Rellegratevi---de


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1.2 Page 2

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1.3 Page 3

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Inhalt
ordens
korrespondenz
Zeitschrift für Fragen des Ordenslebens
55. Jahrgang 2014, Sonderheft zum Jahr der Orden
Rallegratevi – Freut euch!
Kongregation für die Institute geweihten Lebens und
die Gesellschaften apostolischen Lebens
Schreiben an alle geweihten Personen
zur Vorbereitung auf das Jahr
des geweihten Lebens
(2. Februar 2014)
3
Scrutate – Erforscht!
Kongregation für die Institute geweihten Lebens und
die Gesellschaften apostolischen Lebens
Den geweihten Männern und Frauen auf
ihrem Weg entlang der Zeichen Gottes
(8. September 2014)
33
1

1.4 Page 4

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1.5 Page 5

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Kongregation für die Institute geweihten Lebens
und die Gesellschaften apostolischen Lebens
Jahr des geweihten Lebens
Rallegratevi – Freut euch!
Rundschreiben an die geweihten Personen
Impulse aus lehramtlichen Äußerungen von
Papst Franziskus
»Ich wollte euch ein Wort mitgeben
und dieses Wort ist Freude.
Überall, wo es Gott geweihte Menschen gibt,
herrscht immer Freude!«*
Papst Franziskus
3

1.6 Page 6

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Liebe Brüder und Schwestern,
1. „die Freude des Evangeliums erfüllt nicht ‚radikal‘ nennen. Die evangelische
das Herz und das gesamte Leben derer, Radikalität ist nicht nur eine Sache
die Jesus begegnen. ... Mit Jesus Chris- der Ordensleute, sondern wird von
tus kommt immer – und immer wieder allen verlangt. Aber die Ordensleute
– die Freude.“1
folgen dem Herrn auf eine besondere,
Die Einleitung des Apostolischen prophetische Art und Weise nach. Ich
Schreibens Evangelii Gaudium erklingt erwarte mir dieses Zeugnis von euch.
im Gefüge der Lehre von Papst Franzis- Die Ordensleute müssen Männer und
kus mit außerordentlicher Lebendigkeit: Frauen sein, die imstande sind, die Welt
Sie beruft zum wunderbaren Geheimnis aufzuwecken“.2
der Guten Nachricht, die das Leben In menschlicher Begrenzung und in der
dessen verändert, der sie im Herzen alltäglichen Sorge leben Ordensfrau-
aufnimmt. Es wird uns eine Parabel der en und -männer die Treue, indem sie
Freude erzählt: Die Begegnung mit Je- Rechenschaft von der Freude geben,
sus entzündet in uns die ursprüngliche die sie beseelt. Sie werden ein leuchten-
Schönheit eines Gesichts, auf dem die des Zeugnis, eine wirksame Botschaft,
Herrlichkeit des Vaters widerstrahlt (vgl. eine begleitende Nähe für Frauen
2 Kor 4,6), in der Frucht der Freude.
und Männer unserer Zeit, die in der
Die Kongregation für die Institute des Kirche ein offenes Vaterhaus suchen.3
geweihten Lebens und für die Gemein- Indem Franz von Assisi das Evange-
schaften des apostolischen Lebens lium zur Richtschnur seines Lebens
fordert dazu auf, in dieser Zeit der nahm, „ließ er den Glauben wachsen
Gnade über die besondere Einladung und erneuerte die Kirche; gleichzeitig
nachzudenken, die der Papst an die Or- erneuerte er die Gesellschaft, machte
densleute richtet.
sie geschwisterlicher, aber immer durch
Diese Lehre anzunehmen bedeutet ei- das Zeugnis des Evangeliums. Predigt
ne Erneuerung unseres Lebens gemäß das Evangelium allezeit, wenn nötig
dem Evangelium, nicht in der Weise auch mit Worten.4
eines Vollkommenheitsmodells, das Zahlreich sind die Anregungen, die uns
auf eine radikale Trennung (von der aus dem Hören auf die Worte des Paps-
Welt) ausgerichtet ist, sondern in tes erwachsen, aber besonders fordert
der Zustimmung mit ganzem Herzen uns die völlige Einfachheit heraus, mit
zu einer heilsamen Begegnung, die der er seine Lehre vorträgt, sich an die
das Leben verwandelt. „Es geht dar- entwaffnende Echtheit des Evangeliums
um, alles zu verlassen, um dem Herrn angleichend: Ein Wort ohne rhetori-
4
nachzufolgen. Nein, ich möchte es schen Glanz (sine glossa), gesät mit der

1.7 Page 7

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großzügigen Geste eines vertrauensvol-
len Sämanns, der zwischen dem jewei-
ligen Boden keinen Unterschied macht.
Es ist eine glaubwürdige Einladung, die
an uns mit unbeschwertem Vertrauen ge-
richtet ist, eine Einladung, institutionelle
Erwägungen und persönliche Rechtfer-
tigungen zu annullieren, eine provozie-
rende Anfrage an unseren Lebensstil, der
manchmal träge und schläfrig geworden
ist und sich oft an der Herausforderung
vorbeimogelt: Wenn ihr einen Glauben
wie ein Senfkorn hättet … (Lk 17,5). Eine
Einladung, die uns ermutigt, unseren
Geist in Bewegung zu setzen, um dem
(göttlichen) Wort, das unter uns Woh-
nung genommen hat, Raum zu geben,
und dem Geist, der die Kirche erschafft
und dauernd erneuert.
Dieser Rundbrief ist in der vorstehen-
den Einladung begründet und möchte
eine gemeinsame Reflexion anstoßen,
sich schlicht als Mittel anbietend, einen
ehrlichen Vergleich zwischen Evange-
lium und Leben anzustellen. Die Kon-
gregation hofft, auf dem Weg hin zum
Jahr 2015, dem Jahr des geweihten
Lebens, einen gemeinsamen Weg der
Reflexion zu starten – auf persönlicher,
geschwisterlicher und institutioneller
Ebene – mit dem Ziel, evangeliumsge-
mäße Entscheidungen zu wagen, reich
an Früchten einer freudigen Erneue-
rung. „Der Vorrang Gottes ist für die
menschliche Existenz Fülle von Bedeu-
tung und Freude, weil der Mensch für
Gott geschaffen und unruhig ist, bis er
in ihm Frieden findet.“5
5

1.8 Page 8

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Seid fröhlich, freut euch,
strahlt Freude aus!
»Freut euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt,
alle, die ihr sie liebt!
Seid fröhlich mit ihr, alle, die ihr über sie traurig wart.
Saugt euch satt an ihrer tröstenden Brust,
trinkt und labt euch an ihrem mütterlichen Reichtum!
Denn so spricht der Herr:
Seht her, wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr
und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach.
Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen
und auf den Knien schaukeln.
Wie eine Mutter ihren Sohn tröstet, so tröste ich euch;
in Jerusalem findet ihr Trost.
Wenn ihr das seht, wird euer Herz sich freuen,
und ihr werdet aufblühen wie frisches Gras.
So offenbart sich die Hand des Herrn an seinen Knechten.«
6
Jes 66, 10-14

1.9 Page 9

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Zuhören
euphrosynê. Gewöhnlich schließt das
einen ungebrochenen Jubel ein, der
2. Mit dem Begriff der Freude (hebrä- sowohl die Vergangenheit als auch
isch: śimh. â, śamah. , gyl) möchte die d i e Z u k u n f t u m f a s s t . F r e u d e i s t
Heilige Schrift eine Vielfalt individuel- das messianische Geschenk par excel-
ler wie gemeinschaftlicher Erfahrungen lence, so wie Jesus selbst verspricht:
ausdrücken, die besonders auch mit Meine Freude möge in euch sein
religiösen Feiern und Festen verbun- und eure Freude soll vollkommen sein
den sind, wo sich Gottes Gegenwart in (Joh 15,11; 16,24; 17,13).
der Geschichte Israels wiedererkennen Lukas unterstreicht seit den Ereignissen,
lässt. In der Bibel gibt es 13 verschie- die der Geburt des Erlösers vorangehen,
dene Verben und Substantive, um die die Verbreitung überschäumender Freu-
Freude Gottes, die Freude des Men- de (vgl. Lk 1,14.44.47; 2,10; Mt 2,10)
schen und die Freude der Geschöpfe zu und zeigt, wie diese die Verbreitung
beschreiben.
der Guten Nachricht begleitet (vgl. Lk
Im Alten Testament, besonders in den 10,17; 24,41.52). Freude ist das typi-
Psalmen und beim Propheten Jesaja, sche Zeichen für die Gegenwart und
finden wir die zahlreichsten Belegstel- die Ausbreitung des Gottesreiches (vgl.
len. Mit schöpferischer Abwechslung Lk 15,7.10.32; Apg 8,39; 11,23; 15,3;
und sprachlicher Originalität werden 16,34; vgl. Röm 15,10-13 usw.).
wir vielfach zur Freude eingeladen; Bei Paulus ist Freude als Frucht des
die Freude der Nähe Gottes wird aus- Geistes (vgl. Gal 5,22) ein typisches und
gerufen, die Freude über das, was er beständiges Zeichen des Gottesreiches
geschaffen hat. In den Psalmen finden (vgl. Röm 14,17), das sogar inmitten
sich hundertfach die eindringlichsten von Prüfungen und Mühsal verstärkt
Äußerungen, die entweder die Freude wird (vgl. 1 Thess 1,6). Im Gebet, in
als Frucht der gnadenhaften Gegenwart der Liebe, im unablässigen Dank sehen
Gottes anzeigen, die ein jubelndes Echo wir die Quelle der Freude (vgl. 1 Thess
hervorruft, oder die großen Verheißun- 5,16; Phil 3,1; Kol 1,11). In den Be-
gen für die Zukunft seines Volkes be- drängnissen fühlt sich der Apostel der
zeugen. Was den Propheten betrifft, ist Heiden voll Freude und der Herrlichkeit
es gerade der zweite und dritte Teil der teilhaftig, die wir alle erwarten (vgl. 2
Jesajarolle, der von diesem häufigen Kor 6,10; 7,4; Kol 1,24). Der endgültige
Hinweis auf die künftige Freude geprägt Triumph Gottes und die Hochzeit des
ist: Sie wird überfließend sein (Jes 9,2), Lammes werden alle Freude und allen
der Himmel, die Wüste und die Erde Jubel (Offb 19,7) in ein kosmisches
werden voll Freude jubeln (Jes 35,1; Halleluja ausbrechen lassen (Offb 19,6).
44,23; 49,13), befreite Gefangene wer- Um die volle Bedeutung dieses Textes
den unter Freudenrufen nach Jerusalem zu erfassen, bieten wir jetzt eine kurze
zurückkehren (Jes 35,9f.; 51,11).
Erklärung der Jesaja-Stelle 66,10: Freut
Im Neuen Testament ist das bevorzug- euch mit Jerusalem! Jubelt in der Stadt,
te Wort für ‚Freude‘ mit der Wurzel alle, die ihr sie liebt. Seid fröhlich mit
char verbunden, aber es finden sich ihr. Das ist das Ende des dritten Teiles
auch andere Begriffe wie agalliáomai, des Propheten Jesaja. Man muss dabei
7

1.10 Page 10

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bedenken, dass die Kapitel 65 und 66 Eindringliche Begriffe sind hier ge-
eng miteinander verbunden sind und häuft: freut euch, jubelt, strahlt, aber
einander ergänzen, wie es schon im auch: Trost, Entzücken, Fülle, Reich-
Abschluss des zweiten Teils (Kap 54-55) tum, Liebkosung etc. Das Volk, dem der
offensichtlich war.
Bezug zu Treue und Liebe geschwunden
Beide Kapitel sprechen das Thema Ver- war, war in Traurigkeit und Unfrucht-
gangenheit an, manchmal in schroffer barkeit verfallen. Aber jetzt bringt
Bildersprache, doch mit der Einladung, Gottes Macht und Heiligkeit die Fülle
diese zu vergessen, weil Gott ein neu- von Lebenssinn und Glück zurück, die
es Licht leuchten lassen will, das ein in Begriffen ausgedrückt werden, die
Vertrauen erweckt, das alle erlittene den affektiven Wurzeln jedes Menschen
Untreue und Grausamkeit heilen wird. entspringen und einzigartige Gefühle
Der frühere Fluch, eine Folge des Bun- von Zärtlichkeit und Geborgenheit er-
desbruchs, wird verschwinden, weil wecken.
Gott Jerusalem ein Freudenfest berei- Das ist ein sanftes, aber wahres Profil
ten will (vgl. Jes 65,18). Der Beweis eines Gottes, der von mütterlichen Re-
dafür ist, dass Gott antwortet, sogar gungen und tiefen Gefühlen bewegt ist.
noch bevor er angerufen wird (vgl. Jes Eine Freude des Herzens (vgl. Jes 66,14)
65,24). Dieses Thema setzt sich in den geht von Gott aus – der das Gesicht ei-
Eröffnungsversen von Jes 66 und noch ner Mutter zeigt und seinen Arm erhebt
später fort, wobei die Verschlossenheit – und verbreitet sich inmitten eines
der Herzen und Ohren gegenüber der Volkes, das von unzähligen Demütigun-
Güte des Herrn und seinem Wort der gen gezeichnet ist und dessen Knochen
Hoffnung hervorgehoben wird.
daher brüchig sind. Es ist eine gnaden-
Wir finden den eindrucksvollen Ver- hafte Verwandlung, die sich festlich zu
gleich zwischen Jerusalem und einer einem neuen Himmel und einer neuen
Mutter, der sich aus den Verheißungen Erde erweitert (vgl. Jes 66,22), damit
des Jesaja ergibt (Jes 49,18-29; 54,1-3). alle Völker die Herrlichkeit des Herrn
Plötzlich füllt sich das Land Juda mit erkennen können, des treuen Erlösers.
Flüchtlingen, die aus der Demütigung
der babylonischen Gefangenschaft Freude,
heimkehren. Das Wort der Befreiung die Schönheit der Weihe
hat Zion sozusagen mit neuem Leben
und neuer Hoffnung ‚befruchtet‘, und 3. „Das ist die Schönheit der Weihe:
Gott der Herr wird diese Schwanger- die Freude, die Freude …“.7 Die Freu-
schaft zu Ende führen, so dass sie de, allen den Trost Gottes zu bringen.
ohne Mühe neue Kinder gebären wird. Das sagte Papst Franziskus während
So ist die Mutter Zion von Kindern seiner Zusammenkunft mit Semina-
umgeben und zeigt sich ihnen als risten, Novizen und Novizinnen. „Es
großzügige und zärtliche Ernährerin. gibt keine Heiligkeit im Betrübtsein!“8
Dieses liebliche Bild hat die hl. The- fährt der Heilige Vater fort, denn wie
resia von Lisieux fasziniert und ist der hl. Paulus sagte: „Trauert nicht wie
ein entscheidender Schlüssel zu ihrer die anderen, die keine Hoffnung ha-
8
Spiritualität.6
ben“ (1 Thess 4,13). Die Freude ist kein

2 Pages 11-20

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2.1 Page 11

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überflüssiges Ornament, sie ist ein not- fürchtet euch nicht. Habt keine Angst,
wendiges Fundament des menschlichen unser Gott ist ein Gott des Trostes und
Lebens. Inmitten der Sorgen jedes Tages der Zärtlichkeit. Er ist Vater und wird
strebt jeder Mann und jede Frau mit uns behandeln wie eine Mutter ihr
dem ganzen Sein danach, zur Freude zu Kind, voller Zärtlichkeit. Habt keine
gelangen und darin zu bleiben.
Angst vor dem Trost des Herrgotts“.9
Diese Freude fehlt unserer Welt oft. Un-
sere Berufung ist es nicht, heldenhafte Eure Berufung
Taten zu vollbringen oder hochtrabende
Worte zu machen, sondern die Freude 4. „Wenn Gott ruft, sagt er: Du bist
zu bezeugen, die aus der Gewissheit wichtig für mich, ich liebe dich, ich
stammt, von Gott geliebt zu sein, und zähle auf dich! Jesus sagt das zu jedem
aus dem Vertrauen, zu den Erlösten zu Einzelnen von uns und daraus entsteht
gehören.
Freude. Die Freude des Augenblicks,
Unser kurzes Gedächtnis und unsere als Jesus mich mit Liebe anblickte. Das
matte Erfahrung hindern uns oft daran, zu verstehen und zu spüren ist das Ge-
die „Länder der Freude“ zu erreichen, heimnis unserer Freude. Wir dürfen uns
wo man Gottes Widerschein verspüren von Gott geliebt wissen, weil wir für ihn
kann. Dabei hätten wir tausend Grün- keine Nummern, sondern Personen sind
de, in der Freude zu verbleiben, die im und weil wir wissen, dass ER uns ruft.“10
gläubigen und beharrlichen Hören auf Papst Franziskus lenkt unseren Blick
das Wort Gottes genährt wird. In der auf die geistlichen Grundlagen unserer
Schule unseres Meisters hören wir sei- Menschlichkeit, damit wir erkennen,
nen Wunsch: „Meine Freude sei in euch was uns durch freien göttlichen Ent-
und eure Freude werde vollkommen“ schluß und freie menschliche Antwort
(Joh 15,11). So wird man daran ge- geschenkt worden ist. Da sah ihn Jesus
wöhnt, sich in die vollkommene Freude an und weil er ihn liebte, sagte er zu
einzuüben.
ihm: „Eines fehlt dir noch: Verkauf al-
„Traurigkeit und Furcht müssen der les, was du hast, verteil das Geld an die
Freude weichen. Freut euch, jubelt und Armen, und du wirst einen bleibenden
strahlt vor Freude, sagt der Prophet (Jes Schatz im Himmel haben; dann komm
66,10). Es ist eine große Einladung zur und folge mir nach!“ (Lk 18,22).
Freude. Alle Christen, und wir beson- Der Papst erinnert daran, wie „Jesus
ders, sind berufen, diese Botschaft der sich beim Letzten Abendmahl mit
Hoffnung zu überbringen, die Freude diesen Worten an die Apostel wandte:
und Heiterkeit schenkt, den Trost Gottes Nicht ihr habt mich erwählt, sondern
und seine Zärtlichkeit zu allen. Aber wir ich habe euch erwählt (Joh 15,16). Das
können davon nur Boten sein, wenn wir ruft uns allen, nicht nur den Priestern,
selbst als erste die Freude empfinden, in Erinnerung, dass die Berufung immer
von ihm getröstet und geliebt zu sein. Gottes Initiative ist. Es ist Christus, der
Ich habe manchmal Ordensleute getrof- euch gerufen hat, ihm im geweihten
fen, die sich vor Gottes Trost ängstigen Leben zu folgen. Das bedeutet, stän-
und sich quälen, weil sie vor dieser dig einen ‚Exodus‘ aus euch selbst zu
Zärtlichkeit Gottes Angst haben. Aber vollziehen, um euer Leben auf Christus
9

