Sussidio_per_Confessori_de


Sussidio_per_Confessori_de

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1.1 Page 1

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KONGREGATION FÜR DEN KLERUS
DER PRIESTER,
DIENER DER
GÖTTLICHEN BARMHERZIGKEIT
ARBEITSHILFE FÜR BEICHTVÄTER
UND GEISTLICHE BEGLEITER
LIBRERIA EDITRICE VATICANA

1.2 Page 2

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© Copyright 2011 - Libreria Editrice Vaticana - 00120 Città del Vaticano
Tel. 06.698.81032 - Fax 06.698.84716
ISBN 978-88-209-8551-6
www.vatican.va
www.libreriaeditricevaticana.com

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GELEITWORT
» Es ist notwendig, in den Beichtstuhl zurückzukehren als den Ort,
an dem man das Sakrament der Versöhnung feiert, aber auch als den
Ort, an dem man öfter » wohnt «, damit der Gläubige Barmherzigkeit,
Rat und Trost nden, sich von Gott geliebt und verstanden fühlen und
die Gegenwart der göttlichen Barmherzigkeit erfahren kann, neben der
Realpräsenz in der Eucharistie «.1
Mit diesen Worten hat sich Papst Benedikt XVI. im Priester-Jahr
an die Beichtväter gewandt und allen ohne Ausnahme die Bedeutung
und daher die hiermit verbundene apostolische Dringlichkeit vor Augen
geführt, das Versöhnungssakrament neu zu entdecken, sei es indem man
selbst beichtet oder indem man die Beichte abnimmt.
Neben der täglichen Eucharistiefeier ist die Bereitschaft, Beichtwil-
lige aufzunehmen, ihnen die sakramentale Beichte zu spenden und, wo
dies verlangt wird, zur geistlichen Begleitung zur Verfügung zu stehen,
unverkennbarer Maßstab für die pastorale Fürsorge eines Priesters. Auf
diese Weise gibt er Zeugnis davon, dass er sich die eigene, vom Weihe-
sakrament her bestimmte und niemals auf bloße Amtsfunktionen zu
beschränkende Identität freudig und bewusst aneignet.
Der Priester ist Diener der göttlichen Barmherzigkeit, das heißt
deren Knecht und zugleich deren kluger Verwalter. Ihm ist die große
Verantwortung, » Sünden zu vergeben oder zu behalten « anvertraut (vgl.
Joh 20,23); ihm ist es zu verdanken, dass die Gläubigen im Heute der
1 BENEDIKT XVI., Ansprache an die Teilnehmer des von der Apostolischen Pönitentiarie
veranstalteten XXI. Kurses über das Forum Internum, 11. März 2010.
3

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Kirche durch die Kraft des Heiligen Geistes, der Herr ist und lebendig
macht, die freudige Erfahrung des verlorenen Sohnes machen dürfen,
– jenes Sohnes, der nur aus eigenem Interesse und als Sklave zum Haus
des Vaters zurückkehrend, Aufnahme ndet und in seiner Sohneswürde
wiedereingesetzt wird.
Wo immer ein Priester sich zur Abnahme der Beichte bereithält,
kommt früher oder später auch ein Beichtender an; und dort, wo der
Beichtvater seine Aufnahmebereitschaft in standhafter Geduld be-
harrlich beweist, stellen sich viele Beichtende ein!
Die Wiederentdeckung des Versöhnungssakramentes, sowohl in
der Spendung als auch in der eigenen Aufsuche desselben, ist ein Maß-
stab für den authentischen Glauben an das Heilshandeln Gottes, das
sich in der Kraft der Gnade wirksamer erweist als in menschlichem
Organisierungstalent und in pastoralen Initiativen, die vielleicht am
Wesentlichen vorbeigehen.
Um uns den Aufruf des Heiligen Vaters ganz zueigen zu machen
und seine Absicht in die Tat umzusetzen, möchten wir mit der vorlie-
genden Arbeitshilfe, die ein weiteres Ergebnis des Priester-Jahres dar-
stellt, ein nützliches Werkzeug für die Fortbildung des Klerus anbieten
und damit helfen, den unverzichtbaren Wert der Feier des Versöh-
nungssakramentes und der Praxis der geistlichen Begleitung wieder zu
entdecken.
Die Neu-Evangelisierung und die dauernde Erneuerung der
Kirche (semper reformanda) beziehen ihre Vitalität auf dynamische
Weise vom wahren Fortschritt, den jedes einzelne Mitglied in der ei-
genen Heiligung macht; diese Heiligung ist Anforderung, Bedingung
und Voraussetzung für jede apostolische Wirksamkeit sowie für die
erwünschte Reform im Klerus.
Jeder Priester ist aufgefordert, durch das großzügige Angebot der
sakramentalen Feier der göttlichen Barmherzigkeit beständig zu erfah-
ren, wie einzigartig und unersetzlich der ihm anvertraute Dienst ist;
diese Erfahrung wird dazu beitragen, » Identitätsverschiebungen «, die
nicht selten das Leben von Priestern kennzeichnen, zu vermeiden. Sie
wird das dankbare Staunen fördern, das notwendigerweise die Her-
zen jener erfüllt, die ohne eigenen Verdienst von Gott dazu berufen
wurden, in der Kirche das eucharistische Brot zu brechen und den
Menschen Vergebung zu spenden.
4

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Mit diesen Gedanken und Wünschen vertrauen wir die Verbrei-
tung der vorliegenden Arbeitshilfe und die Früchte, die sie hervor-
bringen soll, der seligen Jungfrau Maria, der Zuucht der Sünder und
Mutter der göttlichen Gnade, an.
Vatikanstadt, 9. März 2011
Aschermittwoch
MAURO Card. PIACENZA
Präfekt
c CELSO MORGA IRUZUBIETA
Titularerzbischof von Alba marittima
Sekretär
5

1.6 Page 6

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1.7 Page 7

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EINLEITUNG: AUF DEM WEG ZUR HEILIGKEIT
1. » Zu aller Zeit und in jedem Volk ruht Gottes Wohlgefallen
auf jedem, der ihn fürchtet und gerecht handelt (vgl. Apg. 10,35). Gott
hat es aber gefallen, die Menschen nicht einzeln, unabhängig von aller
wechselseitigen Verbindung, zu heiligen und zu retten, sondern sie zu
einem Volke zu machen, das ihn in Wahrheit anerkennen und ihm in
Heiligkeit dienen soll «.2 Es ist der Wille Gottes, dass wir uns auf dem
Weg zur Heiligkeit, auf den wir vom Herr berufen worden sind (vgl.
Mt 5,48; Eph 1,4), gegenseitig helfen, indem wir in Christus eine Mitt-
lerfunktion übernehmen, um unseren Mitmenschen seine ewige Liebe
nahe zu bringen. Innerhalb dieser Perspektive der Liebe nden die Feier
des Bußsakramentes und die Praxis der geistlichen Begleitung, Thema
dieses Dokuments, ihren Platz.
In diesem Zusammenhang verdienen einige Worte Benedikts XVI.
unsere Aufmerksamkeit: » In dieser unserer Zeit stellt im Bereich der
Seelsorge die rechte Ausbildung des Gewissens der Gläubigen auf je-
den Fall eine Priorität dar «; und der Papst fügt hinzu: » Zur Gewissens-
bildung trägt auch die » geistliche Leitung « bei. Heute besteht in Din-
gen, die den Geist angehen, größerer Bedarf denn je an weisen und
heiligmäßigen » Meistern «: es handelt sich um einen wichtigen kirchli-
chen Dienst, für den es eines inneren Lebens bedarf, das ein Geschenk
des Heiligen Geistes ist, welches intensiv und beharrlich erbeten und
durch eine spezische Vorbereitung sorgfältig erarbeitet werden muss.
Jeder Priester ist außerdem dazu berufen, die göttliche Barmherzigkeit
im Bußsakrament auszuspenden, indem er nämlich in Christi Namen
Sünden vergibt und dem Beichtenden dabei hilft, den anspruchsvollen
Weg der Heiligkeit mit ehrlichem und aufgeklärtem Gewissen zu gehen.
Um diesen unersetzlichen Dienst leisten zu können, muss jeder Priester
das eigene geistliche Leben pegen und sich im Bereich der Theologie
und der Pastoral dauernd auf dem Laufenden halten «.3 In diesem Sinne
2 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 9.
3 BENEDIKT XVI., Botschaft an Seine Eminenz Kardinal James Francis Stafford, Groß-
pönitentiar, und an die Teilnehmer des von der Apostolischen Pönitentiarie veranstalteten Kurses
über das Forum Internum, 12. März 2009.
7

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bieten wir den Priestern als Dienern der göttlichen Barmherzigkeit die
vorliegende Arbeitshilfe an.
Das Jahr, in dem wir unsere Aufmerksamkeit der Gestalt des hei-
ligen Pfarrers von Ars, dessen 150. Todestag begangen wurde (1859-
2009), widmeten, hat vor allem im Leben und im Dienst der Priester
seine Spuren hinterlassen. Es trug dazu bei, » das Engagement einer in-
neren Erneuerung aller Priester für ein noch stärkeres und wirksame-
res Zeugnis für das Evangelium in der Welt von heute zu fördern «.4
Diese innere Erneuerung der Priester sollte sich auf ihr gesamtes
Leben und Tun, in allen Bereichen auf ihr Denken, ihre Motivation
und ihr konkretes Verhalten auswirken. Die Gegenwart verlangt von
uns, Zeugnis abzulegen. Sie fordert dazu heraus, die priesterliche Identi-
tät mit Freude und Hoffnung zu leben.
2. Der sakramentale Dienst der Versöhnung und die geistliche Be-
gleitung oder Leitung bewirken sowohl im Geber als auch im Empfän-
ger eine Rückbesinnung auf den geistlichen und apostolischen Weg, eine
österliche Heimkehr zum Vater und zu seinem Ratschluss der Liebe für
» eine umfassende Entwicklung des ganzen Menschen und der ganzen
Menschheit «.5 Es geht darum, selbst und im Dienst an den Mitmen-
schen den Weg der persönlichen Beziehung zu Gott und zu den Men-
schen wieder neu zu beschreiten, den Weg der Kontemplation, der
Vollkommenheit, der Gemeinschaft und der Sendung.
Wer zum regelmäßigen Empfang des Sakraments der Versöhnung
und zur Ausschöpfung dessen lebendiger Kraft sowie zur geistlichen
Leitung oder Begleitung ermutigt, lebt in authentischerer Weise das » Seid
fröhlich in der Hoffnung « (Röm 12,12), und kann so dazu beitragen,
dass das menschliche Leben als Ganzes wertgeschätzt und geachtet, die
Familie neu entdeckt wird, junge Menschen Orientierung nden, neue
Berufungen entstehen und der Wert des gelebten Priestertums sowie die
Gemeinschaft in Kirche und Welt neu zur Geltung kommen.
3. Der dringende Ruf nach einem mit der geistlichen Leitung ein-
hergehenden Dienst der Versöhnung hat in der Liebe seinen Ursprung:
4 BENEDIKT XVI., Schreiben vom 16. Juni 2009 zum Beginn des Priesterjahres anlässlich
des 150. Jahrestages des » dies natalis « von Johannes Maria Vianney.
5 PAUL VI., Enzyklika Populorum progressio (26. März 1967), 42: AAS 59 (1967),
278.
8

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» Denn die Liebe Christi drängt uns, da wir erkannt haben: Einer ist für
alle gestorben, also sind alle gestorben. Er ist aber für alle gestorben,
damit die Lebenden nicht mehr für sich leben, sondern für den, der
für sie starb und auferweckt wurde. « (2 Kor 5,14-15). Dies setzt eine
besondere Hingabe voraus, damit die Jünger Christi tatsächlich » nicht
mehr sich selbst leben « (ebd.), sondern sich aus der Liebe und der Wahr-
heit heraus verwirklichen.
Die gesamte pastorale Arbeit des hl. Apostels Paulus, deren Mü-
hen mit Geburtswehen verglichen werden, kann als nachhaltiges Be-
streben dargestellt werden, damit in allen Gläubigen » Christus Gestalt
annimmt « (vgl. Gal 4,19), » um dadurch alle in der Gemeinschaft mit
Christus vollkommen zu machen « (Kol 1,28) – ohne Ausnahmen und
ohne Grenzen.
4. Der Dienst der Versöhnung und der Dienst der geistlichen Be-
gleitung oder Leitung versteht sich im Zusammenhang mit der allge-
meinen Berufung zur Heiligkeit, » zur vollkommenen Liebe « als Fülle
christlichen Lebens.6 Die in der authentischen priesterlichen Identität
begründete pastorale Liebe muss den Priester dazu veranlassen, sein
ganzes Wirken auf jene Heiligkeit auszurichten, die seinen Dienst in
der Verkündigung, in der Liturgie und in der diakonischen Liebe zu
einem harmonischen Ganzen macht.7
Ein wesentlicher Teil des priesterlichen Dienstes besteht darin, allen
Getauften den Weg zur Vollkommenheit in der Liebe aufzuzeigen.
5. Der Priester als Verwalter der österlichen Geheimnisse, die er
verkündigt und feiert, ist dazu berufen, als Werkzeug Christi Beichtva-
ter und geistlicher Begleiter zu sein, indem er auch von seiner eigenen
Erfahrung ausgeht. Wie er Spender des Sakraments der Versöhnung
und geistlicher Begleiter ist, so ist er auch gleichzeitig Nutznießer die-
ser beiden Heilsmittel, was seiner eigenen geistlichen und apostoli-
schen Erneuerung zugutekommt.
6 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gen-
tium, 40.
7 Vgl. JOHANNES PAUL II., Apost. Schreiben Novo millenio ineunte (6. Januar 2001),
30: AAS 93 (2001), 287.
9

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6. Mit der vorliegenden Arbeitshilfe sollen einfache, praktisch
nachvollziehbare, Hoffnung spendende Beispiele und Modelle auf-
gezeigt werden, wobei anhand der Quellenangaben zu den Zitaten
die Möglichkeit gegeben wird, entsprechende kirchliche Dokumente
einzusehen. Das Werk möchte keine Kasuistik betreiben, sondern ein
ermutigender Ratgeber sein, der auf den heutigen Stand gebracht ist.
10

2 Pages 11-20

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2.1 Page 11

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I.
DER DIENST DER BUßE UND DER VERSÖHNUNG IM
HINBLICK AUF DIE CHRISTLICHE HEILIGUNG
1. Seine heutige Bedeutung, ein Moment der Gnade
Eine nachdrückliche Einladung
7. Zu Beginn des dritten Jahrtausends schrieb Johannes Paul II.:
» Sodann bitte ich um einen neuen pastoralen Mut, damit die tägliche
Pädagogik der christlichen Gemeinden überzeugend und wirksam die
Praxis des Sakramentes der Versöhnung vorzulegen vermag «.8 Später äu-
ßerte dieser Papst seinen Wunsch, » für eine rasche Erneuerung des Sa-
kramentes der Versöhnung zu sorgen. « Dies sei » auch eine Forderung
echter Nächstenliebe und wahrer pastoraler Gerechtigkeit « ; so wies er
darauf hin, dass » jeder Gläubige, der die geforderte innere Disposition
mitbringt, das Recht hat, persönlich die Gabe dieses Sakramentes zu
empfangen «.9
8. Die Kirche ist nicht nur Verkünderin von Umkehr und Verge-
bung, sondern ist selbst Zeichen für die Versöhnung mit Gott und den
Mitmenschen. Die Feier des Bußsakraments steht im Zusammenhang
mit dem gesamten Leben der Kirche, vor allem mit dem Ostergeheim-
nis, das in der Eucharistie gefeiert wird; sie ist ein Zeichen einer gelebten
Taufe und Firmung und entspricht den Anforderungen des Liebesge-
bots. Sie ist eine frohe Feier der Liebe Gottes, der sich selbst verschenkt
und unsere Sünde vernichtet, wenn wir sie demütig bekennen.
Die Fortsetzung des Auftrags Christi in der Kirche
9. Der kirchliche Auftrag besteht in einem harmonischen Ganzen
aus Verkündigung, Gottesdienst und Versöhnungsdienst, vor allem in
8 JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Novo Millennio Ineunte, 37:
l.c., 292.
9 JOHANNES PAUL II., Apost. Schreiben Misericordia Dei als » motu proprio « er-
lassen, über einige Aspekte der Feier des Sakramentes der Buße (7. April 2002): AAS
94 (2002), 453.
11

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der Feier des Bußsakraments, Frucht und Geschenk der Auferstehung
Christi, der in seiner Kirche gegenwärtig ist. » Empfangt den Heiligen
Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr
die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert « (Joh 20,22-23).
Die Freude über die Vergebung macht uns dankbar und lässt uns
großzügig auf dem Weg der Heiligung und Sendung voranschreiten.
Wer Vergebung erfahren hat, möchte auch anderen die Begegnung
mit Jesus Christus, dem Guten Hirten, ermöglichen. So werden die
Spender dieses Sakraments, die selbst erfahren, wie schön diese sakra-
mentale Begegnung ist, bereitwilliger, diesen demütigen und schweren
Dienst, geduldig und mit Freude zu versehen.
10. Wenn der Empfang des Sakraments der Versöhnung mit Freu-
de und vertrauensvoller Hingabe gepegt wird, ist dies ein Anzeichen
dafür, in welchem Grad das Evangelium im einzelnen Gläubigen und
in einer Gemeinde Fuß gefasst hat. » Die Übung der sakramentalen
Beichte ist somit durch ihren Zusammenhang mit der Gemeinschaft der
Heiligen, die in verschiedener Weise zur Annäherung der Menschen an
Christus beiträgt, ein Akt des Glaubens an das Geheimnis der Erlösung
und ihrer Verwirklichung in der Kirche «.10
Im Sakrament der Buße, das aus dem Erlöserblut des Herrn her-
vorgegangen ist, wird Christus erfahrbar: » Wegen unserer Verfehlungen
wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er aufer-
weckt « (Röm 4,25). Daher kann der heilige Paulus bezeugen: » Das alles
kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns
den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat « (2 Kor 5,18).
11. Die Versöhnung mit Gott ist untrennbar verbunden mit der
Versöhnung untereinander (vgl. Mt 5,24-25). Diese Versöhnung ist nicht
möglich, ohne dass das eigene Herz in gewisser Weise gereinigt wird.
Alle Versöhnung geht jedoch von Gott aus, » der dir all deine Schuld
vergibt « (Ps 103,3). Durch die Erfahrung der Vergebung Gottes lernt
das Menschenherz, selbst zu vergeben und sich mit den Mitmenschen
auszusöhnen.
10 JOHANNES PAUL II., Verkündigungsbulle Aperite Portas Redemptori (6. Januar
1983), 6: AAS 75 (1983), 96.
12

2.3 Page 13

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Offen werden für Liebe und Versöhnung
12. Christus ruft zu einer stets wachsenden Treue in der Liebe und
daher zu einem tiefen Wandel auf (vgl. Offb 2,16), damit wir » unterein-
ander so gesinnt sind, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht «
(Phil 2,5). Die bei Bedarf auch gemeinsame Feier des Versöhnungssa-
kraments verbunden mit der persönlichen Beichte hilft sehr dabei, die
kirchliche Lehre von der Gemeinschaft der Heiligen zu leben.
13. Man richtet sich auf die vollkommene Versöhnung, wie sie
im » Vater unser «, in den Seligpreisungen und im Liebesgebot zum
Ausdruck kommt, aus. Man beschreitet den Weg der Reinigung von
der Sünde und der Gleichgestaltung mit Christus.
Dieser Weg der Umkehr war und ist außerordentlich wichtig für
den Aufbau jeder Gesellschaft. Sie ist die Voraussetzung dafür, dass
es lebendige Gemeinschaft geben kann. » Die Weisheit der Kirche hat
stets vorgeschlagen, die Erbsünde auch bei der Interpretation der so-
zialen Gegebenheiten und beim Aufbau der Gesellschaft zu beachten:
„ Zu übersehen, dass der Mensch eine verwundete, zum Bösen geneigte
Natur hat, führt zu schlimmen Irrtümern im Bereich der Erziehung, der
Politik, des gesellschaftlichen Handelns und der Sittlichkeit ” «.11
Zeugnis und Hingabe der Hirten
14. In der Geschichte der Kirche hat es immer Priester gegeben,
die vorbildliche Beichtväter oder geistliche Begleiter waren. Das Apo-
stolische Schreiben Reconciliatio et Paenitentia (1984) erinnert an Johannes
Nepomuk, Johannes Maria Vianney, Josef Cafasso und Leopold von
Castelnuovo. In seiner Ansprache an die Pönitentiare der Römischen Basili-
ken und die Prälaten und Ofziale der Apostolischen Pönitentiarie,12 nennt Bene-
dikt XVI. außerdem Pater Pio von Pietrelcina.
Johannes Paul II. schreibt im Hinblick auf diese Priester: » Ich
möchte aber auch jene unzählbare Schar heiliger und fast stets unbe-
kannter Beichtväter ehrend erwähnen, denen so viele Seelen ihr Heil
11 BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 34; Zitat aus Katechismus der Ka-
tholischen Kirche, Nr. 407.
12 BENEDIKT XVI., Ansprache an die Pönitentiare der römischen Basiliken, 19. Februar
2007: AAS 99 (2007), 252.
13

2.4 Page 14

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verdanken. Sie haben diesen beigestanden bei ihrer Bekehrung, in ihrem
Kampf gegen Sünde und Versuchung, in ihrem geistlichen Fortschritt
und in ihrer gesamten Heiligung. Ich zögere nicht zu sagen, dass auch
die großen Heiligen allgemein aus jenen Beichtstühlen hervorgegangen
sind; und mit den Heiligen auch das geistige Erbe der Kirche und die
Blüte einer Kultur, die von christlichem Geist durchdrungen ist! Ehre
gebührt also dieser stillen Schar unserer Mitbrüder, die Tag für Tag
durch den Dienst der sakramentalen Buße für die Sache der Versöhnung
gewirkt haben und weiterhin wirken! «.13
15. Man kann heute in vielen Kirchen, insbesondere in den Basi-
liken, Kathedralen, Wallfahrtsorten und in einigen zentral gelegenen
Kirchen in Großstädten feststellen, dass die Gläubigen die regelmäßig
angebotenen Beichtgelegenheiten gerne wahrnehmen. » Im Sakrament
der Buße versöhnen sie die Sünder mit Gott und der Kirche «.14 Somit
bietet das Bußsakrament den Priestern die Möglichkeit an, den Gläu-
bigen geistliche Leitung zu erteilen oder ihnen als Begleiter zur Seite
zu stehen.
16. Die priesterlichen munera sind durch ein enges Band unterein-
ander verbunden, was dem geistlichen Wohl der Gläubigen zugute-
kommt. » Die Priester sind in der Kirche und für die Kirche eine sakra-
mentale Vergegenwärtigung Jesu Christi, des Hauptes und Hirten; sie
verkünden mit Vollmacht sein Wort, sie wiederholen sein vergebendes
Wirken und sein umfassendes Heilsangebot, vor allem durch die Taufe,
die Buße und die Eucharistie, sie sorgen wie er liebevoll bis zur völligen
Selbsthingabe für die Herde, die sie in der Einheit sammeln und durch
Christus im Geist zum Vater führen «.15
17. Gerade im apostolischen Schreiben Pastores dabo vobis wer-
den daher die Geistlichen aufgefordert, die Praxis der sakramentalen
Versöhnung zur Wahrung ihres geistlichen Lebens selbst zu pegen:
13 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apostolisches Schreiben Reconciliatio et Paeniten-
tia (2. Dezember 1984), 29: AAS 77 (1985) 255-256.
14 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 5.
15 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis (25. März
1992), 15: l.c. 680.
14

