„Die Liebe Don Boscos zu diesen Jugendlichen bestand in konkreten und geeigneten Gesten. Er inte-
ressierte sich für ihr gesamtes Leben, indem er ihre dringendsten Bedürfnisse erkannte und die verbor-
genen erriet. Wenn man bestätigt, dass sein Herz ganz den Jugendlichen geschenkt war, so heißt das,
dass seine gesamte Person, seine Intelligenz, sein Herz, sein Wille, seine physische Kraft, sein ganzes
Sein darauf ausgerichtet waren, ihnen Gutes zu tun, ihr ganzheitliches Wachstum zu fördern und für
sie das ewige Heil zu ersehnen. Ein Mensch des Herzens zu sein, bedeutete für Don Bosco demnach,
ganz dem Wohl der Jugendlichen geweiht zu sein und ihnen bis zum letzten Atemzug alle seine Kräfte
zu schenken!“15
2.4 Die Bildung zum verantwortungsbewussten Bürger und zum guten Christen
„‚Gute Christen und ehrenhafte Bürger’ heranzubilden, darin ist die Hauptabsicht zusammengefasst,
die Don Bosco immer wieder zum Ausdruck gebracht hat, um zu benennen, was die Jugendlichen
brauchen, damit sie in Fülle ihre menschliche und christliche Existenz entfalten können: Kleidung,
Nahrung und Wohnung; Arbeit, Studium und Freizeit; Freude und Freundschaft; einen tätigen Glau-
ben, Gottes Gnade und den Weg zur Heiligkeit; Teilhabe, Dynamik, soziale und kirchliche Eingliede-
rung usw. Aufgrund seiner erzieherischen Erfahrung legte Don Bosco ein spezifisches erzieherisches
Projekt und einen besonderen Stil des Handelns nahe. Sie wurden von ihm selbst im Präventivsystem
zusammengefasst, das sich nach seinen eigenen Worten ganz ‚auf Vernunft, Religion und Liebens-
würdigkeit stützt’.“16
Die erzieherische Präsenz im sozialen Bereich umfasst diese Realitäten: die erzieherische Sensibilität,
die Bildungspolitik, die erzieherische Qualität des sozialen Lebens sowie die Kultur.
2.5 Salesianischer Humanismus
„Salesianischer Humanismus bedeutete für Don Bosco, alles Gute, das im Leben der Menschen, in der
geschaffenen Wirklichkeit und in den Ereignissen der Geschichte begründet war, hoch zu schätzen.
Das brachte ihn dazu, die vorhandenen echten Werte in der Welt aufzunehmen, besonders wenn sie für
die Jugendlichen angenehm waren; sich in den Strom der Kultur und der menschlichen Entwicklung
einzugliedern, indem er das Gute förderte und das Schlechte ablehnte; mit Klugheit die Zusammenar-
beit von vielen zu suchen, in der Überzeugung, dass ein jeder gute Anlagen hat, die entdeckt, aner-
kannt und wertgeschätzt werden müssen; an die Kraft der Erziehung zu glauben, welche das Wachsen
der Jugendlichen unterstützt und sie dazu ermutigt, ehrenhafte Bürger und gute Christen zu werden;
sich selbst immer und überall der Vorsehung Gottes anzuvertrauen, den man als Vater ansieht und
liebt.“17
2.6 Präventivsystem und Menschenrechte
Die Kongregation hat keinen anderen Daseinsgrund als das ganzheitliche Heil der Jugendlichen. Wie
Don Bosco in seiner Zeit, so können auch wir nicht Zuschauer sein; wir müssen aktiv Handelnde zu
ihrem Heil sein. Der Rombrief von 1884 ruft uns auch heute auf, den „jungen Menschen ins Zentrum“
zu stellen und dies im tagtäglichen Engagement durch eine jede unserer Gesten und als beständige Le-
bensoption einer jeden unserer Gemeinschaften zum Ausdruck zu bringen. Um des ganzheitlichen
Heils der jungen Menschen willen rufen uns das Evangelium und unser Charisma heute auch dazu auf,
die Wege der Menschenrechte zu begehen. Es handelt sich um einen neuen Weg und eine neue
Sprachweise, die wir nicht vernachlässigen dürfen. Wir dürfen um des Heiles der jungen Menschen
willen nichts unversucht lassen. Einem Kind in die Augen zu schauen, ohne uns zugleich für seine
Rechte stark zu machen, ist uns heute nicht möglich.
15 P. RUFFINATO, Educhiamo con il Cuore di Don Bosco, in: „Note di Pastorale Giovanile“, 6/2007, S. 9.
16 Charta der charismatischen Identität der Don-Bosco-Familie, Rom 2012, Art. 17; darin zitiert: G. BOSCO, Il
sistema preventivo nella educazione della gioventù, in: P. Braido (Hg.), Don Bosco Educatore. Scritti e te-
stimonianze, Rom 1997, S. 248 ff.
17 Charta der charismatischen Identität der Don-Bosco-Familie, Rom 2012, Art. 7.