „Alle suchen dich!“. Und er antwortete ihnen: „Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen“ (Mk 1,37-38). Im Paralleltext nach Lukas heißt es: „Ich muss auch den anderen Städten das Evangelium vom Reich Gottes verkünden; denn dazu bin ich gesandt worden“ (Lk 4,43).
In enger Beziehung zu dem vom ersten Verb (indicare – zeigen) benannten marianischen Handeln finden wir im Text der Konstitutionen die beiden anderen Verben: Maria hat Johannes Bosco ständig geführt und unterstützt (Konst. 8). Dieses Hendiadyoin9 kann man in Bezug zu den beiden fundamentalen Dimensionen der Person verstehen: den Verstand und den Willen. Maria ist die Mutter und Lehrmeisterin, die den Intellekt (den Verstand) Johannes Boscos erleuchtet, damit er immer besser verstehen kann, – und zwar jedes Mal auf einer tieferen Ebene (intus-legere) – worin seine Sendung besteht („zu seiner Zeit wirst du alles verstehen“), bis hin zu dem bewegenden Moment, in dem er bei der Feier der heiligen Eucharistie in der Herz-Jesu-Basilika in Rom am Ende seines Lebens bekennen sollte: „Jetzt verstehe ich alles“.10 Andererseits unterstützt ihn Maria während seines ganzen Lebens, indem sie seinen Willen stärkt, damit er immer „stärker und widerstandsfähiger“ wird; sonst hätte er die Schwere und die Härte dieser Sendung nicht ertragen können.
1.2 Die Aufnahme Mariens von Seiten Don Boscos
Über die Perspektive hinaus, die uns die Reflexion dieser drei Wörter bietet, können wir über die Gegenwart Mariens im Leben Don Boscos meditieren, indem wir die marianischen Titel betrachten, die er bevorzugen wollte und die sicher nicht rein zufällig gewählt sind: IMMACULATA – HELFERIN. Diesbezüglich finden wir einen kleinen Kommentar in unserer Lebensregel: „Maria, die Unbefleckte und Helferin, führt uns zur vollen Hingabe an den Herrn und gibt uns Mut zum Dienst an den Brüdern“ (Konst. 92). Im Text „ad experimentum“ von 1972 unterschied man diese beiden hier ausgedrückten Aspekte, indem man sie entsprechend dem einen und dann dem anderen der beiden Titel anfügte.11 Der aktuelle Text dagegen vereint sie, weil unsere Liebe zu Gott nicht zu trennen ist von der Liebe zu den Brüdern und Schwestern und dem Dienst an ihnen, besonders an den Jugendlichen, zu denen der Herr uns sendet.
Immaculata
Wie ich bei anderer Gelegenheit geschrieben habe, „findet man auf der Kuppel des Heiligtums Mariens, der Helferin der Christen, eine schöne Statue der Immaculata. Die Immaculata außen und die Helferin der Christen innen. Das sind die zwei Titel, unter denen Don Bosco die Gottesmutter ehren wollte, weil alle beide etwas mit seiner Sendung und seinem Charisma zu tun haben: das Heil der Jugendlichen durch eine ganzheitliche Erziehung“.12
Es wird gut sein, wenn auch nur kurz, an die Bedeutung und die Wichtigkeit zu erinnern, die der Titel der „Immaculata“ für Don Bosco hat. Wir wissen, dass das Dogma von der unbefleckten Empfängnis zu seinen Lebzeiten, nämlich am 8. Dezember 1854 proklamiert wurde. Es ist aber sicher, dass der Bezug zur Immaculata schon zuvor in der Volksfrömmigkeit präsent war und als Fest gefeiert wurde. Gerade einige Jahre vor der feierlichen Proklamation gab die Immaculata dem salesianischen Werk den Anfang. Wir erinnern wenigstens kurz an den Bericht Don Boscos selber: „Am Hochfest der Unbefleckten Empfängnis Mariens (8. Dezember 1841) war ich zur festgelegten Zeit dabei, die liturgischen Gewänder anzulegen, um die heilige Messe zu feiern. Der Sakristan Giuseppe Comotti sah einen Jungen in einer Ecke und lud ihn ein, mir bei der Messe zu dienen. ‚Ich kann nicht‘, antwortete er niedergeschlagen“.13 Gleich danach finden wir die wichtige Begegnung zwischen Don Bosco und Bartolomeo Garelli und das „Ave Maria“, mit dem „alles seinen Anfang nahm“.
Man muss zudem in Erinnerung rufen, wie im Oratorium das außerordentliche Ereignis der Erklärung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis begangen wurde. „Er hatte eifrig gebetet, hatte Messen gefeiert, um die Gnade dieser dogmatischen Definition zu beschleunigen, die er seit langem herbeiwünschte; und er betete weiterhin und dankte dem Herrn, dass er auf diese Weise die Königin der Engel und der Menschen auf Erden verherrlicht hatte. Das Fest der Immaculata wurde sein bevorzugtes Fest, wenngleich er auch weiterhin mit großer Feierlichkeit das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel beging.“14
Don Egidio Viganò erwähnt im seinem Rundbrief zur Vorstellung der erneuerten Konstitutionen den 8. Dezember und schreibt:
„Dieser marianische Gedenktag, der bedeutungsvoll für jedes salesianische Herz ist, ist ein Don Bosco sehr lieb gewordenes Datum und wurde von ihm als offizieller Geburtstag unseres Charismas in der Kirche bezeichnet. Es kann faszinierend sein, an einige Tatsachen zu erinnern: vor allem die Begegnung mit Bartolomeo Garelli (1841) und das Ave Maria dieses prophetischen Katechismusunterrichts; die Eröffnung des Oratoriums S. Luigi in Porta Nova; die Ankündigung (1859) der Zusammenkunft, die der Beginn der Kongregation sein sollte; die Übergabe (1878) der ersten gedruckten Regel der Töchter Mariä Hilfe der Christen; der Beginn der Anwesenheit von Salesianerbischöfen in der Kongregation (Msgr. Cagliero); die wichtige Mitteilung (1885) der Ernennung von Don Rua als Vikar des Gründers. An eben diesem 8. Dezember 1885 bekräftigte unser Vater, ‚dass wir in allem Schuldner Mariens“ sind und dass alle unsere größeren Dinge ihren Anfang und ihre Vollendung am Tag der Immaculata fanden’“.15
Es ist aber nicht nur ein historisches oder dogmatisches Zusammentreffen, das den Bezug zwischen dem Titel der „Immaculata“ und Don Bosco unterstreicht. An der Basis finden wir ein fundamentales Element des „Präventivsystems“, das – wir müssen es noch einmal wiederholen – nicht so sehr eine geniale pädagogische Intuition ist als vielmehr
„eine Liebe, die sich selbst verschenkt. Sie schöpfte aus der Liebe Gottes, der jedem Menschen mit seiner Vorsehung zuvorkommt, ihn mit seiner Gegenwart begleitet und rettet, indem er ihm sein Leben verleiht. Don Bosco hinterläßt uns damit eine konkrete Weise, das Evangelium zu leben und für dessen Verkündigung zu arbeiten sowie die Jugendlichen nicht ohne ihr Mitwirken zum Heil zu führen. Diese Lebensform durchdringt unsere Beziehungen zu Gott und den Mitmenschen und prägt das Gemeinschaftsleben.“ (Konst.20).
Nach meiner Meinung entsprechen wir nie in genügendem Maße der Herausforderung, vor die uns diese Art, das „Präventivsystem“ zu verstehen, stellt.
Wenn Gott mit seiner weisen Liebe „jedem Geschöpf zuvorkommt“, so ist das in vollendeter Form verwirklicht in Maria, die „voll der Gnade“ ist. „Gnade“, wir wissen es gut, ist vor allem Gott selbst. Aber diese Ausdrucksform kann auch die Fülle der „Unentgeltlichkeit“ der Liebe Gottes in Maria unterstreichen. Der Text der dogmatischen Erklärung des seligen Papstes Pius IX. sagt es ausdrücklich. Es handelt sich im Grunde um das, was der hl. Johannes bestätigt: „Nicht darin besteht die Liebe, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn als Sühne für unsere Sünden gesandt hat“ (1 Joh 4,10). Das können wir, vor allem und in einzigartiger Weise, auch auf Maria anwenden. In diesem Sinne ist es schön, sie, die Immaculata, betrachten zu können als „die vollkommenste Frucht des zuvorkommenden Präventivsystems Gottes“.
Offensichtlich schließt das die menschliche Antwort nicht aus: Im Gegenteil, es macht sie möglich und fordert sie sogar, wie Papst Benedikt XVI. sehr gut betont hat: „Der Allmächtige erwartet das ‚ja‘ seiner Geschöpfe wie ein junger Bräutigam das ‚ja‘ seiner Braut (…) Am Kreuz ist es Gott selbst, der um die Liebe seines Geschöpfes bettelt: Er hat Durst nach der Liebe eines jeden von uns“.16 Das können wir an erster Stelle auf Maria anwenden. Diesbezüglich ist die Beobachtung eines theologischen Spezialisten, Alois Müller, interessant: „Geschichtlich gesehen, war allerdings nicht zuerst von Marias unbefleckter Empfängnis die Rede, sondern von der Sündelosigkeit ihres Lebens.“17 Das bedeutet, dass die Kirche seit jeher in dem „voll der Gnade“ nicht nur das unentgeltliche Geschenk Gottes gesehen hat, sondern auch die volle und ganze Antwort der Liebe Mariens.
Helferin
Was den Titel der „Helferin“ angeht (der, man sollte daran erinnern, auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil in der dogmatischen Konstitution „Lumen Gentium“ verbunden mit dem Titel „Mutter der Kirche“ erscheint, vgl. LG 62), kennen wir die Bedeutung, den er für Don Bosco hatte. In dem bereits zitierten Brief schrieb Don Egidio Viganò:
„Es gibt sodann einen Grund, der abgeleitet ist von einem charakteristischen Aspekt der Verehrung der Helferin selbst: Es handelt sich um eine marianische Dimension, die, ihrer Natur nach, gerade für die schwierigen Zeiten gemacht ist. Don Bosco wies Don Cagliero mit der berühmten Aussage darauf hin: ‚Die Gottesmutter will, dass wir sie unter dem Titel ‚Hilfe der Christen‘ (‚Auxilium Christianorum‘) verehren: Die Zeiten sind so traurig, dass wir es geradezu notwendig haben, dass die allerseligste Jungfrau uns hilft, den christlichen Glauben zu bewahren und zu verteidigen’“.18
Verfolgt man seine Betrachtungen weiter, „aktualisierte“ Don Viganò die Schwierigkeiten der heutigen Zeit, die sehr verschieden sind von jenen, mit denen sich unser Vater auseinandersetzen musste; sehr verschieden wegen vieler Aspekte, auch von denen, mit denen wir es heute zu tun haben: die Zeiten verändern sich in einem schwindelerregenden Rhythmus; das gilt ebenso für die jugendliche Kultur, mit der wir uns täglich auseinandersetzen müssen. Eine Sache muss aber betont werden: Wenn wir Maria unter diesem Titel anrufen, maßen wir uns nicht an, dass sie uns ‚gegen‘ irgendjemanden helfen oder verteidigen soll. Wenn wir an die Menschwerdung des Sohnes Gottes glauben, die es uns erlaubt, seine Einheit mit jedem Mann und jeder Frau auf der Welt zu bekennen (vgl. GS 22), in welcher Situation sie sich auch immer befinden, dann können wir auch etwas Ähnliches über die universale Mutterschaft Mariens zum Ausdruck bringen.