2.5 Page 15

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» Ein eigenes Wort möchte ich dem Bußsakrament vorbehalten, des-
sen Verwalter und Spender die Priester sind; doch sollen sie auch
Empfänger dieses Sakramentes sein und so zu Zeugen von Gottes
Mitleid mit den Sündern werden. Das geistliche Leben und das pa-
storale Wirken des Priesters wie auch der Laien und Ordensleute, die
seine Geschwister sind, hängen vom häugen und bewussten Emp-
fang des Bußsakramentes ab. Ich wiederhole, was ich in dem Apo-
stolischen Schreiben Reconciliatio et paenitentia geschrieben habe: „ Die
Feier der Eucharistie und der Dienst der anderen Sakramente, der pa-
storale Eifer, die Beziehung zu den Gläubigen, die Verbundenheit mit
den Mitbrüdern, die Zusammenarbeit mit dem Bischof, das Gebets-
leben, ja die ganze priesterliche Existenz würden unweigerlich schwe-
ren Schaden nehmen, wenn man es aus Nachlässigkeit oder anderen
Gründen unterließe, regelmäßig und mit echtem Glauben und tiefer
Frömmigkeit das Bußsakrament zu empfangen. Wenn ein Priester
nicht mehr zur Beichte geht oder nicht gut beichtet, so schlägt sich
das sehr schnell in seinem priesterlichen Leben und Wirken nieder, und
auch die Gemeinde, deren Hirte er ist, wird dessen bald gewahr ” «.16
Wenn ich aber, wie Benedikt XVI. schreibt, dafür dankbar bin, dass
Gott mir stets vergibt, » lerne ich auch, indem ich mir vergeben lasse,
den anderen zu vergeben «.17
18. Apostolische Früchte haben ihren Ursprung in der Barmher-
zigkeit Gottes. Daher sind pastorale Pläne wenig effektiv, wenn sie der
Praxis des Bußsakraments zu wenig Wert beimessen: » diesem Sakra-
ment der Kirche, Quelle der Versöhnung, des Friedens und der Freude
für uns alle, die wir das Erbarmen des Herrn und die Heilung der Wun-
den der Sünde nötig haben, [muss] die höchste pastorale Sorge gelten...
Der Bischof soll es daher nicht versäumen, alle, denen von Amts wegen
die Seelsorge aufgetragen ist, an ihre Picht zu erinnern, den Gläubigen
die Gelegenheit zu bieten, zu einer persönlichen Beichte zu kommen.
Er soll auch nachprüfen lassen, ob den Gläubigen tatsächlich größt-
mögliche Erleichterungen gewährt werden, um beichten zu können. In
Anbetracht der im Lichte der Tradition und des Lehramtes der Kirche
16 Ebd., 26: l.c. 699; Zitat aus Reconciliatio et paenitentia Nr. 31.
17 Vgl. BENEDIKT XVI., Schreiben an die Seminaristen, 18. Oktober 2010, 3.
15

2.6 Page 16

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bestehenden engen Verbindung zwischen dem Sakrament der Versöh-
nung und der Teilnahme an der Eucharistie ist es heute immer dringen-
der geboten, das Gewissen der Gläubigen dahingehend zu bilden, dass
sie auf würdige und fruchtbringende Weise am eucharistischen Mahl
teilnehmen, indem sie es im Zustand der Gnade empfangen «.18
Das Vorbild des heiligen Pfarrers von Ars
19. Das Vorbild des heiligen Pfarrers von Ars ist sehr aktuell. Er
lebte in einer schwierigen Zeit, die von Krieg, Verfolgung und von
der Verbreitung von materialistischem bzw. verweltlichtem Ideen-
gut gekennzeichnet war. Bei seiner Ankunft in der Pfarrei wurde das
Beichtsakrament dort recht wenig gepegt. In den letzten Jahren sei-
nes Lebens jedoch kamen unzählige Menschen in seinen Beichtstuhl
– auch aus anderen Diözesen. Für den Pfarrer von Ars war der Dienst
der Versöhnung » sozusagen sein tägliches Martyrium «, mit dem » er
unermesslichen Segen gestiftet « hat. Angesichts der Sündhaftigkeit
sagte er: » Was da zu tun ist, weiss ich nicht ... Man kann nur weinen
und beten «. » Er lebte nur für die „ armen Sünder ”, wie er sie nannte,
weil er von der Hoffnung beseelt war, sie würden sich bekehren und
ihre Sünden bereuen «.19 Wer im christlichen Leben Fortschritte machen
will, dem bietet sich die regelmäßige Beichte auch der lässlichen Sünden
an – eine Praxis, die von der Kirche stets empfohlen wird.20
20. » Ohne jeden Zweifel hat gerade sein unermüdlicher Dienst
am Bußsakrament das hauptsächliche Charisma des Pfarrers von Ars
offenbart und zu Recht seinen Ruf begründet. Es ist gut, dass ein sol-
ches Beispiel uns heute dazu drängt, dem Dienst an der Versöhnung
seine volle Bedeutung zurückzugeben, die ihm zukommt... « erinnert
Johannes Paul II. in seinem im Jahre 1986 zum 200. Geburtstag des
Pfarrers von Ars an die Priester gerichteten Gründonnerstagsschrei-
ben. » Nun, gerade dort, wo sich eine große Zahl aus vielfältigen Grün-
18 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores Gregis (16. Oktober
2003), 39: AAS 96 (2004), 876-877.
19 JOHANNES XXIII., Enzyklika Sacerdotii nostri primordia, 85, 88, 90: l.c., 573-574.
20 Vgl. ebd., 95, l.c., 574-575.
16

2.7 Page 17

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den vom Bußsakrament fernhält, ist damit ein Zeichen gegeben, dass
man dringend eine Gesamtpastoral des Sakramentes der Versöhnung
entwickeln muss; unablässig muss man dahin wirken, dass die Christen
die Erfordernisse einer ehrlichen Beziehung zu Gott wiederentdecken,
ebenfalls das Bewusstsein von Sünde, bei der man sich dem göttli-
chen wie dem menschlichen Gegenüber verschließt, ferner die Not-
wendigkeit, sich zu bekehren und durch die Kirche die Vergebung als
unverdientes Geschenk Gottes zu empfangen, und schliesslich auch
die Bedingungen, die es ermöglichen, das Sakrament gut zu feiern, in-
dem man die hierbei bestehenden Vorurteile, falschen Ängste und die
Routine hinter sich lässt. Eine solche Lage erfordert zugleich, dass wir
uns für diesen Dienst der Vergebung voll zur Verfügung stellen, stets
bereit, die notwendige Zeit und Sorgfalt dafür einzusetzen und – so
möchte ich sagen – diesem Dienst die Priorität vor anderen Aktivitä-
ten zu geben. Die Gläubigen werden so verstehen, welchen Wert wir
– wie der Pfarrer von Ars – dieser Aufgabe beimessen «.21
Der Dienst der Barmherzigkeit
21. Wenn der Dienst der Versöhnung mit großer Bereitwilligkeit
geleistet wird, trägt er dazu bei, die Bedeutung der Liebe Gottes tie-
fer zu erfassen und Sünde und Unvollkommenheit wieder als etwas
zu begreifen, was der echten Liebe hinderlich ist. Wenn das Sünden-
bewusstsein verloren geht, wird das innere Gleichgewicht der Seele
gestört und es entstehen Widersprüche und Konikte unter den Men-
schen. Nur der Friede einer Seele, die mit sich selbst im Reinen ist,
kann Krieg und Spannungen lösen. » In Wahrheit hängen die Störun-
gen des Gleichgewichts, an denen die moderne Welt leidet, mit jener
tiefer liegenden Störung des Gleichgewichts zusammen, die im Herzen
des Menschen ihren Ursprung hat. Denn im Menschen selbst sind viele
widersprüchliche Elemente gegeben «.22
22. Ein solcher authentisch gelebter Dienst der Versöhnung weckt
die Bereitschaft, im Einklang mit der Gesinnung des Herzens Christi
21 JOHANNES PAUL II., Schreiben an die Priester zum Gründonnerstag 1986, 7: AAS
78 (1986), 695.
22 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 10.
17

2.8 Page 18

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zu leben. Dies ist eine pastorale » Priorität «, da es ein Ausdruck der Lie-
be des Guten Hirten ist, ein Ausdruck » seiner Liebe zum Vater im Hei-
ligen Geist, seiner Liebe zu den Menschen bis zur Aufopferung seines
Lebens «.23 Um die Umkehr zum liebenden Gott zu erzielen, muss man
dazu einladen, die eigene Schuld anzuerkennen, in dem Bewusstsein,
dass: » Gott… größer [ist] als unser Herz « (1 Joh 3,20). Daraus entsteht
die österliche Freude der Bekehrung, von der Heilige und Missionare
aller Zeiten erfüllt waren.
23. Diese Aktualität des Bußsakraments zeigt sich auch in der
Wirklichkeit der pilgernden Kirche: » Sie ist zugleich heilig und stets
der Reinigung bedürftig, sie geht immerfort den Weg der Buße und
Erneuerung «.24 Deswegen schaut die Kirche auf Maria, denn sie
» leuchtet… auch hier auf Erden in der Zwischenzeit bis zur Ankunft
des Tages des Herrn (vgl. 2 Petr 3,10) als Zeichen der sicheren Hoff-
nung und des Trostes dem wandernden Gottesvolk voran «.25
2. Grundlagen
Natur und Wesen des Bußsakraments
24. Das Sakrament der Versöhnung ist ein wirksames Zeichen
der Gegenwart, des Wortes und des Heilswirkens Christi, des Erlösers.
Der Herr selbst spricht durch den Priester sein Wort der Vergebung
zu, und wandelt und hebt gleichzeitig die Gesinnung des Beichtenden,
der sich als Sünder erkennt und die Vergebung sucht, mit dem Vorsatz
der Wiedergutmachung und der Besserung. Wie der Verlorene Sohn
bei seiner Begegnung mit dem Vater, erlebt der Beichtende zu seinem
Erstaunen, dass der Vater ihm vergibt und aufgrund der Heimkehr des
geliebten Sohnes ein Fest feiert (vgl. Lk 15,22).
Das österliche Tun, ein Weg der Umkehr
25. Insofern als die Feier des Sakraments eine Wiederbegegnung
mit dem Vater und dem Guten Hirten zum Ziel hat, die sich unter
der Führung des Heiligen Geistes ergibt, ist sie im Wesentlichen ein
23 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis, 49, ..., 745.
24 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gentium, 8.
25 Ebd., 68.
18

2.9 Page 19

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frohes liturgisches Fest. Jesus wollte diese Vergebung als ein freudiges
Fest beschreiben (Lk 15,5-7.9-10.22-32). Damit wird ein häuger und
regelmäßiger Empfang des Sakraments der Versöhnung verständlicher
und erstrebenswerter. Wer gelernt hat, Christus in der Eucharistie zu
begegnen, im Wort des Lebens, in der Gemeinschaft, in jedem Men-
schen und auch in der Armut des eigenen Herzens, ist auch bereit, ihm
in diesem Sakrament zu begegnen.26
26. In diesem Sakrament wird der Ruf zur Umkehr als Heimkehr
zum Vater gefeiert (vgl. Lk 15,18). Es wird als Bußsakrament bezeich-
net, » weil es einen persönlichen und kirchlichen Schritt der Umkehr,
der Reue und Genugtuung des sündigen Christen darstellt «.27 Es wird
auch Beichte genannt, » denn das Geständnis, das Bekenntnis der Sün-
den vor dem Priester, ist ein wesentliches Element dieses Sakramentes.
Dieses Sakrament ist auch ein Bekenntnis im Sinn der Anerkennung
und des Lobpreises der Heiligkeit Gottes und seines Erbarmens ge-
genüber dem sündigen Menschen «.28 Man nennt es Sakrament der
» Vergebung «, » denn durch die sakramentale Lossprechung des Prie-
sters gewährt Gott dem Beichtenden » Verzeihung und Frieden « « und
Sakrament der » Versöhnung «, » denn es schenkt dem Sünder die ver-
söhnende Liebe Gottes «.29
27. Die sakramentale Feier der » Umkehr « legt dem Menschen die
Bürde auf, der Liebe Gottes zu entsprechen. Der Aufruf zur Umkehr
ist » ein wesentlicher Teil der Verkündigung des Gottesreiches «.30 So fügt
sich der Christ ein in die Dynamik » eines » zerknirschten ... Herzens «
(Ps 51,19), das durch die Gnade dazu gebracht und bewegt wird [Vgl. Joh
6,44; 12,32], der barmherzigen Liebe Gottes, der uns zuerst geliebt hat
[Vgl. 1 Joh 4,10], zu entsprechen «.31
26 » Das Bußsakrament, das im Leben des Christen so große Bedeutung besitzt,
vergegenwärtigt die erlösende Wirksamkeit des Ostergeheimnisses Christi. « (BENE-
DIKT XVI., Ansprache an die Pönitentiare der Römischen Basiliken (19. Februar 2007): l.c.,
250).
27 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1423, b.
28 Ebd., Nr. 1424.
29 Ebd., vgl. 2 Kor 5,20; Mt 5,24.
30 Ebd., Nr. 1427.
31 Ebd., Nr. 1428.
19

2.10 Page 20

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Der Weg der Heiligkeit
28. Es handelt sich um ein Unterwegssein zu jener Heiligkeit, die
notwendig ist und die uns durch die Taufe, die Eucharistie, die Fir-
mung und das Wort Gottes erschlossen wird.
So verwirklicht sich das Gnadenamt, das der heilige Paulus mit
den Worten beschreibt: » Wir sind also Gesandte an Christi Statt, und
Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch
mit Gott versöhnen! « (2 Kor 5,20). Der Aufruf des Apostels hatte sein
besonderes Fundament in der Tatsache, dass Gott seinen Sohn » für
uns zur Sünde gemacht « hat, » damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes
würden. « (2 Kor 5,21). » Da ihr aus der Macht der Sünde befreit… seid,
habt ihr einen Gewinn, der zu eurer Heiligung führt « (Röm 6,22).
29. Wo eine Haltung des Vertrauens und der kindlichen Freude
vorhanden ist, kann man diese dynamische Erfahrung von der Verge-
bung Gottes bereits von Kindheit an machen, ja, gerade bei » unschul-
dige Seelen « ist dies schon vor der Erstkommunion möglich.32 Daher
müssen solche Seelen, ehe sie die Erstkommunion empfangen, durch
eine passende, zum Bußsakrament hinführende Katechese vorbereitet
werden.
30. Wer in diese Dynamik der Vergebung eintritt, erkennt schnell,
wie wichtig es ist, die lässlichen Sünden und Unvollkommenheiten zu
bekennen, wenn man sich entschieden hat, » im geistigen Leben wach-
sen « zu wollen und das eigene Leben zu einem Zeichen des Erbar-
mens Gottes für andere werden zu lassen.33 Auf diese Weise machen
wir uns die Gesinnung Christi zueigen, » der allein für unsere Sünden
ein für allemal Sühne geleistet hat « (vgl. Röm 3,25; 1 Joh 2,1-2).34
31. Wenn sich der Priester dieses Geschehens der Gnade bewusst
ist, wird er die Gläubigen zum Empfang des Bußsakraments einladen.
So » versieht er den Dienst des Guten Hirten, der nach dem verlore-
nen Schaf sucht; den des guten Samariters, der die Wunden verbindet;
32 Vgl. JOHANNES PAUL II., Ansprache an eine Gruppe Seminaristen der Diözese Djako-
vo in Jugoslawien, 26. April 1985.
33 Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1458.
34 Ebd., Nr. 1460.
20

3 Pages 21-30

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3.1 Page 21

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den des Vaters, der auf den verlorenen Sohn wartet und ihn bei dessen
Rückkehr liebevoll aufnimmt; den des gerechten Richters, der ohne
Ansehen der Person ein zugleich gerechtes und barmherziges Urteil
fällt. Kurz, der Priester ist Zeichen und Werkzeug der barmherzigen
Liebe Gottes zum Sünder «.35 » Er fand das verirrte Schaf und nahm
es auf dieselben Schultern, auf denen er das Holz des Kreuzes trug; er
nahm das Schaf und führte es zum ewigen Leben «.36
Ein Gnadengeheimnis
32. Die Achtung vor dem » sakramentalen Siegel « zeigt auf, dass
die Feier der Beichte einen Weg der Gnade beschreibt, dessen Ver-
lauf im Herzen Jesu bereits » besiegelt « ist, und zwar im Zeichen einer
tiefen Freundschaft mit Gott. So zeigt sich hier noch einmal das Ge-
heimnis des Menschen und dessen Würde im Licht des Geheimnisses
Christi.37
Die Gnade des Bußsakraments wirkt sich in der Versöhnung mit
Gott aus (in der Wiedererlangung des Friedens und der Freundschaft mit
ihm), in der Versöhnung mit der Kirche (in der Wiederaufnahme in die
Gemeinschaft der Heiligen) und in der Versöhnung mit dem eigenen Ich
(das eigene Herz wird eins mit sich). So versöhnt sich der Pönitent » mit
seinen Brüdern, die von ihm irgendwie angegriffen und verletzt worden
sind; er versöhnt sich mit der Kirche und der ganzen Schöpfung «.38
33. Die Würde des Pönitenten wird bei der Feier des Sakraments
dadurch erkennbar, dass er die Kohärenz mit sich selbst (Umkehr) und
35 Ebd., Nr. 1465.
36 GREGOR VON NAZIANZ, Predigt 45.
37 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 22.
» Der Dienst der Versöhnung muss in seinem sakralen Charakter geschützt werden,
nicht nur aus theologischen, juristischen und psychologischen Gründen, über die ich
in den vorausgehenden Ansprachen zu diesem Thema referiert habe, sondern auch
aus liebevollem Respekt vor der Intimität der Beziehung des Gläubigen zu Gott. «
(JOHANNES PAUL II., An die Mitglieder der Apostolischen Pönitentiarie und die Pönitentiare der
römischen Basiliken, 12. März 1994, 3: AAS 87 (1995), 76; vgl. Katechismus der Katholi-
schen Kirche, Nr. 1467.
38 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1469; vgl. JOHANNES PAUL II., Nachsyn.
Apost. Schreiben Reconciliatio et paenitentia, 31, V: l.c., 265.
21

3.2 Page 22

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seine Reue zum Ausdruck bringt. In der Tat fügt er sich mit seinem Tun
in die Feier des Sakramentes ein, welche dann mit der Lossprechung,
die der Priester in Christi Namen ausspricht, abgeschlossen wird.39 So
kann man sagen, dass der Gläubige in seinem Leben die Erfahrung
der Barmherzigkeit Gottes macht und diese verkündigt und mit dem
Priester gleichzeitig die kirchliche Liturgie feiert, Liturgie einer Kirche,
die sich immer wieder bekehrt und erneuert.40
34. Durch den Empfang des Sakraments wird die Heilsgeschich-
te fortgeschrieben, die in Gott ihren Ursprung hat. » Im Laufe der Ge-
schichte und in der ununterbrochenen Praxis der Kirche hat sich der
» Dienst der Versöhnung « (2 Kor 5,18), der durch die Sakramente der
Taufe und der Buße gespendet worden ist, als eine pastorale Aufgabe
erwiesen, die immer lebendig im Bewußtsein blieb und die gemäß dem
Auftrag Jesu als ein wesentlicher Bestandteil des priesterlichen Amtes
erfüllt worden ist «.41
35. Es handelt sich um einen » sakramentalen « Weg, der als wirk-
sames Zeichen der Gnade ein Bestandteil des sakramentalen Wesens
der Kirche ist. Er entspricht auch dem im » Vater unser « aufgezeigten
Weg, der uns um Vergebung bitten und diese schenken lässt. Durch
diese Erfahrung der Versöhnung reift im Herzen des Gläubigen der
Wunsch nach Frieden für die ganze Menschheit: » Das tiefe Verlangen
des Christen ist, dass die ganze menschliche Familie Gott als » Vater
unser! « anrufen kann «.42
3. Praktische Hinweise
Die Bereitschaft zur Umkehr wecken
36. Die Bereitschaft zur Versöhnung und die Haltung der Buße
oder » Umkehr « wird seit den Anfängen der Kirche auf verschiedene
Weise und zu verschiedenen Zeiten zum Ausdruck gebracht: Eucha-
39 Vgl. Rituale Romanum Ordo Paenitentiae, Praenotanda 11: editio typica (1974),
15-16.
40 Vgl. ebd.
41 JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Misericordia Dei als » motu pro-
prio « erlassen: l.c., 452.
42 BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 79.
22

3.3 Page 23

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ristiefeier, geprägte liturgische Zeiten (z. B. Fastenzeit), Gewissenser-
forschung, persönliches Gebet, Almosen, Opfer, usw. Ein besonderer
Moment ist jedoch der Empfang des Beicht – oder Versöhnungssa-
kraments, welcher beim Beichtenden mit der Reue, dem Sündenbe-
kenntnis und der Genugtuung einhergeht und seitens des Geistlichen
die Lossprechung beinhaltet, die mit der Aufforderung verbunden ist,
sich der Liebe nachhaltiger zu öffnen.
37. Das schlichte, vollständige und klare Bekenntnis der eigenen
Sünden stellt die Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen wie-
der her, insbesondere mit der Kirche. Die » Bekehrung « im Sinne einer
Rückkehr zum Willen des Vaters, setzt eine ehrliche Reue voraus, die
dem Bekenntnis zugrunde liegt und den Vorsatz reifen lässt, Sühne oder
Wiedergutmachung für das eigene Verhalten zu leisten. Auf diese Weise
gelangt der Mensch wieder auf den Weg der Liebe zu Gott und dem
Nächsten.
38. Der Beichtende bekennt vor dem auferstandenen Christus, der
im Sakrament (und auch im Beichtvater) gegenwärtig ist, seine Sünde,
drückt seine Reue aus und verpichtet sich zur Wiedergutmachung und
Besserung. Im Sakrament der Versöhnung wird mit der Vergebung ein
Gnade gespendet, die bis zu den Wurzeln der nach der Taufe began-
genen Sünde reicht, von Unvollkommenheiten und abwegigen Ten-
denzen heilt und dem Gläubigen die Kraft zur » Bekehrung « oder eine
größere Offenheit für eine vollkommenere Liebe schenkt.
39. Man kann diese innere Haltung der Umkehr mit vielerlei Ge-
sten zum Ausdruck bringen: Gebet, Almosen, Opfer, Heiligung der
liturgischen Zeiten, usw. Doch » die tägliche Umkehr und Buße nden
ihre Quelle und Nahrung in der Eucharistie «.43 Die Feier des Bußsakra-
ments schenkt die Erfahrung einer Rückkehr, wie sie Jesus im Gleich-
nis vom Verlorenen Sohn beschreibt: » Einzig das Herz Christi, das die
Tiefen der Liebe seines Vaters kennt, konnte uns den Abgrund seiner
Barmherzigkeit auf eine so einfache und schöne Weise schildern «.44
43 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1436.
44 Ebd., Nr. 1439.
23

3.4 Page 24

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40. Gott, der uns zuerst geliebt hat, schenkt dem Beichtenden sei-
ne Gnade, die ihn wiederum befähigt, solche Zeichen der Umkehr zu
setzen. Wir erforschen unser Gewissen im Licht der Liebe Gottes und
seines Wortes. Durch die Anerkennung der eigenen Schuld vor Gott,
der uns liebt und unsere Taten mit Barmherzigkeit richtet, stellt sich
der Sünder seiner Verantwortung und bringt in erster Linie vor ihm
mithilfe der Gnade seinen Schmerz und seine Abneigung gegenüber
der Sünde zum Ausdruck. Daher gehört das schlichte, vollständige und
klare Bekenntnis der Sünden vor dem Priester zum Wirken des Geistes
der Liebe hinzu, ebenso wie dies für die Reue (aus Liebe) oder Zerknir-
schung (aus Furcht vor der göttlichen Gerechtigkeit) der Fall ist.
Die liturgische Feier
41. Die Feier des Sakraments der Versöhnung ist ein liturgischer
Akt, der nach dem Ordo Paenitentiae mit einer Begrüßung und einem
Segen beginnt; es folgt eine Lesung aus der Schrift, die Aufforderung
zur Reue, das Bekenntnis, Ratschläge und Ermahnungen, die Aufer-
legung und Annahme einer Buße, die Lossprechung von den Sünden,
die Danksagung, der Segen und die Entlassung.45 Die eigens für dieses
Sakrament an sichtbarer und würdiger Stelle eingerichteten Beicht-
stühle, » die mit einem festen Gitter zwischen Pönitent und Beichtva-
ter versehen sind, damit die Gläubigen, die dies wünschen, frei davon
Gebrauch machen können,46 sind für beide eine große Hilfe.
42. Der normale Empfang des Bußsakraments, also die persön-
liche Beichte, bietet eine hervorragende Gelegenheit, zu einem Le-
ben in Heiligkeit einzuladen und damit auch die geistliche Begleitung
anzubieten (durch denselben Beichtvater oder eine andere Person).
» Schliesslich erlaubt die erste Form der Feier dank ihres persönlichen
Charakters, das Bußsakrament mit etwas zu verbinden, das von ihm zwar
verschieden, aber doch mit ihm gut zu vereinbaren ist: Ich meine die
geistliche Führung. Es ist also offensichtlich, dass in dieser ersten Form
die persönliche Entscheidung und das eigene Engagement deutlich un-
45 BENEDIKT XVI., Nachsyn. Apost. Schreiben Verbum Domini, 61.
46 Codex des Kanonischen Rechtes, can. 964, § 2.
24