2.2 Page 12

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und sein Evangelium auszurichten, auf Glaubens, die Seligpreisung der Armen,
den Willen Gottes, dabei auf eure eige- die Radikalität der Liebe. Es handelt
nen Projekte zu verzichten, um so mit sich darum, aus Berufung wiedergebo-
Paulus sagen zu können: Nicht mehr ren zu werden. „Ich lade jeden Christen
ich lebe, sondern Christus lebt in mir ein […], noch heute seine persönliche
(Gal 2,20).“11
Begegnung mit Christus zu erneuern
Der Papst lädt uns zu einer Pilgerfahrt oder zumindest den Entschluss zu fas-
auf einen Weg der Weisheit ein, zurück sen, sich von ihm finden zu lassen, ihn
auf die Straßen von Palästina oder nahe jeden Tag ohne Unterlass zu suchen“.15
dem Boot der schlichten Fischer von Der hl. Paulus bringt uns zu dieser
Galiläa. Er fordert uns dazu auf, die An- Grundanschauung zurück: Einen an-
fänge eines Weges oder besser Gescheh- deren Grund kann niemand legen als
nisses zu betrachten, das von Christus den, der gelegt ist: Jesus Christus (1
begonnen wurde und uns dazu bringt, Kor 3,11). Der Begriff Berufung deu-
die Netze am Ufer zurückzulassen, die tet diese Gnadengabe an, dass dies
Bank des Zöllners am Straßenrand und die Lebensquelle ist, die nicht auf-
die Wunschträume des Zeloten unter hört, die Menschheit und die Kirche in
den Vorhaben der Vergangenheit. Denn der Tiefe ihres Wesens dauernd zu
all diese Mittel sind ungeeignet, wenn erneuern.
wir bei Ihm sein wollen.
In der Erfahrung der Berufung ist gera-
Er lädt uns dazu ein, uns gleichsam de Gott der geheimnisvolle Urheber des
auf eine innere Pilgerreise zu begeben, Rufes. Wir hören eine Stimme, die uns
lange in der Aussicht der ersten Stunde zu einem Leben der Jüngerschaft für
zu verweilen, als die Räume von einer das Gottesreich ruft. Wenn Papst Fran-
freundschaftlichen Beziehung erwärmt ziskus mit dem Wort „Du bist wichtig
waren, der Verstand dazu geführt wur- für mich“ daran erinnert, verwendet
de, sich dem Mysterium zu öffnen, die er den direkten Dialog, in der ersten
Entscheidung getroffen wurde, dass es Person, so dass das Bewusstsein ge-
gut sei, jenem Meister nachzufolgen, weckt wird. Er ruft meine Vorstellung,
der allein Worte des ewigen Lebens hat mein Urteil zu Bewusstheit, um mich zu
(vgl. Joh 6,68). Er fordert uns dazu auf, Verhaltensweisen aufzufordern, die mit
aus unserem ganzen „Dasein eine Pil- meinem Selbstbewusstsein, mit dem an
gerfahrt der Verwandlung in Liebe“12 mich ergangenen Ruf, meiner persön-
zu machen.
lichen Berufung übereinstimmen. „Ich
Papst Franziskus ruft uns dazu auf, möchte dem sagen, der sich Gott und
beim Bild des Anfangs innezuhalten, dem Glauben gegenüber gleichgültig
„der Freude des Augenblicks, als Je- fühlt, der Gott fern ist und ihn verlassen
sus mich anblickte“13, um Sinn und hat, auch uns mit unserer ‚Gottferne‘,
Anspruch wiederzuerwecken, die mit die wir Gott vielleicht nur ein klein
unserer Berufung verbunden sind. „Es wenig, aber in so vielen Dingen des
ist die Antwort auf einen Ruf, einen Alltags verlassen haben: Schau in die
Ruf der Liebe.“14 Mit Christus zu sein Tiefe deines Herzens, schau in das In-
verlangt, das Leben mit ihm zu teilen, nere deiner selbst und frage dich: Hast
10
die Entscheidungen, den Gehorsam des du ein Herz, das Großes ersehnt, oder

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ein von den Dingen erdrücktes Herz? sich die Erinnerung an Gott trägt, läßt
Hat dein Herz die Unruhe der Suche be- sich davon im ganzen Leben leiten und
wahrt oder hat es sich von den Dingen weiß sie im Herzen der anderen zu we-
so einlullen lassen, bis es schließlich cken.“20 Erinnerung daran, hier und jetzt
eingeschlafen ist?“16
gerufen zu sein.
Die Beziehung zu Jesus Christus muss
von einer Unruhe des Suchens genährt Gefunden, berührt, verwandelt
sein. Sie macht uns des unverdienten
Geschenks der Berufung bewusst und 5. Der Papst bittet uns, unsere persön-
hilft uns die Motivation zu rechtfer- liche Geschichte wieder neu zu lesen
tigen, die zu der anfänglichen Wahl und sie im Licht von Gottes liebendem
geführt hat und die in der Ausdauer Blick zu prüfen. Zwar ist die Berufung
weiterhin bleibt: „Sich von Christus immer seine Initiative, aber uns kommt
erobern zu lassen, bedeutet sich immer es zu, frei in den göttlichen Heilswillen
nach dem auszustrecken, was vor mir einzuwilligen, in eine Beziehung des
liegt, nach dem Ziel Christi“ (vgl. Phil Lebens in der Liebe (agape), einen Weg
3,14).17 Beständig im Hören auf Gott zu der Jüngerschaft, „Licht auf dem Weg
bleiben verlangt, dass diese Fragen die der Kirche“.21 Das Leben im Geist hat
Koordinaten werden, die unserer tägli- keine abgeschlossenen Zeiten, sondern
chen Zeit den Rhythmus geben.
öffnet sich beständig dem Geheimnis,
Dieses unaussprechliche Geheimnis, das während es den Herrn zu erkennen und
wir in uns tragen und das teilhat am un- die Wirklichkeit ausgehend von ihm
erschöpflichen Geheimnis Gottes, kann wahrzunehmen sucht. Wenn Gott uns
einzig und allein im Glauben gedeutet ruft, lässt er uns in seine Ruhe eintre-
werden. „Der Glaube ist die Antwort auf ten und bittet uns, in ihm auszuruhen,
ein Wort, das eine persönliche Anrede als beständigen Prozeß einer liebenden
ist, auf ein Du, das uns bei unserem Na- Erkenntnis. Für uns erklingt das Wort
men ruft“,18 und „insofern er Antwort wieder: „Du machst dir viele Sorgen
auf ein vorangegangenes Wort ist, [wird und Mühen.“ (Lk 10,41) Auf dem Weg
er] immer ein Akt der Erinnerung sein“. der Liebe schreiten wir in der Wieder-
„Doch legt dieses Erinnern nicht auf die geburt fort: Die alte Schöpfung wird
Vergangenheit fest, sondern wird, da zu neuer Gestalt wiedergeboren. Wenn
es Erinnerung an eine Verheißung ist, jemand in Christus ist, dann ist er eine
fähig, auf Zukunft hin zu öffnen, die neue Schöpfung (2 Kor 5,17).
Schritte auf dem Weg zu erleuchten.“19 Papst Franziskus gibt dieser Wieder-
„Der Glaube enthält gerade die Erinne- geburt einen Namen, „Dieser Weg hat
rung an die Geschichte Gottes mit uns, einen Namen und ein Gesicht: das
die Erinnerung an die Begegnung mit Gesicht Jesu Christi. Er lehrt uns heilig
Gott, der den ersten Schritt tut, der er- zu werden. Im Evangelium zeigt er uns
schafft und erlöst, der uns verwandelt. den Weg: den Weg der Seligpreisun-
Der Glaube ist Erinnerung an sein Wort, gen (vgl. Mt 5,1-12). Das ist das Leben
das das Herz erwärmt, an seine Heilsta- der Heiligen: von Personen, die aus
ten, durch die er uns Leben schenkt, uns Liebe zu Gott keine Bedingungen an
reinigt, uns pflegt und nährt. […] Wer in ihn stellten.“22
11

2.4 Page 14

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Das geweihte Leben ist dazu berufen, schlichte Großherzigkeit und schließlich
der Frohen Botschaft Gestalt zu ge- seine Ganzhingabe – alles ist wertvoll
ben und sich in der Nachfolge Christi, und spricht zum eigenen Leben.“27
des gekreuzigten und auferstandenen Die Begegnung mit dem Herrn setzt uns
Herrn, „die Lebens- und Handlungs- in Bewegung und treibt uns an, aus der
weise Jesu als fleischgewordenes Wort Selbstbezüglichkeit herauszutreten.28
gegenüber dem Vater und gegenüber Die Beziehung zum Herrn ist weder sta-
den Brüdern und Schwestern“23 zu tisch noch bloß innerlich. „Wer Christus
eigen zu machen. Konkret übernimmt in die Mitte seines Lebens stellt, tritt
es den Lebensstil des Herrn, eignet aus sich heraus. Je mehr du dich mit
sich seine inneren Einstellungen Jesus verbindest und er die Mitte dei-
an, lässt sich von seinem Geist durch- nes Lebens wird, desto mehr vermagst
dringen, nimmt seine überraschen- du aus dir selbst herauszugehen und
de Logik und seine Werteskala auf, dich für andere zu öffnen.“29 „Wir sind
teilt seine Risiken und Hoffnungen. nicht im Zentrum, wir sind sozusagen
„Es wird geführt von der schlichten ‚weggerückt‘, wir dienen Christus und
und frohen Gewißheit von jemandem, der Kirche.“30
der gefunden, berührt und verwandelt Das christliche Leben ist von Verben
wurde durch die Wahrheit, die Christus der Bewegung geprägt, auch wenn es
ist und die er einfach weiter verkünden auf monastisch-kontemplative Weise
muss.“24
in Klausur gelebt wird. „Man kann
In Christus zu bleiben, erlaubt es uns, eine hingebungsvolle Evangelisierung
die Gegenwart des Geheimnisses zu er- nicht mit Ausdauer betreiben, wenn
fassen, das in uns wohnt und das Herz man nicht aus eigener Erfahrung davon
weit macht nach dem Maß seines Soh- überzeugt ist, dass es nicht das Gleiche
nesherzens. Wer in seiner Liebe bleibt, ist, Jesus kennengelernt zu haben oder
wie die Rebe mit dem Weinstock ver- ihn nicht zu kennen, dass es nicht das
bunden ist (vgl. Joh 15,1-8), wird mit Gleiche ist, mit ihm zu gehen oder im
Christus vertraut und bringt Frucht: „In Dunkeln zu tappen, dass es nicht das
Jesus Christus bleiben! Es ist ein ihm Gleiche ist, auf ihn hören zu können
verbunden bleiben, in ihm, mit ihm, oder sein Wort nicht zu kennen, dass
sprechend mit ihm.“25
es nicht das Gleiche ist, ihn betrachten,
„Christus ist das Siegel auf der Stirn, er anbeten und in ihm ruhen zu können
ist das Siegel auf dem Herzen: auf der oder es nicht tun zu können. Es ist nicht
Stirn, weil wir ihn immer bekennen; das Gleiche, zu versuchen, die Welt mit
auf dem Herzen, weil wir ihn immer seinem Evangelium aufzubauen oder es
lieben. Er ist das Siegel auf dem Arm, nur mit dem eigenen Verstand zu tun.
weil wir immer (nach seinem Vorbild) Wir wissen sehr wohl, dass das Leben
handeln.“26 Das geweihte Leben ist in mit ihm viel erfüllter wird und dass es
der Tat ein dauernder Ruf, Christus mit ihm leichter ist, in allem einen Sinn
nachzufolgen und ihm ähnlich zu wer- zu finden.“31
den. „Das ganze Leben Jesu, seine Art, Papst Franziskus ermuntert zu einer
mit den Armen umzugehen, seine Ges- Unruhe der Suche, wie sie der hl. Au-
12
ten, seine Kohärenz, seine tägliche und gustinus von Hippo hatte, „eine Unruhe

2.5 Page 15

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des Herzens, die ihn zu einer persönli- Vielleicht stecken wir auch in einer Kri-
chen Begegnung mit Christus brachte, se der Menschwerdung. Wir leben nicht
die ihn verstehen ließ, dass Gott, den er immer in echter Konsequenz, wir sind
weit weg von sich suchte, ein Gott ist, verwundet von der Unfähigkeit, unser
der jedem Menschen nahe ist, ein Gott Leben als einheitliche Berufung und als
nahe unserem Herzen, uns innerlicher Weg der Treue zu leben.
als wir uns selbst sind“. Es ist eine fort- Ein Tagesablauf im persönlichen wie
währende Suche: „Augustinus bleibt gemeinschaftlichen Leben, der von
nicht stehen und lässt sich nicht gehen, Unzufriedenheit oder Verbitterung ge-
er verschließt sich nicht in sich selbst kennzeichnet ist, welche uns ins Bedau-
wie einer, der schon angekommen ist, ern verschließt, gleichsam in einer dau-
sondern setzt den Weg fort. Die Unru- ernden Sehnsucht nach unerforschten
he der Wahrheitssuche, der Gottsuche, Wegen und unerfüllten Träumen, wird
wird die Unruhe des ihn immer mehr ein einsamer Weg. So kann sich unser
Kennenlernens und des Herausgehens Leben, obwohl es zu einer erfüllenden
aus sich selbst, um ihn anderen bekannt Beziehung der Liebe gerufen ist, in ein
zu machen. Das ist gerade die Unruhe unbewohntes Heideland verwandeln.
der Liebe.“32
Wir sind in jedem Alter dazu einge-
laden, in das tiefe Zentrum unseres
In der Freude
persönlichen Lebens zurückzukehren,
des gläubigen „Ja“
wo die Motivationen, als Jünger und
Jüngerinnen mit dem Meister zu leben,
6. Wer dem Herrn begegnet ist und Sinn und Wahrheit finden.
ihm in Treue nachfolgt, ist ein Bote der Die Treue ist ein Wissen um die Liebe,
geistlichen Freude.
die uns auf beständige und dynamische
„Allein dank dieser Begegnung – oder Weise am Du Gottes und der Mitmen-
Wiederbegegnung – mit der Liebe Got- schen ausrichtet, während wir in uns
tes, die zu einer glücklichen Freund- selbst das Leben des Auferstandenen
schaft wird, werden wir von unserer erfahren. „Diejenigen, die sich von ihm
abgeschotteten Geisteshaltung und aus retten lassen, sind befreit von der Sün-
unserer Selbstbezogenheit erlöst“.33 Wer de, von der Traurigkeit, von der inneren
berufen ist, ist dazu aufgerufen, das zu Leere und von der Vereinsamung.“34
werden, was er sein kann. Vielleicht Treue Jüngerschaft ist eine Gnade und
muss man sagen, dass die Krise des eine Übung der Liebe, einer sich auf-
geweihten Lebens auch von der Unfä- opfernden Liebe. „Wenn wir ohne das
higkeit kommt, einen solchen tiefen Ruf Kreuz gehen, wenn wir ohne das Kreuz
zu erkennen, sogar bei denen, die schon bauen und einen Christus ohne Kreuz
eine solche Berufung leben.
verkünden, sind wir nicht Jünger des
Wir erleben eine Krise jener Treue, die Herrn. Dann sind wir weltlich gesinnt,
als bewusste Zustimmung zu einem selbst wenn wir Bischöfe, Priester, Kar-
Ruf zu verstehen ist, der eine lange dinäle oder der Papst sind, aber nicht
Wegstrecke ist von seinem geheimnis- Jünger des Herrn“.35
vollen Anfang bis zu seinem geheim- Auf dem Weg nach Golgatha auszuhar-
nisvollen Ende.
ren, die Verwundungen durch Zweifel
13

2.6 Page 16

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und Verleugnung zu erfahren, sich am uns dazu auf, uns von vielen Götzen zu
staunenswerten Wunder von Ostern zu befreien und ihn allein anzubeten.“38
freuen bis zum Zeichen von Pfingsten Der Papst empfiehlt uns das Gebet
mit seiner Evangelisierung der Völker als Quelle einer fruchtbaren Mission.
– all das sind Etappen einer freudigen, „Lasst uns die kontemplative Dimensi-
weil sich entäußernden Treue, die das on pflegen, auch inmitten des Strudels
ganze Leben hindurch auch im Zeichen drückendster und drängendster Auf-
des Martyriums erfahren wird, doch gaben. Je mehr uns die Mission ruft,
gleichfalls am Leben des auferstande- an die existentiellen Ränder zu gehen,
nen Christus teilhat. „Vom Kreuz her, desto mehr muss euer Herz mit Chris-
dem höchsten Akt der Barmherzigkeit tus vereinigt sein, voll Barmherzigkeit
und der Liebe, wird man als ‚neue und Liebe.“39
Schöpfung‘ (Gal 6,15) wiedergeboren“.36 Die Gemeinschaft mit Jesus Christus
An den Offenbarungsort, wo Gott selbst bildet zu einer kontemplativen Schau
sich uns offenbart, bittet uns der Herr der Geschichte, die überall die Gegen-
also, zur Suche zurückzukehren (fides wart des Geistes zu sehen, zu hören
quaerens): „Strebe nach Gerechtigkeit, und insbesondere zu unterscheiden
Glauben, Liebe und Frieden, zusammen weiß, um die Zeit als von Gott erfüllt
mit all jenen, die den Herrn aus reinem zu leben. Wenn der Blick des Glaubens
Herzen anrufen.“ (2 Tim 2,22)
fehlt, „verliert das eigene Leben schritt-
Die innere Pilgerschaft beginnt im Ge- weise an Sinn, das Antlitz der Brüder
bet. „Das Erste ist es für einen Jünger, und Schwestern wird fahl und es ist
bei seinem Meister zu sein, auf ihn unmöglich, das Antlitz Christi zu ent-
zu hören und von ihm zu lernen. Und decken, die Ereignisse der Geschichte
das gilt immer, es ist ein Weg, der das bleiben unverständlich, wenn nicht gar
ganze Leben andauert. […] Wenn es in hoffnungslos“.40
unserem Herzen nicht die Wärme Got- Die Kontemplation öffnet für eine pro-
tes gibt, seiner Liebe und seiner Zärt- phetische Haltung. Der Prophet ist ein
lichkeit, wie können wir, die wir arme Mensch, „der scharfe Augen hat und
Sünder sind, dann die Herzen anderer der die Worte Gottes hört und aus-
erwärmen?“37
spricht; […] ein Mensch von drei Zeiten:
Dieser Weg dauert das ganze Leben, der Verheißung der Vergangenheit, der
während der Heilige Geist im schlichten Betrachtung der Gegenwart, schließlich
Gebet uns von der Herrschaft Christi in des Mutes, den Weg in die Zukunft zu
uns überzeugt. „Der Herr ruft uns jeden zeigen“.41
Tag, ihm mit Mut und Treue zu folgen. Die Treue in der Jüngerschaft geschieht
Er hat uns die große Gnade geschenkt, und wird schließlich erprobt in der
uns als seine Jünger zu erwählen. Er Erfahrung der Geschwisterlichkeit, des
lädt uns ein, ihn mit Freude als den theologischen Ortes, an dem wir ge-
Auferstandenen zu verkündigen, aber rufen sind, uns im freudigen Ja zum
er bittet uns, das mit dem Wort und mit Evangelium gegenseitig zu stützen. „Es
dem Zeugnis unseres Lebens zu tun, ist das Wort Gottes, das den Glauben
im Alltag. Der Herr ist der Einzige, der weckt, ihn nährt und erneuert. Es ist das
14
alleinige Gott unseres Lebens. Er fordert Wort Gottes, das die Herzen berührt, sie

2.7 Page 17

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zu Gott und seiner Logik bekehrt, die
von der unsrigen so verschieden ist. Es
ist das Wort Gottes, das unsere Gemein-
schaften beständig erneuert.“42
Der Papst lädt uns folglich dazu ein,
unsere Berufung zu erneuern und mit
Freude und Leidenschaft weiterzu-
bilden, weil der allumfassende Akt
der Liebe ein beständiger Prozess ist,
der „wächst und wächst und wächst“43
– in einer dauernden Entwicklung,
in der das Ja unseres Willens sich
vereinigt mit seinem Wollen, Den-
ken und Fühlen. „Die Liebe ist nie
abgeschlossen und vollständig; sie
verwandelt sich und reift im Laufe des
Lebens und gerade deshalb bleibt sie
sich selbst treu.“44
15