Das führt uns aber nicht dazu, die vielen negativen Situationen und beunruhigenden Probleme zu ignorieren; um sie anzugehen, erbitten wir ihre Hilfe und ihren Schutz, besonders wenn wir uns gegen das Böse, die Sünde, die „Kultur des Todes“ wenden, die dem Leben entgegen steht, dessen transparentes und mächtig schützendes Symbol Maria als Frau und als Mutter ist. Zusammen mit der Freude, in den verschiedenen Regionen der Welt die Vitalität unseres Charismas und seiner wohltätigen Wirkungen feststellen zu können, taucht die Traurigkeit auf, wenn wir die Verwüstungen der negativen Mächten betrachten, die mit Hilfe von Aktionen, Personen, Strukturen und Situationen – alles Ausdrucksformen des Geheimnisses der Bosheit („mysterium iniquitatis“)19 – das Glück und das Heil unserer Jugendlichen, besonders der weniger beschützten, aufs Spiel setzen und gefährden. Vor allem zu ihren Gunsten erbitten wir von Maria, unserer Mutter und Helferin, das „mütterliche Antlitz der Liebe Gottes“ zu sein.
Ich denke, dass wir diesen Titel vertiefen können, indem wir eine Analogie herzustellen versuchen mit dem zuvor betrachteten Titel der Immaculata. Wenn die Definition der Unbefleckten Empfängnis auf dogmatischer Ebene all das bestätigt, was für Don Bosco das Präventivsystem bedeutet, wäre es dann übertrieben, im Dogma von der Aufnahme Mariens in den Himmel, proklamiert von Papst Pius XII. im Jahr 1950, eine enge Beziehung zu dem Titel der „Helferin“ zu entdecken? Man muss daran erinnern, wie sehr von den liturgischen Texten betont wird, dass die Himmelfahrt Jesu Christi nicht seine „Loslösung“ von der Welt oder seine Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche und der Menschheit bedeutet, sondern das Gegenteil:
„Er ist (heute) als Sieger über Sünde und Tod aufgefahren in den Himmel. Die Engel schauen den Mittler zwischen Gott und den Menschen, den Richter der Welt, den Herrn der ganzen Schöpfung. Er kehrt zu dir heim, nicht um uns Menschen zu verlassen, er gibt den Gliedern seines Leibes die Hoffnung, ihm dorthin zu folgen, wohin er als erster vorausging“.20
Können wir nicht – in analoger Weise – glauben, dass die Aufnahme Mariens in den Himmel den Beginn ihres Schutzes und ihrer mütterlichen Hilfe zu Gunsten aller Christen, ja sogar aller Menschen der Welt darstellt? Diese Art, Maria zu betrachten, ermöglicht es uns nicht nur, unsere Marienfrömmigkeit durch die Titel Immaculata-Helferin mit dem Lehramt der Kirche zu verbinden. Es erlaubt uns auch, zu verstehen, warum für Don Bosco das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel eines seiner beliebtesten Feste war, wie der zuvor schon zitierte Text der „Memorie dell’Oratorio“ zeigt, und das nicht nur wegen des mehr symbolischen als chronologisch exakten Zusammentreffens mit seiner Geburt21, sondern vor allem wegen seiner Beziehung zum Titel der „Helferin“ und dessen Bedeutung für seine Frömmigkeit.
2. Maria Immaculata und Helferin in der Salesianischen Kongregation heute
Zweifellos geht das Eintreten Mariens am Anfang und bei der ersten Entwicklung unserer Kongregation durch die Geschichte weiter. Don Rua schrieb 1903: „Ich bezweifle nicht, dass mit der Ausbreitung der Verehrung Mariens als Helferin unter den Salesianern auch die Wertschätzung Don Boscos und die Zuneigung zu ihm wachsen werden sowie das Bemühen, seinen Geist zu bewahren und seine Tugenden nachzuahmen“.22
Ich glaube, dass wir alle davon überzeugt sind. Aber wenn das wahr ist, dann müssen wir anerkennen, dass die großherzige Antwort der Treue in der Verwirklichung unserer Sendung notwendig ist. Wir können uns fragen: Sind auch wir heute bereit, dafür Sorge zu tragen, dass Maria, die Immaculata und Helferin, uns das Arbeitsfeld unserer Sendung zuweist und fortfährt, uns in ihrer Erfüllung zu führen und zu unterstützen? In dieser Weise werden wir die Antwort auf ihre Einladung konkretisieren: „Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5), und wir werden Diener der Jugendlichen werden, um ihre Freude und ihre Lebensfülle in Gott sicherzustellen.
Es ist unbestreitbar, und ich habe es mit großer Freude feststellen können, dass man überall, wo sich Salesianer befinden, die Verehrung Mariens als Helferin fördert. In keiner Provinz fehlen ihr geweihte Kirchen und Heiligtümer. Das christliche Volk identifiziert sich mit diesem marianischen Titel, wie man sie schon zu den Zeiten unseres Vaters „die Madonna Don Boscos“ nannte. Aber wir können uns nicht mit dem zufriedengeben, was die Mitbrüder gemacht haben, die unsere Vorläufer waren. Und wir können uns nicht darauf beschränken, nur in äußerer Form die Marienverehrung zu fördern. Mit anderen Worten: Unser Verkündigungs- und Erziehungswerk, besonders unsere Arbeit zu Gunsten der ärmsten, am meisten verlassenen und gefährdeten Jugendlichen, muss eine konkrete Erfahrung der unentgeltlichen Liebe sein, die zuvorkommend und wirksam ist, wie wir sie in Maria, der Immaculata und Helferin, sehen und betrachten können, um aus ihnen ihre Kinder zu machen, wie sie es von dem kleinen Johannes in seinem Berufungstraum erbat.
2.1 „Maria ist unter uns gegenwärtig“ (Konst. 8)
Da es unmöglich ist, auf wenigen Seiten das zusammenzufassen, was heute für uns die mütterliche Gegenwart Mariens, der Helferin, oder die verschiedenen Ausdrucksformen und Erscheinungsweisen unserer Marienverehrung bedeuten, beschränke ich mich darauf, das vorzustellen, was wir über sie in unseren Konstitutionen finden, und es mit Bezugnahme auf das Wort Gottes zu bereichern.
Ohne jeden Zweifel vollzieht sich die Treue zu unserem Charisma oder besser: zum Willen Gottes in der Verwirklichung der Sendung durch die Beobachtung der Konstitutionen. Auf die Frage: „Wie würde Don Bosco heute handeln?“ können wir nicht subjektive oder sentimentale und noch weniger individualistische Antworten geben. Es geht vielmehr darum, unsere Lebensregel in die Praxis umzusetzen: „Wenn ihr mich in der Vergangenheit geliebt habt, dann hört nicht auf, mich auch in Zukunft zu lieben durch die genaue Beobachtung unserer Konstitutionen“ (Vorwort zu Konstitutionen und Satzungen SDB).23 Es ist nicht überflüssig, an das zu erinnern, was das nachsynodale apostolische Schreiben Vita consecrata sagt: „Wenn die Kirche eine Form des geweihten Lebens oder ein Institut anerkennt, garantiert sie, daß sich in deren geistlichem und apostolischem Charisma alle objektiven Anforderungen finden, um die persönliche und gemeinschaftliche Vollkommenheit im Sinne des Evangeliums zu erreichen“ (VC 93).
In unseren Konstitutionen treffen wir auf viele marianische Bezüge. Zunächst zwei Artikel, die ganz Maria gewidmet sind (Art. 8 und Art. 92), auf die ich schon verschiedene Male angespielt habe. Der Artikel 92 entspricht in großen Linien dem Text „ad experimentum“ von 1972; der Artikel 8 dagegen ist ganz neu und entspricht der Zielsetzung, die der erste Teil der Konstitutionen hat. Dieser Abschnitt, der die Artikel 1 bis 25 enthält („Die Salesianer Don Boscos in der Kirche“), stellt unsere charismatische Identität vor: Bevor davon die Rede ist, was wir „machen“, wird hier definiert, wer wir sind, in der Kirche und in der Welt, besonders zu Gunsten der Jugendlichen.
Und gerade in dieses ersten Kapitel, in dem unsere Identität vorgestellt wird, wollte man einen Artikel (Konst. 8) über Maria Immaculata und Helferin aufnehmen, um zu betonen, dass sie sozusagen „teilhat“ am charismatischen salesianischen Erbe. „Wir glauben, dass Maria unter uns gegenwärtig ist und ihre ‚Sendung als Mutter der Kirche und Helferin der Christen‘ fortsetzt.“ Hier wird Don Bosco selbst zitiert. Unsere „kindliche“ Verehrung ihr gegenüber ist geprägt vom Sich-Anvertrauen („Wir vertrauen uns ihr an“). Unsere Marienverehrung betrachtet insbesondere ihren Charakter als „demütige Magd, an der der Herr Großes getan hat“ (Lk 1,49), und bezieht sich direkt und unmittelbar auf den Kern und das Herz unserer Sendung: „um unter der Jugend Zeugen der unerschöpflichen Liebe ihres Sohnes zu sein“ (Konst. 8).
2.2 „Wir wollen betrachten und nachahmen…“ (Konst. 92)
Der Artikel 92 hingegen befindet sich im Zusammenhang des Kapitels über das Gebetslebens, das unmittelbar auf die christliche Identität verweist: „Im Dialog mit Gott“. In diesem Kontext werden die fundamentalen Grundzüge der Verehrung Mariens, der Immaculata und Helferin, präsentiert.