3.5 Page 25

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terstrichen und gefördert werden «.47 » Wenn möglich, sollte die Einzel-
beichte von seiten mehrerer Pönitenten in besonderen Momenten des
Jahres, oder wenn sich die Gelegenheit bietet, im Rahmen von Bußfeiern
stattnden – wie vom Rituale vorgesehen und unter Beachtung der ver-
schiedenen liturgischen Traditionen –, in denen dem Wortgottesdienst
durch geeignete Lesungen viel Raum gewährt werden kann «.48
43. » Wenn eine schwere Notlage besteht, kann man sich mit
der gemeinschaftlichen Feier der Versöhnung mit allgemeinem Sün-
denbekenntnis und allgemeiner Lossprechung behelfen «, jedoch ist
dann entsprechend dem Kirchenrecht Folgendes zu bedenken: » In
diesem Fall müssen die Gläubigen, damit die Absolution gültig ist,
den Vorsatz haben, ihre schweren Sünden möglichst bald einzeln zu
beichten «.49 Das Urteil darüber, ob die erforderlichen Voraussetzun-
gen gegeben sind, » steht dem Diözesanbischof zu; dieser kann unter
Berücksichtigung der Kriterien, die mit den übrigen Mitgliedern der
Bischofskonferenz abgestimmt sind, feststellen, wann solche Notfälle
gegeben sind «.50
» Das vollständige Sündenbekenntnis und die Lossprechung des
einzelnen sind nach wie vor der einzige ordentliche Weg der Versöh-
nung der Gläubigen mit Gott und der Kirche, wenn ein solches Sün-
denbekenntnis nicht physisch oder moralisch unmöglich ist… Das
persönliche Bekenntnis ist somit die bezeichnendste Form der Ver-
söhnung mit Gott und der Kirche «.51
Die kirchlicherseits vorgegebenen Normen als Ausdruck pastoraler Liebe
44. Der Codex des kanonischen Rechtes enthält praktische Hinweise
zur Einzelbeichte und zur gemeinsamen Feier der Versöhnung,52 sowie
47 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Reconciliatio et paenitentia, 32:
l.c., 267-268.
48 BENEDIKT XVI., Nachsyn. Apost. Schreiben Verbum Domini, 61.
49 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1483; vgl. Codex des Kanonischen Rechtes,
can. 962, 1.
50 CIC, can. 961; cfr. CCEO 720.
51 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 1484.
52 Codex des Kanonischen Rechtes, cann. 959-963; CCEO, cann. 718-721.
25

3.6 Page 26

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zum Ort und zur Einrichtung eines Beichtstuhls.53 Für die Beichtvä-
ter enthält er durch die kirchliche Tradition und Erfahrung bewährte
Vorschriften hinsichtlich der Befugnis zur Abnahme der Beichte im
Normalfall sowie in besonderen Fällen.54 In allem hat man sich an
die kirchliche Morallehre zu halten.55 Man muss sich in jedem Fall als
gerechter und barmherziger Diener verhalten, damit man » der Ehre
Gottes und dem Heil der Seelen dient «.56
45. Diese Vorschriften helfen auch dabei, mit der nötigen Klug-
heit » Verfassung und Alter des Pönitenten zu berücksichtigen «,57 so-
wohl praktische Ratschläge zu erbitten und zu erteilen, wie auch » heil-
same und angemessene Bußen « aufzuerlegen.58 Gerade im Rahmen
des Geheimnisses der göttlichen Gnade und des menschlichen Her-
zens erscheint das sakramentale » Siegel «59 besser in seinem passenden
Zusammenhang.
Andere Vorschriften helfen dem Beichtenden mit Hinweisen, wie
er seine Sünden klar bekennen kann, beispielsweise im Hinblick auf
Anzahl und Art der schweren Sünden,60 weisen auf geeignete Zeiten,
konkrete Arten und Weisen (welche dies sein können, Gelegenheiten,
53 Ebd., can. 964: » § 1. Der für die Entgegennahme sakramentaler Beichten
eigene Ort ist eine Kirche oder eine Kapelle. § 2. Was den Beichtstuhl anbelangt, sind
von der Bischofskonferenz Normen zu erlassen, dabei ist jedoch sicherzustellen, daß
sich immer an offen zugänglichem Ort Beichtstühle benden, die mit einem festen
Gitter zwischen Pönitent und Beichtvater versehen sind, damit die Gläubigen, die
dies wünschen, frei davon Gebrauch machen können. § 3. Außerhalb des Beicht-
stuhls dürfen Beichten nur aus gerechtem Grund entgegengenommen werden. « Vgl.
auch CCEO, can. 736 § 1.
54 Ebd., cann. 965-977; CCEO, cann. 722-730.
55 Ebd., can. 978, § 2.
56 Ebd., can. 978, § 1; CCEO, can. 732 § 2.
57 Ebd., can. 979.
58 Ebd., can. 981; CCEO, can. 732 § 1.
59 Vgl. ebd., cann. 982-984; CCEO, cann. 731; 733-734.
60 Vgl. can. 988: » § 1. Der Gläubige ist verpichtet, alle nach der Taufe began-
genen schweren Sünden, deren er sich nach einer sorgfältigen Gewissenserforschung
bewusst ist, nach Art und Zahl zu bekennen, sofern sie noch nicht durch die Schlüs-
selgewalt der Kirche direkt nachgelassen sind und er sich ihrer noch nicht in einem
persönlichen Bekenntnis angeklagt hat. § 2. Den Gläubigen wird empfohlen, auch
ihre lässlichen Sünden zu bekennen «.
26

3.7 Page 27

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Übersetzer) und auf die Freiheit hin, den Beichtvater nach eigenem Er-
messen zu wählen, sofern dieser die Beichtbefugnis besitzt.61
46. Der Ordo Paenitentiae enthält ähnliche lehramtliche und prakti-
sche Hinweise: Vorbereitung des Priesters, Aufnahme des Beichten-
den, die Feier in allen ihre Teilen. Diese Hinweise helfen dem Beich-
tenden, sein Leben an der erhaltenen Gnade auszurichten.
Daher ist die gemeinsame Bußfeier mit individueller Absolution
eine große Hilfe für die individuelle Beichte, welche stets die gewöhn-
liche Form für die Feier des Bußsakraments bleibt.
47. Auch das Apostolische Schreiben von Papst Johannes Paul
II., Misericordia Dei, als » motu proprio « erlassen, über einige Aspekte
der Feier des Sakramentes der Buße, enthält viele praktische Anleitun-
gen zu den möglichen Weisen, das Sakrament zu spenden und zu den
dazugehörigen einzelnen Gesten.
Im Einklang mit dem Wirken des Heiligen Geistes auf den Weg der Heiligkeit
führen
48. Über all diese Möglichkeiten, das Sakrament zu spenden, hin-
aus ist es vor allem wichtig, dem Beichtenden zu helfen, Christus ähn-
lich zu werden. Manchmal ist ein einfacher, weiser Rat Hilfe für ein
ganzes Leben bzw. für den Prozess der Einkehr und Vervollkomm-
nung unter der Anleitung eines guten geistlichen Begleiters (wie im
zweiten Teil dieses Dokuments näher erläutert wird). Der geistliche
Begleiter hilft als von Gottes Hand geführtes Werkzeug dabei, zu er-
kennen, was Gott von jedem Einzelnen im jeweiligen Augenblick will:
Sein Wissen beschränkt sich nicht auf rein weltliche Dinge. Die wäh-
rend einer gemeinsamen Feier gehaltene Predigt oder der bei einer
Einzelbeichte gegebene Rat können für ein ganzes Leben ausschlag-
gebend sein.
49. Es ist in jedem Fall wichtig, den bisherigen Weg des Beich-
tenden zu berücksichtigen. Manchmal wird man ihm mit der Auffor-
derung helfen, sich auf eine radikale Bekehrung einzulassen, um den
Grundlebensentscheid für den Glauben neu zu leben oder zu bekräfti-
61 Vgl. CIC, cann. 987-991; CCEO, can. 719.
27

3.8 Page 28

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gen; ein andermal geht es darum, den normalen Prozess der Heiligung
zu unterstützen, bei dem Reinigung, Erleuchtung und Einheit mit Gott
harmonisch zusammenwirken.
50. Die häuge Beichte von lässlichen Sünden oder Unvollkom-
menheiten leitet sich in gewisser Weise von der Treue zur Tauf- und
Firmungsgnade her; sie drückt ein authentisches Streben nach Voll-
kommenheit und nach Umkehr zum Willen des Vaters aus, damit
durch ein Leben in größerer Treue zum Heiligen Geist Christus tat-
sächlich in uns lebt. » Indem man der Berufung aller Gläubigen zur Hei-
ligkeit Rechnung trägt, wird ihnen … empfohlen, auch ihre lässlichen
Sünden zu bekennen «.62
Wie ein Vater verfügbar sein für den Dienst der Versöhnung
51. Größte Bedeutung kommt dem Gebet und der Bußbereitschaft
für die Seelen zu. Diese erzeugen im Priester eine wahre Bereitschaft
zum Dienst und ermöglichen es, Menschen in väterlicher Weise auf-
zunehmen.
52. Wem die Seelsorge anvertraut ist, der » ist zur Vorsorge dafür
verpichtet, dass die Beichten der ihm anvertrauten Gläubigen gehört
werden, die in vernünftiger Weise darum bitten; des weiteren, dass ihnen
an festgesetzten Tagen und Stunden, die ihnen genehm sind, Gelegenheit
geboten wird, zu einer persönlichen Beichte zu kommen «.63 Mit dieser
Vorgehensweise macht man heute nicht nur in einigen Wallfahrtsorten,
sondern auch in vielen Pfarreien und Kirchen sehr gute Erfahrungen.
53. Eine solche Bereitschaft für den Dienst der Versöhnung be-
wirkt dann, dass der Wunsch nach christlicher Vollkommenheit ent-
steht. Die Hilfestellung durch den Geistlichen, vor oder nach dem Be-
kenntnis, pegt der echten Selbsterkenntnis im Licht des Glaubens zu
dienen. Sie zielt auf eine Haltung der Reue ab, lässt den Vorsatz einer
ständigen tiefen Umkehr reifen, erzieht zur Wiedergutmachung oder
Richtigstellung und der Änderung des Lebens, um so der Liebe Gottes
besser zu entsprechen.
62 JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Misericordia Dei als » motu pro-
prio « erlassen, 3: l.c., 456.
63 CIC, can. 986; CCEO, can. 735.
28

3.9 Page 29

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54. Die Schlussformel der Beichte, nach Lossprechung und Ent-
lassung, ist von großem geistlichen und seelsorglichen Reichtum. Es
wäre angezeigt, sie zu beten, denn sie lenkt den Sinn auf das Leiden
Christi, die Verdienste Mariens und der Heiligen und auf die zukünf-
tige Mitwirkung durch gute Werke.
55. Der Priester, der ja im Namen Christi, des Guten Hirten,
handelt, muss die geistlichen Krankheiten kennen, sie voneinander zu
unterscheiden wissen und es verstehen, demjenigen, der die Beich-
te ablegt, beizustehen; er muss sich in Bezug auf Moral und christli-
che Vollkommenheit an die Lehre der Kirche halten, ein echtes Ge-
betsleben führen, im Zuhören und Fragen umsichtig sein, denen zur
Verfügung stehen, die auf angemessene Weise um das Sakrament der
Beichte bitten und den Regungen des Heiligen Geistes folgen. Im-
mer handelt es sich dabei um eine väterliche und brüderliche Rolle,
die man in der Nachahmung des Guten Hirten übernimmt – eine pa-
storale Priorität. Christus, der im Sakrament gegenwärtig ist, erwartet
uns auch im Herzen jedes Beichtenden und verlangt vom Spender des
Sakraments Gebet, Studium, die Anrufung des Heiligen Geistes und
väterliche Verfügbarkeit.
56. Dieser Aspekt der pastoralen Liebe verdeutlicht: » Der Man-
gel an Bereitschaft, die verwundeten Schafe aufzunehmen, vielmehr
ihnen entgegenzugehen, um sie in den Schafstall zurückzuführen,
wäre für den, der durch die Priesterweihe in sich das Bild des Guten
Hirten tragen soll, ein schmerzliches Zeichen eines fehlenden pasto-
ralen Empndens. (...) Empfohlen wird insbesondere die sichtbare
Anwesenheit der Beichtväter (...) und die spezielle Bereitschaft dazu
(...), dem Bedürfnis der Gläubigen nach der Beichte auch während
der Meßfeier nachzukommen «.64 Im Falle einer Konzelebration » ist
es sehr zu empfehlen, dass einige Priester darauf verzichten zu kon-
zelebrieren, um so den Gläubigen, die das Sakrament der Versöhnung
empfangen möchten, zur Verfügung zu stehen «.65
64 JOHANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Misericordia Dei als » motu pro-
prio « erlassen, 1b-2: l.c., 455.
65 KONGREGATION FÜR DEN GOTTESDIENST UND DIE SAKRAMENTENORDNUNG,
Antwort Quaenam sunt dispositiones bezüglich der Normen zur Feier des Bußsakra-
29

3.10 Page 30

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57. Der heilige Pfarrer von Ars hebt in seiner Beschreibung die-
ses Dienstes die Bedeutung der bereitwilligen Verfügbarkeit und der
Begrüßung hervor. Benedikt XVI. kommentiert folgendermaßen:
» Wir Priester müssten alle spüren, dass jene Worte, die er Christus
in den Mund legte, uns persönlich angehen: » Ich beauftrage meine
Diener, den Sündern zu verkünden, dass ich immer bereit bin, sie zu
empfangen, dass meine Barmherzigkeit unbegrenzt ist «. Vom heiligen
Pfarrer von Ars können wir Priester nicht nur ein unerschöpiches
Vertrauen in das Bußsakrament lernen, das uns drängt, es wieder ins
Zentrum unserer pastoralen Sorge zu setzen, sondern auch die Me-
thode des » Dialogs des Heils «, der sich darin vollziehen muss. Der
Pfarrer von Ars hatte gegenüber den verschiedenen Büßern eine je-
weils unterschiedliche Verhaltensweise «.66 In diesem Zusammenhang
ist die Erklärung zu verstehen, die er einem Mitbruder im Priesteramt
gab: » Ich verrate Euch mein Rezept: Ich gebe den Sündern eine kleine
Buße auf, und den Rest tue ich an ihrer Stelle «.67
Ständige Weiterbildung der Priester für die Begleitung in verschiedenen Lebenssi-
tuationen
58. Vom heiligen Pfarrer von Ars können wir lernen, die unter-
schiedlichen Pönitenten zu erkennen und jeden, seiner jeweiligen Ver-
fassung entsprechend zu orientieren. Die Eifrigeren spornte er zur
Heiligkeit an, alle aber forderte er auf, sich dem » Strom der göttlichen
Barmherzigkeit « zu überlassen und gab ihnen Motivation und Hoff-
nung, den Weg der Besserung einzuschlagen: » Der liebe Gott weiss
alles. Noch bevor ihr sündigt, weiss er schon, dass ihr wieder sündigen
werdet, und trotzdem vergibt er euch. Wie groß ist die Liebe unseres
Gottes, der so weit geht, freiwillig die Zukunft zu vergessen, nur damit er uns
vergeben kann! «.68
ments (31. Juli 2001): Notitiae 37 (2001) 259-260 (EV 20 [2001] n. 1504); sowie JO-
HANNES PAUL II., Apostolisches Schreiben Misericordia Dei als » motu proprio « erlas-
sen, 2: l.c., 455.
66 BENEDIKT XVI., Schreiben zum Beginn des Priesterjahres anlässlich des 150. Jahresta-
ges des » dies natalis « von Johannes Maria Vianney.
67 Vgl. ebd.
68 Ebd.
30

4 Pages 31-40

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4.1 Page 31

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Diese Anstrengung aus seelsorglicher Liebe » war für ihn ohne
Zweifel die härteste seiner aszetischen Übungen, ein „ Martyrium ” «.
Daher » schenkte ihm der Herr die Gnade, reumütige große Sünder zu
versöhnen und auch Seelen, die danach verlangten, zur Vollkommenheit
zu führen «.69
59. Der Beichtvater ist Hirte, Vater, Lehrer, Richter in geistlichen
Dingen und auch Arzt, der diagnostiziert und Wege zur Heilung auf-
zeigt. » Der Priester soll beim Beichthören dessen eingedenk sein, dass
er in gleicher Weise die Stelle eines Richters wie die eines Arztes ein-
nimmt und von Gott zugleich zum Diener der göttlichen Gerechtigkeit
wie auch Barmherzigkeit bestellt ist, der der Ehre Gottes und dem Heil
der Seelen dient «.70
60. Maria ist die Mutter der Barmherzigkeit, weil sie Mutter Chri-
sti ist, der uns seinerseits als Priester das Erbarmen Gottes geoffen-
bart hat. » Maria hat auch auf besondere und außerordentliche Weise
– wie sonst niemand – das Erbarmen Gottes erfahren… Maria also
kennt am tiefsten das Geheimnis des göttlichen Erbarmens «, wes-
wegen sie die Möglichkeit hat, » alle Menschen zu erreichen, welche
die erbarmende Liebe leichter von seiten einer Mutter annehmen «.71
Die marianische Spiritualität des Priesters lässt in seinem Handeln das
mütterliche Herz Mariens durchscheinen, das ein Abbild der göttli-
chen Barmherzigkeit ist.
Neue Situationen, neue Gnaden, neuer priesterlicher Eifer
61. Man muss zugeben, dass es heute schwierig ist, den Beicht-
dienst auszuüben, da das Sündenbewusstsein zurückgegangen ist, eine
gewisse Abneigung gegen dieses Sakrament besteht, keine Notwendig-
keit zum Sündenbekenntnis gesehen wird, wenn keine schwere Sünde
vorliegt und der Priester aufgrund seiner vielfältigen Belastungen er-
schöpft sein kann. Das Sakrament der Versöhnung ist jedoch immer
eine geistliche Erneuerung, die den Beichtenden verwandelt, ihn zu
69 JOHANNES PAUL II., Schreiben an die Priester zum Gründonnerstag 1986, 7: l.c.,
695.
70 CIC, can. 978 § 1; CCEO, can. 732 § 2.
71 JOHANNES PAUL II., Enzyklika Dives in Misericordia, 9; l.c., 1208.
31

4.2 Page 32

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einem neuen Menschen macht und seine Freundschaft mit Christus
vertieft. So wird es auch für den Diener des Guten Hirten zu einer
Quelle der Freude.
62. Wenn der Priester diesen Dienst tut, erlebt er sich von neuem
als Werkzeug eines wunderbaren Gnadenwirkens. Im Licht des Glau-
bens kann er das lebendige Wirken der erbarmenden Liebe Gottes
erfahren. Die Gesten und Worte des Priesters lassen ein echtes Gna-
denwunder geschehen. Die Kirche besitzt zwar auch andere Mittel,
die das Erbarmen Gottes zuwenden (nicht zuletzt die Eucharistie, den
größten Liebeserweis Gottes), » in der Feier des Bußsakraments er-
reicht das Erbarmen Gottes den Menschen jedoch auf sichtbare Wei-
se «.72 Dieses Sakrament ist ein privilegiertes Mittel, um dazu einzula-
den, sich einerseits zu versöhnen und andererseits mit Großzügigkeit
die Gleichgestaltung mit Christus anzustreben. Der Gläubige wie der
Priester bedarf dieser Hilfe, um auf dem Weg der Nachfolge großzügig
zu bleiben.
63. Um diese Ermutigung geben zu können, muss der Priester
mit besonderer Aufmerksamkeit auf seine geistliche Bildung achten:
» Es ist daher notwendig, dass er gutes geistliches und seelsorgerli-
ches Einfühlungsvermögen mit einer fundierten theologischen, mo-
ralischen und pädagogischen Ausbildung vereint, die ihn fähig macht,
das von der Person Erlebte zu verstehen. Darüber hinaus ist es für ihn
auch sehr von Nutzen, das soziale, kulturelle und beruiche Umfeld
derer, die zur Beichte kommen, zu kennen, um angemessene geistliche
und praktische Ratschläge und Richtlinien geben zu können... Es ist
daher nötig, die menschliche Weisheit und die theologische Ausbil-
dung mit einer tiefen Spiritualität zu vereinen, die genährt wird von
der Begegnung im Gebet mit Christus, dem Meister und Erlöser «.73
72 Vgl. JOHANNES PAUL II., Predigt während der hl. Messe für die Gläubigen der Diözese
Maribor, 19. Mai 1996.
73 BENEDIKT XVI., Ansprache an die Pönitentiare, 19. Februar 2007; siehe auch
Ansprache vom 7. März 2008. Die Ansprachen von Johannes Paul II. und Bene-
dikt XVI. an die Pönitentiare sind eine reichhaltige Katechese über die Feier des
Bußsakraments. Die Priester werden darin aufgefordert, selbst dieses Sakrament zu
empfangen und den Gläubigen zu helfen, sich dieser Erfahrung der Vergebung und
32

4.3 Page 33

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Hierin erweist sich die ständige Fortbildung als sehr nützlich, bei-
spielsweise wenn, wie im Falle der Apostolischen Pönitentiarie, bei
Bildungsveranstaltungen für den Klerus themenspezische Kurse an-
geboten werden.
Heiligung zu öffnen. Neben den bereits zitierten Dokumenten empehlt sich die
ausführliche Lektüre von: RITUALE ROMANUM – Ordo Paenitentiae (2. Dezember 1973);
JOHANNES PAUL II., Enzyklika Dives in Misericordia (30. November 1980); Apostolisches
Schreiben im Anschluss an die Bischofssynode Reconciliatio et Paenitentia (2. Dezember
1984); Apost. Schreiben Misericordia Dei als » motu proprio « erlassen, über einige As-
pekte der Feier des Sakramentes der Buße (7. April 2002); PENITENZIERIA APOSTOLICA,
Il sacramento della penitenza nei Messaggi di Giovanni Paolo II alla Penitenzieria Apostolica – anni
1981, 1989-2000 – (13. Juni 2000); PÄPSTLICHER RAT FÜR DIE FAMILIE, Vademecum für
Beichtväter in einigen Fragen der Ehemoral (1997). In den Fußnoten nden sich auch Zi-
tate von Papst Benedikt XVI. aus seiner Ansprache an die Pönitentiare. Siehe auch:
Codex des Kanonischen Rechtes, Buch IV, Teil I, Titel IV; Katechismus der Katholischen Kirche,
Zweiter Teil, Artikel 4.
33