2.8 Page 18

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Tröstet, tröstet mein Volk
»Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott.
Redet Jerusalem zu Herzen.«
Jes 40, 1-2
16

2.9 Page 19

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Zuhören
für eine neue Zeit der Treue. Es gibt noch
weitere, ähnliche Parallelen, wie im Di-
7. Mit einer stilistischen Eigenart, die alog von Sichem, dem Sohn des Hamor,
sich ein Stück weiter nochmals findet der in Dina verliebt ist (vgl. Gen 34,1-5),
(vgl. das „Wach auf, wach auf“ von Jes oder dem des Leviten von Ephraim, der
51,17; 52,1), rufen die Orakelsprüche zu seiner Konkubine spricht, die ihn ver-
des zweiten Jesaja (40-55) dazu auf, lassen hat (vgl. Ri 19,3).
dem deportierten Israel zu Hilfe zu Es handelt sich daher um eine Sprache,
kommen, das versucht war, sich in der die im Horizont der Liebe zu interpre-
Leere einer gescheiterten Erinnerung tieren ist, nicht in dem bloßen Aufmun-
zu verschließen. Der geschichtliche terns. Folglich gehören Tat und Wort
Kontext ist offenkundig der der langen zusammen, feinfühlig und ermutigend,
Verbannung des Volkes in Babylon (587 doch rufen sie die intensiven affektiven
– 538 v. Chr.), mit der ganzen folgen- Bindungen Gottes als ‚Bräutigam‘ zu
den Demütigung und dem Gefühl der Israel wieder wach. Und die Tröstung
Ohnmacht, von dort herauszukommen. muss das Erscheinen einer wechselseiti-
Aber der Zerfall des babylonischen Rei- gen Zugehörigkeit sein, ein Zusammen-
ches unter dem Druck der neu aufstei- spiel von intensiver Einfühlung, Ergrif-
genden Macht der Perser, die von Kyrus fenheit und lebendiger Liebesbeziehung.
als aufsteigendem Stern geführt wur- Nicht also oberflächliche, süßliche Wor-
den, lässt den Propheten schauen, dass te, sondern Barmherzigkeit und Innig-
eine unerwartete Befreiung eintreffen keit der Sorge, ein Umarmen, das Kraft
könnte. Und so wird es geschehen. Der gibt, und geduldige Nähe, um die Wege
von Gott inspirierte Prophet gibt dieser des Vertrauens wiederzufinden.
Möglichkeit eine öffentliche Stimme,
indem er die politischen und militäri- Die Umarmung Gottes
schen Veränderungen als geheimnis- zu bringen
voll von Gott geleitetes, durch Kyrus
erfolgendes Handeln interpretiert und 8. „Sicher brauchen die Menschen
verkündet, dass die Befreiung nahe ist heute Worte, aber vor allem brauchen
und die Rückkehr in das Land der Väter sie uns als Zeugen der Barmherzigkeit
sich zu verwirklichen beginnt.
und Zärtlichkeit des Herrn, die das Herz
Die Worte, die Jesaja gebraucht: „Tröstet erwärmt, die Hoffnung erweckt und
[…] Redet zu Herzen“ sind im Alten Tes- zum Guten lockt. Die Freude, den Trost
tament mit einer gewissen Häufigkeit zu Gottes zu bringen.“45
finden. Besondere Bedeutung haben die Papst Franziskus vertraut den Ordens-
Stellen, wo es sich um Dialoge zärtlicher männern und -frauen diese Sendung
Zuneigung handelt, wie als Rut erkennt, an: den Herrn zu finden, der uns wie
dass Boas sie getröstet und zu ihrem Her- eine Mutter tröstet, und das Volk Gottes
zen gesprochen hat (vgl. Rut 2,12). Oder zu trösten.
an der berühmten Stelle bei Hosea, der Aus der Freude der Begegnung mit
seiner Frau (Gomer) ankündigt, dass er dem Herrn und seinem Ruf entspringt
sie in der Wüste umwerben und zu ihrem der Dienst in der Sendung der Kirche:
Herzen sprechen wird (vgl. Hos 2,16-17) den Männern und Frauen unserer Zeit
17

2.10 Page 20

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den Trost Gottes zu bringen und seine sind wir also berufen, Gottes Lächeln
Barmherzigkeit zu bezeugen.46
zu bringen, und die Geschwisterlichkeit
In der Sicht Jesu ist der Trost eine Gabe ist das erste und glaubwürdigste Evan-
des Heiligen Geistes, des Parakleten, gelium, das wir erzählen können. Wir
des Trösters, der uns in den Prüfungen sind aufgerufen, unsere Gemeinschaf-
des Lebens tröstet und eine Hoffnung ten menschlicher zu gestalten. „Pflegt
entzündet, die nicht enttäuscht. So Freundschaft untereinander, ein fami-
wird christlicher Trost Bestärkung, liäres Leben in gegenseitiger Liebe. Das
Ermutigung und Hoffnung. Er ist eine Kloster sollte kein Fegefeuer, sondern
wirksame Gegenwart des Geistes (vgl. eine Familie sein. Probleme gibt es und
Joh 14,16-17), eine Frucht des Geistes. wird es immer geben, aber wie in einer
Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Familie sucht eine Lösung in Liebe. Zer-
Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, stört nicht die Liebe, um das Problem zu
Treue, Sanftmut und Selbstbeherr- lösen; pflegt kein Konkurrenzdenken.
schung (Gal 5,22-23).
Sorgt für das Gemeinschaftsleben, denn
In einer misstrauischen Welt, die ent- wenn das Gemeinschaftsleben familiär
mutigt und niedergedrückt ist, in einer ist, ist wirklich der Heilige Geist inmit-
Kultur, in der sich Männer und Frauen ten der Gemeinschaft. Habt immer ein
von Labilität und Schwäche über- weites Herz, lasst einander den Vortritt,
wältigen lassen, von Individualismen rühmt euch nicht, ertragt alles, lächelt
und Egoismen, sind wir gefragt, das von Herzen. Und das Zeichen dafür
Vertrauen in die Möglichkeit wahren wird die Freude sein.“48
Glücks einzubringen, einer möglichen Die Freude verstärkt sich durch die Er-
Hoffnung, die sich nicht allein auf eige- fahrung der Geschwisterlichkeit, als ein
ne Talente, Fähigkeiten und Kenntnisse theologischer Ort, wo jeder verantwort-
stützt, sondern auf Gott. Allen ist die lich ist für die Treue zum Evangelium
Möglichkeit gegeben, ihm zu begegnen; und für das Wachstum eines jeden.
es genügt, ihn mit aufrichtigem Herzen Wenn eine Gemeinschaft von Brüdern
zu suchen.
und Schwestern sich vom gleichen
Die Männer und Frauen unserer Zeit Leib und Blut Christi nährt, sich um
erwarten Worte des Trostes, die Nähe den Sohn Gottes versammelt, um den
von Vergebung und wahrer Freude. Wir Weg des Glaubens, vom Wort Gottes
sind berufen, allen die Umarmung Got- geführt, zu teilen, wird sie eins mit
tes zu schenken, der sich zärtlich wie ihm. Dann ist es eine geschwisterliche
eine Mutter zu uns herunterbeugt. Die Gemeinschaft, die die ungeschuldete
Ordensleute sollten ein Zeichen echter Liebe erfährt und in festlicher Stim-
Menschlichkeit sein, Förderer und nicht mung lebt – frei, fröhlich und voll
Kontrolleure der Gnade47, die sich bü- Wagemut.
cken im Zeichen des Trostes.
„Eine Brüderlichkeit ohne Freude ist ei-
ne Brüderlichkeit, die am Erlöschen ist.
Zärtlichkeit ist gut für uns
[…] Eine frohe Gemeinschaft dagegen
stellt ein wirkliches Geschenk von Oben
9. Als Zeugen von Gemeinschaft jen- dar für jene Brüder und Schwestern,
18
seits unserer begrenzten Sichtweisen die es zu erbitten verstehen und die

3 Pages 21-30

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3.1 Page 21

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sich in vollem Vertrauen in das Wir- len zu begegnen und sie aufzunehmen,
ken des Geistes für ihre Gemeinschaft Solidarität und Geschwisterlichkeit sind
einsetzen.“49
jene Elemente, die unsere Gesellschaft
In einer Zeit, in der die gesellschaftli- wahrhaft menschlich machen. Seid Die-
che Zerrissenheit einem unfruchtbaren, ner für die Gemeinschaft und für eine
massenhaften Individualismus Recht Kultur der Begegnung. Ich möchte, dass
gibt und die Schwäche der Beziehungen ihr davon gleichsam besessen seid und
die Sorge um den Menschen schädigt das macht, ohne anmaßend zu sein.“53
und zerbrechen lässt, sind wir dazu „Das Gespenst, das wir bekämpfen
aufgerufen, die gemeinschaftlichen müssen, ist das Trugbild von einem Or-
Beziehungen menschlicher zu gestal- densleben, das sich als Rückzugs- und
ten, um eine Gemeinschaft von Geist Tröstungsort gegenüber der schwieri-
und Herz nach Art des Evangeliums gen und komplizierten Welt da draußen
zu fördern. Denn „es gibt eine Ge- versteht.“54 Der Papst mahnt uns, „das
meinschaft des Lebens zwischen allen, Nest zu verlassen“55, um das Leben
die zu Christus gehören, eine Gemein- der Männer und Frauen unserer Zeit
schaft, die aus dem Glauben geboren zu teilen und uns selbst Gott und den
ist“. Dieser „macht die Kirche in ihrer Nächsten anzuvertrauen.
tiefsten Wahrheit zu einer familiären „Die Freude entspringt aus der Gnade
Gemeinschaft mit Gott, zu einer Lie- einer Begegnung. […] Und die Freude
besgemeinschaft mit Christus und mit der Begegnung mit Ihm und seinem
dem Vater im Heiligen Geist, die sich Ruf führt uns dazu, uns nicht zu ver-
fortsetzt in einer geschwisterlichen Ge- schließen, sondern uns zu öffnen; sie
meinschaft“.50
führt uns zum Dienst in der Kirche. Der
Für Papst Franziskus ist Erkennungs- heilige Thomas von Aquin sagte: Das
zeichen der Brüderlichkeit ein zarter Gute hat die Tendenz sich auszubreiten
Umgang miteinander, eine „eucharisti- (bonum est diffusivum sui). Das Gute
sche Zartheit“, denn „der zarte Umgang und auch die Freude breiten sich aus.
tut uns gut“. Eine Bruderschaft wird Fürchtet euch nicht davor, eure Freu-
dann „eine enorme Ausstrahlungskraft“ de zu zeigen, den Ruf der liebenden
besitzen. „Trotz aller nur möglichen Erwählung des Herrn beantwortet zu
Unterschiede ist die Bruderschaft eine haben und Zeugen des Evangeliums im
Erfahrung der Liebe, die über die Kon- Dienst der Kirche zu sein. Jene wahre
flikte hinausgeht.“51
Freude ist ansteckend; sie steckt andere
an […] und lässt uns vorwärtsgehen.“56
Nähe als Begleitung
Wenn sie einen ansteckenden Zeugen
der Freude, Heiterkeit und Fruchtbarkeit
10. Wir sind dazu berufen, aus uns treffen, einen Zeugen der Zärtlichkeit
selbst herauszugehen und einen Weg und der Zuneigung, einer demütigen
der Anbetung und des Dienstes anzutre- Liebe ohne Anmaßung, werden viele
ten.52 „Geht aus der Tür heraus, um die den Wunsch verspüren, zu kommen und
Begegnung zu suchen! Habt den Mut, zu sehen (vgl. Joh 1,39).57
gegen diese Leistungs- und Wegwerfge- Wiederholt hat Papst Franziskus den
sellschaft aufzutreten. Bereitschaft, al- Weg der Anziehungskraft, des An-
19

3.2 Page 22

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gestecktwerdens als einen Weg des Die Rastlosigkeit der Liebe
Wachstums und der Neuevangelisie-
rung für die Kirche aufgezeigt. „Die 11. Als lebendige Ikonen der mütterli-
Kirche muss anziehend sein. Weckt die chen Nähe der Kirche wollen wir zu je-
Welt auf! Seid Zeugen eines anderen nen gehen, die auf ein Wort des Trostes
Lebens- und Handlungsstils! Es ist warten, und uns mit mütterlicher Liebe
möglich, in dieser Welt anders zu leben. und väterlichem Geist zu den Armen
[…] Ich erwarte mir von euch dieses und Schwachen beugen.
Zeugnis.“58
Der Papst ruft uns dazu auf, die Liebe
Wenn der Papst uns mit der Aufgabe nicht für uns zu behalten, sondern mit
betraut, die Welt aufzuwecken, dann der Unruhe eines Suchenden zu lieben:
drängt er uns dazu, der Geschichte „Sucht immer unermüdlich das Wohl
der Männer und Frauen von heute des anderen, das Wohl der geliebten
im Licht zweier pastoraler Kategorien Person.“61
zu begegnen, die ihre Wurzel in der Die Sinnkrise des modernen Menschen
Neuheit des Evangeliums haben: der und die wirtschaftliche und moralische
Nähe und der Begegnung, zwei Weisen, Krise der westlichen Gesellschaft und
in denen Gott selbst sich in der Ge- ihrer Institutionen sind keine vorüber-
schichte bis zur Menschwerdung geof- gehende Erscheinung der Zeiten, in
fenbart hat.
denen wir leben, sondern stellen einen
Auf dem Weg nach Emmaus machen historischen Moment von außerge-
wir uns, wie es Jesus mit den beiden wöhnlicher Bedeutung dar. Wir sind
Jüngern tat, im werktäglichen Zusam- nun als Kirche gerufen, aufzubrechen
mensein die Freuden und Leiden der und an die geographischen, urbanen
Menschen zu eigen. Wir geben „dem und existentiellen Ränder zu gehen –
Herzen Wärme“59, während wir uns mitten in das Geheimnis der Sünde, des
mit zärtlicher Sorge den Müden und Leids, der Ungerechtigkeit, der Armut –,
Schwachen widmen, auf dass unser zu den verborgenen Winkeln der Seele,
gemeinsamer Weg in Christus Licht und wo jeder die Freude und das Leid des
Sinn gewinne.
Daseins erfährt.62
Unser Weg „reift so zu einer pastoralen „Wir leben in einer Gesellschaft der Zu-
Vaterschaft, zu einer pastoralen Mut- sammenstöße, Brüche und Ausschlüsse
terschaft. Wenn ein Priester nicht ein […]. Es macht keine Schlagzeilen, wenn
Vater seiner Gemeinde ist, wenn eine ein Obdachloser erfriert.“ Und doch hat
Ordensschwester nicht eine Mutter für „Armut eine theologische Bedeutung,
all jene ist, mit denen sie arbeitet, dann weil sich der Sohn Gottes erniedrigte,
werden sie traurig. Das ist das Problem. um auf der Straße zu leben. […] Eine
Deshalb sage ich euch, dass die Wurzel arme Kirche für die Armen fängt an, auf
der Traurigkeit im pastoralen Leben das Fleisch Christi zuzugehen. Wenn
gerade der Mangel an Väterlichkeit wir das tun, beginnen wir etwas zu
und Mütterlichkeit ist, der daher rührt, verstehen, was Armut ist, die Armut des
dass wir unsere Weihe schlecht leben, Herrn.“63 Die Seligpreisung der Armen
die uns doch zur Fruchtbarkeit führen zu leben heißt Zeichen dafür zu sein,
20
sollte.“60
dass die Furcht vor Einsamkeit und

3.3 Page 23

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Benachteiligung von der Freude dessen sondern sollen selber wagemutig an der
besiegt ist, der wahrhaft frei in Christus Grenze leben.“66
ist und zu lieben gelernt hat.
Neben der Herausforderung durch die
Während seines Pastoralbesuches in Seligpreisung der Armen fordert uns
Assisi warf Papst Franziskus die Frage der Papst dazu auf, die Grenzen des
auf, wovon die Kirche sich entäußern Denkens und der Kultur aufzusuchen,
müsse, und gab folgende Antwort: einen Dialog auch auf intellektueller
„Von jeder Tätigkeit, die nicht von und Ebene zu fördern, um auf der Basis
für Gott ist, von der Furcht, die Türen ethischer und spiritueller Kriterien Re-
aufzumachen und ohne Zögern auf alle chenschaft von der Hoffnung zu geben,
zuzugehen, besonders auf die Ärmsten, wobei wir uns der Frage nach dem
Bedürftigsten und Fernstehendsten. Ge- Guten stellen. Der Glaube schränkt den
wiß nicht, um sich im Schiffbruch der Raum der Vernunft niemals ein, son-
Welt zu verlieren, sondern um mutig dern öffnet ihn auf eine ganzheitliche
das Licht Christi, das Licht des Evange- Sicht des Menschen und der Wirklich-
liums auch in die Dunkelheit zu tragen, keit. Er bewahrt uns vor der Gefahr, den
wo man nichts sieht, wo es geschehen Menschen auf bloßes „Menschenmate-
kann, dass man stolpert. Sich der ver- rial“ zu reduzieren.67
meintlichen Ruhe zu entäußern, die die Echte Kultur, die der Menschheit in
Strukturen bieten, die gewiß notwendig allen Lagen beständig dienstbar sein
und wichtig sind, die aber nicht die sollte, bahnt bisher unerforschte Pfade,
einzige Kraft verdunkeln dürfen, die Wege der Hoffnung, die aufatmen las-
wahrhaft trägt: diejenige Gottes. Er ist sen, die den Sinn des Lebens festigen
unsere Stärke!“64
und das Gemeinwohl bewahren. Ein
Das klingt für uns wie eine Einladung, echter kultureller Prozess „lässt ein
„keine Angst vor der Neuheit zu haben, ganzheitliches Menschsein wachsen
die der Heilige Geist in uns bewirkt, sich und eine Kultur der Begegnung und
nicht vor der Erneuerung der Strukturen Beziehung. Das ist die christliche Art,
zu fürchten. Die Kirche ist frei und wird das Gemeinwohl und die Lebensfreude
vom Heiligen Geist vorangetrieben. Das zu fördern. Und hier kommen Glaube
lehrt uns Jesus im Evangelium: die not- und Vernunft zusammen, die religiöse
wendige Freiheit, um immer die Neuheit Dimension mit den verschiedenen As-
des Evangeliums in unserem Leben und pekten der menschlichen Kultur: Kunst,
auch in den Strukturen zu entdecken; Wissenschaft, Arbeit und Literatur.“68
die Freiheit, neue Schläuche für diese Eine echte kulturelle Suche begegnet
Neuheit zu wählen.“65 Wir sind dazu der Geschichte und bahnt Wege, um
aufgerufen, kühne Männer und Frauen Gottes Angesicht zu suchen.
zu sein, Grenzgänger. „Unser Glau- Die Orte, wo Wissen erzeugt und ver-
be ist kein Laborglaube, sondern ein breitet wird, sind auch Orte, die eine
Wegglaube, ein geschichtlicher Glaube. Kultur der Nähe, der Begegnung und
Gott hat sich als Geschichte geoffenbart des Dialogs schaffen, indem sie Zäune
und nicht als ein Kompendium abs- überwinden, Türen öffnen und Brücken
trakter Wahrheiten. […] Wir brauchen bauen.69
die Grenze nicht nach Hause schleppen,
21