Ich möchte zunächst die beiden Verben vor Augen stellen, mit denen diese Verehrung definiert wird: Wir wollen betrachten und nachahmen. Es scheint mir interessant zu sein, diese doppelte Charakterisierung mit der Erfahrung einer der größten Heiligen der modernen Zeiten zu vergleichen, der hl. Theresia von Lisieux. In einer Sprache, die zuweilen sentimental und sogar süßlich erscheinen mag, finden wir die Tiefe eines außerordentlichen christlichen Lebens und insbesondere das, was Hans Urs von Balthasar als fundamentale Einstellung der kleinen heiligen Karmelitin benannt hat: ihre Leidenschaft für die Wahrheit und für die Authentizität und ihre instinktive Zurückweisung jeder Falschheit24, auch und gerade auf religiösem Gebiet. Als die hl. Theresia am Ende ihres Lebens auf die Marienfrömmigkeit zu sprechen kam, sagte sie:
„Die Priester sollen uns (in Maria) praktikable Tugenden sehen lassen! Es ist gut, über ihre Privilegien zu reden; aber es ist vor allem nötig, dass man sie nachahmen kann. Sie zieht die Nachahmung der Bewunderung vor, und ihr Leben war sehr einfach (…). Wie sehr hätte es mir gefallen, Priester zu sein, um all das zu sagen, was ich diesbezüglich denke! (…) Es wäre nicht notwendig, über sie unwahrscheinliche Dinge zu sagen oder solche, die man nicht weiß (…) Damit eine Predigt über die seligste Jungfrau mir gefalle und für mich vorteilhaft sei, muss sie mich ihr reales und nicht ihr imaginäres Leben sehen lassen. Und ich bin sicher, dass ihr reales Leben sehr einfach war. Sie präsentieren sie als unerreichbar; man müsste sie aber als nachahmbar vorstellen, ihre Tugenden hervorheben, sagen, dass sie aus dem Glauben lebte, wie wir, es mit dem Evangelium beweisen (…) Wir wissen sehr wohl, dass die seligste Jungfrau Königin des Himmels und der Erde ist, aber sie ist mehr Mutter als Königin“.25
Ich glaube, für uns Salesianer, die mehr „Menschen der Synthese“ als der Alternativen sind, handelt es sich nicht darum, die zwei Einstellungen gegeneinander zu setzen (wie es vielleicht zur Zeit und im Umfeld der hl. Theresia notwendig war), sondern darum, beide Einstellungen zu vereinen, und zwar so dass die Betrachtung uns erlaubt, in Maria „die Wunder der Gnade Gottes“ zu bewundern und uns zugleich dazu anspornt, sie nachzuahmen. Gott wirkt in uns sicher nicht in der gleichen Weise wie in Maria, was aber nicht bedeutet in verschiedener, wohl aber in ähnlicher Weise.
Wenn wir in den zwei großen marianischen Dogmen von der Unbefleckten Empfängnis und der Aufnahme in den Himmel das betrachten, was Gott in der unendlichen Freiheit seiner Liebe in Maria bewirkt hat, verstehen wir in der Tat im Glauben, was Gott auch in uns verwirklichen will, wenn wir die Haltungen der Gottesmutter leben. Man braucht nur daran zu denken, dass „er uns (in Christus) erwählt hat vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig Leben vor Gott“ (Eph 1,4), und dass die Aufnahme Mariens in den Himmel ein „Zeichen der sicheren Hoffnung und des Trostes für das wandernde Gottesvolk“ ist (vgl. LG 68). In Maria ereignete sich in voller Weise das, was Gott auch in uns in ähnlicher Weise verwirklichen will.
Wir sollten uns einen Augenblick bei dem Begriff „Nachahmung“ aufhalten. Bei manchen Christen kann er ein gewisses Unbehagen und sogar Abweisung hervorrufen, weil er sich auf eine rein automatische Wiederholung von Worten und Handlungen anderer zu beschränken scheint. Aber darum handelt es sich nicht! Die authentische Nachahmung ist etwas ganz anderes. Sie bedeutet: die wesentlichen Einstellungen und Motivationen aufzunehmen, sie sich persönlich zu Eigen zu machen und sie kreativ in die Praxis umzusetzen. In Bezug auf unsere Nachahmung Christi erinnern wir an einige paulinische Texte: Es geht darum, zu denken wie Christus (vgl. 1 Kor 2,16), zu fühlen wie Christus (vgl. Phil 2,5), zu handeln wie Christus. Etwas Ähnliches können wir sagen im Hinblick auf unsere Betrachtung und Nachahmung Mariens, der Immaculata und Helferin.
Zusammen mit diesen Hinweisen finden wir im Text der Konstitutionen ein anderes Hendiadyoin, um unsere Marienverehrung zu charakterisieren: „Wir verehren sie vertrauensvoll und innig“ (Konst. 92).26 Das lädt uns dazu ein, eine rein sentimentale und deshalb schwache Verehrung zu überwinden, ohne aber in eine trockene und sterile Begrifflichkeit zu verfallen. Der Kommentar zu den Konstitutionen sagt hierzu: „Es sind zwei Adjektive, die sowohl die Zärtlichkeit ihr, der ‚liebenswürdigen Mutter‘, gegenüber als auch den Mut bezeichnen, sie in ihrer ganzheitlichen Hingabe an den Willen Gottes nachzuahmen“.27
In eben dieser Klarstellung unserer Verehrung endet der Artikel 92 schließlich: „Wir feiern die marianischen Feste, um uns zu einer überzeugteren und persönlicheren Verehrung anzuspornen“. Mir scheint, dass sich in unserem Text der Konstitutionen auf vollkommene Weise die bewundernde Betrachtung dessen, was Gott in Maria bewirkt hat, und der Ansporn, sie in ihren großen Tugenden, besonders in den drei göttlichen Tugenden Glaube – Hoffnung – Liebe, vertrauensvoll nachzuahmen, die Waage halten.
2.3 „Täglich beten wir den Rosenkranz“ (Konst. 92) 28
Bevor wir speziell über Maria als Leitbild unseres Lebens im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe sprechen, möchte ich ein Wort sagen über unser marianisches Gebet, besonders über den heiligen Rosenkranz. Während meines Salesianerlebens und noch mehr als Generaloberer konnte ich mit großer Freude und viel Bewunderung die Praxis des heiligen Rosenkranzes seitens so vieler Mitbrüder, besonders der Alten, feststellen, die mit großer Einfachheit und Beharrlichkeit auf diese Weise ihre Einheit mit Gott und ihre Liebe zur Muttergottes den Tag über ausdrücken. Ich möchte alle Mitbrüder einladen, diese außerordentliche Frömmigkeitspraxis fortzusetzen, nicht aus der Macht der Gewohnheit oder aus „Pflichtgefühl“ heraus, sondern mit dem Bemühen, ihre Bedeutung und ihre Motivationen zu vertiefen.
Vor allem glaube ich, dass es sich um eine Praxis handelt, die auf perfekte Weise das mündliche Gebet mit der Betrachtung der Geheimnisse des Lebens Jesu verbindet, und zwar in Gemeinschaft mit Maria und in Nachahmung ihres Tuns, „die all diese Dinge bewahrte und in ihrem Herzen darüber nachdachte (meditierte)“ (Lk 2,19; vgl. 3,51b).
In seinem Apostolischen Schreiben Marialis Cultus schrieb Papst Paul VI.:
„Man hat ebenso mit größerer Dringlichkeit die Notwendigkeit gespürt, neben dem Wert des preisenden und fürbittenden Elementes auch noch die Bedeutung eines anderen wesentlichen Bestandteiles des Rosenkranzes zu betonen: die Betrachtung (contemplazione). Ohne sie ist der Rosenkranz ein Körper ohne Seele, und das rezitierende Gebet läuft Gefahr, zu einer mechanischen Wiederholung von Formeln zu werden (…) Von seiner Natur her verlangt das Rosenkranzgebet einen ruhigen Rhythmus und ein längeres besonnenes Verweilen, was im Betenden die Betrachtung der Geheimnisse des Lebens des Herrn fördert, die mit den Augen derjenigen geschaut werden, die dem Herrn am nächsten stand und dessen unergründliche Reichtümer erschließt“ (MC 47).
Es ist interessant, aufzuzeigen, dass ein sehr wichtiger Teil der aktuellen Theologie, besonders auf dem Gebiet der Christologie und der Mariologie, bestrebt ist, das zu erneuern, was die Grundlage des heiligen Rosenkranzes ist: die „Theologie der Mysterien“. Einer seiner hauptsächlichen Vertreter sagt:
„Mit Recht wurde in der neueren Zeit die Wiederaufnahme eines Topos der theologischen Systematik der früheren Zeit gefordert, der Einbau nämlich der ‚Mysterien Christi’, d.h. einer konkreten Christologie in den mehr und mehr abstrakt gewordenen christologischen Traktat“.29 Und etwas später betont er: „Die liturgische Bewegung, die Erneuerung der Theologie im Geiste der Patristik (H. de Lubac, J. Daniélou, H. U. von Balthasar), das Zurückfinden zur dogmatischen Ekklesiologie und deren Synthese im Vaticanum II, zur ‚Heilsgeschichte‘ und zur heilsgeschichtlichen Christologie (O. Cullmann; Konstitution Dei Verbum des Vaticanum II): dies alles bedeutet Ansätze auch zu einer neuen Aneignung der ‚Mysterien Christi’. Dazu kommt eine vertiefte ‚Theologie des Wortes Gottes’ (H. Volk) und die Diskussion um die Gegenwart des Heilswerkes Christi in Verkündigung und Liturgie (Liturgie-Konstitution des Vaticanum II). (…) Dennoch scheint eine Barriere den Christen von heute von der Begegnung mit dem personalen Christus in seinen Mysterien abzuhalten (…) Wir müssen das Mysterium und die einzelnen Mysterien Christi wiedergewinnen, aus dem Erbe der Vergangenheit, von den neu geschaffenen Grundlagen aus“.30
Hoffen wir, dass diese kleine Motivation uns hilft, mit kreativer Treue unsere Marienverehrung mittels des heiligen Rosenkranzes zu leben und auch unsere Jugendlichen zu dieser so einfachen und konkreten Form des Gebets und der Meditation hinzuführen.
3. MARIA - VORBILD DES GLAUBENS, DER HOFFNUNG UND DER LIEBE
Angesichts des Reichtums und der Verschiedenheit der marianischen Haltungen, die sich unserer Kontemplation präsentieren und sich unserer Nachahmung darbieten (sei es im Artikel 92 der Konstitutionen, wie in einigen anderen, die die Mutter Gottes erwähnen), ist es angebracht, sie in Bezug auf die drei göttlichen Tugenden zusammenzufassen, um sie dann zu den drei evangelischen Räten des Gehorsams, der Armut und der Keuschheit in Beziehung zu setzen. Dazu berufen wir uns auf die biblische Reflexion, denn, wie Papst Paul VI. in dem schon zitierten Apostolischen Schreiben Marialis Cultus sagte:
„Die Notwendigkeit einer biblischen Ausrichtung in jeder Form des Kultus wird heute als eine allgemeine Forderung der christlichen Frömmigkeit empfunden. (…) Der Marienkult kann sich dieser allgemeinen Ausrichtung der christlichen Frömmigkeit nicht entziehen, vielmehr muß gerade er sich im besonderen dadurch inspirieren lassen, um neue Kraft und sicheren Nutzen daraus zu gewinnen.“ (MC 30).
