Hirten. Manches Gesicht der Kirche stört euch zutiefst, weil ihr sie als eure Kirche empfindet, als
euer Haus, eure Heimat, eure liebe Mutter. Sie ist für euch der Ort der Begegnung mit dem Gott
Jesu Christi, mit denen, die an ihn glauben, mit allen Frauen und Männern, in denen ihr eure
Schwestern und Brüder seht.
Eure Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Kirche – auch durch euren Einsatz – immer
mehr zu einer Gemeinschaft wird, die durch den Hl. Geist erneuert wird, der alles belebt und neu
macht; zu einer Gemeinschaft, die furchtlos die Frohbotschaft Jesu verkündet und sie durch ein
echtes Leben aus dem Evangelium bezeugt; zu einer Gemeinschaft, die den Menschen, und vor
allem den Armen, freundlich und mit offenen Armen entgegengeht; zu einer Gemeinschaft, die
froh und dankbar das Heilswirken Jesu im Hier und Heute des Alltags feiert; zu einer
Gemeinschaft, der das Leben, die Freiheit, die Gerechtigkeit, der Friede und die Solidarität
leidenschaftlich am Herzen liegt; zu einer Gemeinschaft, die Sauerteig der Hoffnung ist für eine
menschenwürdige Gesellschaft.
Ihr, meine Lieben, müsst euch dafür engagieren, dass die Kirche den Menschen ein
Zuhause wird, ja, dass sie, wie Don Bosco es wollte, das Haus ist, in dem die jungen Menschen
ihre Familie finden, das Haus derer, die an den auferstandenen Christus glauben und ihren
Glauben froh bezeugen wollen.
Dieses Ziel habt ihr euch selbst in euren Leitlinien beim Weltforum der Salesianischen
Jugendbewegung im Jahr 2000 gesetzt: „Die Einbindung in die Kirche deutlicher und
zeichenhafter gestalten“. Dieses euer Engagement ist heute mehr denn je wichtig, weil man hier
und da eine immer deutlichere Tendenz spüren kann, ein Christentum ohne Kirche zu leben:
Christen, die zwar den Bezug zur Kirche nicht abgebrochen haben, die aber in keine
Gemeinschaft oder Gemeinde eingebettet sind, mit der sie sich identifizieren, ähnlich einem, der
durch einen Supermarkt bummelt und sich aus den verschiedenen Angeboten das nimmt, was
ihn gerade am meisten anspricht.
Dieses Engagement ist keine leichte Aufgabe. Es braucht dazu eine Pädagogik, die dabei
hilft, Christus in seinem Leib, der Kirche zu erkennen, und die dazu beiträgt, die Kirche als den
Raum und das Instrument zu sehen, mit dem des Handeln Christi und des Hl. Geistes im Heute
unserer Geschichte gegenwärtig, sichtbar und wirksam wird.
- Der erste Schritt, der Kirche ein junges Gesicht zu geben, besteht darin, dass ihr in euren
Gemeinschaften und Gruppen die Begeisterung für Gott lebt. Er ist es ja, der die Kirche in
Christus durch den Hl. Geist zusammenruft, durch das Bruder- und Schwestersein aller
Getauften, durch die Begeisterung für die Verkündigung und für das Evangelium, durch den
Einsatz für den Dienst an der Gesellschaft und vor allem für die Armen. Wenn die christliche
Gemeinschaft sich diese Optionen zu eigen macht, kann sie der Versuchung widerstehen, die
Maßstäbe der Frohbotschaft zu missachten. Sie wird imstande sein, sich nicht kritiklos den
Kriterien, Werten und Haltungen einer Gesellschaft anzupassen, die sich nicht nach dem
Evangelium richtet, sondern dabei ist, sich selbst zum Götzen zu machen, der die Gläubigen
verführt. Eine Gemeinschaft, die diese christlichen Optionen lebt, besiegt die Versuchung,
sich ängstlich hinter die Kirchenmauern zu flüchten, voller Misstrauen und mit großen