3.4 Page 24

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3.5 Page 25

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Zum Nachdenken
12. Die Welt als globales Netzwerk, in Menschsein erzählen, welches freilich
dem wir alle verbunden sind, wo keine in den Weisen des Sprechens nie völlig
lokale Tradition das Wahrheitsmonopol offenbar wird.
beanspruchen kann und wo die Tech- Papst Franziskus ermuntert uns zu einer
nologien Auswirkungen haben, die uns Weisheit, die Zeichen einer geschmeidi-
alle betreffen, ist eine dauernde Heraus- gen Konsistenz ist, einer Fähigkeit der
forderung für jene, die ihr Leben nach Gottgeweihten, sich nach dem Evangeli-
dem Evangelium ausrichten.
um zu bewegen, danach zu wählen und
In diesem geschichtlichen Kontext zu handeln, ohne sich in den verschiede-
vollzieht Papst Franziskus quer durch nen Lebensbereichen, Sprechweisen und
ausgewählte Lebensbedingungen eine Beziehungen zu verlieren, die den Sinn
lebendige Hermeneutik des Dialogs für Verantwortung wahrt, für die Bezie-
zwischen Gott und Welt. Er führt uns hungen, die uns binden, für die Enge un-
ein in einen Stil der Weisheit, der, im serer Grenzen, für die Unendlichkeit der
Evangelium verwurzelt und auf das En- Ausdrucksweisen des Lebens. Ein missi-
de des Menschen blickend, den Plura- onarisches Herz hat die Freude der Erlö-
lismus deutet und den Ausgleich sucht. sung durch Christus kennengelernt und
Er mahnt uns dazu, unser Geschick, den teilt sie als Trost im Zeichen der mensch-
Wandel verantwortlich zu gestalten, lichen Begrenztheit. „Es weiß, dass es
auszubilden, um die Wahrheit des Evan- selbst wachsen muss im Verständnis des
geliums besser mitteilen zu können, Evangeliums und in der Unterscheidung
während wir uns „innerhalb der Gren- der Wege des Geistes, und so verzichtet
zen und der Umstände“70 bewegen. Im es nicht auf das mögliche Gute, obwohl
Wissen um diese Grenzen soll jeder von es Gefahr läuft, sich mit dem Schlamm
uns „den Schwachen ein Schwacher […], der Straße zu beschmutzen.“71
allen alles“ sein (vgl. 1 Kor 9,22).
Greifen wir die Anregungen auf, die
Wir sind dazu aufgerufen, für eine der Papst uns vorschlägt, um uns selbst
schöpferische und nicht bloß verwal- und die Welt mit den Augen Christi zu
tende Dynamik zu sorgen, um das geist- betrachten und dadurch unruhig zu
liche Geschehen in unseren Gemein- bleiben.
schaften und in der Welt aufzugreifen,
die Bewegungen der Gnade, die der Fragen, die der Papst stellt
Geist in jedem Einzelnen wirkt, der als
Person angeschaut ist. Wir sollen uns • Meine Absicht war, euch ein Wort
dafür einsetzen, dass leblose Vorbilder
mitzugeben, und dieses Wort ist
so verändert werden, dass sie von ei-
Freude. Dort, wo Gottgeweihte, Se-
nem durch Christus gekennzeichnetem
minaristen, Ordensfrauen und -män-
23

3.6 Page 26

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ner, Jugendliche sind, herrscht Freu-
persönliche Interessen, an das Funk-
de, immer Freude. Es ist die stets
tionieren der Werke, an Karrierema-
frische Freude, Jesus nachzufolgen;
cherei? Allerdings können wir an al-
eine Freude, die uns der Heilige Geist
les Mögliche denken … Habe ich
gibt, nicht die Freude der Welt. Aber
mich sozusagen ‚eingerichtet‘ in
woraus entspringt diese Freude?72
meinem christlichen Leben, in mei-
• Schau in die Tiefe deines Herzens,
nem priesterlichen Leben, in meinem
schau in dein Inneres und frage dich:
Ordensleben, auch in meinem Ge-
Hast du ein Herz, das etwas Großes
meinschaftsleben? Oder bewahre ich
ersehnt, oder ein Herz, das von den
noch eine kräftige Unruhe für Gott,
Dingen betäubt ist? Hat dein Herz die
für sein Wort, das mich dazu bringt,
Unruhe der Suche bewahrt oder hat
‚hinauszugehen‘ zu den anderen?76
es sich von den Dingen so einlullen • Wie geht es uns mit dieser Unruhe
lassen, bis es schließlich eingeschla-
der Liebe? Glauben wir an die Liebe
fen ist? Gott wartet auf dich, sucht
zu Gott und zu den Mitmenschen?
dich. Was antwortest du? Bist du dir
Oder sind wir in diesem Punkt ‚Nomi-
des Zustands deiner Seele bewusst
nalisten‘? Nicht auf abstrakte Weise
geworden oder schläfst du? Glaubst
nur in Worten, sondern in der kon-
du, dass Gott dich erwartet, oder sind
kreten Begegnung mit dem Bruder
für dich Wahrheiten wie diese bloße
oder der Schwester neben uns! Lassen
‚Worte‘?73
wir uns von ihrer Not beunruhigen
• Wir sind Opfer dieser Kultur des Vor-
oder bleiben wir in uns selbst und in
läufigen. Ich hätte gern, dass ihr
unserer Gemeinschaft verschlossen,
darüber nachdächtet: Wie kann
die für uns oft zu einer ‚Bequemlich-
ich frei sein von dieser Kultur des
keitsgemeinschaft‘ geworden ist?77
Vorläufigen?74
• Es gibt einen vorzüglichen Weg zur
• Das ist vor allem eine Verantwortung
Heiligkeit: nicht schlecht von ande-
der Erwachsenen und der Erzieher:
ren sprechen. „Aber, Pater, es gibt
den Jüngeren ein Beispiel der Kohä-
Probleme ….“ Sag es dem Obern, der
renz zu geben. Wollen wir, dass die
Oberin, dem Bischof, die Abhilfe
jungen Menschen mit sich selbst im
schaffen können. Erzähle es nicht
Einklang sind? Lasst uns selber stim-
Leuten, die nicht helfen können.
mige Menschen sein. Sonst wird der
Wichtig ist der Familiengeist. Sag
Herr uns sagen, was er zum Volk Got-
mir doch, wirst du schlecht über dei-
tes über die Pharisäer sagte: „Tut das,
ne Mutter, deinen Vater, deine Ge-
was sie sagen, aber nicht das, was sie
schwister sprechen? Nie. Warum tust
tun“. Kohärenz und Echtheit!75
du es dann in der Gemeinschaft der
• Wir können uns fragen: Verspüre ich
Mitbrüder oder -schwestern, im Se-
eine Unruhe für Gott, um ihn zu ver-
minar, als Priester? Denkt nur an das
künden, ihn bekannt zu machen?
eine: an Brüderlichkeit, an geschwis-
Oder lasse ich mich von diesem Geist
terliche Liebe.78
der Weltlichkeit verführen, der dazu • Zu Füßen des Kreuzes steht Maria,
treibt, alles aus Liebe zu sich selbst
die Schmerzensmutter, die zugleich
24
zu tun? Denken wir Ordensleute an
in der wachen Erwartung eines Ge-

3.7 Page 27

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heimnisses ist, das sich zu erfüllen
beginnt und größer ist als der
Schmerz. Alles scheint wirklich zu
Ende zu sein, jegliche Hoffnung aus-
gelöscht. Auch sie hätte in diesem
Moment in Erinnerung an die Ver-
heißungen bei der Verkündigung sa-
gen können: Sie haben sich nicht
bewahrheitet, ich bin getäuscht wor-
den. Aber sie hat es nicht gesagt.
Trotzdem ist sie selig, weil sie ge-
glaubt hat. Aus diesem ihrem Glau-
ben heraus sieht sie eine neue
Zukunft erblühen und erwartet voll
Hoffnung das Morgen Gottes.
Manchmal frage ich mich: Können
wir das Morgen Gottes erwarten?
Oder wollen wir es heute? Das Mor-
gen Gottes ist für sie die Dämmerung
des Ostermorgens, jenes ersten Tages
der Woche. Es wird uns guttun, in
der Betrachtung an die Umarmung
des Sohnes mit der Mutter zu den-
ken. Die einzige Lampe, die am Gra-
be Jesu angezündet war, war die
Hoffnung seiner Mutter, die in jenem
Moment die Hoffnung der ganzen
Menschheit verkörperte. Ich frage
mich und euch: Brennt in den Klös-
tern diese Lampe noch? Erwartet
man in den Klöstern das Morgen
Gottes?79
• Die Unrast der Liebe drängt uns im-
mer, den anderen entgegenzugehen,
ohne darauf zu warten, dass der an-
dere erst seine Not zum Ausdruck
bringt. Die Unrast der Liebe schenkt
uns pastorale Fruchtbarkeit. Jeder
von uns muss sich fragen: Wie steht
es mit meiner spirituellen und pasto-
ralen Fruchtbarkeit?80
• Ein echter Glaube bringt immer eine
tiefe Sehnsucht mit sich, die Welt zu
verändern. Hier lautet die Frage, die
wir uns stellen müssen: Haben wir
den Schwung zu großen Visionen?
Sind wir auch wagemutig? Haben
wir hochfliegende Träume? Verzehrt
uns der Eifer? (vgl. Ps 69,10) Oder
sind wir mittelmäßig und geben uns
mit unseren apostolischen Program-
men aus dem Labor zufrieden?81
25

3.8 Page 28

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3.9 Page 29

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Ave, Mutter der Freude
13. Sei gegrüßt, du Begnadete (Lk 1,28). ihrem Gang begleitet weiß; im Glauben
„Der Gruß des Engels an Maria ist eine von einer, die eine besondere Gabe des
Einladung zu tiefer Freude. Er kündigt Teilens hat. In Maria möge jeder von
das Ende des Kummers an […]. Es ist ein uns, vom Wehen des Geistes getrie-
Gruß, der den Anfang des Evangeliums, ben, die eigene Berufung zum Gehen
der Guten Nachricht markiert.“82
erleben!
Um Maria herum verbreitet sich die
Freude. Der Sohn, den sie in ihrem
Stern der neuen Evangelisierung,
Schoß trägt, ist der Gott der Freude, ei-
hilf uns, dass wir leuchten
ner Fröhlichkeit, die ansteckt und mit-
im Zeugnis der Gemeinschaft,
reißt. Maria sperrt die Tore des Herzens
des Dienstes, des brennenden und
auf und eilt zu Elisabeth.
hochherzigen Glaubens,
„Freudig in der Erfüllung ihres Wun- der Gerechtigkeit und der Liebe zu den
sches, feinfühlig bei ihrer Pflicht, zu-
Armen,
vorkommend in ihrer Freude eilte sie damit die Freude aus dem Evangelium
in das Bergland. Wohin, wenn nicht
bis an die Grenzen der Erde gelange
zu den Gipfeln, sollte jene in ihrer Zu-
und keiner Peripherie sein Licht vor-
vorkommenheit streben, die schon von
enthalten werde.
Gott erfüllt war?“83
Mutter des lebendigen Evangeliums,
Sie geht ganz eilends (Lk 1,39), um aller
Quelle der Freude für die Kleinen,
Welt die frohe Botschaft zu bringen,
bitte für uns.
die unbändige Freude, die sie in ihrem
Amen. Halleluja!84
Schoß empfing: Jesus den Herrn. Ganz
eilends: Es geht nicht nur um die Ge-
schwindigkeit, mit der Maria sich be-
wegt. Es geht um ihre Sorgsamkeit, ihre Rom, den 2. Februar 2014,
zuvorkommende Achtsamkeit, mit der am Fest der Darstellung des Herrn.
sie die Reise antritt, ihre Begeisterung.
Siehe, ich bin die Magd des Herrn (Lk Kard. João Braz de Aviz
1,38). Die Magd des Herrn läuft ganz ei- Präfekt
lends, um sich zur Magd der Menschen
zu machen.
José Rodríguez Carballo, O.F.M.
In Maria ist die ganze Kirche zusam- Sekretär des Erzbischofs
men unterwegs: in der Liebe von einer,
die zu den Schwächeren geht; in der
Hoffnung von einer, die sich auf diesem
27

3.10 Page 30

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* Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
10 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
1 Papst FRANZISKUS, Apostolisches
11 Papst FRANZISKUS, Ansprache an die
Schreiben Evangelii Gaudium über die
Teilnehmer der Vollversammlung der
Verkündigung des Evangeliums in der Welt
internationalen Vereinigung der Or-
von heute. Rom, den 24. November 2013
densoberen. Rom, den 8. Mai 2013, in: Acta
(Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls
Apostolicae Sedis 105 (2013), S. 460-463.
Nr. 194, hrsg. vom Sekretariat der
Deutschen Bischofskonferenz, Bonn 2013),
Nr. 1.
12 Papst FRANZISKUS, Aufstieg zum Weg der
Vollkommenheit. Botschaft des Papstes an
die Karmeliten anläßlich ihres Generalka-
2 Antonio SPADARO, „Svegliate il mondo!“
pitels. Rom, den 22. August 2013, in:
Colloquio di Papa Francesco con i
Osservatore Romano, Freitag, den 6.
Superiori Generali, in: La Civiltà Cattolica,
September 2013, CLIII (203), S. 7.
165 (2014/I), S. 5.
13 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
3 Vgl. Evangelii gaudium, Nr. 47.
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
4 Papst FRANZISKUS, Verkündigt das
Evangelium, wenn nötig auch mit Worten.
Begegnung mit Jugendlichen aus Umbrien.
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
Assisi, den 4. Oktober 2013, in: Osservato- 14 Ebd.
re Romano, Sonntag, den 6. Oktober 2013,
CLIII (229), S. 7.
5 Papst JOHANNES PAUL II., Nachsynodales
Schreiben Vita consacrata über das
geweihte Leben und seine Sendung in
Kirche und Welt. Rom, den 25. März 1996
(Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls
125, hrsg. vom Sekretariat der Deutschen
Bischofskonferenz, Bonn 1996), Nr. 27.
6 Vgl. mit wörtlichen Zitaten die heilige THE-
RESIA VOM KINDE JESU, Opere complete,
Vatikanstadt – Rom 1997; Manuskript A,
76v°; B 1r°; C 3r°; Brief 196.
15 Evangelii Gaudium, Nr. 3.
16 Papst FRANZISKUS, Mit der Unruhe des
Herzens. Homilie zu Beginn des Generalka-
pitels des Augustinerordens. Rom, den 28.
August 2013, in: Osservatore Romano, Frei-
tag, den 30. August 2013, CLIII (197), S. 8.
17 Papst FRANZISKUS, Kreative Wege in der
Kirche verwurzelt, Papst Franziskus mit
den jesuitischen Mitbrüdern am Gedenktag
des Heiligen Ignatius von Loyola [Homilie
im Rahmen der Heiligen Messe in der
Kirche Il Gesù anlässlich des Festes des
Heiligen Ignatius von Loyola, Rom 31. Juli
7 Papst FRANZISKUS, Authentisch und
2013], in: L´Osservatore Romano, Donners-
folgerichtig. Begegnung mit Seminaristen,
tag 1. August 2013, CLIII (175), S. 8. 25.
Novizen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli
2013, in: Osservatore Romano, Montag/
Dienstag, den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
18 Papst FRANZISKUS, Enzyklika Lumen fidei
über den Glauben. Rom, den 29. Juni 2013
(Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls
8 Ebd.
Nr. 193, hrsg. vom Sekretariat der Deut-
9 Papst FRANZISKUS, Evangelisierung
schen Bischofskonferenz, Bonn 2013), Nr. 8.
geschieht auf den Knien. Homilie in der
19 A. a. O., Nr. 9.
heiligen Messe für Seminaristen, Novizen
und Novizinnen. Rom, den 7. Juli 2013, in:
Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 7.
20 Papst FRANZISKUS, Erinnerung an Gott.
Homilie bei der heiligen Messe am Tag der
Katecheten. Rom, den 29. September 2013,
in: Osservatore Romano, Montag, den 30.
28

4 Pages 31-40

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4.1 Page 31

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September/Dienstag, den 1. Oktober 2013,
CLIII (224), S. 7.
August 2013, in: Osservatore Romano, Frei-
tag, den 30. August 2013, CLIII (197), S. 8.
21 Papst FRANZISKUS, Ansprache an die
33 Evangelii gaudium, Nr. 8.
Teilnehmer der Vollversammlung der
internationalen Vereinigung der Or-
densoberen. Rom, den 8. Mai 2013, in: Acta
Apostolicae Sedis 105 (2013), S. 460-463.
22 Papst FRANZISKUS, Nicht Übermenschen,
sondern Freunde Gottes. Angelus an
Allerheiligen. Rom, den 1. November 2013,
in: Osservatore Romano, Samstag/Sonntag,
den 2./3. November 2013, CLIII (252), S. 8.
23 Vita consacrata, Nr. 22.
34 A. a. O., Nr. 1.
35 Papst FRANZISKUS, Homilie bei der
heiligen Messe mit den Kardinälen. Rom,
den 14. März 2013, in: Acta Apostolicae
Sedis 105 (2013), S. 365-366.
36 Papst FRANZISKUS, Evangelisierung
geschieht auf den Knien. Homilie in der
heiligen Messe für Seminaristen, Novizen
und Novizinnen. Rom, den 7. Juli 2013, in:
Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
24 Papst FRANZISKUS, An den Kreuzungen
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 7.
der Straßen. Homilie bei der heiligen
Messe mit den Bischöfen, Priestern,
Ordensleuten und Seminaristen auf dem
28. Weltjugendtag. Rio de Janiero, den 27.
Juli 2013, in: Osservatore Romano,
Montag/Dienstag, den 29./30. Juli 2013,
CLIII (173), S. 4.
25 Papst FRANZISKUS, Die Berufung des
Katecheten. Ansprache an die Teilnehmer
des internationalen Kongresses zur
Katechese. Rom, den 27. September 2013,
in: Osservatore Romano, Sonntag, den 29.
September 2013, CLIII (223), S. 7.
26 AMBROSIUS VON MAILAND, De Isaac vel
anima, 75: PL 14, 556-557.
37 Papst FRANZISKUS, Die Berufung des
Katecheten. Ansprache an die Teilnehmer
des internationalen Kongresses zur
Katechese. Rom, den 27. September 2013,
in: Osservatore Romano, Sonntag, den 29.
September 2013, CLIII (223), S. 7.
38 Papst FRANZISKUS, Übereinstimmung von
Wort und Leben. Homilie bei der Eucharis-
tiefeier in Sankt Paul vor den Mauern.
Rom, den 14. April 2013, in: Osservatore
Romano, Montag/Dienstag, den 15./16.
April 2013, CLIII (88), S. 8.
39 Papst FRANZISKUS, Evangelisierung
geschieht auf den Knien. Homilie in der
heiligen Messe für Seminaristen, Novizen
27 Evangelii gaudium, Nr. 265.
und Novizinnen. Rom, den 7. Juli 2013, in:
28 Vgl. ebd.
Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 7.
29 Papst FRANZISKUS, Die Berufung des
Katecheten. Ansprache an die Teilnehmer
des internationalen Kongresses zur
Katechese. Rom, den 27. September 2013,
in: Osservatore Romano, Sonntag, den 29.
September 2013, CLIII (223), S. 7.
40 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE DES
GEWEIHTEN LEBENS UND FÜR DIE
GEMEINSCHAFTEN DES APOSTOLISCHEN
LEBENS, Instruktion Neubeginn in Christus.
Ein neuer Aufbruch des geweihten Lebens
im dritten Jahrtausend (19. Mai 2002), Nr.
30 Papst FRANZISKUS, Schöpferische Wege,
25, in: Enchiridion Vaticanum 21, 372-510.
in der Kirche verwurzelt. Homilie in der
heiligen Messe in der Kirche Il Gesù
anläßlich des Festes des heiligen Ignatius
von Loyola. Rom, den 31. Juli 2013, in:
Osservatore Romano, Donnerstag, den 1.
August 2013, CLIII (175), S. 8.
41 Papst FRANZISKUS, Der Mensch mit
scharfem Auge. Morgenbetrachtung in der
Kapelle des Gästehauses Santa Marta (16.
Dezember 2013), in: Osservatore Romano,
Montag/Dienstag, den 16./17. Dezember
2013, CLIII (289), S. 7.
31 Evangelii gaudium, Nr. 266.
42 Papst Franziskus, Die Anziehungskraft, die
32 Papst FRANZISKUS, Mit der Unruhe des
die Kirche wachsen lässt. Begegnung mit
Herzens. Homilie zu Beginn des Generalka-
Priestern, Ordensleuten und Laienvertre-
pitels des Augustinerordens. Rom, den 28.
tern in der Kathedrale von San Rufino.
29