4.4 Page 34

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II.
DER DIENST DER GEISTLICHEN LEITUNG
1. Ihre heutige Bedeutung, ein Moment der Gnade
Geschichtliche Entwicklung und heutiger Stand
64. Die geistliche Leitung, Führung, Beratung oder Begleitung,
wie sie genannt wird, ist eine Praxis, die seit den ersten Jahrhunder-
ten in der Kirche gepegt wurde und auch heute weiterhin gepegt
wird. Sie hat über die Jahrtausende viele Früchte hervorgebracht, un-
ter anderem Heiligkeit und Bereitschaft zum Einsatz in der Evangeli-
sierung.
Das Lehramt, die Kirchenväter, geistliche Autoren und kirchli-
che Vorschriften heben die Bedeutung dieser Beratung oder Leitung
hervor, insbesondere während des geistlichen Ausbildungswegs und
zu bestimmten Zeitpunkten im christlichen Leben. Es gibt Momente,
in denen eine besondere Unterscheidung der Geister und eine nahe
Begleitung erforderlich sind. Dies gehört zur Gesetzmäßigkeit des
christlichen Lebens. » Es gilt, die großartige Tradition der persönlichen
geistlichen Begleitung wiederzuentdecken, die im Leben der Kirche stets
so viele und kostbare Früchte getragen hat «.74
65. Der Herr stand seinen Jüngern stets nahe. Die geistliche Lei-
tung, Begleitung oder Beratung wurde im Lauf der Jahrhunderte zu-
nächst vor allem in den Klöstern (des Westens und Ostens), seit dem
Mittelalter aber auch in den nach verschiedenen geistlichen Ausrich-
tungen orientierten Schulen gepegt. Seit dem 16. und 17. Jahrhundert
ist eine stärkere Verbreitung dieser Praxis im Christentum festzustellen.
Das zeigt sich in den Schriften von Theresa von Avila, Johannes vom
Kreuz, Ignatius von Loyola, Johannes von Ávila, Franz von Sales, Al-
fons Maria Ligouri, Pierre de Bérulle, usw.. Obwohl vor allem Mönche
und Priester den Dienst der geistlichen Leitung ausübten, gab es je-
74 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis, 40:
l.c., 723.
34

4.5 Page 35

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doch auch stets Gläubige (Ordensleute und Laien) – beispielsweise die
heilige Katharina von Siena –, die diese Aufgabe übernahmen. Der
ensprechend angesammelte Erfahrungsschatz ist in die kirchliche Ge-
setzgebung eingeossen und wurde insbesondere auf die Ausbildung
von Priestern und Ordensleuten angewendet. So gibt es auch gut aus-
gebildete Laiengläubige (Männer und Frauen), die auf dem Weg zur
Heiligkeit auf diese Weise den Menschen beratend zur Seite stehen.
Ausbildung der Priester für diese Begleitung
66. Die geistliche Leitung stellt für alle Gläubigen, ganz gleich
welchen Personenstands, eine Hilfe auf dem Weg zur Heiligung dar.
Einerseits suchen die Gläubigen heute nach geistlicher Orientierung,
andererseits benötigen die Priester eine bessere Ausbildung, um auf
umsichtige Weise geistlich beraten, Unterscheidungen treffen und be-
gleiten zu können. Wo die geistliche Leitung praktiziert wird, führt
sie erkennbar zu persönlicher und gemeinschaftlicher Erneuerung, sie
schenkt Berufungen, einen missionarischen Geist und Freude, die der
Hoffnung entspringt.
67. Es zeigt sich immer deutlicher, dass die spirituelle Theologie
oder Theologie des geistlichen Lebens als Lehrinhalt und als prakti-
sche Erfahrung für die Priesterausbildung notwendig ist und Priorität
besitzt. In Wirklichkeit sind die geistliche Beratung und Begleitung ein
fester Bestandteil des Dienstes der Verkündigung und der Versöhnung.
Der Priester ist nämlich dazu berufen, die Menschen auf dem Weg der
Gleichgestaltung mit Christus zu führen, wozu auch der Prozess der
Vertiefung des kontemplativen Lebens gehört. Die geistliche Leitung
als Unterscheidung der Geister gehört zu seinem Amt: » Sie sollen die
Geister prüfen, ob sie aus Gott sind, und die vielfältigen Charismen der
Laien, schlichte wie bedeutendere, mit Glaubenssinn aufspüren, freudig
anerkennen und mit Sorgfalt hegen «.75
68. Vom ersten Moment an leistet man diese Hilfestellung in
der Erstausbildung im Priesterseminar, denn so » sollen die Alum-
nen durch intensive religiöse Formung und vor allem durch geeignete
75 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 9.
35

4.6 Page 36

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geistliche Führung dazu angeleitet werden, Christus dem Erlöser mit
großherzigem Sinn und reinem Herzen nachzufolgen «.76
69. Es geht dabei nicht nur um Beratung in Fragen, die die Lehre
betreffen, sondern um die lebendige und persönliche Beziehung zu
Christus, um eine Beziehung, die auf die eigene Gleichgestaltung mit
ihm ausgerichtet ist und immer Teilhabe am Leben der Dreieinigkeit
bedeutet: » Die geistliche Formung soll mit der wissenschaftlichen und
pastoralen Ausbildung eng verbunden sein. Unter Anleitung vor al-
lem des Spirituals sollen die Alumnen lernen, in inniger und steter
Gemeinschaft mit dem Vater durch seinen Sohn Jesus Christus im
Heiligen Geist zu leben «.77
Geistliche Leitung und Priesteramt
70. Die priesterlichen munera werden in Bezug auf das geistliche
Leben der Gläubigen beschrieben: » Ihr seid die Diener der Eucharistie,
die Spender der göttlichen Barmherzigkeit im Sakrament der Buße, die
Tröster der betrübten Seelen, die Führer aller Gläubigen in den Stürmen
und Nöten des Lebens «.78
Bei der geistlichen Begleitung oder Leitung ist stets sehr viel
Wert auf die Unterscheidung der Geister gelegt worden, um auf die-
se Weise die Heiligung, die apostolische Sendung und die kirchliche
Gemeinschaft zu fördern. Das Wirken des Heiligen Geist regt dazu
an, entsprechend dem Beispiel Christi in der Wahrheit und im Guten
zu leben. Man muss um sein Licht und seine Kraft bitten, um seine
Weisung erkennen und befolgen zu können.
71. Man kann sagen, dass dieses Augenmerk, das man auf das
geistliche Leben der Gläubigen legt, indem man sie auf dem Weg der
Kontemplation und der Heiligkeit führt und ihnen bei der Klärung
der Berufungsfrage hilft, in der Seelsorge eine Priorität darstellt: » Aus
dieser Sicht wird die Sorge um die Berufungen zum Priestertum auch
in einem entschlossenen und überzeugenden Angebot geistlicher Füh-
76 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Optatam totius, 3.
77 Ebd., 8.
78 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis, 4:
l.c., 663.
36

4.7 Page 37

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rung Ausdruck nden können… Die Priester ihrerseits sollen als erste
Zeit und Kraft auf diese Arbeit der Erziehung und der persönlichen
geistlichen Hilfe verwenden: Sie sollen nie bedauern, viele andere,
selbst schöne und nützliche Dinge vernachlässigt oder hintangestellt
zu haben, wenn sich das nicht vermeiden ließ, um ihrem Dienst als
Mitarbeiter des Geistes bei der Erleuchtung und Führung der Berufe-
nen treu zu bleiben «.79
72. Diese beratende und begleitende geistliche Unterstützung
gehört zur Jugendpastoral, insbesondere dort, wo nach der eigenen,
speziellen Berufung innerhalb der allgemein christlichen gesucht wird:
» Mit den Worten des nachmaligen Papstes Paul VI. „ hat die geistliche
Begleitung eine sehr schöne Funktion, und man kann sagen, eine uner-
lässliche für die moralische und geistliche Erziehung der Jugend, die die
Berufung ihres eigenen Lebens, wie immer sie auch sei, mit absoluter
Redlichkeit deuten und befolgen will; sie behält ihre positive Bedeutung
in jedem Lebensalter, wenn im Licht und in der Liebe eines frommen
und klugen Rates die Bewahrheitung der eigenen Aufrichtigkeit und die
Bestärkung zur großmütigen Erfüllung der eigenen Pichten gefragt ist.
Sie ist ein feines pädagogisches Mittel, aber von größtem Wert; sie ist
eine pädagogische und psychologische Kunst, von ernster Verantwor-
tung für den, der sie ausübt; sie ist geistliche Übung der Demut und des
Vertrauens für den, der sie erhält ” «.80
73. Geistliche Leitung und Sakrament der Versöhnung stehen in
der Regel in wechselseitigem Bezug zueinander, zumindest in dem Sin-
ne, dass es möglich ist, dass Gläubige den Wunsch äußern, auf dem Weg
der Heiligkeit und speziell auf dem Weg ihrer persönlichen Berufung
begleitet zu werden: » Parallel zum Sakrament der Versöhnung wird es
der Priester auch am Dienst der Seelenführung nicht fehlen lassen. Die
Wiederentdeckung und Verbreitung dieser Praxis, auch zu anderen als
zu den für die Beichte vorgesehenen Zeiten, ist eine große Wohltat
für die Kirche in der gegenwärtigen Zeit. Die großzügige und aktive
Einstellung der Priester, die sie praktizieren, ist auch eine wichtige Ge-
79 Ebd., 40: l.c., 724-725.
80 Ebd., 81: l.c., 799-800.
37

4.8 Page 38

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legenheit, Berufungen zum Priester- und Ordensleben auszumachen
und zu unterstützen «.81
Geistliche Leitung für Priester
74. Der Geistliche selbst ist ebenfalls auf geistliche Begleitung,
bei der es immer um die persönliche Beziehung zu Christus geht, an-
gewiesen: » Zur treuen Erfüllung ihres Dienstes soll ihnen die tägliche
Zwiesprache mit Christus dem Herrn in Besuchung und persönlicher
Andacht der Heiligsten Eucharistie Herzenssache sein. Gern sollen
sie sich für Tage geistlicher Zurückgezogenheit frei machen und die
geistliche Führung hochschätzen «.82
75. Das Dienstamt macht es erforderlich, dass Priester selbst
geistlich begleitet werden. Sie sollen daher die geistliche Begleitung
suchen und ihr treu entsprechen, damit sie andere besser anleiten kön-
nen: » Um zur Verbesserung ihrer Spiritualität beizutragen, ist es not-
wendig, dass die Priester selbst die Seelenführung praktizieren. Indem
sie die Formung ihrer Seele in die Hände eines weisen Mitbruders
legen, werden sie schon von den ersten Schritten im Dienst an ein
Bewusstsein entwickeln für die Wichtigkeit, nicht allein die Wege des
geistlichen Lebens und des pastoralen Einsatzes zu gehen. Beim Ge-
brauch dieses in der Kirche sosehr erprobten und wirksamen Mittels
der geistlichen Formung, werden die Priester volle Freiheit in der Wahl
jener Person haben, die sie führen soll «.83
76. Im Hinblick auf Fragen persönlicher und gemeinschaftlicher
Art sind wir auf den Rat von Mitbrüdern angewiesen, insbesonde-
re derer, die aufgrund der Gnade des ihnen übertragenen Amtes die
Gabe des Rates besitzen, wobei zu bedenken ist, dass » Rat « und » Lei-
tung « in erster Linie dem Heiligen Geist selbst, den man unablässig und
vertrauensvoll in demütigem Gebet anrufen sollte, zustehen.
81 KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Direktorium für Dienst und Leben der
Priester Dives Ecclesiae (31. März 1994), 54: LEV 1994.
82 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 18.
83 KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Direktorium für Dienst und Leben der
Priester Dives Ecclesiae, 54.
38

4.9 Page 39

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2. Grundlagen
Wesen und theologische Grundlagen
77. Das christliche Leben ist ein » Weg « und ein Leben » aus dem
Geist « (Gal 5,25), eine Gesinnungsgleichheit mit Christus, Beziehung zu
ihm, Nachfolge Christi und Gleichgestaltung mit ihm, um Anteil an sei-
ner Gottessohnschaft zu erhalten. » Denn alle, die sich vom Geist Gottes
leiten lassen, sind Söhne Gottes. « (Röm 8,14). Mit Hilfe der geistlichen
Begleitung oder Leitung » erkennen wir den Geist der Wahrheit und
den Geist des Irrtums. « (1 Joh 4,6) und ziehen » den neuen Menschen
an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit
und Heiligkeit. « (Eph 4,24). Die geistliche Begleitung ist vor allem eine
Hilfe zur Orientierung auf dem Weg der Heiligkeit oder Vollkommenheit.
Grundlage dieser geistlichen » Begleitung « oder » Leitung « ist die
Tatsache, dass wir Gemeinschaft der Kirche, mystischer Leib Christi
sind, eine Familie, in der jeder dem anderen mit den Gaben beisteht, die
er erhalten hat. Die Kirche ist ein Ort, an dem » Vermittlung « stattn-
det, was über die verschiedenen Ämter, Berufungen und Charismen
geschieht. Jeder ist auf den anderen angewiesen, auch und insbeson-
dere im Bereich der geistlichen Begleitung. Es geht darum, die Rat-
schläge, die der Heiligen Geist uns durch Mitmenschen gibt, aufzu-
spüren und diese anzunehmen.
In Taufe und Firmung haben wir alle die Gaben des Geistes erhal-
ten und damit auch die hier entsprechend gemeinte Gabe des » Rates «.
Die Erfahrung der Kirche zeigt, dass manche diese Gabe des Rates in
besonders hohem Maß besitzen oder zumindest dazu berufen sind,
den anderen mit dieser Gabe zu dienen. Die geistliche Leitung oder
Begleitung wird auch in einigen Fällen als von der kirchlichen Obrigkeit
oder von der kirchlichen Gemeinschaft übertragenes Amt ausgeübt.
Spezische Aufgabe
78. Der Zweck der geistlichen Begleitung besteht vor allem darin,
behilich zu sein, den Willen Gottes zu erkennen und die entsprechen-
den Zeichen zu deuten. Normalerweise versucht man also, die Er-
leuchtungen und Eingebungen des Heiligen Geistes zu identizieren.
Zu bestimmten Zeiten ist solcher Rat besonders teuer. Bei der Bitte
39

4.10 Page 40

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um Rat oder bei der Erteilung desselben muss das jeweilige » Charis-
ma « des Einzelnen bedacht werden, das sich aus seiner Berufung als
individuelle Person oder als Teil einer Gemeinschaft ergibt.
79. Wenn man versucht, durch den Rat des Nächsten Anhalts-
punkte für den Willen Gottes zu erkennen, kann es unter Umständen
angebracht sein, über Themen wie Moral und Übung der Tugenden
ins Gespräch zu kommen. Wo Vertrauen herrscht, kann auch die zu
klärende Situation zur Sprache kommen. Wo jedoch kein echtes Stre-
ben nach Heiligkeit vorhanden ist, verfehlt man den eigentlichen Sinn
und Zweck der geistlichen Begleitung. Sie soll nämlich zur Entwicklung
von Glauben, Hoffnung und Liebe (durch die wir die Grundsätze,
Werte und Haltungen Jesu annehmen) führen, wobei man sich am Wil-
len Gottes orientieren und unter Berücksichtigung der empfangenen
Charismen erkennen muss, wo dieser zu nden ist. Bei alledem muss
der Gläubige, der Empfänger der Beratung ist, selbst Verantwortung
übernehmen und Initiative zeigen.
80. Die Beratung in Fragen der Moral, das vertrauensvolle Of-
fenlegen der eigenen Probleme und die Anwendung der Mittel zur
eigenen Heiligung müssen feste Bestandteile der Suche nach dem Wil-
len Gottes sein. In der Tat käme ohne den ehrlichen Wunsch, im Sinne
des Lebens der Seligpreisungen und des Liebesgebots nach Heiligkeit
zu streben, der eigentliche Zweck der geistlichen Leitung im christlichen
Leben überhaupt nicht erst zum Tragen.
Ein dynamischer Prozess
81. Es gehört zum Prozess der geistlichen Begleitung, Einkehr zu
halten, sich selbst im Licht des Evangeliums zu prüfen, um dann im
Vertrauen auf Gott zu bauen. Dabei entfaltet sich die persönliche Be-
ziehung zu Christus, durch die man gemeinsam mit ihm lebt und von
ihm Demut, Vertrauen und Selbsthingabe lernt, wie sie seinem neuen
Liebesgebot entsprechen.
Indem man für den Verstand Aufklärunsarbeit leistet, das Ge-
dächtnis auffrischt und erhellt, den Willen stärkt und die Gefühlswelt
so lenkt, dass sie sich großzügig auf ein Leben in Heiligkeit einlässt
und zu all diesem ermutigt, wird man zum Helfer bei der Gewissen-
bildung.
40

5 Pages 41-50

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5.1 Page 41

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82. Der Prozess der geistlichen Begleitung hat seine Stufen, die
einander nicht in strenger Weise abfolgen, sondern sich sozusagen in
konzentrischen Kreisen übereinander entwickeln: Man wird zu jener
tieferen Selbsterkenntnis geführt, die im Vertrauen auf den liebenden
Gott, in der Entschlossenheit zur Selbsthingabe und in einem harmo-
nischen Prozess der Reinigung, Erleuchtung und Einheit mit Gott hei-
misch ist. Durch die Gleichgestaltung mit Christus (in Grundsätzen,
Werten und Gesinnung, welche Glaube, Hoffnung, Liebe erkennbar
werden lassen...) und dadurch, dass man sich dem Wirken des Heiligen
Geistes treu und großherzig übergibt, entsteht so eine Dynamik, die
mit dem Leben der Dreieinigkeit, an dem wir teilhaben, im Einklang
steht (vgl. Joh 14,23; Eph 2,18).
All das geschieht in einer Reihe von Bereichen (Verhältnis zu Gott,
Arbeit, soziale Beziehungen, integre Lebensweise), in denen man sich
beraten und begleiten lässt, um den Willen Gottes kennen zu lernen: im
Gebetsleben und in der Kontemplation, bei der Klärung der Berufung
und der Treue zu ihr, im engagierten Einsatz auf dem Weg der Heili-
gung, im harmonischen Leben der brüderlichen Gemeinschaft in der
Kirche und in der Bereitschaft zum Apostolat.
Begleitung und Beratung münden schließlich in Vorschläge zu
konkreten Maßnahmen. Bei alledem darf man jedoch nicht vergessen,
dass der eigentliche Berater der Heilige Geist ist und dass derjenige,
der die Beratung in Anspruch nimmt, die volle Eigenverantwortung
und seine Fähigkeit zur Initiative bewahrt.
83. Es sollte eine Anleitung zum Gebetsleben geben (persönlich,
gemeinschaftlich, liturgisch), wobei insbesondere auf eine kindliche
Gesinnung von Demut, Vertrauen und Liebe, wie sie im » Vater unser «
zum Ausdruck kommt, Wert zu legen ist. Um dies zu erreichen, kön-
nen die Schriften der Heiligen und der geistlichen Autoren hilfreich
sein. Der heilige Pfarrer von Ars erklärte es folgendermaßen: » Wir
öffnen ihm unsere Herzen und erfreuen uns seiner Gegenwart «; sei-
nen Angaben gemäß beschrieb es ein Bauer von Ars auf diese Weise:
» Ich schaue Ihn an, und Er schaut mich an. « Jesus schenkt uns seine
Gegenwart und in der Annahme dieses Geschenks lernt man, aus dem
eigenen Leben, wie Theresa von Avila es nannte, » ein Zusammensein
mit demjenigen, dessen Liebe wir uns sicher sind «, zu machen. Es ist
41

5.2 Page 42

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diese Stille der Anbetung, der Betrachtung und der Hingabe – für The-
rese von Lisieux » ein Schwung des Herzens, ein einfacher Blick zum
Himmel empor «, zuweilen auch eine Rede, wie sie Jesus in Getsemani
auf den Lippen führte.
Geistliche Leitung für alle kirchlichen Berufe
84. Ausgehend von Jesu Forderung, » Ihr sollt also vollkommen
sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. « (Mt 5,48) lädt der Prie-
ster alle Gläubigen dazu ein, sich » mit der Gnade Christi auf den Weg
der Fülle des Lebens der Kinder Gottes «84 zu begeben und » eine ge-
lebte Kenntnis von Christus «85 zu erlangen. Ohne dieses » geistliche «
Leben, genauer gesagt, das Leben des Heiligen Geistes, das dazu be-
wegt, » den Armen eine gute Nachricht [zu bringen] « (Lk 4,18), wären
die Anforderungen, die ein christliches Leben (als Laie, Ordenschrist
oder Priester) an uns stellt, schwer nachvollziehbar.
85. Bei der Beratung von Menschen auf dem Weg ihrer kirchli-
chen Berufung ist vor allem auf die Beweggründe und die rechte Mei-
nung zu achten, darauf, dass die Entscheidung in Freiheit getroffen
wird und dass mit der Ausbildung die Eignung oder die entsprechen-
den Fähigkeiten erzielt werden.
Im geistlichen Leben erfahrene Theologen beschreiben den geist-
lichen Leiter als jemanden, der in bestimmten Fällen und konkreten
Situationen Anleitung gibt, zu einer großzügigen Hingabe motiviert,
hilft, indem er Mittel benennt, die auf die einzelne Person und die je-
weilige Situation und Berufung angepasst sind und der Heiligung die-
nen. Schwierigkeiten stellt man sich in diesem Zusammenhang, indem
man sich vornimmt, Jesus auf authentische Weise nachzufolgen.
86. Man kann entweder eine habituelle bzw. regelmäßige geistli-
che Leitung oder eine zeitweilige Begleitung » ad casum « in Anspruch
nehmen. Anfangs kann diese Begleitung intensiver ausfallen. Häug
kommt es vor, dass Gläubige auf ihrem Berufungsweg die geistliche
Begleitung aus eigenem Antrieb suchen und zwar nach einer Predigt,
84 JOHANNES PAUL II., Enzyklika Veritatis splendor, 115: l.c., 1224.
85 Ebd. 88: l.c., 1204.
42

5.3 Page 43

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nach der Lektüre eines Buches, nach Einkehrtagen, Gebetstreffen oder
einer Beichte. Ebenso kann die aufmerksame Beschäftigung mit lehr-
amtlichen Dokumenten dazu führen, dass jemand mit der Absicht, ein
authentischeres christliches Leben zu führen, geistliche Leitung in An-
spruch nehmen möchte. Dieses geistliche Engagement wirkt sich wie-
derum auf das Engagement im sozialen Umfeld aus: » Die Verfügbarkeit
gegenüber Gott öffnet uns zur Verfügbarkeit gegenüber den Brüdern
und gegenüber einem Leben, das als solidarische und frohe Aufgabe
verstanden wird «.86
3. Praktische Hinweise
Individueller geistlicher Lebensweg
87. Anhand dieser Grundlagen, die zur geistlichen Begleitung ge-
hören, lassen sich mit Blick auf die heutige Zeit im Netz der Gnaden
und gesellschaftlich-kulturellen Gegebenheiten einige praktische Hin-
weise ableiten, die jedoch stets für neue Gnaden und neue Situationen
offen bleiben.
Bei der geistlichen Beratung (Leitung, Begleitung) muss die jeweili-
ge spezische kirchliche Berufung, das jeweilige Charisma oder beson-
dere Gnadengaben berücksichtigt werden. Da jede Person einzigartig
ist, sind die jeweiligen konkreten Lebensumstände zu bedenken: Fa-
milie, Arbeit, usw.. Sofern es sich um eine spezielle Berufung und ein
spezielles Charisma handelt, ist es angebracht, die hierbei auftretenden
verschiedenen Phasen zu beachten.87
Besonderes Augenmerk muss immer auf besondere Fälle und Si-
tuationen gelegt werden, beispielsweise die Änderung des kirchlichen
Personenstands, den Wunsch nach größerer Vollkommenheit, die Nei-
gung zu Skrupeln sowie auf außerordentliche Phänomene.
86 BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in Veritate, 78.
87 Der Codex des Kanonischen Rechtes geht auf die geistliche Leitung im Priesterse-
minar (Can. 239; CCEO, cann. 337-339), in den Gemeinschaften (Can. 630; CCEO,
cann. 473-475; 538 § 3-539) und in den Säkularinstituten (Can. 719) ein. Weitere Do-
kumente über geistliche Leitung für Priester, Ordensleute, Seminaristen und Novizen
werden in der Fußnote zu Abschnitt Nr. 134 genannt.
43