Zunächst eine Beobachtung allgemeiner Art: Es ist interessant, die Bedeutung zu verifizieren, die die Figur Mariens im diachronischen Prozess des Neuen Testaments einnimmt. Es beginnt mit den frühen Texten, den Paulusbriefen und dem Markusevangelium, die lediglich einige Randbemerkungen über Maria machen. Es geht dann weiter über Matthäus und Lukas, die beide von verschiedenen Standpunkten aus (in diesem Bereich noch mehr als in anderen!) über die menschlichen Anfänge Jesu in enger Beziehung mit seiner Mutter Maria reflektieren. Und schließlich gelangen wir zur Figur der Frau, der neuen Eva, im johanneischen Werk: dem vierten Evangelium und der Apokalypse. Wir können sagen, dass in dem Maße, in dem die christliche Gemeinschaft, erleuchtet vom Heiligen Geist, tiefer über das Mysterium Christi reflektiert, sie auch zunehmend die Bedeutung Mariens entdeckt.
3.1 „Selig ist die, die geglaubt hat“ (Lk 1,45)
„Wir wollen ihren Glauben betrachten und nachahmen“ (Konst. 92), sagt der Artikel der Konstitutionen, den wir hier reflektieren. Und im Kontext der Erziehung unserer Jugendlichen zum Glauben lesen wir im Artikel 34: „Die Jungfrau Maria ist auf diesem Weg eine mütterliche Begleiterin. Wir bemühen uns darum, dass sie gekannt und geliebt wird als jene, die geglaubt hat“. Eine Frage, die dieser Text uns unmittelbar stellt, lautet: Regen wir in unseren Jugendlichen eine Verehrung Mariens an, die ihren Glauben an die erste Stelle setzt?
Der Glaube, das wissen wir, ist die fundamentale Einstellung des Gläubigen, weil es, wie der Brief an die Hebräer sagt, „ohne Glauben unmöglich ist, Gott wohlgefällig zu sein“ (Hebr 11,6). Elisabeth nennt Maria „die Glaubende“ par excellence, sie beglückwünscht sie dafür und preist sie „selig“. Dieser Glückwunsch verweist uns auf den Moment im Leben Mariens, den wir die „Trennungslinie“ oder die Verkündigung nennen können. Bei diesem Anlass, bei dem Maria ,die „voll der Gnade“ ist (keine Tradition schöpft den Reichtum des ursprünglichen Wortes des Evangeliums, kecharitoméne, aus), sich bewusst wird, dass Gott einen wunderbaren Plan für sie hat, wird sie eingeladen, frei mit Ihm zusammenzuarbeiten. Die Frage, die sie an den Engel Gabriel stellt: „Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?“ ist keinesfalls ein Einwand oder das Anzeichen eines Zweifels, wohl aber der Ausdruck des Wunsches, so bewusst und frei wie möglich auf die göttliche Einladung zu antworten, indem sie ihre volle Zustimmung gibt. In paradoxer Weise ausgedrückt: Maria akzeptiert frei und freudig,31 die „Magd“ des Herrn zu werden: „Mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,38).
Ich möchte einige Aspekte unterstreichen, die wir in diesem evangelischen Text entdecken, der gerade in der Fülle der Zeit platziert ist (vgl. Gal 4,4):
Der Glaube Mariens ist vor allem Vertrauen auf Gott. Wie ich bei anderer Gelegenheit sagte: „Maria vertraut nicht auf den Plan Gottes, sehr wohl aber auf den Gott des Planes“. Der Glaube ist nicht an erster Stelle die Annahme objektiver Inhalte, die Gott uns offenbart, sondern die unbedingte Zustimmung, typisch für die Liebe, zu Ihm und zu dem, was Er von uns will. „Erbitte jedwede Sache und ich werde sie ausführen“, das ist eine der typischen Ausdrucksformen der Liebe, auch auf menschlicher Ebene; mit noch größerem Recht in der Beziehung des Menschen zu Gott. Etwa Ähnliches geschieht in unserem Leben: Wir vertrauen nicht auf Gott, weil wir schon im Voraus seinen Plan für uns kennen, sondern wegen der Tatsache, dass Er uns eingeladen hat, uns in Seine Hände zu begeben, wie ein Kind in die Arme seiner Mutter.
Der Glaube Mariens konkretisiert sich in ihrem Gehorsam. Die großen Glaubenden in der Heilsgeschichte sind authentisch Gehorchende, beginnend mit unserem „Vater im Glauben“, Abraham, bis zum Gipfelpunkt in Maria. Der hl. Paulus stellt auf diese Weise seine apostolische Berufung heraus: „Durch ihn haben wir Gnade und Apostelamt empfangen, um in seinem Namen alle Heiden zum Gehorsam des Glaubens zu führen“ (Röm 1,5). Ein Glaube, der nicht dazu führt, den Willen Gottes zu suchen, um ihn dann in die Praxis des Lebens umzusetzen, ist nicht authentisch christlich, weil er in einen sterilen Intellektualismus verfällt oder in eine fruchtlose Sebstüberschätzung.
Im Lateinischen gibt es eine bezeichnende Übereinstimmung zwischen den Wörtern: fides – fiducia – fidelitas. Der Glaube (fides), verstanden als Vertrauen (fiducia), das dazu führt, Gott zu gehorchen, mündet im Lauf der Zeit in die Treue (fiducia) und bewahrheitet sich in ihr: besonders in den Augenblicken, in denen man entweder „den Glauben lebt“ oder alles einstürzt und zerbröckelt. In diesem Sinne lädt uns der genannte Artikel der Konstitutionen (Konst. 92) dazu ein, mit Blick auf Maria „ihre Treue in der Stunde des Kreuzes“ zu betrachten.
Es ist gerade diese Haltung des sich in Gehorsam verwandelnden „Vertrauens-Glaubens“, welcher den Weg bereitet, auf dem Maria von der Verkündigung in Nazareth bis nach Jerusalem auf den Berg Golgotha zu Füßen des Kreuzes gelangt. Ein zweifellos schwieriger und schmerzhafter Weg! Darum müssen wir erkennen: Ohne irgendwelche Vorbedingungen Gott im eigenen Leben annehmen, das hat, menschlich gesprochen, für Maria die Dinge absolut nicht vereinfacht; im Gegenteil, es hat sie schrecklich verkompliziert. Ich betone zwei typische Aspekte der Glaubenserfahrung Mariens:
Alle ihre menschlichen Erwartungen (angefangen vom Lebensentwurf mit Josef!) schienen über den Haufen geworfen zu werden: die Geburt des Sohnes in einem Stall, „weil für sie kein Platz in der Herberge war“ (Lk 2,7); die schmerzhafte Vorhersage Simeons gerade mal 40 Tage nach der Geburt des Sohnes; die Begebenheit mit dem zwölfjährigen Jesus im Tempel von Jerusalem, von der das Evangelium sagt: „Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte“ (Lk 2,50). Wie ich in einem Brief vor einigen Jahren schrieb: „Gerade weil in der Beziehung mit Gott immer Er es ist, der die Initiative übernimmt und die Zeiten und Ziele festlegt, erweist sich die Beziehung nie identisch mit sich selbst. Maria hat das früh gelernt: In dem Moment, in dem sie ihren Sohn zur Welt brachte, war das, was man über ihn sagte, unverständlich; je mehr ihr über die Zukunft ihres Sohnes vorausgesagt wurde (Lk 2,34-35), umso weniger stimmte es mit dem überein, was ihr bei der Verkündigung gesagt worden war (Lk 1,30.33,35). Der Verlust des Jesusknaben im Tempel ist mahnendes Vorzeichen eines noch schmerzhafteren Weges (…) Man muss sich nicht wundern, wenn Maria, die das nicht zu verstehen vermochte, ‚alle diese Dinge bewahrte und in ihrem Herzen meditierte’ (Lk 2,19.51)“.32
Vor allem aber bestimmt die Beziehung Jesu selbst zu seiner Mutter den Glaubensweg Mariens: Es scheint, dass sich der Sohn während seines öffentlichen Lebens immer mehr von ihr entfremdet. Wir stoßen sogar auf Texte, die den Eindruck vermitteln, dass Jesus ihre menschliche Mutterschaft „relativiert“. Erinnern wir uns nur an Mk 3,31-35 (fortschreitend abgeschwächt von Mt 12,46ff und Lk 8,19-21) und Lk 11,27-28: „Selig sind vielmehr die, die das Wort Gottes hören und es befolgen“. Es handelt sich absolut nicht um eine Geringschätzung gegenüber der eigenen Mutter, sondern vielmehr darum, ihre wahre Größe zu zeigen, insofern sie Vorbild derer ist, „die das Wort Gottes hören und es befolgen“. Aber es ist zweifellos der Preis, den sie in diesem Prozess des Glaubenswachstums zahlen musste. Gerade weil niemand dem menschgewordenen Sohn Gottes so „nahe“ war wie sie, war es so schmerzhaft, diese fortschreitende Entfernung seitens ihres „leiblichen Sohnes“ zu erleben, um immer mehr im Glauben an den „göttlichen Sohn“ wachsen zu können.
Denken wir auch an die Worte Elisabeths (Lk 1,45): „Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“ Der Glaube, deren unübertreffliches Vorbild Maria ist, ist die Quelle des Glücks: des einzig wahren Glücks. Wir finden hier eine suggestive Einbeziehung zwischen der ersten „Seligpreisung“ des Evangeliums (noch vor denjenigen der Bergpredigt) und der letzten, die in Joh 20,29 aufscheint: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ In Wirklichkeit macht die Seligpreisung des Glaubens alle anderen erst möglich: Ohne ihn wäre die Proklamation absurd: „Selig sind die Armen, die Leidenden, die Verachteten…!“ Es gibt eine enge Kontinuität zwischen der ersten Seligpreisung im Singular und der letzten im Plural, sozusagen: „Selig sind die, die Maria ähnlich sind…“
Es gibt eine Kleinigkeit, die ich anmerken muss. Die Übersetzung der Worte Elisabeths schwankt zwischen zwei anscheinend ähnlichen, aber in Wirklichkeit sehr verschiedenen: „Selig bist du, die du geglaubt hast an die Erfüllung dessen, was Gott dir gesagt hat.“ Oder: „Selig bist du, die du geglaubt hast, dass sich erfüllen wird, was Gott dir gesagt hat“. Die Version, die zweifellos besser der Wirklichkeit des Lebens Mariens und auch des unseren entspricht, ist die letzte: Wir sind selig, weil wir glauben, dass sich das erfüllen wird, an was wir glauben. Aber auch hier müssen wir hinzufügen: nicht gemäß unseren Erwartungen, sondern nach dem Heilsplan Gottes, den wir ganz und gar im „Gehorsam des Glaubens“, der das Fundament unseres gottgeweihten Gehorsams ist, angenommen haben.