4.2 Page 32

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Assisi, den 4. Oktober 2013, in: Osservato-
re Romano, Sonntag, den 6. Oktober 2013,
CLIII (229), S. 6.
43 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
44 Papst BENEDIKT XVI., Enzyklika Deus
caritas est über die christliche Liebe. Rom,
den 25. Dezember 2005 (Verlautbarungen
des Apostolischen Stuhls Nr. 171, hrsg.
vom Sekretariat der Deutschen Bischofs-
konferenz, Bonn 2006), Nr. 11.
45 Papst FRANZISKUS, Evangelisierung
geschieht auf den Knien. Homilie in der
heiligen Messe für Seminaristen, Novizen
und Novizinnen. Rom, den 7. Juli 2013, in:
Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 7.
46 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
47 Vgl. Evangelii gaudium, Nr. 47.
48 Papst FRANZISKUS, Für eine Klausur von
großer Menschlichkeit. Empfehlungen an
die Klarissinnen der Basilika der heiligen
Klara. Assisi, den 4. Oktober 2013, in:
Osservatore Romano, Sonntag, den 6.
Oktober 2013, CLIII (229), S. 6.
52 Vgl. Papst FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der Vollversammlung der
internationalen Vereinigung der Or-
densoberen. Rom, den 8. Mai 2013, in: Acta
Apostolicae Sedis 105 (2013), S. 460-463.
53 Papst FRANZISKUS, An den Kreuzungen
der Straßen. Homilie bei der heiligen Messe
mit den Bischöfen, Priestern, Ordensleuten
und Seminaristen auf dem 28. Weltjugend-
tag. Rio de Janiero, den 27. Juli 2013, in:
Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 29./30. Juli 2013, CLIII (173), S. 4.
54 Antonio SPADARO, „Svegliate il mondo!“
Colloquio di Papa Francesco con i
Superiori Generali, in: La Civiltà Cattolica,
165 (2014/I), S. 10.
55 A. a. O., S. 6.
56 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
57 Vgl. Papst FRANZISKUS, Die demütige
Kraft des Evangeliums. Morgenbetrachtung
in der Kapelle des Gästehauses Santa
Marta (1. Oktober 2013), in: Osservatore
Romano, Mittwoch, den 2. Oktober 2013,
CLIII (225), S. 8.
58 Antonio SPADARO, „Svegliate il mondo!“
Colloquio di Papa Francesco con i
Superiori Generali, in: La Civiltà Cattolica,
165 (2014/I), S. 5.
49 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE DES 59 Papst FRANZISKUS, Für eine Kirche, die
GEWEIHTEN LEBENS UND FÜR DIE
den Menschen nach Hause begleitet.
GEMEINSCHAFTEN DES APOSTOLISCHEN
Begegnung mit dem brasilianischen
LEBENS, Instruktion Das brüderliche Leben
Episkopat. Rio de Janeiro, den 27. Juli 2013,
in Gemeinschaft. „Congregavit nos in
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
unum Christi amor“ (2. Februar 1994), Nr.
den 29./30. Juli 2013, CLIII (173), S. 6-7.
28, in: Enchiridion Vaticanum 14, 345-537. 60 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
50 Papst FRANZISKUS, Eine große Familie
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zwischen Himmel und Erde. Generalaudi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
enz zum Thema „Gemeinschaft der
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
Heiligen“. Rom, den 30. Oktober 2013, in:
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
Osservatore Romano, Donnerstag, den 31.
Oktober 2013, CLIII (250), S. 8.
61 Papst FRANZISKUS, Mit der Unruhe des
Herzens. Homilie zu Beginn des General-
51 Antonio SPADARO, „Svegliate il mondo!“
kapitels des Augustinerordens. Rom,
Colloquio di Papa Francesco con i
den 28. August 2013, in: Osservatore
Superiori Generali, in: La Civiltà Cattolica,
Romano, Freitag, den 30. August 2013,
30
165 (2014/I), S. 13.
CLIII (197), S. 8.

4.3 Page 33

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62 Vgl. Papst FRANZISKUS, Vigil von
Pfingsten mit den kirchlichen Bewegun-
gen, neuen Gemeinschaften, kirchlichen
Verbänden und Laienvereinigungen. Rom,
den 18. Mai 2013, in: Acta Apostolicae
Sedis 105 (2013), S. 450-452.
63 Ebd.
August 2013, in: Osservatore Romano, Frei-
tag, den 30. August 2013, CLIII (197), S. 8.
74 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
64 Papst FRANZISKUS, Für eine Kirche frei
75 Ebd.
von Weltlichkeit. Begegnung mit den von
der Caritas betreuten Armen, Arbeitslosen
und Zuwanderern. Assisi, den 4. Oktober
2013, in: Osservatore Romano, Samstag,
den 5. Oktober 2013, CLIII (228), S. 7.
76 Papst FRANZISKUS, Mit der Unruhe des
Herzens. Homilie zu Beginn des General-
kapitels des Augustinerordens. Rom,
den 28. August 2013, in: Osservatore
Romano, Freitag, den 30. August 2013,
65 Papst FRANZISKUS, Erneuerung ohne
CLIII (197), S. 8.
Furcht. Morgenbetrachtung in der Kapelle
des Gästehauses Santa Marta (6. Juli 2013),
77 Ebd.
in: Osservatore Romano, Sonntag, den 7.
78 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
Juli 2013, CLIII (154), S. 7.
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
66 Antonio SPADARO, Intervista a Papa
Francesco, in: La Civiltà Cattolica, 164
(2013/III), S. 474.
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
67 Vgl. Papst FRANZISKUS, Die Apokalypse,
die nicht kommen wird. Begegnung mit
der akademisch-kulturellen Welt. Cagliari,
den 22. September 2013, in: Osservatore
Romano, Montag/Dienstag, den 23./24.
September 2013, CLIII (218), S. 7.
79 Papst FRANZISKUS, Jene, die zu warten
wissen. Feierliche Vesper mit der Gemein-
schaft der Kamaldulenserinnen. Rom, den
21. November 2013, in: Osservatore
Romano, Samstag, den 23. November
2013, CLIII (269), S. 7.
68 Papst FRANZISKUS, Die Herausforderung
des Dialogs und der Begegnung. Treffen
mit brasilianischen Führungskräften. Rio
de Janiero, den 27. Juli 2013, in: Osserva-
tore Romano, Montag/Dienstag, den
80 Papst FRANZISKUS, Mit der Unruhe des
Herzens. Homilie zu Beginn des Generalka-
pitels des Augustinerordens. Rom, den 28.
August 2013, in: Osservatore Romano, Frei-
tag, den 30. August 2013, CLIII (197), S. 8.
29./30. Juli 2013, CLIII (173), S. 4.
81 Papst FRANZISKUS, Die Gesellschaft der
69 Vgl. Papst FRANZISKUS, Grenzgänger.
Ansprache an die Autorengemeinschaft von
„La Civiltà Cattolica“. Rom, den 14. Juni
2013, in: Osservatore Romano, Samstag,
den 15. Juni 2013, CLIII (136), S. 7.
Unruhigen. Homilie bei der heiligen Messe
in der Kirche Il Gesù am Gedenktag des
Namens Jesu [Dankmesse zur Heiligspre-
chung von Peter Faber]. Rom, den 3. Januar
2014, in: Osservatore Romano, Samstag,
den 4. Januar 2014, CLIV (02), S. 7.
70 Evangelii gaudium, Nr. 45.
82 Papst BENEDIKT XVI., Jene stille Kraft, die
71 Ebd.
den Lärm der Mächtigen besiegt. Betrach-
72 Papst FRANZISKUS, Authentisch und folge-
richtig. Begegnung mit Seminaristen, Novi-
zen und Novizinnen. Rom, den 6. Juli 2013,
in: Osservatore Romano, Montag/Dienstag,
tung bei der Generalaudienz. Rom, den 19.
Dezember 2012, in: Osservatore Romano,
Donnerstag, den 20. Dezember 2012, CLII
(292), S. 8.
den 8./9. Juli 2013, CLIII (155), S. 6.
83 AMBROSIUS VON MAILAND, Expositio
73 Papst FRANZISKUS, Mit der Unruhe des
Herzens. Homilie zu Beginn des Generalka-
Evangelii secundum Lucam, II,19: CCL 14,
S. 39.
pitels des Augustinerordens. Rom, den 28.
84 Evangelii gaudium, Nr. 288.
31

4.4 Page 34

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4.5 Page 35

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Kongregation für die Institute geweihten Lebens
und die Gesellschaften apostolischen Lebens
Jahr des geweihten Lebens
Scrutate – Erforscht!
Den geweihten Männern und Frauen
auf ihrem Weg entlang der Zeichen Gottes
»Immer unterwegs
mit jener Tugend,
die eine pilgernde Tugend ist:
die Freude!«*
Papst Franziskus
33

4.6 Page 36

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Liebe Brüder und Schwestern,
1. setzen wir den Weg zum Jahr des reich mit kreativem Glauben und emsi-
geweihten Lebens in der Freude fort, gem Fleiß zu leben. Die pilgernde und
damit schon unsere Schritte eine Zeit betende Identität in limine historiae
der Umkehr und Gnade sind. Mit sei- macht sein innerstes Wesen aus.
nen Worten und mit seinem Leben Der vorliegende Brief möchte allen
weist Papst Franziskus auch weiterhin geweihten Männern und Frauen dieses
auf die Freude der Verkündigung und kostbare Erbe übergeben. Er möchte sie
die Fruchtbarkeit eines in der Form ermahnen, dem Herrn treu zu bleiben,
des Evangeliums gelebten Lebens hin, wie sie es sich vorgenommen haben
während er uns gleichzeitig einlädt, (vgl. Apg 11,23-24), und auf diesem
voranzuschreiten und nach einer Logik Weg der Gnade weiterzugehen. Wir
der Freiheit eine „Kirche im Aufbruch“ wollen gemeinsam auf die Schritte zu-
zu sein.1
rückblicken, die in den letzten 50 Jah-
Er drängt uns, eine weltliche Kirche ren getan worden sind. In diesem Rück-
„unter spirituellen oder pastoralen Dra- blick ragt das II. Vatikanische Konzil als
pierungen“ hinter uns zu lassen und Ereignis heraus, das für die Erneuerung
„die reine Luft des Heiligen Geistes“ zu des geweihten Lebens von unvergleich-
atmen, „der uns davon befreit, um uns licher Bedeutung gewesen ist. An uns
selbst zu kreisen, verborgen in einem ergeht die Einladung des Herrn: Stellt
religiösen Anschein über gottloser Lee- euch an die Wege und haltet Ausschau,
re. Lassen wir uns das Evangelium nicht fragt nach den Pfaden der Vorzeit, fragt,
nehmen!“2
wo der Weg zum Guten liegt; geht auf
Das geweihte Leben ist in der mensch- ihm, so werdet ihr Ruhe finden für eure
lichen Stadt Zeichen der künftigen Gü- Seele (Jer 6,16).
ter und unterwegs auf seinem Exodus Diese Statio gibt jedem die Gelegenheit,
entlang der Pfade der Geschichte. Es ist zu prüfen, welche Lebenssamen mit
bereit, sich an provisorischen Gewiss- gutem und aufrichtigem Herzen (Lk
heiten, neuen Situationen, sich ständig 8,15) aufgenommen worden sind und
entwickelnden Provokationen und an Frucht gebracht und welche Samen-
den herausgeschrienen Ansprüchen körner keine Frucht gebracht haben,
und Leidenschaften der gegenwärtigen weil sie auf den Weg, auf den Felsen
Menschheit messen zu lassen. In dieser oder unter die Dornen gefallen sind
wachsamen Pilgerschaft hütet es die (vgl. Lk 8,12-14).
Suche nach dem Antlitz Gottes, lebt es Uns steht die Möglichkeit offen, den
die Nachfolge Christi und lässt sich vom Weg mutig und wachsam weiterzuge-
34
Geist leiten, um die Liebe zum Himmel- hen, um Entscheidungen zu wagen, die

4.7 Page 37

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dem prophetischen Charakter unserer
Identität gerecht werden. Diese Identität
stellt „eine besondere Form der Teilhabe
an dem prophetischen Amt Christi dar,
die dem ganzen Volk Gottes vom Geist
mitgeteilt wird“,3 damit sich im Heute
„die überragende Größe der Herrscher-
kraft Christi und die wunderbare, unbe-
grenzte Macht des Heiligen Geistes in
der Kirche“4 offenbart.
Die Horizonte unseres Lebens und un-
serer Zeit mit wacher Aufmerksamkeit
erforschen. Die Nacht erforschen, um
das Feuer zu erkennen, das Licht und
Wegweiser ist. Den Himmel erforschen,
um die Zeichen zu erkennen, die in
unseren Dürrezeiten Segen verheißen.
Aufmerksam wachen und beten und
fest im Glauben stehen.
Es ist Zeit, dass der Geist, der erschafft,
zu seinem Recht kommt: „In unserem
persönlichen Leben, im Privatleben“ –
erinnert uns Papst Franziskus – „drängt
uns der Geist, einen Weg einzuschlagen,
der stärker vom Evangelium geprägt ist.
Dem Heiligen Geist keinen Widerstand
leisten: diese Gnade, so würde ich mir
wünschen, sollten wir alle uns vom
Herrn erbitten; den Gehorsam gegen-
über dem Heiligen Geist, jenem Geist,
der zu uns kommt und uns auf dem
Weg der Heiligkeit weitergehen lässt,
jener so schönen Heiligkeit der Kirche.
Die Gnade des Gehorsams gegenüber
dem Heiligen Geist.“5
Der vorliegende Brief will an die Fülle
der Gnade erinnern, die die geweihten
Männer und Frauen in der Kirche erfah-
ren, und gleichzeitig freimütig dazu ein-
laden, die Geister zu unterscheiden. Der
Herr lebt und wirkt in unserer Geschich-
te und ruft uns zur Zusammenarbeit
und gemeinschaftlichen Unterscheidung
auf, damit im Hinblick auf das kom-
mende Reich neue Zeiten der Prophetie
im Dienst der Kirche anbrechen.
Rüsten wir uns mit den Waffen des
Lichts, der Freiheit und des vom Evan-
gelium beseelten Muts, um den Hori-
zont zu erforschen, Gottes Zeichen zu
erkennen und ihnen Folge zu leisten.
Mit frohbotschaftlichen Entscheidun-
gen, die wir im Stil des Demütigen und
Kleinen wagen wollen.
35

4.8 Page 38

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Exodus im Gehorsam
»Immer, wenn die Wolke sich von der Wohnstätte erhob,
brachen die Israeliten auf,
solange ihre Wanderung dauerte.
Wenn sich aber die Wolke nicht erhob,
brachen sie nicht auf,
bis zu dem Tag, an dem sie sich erhob.
Bei Tag schwebte über der Wohnstätte die Wolke des Herrn,
bei Nacht aber war an ihr Feuer
vor den Augen des ganzen Hauses Israel,
solange ihre Wanderung dauerte.«
Exodus 40,36-38
36

4.9 Page 39

▲back to top
Hören
vor der Einsamkeit, das Geschenk des
Gesetzes und des Bundes, die Wolken-
2. Das Glaubensleben ist nichts, das und Feuersäule, das Manna, das Wasser
man einfach besitzt, sondern ein Weg, aus dem Felsen, das Murren und die
der lichte Abschnitte und dunkle Tun- rückwärtsgerichtete Sehnsucht.
nel, weite Horizonte und verschlunge- Wir wollen das Symbol der Wolke (he-
ne, ungewisse Pfade kennt. Gott neigt bräisch ‘anán)6 aufgreifen, die den Weg
sich herab in das Auf und Ab unseres des Volkes auf geheimnisvolle Weise
Lebens, und aus diesem Geheimnis er- lenkte, indem sie bald stehenblieb, zu-
wachsen gemäß der Schrift das Staunen weilen auch für lange Zeit, und damit
und die Freude, eine Gabe Gottes, die Unbehagen und Bedauern hervorrief,
das Leben mit Sinn und Licht erfüllt und sich dann wieder erhob und in
und in dem von Christus gewirkten Bewegung setzte und so den Rhythmus
messianischen Heil ihre Vollendung des von Gott geführten Zuges vorgab.
findet.
Hören wir auf das Wort: Immer, wenn
Ehe wir unser Augenmerk auf das Kon- die Wolke sich von der Wohnstätte er-
zilsereignis und seine Auswirkungen hob, brachen die Israeliten auf, solange
richten, lassen wir uns von einem bi- ihre Wanderung dauerte. Wenn sich
blischen Bild leiten, um das lebendige aber die Wolke nicht erhob, brachen
und dankbare Gedächtnis des nach- sie nicht auf, bis zu dem Tag, an dem
konziliaren Kairós anhand der daraus sie sich erhob. Bei Tag schwebte über
gewonnenen Werte zu begehen.
der Wohnstätte die Wolke des Herrn,
Das große Epos vom Auszug des aus- bei Nacht aber war an ihr Feuer vor
erwählten Volkes aus der ägyptischen den Augen des ganzen Hauses Isra-
Knechtschaft in das Land der Verhei- el, solange ihre Wanderung dauerte
ßung wird zu einer ausdrucksvollen (Ex 40,36-38).
Ikone, die an unser modernes Stop-and- Die Parallelstelle im Buch Numeri (vgl.
go, an Innehalten und Weitermachen, Num 9,15-23) bietet insbesondere, was
an Geduld und Unternehmungsgeist er- die Aufenthalte und Wiederaufbrüche
innert. Die letzten Jahrzehnte waren in betrifft, eine interessante Zusatzinfor-
der Tat eine Zeit der Höhen und Tiefen, mation: Ob es zwei Tage dauerte oder
der Initiativen und Enttäuschungen, der einen Monat oder noch länger: Wenn
Erkundungen und der nostalgischen die Wolke über der Wohnstätte anhielt
Abschlüsse.
und stehen blieb, dann schlugen die Is-
Die Interpretationstradition des geistli- raeliten ihr Lager auf und brachen nicht
chen Lebens, die in mancherlei Hinsicht auf; erst wenn sie sich erhob, brachen
eng mit der des geweihten Lebens ver- sie auf (Num 9,22).
bunden ist, hat im großen Paradigma Es liegt auf der Hand, dass dieser Stil
des Exodus der Israeliten aus Ägypten der Gegenwart und Führung Gottes
oft ausdrucksstarke Sinnbilder und beständige Wachsamkeit erforderte:
Metaphern gefunden: den brennen- um auf die unvorhersehbaren Bewe-
den Dornbusch, den Durchzug durch gungen der Wolke zu reagieren, aber
das Meer, den Weg in der Wüste, die auch, um den Glauben an Gottes schüt-
Theophanie auf dem Sinai, die Furcht zende Gegenwart zu erhalten, wenn die
37