5.4 Page 44

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88. Es bietet sich an, den Weg der geistlichen Begleitung damit zu
beginnen, Rückschau auf das eigene Leben zu halten. Von großer Hil-
fe kann es sein, Vorsätze oder einen Lebensentwurf zu formulieren,
die das Verhältnis zu Gott berücksichtigen (persönliches und liturgi-
sches Gebet), die Beziehungen zu den anderen, die Familie, die Ar-
beit, Freundschaften, konkrete Tugenden, die eigenen Pichten, das
Apostolat und die Mittel für ein geistliches Leben. Im Lebensentwurf
können die Hoffnungen, Schwierigkeiten oder der Wunsch, sich Gott
großzügiger hinzugeben zur Sprache kommen. Es ist sehr sinnvoll, die
Mittel genau zu benennen, die man im Bereich des Gebetslebens, der
Heiligkeit (der Tugenden), der Pichten aufgrund des eigenen Perso-
nenstands, der Askese oder der » kleinen Mühen des Alltags «,88 usw.
einsetzen will.
89. Es gibt eine Anfangsphase, während der man sich häug darum
bemüht, eine Glaubenshaltung zu pegen, Ausdauer in den Tugenden,
eine Haltung des Gebets sowie die Treue zum Willen Gottes, während
der man Erfahrung im Apostolat sammelt, den Charakter bildet (Ge-
dächtnis, Verstand, Emotionalität, Wille), innerlich gereinigt wird, sich
Gott öffnet und eine authentische Gesinnung ohne jede Falschheit an-
strebt. Gestützt auf solche Grundlagen lassen sich Trockenheit, Un-
beständigkeit, oberächliche oder kurzfristige Begeisterungsperioden
usw. bewältigen. In dieser Phase kann man » ausreißen und… einpan-
zen « (Jer 1,10), die dominierende Leidenschaft erkennen und in die kor-
rekten Bahnen lenken.
90. Es folgt eine fortgeschrittenere Phase, welche sich auf die innere
Sammlung oder das innere Leben sowie auf eine größere Demut und
Selbstverleugnung ausrichtet. Unter anderem übt man sich oft auch in
den Tugenden und sucht sein Gebet zu verbessern.
Auf diese Weise gelangt man zu einer höheren Vollkommenheit, in
der ein kontemplativeres Gebet gepegt wird, man » aktiv « und » pas-
siv « die eigenen Schwächen auszumerzen versucht (indem man das
stets unerwartete Wirken der Gnade im Glauben unterstützt) und
88 BENEDIKT XVI., Enzyklika Spe salvi (30. November 2007), 40: AAS 99 (2007),
1018.
44

5.5 Page 45

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lernt, die » dunkle Nacht « (Nacht des Geistes, Nacht des Glaubens) zu
durchdringen. Das Wachstum in der Demut zeigt sich hier in Gesten
der Liebe.
91. Jede einzelne Tugend verdient besondere Beachtung. Um auf
dem Weg treu und großzügig voranzuschreiten, müssen ständig die Er-
leuchtungen, Eingebungen oder Regungen des Heiligen Geistes geprüft
werden. Besondere Gnaden oder geistliche (bzw. psychische) Schwä-
chen müssen auf angemessene Weise geprüft werden, indem man gege-
benenfalls Experten hinzuzieht und große Achtung walten lässt.
Es ist nützlich, einen Lebensentwurf zu erstellen, den man auf ein-
fache Weise aufteilen und gliedern kann, und zwar in Prinzipien, Ziele
und Mittel. So hält man z.B. fest, wohin man unterwegs ist, wo man sich
bendet, wo man ankommen muss, auf welche Schwierigkeiten man
stoßen kann und welcher Mittel man sich bedienen muss.
92. Direkten Einuss auf das geistliche Leben hat das eucharisti-
sche Opfer, » Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens «,
89 das jene Lebenseinheit, deren die Priester 90 und die Laiengläubigen
bedürfen,91 heranzubilden vermag. Unter den konkreten Hilfsmitteln
für das geistliche Leben sind aufgrund von praktischen Gesichtspunk-
ten neben Hauptquellen wie der Eucharistie, dem Wort Gottes und dem
Gebet, die geistliche Lesung, die Gewissenserforschung (themenspezi-
sche und allgemeine), Einkehrtage, die lectio divina oder die Meditation
nach verschiedenen Methoden sowie der eifrige Empfang des Versöh-
nungssakraments von Bedeutung. Die geistliche Lesung von Heiligen-
leben und sonstigen Autoren, die über das geistliche Leben schreiben,
bietet auf diesem Weg Anleitung, indem sie das Selbstbewusstsein, das
kindliche Vertrauen und die großherzige Hingabe schult.
93. Es ist nicht ungewöhnlich, dass man auf seinem Weg als
Christ einige Wachstumskrisen von unterschiedlicher Stärke durchma-
89 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gen-
tium, 11.
90 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 14.
91 Vgl. JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Christideles laici (30. De-
zember 1988), 59: AAS 81 (1989), 509.
45

5.6 Page 46

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chen muss. Die » dunkle Nacht « des Glaubens kann zu verschiedenen
Zeitpunkten hereinbrechen, vor allem aber dann, wenn der Mensch
Gott immer näher kommt. Das kann so weit gehen, dass man eine Art
» Schweigen « oder » Abwesenheit « Gottes erfährt, was in Wahrheit be-
deutet, dass sich Gott selbst auf tiefere Weise mitteilt und anwesend
ist. Dann wird die geistliche Begleitung nötiger denn je – sofern man
die Anweisungen befolgt, die uns die großen Heiligen und Meister des
geistigen Lebens hinterlassen haben.
Im Apostolat stößt man auf Zeiten der Trockenheit, gewis-
se Pläne scheitern, Missverständnisse entstehen, Verleumdungen, ja
Verfolgungen kommen auf, die aufgrund von Irrtümern auch von
wohlmeinenden Menschen ausgehen können (die » Verfolgung sei-
tens Wohlmeinender «). Die geistliche Beratung soll dabei helfen, das
fruchtbare Geheimnis des Kreuzes als besonderes Geschenk Christi,
des wahren Freundes, zu leben.
94. Das christliche Leben konfrontiert uns mit besonderen Si-
tuationen. Manchmal handelt es sich um Lichter und Eingebungen
des Geistes oder um den Wunsch nach einer größeren Hingabe bzw.
Einsatz im Apostolat. Doch gibt es auch Augenblicke, in denen trü-
gerische Illusionen, die ihren Ursprung in der Eigenliebe und in der
Phantasie haben, uns gefangen halten. Es fehlt nicht an Momenten, in
denen Entmutigung, Misstrauen, Mittelmäßigkeit, Nachlässigkeit und
Lauhheit, übertriebenes Suchen nach Wertschätzung, falsche Demut
usw. uns befallen können.
95. Wann immer sich außerordentliche Sachverhalte oder Phä-
nomene ergeben, muss man sich bei Autoren, die über das geistliche
Leben schreiben, oder bei Mystikern der Kirchengeschichte kundig
machen. Es muss beachtet werden, dass diese Phänomene rein natür-
lichen Ursprungs sein können. Sie können aber auch eine Gnade zur
Ursache haben, wobei es möglich ist, dass sie sich auf unvollkomme-
ne Weise verwirklichen, da psychologische und kulturelle Faktoren,
aber auch Faktoren wie Bildung und das soziale Umfeld zum Tragen
kommen. Bei der Klärung solcher Phänomene hat sich die Kirche be-
stimmter Kriterien bedient, um deren Authentizität festzustellen. So
werden die Lehrinhalte (anhand der Heiligen Schrift, der Tradition und
des Lehramtes), die Ehrbarkeit der betreffenden Menschen (vor allem
46

5.7 Page 47

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Ehrlichkeit, Demut, Nächstenliebe sowie geistiges Wohlbenden) und
das Vorhandensein bleibender Früchte der Heiligkeit geprüft.
96. Im geistlichen Leben treten auch Krankheiten und psycho-
logische Schwächen auf. Bisweilen sind sie vornehmlich geistlichen
Ursprungs, wie dies zum Beipiel auf die Lauhheit (gewohnheitsmäßi-
ges Zulassen lässlicher Sünden und Unvollkommenheiten, ohne dass
der Wunsch besteht, diese zu korrigieren) und die Mittelmäßigkeit
zutrifft (Oberächlichkeit, Erschöpfung aufgrund von Überlastung,
vernachlässigtes inneres Leben). Diese Schwächen können auch von
Temperament her beinusst sein: Drang zum Perfektionismus, ver-
kehrte Gottesfurcht, unbegründete Skrupel, übermäßige Strenge,
Laxheit, usw.
97. Bei Schwächen und Neurosen, die eher geistig bedingt sind
(wie z.B. die Hysterie), müssen Experten (im geistlichen Leben und
im Bereich der Psychologie) hinzugezogen werden. Für gewöhnlich
erkennt man solche Krankheiten an der übertriebenen Suche nach
Aufmerksamkeit oder an einer tiefen Unzufriedenheit mit sich selbst
(» hysterein «), die dazu veranlasst, bei allen Interesse und Mitleid zu
wecken, wobei oft eine euphorische Atmosphäre erzeugt wird, die
selbst den geistlichen Leiter ansteckt (indem er glaubt, er müsse ein
Opfer oder einen Menschen mit besonderen Gaben in Schutz neh-
men). Solche Erscheinungen haben nichts mit wahrer Kontemplation
oder christlicher Mystik zu tun, die trotz persönlicher Schwächen nicht
danach trachtet, die Aufmerksamkeit des Nächsten auf sich zu zie-
hen, sondern sich in Demut, im Vertrauen, in Selbstvergessenheit und
in einem Dienst am Nächsten zum Ausdruck bringt, der dem Willen
Gottes entspricht.
Geistliche Leitung und die Unterscheidung der Geister
98. Anhand einer mit lebendigem Glauben gelebten geistlichen
Begleitung oder Beratung ist es leichter, im Leben eines jeden Men-
schen das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen, der stets zum Gebet,
zur Demut, zum Opfer zu einem gewöhnlichen Leben, wie dem in
Nazareth, zum Dienst und zur Hoffnung hinführt, was ganz mit dem
Vorbild übereinstimmt, das der heilige Lukas uns im Leben Jesu gibt,
das immer unter dem Einuss des Heiligen Geistes steht: er geht in
47

5.8 Page 48

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die » Wüste « (Lk 4,1), zu den » Armen « (Lk 4,18), im Geiste auf die
österliche » Freude « zu (Lk 10,21).
99. Das Wirken des bösen Geistes wird begleitet von Stolz, Selbst-
genügsamkeit, Traurigkeit, Entmutigung, Neid, Verwirrung, Hass,
Falschheit, Missachtung des Nächsten, egoistischer Vorteilssuche.
Ohne geistliche Beratung und Begleitung ist es sehr schwierig, Trenn-
linien zu ziehen, vor allem wenn Faktoren wie das Temperament, die
Kultur und natürliche Gaben hinzukommen. Die Bereiche oder The-
mengebiete, in denen man eine Unterscheidung der Geister treffen
muss, beziehen sich hauptsächlich auf den Weg der Berufung (in den
alltäglichen Lebensumständen), auf den Weg der Betrachtung, der
Vollkommenheit, des Gemeinschaftslebens und der Sendung. Biswei-
len ergeben sich persönliche oder gemeinschaftliche Situationen, die
eine besondere Prüfung erforderlich machen, wie zum Beispiel bei
Personenstandswechsel, bei neuen Lichtern und Eingebungen, bei
strukturellen Veränderungen, beim Auftreten einiger Schwächen, au-
ßerordentlicher Phänomene, usw.
100. Da der Geist » weht, wo er will « (Joh 3,8), kann man keine
rigiden Normen oder Unterscheidungsregeln formulieren; die Heili-
gen und die Schriftsteller des geistlichen Lebens beziehen sich aber
auf gewisse Konstanten oder Zeichen, die das Wirken des Geistes der
Liebe, der jenseits der menschlichen Logik handelt, begleiten.
Wenn im Herzen nicht Frieden herrscht, kann man einen Sach-
verhalt aus geistlicher Sicht nicht gut beurteilen. Dieser Friede, der
eine Gabe des Heiligen Geistes ist, stellt sich ein, sofern man nicht die
eigenen Interessen verfolgt oder über andere triumphieren möchte,
sondern danach strebt, Gott und den Brüdern auf die beste Art und
Weise zu dienen. Daher verwirklicht sich die geistliche Beratung (im
Rahmen der Unterscheidung der Geister) in einem Klima, das die in-
nere Freiheit garantiert. Sie soll weder von persönlichen Neigungen
noch von dem, was momentan Mode ist, beeinusst werden.
Um gut unterscheiden zu können, braucht man: Gebet, Demut,
Abstand von den eigenen Neigungen, eine Haltung des Hörens,
Kenntnis des Lebens und der Lehre der Heiligen sowie der Maß-
stäbe der Kirche, Bereitschaft zum Umdenken, ein freies Herz und
schließlich muss man aufmerksam die eigenen inneren Neigungen er-
48

5.9 Page 49

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forschen. Auf diese Art und Weise kann man ein gesundes Gewissen
heranbilden, also » Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und un-
geheucheltem Glauben « (1Tim 1,5).
Eigenschaften des geistlichen Begleiters
101. Im Allgemeinen erwartet man von einem geistlichen Beglei-
ter eine große Aufnahmebereitschaft und die Fähigkeit zum Zuhören,
was zu verbinden ist mit einer Bereitschaft, verantwortlich vorzugehen
und sich verfügbar zu halten, einen sowohl väterlichen als auch brü-
derlichen Ton zu üben und eine respektvolle Freundschaft einzuge-
hen, wobei der eigene Dienst in Demut als Beratung angeboten wird
und Haltungen wie Autoritarismus, Paternalismus und das Kreisen um
die eigene Person vermieden werden, ganz zu schweigen von emotio-
nalen Abhängigkeitsverhältnissen, Hast und Zeitvergeudung mit dritt-
rangigen Problemen. Alles sollte mit der gebührenden Diskretion und
Klugheit geschehen, was sich auch darin zeigt, dass man es versteht,
bei Bedarf mit der erforderlichen Diskretion andere um Rat zu bitten.
Diese Eigenschaften runden die Gabe des Rates ab. Eine gewisse Pri-
se gesunden Humors darf auch nicht fehlen, denn, sofern er echt ist,
hilft er stets, die Achtung vor der Person zu wahren und trägt dazu bei,
viele künstliche Probleme auf ihr wahres Maß zu reduzieren, kurz, in
größerem Frieden zu leben.
102. Wer die Gabe des Rates ausüben will, muss das geistliche
Leben kennen oder hierüber ein Studium abgelegt haben (Theorie und
Praxis); er muss darin erfahren sein, Verantwortungssinn und Klugheit
besitzen. Wenn diese grundlegenden Eigenschaften harmonisch vor-
handen sind, zeigt sich das in der menschlichen Nähe, im Zuhören, im
Optimismus, in der Hoffnung, im Zeugnis, im konsequenten Lebens-
stil, darin, dass man den Wunsch zur Heiligkeit und andere Tugenden,
wie z.B. Stärke, Klarheit, Wahrheit, Verständnis, eine Weite oder einen
Reichtum an Horizonten, Anpassungsfähigkeit, Durchhaltevermögen
unterwegs vermittelt.
Im Allgemeinen übernimmt eine Einzelperson die Aufgabe des
geistlichen Leiters oder Begleiters (auf Wahl, auf Vorschlag, auf An-
weisung hin). Auf diese Weise bleibt die Kontinuität gewahrt. Im Le-
ben verschiedener Heiliger lässt sich eine große Freiheit herauslesen,
49

5.10 Page 50

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die diese beim Ratsuchen bei anderen Menschen und durch den Wech-
sel des geistlichen Leiters ausgeübt haben, was jedoch davon abhing,
ob dies dem geistlichen Leben jeweils zuträglich war. Ein Wechsel des
geistlichen Leiters muss immer möglich und frei durchführbar sein,
sofern gültige Gründe, wie ein vermehrtes Wachsen im geistlichen Le-
ben, hierzu angeführt werden.
103. Der geistliche Leiter muss die Person, der er zur Seite steht,
gut kennen, damit er auf dem Weg der Heiligkeit und in den besonde-
ren Gnadenmomenten mit ihr zusammen die Zeichen zu lesen vermag,
die auf den Willen Gottes hinweisen. Beurteilt werden Wesenszüge,
Eigenschaften und Fehler, die Entwicklung des eigenen geistlichen
Lebens, usw. Die Erziehung wird unter Berücksichtigung der von der
Gnade gesetzten Impulse erteilt. Der geistliche Leiter ist nicht selbst
derjenige, der den Weg zurücklegt, sondern er ist ein Begleiter und
hilft dem Menschen in seiner konkreten Lebenssituation. Dem Hei-
ligen Geist obliegt die Leitung der Seelen, weswegen der geistliche
Leiter dessen Wirken unterstützen muss.
Er bewahrt stets tiefe Achtung vor dem Gewissen der Gläubigen
und führt eine angemessene Beziehung, die eine spontane Offenheit
fördert. Hierbei lässt er stets Achtung und Feingefühl walten. Wer in
der Kirche Jurisdiktionsgewalt ausübt, muss seinerseits stets die Picht
des geistlichen Leiters zur Zurückhaltung und Verschwiegenheit re-
spektieren.
104. Die Autorität des geistlichen Leiters stützt sich nicht auf
eine Jurisdiktionsgewalt, sondern auf den ihm anvertrauten Bera-
tungs- und Orientierungsdienst. Paternalismen sind dabei zu vermei-
den, obwohl die Autorität des Begleiters grundsätzlich treu anerkannt
werden muss, was einer Haltung der kindlichen Fügsamkeit entspricht.
Demut und Vertrauen werden den geistliche Leiter zum Gebet veran-
lassen und verhindern, dass er den Mut verliert, wenn er keine Früchte
zu sehen vermag.
105. Die Institutionen, die sich der Ausbildung von Priestern
widmen, die Institute des geweihten Lebens und verschiedene Initia-
tiven im Apostolat weisen, gerade weil sie eine angemessene Ausbil-
dung gewährleisten möchten, für gewöhnlich auf jene Berater (Leiter,
50

6 Pages 51-60

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6.1 Page 51

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Meister) hin, die als persönliche Leiter zur Auswahl stehen und lassen
dabei großen Spielraum, besonders wenn es sich um Gewissensfragen
und um die Beichte handelt.
Eigenschaften des Empfängers der geistlichen Leitung
106. Vonseiten des Empfängers der geistlichen Leitung muss Of-
fenheit bestehen, Ehrlichkeit, Authentizität und Kohärenz vorliegen;
er muss die Heiligungsmittel anwenden (Liturgie, Sakramente, Gebet,
Opfer, Gewissenserforschung...). Wie regelmäßig die Gespräche statt-
nden müssen, hängt vom Augenblick und von den Umständen ab,
denn hier gibt es keine feste Regel. Während der Erstausbildung ist
eine häugere und ständige Begleitung zu empfehlen. Besser ist es,
wenn die Beratung spontan stattndet und der Empfänger nicht dar-
auf wartet, gerufen zu werden.
107. Die Freiheit, die man bei der Auswahl des Leiters hat, soll
der respektvollen Haltung keinen Abbruch tun. Man soll diese Hilfe
im Geiste des Glaubens empfangen. Wenn man miteinander spricht,
soll man sich äußern, ohne auszuufern. Man kann dies entweder frei
mündlich tun oder indem man etwas abliest, was man vorher auf-
geschrieben hat. So soll man das eigene Gewissen und die Lage, in
der man sich in Bezug auf den für die Leitung bestimmten Lebens-
entwurf bendet, offen legen. Man bittet um Rat in Fragen, welche
Tugenden, Fehler, die Berufung, das Gebet, das Familienleben, das
gemeinschaftliche oder geschwisterliche Zusammenleben, die eigenen
Pichten (besonders Arbeitspichten) und das Apostolat betreffen.
Grundsätzlich sucht man danach, Gott zu gefallen und in der Treue
gegenüber dessen Willen zu wachsen.
108. Das geistliche Leben erweist sich dort als authentisch, wo
man die Ratschläge, die man gesucht und empfangen hat, kohärent
ins tägliche Leben umsetzt. In diesem Zusammenhang sind für eine
korrekte Selbsterkenntnis die persönliche Gewissenserforschung, die
Teilnahme an geistlichen Exerzitien verbunden mit der geistlichen Lei-
tung sehr nützlich.
109. Ein Christ muss stets gänzlich frei und mit voller Verantwor-
tung handeln. Die Aufgabe des geistlichen Begleiters besteht darin, der
51

6.2 Page 52

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ihm anvertrauten Person zu helfen, seine Wahl frei und verantwortlich
zu treffen und über sein Tun so zu entscheiden, wie es in christlicher
Reife vor Gottes Angesicht geschehen muss. Der Empfänger der geist-
lichen Leitung muss den Rat freimütig und verantwortungsbewusst
annehmen und, falls er Fehler begeht, die Verantwortung hierfür nicht
auf den geistlichen Leiter schieben.
Geistliche Leitung für Priester
110. Der priesterliche Dienst und die geistliche Leitung stehen ge-
genseitig in Bezug zueinander und sind aufeinander verwiesen. Doch
muss auch der Priester selbst unter einer solchen Leitung stehen, um
sie anderen, sofern sie darum bitten, besser erteilen zu können.
Wenn der Empfänger der geistlichen Leitung ein Priester ist, muss
dabei beachtet werden, dass jene » Lebenseinheit «, deren Fundament die
pastorale Nächstenliebe ist, den Schlussstein seiner spezischen Spiri-
tualität bildet.92 Dem Konzilstext zufolge, setzen die Priester diese » Le-
benseinheit « mit Schlichtheit in konkrete Lebensvollzüge um, » wenn
sie in der Ausübung ihres Amtes dem Beispiel Christi des Herrn folgen,
dessen Speise es war, den Willen dessen zu tun, der ihn gesandt hatte,
um sein Werk zu vollenden «.93 Es sind dies Gaben und Charismen, die
in enger Abstimmung mit dem eigenen Bischof und in Gemeinschaft
mit dem Presbyterium der Teilkirche gelebt werden sollen.
111. Ein persönliches Projekt, dessen Umsetzung Priester in ihrem
geistlichen Leben verfolgen, könnte außer der täglichen Feier des eu-
charistischen Meßopfers und des Stundengebets, in etwa folgende
Elemente enthalten: Jeden Tag einen gewissen Zeitraum der Betrach-
tung des Wortes Gottes und der geistlichen Lesung widmen, täglich
einen Besuch bei der hl. Eucharistie machen oder Anbetung halten,
sich in regelmäßigen Abständen mit anderen Priestern treffen, um sich
in brüderlicher Weise zur Seite zu stehen (Gebetstreffen, Austausch,
Zusammenarbeit, Predigtvorbereitung, usw.), die Vorgaben des Bi-
schofs gegenüber seinem Presbyterium umsetzen und unterstützen
(Lebensprojekt oder Direktorium, Fortbildung, Priesterseelsorge...),
92 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 14.
93 Ebd.
52