3.2 „Jene, die geglaubt hat, die hilft und Hoffnung schenkt“ (Konst. 34)
Bezeichnenderweise sind im Text der Konstitutionen sowohl in Bezug auf Maria wie in Bezug auf das Leben eines jedes Christen der Glaube und die Hoffnung aufs engste miteinander verbunden, wenngleich sie für sich unterschiedlich sind, insofern der Glaube sich auf die geschichtliche Wirklichkeit Jesu von Nazareth, des menschgewordenen Gottessohnes, gründet, während die Hoffnung den Blick in die Zukunft richtet: „Wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht?“ (Röm 8,24). Dieser Unterschied kann dazu verleiten, die zwei Grundhaltungen zu trennen und so jene Nostalgie der Vergangenheit zu produzieren, die gegenüber der Zukunft lähmt. Im Brief zur Einberufung des 26. GK schrieb ich:
„Eine Herausforderung, oft als Bedrohung empfunden, betrifft die Ungewissheit der Zukunft des gottgeweihten Lebens, vor allem wegen der Fragen, die sich bezüglich des Überlebens in einigen geographischen Gebieten stellen. Die zahlenmäßige Abnahme, das Fehlen der Berufungen und die Alterung schaffen in den Kongregationen den Mangel an Perspektiven, die Notwendigkeit schwerwiegender Umstrukturierungen, die Suche nach neuen kulturellen Gleichgewichten. Hinzu kommen manchmal wenig Vitalität, Zerbrechlichkeit der Berufungen, schmerzhafte Austritte. Das alles fördert Demotivation, Entmutigung und Lähmung. Unter diesen Bedingungen ist es schwer, eine Strategie der Hoffnung zu finden, die Horizonte eröffnet, Wege anbietet und die Leitung sicherstellt“.33
Wie das Programm des 26. GK, das sich in dem Wort „das Herz jedes Salesianers wecken“ zusammenfassen lässt, zeigte, handelt es sich darum, „aus dem Glauben heraus zu leben“ (vgl. Hebr 2,4; Röm 1,17; Gal 3,11), um so die Hoffnung zu nähren und die pastorale Liebe möglich zu machen. Die große Gefahr unserer Zeit ist nicht so sehr der Verlust des Glaubens, als vielmehr die Schwächung der Hoffnung, die Unfähigkeit, in der Verwirklichung unserer Sendung mit den Jugendlichen eine verheißungsvolle Zukunft zu „träumen“. Es kann uns das passieren, was dem Gideon geschehen ist; er glaubte zweifellos an alles, was den Glauben seines Volkes in der Vergangenheit ausmachte, aber das flößte ihm in keiner Weise Mut für die Zukunft ein, im Gegenteil:
„Da erschien ihm der Engel des Herrn und sagte zu ihm: Der Herr sei mit dir, starker Held. Doch Gideon sagte zu ihm: Ach, mein Herr, ist der Herr wirklich mit uns? Warum hat uns dann all das getroffen? Wo sind alle seine wunderbaren Taten, von denen uns unsere Väter erzählt haben? Sie sagten doch: Wirklich, der Herr hat uns aus Ägypten heraufgeführt. Jetzt aber hat uns der Herr verstoßen und uns der Faust Midians preisgegeben“ (Ri 6,12-13).
Und gerade wenn wir schwierige Momente durchleben, erweist sich Maria, die Helferin, die „Madonna der schwierigen Zeiten“, als Mutter, die „Hoffnung schenkt“. Wenn wir den Glaubensweg Mariens zurückverfolgen, entdecken wir, dass in Wirklichkeit immer gerade die Hoffnung im Spiel ist. Sie konnte versucht sein, zu denken: „Wird nicht alles ein Traum gewesen sein, ein schöner, gewiss, aber einer der angesichts der Härte der gegenwärtigen Wirklichkeit zerplatzt ist?“ Papst Benedikt XVI. schreibt in seiner Enzyklika über die Hoffnung, indem er sich an Maria richtet:
„Als dann das öffentliche Wirken Jesu begann, musstest du zurücktreten , damit die neue Familie wachsen konnte, die zu gründen er gekommen war, und die aus denen wachsen sollte, die sein Wort hörten und es befolgten (vgl. Lk 11,27f) (…) So hast du die wachsende Macht der Feindseligkeit und der Ablehnung erlebt, die sich immer mehr um Jesus zusammenbraute bis zur Stunde des Kreuzes hin, in der du den Erlöser der Welt, den Erben Davids, den Sohn Gottes als Gescheiterten, zum Spott Ausgestellten zwischen Verbrechern sterben sehen musstest (…) Das Schwert des Schmerzes hat dein Herz durchbohrt. War die Hoffnung gestorben? (…) In diesem Glauben, der auch im Dunkel des Karsamstags Gewissheit der Hoffnung war, bist du auf den Ostermorgen zugegangen (…) So bleibst du inmitten der Jünger als ihre Mutter, als Mutter der Hoffnung. Heilige Maria, Mutter Gottes, unsere Mutter, lehre uns mit Dir glauben und hoffen und lieben“.34
Wenn vorhin von der „Seligpreisung des Glaubens“ die Rede war, so können wir jetzt von einer „Seligpreisung der Hoffnung“ sprechen, die auch Maria zu Eigen war: „Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt!“ (Mt 11,6). Die Charakterisierung Abrahams durch den hl. Paulus: „Gegen alle Hoffnung hat er voll Hoffnung geglaubt“ (Röm 4,18), kann mit noch mehr Recht auf Maria angewendet werden: einerseits, weil der ganze Text vom Glauben an Jesus Christus, den Auferstandenen, spricht (vgl. Röm, 4,24-25), und andererseits, weil sie – noch mehr als Abraham – es mit einer Wirklichkeit zu tun hatte, in der – rein menschlich gesprochen – kein Platz für die Hoffnung, wohl aber für den Tod war.
Es ist ein sehr schöner Text in Gebetsform, den Kardinal Carlo Maria Martini anlässlich des Jahres 2000 seiner Erzdiözese gewidmet hat. Es lohnt sich die Mühe, ihn zu lesen und zu meditieren. Ich zitiere hier einige der bedeutsamsten Abschnitte.
„Du, o Maria, hast zu warten und zu hoffen gelernt. Du hast mit Vertrauen die Geburt deines vom Engel angekündigten Sohnes erwartet, hast im Glauben an das Wort des Engels Gabriel auch in den langen Zeiten ausgeharrt, in denen nichts geschah, hast gehofft gegen jede Hoffnung unter dem Kreuz bis hin zum Grab, hast den Karsamstag erlebt, indem du den verwirrten und enttäuschten Jüngern Hoffnung gegeben hast. Du erlangtest für sie und für uns den Trost der Hoffnung, den man den ‚Trost des Herzens‘ nennen könnte (…) Du, o Mutter der Hoffnung, hast dich am Karsamstag in Frieden geduldet und uns gelehrt, mit Geduld und Ausdauer auf das zu schauen, was wir an diesem Samstag der Geschichte erleben, wenn viele, auch Christen, versucht sind, nicht mehr auf das ewige Leben und auch nicht auf die Rückkehr des Herrn zu hoffen (…) Unser kleiner Glaube im Verstehen der Zeichen der Gegenwart Gottes in der Geschichte setzt sich in Ungeduld und Flucht um, genauso wie es den beiden Jüngern von Emmaus erging, die, als sie einigen Zeichen des Auferstandenen gegenüber standen, nicht die Kraft hatten, die Entwicklung der Ereignisse abzuwarten und daher von Jerusalem weggingen (vgl. Lk 24,13ff). Wir bitten dich, o Mutter der Hoffnung und der Geduld: Bitte deinen Sohn, dass er Erbarmen mit uns hat und uns suchen kommt auf der Straße unserer Fluchten und der Ungeduld, wie er es mit den Jüngern von Emmaus getan hat. Bitte, dass noch einmal sein Wort unser Herz erwärmt (vgl. Lk 24, 32)“.35
Wenn der Glaube sich aufs engste mit dem Gehorsam verbindet und sich in ihm ausdrückt, finden wir nicht vielleicht eine gleichermaßen enge Beziehung zwischen Hoffnung und Armut? In Wirklichkeit kann nur der „hoffen“, der sich nicht zufriedengestellt fühlt; hoffen tut in der Tat nur, wer weiß, dass das, „was am wichtigsten ist, noch kommen muss“.
Bezeichnenderweise verweisen uns alle Seligpreisungen in die Zukunft der Verheißungen; gleichzeitig werden sie ernsthafte Hinweise (und nicht so sehr Drohungen) für den, der alles hat und sich der von der Hoffnung angesagten Zukunft gegenüber verschließt (vgl. Lk 6,24-26). Mit anderen Worten: Die Hoffnung nähren kann nur, wer seine Armut anerkennt und in sich das Herz eines Armen kultiviert! Aber diese innere Haltung entsteht nicht aus dem Bewusstsein vom Mangel an eigenen Gütern, sondern von der Größe der erwarteten Güter. Gott ist es, der als höchstes Gut erwartet wird, der uns arm macht und daher mit Hoffnung erfüllt.
Ich denke, dass man hier einen überreichen Faden findet, der zu entwickeln ist, indem man unseren Vater Don Bosco betrachtet, dessen unerschütterlicher Glaube an die Vorsehung Gottes und an den mütterlichen Schutz Mariens sich in einer außerordentlichen Fähigkeit zur Hoffnung erweist: nicht im passiven Sinn von „abwarten“, dass die Dinge kommen, sondern in dem Sinn, sich ans Werk zu machen, damit „die Dinge sich ereignen“, was ein unmissverständliches Zeichen seiner pastoralen Liebe ist (über die wir gleich reden). In Don Bosco finden wir eine außerordentliche Fähigkeit, die Schwierigkeiten und die Hindernisse umzuwandeln in Herausforderungen und Motivationen, etwas fortzusetzen und voran zu gehen. Als authentischer Sohn Don Boscos „lässt sich der Salesianer von den Schwierigkeiten nicht entmutigen (…) er lehnt es ab, über seine Zeit zu jammern“ (Konst. 17) und als Apostel und Erzieher „verkündet er den Jugendlichen einen neuen Himmel und eine neue Erde, indem er in ihnen Einsatzbereitschaft und die Freude der Hoffnung weckt“ (Konst. 63).
3.3 Maria - „Leitbild der pastoralen Liebe“ (Konst. 92)
Wenn unter den drei göttlichen Tugenden „die größte von allen die Liebe ist“ (1 Kor 13,13) und es unzweifelhaft ist, dass der Glaube und die Hoffnung zu ihr hinführen, dann ist Maria mit Sicherheit ein hervorragendes Beispiel und Vorbild der Liebe. Indem wir die Worte von Hans Urs von Balthasar im Titel seines berühmten Buches wieder aufnehmen: „Nur die die Liebe ist des Glaubens würdig“36, können wir sie an erster Stelle auf die heiligste Jungfrau anwenden: Nur die Gottesliebe gibt ihrem Glauben Sinn und nährt ihre Hoffnung.