4.10 Page 40

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Aufenthalte sich in die Länge zogen üben, wann immer die Aufenthalte sich
und das Ziel sine die aufgeschoben in die Länge ziehen und das Ziel uner-
schien.
reichbar scheint.
In der symbolhaften Sprache der bib- Und es gibt noch weitere Aspekte, die
lischen Erzählung war jene Wolke der zur Komplexität dieses in der Bibel so
Engel Gottes, wie es im Buch Exodus häufig wiederkehrenden Symbols der
heißt (Ex 14,19). Und in der späteren Wolke beitragen: die Unzugänglichkeit
Interpretation wird die Wolke zum be- Gottes, die Souveränität, mit der er alles
vorzugten Sinnbild für die Gegenwart, aus der Höhe betrachtet, seine Barm-
die Güte und die aktive Treue Gottes: herzigkeit, die die Wolken aufreißen
Die Tradition der Propheten- und Weis- lässt und herabsteigt, um neues Leben
heitsbücher sowie der Psalmen sollte und neue Hoffnung zu schenken. Liebe
das Symbol häufig aufgreifen und wei- und Gotteserkenntnis lernt man nur auf
tere Aspekte entwickeln: etwa dass Gott dem Weg der Nachfolge, in einer Bereit-
sich durch die Schuld seines Volkes schaft, die angstfrei ist und sich nicht
verbirgt (vgl. Klgl 3,44) oder dass sein zurücksehnt.
Thron von besonderer Majestät umhüllt Jahrhunderte nach dem Exodus und
ist (vgl. 2 Chron 6,1; Ijob 26,9).
beinahe unmittelbar vor der Ankunft
Auch das Neue Testament greift dieses des Erlösers wird der Verfasser des
Symbol in zuweilen analoger sprach- Weisheitsbuchs mit einem lapida-
licher Gestaltung in den Theophanie- ren Satz an jenes epische Abenteuer
berichten auf: bei der jungfräulichen der von Wolke und Feuer geführten
Empfängnis Jesu (vgl. Lk 1,35), der Israeliten erinnern: Damals gabst du
Verklärung (vgl. Mt 17,1-8 parr.), der den Deinen eine flammende Feuersäu-
Himmelfahrt Jesu (vgl. Apg 1,9). Paulus le als Führerin auf unbekanntem Weg
verwendet die Wolke zudem als Sinn- (Weish 18,3).
bild für die Taufe (vgl. 1 Kor 10,1), und
außerdem ist die Symbolik der Wolke Wie von der Wolke geführt
immer auch Bestandteil der bildlichen
Beschreibungen der glorreichen Wieder- 3. Die Wolke aus Licht und Feuer, die
kunft des Herrn am Ende der Zeiten (vgl. das Volk in einem Rhythmus führte, der
Mt 24,30; 26,64; Offb 1,7; 14,14).
unbedingten Gehorsam und hundert-
Schon in der typischen Symbolik des prozentige Aufmerksamkeit verlangte,
Exodus herrscht mithin die Sichtweise ist für uns ein beredtes Bild. Wie in
vor, die die Wolke als Zeichen der gött- einem Spiegel können wir darin ein
lichen Botschaft und als aktive Gegen- Interpretationsmodell für das geweihte
wart Gottes, des Herrn, inmitten seines Leben unserer Zeit entdecken. Ange-
Volkes deutet. Israel muss bereit sein, trieben vom charismatischen Impuls
seinen Weg fortzusetzen, wann immer des Konzils schreitet das geweihte Le-
die Wolke sich auf den Weg macht; es ben seit einigen Jahrzehnten voran,
muss bereit sein, seine eigene Schuld zu als folge es den Zeichen der Wolke des
erkennen und zu verabscheuen, wann Herrn.
immer der Horizont sich verdunkelt; In den Herzen derer, denen die Gnade
38
es muss bereit sein, sich in Geduld zu zuteilgeworden ist, den Beginn des

5 Pages 41-50

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5.1 Page 41

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konziliaren Wegs zu „sehen“, klingen auf das geweihte Leben bestätigen: Es
noch die Worte des heiligen Johannes war ein segensreicher Übergang der
XXIII. nach: Gaudet Mater Ecclesia, die Erleuchtung und Unterscheidung, der
Anfangsworte der Ansprache zur Eröff- großen Mühen und Freuden.
nung des Konzils (11. Oktober 1962).7
Der Weg der Gottgeweihten ist ein
Im Zeichen der Freude, der tiefen wirklicher „Exodus“ gewesen,11 eine
Freude des Geistes, ist das geweihte Zeit der Begeisterung und Kühnheit,
Leben aufgerufen, seinen Weg durch des Einfallsreichtums und der kreativen
die Geschichte unter neuen Vorzeichen Treue, aber auch der zerbrechlichen
fortzusetzen: „In der gegenwärtigen Gewissheiten, des Improvisierens und
Entwicklung der menschlichen Ereig- der bitteren Enttäuschungen. Mit dem
nisse, durch welche die Menschheit in nachdenklichen Blick der Späteren
eine neue Ordnung einzutreten scheint, können wir erkennen, dass dort wahr-
muss man viel eher einen verborgenen haftig Feuer an der Wolke war (vgl. Ex
Plan der göttlichen Vorsehung anerken- 40,38) und dass der Geist das Leben und
nen. Dieser verfolgt mit dem Ablauf der die Pläne der geweihten Männer und
Zeiten, durch die Werke der Menschen Frauen tatsächlich über „unbekannte“
und meist über ihre Erwartungen hin- Wege auf die Straßen des Himmelreichs
aus sein eigenes Ziel, und alles, auch geführt hat.
die entgegengesetzten menschlichen In den vergangenen Jahren scheint die-
Interessen, lenkt er weise zum Heil der ser Weg an Schwung verloren zu haben.
Kirche. […] Ja, diese sichere und bestän- Die Wolke scheint eher von Dunkelheit
dige Lehre, der gläubig zu gehorchen als von Feuer umhüllt zu sein, doch
ist, muss so erforscht und ausgelegt noch immer wohnt in ihr das Feuer
werden, wie unsere Zeit es verlangt.
des Geistes. Auch wenn es zuweilen
Denn etwas anderes ist das Depositum vorkommt, dass wir in Finsternis und
Fidei oder die Wahrheiten, die in der zu Lauheit wandeln, die unsere Herzen zu
verehrenden Lehre enthalten sind, und verwirren drohen (vgl. Joh 14,1), stellt
etwas anderes ist die Art und Weise, wie doch der Glaube die Gewissheit wieder
sie verkündet werden, freilich im glei- her, dass die Gegenwart des Herrn im
chen Sinn und derselben Bedeutung. Inneren der Wolke nicht geschwunden
Hierauf ist viel Aufmerksamkeit zu ist: Jenseits der Dunkelheit ist sie bei
verwenden; und, wenn es nottut, muss Nacht Rauch und eine strahlende Feu-
geduldig daran gearbeitet werden […].“8 erflamme (Jes 4,5).
Der heilige Johannes Paul II. hat das Es geht darum, im Glauben immer
Konzilsereignis als „die große Gnade“ wieder neu aufzubrechen – auf unbe-
bezeichnet, „in deren Genuss die Kirche kanntem Weg (Weish 18,3) wie der Vater
im 20. Jahrhundert gekommen ist. In Abraham, der wegzog, ohne zu wissen,
ihm ist uns ein sicherer Kompass gebo- wohin er kommen würde (vgl. Hebr
ten worden, um uns auf dem Weg […] 11,8). Dieser Weg verlangt unbedingten
zu orientieren.“9 Papst Franziskus hat Gehorsam und unbedingtes Vertrauen,
hervorgehoben, dass es „ein schönes die nur über den Glauben zugänglich
Werk des Heiligen Geistes“10 gewesen sind und im Glauben erneuert und ge-
ist. Das können wir auch im Hinblick festigt werden können.12
39

5.2 Page 42

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Lebendiges Gedächtnis
zu Beginn der 1960er Jahre ein neues
des Exodus
theologisches und geistliches Nachden-
ken ermöglichten. Auf diesem sorgfältig
4. Ohne Zweifel haben die geweihten vorbereiteten Feld hat die Konzilsver-
Männer und Frauen nach dem Ab- sammlung die gute Saat der Lehre und
schluss der Konzilsversammlung die die Fülle konkreter Richtlinien ver-
Überlegungen der Konzilsväter mit schwenderisch ausgestreut, die wir noch
umfassender Zustimmung und aufrich- heute als kostbares Erbe erfahren.
tigem Eifer aufgenommen. Man merkte, Seit der Promulgation der Dogmati-
dass die Gnade des Heiligen Geistes, schen Konstitution Lumen gentium
die der heilige Johannes XXIII. herab- des II. Vatikanischen Konzils am 21.
gerufen hatte, um der Kirche ein neues November 1964 sind beinahe 50 Jahre
Pfingsten zu erwirken, am Werk war. vergangen. Das ist ein theologisch wie
Gleichzeitig spürte man eine Überein- kirchlich höchst bedeutendes Geden-
stimmung des Denkens und Strebens ken. „So erscheint die ganze Kirche als
und alles dessen, was seit mindestens ‚das von der Einheit des Vaters und des
einem Jahrzehnt in Bewegung geraten Sohnes und des Heiligen Geistes her
war.
geeinte Volk’.“15 Hier wird die zentrale
1947 erkannte die Apostolische Kon- Bedeutung des Gottesvolks anerkannt,
stitution Provida Mater Ecclesia ein das, durch das Blut Christi losgekauft
gemäß den evangelischen Räten, aber (vgl. Apg 20,28), vom Geist der Wahr-
in der Welt geführtes Leben als Weihe- heit und Heiligkeit erfüllt und als Licht
stand an. Das war „eine revolutionäre der Welt und Salz der Erde zu allen
Geste in der Kirche.“13 Die säkulare Menschen gesandt (vgl. Mt 5,13-16),
Weihe wurde anerkannt, noch ehe die unter den Völkern auf dem Weg ist.16
Theologie ihren spezifischen Horizont Damit wird eine Identität umrissen,
umrissen hatte. Mit dieser Anerkennung die fest auf Christus und seinen Geist
wurde in gewisser Weise eine Richtung gegründet ist, und zugleich eine Kir-
eingeschlagen, die für das II. Vatikani- che entworfen, die sich nach allen
sche Konzil von zentraler Bedeutung kulturellen, gesellschaftlichen und
werden sollte: die Sympathie für die anthropologischen Situationen aus-
Welt, die einen neuen Dialog hervor- streckt: „Bestimmt zur Verbreitung über
bringt.14
alle Länder, tritt sie in die menschliche
1950 beruft dieses Dikasterium unter Geschichte ein und übersteigt doch
der Schirmherrschaft Pius’ XII. den zugleich Zeiten und Grenzen der Völ-
ersten Weltkongress der Stände der ker. Auf ihrem Weg durch Prüfungen
Vollkommenheit ein. Die päpstlichen und Trübsal wird die Kirche durch die
Lehren bereiten den Boden für eine ac- Kraft der ihr vom Herrn verheißenen
commodata renovatio, wie es das Konzil Gnade Gottes gestärkt, damit sie in der
später im Dekret Perfectae caritatis for- Schwachheit des Fleisches nicht abfalle
mulieren sollte. Auf jenen ersten Kon- von der vollkommenen Treue, sondern
gress folgten weitere in verschiedenen die würdige Braut ihres Herrn verbleibe
Kontexten und zu unterschiedlichen und unter der Wirksamkeit des Heiligen
40
Themen, die während der 1950er und Geistes nicht aufhöre, sich selbst zu

5.3 Page 43

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erneuern, bis sie durch das Kreuz zum Dieselbe Absicht liegt auch dem Dekret
Lichte gelangt, das keinen Untergang Perfectae caritatis zugrunde, dessen
kennt.“17
Promulgation am 28. Oktober 1965 sich
Das ganze sechste Kapitel der Konsti- bald zum 50. Mal jährt. Sein Appell er-
tution Lumen gentium ist den Ordens- klingt mit unverkennbarer Radikalität:
leuten gewidmet.18 Nachdem zunächst „Letzte Norm des Ordenslebens ist die
der theologische Grundsatz von der im Evangelium dargelegte Nachfol-
„allgemeinen Berufung zur Heiligkeit“19 ge Christi. Sie hat allen Instituten als
aufgestellt worden ist, erkennt die Kir- oberste Regel zu gelten.“22 Diese Aussa-
che unter den vielfältigen Wegen zur ge scheint selbstverständlich und allge-
Heiligkeit auch die Gabe des geweihten mein, hat aber tatsächlich dazu geführt,
Lebens an, die sie von ihrem Herrn dass Spiritualitäten der Verehrung und
empfangen und mit seiner Gnade zu al- Identitäten, die sich auf den Primat
len Zeiten bewahrt hat.20 Voller Freude der kirchlichen und sozialen Dienste
wird auf der Grundlage der Lehre Pauls zurückziehen und in der für heilig er-
VI. hervorgehoben, dass die Weihe in klärten Nachahmung der Zielsetzungen
der Taufe wurzelt, und gleichzeitig da- ihrer Gründer verharren, einer radika-
rauf hingewiesen, dass die Lebensweise len Läuterung unterzogen wurden.
der sequela Christi die Daseinsform, Die radikale Christusnachfolge ist von
die der Sohn Gottes während seines zentraler Bedeutung und darf durch
irdischen Wandels angenommen hat, nichts an den Rand gedrängt werden.
dauerhaft und wirksam vergegenwär- Das Konzilslehramt bahnt außerdem
tigt. Schließlich wird das geweihte die Anerkennung der vielfältigen For-
Leben im Hinblick auf die Erfüllung der men des geweihten Lebens an. Was die
gemeinsamen christlichen Berufung als apostolischen Institute betrifft, so wird
Zeichen für das Volk Gottes benannt, zum ersten Mal auf einer so hohen
durch das die Gnade des auferstande- Autoritätsebene in aller Deutlichkeit
nen Herrn und die Macht des Heiligen der Grundsatz anerkannt, dass ihr
Geistes offenkundig wird, der in der apostolisches Wirken zum eigentlichen
Kirche Wunder wirkt.21
Wesen des geweihten Lebens gehört.23
Diese Aussagen haben im Lauf der Das geweihte Leben der Laien wird
Jahre eine kraftvolle Wirkung entfaltet. als „vollwertiger […] Stand der Ver-
Eine Veränderung, deren Früchte wir pflichtung auf die evangelischen Räte“
heute ernten können, ist das gewach- beschrieben und anerkannt.24 An den
sene kirchliche Bewusstsein, das die Säkularinstituten wird die für sie cha-
Identität der Gottgeweihten prägt und rakteristische Besonderheit des geweih-
ihr Leben und Wirken beseelt.
ten Lebens in der Welt hervorgehoben.25
Zum ersten Mal ist bei der Arbeit eines Vorbereitet wird ferner die Renaissance
ökumenischen Konzils das geweihte Le- des Ordo Virginum und des Eremiten-
ben als lebendiger und fruchtbarer Teil lebens als nichtgemeinschaftlicher For-
des gemeinschaftlichen und heiligen men des geweihten Lebens.26
Lebens der Kirche und nicht als Bereich Die evangelischen Räte werden mit
beschrieben worden, der „Reform- innovativer Akzentsetzung als ein Le-
erlasse“ braucht.
bensentwurf vorgestellt, mit dem man
41

5.4 Page 44

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eine eigene und besonders radikale Die geweihten Männer und Frauen
Form der Christusnachfolge antritt.27
haben es mit noch nicht dagewese-
Zwei weitere Themen fallen durch die nen gesellschaftlichen und kulturellen
neue Sprache auf, in der sie vorgestellt Gegebenheiten zu tun, mit denen sie
werden: das brüderliche Leben in der sich auseinandersetzen müssen: der
Gemeinschaft und die Ausbildung. Ers- Aufmerksamkeit für die Zeichen der
teres trifft mitten hinein in die biblische Zeiten und der Orte, dem drängenden
Inspiration der Apostelgeschichte, die Aufruf der Kirche, den Stil des Konzils
das Streben, cor unum et anima una umzusetzen, der Wiederentdeckung und
zu sein (Apg 4,32), seit Jahrhunderten Neuinterpretation der Gründungscha-
beseelt. Die positive Anerkennung der rismen, den raschen Veränderungen in
vielfältigen Modelle und Stile des brü- Gesellschaft und Kultur. Neue Szena-
derlichen Lebens stellt heute einen der rien, die eine neue und gemeinsame
bedeutendsten Erfolge der konziliaren Unterscheidung erfordern, weil sie die
Erneuerungsimpulse dar. Zudem drängt mit der Zeit so oft wiederholten Modelle
das Dekret Perfectae caritatis, indem und Stile erschüttern, die nicht imstan-
es auf die gemeinsame Gabe des Geis- de sind, als frohbotschaftliches Zeugnis
tes hinweist, darauf, die Klassen und mit den neuen Herausforderungen und
Kategorien zu überwinden, um einen Chancen zu interagieren.
brüderlichen Stil der Gemeinschaft mit In der Konstitution Humanae salutis,
gleichen Rechten und Pflichten zu eta- mit der der heilige Johannes XXIII. die
blieren, ausgenommen jene, die aus den Konzilsversammlung des II. Vaticanums
heiligen Weihen erwachsen.28
einberief, heißt es: „Wir möchten Uns
Die Bedeutung und Notwendigkeit der die Forderung Christi zu eigen machen,
Ausbildung beruhen darauf, dass sie ‚die Zeichen der Zeit’ (Mt 16,4) zu un-
die Grundlage der Erneuerung ist: „Die terscheiden, und glauben deshalb, in all
zeitgemäße Erneuerung der Institute der großen Finsternis nicht wenige An-
hängt wesentlich von der Ausbildung zeichen zu sehen, die eine bessere Zu-
der Mitglieder ab.“29 Dieser Grundsatz kunft der Kirche und der menschlichen
ist so essentiell, dass er als Axiom ge- Gesellschaft erhoffen lassen.“30
dient hat, das heißt als Ausgangspunkt Die an alle Menschen guten Willens
für einen beharrlichen und forschenden gerichtete Enzyklika Pacem in terris
Weg der Erfahrungen und der Unter- führte die „Zeichen der Zeit“ sodann als
scheidung, in den das geweihte Leben theologischen Schlüsselbegriff ein. Zu
Eingebungen, Studien, Forschung, Zeit ihnen gehören dem heiligen Johannes
und Mittel investiert hat.
XXIII. zufolge: der wirtschaftlich-
soziale Aufstieg der Arbeiterklassen;
Freuden und Mühen des Weges die Teilnahme der Frau am öffentlichen
Leben; die Bildung unabhängiger Nati-
5. Ausgehend von den Anregungen des onen;31 der Schutz und die Förderung
Konzils hat das geweihte Leben einen der Rechte und Pflichten der Bürger,
weiten Weg zurückgelegt. Tatsächlich die sich ihrer eigenen Würde bewusst
hat dieser Exodus nicht nur in die vom sind;32 die Überzeugung, dass Kon-
42
Konzil gewiesenen Richtungen geführt. flikte durch Verhandlungen und ohne