6.3 Page 53

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täglich zu Maria ein Gebet erheben, z.B. den Rosenkranz, bei dem
man um die Treue zu diesen Obliegenheiten bittet, jeden Tag das Ge-
wissen allgemein und themenspezisch erforschen.94
112. Bei der Erteilung der geistlichen Leitung repräsentiert der
Priester, wie beim sakramentalen Versöhnungsdienst, Christus, den
Guten Hirten, – er geht voran, ist Meister, Bruder, Vater, Arzt. Es
handelt sich um einen Dienst, der eng mit dem Verkündigungsdienst,
mit der Leitung der Gemeinschaft und mit dem Lebenszeugnis ver-
bunden ist.
113. Priesterlicher Dienst und geistliche Leitung sind eng mitein-
ander verbunden. » Darum obliegt es den Priestern als Erziehern im
Glauben, selbst oder durch andere dafür zu sorgen, dass jeder Gläu-
bige im Heiligen Geist angeleitet wird zur Entfaltung seiner persönli-
chen Berufung nach den Grundsätzen des Evangeliums, zu aufrichti-
ger und tätiger Liebe und zur Freiheit, zu der Christus uns befreit hat.
Noch so schöne Zeremonien und noch so blühende Vereine nutzen
wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der Menschen zu christli-
cher Reife hingeordnet sind. Um diese zu fördern, sollen die Priester
ihnen helfen, zu erkennen, was in den wichtigen und den alltäglichen
Ereignissen von der Sache her gefordert ist und was Gott von ihnen
will. Sie müssen die Christen auch anleiten, nicht nur sich zu leben,
sondern entsprechend den Forderungen des neuen Liebesgebotes mit
der Gnadengabe, die jeder empfangen hat, einander zu dienen; so sol-
len alle ihre Aufgaben in der Gemeinschaft der Menschen christlich
erfüllen «.95
114. Wer die geistliche Leitung tatsächlich hochschätzt, empehlt
sie nicht nur im eigenen Dienst, sondern praktiziert sie selbst.
Wenn man den Hauptzweck der Leitung nicht aus dem Auge ver-
liert (Klärung, was der Wille Gottes ist, – in allen Aspekten des Weges
der Heiligkeit und des Apostolats), wird man Mittel und Wege nden,
um sie gewohnheitsmäßig anzubieten und zu empfangen.
94 Vgl. KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Direktorium für Dienst und Leben der
Priester Dives Ecclesiae, 31. März 1994.
95 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 6.
53

6.4 Page 54

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115. Der Aufruf, die geistliche Leitung zu praktizieren, müsste
fester Bestandteil aller Pastoralprogramme sein – ihm sollte man ein
wichtiges Kapitel widmen, denn gerade » Seelsorge « sollte zur Heili-
gung führen und auf die Sendung vorbereiten. Die Gläubigen kann
man auf diesem Weg begleiten, indem man sie mithilfe von Predigten
unterweist, Katechese erteilt, die Beichte abnimmt, sie am liturgisch-
sakramentalen Leben, vor allem an der Feier der heiligen Euchari-
stie teilnehmen lässt, indem man Bibel- und Gebetsgruppen fördert.
Schließlich begleitet die Gläubigen das Zeugnis des Geistlichen selbst,
der bei gegebenem Anlass auf angemessene Weise durchaus auch
einmal einen Rat einholt. Einige der oben erwähnten Dienste bieten
auf natürliche Weise die Möglichkeit an, zu einem persönlichen Ge-
spräch, zur Aufforderung, geistliche Lesung zu halten, überzugehen,
oder zum Besuch von Einkehrtagen, die auch persönlichen Charakter
haben, einzuladen.
116. Oft bietet sich die geistliche Leitung in Verbindung mit der
Beichte an, bei der der Priester im Namen Christi handelt und sich als
Vater, Freund, Arzt und geistlicher Begleiter verhält. Er ist Diener der
Vergebung und leitet auf dem Weg der Kontemplation und der Voll-
kommenheit an, wobei er das Lehramt und die geistliche Tradition der
Kirche treu beachtet.
Geistliche Leitung im geweihten Leben
117. Menschen, die sich entsprechend den verschiedenen, in der
Kirche dafür existierenden Lebensformen Gott geweiht haben, stehen
in einer radikal dem Evangelium gemäßen und » apostolisch « gelebten
Nachfolge, wobei in ihrem Fall » durch das Bekenntnis zu den evange-
lischen Räten «96 eine » besondere Weihe « hinzukommt.97
Im geweihten Leben muss sowohl dem spezischen Charisma
(Gründungscharisma) als auch der (bei der Profess abgelegten) be-
sonderen Weihe Beachtung geschenkt werden. Gleiches gilt für die
verschiedenen, in den jeweiligen Konstitutionen, Regeln usw. vorgese-
96 Ebd., 30: l.c., 403.
97 Vgl. JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Vita consecrata (25.
März 1996), 2: AAS 88 (1996), 378.
54

6.5 Page 55

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henen kontemplativen, am Evangelium ausgerichteten, gemeinschaft-
lichen und missionarischen Lebensformen.
118. Auf dem Weg zum geweihten Leben schreitet man etappen-
weise voran. Diese Etappen beinhalten sowohl eine unmittelbare Vor-
bereitung, als auch eine Vorbereitung auf lange Sicht, die stets darauf
abzielen, eine wahre Eignung (Summe von Eigenschaften) zu erzielen,
wobei die Berufung zunehmend an Authentizität gewinnt, was den
Überzeugungen und Motivationen (welche Identitätszweifel zerstreu-
en) sowie den freien Entscheidungen zu verdanken ist, die man aus
dem Evangelium herleitet.
119. Weiterhin gibt es auch konkrete Probleme, die man – sofern
der Ordenschrist der geistlichen Leitung unbeirrbar Aufmerksamkeit
schenkt – nur als » Wachstumskrise « und als Krise im » Reifeprozess «
bezeichnen könnte: die Rede ist von Problemen wie physisch oder
moralisch bedingter Einsamkeit, Misserfolgen (scheinbare, oder wirk-
liche), emotionaler Unreife, der Suche nach gesunden Freundschaften,
nach innerer Freiheit und Treue zum Gehorsam, nach gelassener An-
nahme des Zölibats als Zeichen Christi, des Bräutigams seiner Braut,
der Kirche, usw.
120. Die geistliche Leitung von Menschen, die sich Gott geweiht ha-
ben, verlangt die Erwägung von weiteren Gesichtspunkten, die über
die schon oben erwähnten hinausgehen. Durch die Profess oder den
besonderen Vorsatz » „ Sichtbarkeit ” mitten in der Welt «98 von Chri-
stus, der jungfräulich, arm und gehorsam gelebt hat, sowie » lebendige
Erinnerung an die Lebens – und Handlungsweise Jesu « zu sein,99 er-
halten die Nachfolge im Sinne des Evangeliums, das Gemeinschafts-
leben und die Sendung im Rahmen geschichtlicher Gnadenereignisse
Anstöße, die von einem besonderen Charisma ausgehen.
Die geistliche Leitung derjeniger, die einer Form des gottgeweih-
ten Lebens angehören, setzt einen besonderen Weg der Kontemplation,
der Vollkommenheit, des Gemeinschaftslebens und der Sendung vor-
98 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Vita consecrata (25. März
1996), 1: l.c., 377.
99 Ebd., 22: l.c., 396.
55

6.6 Page 56

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aus, der am sakramentalen Wesen der Kirche teilhat, einer Kirche, die
Geheimnis, Gemeinschaft und Sendung ist. Es muss Hilfestellung gelei-
stet werden, damit die Gabe so, wie sie ist, empfangen und gelebt wird,
denn es handelt sich darum » Christus enger zu folgen... im Streben
nach vollkommener Liebe im Dienst des Gottesreiches «,100 eine Liebe
anzusteuern, die das Merkmal der Ganzheit besitzt, persönlich und
bräutlich ist und ermöglicht, » im Herzen Christi seinen Zeitgenossen
„ noch näher ” sein «.101
121. Die Priester, denen dieser Dienst der geistlichen Begleitung
anvertraut ist, wissen, » dass alle Ordensmänner und Ordensfrauen als
ausgezeichneter Teil im Hause Gottes eine eigene Sorge für ihren geistli-
chen Fortschritt zum Wohl der ganzen Kirche verdienen «.102
Geistliche Leitung für Laien
122. Die allgemeine Berufung zur Heiligkeit gilt für jede christ-
liche Berufung im Besonderen. Sie macht keine Abstriche, denn sie
ist immer eine Berufung zu höchster Vollkommenheit: » Liebt… Ihr
sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist. «
(Mt 5,44.48). Die geistliche Leitung, die dem Christen zukommt, der
berufen ist, als Laie zu leben, setzt diese christliche Berufung zur Voll-
kommenheit voraus, jedoch liegt die Besonderheit des Rufes der Laien
darin, ausgehend vom Evangelium in der Welt Sauerteig zu deren Hei-
ligung zu sein und in eigener Verantwortung sowie in Gemeinschaft
mit der Kirche zu handeln, mit den weltlichen Dingen Umgang zu
haben und diese auf Gott hin auszurichten.103 Der geistliche Leiter
muss auf die persönliche Beziehung zu Gott eingehen und dort Hilfe-
stellung leisten (die Teilnahme an der Eucharistiefeier und das Gebet
konkret festlegen, die Gewissenserforschung, die Lebenseinheit als
Ziel aufzeigen), das Gewissen bilden und die Heiligung des Bereichs
der Familie, der Arbeit und der sozialen Beziehungen sowie des öf-
100 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 916; vgl. CIC, Can. 573.
101 Katechismus der Katholischen Kirche, Nr. 932.
102 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 6.
103 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gen-
tium, 31.
56

6.7 Page 57

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fentlichen Lebens unterstützen. » Auf solche Weise ausgeführte Arbeit
ist Gebet. Solches Studium ist Gebet. So ausgeführte wissenschaftli-
che Forschung ist Gebet. Alles läuft auf ein einziges Motiv hinaus:
alles ist Gebet, alles muss uns zu Gott bringen und vermag dies auch
zu leisten, alles eine ständige Beziehung zu ihm nähren, vom Morgen
bis zum Abend. Jede ehrbare Arbeit kann Gebet sein; und jede Arbeit
ist Gebet, Apostolat. Auf diese Weise erstarkt die Seele, indem sich ihr
Leben eint und einfach und robust wird «.104
Wie Benedikt XVI. in Erinnerung gerufen hat, tragen alle Ge-
tauften für die Verkündigung des Evangeliums Verantwortung: » Die
Laien sind berufen, ihrer prophetischen Aufgabe nachzukommen, die
direkt der Taufe entspringt, und das Evangelium im täglichen Leben
zu bezeugen, wo immer sie sich benden «.105
Dass Laien die geistliche Leitung oder Beratung angeboten wird,
bedeutet nicht etwa, dass es ihnen an Reife oder sonstigen Fähigkeiten
fehlt, vielmehr ist sie eine (vonseiten des Beraters) brüderlich angebo-
tene Hilfe, die darauf abzielt, dass man sich in eigener Initiative und
Verantwortung geistlich und apostolisch als echter Jünger Christi in
die Humanbereiche der Arbeit, der Familie, der Politik, der Wirtschaft
usw. einbringt, um sie von innen her zu heiligen.
123. Die geistliche Leitung der Laien zielt also ohne Abstriche
auf den Weg der Heiligkeit und der Sendung ab, denn der Laie nimmt
nicht nur wie jeder Getaufte am priesterlichen, prophetischen und kö-
niglichen Amt Christi teil,106 sondern lebt diesen Sachverhalt aufgrund
einer besonderen Gnade, die ihm einen Platz in der Welt zuteilt, was
ihm einen » spezischen und in jeder Hinsicht notwendigen Anteil an
der Sendung der Kirche « gibt.107
Sie sind » von Gott gerufen, ihre eigentümliche Aufgabe, vom
Geist des Evangeliums geleitet, auszuüben und so wie ein Sauerteig
zur Heiligung der Welt gewissermaßen von innen her beizutragen «.108
104 Vgl. JOSEFMARIA ESCRIVA, Christus begegnen, 10.
105 BENEDIKT XVI., Nachsyn. Apost. Schreiben Verbum Domini, 94.
106 Vgl. Ebd.
107 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Apostolicam actuositatem, 1.
108 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gentium,
31.
57

6.8 Page 58

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Sie tragen dazu bei, » die Herrschaft Gottes auszubreiten und die zeit-
liche Ordnung mit dem Geist Christi zu durchdringen und zu ver-
vollkommnen «,109 d.h. es kommt ihnen zu, » in der Verwaltung und
gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu su-
chen «.110 Ihre geistliche Begleitung wird daher versuchen, Sie » an der
Heilssendung der Kirche « teilhaftig werden zu lassen,111 damit diese
» inmitten der zeitlichen Dinge präsent und wirksam « ist.112
124. Der Beistand der geistlichen Beratung ist sowohl im geistli-
chen, als auch in den verschiedenen alltäglichen Umständen sozialer,
familiärer und beruicher Natur nötig, vor allem dann, wenn man im
familiären und sozialpolitischen Leben die grundlegenden Maßstäbe
des christlichen Lebens darlegen und für sie Zeugnis ablegen muss.
Sofern ein ehrliches Verlangen nach Heiligkeit besteht, kann selbst der
vielbeschäftigste Apostel geistlichen Rat einholen.
Berücksichtigung der verschiedenen Persönlichkeitsebenen bei der geistlichen Leitung
125. Dem Christ wird natürlich ein Weg der Gleichgestaltung mit
Christus vorgeschlagen. Man kann von verschiedenen Ebenen oder
Dimensionen der Ausbildung reden: menschliche, geistliche, intel-
lektuelle, beruiche, pastorale. Es handelt sich um Aspekte, die sich
gegenseitig ergänzen und in der kirchlichen Gemeinschaft sowie im
Hinblick auf die Sendung ein harmonisches Ganzes bilden. Stets steht
die Person sowohl als Mitglied einer Gemeinschaft von Menschen als
auch als Mitglied einer kirchlichen Gemeinschaft im Mittelpunkt.
126. Die menschliche Ebene oder Dimension soll in ihrem persönlichen
und gemeinschaftlichen Aspekt auf angemessene Weise berücksichtigt
werden, denn man muss der Person als Mensch in rechter Weise Ach-
tung entgegenbringen und sie wissen lassen, dass sie einerseits geliebt
109 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Apostolicam actuositatem, 4.
110 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dogmatische Konstitution Lumen gen-
tium, 31.
111 Ebd., 33.
112 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekrekt Apostolicam actuositatem, 29; vgl. JO-
HANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Christideles laici, 7-8, 15, 25-27, 64: l.c.,
403-405, 413-416, 436-442, 518-521.
58

6.9 Page 59

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und andererseits imstande ist, in wahrer Hingabe selbst zu lieben. Dies
setzt einen Prozess der Freiheit voraus, der letztlich auf Gott gründet,
der die Liebe ist, und in dessen Gemeinschaft jede Person Beziehung
und Gabe ist, und in dessen Licht daher dieser Prozess vollzogen wer-
den kann. Eine Person richtet man also durch objektive Kriterien auf,
durch eine authentische Werteskala, durch Motivationen, die in der
Liebe ihren Ursprung haben, durch die Bereitschaft zum Austausch in
Beziehungen und Dienstleistungen.
Inspirationsquelle der geistlichen Beratung ist das Geheimnis
Christi, in dessen Licht das Geheimnis des Menschen sich erhellt. 113
Gabe und Selbsthingabe sind das Ziel der Erziehung des Menschen.
Auf diese Weise lernt er zuzuhören, in Gemeinschaft mit anderen zu
sein, andere zu verstehen, zu begleiten, sich auszutauschen, mitzuar-
beiten, gute Freundschaften zu schließen.
Der Christ pegt diese menschlichen Tugenden im Licht des
Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Wie Christus denken, urtei-
len, lieben. Die Konzilstexte und das nachkonziliare Lehramt rufen
dazu auf, den Menschen so zu formen, dass er für Themen wie Ge-
rechtigkeit und Frieden sowie Wahrung der Harmonie inmitten der
Unterschiede sensibilisiert und zur Initiative befähigt wird; er soll dazu
befähigt werden, über neue Werte zu staunen und gegenüber diesen
Offenheit zu zeigen, zu Beständigkeit, Starkmut, Bereitschaft zu neuen
Unternehmungen, Brüderlichkeit, Ehrlichkeit, Aufnahmebereitschaft,
Zuhören, Mitarbeit, Pege der menschlichen Beziehungen und zu gu-
ten Freundschaften.114
127. Der Prozess des geistlichen Lebens stellt sich, gerade auf-
grund seiner Eigenschaft als gelebte Erfahrung der Suche nach der
Wahrheit, dem Guten und dem Schönen, als Gefüge dar, in dem Geist,
Emotionalität, Willen, Erinnerung, Sinn und Bedeutung harmonisch
miteinander verochten sind. Mithin führt die Ausbildung zu einer
113 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Pastoralkonstitution Gaudium et
spes, 22.
114 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Decr. Presbyterorum Ordinis, 3; Optatam
totius, 11; JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis, 43-44, 72:
l.c., 731-736, 783-787; Direktorium für Dienst und Leben der Priester Dives Ecclesiæ,
76.
59

6.10 Page 60

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inneren » Beständigkeit « und kommt, » in der Fähigkeit, abgewogene
Entscheidungen zu fällen, und in einem treffenden Urteil über Ereig-
nisse und Menschen « zum Ausdruck.115
Es handelt sich um einen Prozess, bei dem man die Erfüllung der
Pichten, die betrachtende Liebe, das Studium und die äußere Tätig-
keit harmonisch aufeinander abstimmt, was für die » Lebenseinheit «
des Apostels notwendig ist.
Die geistliche Beratung hilft dabei, die eigene Zerbrechlichkeit zu
kennen und diese zu überwinden, und zwar im Bereich der Willens-
entscheide, der Erinnerungen, der Gefühle und der soziologischen,
kulturellen, psychologischen Konditionierungen.
128. Dank der geistlichen Leitung gelingt es, die Gebetszeiten,
die Zeiten für das Familien- und Gemeinschaftsleben, aber auch die
Pichten gegenüber den Kindern, der Arbeit und die Auszeiten besser
zu planen; man lernt das innere, aber auch das äußere Schweigen schät-
zen und entdeckt den positiven Aspekt von Problemen und Leid.
Die Begleitung auf dieser menschlich-christlichen Ebene kann
unter dem Einuss der göttlichen Gnade auf folgende drei Fragen
Antwort geben: Wer bin ich? (Identität), Wer ist an meiner Seite? (Be-
ziehungen), Wozu? (Sendung). So werden Maßstäbe, Wünsche, Be-
weggründe, Werte und Haltungen hinterleuchtet und wo nötig, vom
Glauben, von der Hoffnung und der Liebe sowie von den ensprechen-
den moralischen Tugenden – mit einem Wort: von einem Leben in
Christus – korrigiert. Die menschlich-christliche Existenz soll also da-
hin gelangen, sich in der Liebe, d.h. in einer wahren Hingabe an Gott
und den Nächsten zu verwirklichen – das ist das Ziel der Erziehung.
In diesem gesamten Prozess muss man die Beziehung zwischen
Natur und Gnade beherzigen (wie bei der Beziehung zwischen Glau-
be und Vernunft), indem man Unterscheidungen trifft und Harmonie
herstellt, denn » gratia non tollit, sed percit naturam. « (Gnade hebt
die Natur nicht auf, sondern vollendet sie).116 Dies ist ein Thema von
höchster Wichtigkeit, wenn es darum geht, einige konkrete Hinweise
115 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Optatam totius,11.
116 » Cum enim gratia non tollat naturam, sed perciat…« (THOMAS VON
AQUIN., Summa Theologica, I, 1, 8 ad 2).
60

7 Pages 61-70

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7.1 Page 61

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und Mittel vorzuschlagen, welche die jeweilige Psyche, die kulturellen
Unterschiede und die Vielfalt der Charismen respektieren, die ihren
Platz in den verschiedenen Lebensumständen der Menschen haben.
Vor allem gilt dieser Respekt aber den Glaubensinhalten.
129. Zwischen Natur und Gnade muss eine Einheit bestehen,
wobei man letzterer jedoch einen gewissen Vorrang einzuräumen hat,
insofern als sie Prinzip der Teilnahme am neuen und göttlichen Leben
ist. » Einer der Aspekte des modernen technisierten Geistes besteht
in der Neigung, die mit dem Innenleben verbundenen Fragen und
Regungen nur unter einem psychologischen Gesichtspunkt bis hin
zum neurologischen Reduktionismus zu betrachten. Die Innerlichkeit
des Menschen wird so entleert, und das Bewusstsein von der ontolo-
gischen Beschaffenheit der menschlichen Seele mit ihren Tiefen, die
die Heiligen auszuloten wussten, geht allmählich verloren. Die Frage
der Entwicklung ist auch mit unserer Auffassung von der Seele des Menschen
eng verbunden, da unser Ich oft auf die Psyche reduziert wird und die
Gesundheit der Seele mit dem emotionalen Wohlbenden verwechselt
wird. Diesen Verkürzungen liegt ein tiefes Unverständnis des geistli-
chen Lebens zugrunde. Sie führen dazu, nicht anerkennen zu wollen,
dass die Entwicklung des Menschen und der Völker jedoch auch von
der Lösung von Problemen geistlicher Art abhängt «.117
130. Eine gute Kenntnis der Temperamente und Charaktere wird
nützlich sein, um mäßigend und lenkend einzugreifen: Indem man
unter Verwendung einer von den Vätern bei Hippokrates entlehnten
„klassischen” Typologie, beispielsweise den Wunsch, große Ideale zu
verwirklichen darauf hinwirkt, dass der Koleriker weder stolz noch
selbstgenügsam wird, dass die Sanftmut des Sanguinikers sich nicht in
Eitelkeit und Oberächlichkeit verwandelt, dass die Neigung des Me-
lancholikers zum inneren Leben und zur Einsamkeit nicht in Passivität
und Entmutigung ausartet, und dass die Beharrlichkeit und der Gleich-
mut des Phlegmatikers sich nicht in Nachlässigkeit verwandeln.
An dieser Stelle, d.h. auf dieser menschlichen Ebene ist das The-
ma der » psychologischen Hilfe « anzusiedeln: diese Begleitung » kann
117 BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 76.
61

7.2 Page 62

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in bestimmten Fällen und unter klaren Bedingungen zwar unterstützt,
aber niemals durch Formen psychologischer Analyse oder Hilfe er-
setzt werden «.118 In diesem Zusammenhang kann man kirchliche Do-
kumente zu Rate ziehen, die erläutern, unter welchen Umständen und
Bedingungen diese menschlichen Hilfsmittel auf rechte Weise benutzt
werden können.119
131. Wie es logisch erscheint, hat bei der geistlichen Leitung die
geistliche Ebene oder Dimension Vorrang, denn die Beratung zielt haupt-
sächlich auf ein Wachstum in der Treue zur eigenen Berufung und in
der Beziehung zu Gott ab (Gebet, Betrachtung); sie zielt auf Heiligkeit
oder Vollkommenheit ab, auf ein Leben in Brüderlichkeit oder in der
kirchlichen Gemeinschaft sowie darauf, dass man sich für das Aposto-
lat bereithält.
Daher muss die Planung des geistlichen Lebens Bezug auf ein
Projekt nehmen (Grundzüge des geistlichen Lebens), einige Zielvor-
stellungen nennen (Reinigung, Erleuchtung, Einheit), diese etappen-
weise und entsprechend der geistlichen Reifestufe, die der Empfänger
der geistlichen Leitung erreicht hat, darstellen und entsprechende Mit-
tel aufführen.
132. Studium und Lektüre müssen der menschlich-christlichen
und geistlichen Dimension Nahrung bieten. Man könnte in diesem
Zusammenhang von einer akademischen oder lehrmäßigen Dimension der
geistlichen Leitung sprechen. Die akademische Ausbildung (für das
geistliche Leben erforderlich) muss fortgeführt und im Lebensalltag
vertieft werden, indem man sich im Leben der Heiligen, den Autoren
im Bereich des geistlichen Lebens und in den klassischen Schriften
christlicher Spiritualität Impulse einholt.
118 JOHANNES PAUL II., Nachsyn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis, 40:
l.c., 725.
119 Siehe auch: KONGREGATION FÜR DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN, Bildungs-
richtlinien zur Vorbereitung auf das priesterliche Zölibat (11. April 1974); Richtlinien für
die Ausbildung der Priesteramtskandidaten im Hinblick auf die Probleme von Ehe und Familie
(19. März 1995); Instruktion über Kriterien zur Berufungserklärung von Personen mit ho-
mosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen
Weihen (4. November 2005): AAS 97 (2005), 1007-1013; Leitlinien für die Anwendung
der Psychologie bei der Aufnahme und Ausbildung von Priesterkandidaten (29. Juni 2008).
62