Die Ausdrucksweisen unserer Konstitutionen diesbezüglich sind zwar kurz, aber sehr bezeichnend. Besonders in Beziehung auf Gott: „Maria, die Unbefleckte und Helferin, führt uns zur vollen Hingabe an den Herrn“ (Konst. 92). Diese theologale Einstellung ist nicht zu trennen von der Liebe zum Nächsten: „Wir wollen ihren Glauben betrachten und nachahmen und ihre Sorge für die Bedürftigen“; „sie gibt uns Mut zum Dienst an den Brüdern.“ „Sie ist uns Leitbild im Beten und in der pastoralen Liebe“ (Konst. 92).
Die Hinweise des Evangeliums sind bekannt: An erster Stelle steht hier die enge Beziehung (nicht nur, weil die entsprechenden Abschnitte im Lukasevangelium unmittelbar auf einander folgen) zwischen der Erfahrung Gottes, die Maria bei der Verkündigung geschenkt wird (Lk 1,26-38), und der Reise, die Maria „in Eile“ macht, um ihre Verwandte Elisabeth zu besuchen und ihr zu dienen (Lk 1,39-56). Mehr noch: das „Zeichen“, das der Engel Gabriel der Jungfrau gibt, ist nicht so sehr eine überzeugende theoretische Bestätigung, derart, dass sie ihr Gottvertrauen geschwächt hätte, sondern vielmehr eine Einladung zur Sendung, nämlich „sich auf den Weg zu machen“, um Elisabeth und ihrer Familie (einschließlich dem Kind, das noch nicht geboren war: Johannes der Täufer) denjenigen zu bringen, der der „Freudenbote“ ist.37
Wenn wir Marias Eifer für die Bedürftigen betrachten, denken wir unwillkürlich auch an die Erzählung der Hochzeit zu Kana im Johannesevangelium (Joh 2,1-12). Ohne etwas von der symbolischen und theologischen Gültigkeit des ersten von Jesus gewirkten „Zeichens“ gemäß dem vierten Evangelium wegzunehmen (die schon von den ersten Kirchenvätern bis hin zu den letzten Exegeten und Gelehrten betont wurde), dürfen wir ihren mehr einfachen und unmittelbaren Sinn aber auch nicht ignorieren. In ihm entdecken wir nicht nur Marias Sorge und Mühe für die Bedürfnisse anderer, sondern auch ihre Feinfühligkeit gegenüber den Verantwortlichen für die Situation wie auch gegenüber Jesus selbst. Es ist nicht überflüssig, den „salesianischen“ Aspekt dieses Wunders zu unterstreichen: das erste „Zeichen“ ist der Festfreude gewidmet!
Aber besonders bei diesem zentralen Aspekt des Lebens Mariens und eines jeden Christen können wir uns nicht auf isolierte Zitate oder stückhafte Aspekte beschränken. „Die Gnade Gottes ist erschienen, um alle Menschen zu retten“ (Tit 2,11); „die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien“ (filantropia, im griechischen Text)“ (Tt 3,4). Wenn wir die Tatsache ernstnehmen, dass der Heilsplan nichts anderes ist als die volle und definitive Manifestation seiner Liebe, und wenn Maria in einzigartiger Weise an unserem Heil mitgewirkt hat, müssen wir diese Mitarbeit in der Perspektive der Liebe vertiefen.
Diesbezüglich besteht die aktuelle Theologie, ausgehend vom
einmütigen Zeugnis des Neuen Testaments, darauf, den Beginn unseres
Heils im Liebeswillen des Vaters anzusiedeln, der durch das Werk des
Heiligen Geistes uns seinen Sohn gesandt hat, geboren von Maria; und
sie misst dem trinitarischen Charakter des Ostergeheimnisses eine
große Bedeutung bei. Mit Verwunderung und Freude ruft die österliche
Verkündigung, indem sie sich an den Vater wendet, im Exsultet (unter
Berufung auf Röm 8,32) aus: „O unfassbare Liebe des Vaters:
Um
den Knecht zu erlösen, gabst du den Sohn dahin!“
Unter diesem Aspekt entspricht der „kenosis“ des Sohnes, der sich seiner göttlichen Natur entäußerte, indem er menschliche Gestalt annahm und gehorsam war bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz (vgl. Phil 2,5-8), die „kenosis“ des Vaters, der uns in Ihm alles gab (vgl. Röm 8,32). Im entscheidenden Moment im Leben Jesu, „da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ (Joh 13,1) und unter der Voraussetzung, dass „es keine größere Liebe gibt, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,13), finden wir Maria am Fuß des Kreuzes (Joh 19,25-27). Es handelt sich hier im Johannesevangelium um drei Verse von einer überraschenden Dichte.
Wir sind mit Recht gewohnt, diesen Text als das „Testament“ Jesu zu betrachten, der dem geliebten Jünger, dem Symbol aller Männer und Frauen, die an ihn glauben, die eigene Mutter anvertraut: „Siehe, deine Mutter!“; und das erfüllt uns mit einer außerordentlichen Freude. Dabei wird nicht immer dem Faktum Rechnung getragen, dass das Wort an den Jünger dasjenige an die Mutter voraussetzt. Wenn Jesus zu seiner Mutter sagt: „Frau, siehe, dein Sohn!“, lädt er sie ein, seine Entäußerung („kenosis“) und seine totale Entleerung zu teilen. In der Tat, das härteste Opfer, das man von einer Mutter fordern kann, ist, dass sie einen anderen im Tausch gegen den eigenen Sohn annehme. Hier erreichen der Glaube, die Hoffnung (gegen alle Hoffnung) und die Liebe der seligsten Jungfrau Maria ihren radikalsten Punkt. Ich wage es, das Wort des Johannesevangeliums (Joh 3,16) in Bezug auf Gottvater auf die Mutter des Herrn zu übertragen: „Maria hat die Welt so sehr geliebt, dass sie ihren eigenen Sohn hingab“.
Ähnlich wie in Bezug auf die anderen zwei göttlichen Tugenden finden wir hier die tiefste und am meisten bereichernde Bedeutung unserer gottgeweihten Keuschheit. Von Keuschheit zu reden, bedeutet nicht in erster Linie „Entsagung“, sondern vielmehr – wie der Artikel 63 unserer Konstitutionen sagt – die „zum Geschenk gemachte Liebe“, gemäß dem Beispiel unseres Vaters, dem wir folgen: „Don Bosco lebte die Keuschheit als grenzenlose Liebe zu Gott und zu den Jugendlichen“ (Konst. 81). Ich möchte diesen Abschnitt beschließen mit einem der schönsten Worte unserer Lebensregel: Der Salesianer „wendet sich mit großem Vertrauen an Maria, die Unbefleckte und Helferin, die ihm hilft, zu lieben, wie Don Bosco geliebt hat (Konst. 84).
4. „Der Heilige Geist erweckte unter dem mütterlichen Eintreten Mariens den heiligen Johannes Bosco“ (Konst 1)
Im salesianischen „Credo“ (Konst. 1), das unsere tiefsten Überzeugungen widerspiegelt, ist die Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und Maria untrennbar. Das entspricht in vollem Maße der biblischen Offenbarung des Neuen Testaments, in dem wir eine sehr bezeichnende „pneumatologische Einschließung“ finden. In der Tat ist im ersten und letzten Text, in dem Maria erscheint (Lk 1,35; Apg 1,14), gewissermaßen der Heilige Geist die „Hauptfigur“ und der eigentlich Handelnde. Im ersten Text wird ausgesagt, dass der Geist derjenige ist, der die Menschwerdung des Sohnes Gottes möglich macht: „Der Heilige Geist wird über dich kommen und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten“; deshalb bekennen wir im Glaubensbekenntnis der Kirche: „Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden“. Im letztgenannten Buch, der Apostelgeschichte, erfährt man, dass nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn die Gemeinschaft der Apostel und die „Brüder Jesu“ (Apg 1,14; vgl. Apg 12,17) in Erwartung des Tröster-Geistes um Maria versammelt waren. Einer der hervorragendsten Lehrer und Gründer unserer Universität in Rom, Don Domenico Bertetto, schreibt:
„In ihrem (Marias) Leben können wir drei Epiphanien des Geistes mit besonderer heilbringender Wirkung benennen: die unbefleckte Empfängnis, die vom ersten Augenblick ihres irdischen Lebens an die Person der künftigen Mutter Gottes zum Tempel des Heiligen Geistes macht, der in ihr weilt, um sie auf ihre künftige Sendung vorzubereiten; die Verkündigung, in der Maria, wie die neue Arche des Bundes, überschattet wird vom Heiligen Geist in Hinordnung auf die menschliche Empfängnis des Sohnes Gottes; das Pfingstfest, an dem Maria die sichtbare Ausgießung des Heiligen Geistes, die Seele des mystischen Leibes, erfleht und sich ihrer erfreut“. 38
Das ist eine Interpretation, die bis auf die Kirchenväter zurückgeht, und zwar mit Bezug auf den Text Joh 19,30, nach dem „die Kirche zu Füßen des Kreuzes geboren wird“. Sterbend „übergab Jesus den Geist“ (paredoke to pneuma), indem er auf diese Weise Ostern und Pfingsten vereinte; wir finden hier erneut Maria, die Mutter Jesu und die Mutter der Kirche, welche repräsentiert wird vom „geliebten Jünger“.
Ich möchte diese Beziehung zwischen dem Heiligen Geist und Maria im Licht eines anderen Textes der Konstitutionen, dem Artikel 98, betrachten: „Mit der Hilfe Mariens, der Mutter und Lehrmeisterin, strebt (der Salesianer) danach, Erzieher und Seelsorger der Jugendlichen zu werden, als Bruder oder als Priester.“ Es ist die einzige Erwähnung der heiligsten Jungfrau Maria im Kontext der Bildung (formazione). Die Bildung des Salesianers – daran sei noch einmal erinnert – bezieht sich nicht auf eine bestimmte Lebensetappe (die „Grundausbildung“). Es handelt sich auch nicht um eine „Dimension“, die parallel zu anderen stünde, sondern sie schließt alle anderen mit ein: Es geht darum, das ganze Leben des Salesianers in all seinen Dimensionen mit dem Schlüssel der Bildung, d.h. der Gleichgestaltung mit Christus, dem Hirten und Erzieher, nach der Art unseres Vaters zu verstehen, also „im Licht der Person Christi und seines Evangeliums, das (der Salesianer) im Geiste Don Boscos lebt“.