5.5 Page 45

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den Einsatz von Waffen gelöst werden sich einseitig auf die soziologischen
müssen.33 Zu diesen Zeichen zählt er Erfordernisse beschränkt, sondern in
ferner die von den Vereinten Nationen erster Linie aus verantwortungsvollem
genehmigte Allgemeine Erklärung der Gehorsam: gegenüber dem Schöpfer
Menschenrechte.34
Geist, der „durch die Propheten spricht“
Die Gottgeweihten haben diese neuen (vgl. Apostolisches Glaubensbekennt-
Horizonte bewohnt und gedeutet. Sie nis),36 und gegenüber den Anregungen
haben das Evangelium in primis mit des kirchlichen Lehramts, wie sie in den
ihrem Leben verkündet und bezeugt, großen Sozialenzykliken Pacem in ter-
indem sie als Teil der laufenden his- ris (1963), Populorum progressio (1967),
torischen Entwicklung in jeder nur Octogesima adveniens (1971), Laborem
denkbaren Form Hilfe und Solidarität exercens (1981) und Caritas in veritate
angeboten und im Zeichen der christli- (2009) nachdrücklich formuliert sind.
chen Nächstheit an den verschiedensten Es handelte sich also jeweils – um das
Aufgaben mitgewirkt haben. Sie haben Bild von der Wolke noch einmal auf-
sich nicht etwa darauf beschränkt, das zugreifen – um Treue zum göttlichen
Gedächtnis vergangener Epochen zu Willen, der sich durch die Stimme der
beklagen, sondern haben versucht, das Kirche verbindlich kundgetan hatte.
soziale Geflecht und seine Erfordernisse Die Auffassung, dass das Charisma
mit der lebendigen kirchlichen Traditio vom Geist hervorgebracht, auf die
zu beleben, wie sie nach dem Habi- Christusähnlichkeit ausgerichtet, vom
tus des Glaubens und der christlichen gemeinschaftlichen kirchlichen Profil
Hoffnung Jahrhundert für Jahrhundert gekennzeichnet und in der Kirche in
auf dem Grat der Geschichte bezeugt einer dynamischen Entwicklung begrif-
worden ist.
fen ist, hat jede Erneuerungsentschei-
Die Aufgabe, vor die der historische dung begründet und nach und nach
Horizont des ausgehenden 20. Jahrhun- einer echten Theologie des Charismas
derts das geweihte Leben stellte, erfor- Gestalt verliehen, die im Zusammen-
derte Kühnheit und mutigen Einfalls- hang mit dem geweihten Leben ihre
reichtum. Deshalb ist dieser epochale erste klare Anwendung gefunden hat.37
Übergang als religiös motivierte pro- Das Konzil hatte diesen Begriff nicht
phetische Hingabe zu bewerten: Viele ausdrücklich auf das geweihte Leben
Gottgeweihte haben mit ernsthaftem bezogen, mit seinen Verweisen auf eini-
Engagement und nicht selten auch mit ge Paulusstellen aber hierfür den Boden
großem persönlichem Risiko das neue bereitet.38
frohbotschaftliche Bewusstsein ihrer Im Apostolischen Schreiben Evange-
Pflicht gelebt, auf der Seite der Armen lica testificatio wendet Paul VI. diese
und der Geringsten zu stehen und ihre neue Terminologie offiziell an39 und
Werte und Sorgen zu teilen.35
schreibt: „Das Konzil schärft mit Recht
Wenn sich das geweihte Leben der Er- den Ordensmännern und Ordensfrauen
neuerung öffnet, dann nicht deshalb, die Pflicht ein, den Geist der Gründer
weil es autonomen Initiativen folgt und Gründerinnen, ihre am Evangelium
oder sich einfach nach etwas Neuem ausgerichteten Zielsetzungen und das
sehnt, und schon gar nicht, weil es Beispiel ihrer Heiligkeit treu zu bewah-
43

5.6 Page 46

▲back to top
ren. Das muss als eine Grundlinie bei bei dem wir, die Kirche, unsere tiefste
der jetzt zu verwirklichenden Erneu- Identität wiedererkannt haben. Mit
erung anerkannt werden; es ist auch dankbarem Geist und Herz erklärte Paul
eines der sichersten Kriterien für das, VI. zum Abschluss des II. Vatikanischen
was jedes Institut in Angriff nehmen Konzils: „Die Kirche hat sich in ihrem
muss.“40
inneren geistlichen Bewusstsein gesam-
Diese Kongregation ist Zeugin dieses melt, […] um in sich selbst, in ihrem Le-
Weges und hat die Institute in den ben und Wirken, im Heiligen Geiste das
verschiedenen Phasen der Neufassung Wort Christi wiederzuentdecken und
ihrer Konstitutionen begleitet. Es war tiefer in ihr Geheimnis einzudringen,
ein Prozess, der langjährige Gleichge- d. h. den Plan Gottes mit ihr und seine
wichte verschoben, veraltete Praktiken Gegenwart in ihr, und um in sich den
der Tradition verändert41 und gleichzei- Glauben zu beleben, der das Geheimnis
tig das geistliche Erbe mit neuen Her- ihrer Sicherheit und Weisheit ist und
meneutiken gelesen, neue Strukturen jener Liebe, die sie verpflichtet, ohne
erprobt und letztlich Programme und Unterlass das Lob Gottes zu singen:
Präsenzen neu umrissen hat. Es darf Cantare amantis est (der Gesang ist ein
nicht verschwiegen werden, dass es bei Kennzeichen der Liebenden), sagt der
dieser getreuen und zugleich kreativen heilige Augustinus (Sermo 336; PL 38,
Erneuerung vereinzelt zu dialektischen 1472). Die Konzilsdokumente, vor allem
Konfrontationen und Spannungen und die über die göttliche Offenbarung, die
sogar zu schmerzlichen Brüchen ge- Liturgie, die Kirche, die Priester, die Or-
kommen ist.
densleute und die Laien, lassen deutlich
Die Kirche hat diesen Prozess nicht ge- diese unmittelbare und erste religiöse
stoppt, sondern mit einem punktuellen Absicht durchscheinen und zeigen,
Lehramt und weiser Wachsamkeit be- wie klar, frisch und reich der geistliche
gleitet, indem sie den Primat des geistli- Strom ist, den der lebendige Kontakt
chen Lebens an sieben Kernthemen ent- mit dem lebendigen Gott im Schoß der
wickelte: dem Gründungscharisma, dem Kirche aufbrechen und von ihr sich
vom Wort genährten Leben im Geist ergießen lässt über die ausgetrockneten
(lectio divina), dem brüderlichen Leben Schollen unserer Erde.“43
in der Gemeinschaft, der anfänglichen Ebendiese Treue zum Konzil als kirchli-
und fortdauernden Ausbildung, neuen chem Ereignis und stilistischem Vorbild
Formen des Apostolats, Leitungsautori- erfordert nun einen vertrauensvollen
tät, Aufmerksamkeit für die Kulturen. In Blick in die Zukunft. Lebt in uns die
den vergangenen 50 Jahren hat sich das Gewissheit, dass Gott auf unserem Weg
geweihte Leben an diesen Ansprüchen immer die Führung übernimmt?
gemessen und orientiert.
Mit dem Reichtum ihrer Worte und Ges-
Der Bezug auf den Buchstaben des Kon- ten leitet die Kirche uns an, unser per-
zils macht es möglich, „seinen authen- sönliches und gemeinschaftliches Leben
tischen Geist zu entdecken“, um feh- im Kontext des gesamten Heilsplans zu
lerhafte Auslegungen zu vermeiden.42 deuten, damit wir verstehen, in welche
Wir sind aufgerufen, gemeinsam eines Richtung wir uns wenden, welche Zu-
44
lebendigen Ereignisses zu gedenken, kunft wir uns vorstellen müssen, und

5.7 Page 47

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sie lädt uns ein, in Fortführung der bis
heute getanen Schritte die Einheit der
confessio laudis, fidei et vitae wieder-
zuentdecken.
Die memoria fidei bietet uns Wurzeln
der Kontinuität und Beharrlichkeit:
eine starke Identität, um uns als Teil
eines Geschehens, einer Geschichte zu
begreifen. Die gläubige Neudeutung des
zurückgelegten Wegs endet nicht bei
den großen Ereignissen, sondern hilft
uns auch, unsere persönliche Geschich-
te mit neuen Augen zu lesen und in
Wirkabschnitte zu unterteilen.
45

5.8 Page 48

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Mit wacher Aufmerksamkeit
»Elija stieg zur Höhe des Karmel empor,
kauerte sich auf den Boden nieder
und legte seinen Kopf zwischen die Knie. […]
„Eine Wolke, klein wie eine Menschenhand,
steigt aus dem Meer herauf.“«
1 Kön 18,42.44
46

5.9 Page 49

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Hören
Entrückung in den Himmel symbolisch
auf Elischa fallen lässt (2 Kön 2,13), als
6. Suchen wir in der biblischen Bild- der prophetische Geist, der vom Vater
lichkeit weiter nach Erleuchtung und auf den Schüler übergeht, und auch als
bitten um Inspiration für den Weg Symbol des geweihten Lebens in der
der Prophetie und der Erkundung der Kirche gedeutet, das von immer neuer
neuen Horizonte des geweihten Lebens, Prophetie und Erinnerung lebt.
die wir in diesem zweiten Teil betrach- Elija, der Tischbiter, tritt unvorhergese-
ten wollen. Das geweihte Leben ist hen und mit einer unmissverständlichen
nämlich seinem innersten Wesen nach Drohung auf der Bühne des Nordreichs
zu einem zeugnishaften Dienst berufen, auf: In diesen Jahren sollen weder Tau
der es zu einem Signum in Ecclesia noch Regen fallen, es sei denn auf mein
macht.44
Wort hin (1 Kön 17,1). Damit bringt
Es handelt sich hierbei um eine Auf- er ein Aufbegehren des religiösen Ge-
gabe, die jedem Christen zukommt, wissens gegen den Sittenverfall zum
im geweihten Leben jedoch durch die Ausdruck, in den das Volk durch die
Radikalität der sequela Christi und des Anmaßung der Königin Isebel und die
Gottesprimats, gleichzeitig aber auch Trägheit des Königs Ahab hineingeris-
durch die Fähigkeit gekennzeichnet ist, sen wird. Der Spruch des Propheten,
den Evangelisierungsauftrag der Kirche der gewaltsam den Himmel verschließt,
freimütig und kreativ umzusetzen. „Das ist eine offene Herausforderung an die
prophetische Zeugnis“, so hat der heili- besondere Zuständigkeit Baals und der
ge Johannes Paul II. zu Recht hervorge- Schar der Baalîm, von denen man sich
hoben, „[…] drückt sich auch durch die Fruchtbarkeit und Kinderreichtum, Re-
Klarstellung von all dem aus, was im genfälle und Wohlstand erwartete. Von
Gegensatz zum göttlichen Willen steht, hier aus entfaltet sich Elijas Wirken
und durch die Erkundung neuer Wege, gleichsam in großen Bögen anhand von
um das Evangelium in der Geschichte Episoden, die weniger eine Geschich-
im Hinblick auf das Reich Gottes zu te erzählen, als vielmehr dramatische
verwirklichen.“45
Momente von großer Inspirationskraft
Das Referenzmodell für das monas- heraufbeschwören (vgl. 1 Kön 17-19;
tische Leben ist nach patristischer 21; 2 Kön 1-2).
Tradition der Prophet Elija: aufgrund In jedem Abschnitt lebt Elija seinen
seines einsamen und asketischen Le- prophetischen Dienst in progress; er
bens; aufgrund seiner Leidenschaft für erfährt Läuterungen und Erleuchtun-
den Bund und die Treue zum Gesetz des gen, die sein biblisches Profil prägen
Herrn; und aufgrund der Kühnheit, mit und schließlich am Berg Horeb in der
der er für die Rechte der Armen eintrat Begegnung mit dem Herrn gipfeln, der
(vgl. 1 Kön 17-19; 21). Auf diesen Beleg in einem sanften, leisen Säuseln vorü-
für die prophetische Natur und Aufgabe berzieht. Diese Erfahrungen sind auch
des geweihten Lebens verweist auch für das geweihte Leben eine Inspiration.
das apostolische Schreiben Vita conse- Auch das geweihte Leben muss von
crata.46 In der monastischen Tradition der einsamen und büßenden Zurück-
wird der Mantel, den Elija bei seiner gezogenheit im Wadi des Baches Kerit
47

5.10 Page 50

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(vgl. 1 Kön 17,2-7) zur solidarischen schließlich von seinem Streit mit Gott
Begegnung mit den Armen übergehen, am Horeb, als Elija dem Herrn vorhält,
die wie die Witwe von Sarepta um ihr dass das Volk nur zerstörerische und
Leben kämpfen (vgl. 1 Kön 17,8-24); bedrohliche Pläne verfolge. Zum ak-
es muss aus der genialen Kühnheit der tuellen historischen Zeitpunkt aber, so
Opferprobe auf dem Berg Karmel (vgl. glauben wir, sind es vielleicht die we-
1 Kön 18,20-39) und aus der Fürbit- niger auffälligen Dinge, die wie kleine
te für das Volk lernen, das durch die Zeichen zu uns sprechen und unsere
Trockenheit und die Kultur des Todes Schritte und Entscheidungen in dieser
blockiert ist (vgl. 1 Kön 18,41-46); und unserer Gegenwart neu inspirieren,
es muss schließlich für die Rechte der da Gottes Spuren sich im Zuge einer
Armen eintreten, die die Arroganz der religiösen Wüstenbildung zu verlieren
Mächtigen mit Füßen tritt (vgl. 1 Kön scheinen.47
21), und vor den Formen des Götzen- Der biblische Text bietet uns zahlrei-
diensts warnen, die den heiligen Namen che „kleinere“ Symbole. Zu erwähnen
Gottes entweihen (vgl. 2 Kön 1).
sind: die Knappheit der Lebensmittel
Besonders dramatisch ist Elijas depres- am Bach Kerit und die Raben, die Gott
sive Todessehnsucht in der Wüste von gehorchen und dem Propheten in einer
Beerscheba (1 Kön 19,1-8): Doch da Geste der Barmherzigkeit und Solidari-
bietet Gott ihm Brot und Wasser des tät Brot und Fleisch bringen. Die Groß-
Lebens an und kann so seine Flucht zügigkeit der Witwe von Sarepta, die
feinfühlig in eine Pilgerreise zum Berg nur eine Hand voll Mehl im Topf und
Horeb verwandeln (1 Kön 19,9). Das ist ein wenig Öl im Krug hat (1 Kön 17,12)
ein Vorbild für unsere dunklen Nächte, und sie dem hungrigen Propheten gibt,
die wie bei Elija dem Glanz der Theo- obwohl sie damit ihr eigenes Leben
phanie im leisen Säuseln vorangehen gefährdet. Elijas Ohnmacht angesichts
(1 Kön 19,9-18) und auf neue Zeiten der des toten Knaben, sein zweifelndes Ru-
Treue vorbereiten, die (wie bei Elischa: fen und seine verzweifelte Umarmung,
1 Kön 19,19-21) zu neuen Berufungs- die die Witwe theologisch deutet, indem
geschichten werden, aber auch dazu sie darin das Antlitz eines sich erbar-
ermutigen, gegen die gottlose Gerech- menden Gottes geoffenbart sieht. Der
tigkeit vorzugehen (vgl. den Mord an lange Kampf des Propheten, der – nach
dem Bauern Nabot: 1 Kön 21,17-29). dem spektakulären und leicht theat-
Schließlich bewegt uns der herzliche ralischen Aufeinandertreffen mit den
Abschied von den Gemeinschaften der Baalspriestern auf dem Karmel – auf
Prophetenjünger (2 Kön 2,1-7): Vorbe- Knien Regen auf sein zur Dürre ver-
reitung auf seinen letzten Weggang, der urteiltes, ausgelaugtes Volk herabfleht.
ihn durch den Jordan und dann im feu- Im Zusammenspiel zwischen Elija, dem
rigen Wagen zum Himmel emporführt Knaben, der zum Gipfel hinauf- und
(2 Kön 2,8-13).
wieder hinabsteigt, und Gott, der der
Wir könnten uns von Elijas aufsehen- wahre Herr des Regens ist (und nicht
erregenden Taten angezogen fühlen: Baal), kommt endlich Kunde von der
von seinen heftigen Protesten, seinen Wolke, klein wie eine Menschenhand
48
direkten und kühnen Anklagen und (1 Kön 18,41). Eine winzige Antwort

6 Pages 51-60

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6.1 Page 51

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Gottes, die jedoch unverzüglich zu ei- Geschichte Gottes und das Scheitern
nem gewaltigen Regen und zur Rettung des enttäuschten und ungestümen Pro-
für ein Volk wird, das schon am Ende pheten waren nicht deckungsgleich.
seiner Kräfte war.
Die Geschichte geht weiter, weil sie in
Eine gleichermaßen bescheidene und Gottes Hand liegt, und Elija muss die
doch wirkungsvolle Antwort werden Wirklichkeit mit neuen Augen sehen
einige Tage später jenes Brot und je- und sich von Gott selbst zu neuer Hoff-
ner Krug mit Wasser sein, die neben nung und Zuversicht gebären lassen.
dem zu Tode deprimierten Propheten Die kauernde Stellung, in der er auf
in der Wüste erscheinen: ein Lebens- dem Berg um Regen fleht und die so
mittel, das ihm Kraft gibt, vierzig Tage sehr an das Kind im Mutterleib erinnert,
und vierzig Nächte bis zum Gottesberg wird auch am Horeb wiederaufgegrif-
Horeb zu wandern (1 Kön 19,8). Und fen, als er sich in der Höhle versteckt,
dort, in einer Höhle, in der Elija – noch und findet nun ihre Vollendung, da der
immer zitternd vor Empörung über ein Prophet neu geboren wird, um aufrecht
zerstörerisches und gotteslästerliches und mit frischen Kräften auf den ge-
Volk, das nun sogar sein Leben bedroht heimnisvollen Pfaden des lebendigen
– Zuflucht sucht, erlebt er, wie seine Gottes zu wandeln.
Bilderwelt aus Drohung und Macht in Am Fuß des Berges kämpfte das Volk
sich zusammenfällt: Doch der Herr war noch gegen ein Leben, das diesen
nicht … im Sturm, im Erdbeben, im Namen nicht mehr verdiente, gegen
Feuer, sondern in einer Stimme feinen eine Religiosität, die eine Entweihung
Schweigens (1 Kön 19,12).48
des Bundes und ein neuer Götzen-
Dieses großartige Stück mystische Lite- dienst war. Der Prophet muss diesen
ratur bedeutet für den Propheten mit all Kampf und diese Verzweiflung auf
seinem „heiligen Zorn“ in Wirklichkeit sich nehmen, er muss auf demselben
einen senkrechten Absturz. Er muss die Weg zurückgehen (vgl. 1 Kön 19,15).
Gegenwart Gottes jenseits aller traditi- Jetzt aber ist dieser Weg der Weg Got-
onellen Bildlichkeit erkennen, die ihn tes, und er führt ihn erneut durch die
gefangen gehalten hatte. Gott ist Säu- Wüste, die nun jedoch in neuer Sinn-
seln und Lufthauch, er ist kein Produkt haftigkeit erblüht, damit das Leben
unseres Bedürfnisses nach Sicherheit triumphiert und neue Propheten und
und Erfolg, er hinterlässt keine sicht- Anführer sich in den Dienst der Bun-
baren Spuren (vgl. Ps 77,20), sondern destreue stellen.
ist auf eine wahrhaftige und wirksame
Weise gegenwärtig.
Elija hätte in seiner Wut und Emoti-
onalität beinahe alles ruiniert, als er
Die Prophetie eines Lebens im
Einklang mit dem Evangelium
sich einbildete, er sei der einzige ver- 7. Die Zeit der Gnade, in der wir leben,
bliebene Gläubige. Gott dagegen wuss- da Papst Franziskus das Evangelium
te genau, dass es weitere 7000 treue und das Wesen des Christseins so nach-
Zeugen gab und außerdem Propheten drücklich ins Zentrum rückt, ist für die
und Könige, die bereit waren, ihm zu geweihten Männer und Frauen ein neu-
gehorchen (1 Kön 19,15-19), denn die er Ruf zur Wachsamkeit, damit sie be-
49