7.3 Page 63

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Die geistliche Leitung richtet sich in ihrer akademischen und lehr-
mäßigen Dimension auf die Verkündigung, die Feier und den Lebens-
vollzug des Geheimnisses Christi aus. Sie soll dazu beitragen, » den
Alumnen immer tiefer das Mysterium Christi zu erschließen, das die
ganze Geschichte der Menschheit durchzieht, sich ständig der Kir-
che mitteilt und im priesterlichen Dienst in besonderer Weise wirksam
wird «.120 Die christologische Ausrichtung des geistlichen Lebens ist
die geeignetste Basis, um beim Predigen, bei der Unterweisung der
Gläubigen auf dem Weg der Betrachtung, der Nächstenliebe und des
Apostolats ein gutes Resultat zu erzielen.
Eine geistliche Leitung, die diese lehrmäßige Dimension besitzt,
fördert die Freude am persönlichen und gemeinschaftlichen Studium
und die stete Lektüre (persönliche und gemeinschaftliche) der großen
Klassiker aller Zeiten aus Ost und West im geistlichen Leben.
133. Bei der geistlichen Beratung und Begleitung muss notwendi-
gerweise über den Einsatz im Apostolat gesprochen werden. Man soll
also Beweggründe, Neigungen und konkrete Situationen untersuchen,
damit der Empfänger der geistlichen Leitung sich bereitwilliger der
Sendung hingeben kann. Die Treue zum Heiligen Geist verleiht eine
unaufdringliche » Kühnheit, die sie [die Apostel] anleitet, anderen ihre
Erfahrungen mit Jesus und die Hoffnung, die sie erfüllt, mitzuteilen. «
121 Allein aufgrund dieser Freiheit im Geiste wird der Apostel fähig
sein, es mit den persönlichen Schwierigkeiten und den millieubeding-
ten Problemen jeder Zeitepoche aufzunehmen.
Im Bereich des Apostolats und der Seelsorge behandelt die geist-
liche Leitung schließlich die Art und Weise, Zeugnis abzulegen, Chri-
stus zu verkünden, die Liturgie mitzufeiern und in den verschiedenen
Bereichen der Nächstenliebe zu dienen.
Wenn es an einer geistlichen Leitung fehlt, die auf den Weg der
Vollkommenheit und Großzügigkeit im Sinne des Evangeliums führt,
werden die Pastoralpläne nur schwerlich das Hauptziel der Seelsor-
ge verwirklichen können, das darin besteht, einzelne Menschen und
120 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Optatam totius, 14.
121 JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 24: AAS
83 (1991), 270-271.
63

7.4 Page 64

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Gemeinschaften zur Heiligkeit und Gleichgestaltung mit Christus zu
führen (vgl. Kol 1,28; Gal 4,19).
134. Der Prozess der geistlichen Leitung sorgt dafür, dass bei
der theologischen und seelsorglichen Ausbildung der Mensch als Be-
ziehungswesen betrachtet wird. Jedes Thema, ob eines bezüglich der
Lehre oder der Praxis, gibt Anlass und Möglichkeit, Christus auf le-
bendige Weise zu begegnen (vgl. Mk 3,13-14; Joh 1,39); so trachtet
man danach, sich gemäß dem Evangelium in die Nachfolge Christi zu
begeben (vgl. Mt 4,19-22; Mk 10,21-31.38) und tut dies in Gemein-
schaft mit den Brüdern (vgl. Lk 10,1; Joh 17,21-23), um gemeinsam
die Sendung zu verwirklichen und fortzusetzen (vgl. Joh 20,21). Die
geistliche Leitung trägt als Dienst zu einer persönlichen Ausbildung
bei, aus der die Kirche als Gemeinschaft hervorgeht.122
122 Zum Thema der geistlichen Leitung können, neben den schon aufgeführten
Dokumenten, folgende konsultiert werden: ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret
Presbyterorum Ordinis, 9; 18; Dekret Optatam totius 3; 8; 19; JOHANNES PAUL II., Nach-
syn. Apost. Schreiben Pastores dabo vobis, 40; 50; 81: l.c., 725, 747, 799-800; Nachsyn.
Apost. Schreiben Vita consecrata, 21; 67; 46: l.c., 394-395, 442-443, 418-420; Kodex des
Kanonischen Rechtes, Cann. 239; 246; KONGREGATION FÜR DEN KLERUS, Direktorium
für Dienst und Leben der Priester Dives Ecclesiae, 39, 54, 85, 92; KONGREGATION FÜR
DAS KATHOLISCHE BILDUNGSWESEN, Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis (19. März
1985), 44-59; Rundschreiben über einige dringende Aspekte der spirituellen Ausbildung in den
Seminaren (6. Januar 1980); Direktiven zur Vorbereitung der Seminarerzieher (4. November
1993), 55; 61 (geistlicher Leiter); KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE GEWEIHTEN LEBENS
UND FÜR DIE GESELLSCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS, Richtlinien für die Ausbildung in
den Ordensinstituten (» Potissimum Institutioni «) (2. Februar 1990), 13; 63: AAS 82 (1990),
479; 509-510; Instruktion Neubeginn in Christus. Ein neuer Aufbruch des geweihten Lebens
im dritten Jahrtausend (19. Mai 2002), 8; KONGREGATION FÜR DIE EVANGELISIERUNG DER
VÖLKER, Führer des pastoralen Lebens für Diözesanpriester der Kirchen, die von der Kongregation
für die Evangelisierung der Völker abhängen (1. Oktober 1989), 19-33 (Spiritualität und
priesterliches Leben).
64

7.5 Page 65

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SCHLUSS:
» BIS CHRISTUS IN EUCH GESTALT GEWINNT «
(Gal 4,19)
135. Wenn die priesterlichen munera im Geiste Christi ausgeübt
werden, hinterlassen diese im Herzen eine Spur der » österlichen Freu-
de «123 und machen » fröhlich in der Hoffnung « (Röm 12,12). Hierauf
wies Johannes Paul II. hin, als er den 200. Jahrestag der Geburt des hei-
ligen Pfarrers von Ars beging: » Seid stets davon überzeugt, liebe Brüder
im Priesteramt: Dieser Dienst der Barmherzigkeit ist eine der schön-
sten und trostvollsten Aufgaben. Sie ermöglicht euch, die Gewissen zu
erleuchten, ihnen im Namen unseres Herrn Jesus Christus Vergebung
zuzusprechen und neue Lebenskraft zu schenken und für sie geistlicher
Arzt und Ratgeber zu sein; sie bleibt „ für den priesterlichen Dienst un-
ersetzliches Zeichen und steter Test ” «.124
136. » Geistlicher Arzt und Ratgeber « ist man nicht allein da-
durch, dass man Sünden vergibt. Dieser Dienst verlangt auch, dass
man dem christlichen Leben jene Orientierung verleiht, aufgrund
derer Menschen auf großzügigere Weise den Plänen Gottes, der die
Liebe ist, entsprechen können. Wenn der Priester großzügig diese Plä-
ne unterstützt, ermöglicht er, dass die Gnaden des Heiligen Geistes,
die Gott zu allen Zeiten seiner Kirche spendet, tatsächlich zur Blüte
kommen. So heißt es in diesem Zusammenhang im Konzilstext: » Um
ihre pastoralen Ziele einer inneren Erneuerung der Kirche, der Aus-
breitung des Evangeliums über die ganze Erde und des Gespräches
mit der heutigen Welt zu verwirklichen, mahnt daher die Heilige Syn-
ode alle Priester inständig, mit Hilfe der von der Kirche empfohlenen
entsprechenden Mittel nach stets größerer Heiligkeit zu streben, um
so immer mehr geeignete Werkzeuge für den Dienst am ganzen Got-
tesvolk zu werden «.125
123 Vgl. ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 11.
124 JOHANNES PAUL II., Gründonnerstagsschreiben 1986, 7: l.c., 696; vgl. Schreiben
vom 27. März 1983.
125 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 12.
65

7.6 Page 66

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Die Ausübung des prophetischen, liturgischen und diakonischen
Dienstes in diesem Geiste wird dazu führen, dass die Inhalte der vier
Konstitutionen des Zweiten Vatikanischen Konzils in einer Kirche
anwendung nden, die sich als » Sakrament «, d.h. als durchscheinen-
des Zeichen Christi (Lumen Gentium) als die Kirche des Wortes (Dei
Verbum), des Ostergeheimnisses (Sacrosanctum Concilium) erweist, als
Kirche, die in der Welt und mit dieser solidarisch (Gaudium et Spes)
Geheimnis der communio für die Sendung ist.
All dies verlangt, wie dies stets nach den Konzilen der Fall war,
von den Getauften Engagement auf dem Weg der Heiligkeit und des
Apostolats.
137. Die Seelsorge zur Förderung der Heiligkeit beginnt mit de-
ren Verkündigung in der Predigt und verwirklicht sich vor allem im
Versöhnungssakrament und durch die geistliche Leitung, welche stets ihren
Bezug zur Eucharistie wahren. Sie ndet hauptsächlich im priesterli-
chen Dienst ihre Umsetzung.
138. Wie Papst Benedikt XVI. feststellt, brauchen aktuelle Werte
wie Fortschritt und Technik eine » Seele «, eine » Spiritualität «: » Die
Entwicklung muss außer dem materiellen auch ein geistig-geistliches Wachs-
tum umfassen, weil der Mensch eine » Einheit aus Seele und Leib « ist,
geboren von der schöpferischen Liebe Gottes und zum ewigen Leben
bestimmt... Es gibt keine vollständige Entwicklung und kein universales Ge-
meinwohl ohne das geistliche und moralische Wohl der in ihrer Gesamtheit von
Seele und Leib gesehenen Personen «.126
Die geistliche Leitung und Begleitung der Getauften erweist sich
als ein faszinierender Prozess, der den Beichtvater oder geistlichen
Leiter selbst dazu anspornt, mit Freude auf dem Weg der Hingabe
an den Herrn voranzuschreiten. » Sie erfordert neue Augen und ein
neues Herz, die imstande sind, die materialistische Sicht der menschlichen
Geschehnisse zu überwinden und in der Entwicklung ein » darüber hinaus «
zu sehen, das die Technik nicht geben kann. Auf diesem Weg wird es
möglich sein, jene ganzheitliche menschliche Entwicklung fortzuset-
126 BENEDIKT XVI., Enzyklika Caritas in veritate, 76.
66

7.7 Page 67

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zen, die ihr Orientierungskriterium in der Antriebskraft der Liebe in
der Wahrheit hat «.127
Dann werden die Priester erfahren, dass sie » in der Ausübung
ihres Amtes nie allein « sind.128 Sie werden sich dessen bewusst, dass
der auferstandene Christus derjenige ist, der sie aussendet, begleitet
und erwartet; dass er es ist, der bei der » Ausführung des Heilsplanes
Gottes « ihnen zur Seite steht, wobei sein Geheimnis » nur allmählich
verwirklicht wird … zum Aufbau des Leibes Christi, bis die Fülle sei-
nes Altersmaßes erreicht ist «.129
139. Will man die ständige Reform des kirchlichen Lebens vor-
antreiben, bedarf dies eines unmissverständlichen Grundtons der
Hoffnung. Ein Aufblühen der Berufungen zum Priesteramt und zum
geweihten Leben sowie eine Blüte des kirchlichen Einsatzes der Laien
auf dem Weg der Heiligkeit und des Apostolats setzen die Erneue-
rung, die verstärkte Ausübung des Versöhnungsdienstes und der geist-
lichen Leitung voraus, die mit klugem Enthusiasmus und großzügiger
Selbsthingabe bewerkstelligt werden müssen. Darin besteht der » neue
Frühling «, den Johannes Paul II. sich gewünscht hat: » Noch nie hatte
die Kirche so wie heute die Möglichkeit, das Evangelium durch das
Zeugnis und das Wort allen Menschen und allen Völkern zukommen
zu lassen. Ich sehe ein neues Missionszeitalter heraufdämmern, das zu
einem hellen Tag, reich an Früchten, werden wird, wenn alle Christen
… mit Hochherzigkeit und Heiligkeit auf die Appelle und Herausfor-
derungen unserer Zeit antworten «.130
140. Neue Konstellationen von Ereignissen und neue Gnaden
sind Vorzeichen eines neuen apostolischen Eifers: » Wie die Apostel
nach der Himmelfahrt Christi, so muss sich die Kirche im Abend-
mahlssaal versammeln » mit Maria, der Mutter Jesu « (Apg 1,14), um
den Geist zu erehen und Kraft und Mut für die Erfüllung des Sen-
dungssauftrages zu erhalten. Auch wir, mehr noch als die Apostel,
127 Ebd., 77.
128 ZWEITES VATIKANISCHES KONZIL, Dekret Presbyterorum Ordinis, 22.
129 Ebd.
130 JOHANNES PAUL II., Enzyklika Redemptoris missio, 92: l.c., 339.
67

7.8 Page 68

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müssen vom Geist verwandelt und geführt werden «.131 Dem Versöh-
nungsdienst und dem Dienst der geistlichen Leitung kommt in diesem
ständigen Prozess der Öffnung und der Treue der ganzen Kirche und
insbesondere des Amtspriestertums gegenüber dem Wirken des Heili-
gen Geistes ein Schlüsselbedeutung zu.
Vatikanstadt, 9. März 2011
Aschermittwoch
MAURO Card. PIACENZA
Präfekt
c CELSO MORGA IRUZUBIETA
Titularerzbischof von Alba marittima
Sekretär
131 Ebd.
68

7.9 Page 69

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STICHWORTVERZEICHNIS
Ablass: 48-50.
Absolution: 36-47.
Akademische Ausbildung: 125-134.
Aktuelle Herausforderungen: 61-63.
Amt, Dienst an der Versöhnung (Bußsakrament): 24-63.
Apostel, der: 133-140.
Apostel, die: 9-11; 110-120.
Apostolat: 133-140.
Apostolischer Eifer (s. Apostolat, Dienstbereitschaft).
Auferstehung (s. Ostergeheimnis).
Ausbildung der Geistlichen: 14-18; 58-59.
Ausbildung der Gläubigen: 14-18; 58-59.
Ausbildung für geistliche Leitung: 66-69.
Außerordentliche Phänomene: 87-97.
Ausgewogenheit des Verhältnisses zwischen Gnade und menschlicher Natur
(s. Gnade): 64-65; 125-134.
Barmherzigkeit Gottes und der Kirche: 21-23; 58-60.
Beichte in Bezug auf geistliche Leitung: 39-43; 74-76.
Beichtender: 36-40.
Beichtritus 41-47.
Beichtstuhl: 41-47.
Bekehrung: 12-13; 21-27.
Berufung zur Heiligkeit: 25-27; 48-50; 87-97; 111-116; 122-124.
Berufung: 70-73; 84-86.
Berufungspastoral: 66-69.
Besonnenheit: 44-47.
Blut Christi: 9-11; 64-65; 84-86; 111-116.
Buße: 25-27; 39-43.
Bußsakrament in Bezug auf geistliche Leitung: 41-43; 70-76.
Bußsakrament: Einsetzung (9-11); Wesen und theologische Grundlagen (24);
Fortsetzung des Auftrags Christi durch die Kirche (7-8); Gnadengeheim-
nis (14-18); Heutige Bedeutung und Notwendigkeit (7-23); österliche Fei-
er (25-27); Früchte der Heiligkeit (25-35); Priester: Beichtvater, Haltung,
Eigenschaften, Verfügbarkeit, Aufruf zur Heiligkeit, Pichten, Vater,
Lehrer, Führer, Arzt, Hirte (36-40); Feier: Liturgie, Worte des Beichten-
69

7.10 Page 70

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den und des Beichtvaters (39-43); persönliche und gemeinsame Feier der
Versöhnung(41-47); Beichtender: Persönlichkeit, Umstände, Eigenschaf-
ten (32-40; 44-47); Bekenntnis der Sünden und Reue, Sündenschmerz (36-
40); Wiedergutmachung und Vorsätze (24; 36-40); Terminologie: Beichte,
Buße, Versöhnung (25-27); der Priester als Beichtender (14-18); heutige
Schwierigkeiten (36-40); freie Wahl des Beichtvaters (44-47); seelsorgliche
Beratung (58-59); Dienst der Barmherzigkeit (21-23; 58-60); Beachtung
der Vorschriften als Ausdruck der pastoralen Liebe (44-47); väterliche
Verfügbarkeit (51-57); Zeugnis und Lehre des Heiligen Pfarrers von Ars
(19-20; 51-59); nachdrückliche Aufforderung zur Dienstbereitschaft (48-
57); kirchliche Dokumente (61-63); Weiterbildung für Beichtväter und
Beichtende (58-59). Weitere Aspekte nden Sie unter anderen Stichwör-
tern in diesem Verzeichnis.
Charaktere: 125-134.
Christliche Vollkommenheit (s. Liebe, Heiligkeit).
Christus, der Gute Hirte: 25-27; 51-57; 111-116.
Christus, Priester und Sündopfer: 61-63.
Codex des Kanonischen Rechts: 44-47; 58-59 (Buße); 87-97 (Geistliche Lei-
tung).
Dienst (s. Dienstbereitschaft).
Dienstbereitschaft: 48-57.
Diözesanpriester: 110-120.
Ehe: 32-35 (siehe Literaturhinweise am Ende des ersten Teils).
Ehemoral (s. Familie, Ehe).
Ehre Gottes (s. Heiligkeit, Wille Gottes).
Eigenschaften des geistlichen Leiters: 101-105.
Eigenschaften des Geleiteten: 106-109.
Einheit mit der Kirche (s. Versöhnung).
Einkehrtage: 117-121.
Erlösung (s. Kreuz, Ostergeheimnis, Blut): 9-11; 64-65.
Erstkommunion und Erstbeichte: 25-27.
Eucharistie: 14-18.
Evangelische Räte: 117-121.
Evangelisierung (s. Apostolat, Sendung).
Exerzitien: 117-121.
Familie (s. Ehe): 32-35. Siehe Literaturhinweise am Ende des ersten Teils.
Fastenzeit (s. Buße): 36-40.
Feier des Bußsakraments: 39-43.
70

8 Pages 71-80

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8.1 Page 71

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Fortsetzung des Auftrags Christi durch die Kirche: 9-11.
Freude: 7-8; 21-23.
Friede (s. Versöhnung): 14-18.
Gebet: 81-83.
Gebetsleben: 81-83.
Geist des Bösen: 78-80; 98-100.
Geistliche Beratung (s. geistliche Leitung): 70-73.
Geistliche Bildung: 66-69; 125-134.
Geistliche Leitung, vom Priester erteilt: 74-76; 111-116.
Geistliche Leitung in Bezug auf Beichte: 41-43; 70-76.
Geistliche Leitung: geschichtliche Entwicklung (64-65); heutige Bedeutung
(64-76); Wesen und theologische Grundlage (77); Ziel (78-80); Termino-
logie: geistliche Leitung, geistliche Beratung, geistliche Begleitung (77);
Wirken des Heiligen Geistes, persönliche und gemeinschaftliche Unter-
scheidung der Geister, Gebet zum Heiligen Geist (66-73; 78-80; 98-100);
Suche nach dem Willen Gottes (78-80; 98-100); Weg des Gebetes und der
Vollkommenheit (81-83; 87-97; 125-134); allgemeine Berufung zur Hei-
ligkeit in der Vollkommenheit der Liebe (81-83); Leiter: Eigenschaften
(84-86); Geleiteter: Eigenschaften, Folgsamkeit, Umstände, Wahlfreiheit
(74-76; 111-116); geistliche Leitung für Priester (74-76; 111-116), Auf-
gabe des Priesters (70-73; 111-116), zur Heiligung des Priesters (74-76);
der Berufung entsprechend geistlich leiten (84-86): Priester (110-120),
geweihtes Leben (117-121), Laien (122-124); Wahlfreiheit; Ebenen und
Dimensionen: menschlich, geistlich, geistig, apostolisch (125-134); Aus-
bildung zum Leiten und geleitet Werden (66-69); bei pastoralen Projekten
(74-76); Zeugnis und Lehre des Heiligen Pfarrers von Ars (74-76; 111-
116), kirchliche Dokumente (125-134). Weitere Aspekte nden Sie unter
anderen Stichwörtern in diesem Verzeichnis.
Geistliche, Beichtväter: 12-13.
Geistlicher Leiter, Eigenschaften: 84-86.
Geistliches Leben (s. Spiritualität): 70-73.
Gemeinschaft (s. Kirche, Ordensleben): 14-18; 25-27; 36-42; 51-57; 74-76;
78-80.
Gemeinschaft der Gläubigen (s. Kirche, Gemeinschaft, Vorschriften, Ge-
meinschaftsleben): 70-73; 125-134.
Gemeinschaft der Heiligen: 9-11.
Gemeinschaftsleben (s. Gemeinschaft): 74-76; 78-80; 87-97; 101-105; 117-
121; 125-134.
Gerechtigkeit: 74-76.
Geschichte der geistlichen Leitung: 64-65.
71

8.2 Page 72

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Geweihtes Leben: 117-121.
Gewissen (s. Gewissenserforschung): 14-18 (Gewissensbildung); 81-83.
Gewissenserforschung: 36-40; 87-97.
Glaube: 9-11; 25-27.
Gleichgestaltung mit Christus (s. Nachahmung, Heiligkeit, Leben nach dem
Evangelium): 24; 48-50.
Gnade: 32-35; 61-63; 64-65; 87-97; 125-134.
Gott der Liebe (s. Liebe Gottes, Barmherzigkeit): 21-23.
Grundlegende Ausbildung: 66-69.
Guter Hirte: 25-27; 51-60; 111-116.
Heil, Heilsdialog (s. Gnade): 111-116.
Heilige Beichtväter: 12-13.
Heilige und geistliche Leitung: 64-65.
Heiliger Geist (s. Unterscheidung): 36-40; 78-83; 98-100.
Heiligkeit: 25-27; 48-50; 87-97.
Heilsgeschichte (s. Liturgie, Ostergeheimnis, Heil).
Herz Jesu: 61-63.
Heutige Bedeutung der geistlichen Leitung: 64-76.
Heutige Bedeutung des Bußsakraments: 7-23; 61-63.
Heutige Umstände: 7-23; 64-76.
Hirten (s. Guter Hirte, pastorale Liebe): 14-18.
Jugend: 74-76.
Jünger, Jüngerschaft: 106-109.
Katechismus der Katholischen Kirche (s. kirchliche Dokumente): 25-31;
39-43.
Kerygma: 9-11.
Kirche (s. Gemeinschaft der Gläubigen, kirchliche Gemeinschaft): 7-11;
14-18.
Kirchliche Dokumente: Literaturhinweise nden Sie insbesondere am Ende
des ersten Teils (61-63) und am Ende des zweiten Teils (125-134).
Kirchliches Lehramt (s. kirchliche Dokumente).
Kontemplation (s. Gebet): 81-83.
Kreuz (s. Ostergeheimnis): 19-20; 24; 87-97; 117-121.
Laien: 122-124.
Leben nach dem Evangelium: 110-124.
Lebenseinheit: 110-120; 125-134.
Leiden: 125-134.
Liebe Gottes (s. Liebe, Barmherzigkeit, Vergebung): 51-57.
72