Es ist wichtig, herauszustellen, dass der Text des Artikels 98 zwei hauptsächliche Kennzeichen unseres Charismas präsentiert: Erzieher und Hirte (Seelsorger) der Jugendlichen, und das, noch bevor er die zwei Formen erwähnt, die gleiche gottgeweihte salesianische Berufung zu leben: die laikale und die priesterliche. Manchmal kann es ein unglückliches Missverständnis diesbezüglich geben, als ob nur der Salesianerpriester Hirte und Seelsorger sei und der Salesianerbruder hingegen nur Erzieher: das gefährdet jedoch direkt die Identität des Salesianer-Seins selbst.
In diesem Kontext ruft die Erwähnung Mariens, gerade insofern sie Mutter und Lehrmeisterin ist, nicht nur den Traum des neunjährigen Johannes und ihre Präsenz im Leben Don Boscos in Erinnerung, sondern geht weit darüber hinaus: Der Hinweis bezieht sich auf die fundamentale Sendung Mariens, insofern sie Mutter und Lehrmeisterin Jesu, des Mensch gewordenen Sohnes Gottes, ist. Der Text scheint anzuspielen auf die „Vorbereitung“ des Salesianers als solcher („er strebt danach, zu werden“): und zwar derart, dass Maria, so wie sie durch das Wirken des Heiligen Geistes den Erlöser zur Welt gebracht hat, auch einen jeden von uns durch das Werk desselben Geistes als Erzieher und Hirten (Seelsorger) der Jugendlichen zur Welt bringt.
5. Schluss
Ich möchte diesen Brief schließen, indem ich die Kongregation, insbesondere jeden einzelnen Mitbruder einlade, im Leben das Gebet zu betrachten und „Wirklichkeit“ werden zu lassen, das wir jeden Tag an die seligste Jungfrau Maria richten.39 Es ist ein kostbarer Text, ein echtes Lebensprogramm, das uns hilft, täglich den Sinn unseres salesianischen Lebens mit einem „marianischen Schlüssel“ zu erneuern. Es ist zugleich ein einfaches und tiefsinniges Gebet, in dem wir, während wir unsere „herzliche und starke“ Liebe zu Maria bekennen, uns zugleich verpflichten, das „Programm“ unserer Berufung, die salesianische Sendung, in die Praxis umzusetzen.
Indem ich die (theologisch fundierte) Betonung meines lieben Vorgängers Don Egidio Viganò bezüglich des Sinns der „Gottgeweihtheit“ als ausschließliches Werk Gottes und nicht als menschliches Handeln, auch nicht in der Beziehung zu Ihm, teile (vgl. Konst. 24: „Du hast mich für Dich geweiht… Ich schenke mich Dir ganz und gar“), erinnere ich daran, dass es sich hier nicht um ein Gebet der Weihe an Maria handelt, sondern um ein Gebet des liebevollen Sich-Anvertrauens, wie das kleine Kind es macht, das sich in die zärtlichen Arme seiner Mutter fallen lässt.
Wenn wir in unserem Gebet Maria als die „Immakulata und Helferin“ anrufen (Konst. 92), erinnern wir an den Titel, mit dem das II. Vatikanische Konzil sie präsentiert: „Mutter der Kirche“ (vgl. Apk 12; LG 62ff). In der Kirche hat der Heilige Geist „unter dem mütterlichen Eintreten Mariens“ (Konst. 1) Don Bosco, und durch ihn die Salesianische Kongregation und Familie erweckt. Wie sie es für unseren Vater war, so fährt Maria auch heute fort, für uns „Erweckerin und Stütze“ („ispiratrice e sostegno“) zu sein (im Artikel 8 der Konstitutionen lesen wir: Maria hat Don Bosco sein Arbeitsfeld gezeigt und ihn fortwährend geführt und unterstützt). Es handelt sich also nicht allein um eine zweifellos lobens- und empfehlenswerte Haltung persönlicher Frömmigkeit, sondern um die Betrachtung Mariens im Heilsplan Gottes und um die praktische Verwirklichung unserer Sendung. Deshalb versprechen wir Maria, „immer treu gemäß der salesianischen Berufung arbeiten zu wollen“.
Die Sendung besteht nicht darin, einfach irgendwelche „Dinge zu machen“, sie beschränkt sich auch nicht darauf, sich allgemein für die Förderung der Jugend, besonders der ärmsten, einzusetzen; es handelt sich in Wirklichkeit darum, für die authentische „ganzheitliche Förderung“ Sorge zu tragen, und zwar in der Perspektive einer apostolischen Sendung, die sich als letztes Ziel ihr „Heil“ setzt (vgl. Konst. 12). „Zur größeren Ehre Gottes und zum Heil der Welt“ („alla maggior gloria di Dio e alla salvezza del mondo“): dabei geht es um das, woran ich im Einberufungsschreiben zum 26. GK „als das Geheimnis (Don Boscos) hinsichtlich der Zielsetzung seiner Tätigkeit“ erinnerte: „Als ich mich diesem Teil des heiligen Dienstes hingegeben habe, wollte ich jede meiner Mühen der größeren Ehre Gottes und dem Heil der Seelen weihen; ich wollte mich bemühen, gute Bürger auf dieser Erde heranzuziehen, damit sie dann eines Tages würdige Bewohner des Himmels sein würden“.40 Es ist klar: Dasselbe Maria und durch ihre Fürsprache dem Herrn der Ernte zu versprechen, stellt zugleich eine demütige Bitte dar, denn: „Getrennt von mir könnt ihr nichts tun“ (Joh 15,5), sagt uns Jesus, der Herr. Ein wenig mit den Worten spielend, kann man sagen, dass es sich hier um kein „prometheisches Versprechen“ handelt, weil wir in Wahrheit anerkennen, wie wir am Ende des Gebetes sagen, dass wir, wenn wir dem Herrn dienen („unser Dienst für den Herrn“ – „il nostro servizio al Signore“), für Ihn nützlich und nicht nur seine Diener sind: Er selbst hat es gewollt (vgl. Joh 15,15).
Weil die salesianische Sendung ein Prozess ist, der aus dem Glauben und dem Gehorsam gegenüber Gott hervorgeht, drückt sie sich im Gebet und als Gebet aus. Unter Berufung auf die mütterliche Fürsprache Mariens rufen wir sie für alles an, das wir aus unserer besonderen charismatischen Identität heraus „im Herzen tragen“ (vgl. Konst. 11): für die Kirche, die Kongregation und die Salesianische Familie, insbesondere für die Jugendlichen und in spezieller Weise für die ärmsten unter ihnen, welche die vorrangigen Zielgruppen der salesianischen Sendung sind. Schließlich bitten wir sie für die gesamte Menschheit. Diese „Priorität des Gebets“ erinnert uns an das Beispiel Jesu: Bevor er sein Leben für alle hingibt, ruft er den Vater für alle an und bittet auf die denkbar einfachste und tiefste Weise, wie es nur aus der Liebe eines zugleich göttlichen und menschlichen Herzens strömen kann: „Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin“ (Joh 17,24). Niemand ist ausgeschlossen vom Heil Christi… und auch nicht aus seinem Gebet. Und daher ist auch niemand aus unserem apostolischen Gebet ausgeschlossen.
Des Weiteren rufen wir Maria als „Mutter und Lehrmeisterin“ („Madre e Maestra“) an (vgl. Konst. 98): Wie sie es für Don Bosco gewesen ist, so bitten wir sie, dass sie es auch für jeden von uns sei. Ich glaube, dass wir diesen Teil des Gebets im Licht des Traums von den zehn Diamanten betrachten können, der eine „Ikone“ des nächsten, des 27. Generalkapitels darstellt: Der vordere Teil des Mantels („seine Güte und seine unbegrenzte Hingabe an die Brüder und Schwestern“) wird gestützt von seinem Gegenstück, das man wahrscheinlich auf den ersten Blick nicht bemerkt: „seine Einheit mit Gott, sein keusches, demütiges und armes Leben“. Das ermöglicht die Umsetzung unserer Sendung in die Praxis, genau verstanden als „Liebenswürdigkeit“ und „grenzenlose Hingabe“, und diese nicht einfach nur als eine erzieherisch-pastorale Strategie oder Taktik in Funktion zu den Zielen.
Beide Teile des Mantels werden zusammengehalten von den zwei Diamanten der Arbeit und der Mäßigkeit: Diese erinnern uns unmittelbar an das nächste Generalkapitel, das auf die salesianische Radikalität des Evangeliums ausgerichtet ist.
Zum Abschluss der Reflexionen über die fundamentalen Grundeinstellungen, in denen Don Bosco unser Leitbild ist, dürfen wir nicht die in unserem Gebet aufscheinende kirchliche Dimension vergessen: „die Treue zum Papst und zu den Hirten der Kirche“ ist heute mehr denn je erforderlich.
Der Schluss unseres Gebetes schließt an den Anfang an, in einer klaren thematischen Einschließung. Wenn unsere Sendung zur Zielsetzung die „größere Ehre Gottes und das Heil der Seelen“ hat und unsere Arbeit „einen treuen und großherzigen Dienst“ („un servizio generoso“) für den Herrn bis zum Tod darstellt, kann sich ihr Gipfel nicht auf eine menschliche oder irdische Genugtuung beschränken: wir können sie in vollem Maße nur „im Haus des Vaters“ („nella casa del Sigore“) finden. Auch hier stellt sich unsere salesianische Sensibilität, und zwar durch zwei Schlüsselworte, ein: die Freude und die Gemeinschaft, die nur in Gott und im ewigen Leben ihre Fülle finden.
Liebe Mitbrüder, ich übergebe Euch diesen Brief, den ich seit langem im Herzen trug, mit dem Vertrauen, dass er ein starker Ansporn sei für die spirituelle und tiefe persönliche, gemeinschaftliche und institutionelle Erneuerung, zu der uns der Herr ruft durch die Zweihundertjahrfeier der Geburt unseres geliebten Don Bosco und durch das 27. Generalkapitel. Wie der Lieblingsjünger nehmen wir Maria, das Geschenk des Herrn am Kreuz, an und tragen sie in unser Haus. Sie sei uns Mutter und Lehrmeisterin, wie sie es für Don Bosco war.
Ihr, Maria Immaculata und Helferin, und ihrer mütterlichen Sorge und Führung vertraue ich Euch alle und einen jeden von Euch an.
Don Pascual Chávez Villanueva SDB
Generaloberer
Gebet der Hingabe zum Abschluss der täglichen Betrachtung
V: Selig sind die, die das Wort Gottes hören.
A: Und es befolgen jeden Tag.
V: Erneuern wir unser Vertrauen auf den Herrn
und unsere Hingabe an die Sendung zur Jugend
und bitten wir Maria um die Gabe der Treue:
A: Heiligste und unbefleckte Jungfrau und Helferin,
Mutter der Kirche,
Erweckerin und Stütze unserer Kongregation,
wir stellen uns unter deinen mütterlichen Schutz
und versprechen dir,
dass wir in Treue zur salesianischen Berufung
immer zur größeren Ehre Gottes
und für das Heil der Welt wirken wollen.