8.3 Page 73

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Liebe: 64-65.
Liturgie: 39-43.
Maria: Einleitung 1-6; 21-23; 117-121.
Menschliche Bildung: 125-134.
Menschliche Tugenden: 125-134.
Menschwerdung: 64-65.
Milde: 61-63.
Moral (s. Tugenden): 61-63; 125-134.
Nächstenliebe (s. Liebe).
Noviziat (s. grundlegende Ausbildung).
Opfer: 36-40.
Ostergeheimnis (Feier der Auferstehung, Weg der Auferstehung): 9-11; 21-23.
Pastoral: 7-8; 14-18.
Pastorale Erneuerung: 7-8.
Pastorale Liebe: 44-47; 51-56.
Personenstand und Lebensformen: 84-86; 110-124.
Persönliche Gewissenserforschung: 106-109.
Persönliche und gemeinsame Feier der Versöhnung: 39-43.
Pfarrer von Ars: 1-6; 19-20; 51-59; 74-76; 111-116.
Phasen des geistlichen Wegs: 81-83; 87-97.
Pönitentiarie: 48-50 (siehe Literaturhinweise am Ende des ersten Teils).
Priester als Beichtender und als geistlich Geleiteter: 14-18; 74-76; 111-116.
Priester und geweihtes Leben: 117-121.
Priesteramt und geistliche Leitung: 70-73; 111-116.
Priesteramt: 110-120.
Priesterlicher Lebensentwurf: 117-121.
Priesterseminar, Seminaristen (s. grundlegende Ausbildung): 66-69; 87-97;
125-134.
Priesterstand: 111-116.
Priestertum (vgl. Priesteramt).
Prüfung der Berufung: 70-73.
Psychologie: 87-97; 125-134.
Radikalität, Radikalismus (s. Leben nach dem Evangelium).
Rechtfertigung (s. Gnade).
Reue, Sündenschmerz: 36-42.
Sendung (s. Apostolat): 125-134.
Sonderfälle Geistlicher Leitung: 87-97.
Soziallehre, Fortschritt, Entwicklung: 70-73; 135-140; Schluss.
73

8.4 Page 74

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Spiritualität des geweihten Lebens: 117-121.
Spiritualität des Laienstands: 122-124.
Spiritualität des Priesterstandes: 110-120.
Spiritualität: 125-134.
Studium (s. akademische Ausbildung): 66-69.
Sünde, Sündenbewusstsein: 25-31; 36-40.
Sündenbekenntnis: 25-27.
Sündenschmerz (vgl. Reue).
Taufe: 25-27; 32-35.
Temperamente: 125-134.
Terminologie zu geistlicher Leitung: 64-65; 77.
Terminologie zum Bußsakrament: 25-27.
Theologie der (geistlichen Reifung zur )Vollkommenheit: 66-69.
Treue zu Christus und zur Kirche: 61-63.
Trinität, trinitarisches Leben: 12-13; 51-57.
Tugenden: 110-134.
Unterscheidung der Geister: 66-69; 78-80; 98-100.
Vater (s. Liebe Gottes, Gott der Liebe, Barmherzigkeit, Vaterunser): 25-27.
Vaterunser: 32-35.
Vaticanum II (s. kirchliche Dokumente, Zitate aus den Dokumenten).
Vereinigung (s. kirchliche Gemeinschaft): 117-121.
Verfügbarkeit (s. Barmherzigkeit): 51-57; 109-113.
Vergebung: 25-27.
Verschwiegenheit (Beichtgeheimnis): 32-35.
Versöhnung: 15-22; 24.
Versuchungen (und Geist des Bösen): 98-100.
Vorsätze: 24; 39-43; 51-57; 87-97.
Vorschriften zum Bußsakrament: 44-47.
Wahlfreiheit: 44-47; 74-76.
Weg der Heiligkeit, geistlicher Weg: 25-27; 48-50; 87-97.
Weg der Vollkommenheit (s. Heiligkeit): 25-27; 81-83; 87-97.
Weiterbildung: 66-69.
Wiedergutmachung: 36-40.
Wille Gottes: 78-80; 98-100.
Zeichen der Zeit: 98-100.
Zeugnis der Geistlichen: 14-18.
Zweites Vatikanisches Konzil (passim, Zitate aus den Dokumenten): Schluss
(Überblick zu den Konstitutionen).
74

8.5 Page 75

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ANHANG I
GEWISSENSERFORSCHUNG FÜR PRIESTER
1. » Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind. «
(Joh 17,19)
Habe ich als Priester ernsthaft den Vorsatz heiligmäßig zu leben? Bin ich
davon überzeugt, dass die Fruchtbarkeit meines priesterlichen Dienstes
von Gott kommt und dass ich mich, mit der Gnade des Heiligen Geistes,
mit Christus identizieren und mein Leben für das Heil der Welt hinge-
ben muss?
2. » Das ist mein Leib « (Mt 26,26)
Ist das heilige Messopfer der Mittelpunkt meines inneren Lebens? Bereite
ich mich gut darauf vor, feiere ich es andächtig und versenke ich mich
danach in dankbares Gebet? Ist die hl. Messe für mich an jedem Tag ein
regelmäßiger Bezugspunkt für mein Gotteslob und meinen Dank an Gott
für seine Wohltaten? Nehme ich dabei immer wieder Zuucht zu seiner
Güte und Nachsicht und leiste ich Wiedergutmachung für meine Sünden
und für die Sünden aller Menschen?
3. » Der Eifer für dein Haus verzehrt mich. « (Joh 2,17)
Feiere ich die hl. Messe nach den festgesetzten Riten und Normen, mit
echter Motivation, nach den approbierten liturgischen Büchern? Gehe ich
sorgfältig mit den im Tabernakel aufbewahrten geweihten Hostien um,
erneuere ich sie in regelmäßigen Abständen? Bewahre ich die sakralen
Gefäße mit Sorgfalt auf ? Trage ich in Würde die von der Kirche vorge-
schriebenen liturgischen Gewänder, in dem Bewusstsein, dass ich in perso-
na Christi Capitis, in der Person Christi des Hauptes der Kirche, handle?
4. » Bleibt in meiner Liebe! « (Joh 15,9)
Bereitet es mir Freude, bei meiner Meditation und stillen Anbetung vor
Jesus Christus zu verweilen, der im allerheiligsten Sakrament gegenwärtig
ist? Halte ich treu an dem täglichen Besuch vor dem allerheiligsten Sakra-
ment fest? Ist mein Schatz im Tabernakel?
5. » Erkläre uns das Gleichnis « (Mt 13,36)
Halte ich gewissenhaft täglich meine Meditation, indem ich mich bemü-
he, jede Art von Ablenkung, die mich von Gott trennt, zu überwinden?
75

8.6 Page 76

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Indem ich nach dem Licht des Herrn suche, dem ich diene? Meditiere ich
regelmäßig die Heilige Schrift? Spreche ich gewissenhaft meine gewohn-
ten Gebete?
6. » Allezeit beten und darin nicht nachlassen « (Lk 18,1)
Bete ich vollständig, würdig, gewissenhaft und andächtig die tägliche Li-
turgie des Stundengebets? Bin ich in dieser wichtigen Dimension meines
Dienstes, nämlich im Namen der ganzen Kirche zu beten, meiner Ver-
pichtung gegenüber Christus treu?
7. » Komm und folge mir nach « (Mt 19,21)
Ist er, unser Herr Jesus Christus, die wahre Liebe meines Lebens? Kom-
me ich mit Freude der Verpichtung meiner Liebe gegenüber Gott nach,
indem ich die zölibatäre Enthaltsamkeit lebe? Habe ich mich bewusst
auf unreine Gedanken, Wünsche oder Handlungen eingelassen; habe ich
unziemliche Unterhaltungen geführt? Habe ich mich unmittelbar in eine
Gelegenheit begeben, gegen die Keuschheit zu sündigen? Habe ich mei-
nen Blick in Acht genommen? War ich vorsichtig im Umgang mit den
verschiedenen Kategorien von Menschen? Ist mein Lebenswandel für die
Gläubigen ein Zeugnis für die Tatsache, dass die Reinheit etwas ist, das
möglich, fruchtbar und frohmachend ist?
8. » Wer bist Du? « (Joh 1,19)
Finde ich in meinem gewohnheitsmäßigen Verhalten Anhaltspunkte für
Schwäche, Faulheit oder Schlaffheit? Entsprechen meine Gespräche der
menschlichen und übernatürlichen Gesinnung, die ein Priester haben
sollte? Achte ich darauf, dass sich in mein Leben keine oberächlichen
oder ordinären Elemente einschleichen? Stehen all meinen Handlungen
im Einklang mit meinem Priesterstand?
9. » Der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. «
(Mt 8,20)
Liebe ich die christliche Armut? Mache ich mein Herz in Gott fest und
bin ich innerlich losgelöst von allem übrigen? Bin ich bereit, um Gott
besser zu dienen, auf all meinen derzeitigen Komfort, auf meine persön-
lichen Pläne und auf meine legitimen Neigungen zu verzichten? Besitze
ich überüssige Dinge, habe ich für unnötige Dinge Geld ausgegeben
oder lasse ich mich von Konsumgier einfangen? Tue ich das möglichste,
die Zeiten der Ruhe und der Erholung in der Gegenwart Gottes zu leben,
im Bewusstsein, dass ich immer und überall Priester bin, auch in diesen
Zeiten?
76

8.7 Page 77

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10. » Weil du all das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber offenbart
hast « (Mt 11,25)
Gibt es in meinem Leben Sünden des Hochmuts: innere Empndlichkeit,
Reizbarkeit, Widerstand gegen das Verzeihen, Neigung zu Mutlosigkeit,
usw.? Erbitte ich von Gott die Tugend der Demut?
11. » Und sogleich oss Blut und Wasser heraus « (Joh 19,34)
Habe ich die Überzeugung, dass ich, wenn ich in persona Christi handle,
direkt in die Mitte des Leibes Christi, der Kirche, hineingezogen bin?
Kann ich ehrlich sagen, dass ich die Kirche liebe und dass ich mit Freude
ihrem Wachstum, ihren Anliegen, einem jeden ihrer Mitglieder und der
ganzen Menschheit diene?
12. » Du bist Petrus « (Mt 16,18)
Nihil sine Episcopo – nichts ohne den Bischof – pegte der hl. Ignatius von
Antiochien zu sagen: Liegen diese Worte meinem priesterlichen Dienst
zu Grunde? Habe ich die Anweisungen, Ratschläge und Zurechtweisun-
gen meines Bischofs gehorsam angenommen? Bete ich besonders für den
Heiligen Vater, in voller Gemeinschaft mit seinen Lehren und Absich-
ten?
13. » Liebt einander! « (Joh 13,34)
Habe ich im Umgang mit meinen Brüdern im Priesterstand mit Eifer
die Liebe gelebt oder habe ich mich im Gegenteil aus Egoismus, Teil-
nahmslosigkeit oder Gleichgültigkeit nicht für sie interessiert? Habe ich
meine Brüder im Priesterstand kritisiert? Habe ich denen beigestanden,
die an körperlicher Krankheit oder seelischem Schmerz leiden? Lebe ich
die Brüderlichkeit, damit keiner allein ist? Behandle ich alle meine Brüder
im Priesterstand und auch die gläubigen Laien mit derselben Liebe und
Geduld Christi?
14. » Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben « (Joh 14,6)
Kenne ich von Grund auf die Lehren der Kirche? Eigne ich sie mir an
und gebe ich sie wahrheitsgetreu weiter? Bin ich mir der Tatsache be-
wusst, dass es einen schweren Missbrauch darstellt, der den Seelen Scha-
den zufügt, wenn ich feierlich oder alltäglich etwas lehre, was nicht mit
dem Lehramt übereinstimmt?
15. » Geh und sündige von jetzt an nicht mehr! « (Joh 8,11)
Die Verkündigung des Wortes Gottes führt die Gläubigen zu den Sakra-
menten. Beichte ich regelmäßig und häug, wie es meinem Stand und den
heiligen Gegenständen, mit denen ich umgehe, angemessen ist? Spende
77

8.8 Page 78

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ich großzügig das Sakrament der Versöhnung? Bin ich weitgehend ver-
fügbar für die geistliche Leitung der Gläubigen, indem ich ihnen eine be-
stimmte Zeit widme? Bereite ich die Predigt und die Katechese sorgfältig
vor? Predige ich mit Eifer und spricht aus meiner Predigt die Liebe zu
Gott?
16. » Und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie kamen zu ihm « (Mk 3,13)
Bemühe ich mich liebevoll darum, die Keime der Berufungen zum Prie-
stertum und zum geweihten Leben zu entdecken? Trage ich Sorge dafür,
dass sich unter allen Gläubigen ein stärkeres Bewusstsein der allgemei-
nen Berufung zur Heiligkeit ausbreitet? Bitte ich die Gläubigen, um Be-
rufungen und die Heiligung der Priester zu beten?
17. » Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu
dienen « (Mt 20,28)
Habe ich danach gestrebt, mich im Alltag den anderen zu widmen, indem
ich ihnen dem Evangelium entsprechend diene? Mache ich die Liebe des
Herrn auch in Werken sichtbar? Sehe ich im Kreuz die Gegenwart Christi
und den Sieg der Liebe? Ist mein Alltag vom Geist des Dienens geprägt?
Betrachte ich auch die Ausübung der mit dem Amt verbundenen Autori-
tät als eine unerlässliche Form des Dienens?
18. » Mich dürstet « (Joh 19,28)
Habe ich für die Seelen, die Gott mir anvertraut hat, gebetet und mich
tatsächlich und mit Großmut für sie aufgeopfert? Erfülle ich meine seel-
sorgerlichen Pichten? Sorge ich mich auch um die Seelen der Verstorbe-
nen?
19. » Frau, siehe, dein Sohn! … Siehe, deine Mutter! « (Joh 19,26-27)
Wende ich mich voller Hoffnung an die hl. Jungfrau, die Mutter der Prie-
ster, damit sie mir hilft, ihren Sohn Jesus mehr zu lieben und auch die
Liebe anderer zu ihm zu vermehren? Pege ich die marianische Fröm-
migkeit? Reserviere ich jeden Tag eine Zeit für den heiligen Rosenkranz?
Nehme ich im Kampf gegen den Satan, die Begehrlichkeit und das Stre-
ben nach eitlem Vergnügen, Zuucht zu ihrer mütterlichen Fürsprache?
20. » Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. « (Lk 23,46)
Bin ich eifrig, den Sterbenden beizustehen und ihnen die Sakramente zu
spenden? Betrachte ich in meiner persönlichen Meditation, in der Ka-
techese und in der normalen Predigttätigkeit die Lehre der Kirche über
die letzten Dinge? Erbitte ich die Gnade der schließlichen Beharrlichkeit
und ermahne ich die Gläubigen dasselbe zu tun? Bringe ich häug und
andächtig Fürbitten für die Verstorbenen vor?
78

8.9 Page 79

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ANHANG II
GEBET DES PRIESTERS VOR DEM BEICHTHÖREN
Gib mir Weisheit, Herr, die mir Zur Seite steht, wenn ich im
Beichtstuhl bin, damit ich es verstehe, dein Volk in Gerechtigkeit
und deine Armen mit rechtem Urteilsspruch zu richten. Lass mich
die Schlüssel des Himmelreiches so gebrauchen, dass ich niemandem
öffne, vor dem es verschlossen werden müsste und dass ich es vor
niemandem verschließe, dem es geöffnet werden müsste. Meine Ab-
sicht sei rein, mein Eifer aufrichtig, meine Liebe geduldig, meine Mühe
fruchtbar.
Lass mich milde sein aber nicht nachgiebig, streng aber nicht hart;
lass mich den Armen nicht verachten und dem Reichen nicht schmei-
cheln. Lass mich liebenswürdig sein, damit ich die Sünder ermutige,
klug bei meinen Fragen und kundig in meiner Belehrung.
Gewähre mir, so bitte ich, Geschick darin, sie vom Bösen abzu-
halten und Eifer, sie im Guten zu bestärken und ihnen dabei zu helfen,
sich zu bessern; schenke mir ein reifes Urteil bei meinen Antworten
und rechte Ratschläge. Bei undurchsichtigen Tatbeständen schenke
mir Licht, bei verwickelten Scharfsinn, bei schwierigen Sieg. Lass nicht
zu, dass ich mich mit unnützen Gesprächen aufhalte, und dass ich von
verderbten Gedanken angesteckt werde; gib, dass ich die anderen rette
und mich selbst nicht verliere. Amen.
ORATIO SACERDOTIS ANTEQUAM CONFESSIONES EXCIPIAT
Da mihi, Dómine, sédium tuárum assistrícem sapiéntiam, ut sci-
am iudicáre pópulum tuum in iustítia, et páuperes tuos in iudício. Fac
me ita tractáre claves regni cælórum, ut nulli apériam, cui claudéndum
sit, nulli claudam, cui aperiéndum. Sit inténtio mea pura, zelus meus
sincérus, cáritas mea pátiens, labor meus fructuósus.
Sit in me lénitas non remíssa, aspéritas non sevéra; páuperem ne
despíciam, díviti ne adúler. Fac me ad alliciéndos peccatóres suávem,
ad interrogándos prudéntem, ad instruéndos perítum.
Tríbue, quæso, ad retrahéndos a malo sollértiam, ad conrman-
dos in bono sedulitátem, ad promovéndos ad melióra indústriam: in
respónsis maturitátem, in consíliis rectitúdinem, in obscúris lumen,
79

8.10 Page 80

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in impléxis sagacitátem, in árduis victóriam: inutílibus collóquiis ne
detínear, pravis ne contáminer; álios salvem, me ipsum non perdam.
Amen.
GEBET DES PRIESTERS NACH DEM BEICHTHÖREN
Herr Jesus Christus, Bräutigam und Heiland der Seelen, ich bitte
dich, reinige mich durch die Eingießung des Heiligen Geistes von je-
der sündhaften Regung und jedem sündhaften Gedanken und ergänze
durch deine grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit, das, worin ich in
meinem Dienst, sei es durch Nachlässigkeit, sei es durch Unwissenheit
gefehlt habe. Ich vertraue deinen hochheiligen Wunden alle Seelen an,
die du zur Buße bewegt und durch dein kostbarstes Blut geheiligt hast,
damit du sie vor allen Sünden schützt und in der Ehrfurcht vor dir und
der Liebe zu dir bewahrst, sie in den Tugenden von Tag zu Tag voran-
bringst und zum ewigen Leben führst. Der du mit dem Vater und dem
Heiligen Geist lebst und herrschst in Ewigkeit. Amen
Herr Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, nimm diesen
Dienst meiner Hingabe in jener Liebe an, mit der du die selige Maria
Magdalena und alle Sünder, die zu dir Zuucht genommen haben, von
ihren Sünden befreit hast. Und ergänze und heile gnädig, was ich bei
der Spendung dieses Sakramentes nachlässig und nicht würdig genug
vollzogen habe. Alle und jeden Einzelnen, der gerade gebeichtet hat,
empfehle ich deinem liebenden Herzen mit der Bitte, du mögest sie
beschützen und vor Rückfälligkeit bewahren und sie nach dem Elend
dieser Welt mit mir zu den ewigen Freuden führen. Amen
ORATIO SACERDOTIS POSTQUAM CONFESSIONES EXCEPERIT
Dómine Iesu Christe, dulcis amátor et sancticátor animárum,
puríca, óbsecro, per infusiónem Sancti Spíritus cor meum ab omni
affectióne et cogitatióne vitiósa, et quidquid a me in meo múnere
sive per neglegéntiam, sive per ignorántiam peccátum est, tua inníta
pietáte et misericórdia supplére dignéris. Comméndo in tuis amabilís-
simis vulnéribus omnes ánimas, quas ad pæniténtiam traxísti, et tuo
pretiosíssimo Sánguine sancticásti, ut eas a peccátis ómnibus custó-
dias et in tuo timóre et amóre consérves, in virtútibus in dies magis
promóveas, atque ad vitam perdúcas ætérnam: Qui cum Patre et Spíri-
tu Sancto vivis et regnas in sǽcula sæculórum. Amen.
80

9 Pages 81-90

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9.1 Page 81

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Dómine Iesu Christe, Fili Dei vivi, súscipe hoc obséquii mei mi-
nistérium in amóre illo superdigníssimo, quo beátam Maríam Mag-
dalénam omnésque ad te confugiéntes peccatóres absolvísti, et quid-
quid in sacraménti huius administratione neglegénter minúsque digne
perféci, tu per te supplére et satisfácere dignéris. Omnes et síngulos,
qui mihi modo conféssi sunt, comméndo dulcíssimo Cordi tuo rogans,
ut eósdem custódias et a recidíva præsérves atque post huius vitæ mi-
sériam mecum ad gáudia perdúcas ætérna. Amen.
81

9.2 Page 82

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9.3 Page 83

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INHALTSVERZEICHNIS
Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . .
3
EINLEITUNG: AUF DEM WEG ZUR HEILIGKEIt [1-6] . . . . .
7
I. DER DIENST DER BUßE UND DER VERSÖHNUNG IM HINBLICK AUF
DIE CHRISTLICHE HEILIGUNG
1. Seine heutige Bedeutung, ein Moment der Gnade . . . .
11
Eine nachdrückliche Einladung [7-8] . . . . . . . .
11
Die Fortsetzung des Auftrags Christi in der Kirche [9-11] .
11
Offen werden für Liebe und Versöhnung [12-13] . . . .
13
Zeugnis und Hingabe der Hirten [14-18] . . . . . .
13
Das Vorbild des heiligen Pfarrers von Ars [19-20]. . . .
16
Der Dienst der Barmherzigkeit [21-23] . . . . . . .
17
2. Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . .
18
Natur und Wesen des Bußsakraments [24] . . . . . .
18
Das österliche Tun, ein Weg der Umkehr [25-27] . . . .
18
Der Weg der Heiligkeit [28-31]. . . . . . . . . .
20
Ein Gnadengeheimnis [32-35] . . . . . . . . . .
21
3. Praktische Hinweise . . . . . . . . . . . . .
22
Die Bereitschaft zur Umkehr wecken [36-40] . . . . .
22
Die liturgische Feier [41-43] . . . . . . . . . .
24
Die kirchlicherseits vorgegebenen Normen als Ausdruck
pastoraler Liebe [44-47] . . . . . . . . . . .
25
Im Einklang mit dem Wirken des Heiligen Geistes auf den
Weg der Heiligkeit führen [48-50] . . . . . . . .
27
Wie ein Vater verfügbar sein für den Dienst der Versöhnung
[51-57] . . . . . . . . . . . . . . . .
28
Ständige Weiterbildung der Priester für die Begleitung in
verschiedenen Lebenssituationen [58-60] . . . . .
30
Neue Situationen, neue Gnaden, neuer priesterlicher Eifer
[61-63] . . . . . . . . . . . . . . . .
31
83

9.4 Page 84

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II. DER DIENST DER GEISTLICHEN LEITUNG
1. Ihre heutige Bedeutung, ein Moment der Gnade . . . .
34
Geschichtliche Entwicklung und heutiger Stand [64-65] . .
34
Ausbildung der Priester für diese Begleitung [66-69] . . .
35
Geistliche Leitung und Priesteramt [70-73] . . . . . .
36
Geistliche Leitung für Priester [74-76] . . . . . . .
38
2. Grundlagen. . . . . . . . . . . . . . . .
39
Wesen und theologische Grundlagen [77] . . . . . .
39
Spezische Aufgabe [78-80] . . . . . . . . . .
39
Ein dynamischer Prozess [81-83] . . . . . . . . .
40
Geistliche Leitung für alle kirchlichen Berufe [84-86]. . .
42
3. Praktische Hinweise . . . . . . . . . . . . .
43
Individueller geistlicher Lebensweg [87-97] . . . . . .
43
Geistliche Leitung und die Unterscheidung der Geister
[98-100] . . . . . . . . . . . . . . . .
47
Eigenschaften des geistlichen Begleiters [101-105] . . .
49
Eigenschaften des Empfängers der geistlichen Leitung
[106-109] . . . . . . . . . . . . . . .
51
Geistliche Leitung für Priester [110-116] . . . . . .
52
Geistliche Leitung im geweihten Leben [117-121] . . . .
54
Geistliche Leitung für Laien [122-124] . . . . . . .
56
Berücksichtigung der verschiedenen Persönlichkeitsebenen
bei der geistlichen Leitung [125-134] . . . . . . .
58
SCHLUSS: » BIS CHRISTUS IN EUCH GESTALT GEWINNT « (Gal 4,19)
[135-140] . . . . . . . . . . . . . . .
65
Glossar, Stichwortverzeichnis . . . . . . . . . . .
69
ANHANG I – Gewissenserforschung für Priester . . . . .
75
ANHANG II – Gebete . . . . . . . . . . . . . .
79

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VATIKANISCHE DRUCKEREI