Auf deine Fürsprache vertrauend, bitten wir Dich
für die Kirche,
für die Kongregation und die Salesianische Familie,
für die Jugendlichen, besonders die ärmeren unter ihnen,
und für alle Menschen, die Christus erlöst hat.
Du, die Du die Lehrmeisterin Don Boscos warst,
lehre uns, seine Tugenden nachzuahmen:
besonders seine Einheit mit Gott,
sein keusches, demütiges und armes Leben,
seine Liebe zur Arbeit und Mäßigkeit,
seine Güte und seine unbegrenzte Hingabe an die Brüder und Schwestern
sowie seine Treue zum Papst und zu den Hirten der Kirche.
Maria, Helferin der Christen,
bewirke, dass unser Dienst für den Herrn
treu und großzügig sei bis zum Tod,
und gewähre uns,
zur Freude der vollen Gemeinschaft im Haus des Vaters zu gelangen.
Amen. 41
1 G. B. Lemoyne, Memorie Biografiche di don Giovanni Bosco (MB) XVII, S. 510.
2 EGIDIO VIGANÒ, „Maria rinnova la Famiglia Salesiana di Don Bosco”, ASC n. 289 (1978), S. 5 (vgl. Lettere Circolari di don Egidio Viganò ai Salesiani I, Direzione Generale Opere Don Bosco, Roma 1996, S.3).
3 Erg. d. Red.: deutsch: Johannes Bosco: Erinnerungen an das Oratorium des hl. Franz von Sales von 1815-1855, München 2001.
4 Giovanni Bosco, Memorie dell’Oratorio, a cura di Aldo Giraudo, LAS-Roma, 2011, S.62-63. Erg. d. Red.: vgl. auch Johannes Bosco: Erinnerungen, S. 46-49.
5 Vgl. ebd.
6 Giovanni Bosco, Memorie dell’Oratorio, o.c. S. 134. Erg. d. Red.: deutsch vgl. Johannes Bosco: Erinnerungen, S. 151.
7 Pascual Chávez, “Chiamò a sé quelli che Egli volle ed essi andarono da Lui” (Mc 3,13). Nel 150° Anniversario della fondazione della Congregazione Salesiana,, ACG 404 (2009), S. 28.
8 MB XIV, S. 284.
9 Anm. d. Red.: Hierbei handelt es sich um ein sprachliches Stilmittel, bei dem zwei Wörter mit gleicher oder sehr ähnlicher Bedeutung verwandt werden, um eine Aussage zu verstärken.
10 Anm. d. Red.: Anlässlich der Einweihung der von Don Bosco auf Wunsch des Papstes zu Ende gebauten Herz-Jesu-Kirche am 14. Mai 1887 weilte Don Bosco zum 20. und letzten Mal in Rom. Zwei Tage nach der Einweihung der Kirche feierte er selbst am Maria-Hilf-Altar die hl. Messe. Er war dabei tief bewegt von seinen Lebenserinnerungen, insbesondere von seiner Erinnerung an seinen Berufungstraum als neunjähriger Junge, so dass er die Messfeier immer wieder unterbrechen musste. Insbesondere bewegte ihn im Rückblick auf sein Leben und sein Werk das Wort Mariens aus dem Traum: „Zur rechten Zeit wirst du alles verstehen.“ (Vgl. hierzu: MB XVIII, S. 340f.)
11 Anm. d. Red.: In den Konstitutionen von 1972 lautete der Satz in Konst. 65: „Die ohne Erbsünde empfangene Jungfrau Maria soll uns anleiten zu einer vollkommenen Gotthingabe und die Helferin der Christen uns mit Mut zum Dienst am Volk Gottes erfüllen.“
12 Pascual Chávez, „L’Immacolata e Don Bosco“ in Sacro Cuore, Bologna, dicembre 2011. Anm. d. Red.: Hier ist die Rede von der Maria-Hilf-Basilika in Turin-Valdocco.
13 Giovanni Bosco, Memorie dell’Oratorio, o.c. S. 127-129. Vgl. auch: Johannes Bosco: Erinnerungen, S. 139-142.
14 G.B. Lemoyne, Memorie Biografiche di Don Bosco (MB) V, 152. (In diesem Kapitel präsentiert Don Lemoyne eine schöne Synthese der Marienfrömmigkeit Don Boscos, S. 151-156).
15 Egidio Viganò, „Il testo rinnovato della nostra Regola di vita”, ACG 312 (1984) S. 35-36.
16 Benedikt XVI, „Sie werden auf Den schauen, den sie durchbohrt haben“, Fastenbotschaft 2007.
17 Alois Müller, „Marias Stellung und Mitwirkung im Christusgeheimnis”, in: J. Feiner / M. Loehrer (Hg.), Mysterium Salutis, Bd. III / 2, Das Christusgeheimnis, S. 427. (Anm. d. Red.: Es wird zitiert nach der ursprünglich deutschen Ausgabe.)
18 Egidio Viganò, „Maria erneuert die Salesianische Familie Don Boscos“, ACS 289 (1978), S. 11 (vgl. Lettere Circolari di Don Egidio Viganò ai Salesiani I, Direzione Generale Opere Don Bosco, Roma 1996, S.8)
19 Anm. d. Red.: Geheimnis der Gleichzeitigkeit von Gutem und Bösem.
20 Präfation von Christi Himmelfahrt I. (Anm. d. Red.: Es ist darauf hinzuweisen, dass sich die hier nach dem deutschen Messbuch zitierte Präfation sprachlich, nicht inhaltlich stark von der im italienischen Original zitierten unterscheidet. Die vom Generalobern getroffene Aussage trifft aber auch auf die deutsche Version zu.)
21 Anm. d. Red.: Don Bosco sagt von sich, er sei am Tag der Aufnahme Mariens in den Himmel, also am 15.8.1815 geboren, laut Taufbuch der Pfarrei in Castelnuovo d’Asti wurde er jedoch einen Tag später, nämlich am 16. August geboren (vgl. Johannes Bosco: Erinnerungen, S. 42).
22 Michele Rua, Lettera circolare del 19 giugno 1903, in Lettere circolari di Don Michele Rua ai Salesiani. Direzione Generale delle Opere Salesiane, Torino, S. 353.
23 MB XVII, 258, zit. in: Vorwort zu Konstitutionen und Satzungen der SDB von 1984.
24 Vgl. Hans Urs von Balthasar, Teresa de Lisieux. Historia de una Misión, Barcelona, ed. Herder, 1957.
25 Vgl. Teresa de Lisieux, Obras Completas, Burgos, Ed. Monte Carmelo, 6. Aufl. 1984, S. 952-960.
26 Anm. d. Red.: Wörtlich heißt es hier: “nutriamo per Lei una devozione filiale e forte” (Cost 92) – “wir nähren für Sie eine kindliche und starke Verehrung”.
27 Il Progetto di vita di Salesiani di Don Bosco. Commento alla Lettura delle Constituzioni Salesiane, Roma 1986. S. 653.
28 Die Aussage „täglich beten wir den Rosenkranz“ war beim 22. Generalkapitel eingefügt worden, und zwar im Artikel der Allgemeinen Satzungen, der die typischen Ausdrucksformen der salesianischen Verehrung der Jungfrau Maria enthält. Sie befindet sich jetzt im Text der Konstitutionen am Ende des Artikels 92, und zwar auf ausdrücklichen Wunsch des Heiligen Stuhls.
29 Alois Grillmeier, „Die Mysterien des Lebens Jesu“, in: J. Feiner / M. Loehrer (Hg.), Mysterium Salutis, Bd. III/2, Das Christusereignis, Einsiedeln / Zürich / Köln, S. 1 (Anm. d. Red.: hier zit. nach dt. Ausgabe).
30 Ebd. S. 21.
31 Anm. d. Red.: Der hier im griechischen Original verwendete Optativ ist die Verbform des Wünschens!
32 PASQUAL ChÀVEZ, Parola di Dio e Vita Salesiana oggi, ACG 386 (2004), S. 51.
33 PASCUAL CHÁVEZ, „Da mihi animas, cetera tolle Identità carismatica e passione apostolica, ACG 394 (2006), S. 26.
34 BENEDIKT XVI, Enzyklika „Spe Salvi“, Rom, 30. November 2007, Nr. 50.
35 Carlo Maria Martini, Lettera pastorale „La Madonna del Sabato santo“ per l’anno 2000-2001.
36 Anm. d. Red.: Der hier zitierte italienische Titel lautet: „Solo l’Amore è degno di fede“. Vermutlich ist damit das Buch gemeint: „Glaubhaft ist nur Liebe“, Einsiedeln 1963.
37 Nur wenige Male ist ein Detail betont worden, das mir wichtig zu sein scheint: Maria sorgt sich darum, die anderen zu lieben und ihnen zu dienen, mehr als an sich selbst und an die eigene Situation zu denken, und das ruft bei Josef eine Schwierigkeit hervor, die nur durch ein weiteres direktes Intervenieren Gottes gelöst werden sollte: vgl. Mt 1,18-21.
38 Don Bertetto, Spiritualità salesiana. Meditazioni per tutti i giorni dell’anno. LAS-ROMA, 1974, S. 1058.
39 Anm. d. Red.: Der Generalobere bezieht sich hier auf das marianische Gebet, mit dem in der Kongregation weltweit die tägliche Betrachtung beschlossen wird, um es im Folgenden zu kommentieren. Die deutsche Fassung des Gebetes stellt dabei eine Vereinfachung des italienischen Textes dar, die der hiesigen Mentalität entgegen kommt und dem leichteren Gebetsvollzug dienen soll; vgl. „In dialogo con il Signore. Guida alla comunità salesiania in preghiera”, Leumann (Torino) 1989, S. 64f und „Im Dialog mit Gott. Gebetbuch der Salesianer Don Boscos“, hg. v. den Provinzialen der deutschsprachigen Provinzen der Salesianer Don Boscos, Ensdorf 1992, S. 18f. Um das Verständnis der folgenden Ausführungen zu erleichtern, wird dem Brief hier eine getreuere Übersetzung des italienischen Originaltextes angefügt.
40 Pascual Chávez, „Da mihi animas, cetera tolle.” Identità carismatica e passione apostolica. ACG 394 (2006), S. 38.
41 „In dialogo con il Signore. Guida alla comunità salesiana in preghiera”, Leumann (Torino) 1989, S. 64f. Dieser Text wird hier in möglichst getreuer Übersetzung (!) in der deutschen Ausgabe dieses Amtsblattes an den Brief des Generalobern angefügt, um dessen Ausführungen in seinem abschließenden fünften Teil verständlicher zu machen.