6.2 Page 52

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reit sind für die Zeichen Gottes. „Unser einem erneuerten Hören des Wortes
Glaube ist herausgefordert, den Wein zu Gottes her annehmen kann.“53
erahnen, in den das Wasser verwandelt
werden kann“.49 Kämpfen wir gegen die Das Evangelium als oberste Regel
schlafschweren Augen (vgl. Lk 9,32), 8. Was das geweihte Leben betrifft, war
damit wir die Bewegungen der Wolke, die konziliare Erneuerung unter ande-
die unsere Schritte lenkt, nicht aus dem rem durch die radikale Rückkehr zur
Blick verlieren (vgl. Num 9,17) und in sequela Christi gekennzeichnet: „Von
den zerbrechlichen kleinen Zeichen die Anfang an gab es in der Kirche Männer
Gegenwart des Herrn der Hoffnung und und Frauen, die durch die Befolgung
des Lebens erkennen.
der evangelischen Räte Christus in
Das Konzil hat uns eine Methode an die größerer Freiheit nachzufolgen und ihn
Hand gegeben: Diese Methode besteht ausdrücklicher nachzuahmen verlang-
darin, ausgehend vom Wort Gottes ten und die – jeder auf seine Weise – ein
– eines Gottes, der in der Geschichte Leben führten, das Gott geweiht war.“54
offenbar wird und gegenwärtig ist – Die Christusnachfolge, wie sie das
über die Welt und über die menschliche Evangelium vorschlägt, ist die „letz-
Geschichte, über die Kirche und über te Norm des Ordenslebens“ und die
das christliche Dasein nachzudenken. „oberste Regel“55 aller Institute. Einer
Diese Methode stützt sich auf eine Ein- der ersten Namen, den man dem mo-
stellung: das Hören, das offen ist für nastischen Leben gegeben hat, war
den Dialog und den Weg zur Wahrheit „evangelisches Leben“.
bereichert. Eine biblisch und theolo- Die verschiedenen Ausdrucksformen
gisch fundierte Rückkehr zur zentra- des geweihten Lebens bezeugen diese
len Bedeutung Christi und des Wortes frohbotschaftliche Inspiration – ange-
Gottes, die uns das Konzil50 und das fangen bei Antonius, dem Begründer
nachfolgende Lehramt nachdrücklich des Einsiedlerlebens in der Wüste. Seine
empfohlen haben,51 kann eine Echt- Geschichte beginnt mit dem Hören auf
heits- und Qualitätsgarantie für die das Wort Christi: Wenn du vollkommen
Zukunft unseres Lebens als geweihte sein willst, geh, verkauf deinen Besitz
Männer und Frauen sein.
und gib das Geld den Armen; so wirst
Ein Hören, das verändert und uns zu du einen bleibenden Schatz im Himmel
Verkündern und Zeugen der Absichten haben; dann komm und folge mir nach
Gottes in der Geschichte und seines (Mt 19,21).
Heilswirkens macht. Angesichts der Seit Antonius sollte die monastische
Bedürfnisse unserer Zeit wollen wir Tradition die Schrift zu ihrer Lebens-
uns auf das Evangelium besinnen und regel machen: Die ersten Regeln sind
unseren Durst an den Heiligen Schriften einfache praktische Vorschriften, die
stillen, die ein „reiner, unversieglicher keinerlei Anspruch auf geistliche Inhal-
Quell des geistlichen Lebens“ sind.52 te erheben, weil die Schrift die einzige
Denn es besteht kein Zweifel daran, Regel des Mönchs und keine andere Re-
dass man, wie der heilige Johannes gel zulässig ist: „Wir achten darauf, die
Paul II. treffend gesagt hat, den „Primat Schriften zu lesen und zu lernen“, so
50
des Gebets und der Heiligkeit nur von schreibt Horsiese, Schüler und Nachfol-

6.3 Page 53

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ger des Pachomius, „und uns unablässig Mit dem Aufkommen der Bettelorden
ihrer Betrachtung zu widmen […]. Die prägt sich diese Bewegung, diese Rück-
Schriften sind es, die uns zum ewigen kehr zum Evangelium womöglich noch
Leben führen.“56
deutlicher aus.
Basilius, der große Meister des östlichen Dominikus „erwies sich überall, in den
Mönchtums, weigert sich, das von ihm Worten wie in den Werken, als ein
verfasste Asketikon57, das zum Hand- Mann des Evangeliums“:62 Er war ein
buch des monastischen Lebens werden lebendiges Evangelium und imstande,
sollte, als Regel zu bezeichnen. Sein Be- das, was er lebte, zu verkündigen, und
zugspunkt sind vielmehr die Moralia58, er wollte, dass auch seine Prediger
eine Sammlung von Bibeltexten, die „Männer des Evangeliums“63 waren. Für
kommentiert und auf die verschiedenen Franziskus von Assisi ist die Regel „das
Situationen des Lebens in der heiligen Leben des Evangeliums Jesu Christi“;64
Koinonia angewandt werden. Im Sys- für Klara von Assisi ist „die Lebenswei-
tem des Basilius wird das Verhalten der se des Ordens der Armen Schwestern
Mönche am Wort Gottes gemessen – des […] diese: Unseres Herrn Jesu Christi
immer gegenwärtigen Gottes, der auf heiliges Evangelium zu beobachten“.65
Herz und Nieren prüft (vgl. Offb 2,23). Die Regel der Karmeliten beruht auf
Diese beständige Gegenwart im Ange- der grundlegenden Vorschrift, „Tag und
sicht des Herrn, die memoria Dei, ist Nacht das Wort des Herrn“ zu meditie-
vielleicht das charakteristischste Merk- ren, um es in konkretes Handeln um-
mal der basilianischen Spiritualität.
zusetzen: „Alles, was immer ihr zu tun
Im Westen verläuft der Weg in dieselbe habt, geschehe im Wort des Herrn.“66
Richtung. Die benediktinische Regel ist Diese Grundlage, die so vielen Ordens-
Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes: familien gemeinsam ist, bleibt im Lauf
„Hören wir […], wozu uns die Stimme der Jahrhunderte unverändert.
Gottes täglich mahnt.“59 Höre, mein Giacomo Alberione erklärt – um ein
Sohn60 – so lauten die Eröffnungsworte Beispiel aus der heutigen Zeit anzu-
der Regula Benedicti, weil das Hören führen –, dass die Paulinische Familie
uns zu Söhnen und Jüngern macht: danach strebt, „das Evangelium Je-
Indem wir das Wort aufnehmen, werden su Christi auf umfassende Weise zu
wir selbst zu einem Wort.
leben“,67 und die Kleine Schwester
Im 12. Jahrhundert bringt Stephan von Magdeleine sagt: „Wir müssen etwas
Muret, Gründer des Grandmontiner- Neues bauen. Etwas Neues und Altes:
Ordens, diese Verwurzelung im Evange- das authentische Christsein der ersten
lium treffend zum Ausdruck: „Wenn je- Jünger Jesu. Es ist notwendig, dass wir
mand euch nach eurem Bekenntnis oder das Evangelium Wort für Wort wieder-
eurer Regel oder eurem Orden fragt, aufgreifen.“68 Jedes Charisma des ge-
dann antwortet, dass ihr der ersten und weihten Lebens wurzelt im Evangelium.
wichtigsten Regel der christlichen Reli- In vielen der neuen Gemeinschaften,
gion angehört, nämlich dem Evangeli- die heute überall in der Kirche eine
um, der Quelle und dem Urgrund aller Blüte erleben, ist diese Leidenschaft für
Regeln. Es gibt keine andere Regel als das biblische Wort offensichtlich und
das Evangelium.“61
aussagekräftig.
51

6.4 Page 54

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Zum Evangelium zurückzukehren Lektüre praktisch unbekannt oder bleibt
klingt für uns heute wie eine Pro-voka- nur bruchstückhaft in der Erinnerung
tion, die uns zur Quelle alles in Christus haften. Es ist unabdingbar, darüber
verwurzelten Lebens zurückführt. Eine zu wachen, dass das Erbe der Institute
machtvolle Einladung, uns dort, wo un- nicht auf flüchtige Grundrisse reduziert
ser Leben Gestalt annimmt und sich die wird, die nichts mehr von der Lebendig-
Klugheit und der Wert jeder Regel und keit der Ursprünge ahnen lassen, weil
Vorschrift erweist, auf den Weg zum dies keine angemessene Einführung in
Ursprung zu machen.
die christliche und charismatische Er-
Der Heilige Vater hat uns oft ermahnt, fahrung darstellt.
Vertrauen zu haben und uns dieser In einer Welt, in der die Säkularisierung
Dynamik der Lebendigkeit anzuvertrau- zu einer selektiven Blindheit für das
en: „Vor allem aber fordere ich euch Übernatürliche geworden ist und die
auf, nie an der Dynamik des Evange- Menschen die Spuren Gottes verloren
liums zu zweifeln und auch nicht an haben,70 sind wir dazu aufgerufen, die
seiner Fähigkeit, die Herzen zum auf- grundlegenden Glaubenswahrheiten
erstandenen Christus zu bekehren und wiederzuentdecken und zu studieren.71
die Menschen auf dem Weg des Heils Wer in Autorität dient, ist dazu auf-
zu führen, das sie tief in ihrem Innern gerufen, bei allen geweihten Männer
erwarten.“69
und Frauen eine fundierte und zusam-
menhängende Kenntnis des christlichen
Bildung: Evangelium und Kultur
Glaubens zu fördern, die von einer
9. Die Kenntnis des Evangeliums und neuen Liebe zum Studium getragen
seiner Forderungen ist unerlässlich. In wird. Der heilige Johannes Paul II. hat
dieser Hinsicht sind wir dazu aufgeru- mahnend darauf hingewiesen, dass
fen, das Bildungsparadigma, das die ge- „innerhalb des geweihten Lebens die
weihten Männer und insbesondere die Erneuerung der Liebe zum kulturellen
geweihten Frauen auf ihrem Lebensweg Engagement“ und „die Widmung zum
begleitet, einer besonderen Prüfung zu Studium“ nötig ist.72 Es ist zutiefst
unterziehen. Die geistliche Bildung, die bedauerlich, dass dieser Imperativ
sich oft beinahe ausschließlich auf eine nicht immer bejaht, geschweige denn
bloße psychologische Betreuung oder bei den geweihten Männern und insbe-
auf standardisierte Frömmigkeitsübun- sondere bei den geweihten Frauen als
gen beschränkt, hat Dringlichkeits- radikale Reformforderung aufgegriffen
charakter.
wird.
Die inhaltliche Armut und Unbestimmt- Aufgrund der Schwäche und Anfäl-
heit ständig wiederkehrender Floskeln ligkeit, an der dieser Bereich leidet,
hemmt den menschlichen Reifungs- muss mit Nachdruck betont und daran
prozess der Anwärter und lässt sie erinnert werden, dass die beständige
nicht über ein Niveau der kindlichen Bildung eine notwendige Vorausset-
Unselbständigkeit hinausgelangen. Die zung für ein authentisches Leben im
reiche Vielfalt der von den geistlichen Geist und für einen mit Aufgeschlos-
Schriftstellern beschrittenen und vor- senheit und Konsequenz beschrittenen
52
geschlagenen Wege ist aus der direkten Weg des Wachstums und der Treue

6.5 Page 55

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ist.73 Natürlich fehlt es nicht an einer 2 Tim 2,22), das heißt in erster Linie an
grundsätzlichen, formalen Zustimmung dem festzuhalten, was er gelernt hatte,
zu dieser Forderung, und in der wis- nämlich an den heiligen Schriften: Jede
senschaftlichen Forschung zu diesem von Gott eingegebene Schrift ist auch
Thema herrscht breiter Konsens. In nützlich zur Belehrung, zur Widerle-
der Praxis aber sind die getroffenen gung, zur Besserung, zur Erziehung in
Maßnahmen schwach, mangelhaft und der Gerechtigkeit; so wird der Mensch
häufig inkonsequent, verworren und Gottes zu jedem guten Werk bereit und
unentschlossen.
gerüstet sein (2 Tim 3,16-17). Fühlen
„Zeuge des Evangeliums ist der, der wir uns von dieser Einladung angespro-
Jesus Christus begegnet ist, der ihn chen, damit niemand im Glauben müde
kennengelernt hat, oder besser gesagt: wird (vgl. Hebr 6,12). Der Glaube ist Ge-
der sich von ihm erkannt gefühlt hat, fährte des Lebens, der uns befähigt, die
und den diese Begegnung tief in seinem Wunder, die Gott für uns vollbringt, mit
Innersten berührt hat, die ihn mit einer immer neuen Augen zu sehen und zu
neuen Freude erfüllt hat, die seinem einer gehorsamen und verantwortungs-
Leben eine neue Bedeutung verliehen vollen Antwort bereit zu sein.78
hat. Und das wird ersichtlich, es teilt Das Evangelium muss die praktische
sich mit, es teilt sich den Anderen Normalität, den Stil und die Seins-
mit.“74
weise der Kirche und des geweihten
Das Wort, echte Quelle der Spiritua- Lebens als Idealnorm prägen. Das ist
lität,75 aus der die Erkenntnis Christi die Herausforderung, die Papst Fran-
Jesu, die alles übertrifft (Phil 3,8), ge- ziskus wieder neu aufgreift. Indem er
schöpft werden kann, muss im Alltag uns zu einem neuen ekklesiologischen
unseres Lebens wohnen. Nur dann wird Gleichgewicht zwischen der Kirche als
seine Macht (vgl. 1 Thess 1,5) in unser hierarchischem Leib und der Kirche
brüchiges Menschsein vorstoßen, die als Leib Christi einlädt, bietet er uns
Orte des Zusammenlebens durchwirken die notwendigen Voraussetzungen, um
und aufbauen und die in die brüder- diese Operation durchzuführen, die nur
lichen Räume verwobenen Gedanken, in corpore vivo der Kirche und damit
Gefühle, Entscheidungen und Dialoge in uns und durch uns vorgenommen
begradigen können. Nach dem Beispiel werden kann. Evangelisieren heißt
Marias muss das Hören auf das Wort nicht, eine Botschaft zu überbringen,
in jedem Augenblick des Daseins zum die die Welt als nützlich anerkennt; die
Lebensatem werden.76 Auf diese Weise Evangelisierung ist keine Präsenz, die
verschmilzt unser Leben zu einer ge- sich aufdrängt, keine Sichtbarkeit, die
danklichen Einheit und schöpft wieder verletzt, kein Glanz, der blendet. Evan-
lebendige Inspiration für eine bestän- gelisieren heißt vielmehr, Jesus Christus
dige Erneuerung, die Frucht bringt in als die Hoffnung in uns (vgl. Kol 1,27-
apostolischer Kreativität.77
28) mit Worten der Gnade (vgl. Lk 4,22),
Der Apostel Paulus forderte seinen einem rechtschaffenen Leben unter den
Schüler Timotheus auf, mit derselben Menschen (vgl. 1 Petr 2,12) und mit
Beständigkeit wie als Kind (vgl. 2 Tim dem Glauben, der in der Liebe wirksam
3,15) nach Glauben zu streben (vgl. ist (vgl. Gal 5,6), zu verkünden.
53

6.6 Page 56

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Die Prophetie der Wachsamkeit lebt hat, und die zeigen, wie das Reich
Gottes in seiner Vollendung sein wird.
10. Zum Abschluss der Konzilsver- Ein Ordensmann oder eine Ordensfrau
sammlung entließ Papst Paul VI. die darf nie auf Prophetie verzichten.“82
in Rom versammelten Bischöfe mit An uns ergeht die Einladung, den Weg
prophetischen Worten, die eine Brücke fortzusetzen und dabei die Erwartungen
zwischen Tradition und Zukunft schlu- der Welt im Herzen zu tragen. Wir spü-
gen: „In dieser universalen Versamm- ren ihre Leichtigkeit und ihr Gewicht,
lung, in dieser bevorzugten Stunde während wir Ausschau halten nach der
laufen Vergangenheit, Gegenwart und kleinen Wolke, deren Erscheinen wir
Zukunft im Glauben zusammen. Die nicht vorhersehen können. Beschei-
Vergangenheit, denn hier ist die Kirche dener Keim einer Nachricht, die nicht
Christi vereint, mit ihrer Tradition, mit verschwiegen werden darf.
ihrer Geschichte, mit ihren Konzilien, Das geweihte Leben befindet sich in
mit ihren Kirchenlehrern, mit ihren Hei- einer Phase der anspruchsvollen Über-
ligen … Die Gegenwart, denn wir gehen gänge und neuen Bedürfnisse. Die Krise
auseinander und hinein in die Welt von ist der Zustand, der eine Unterschei-
heute mit all ihren Nöten, mit ihrem dung nach den Kriterien des Evange-
Leid, ihren Sünden, aber auch mit ihren liums erfordert; sie ist die Chance, mit
wunderbaren Mitteln, ihren Werten, Weisheit zu wählen – wie der Schrift-
ihren Tugenden … Die Zukunft schließ- gelehrte, der aus seinem reichen Vorrat
lich: im mächtigen Streben der Völker Neues und Altes hervorholt (Mt 13,52)
nach größerer Gerechtigkeit, in ihrem – und gleichzeitig zu bedenken, dass
Friedenswillen, in ihrem bewussten die Geschichte versucht ist, mehr zu
oder unbewussten Dürsten nach einem bewahren, als wir eines Tages werden
höheren Leben.“79
gebrauchen können. Wir laufen Gefahr,
Leidenschaftlich ermutigt uns Papst „Erinnerungen“ heilig zu halten, die
Franziskus, den Weg raschen und freu- unsere Beweglichkeit einschränken,
digen Schrittes fortzusetzen: „vom Hei- wenn wir aufbrechen und die Höhle
ligen Geist geführt zu werden, nie starr, unserer Sicherheiten verlassen sollen.
nie verschlossen, immer offen für die Der Herr liebt uns mit ewiger Huld (Jes
Stimme Gottes, der spricht, öffnet, führt 54,8): Dieses Vertrauen ruft uns zur
und der uns einlädt, auf den Horizont Freiheit.
zuzugehen.“80
Welche Länder bewohnen wir und wel- Vereint den Horizont erforschen
che Horizonte sind uns gegeben, damit 11. Zuweilen schwächt eine verhüllte
wir sie erforschen?
Acedia (
) unseren Geist, trübt un-
Papst Franziskus fordert, dass wir uns sere Sicht und versteift unsere Schritte,
auf das Heute Gottes und seine Neu- weil die Identität des geweihten Lebens
heiten einlassen, er lädt uns ein, treu, an einem veralteten und selbstbezüg-
angstfrei und ohne Widerstreben auf lichen Paradigma, an einem engen
die „Überraschungen Gottes“81 zu re- Horizont festgemacht wird: „Es entwi-
agieren, um „Propheten zu sein, die ckelt sich die Grabespsychologie, die
54
bezeugen, wie Jesus auf dieser Erde ge- die Christen allmählich in Mumien für

6.7 Page 57

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das Museum verwandelt.“83 Schon Be- zonte, die der Geist der Kirche eingibt,
nedikt XVI. hat vor dieser Trägheit des sie interpretiert das Rauschen der Mor-
Geistes und des Handelns, vor dieser gensterne ohne Hintertürchen oder im-
Antriebslosigkeit gewarnt, die traurig provisierte Abkürzungen, sie lässt sich
macht und Seele und Willen auslöscht: durch kleine und zerbrechliche Signale
„Schließt euch nicht den Unheilprophe- zu Großem hinführen und investiert
ten an, die das Ende oder die Sinnlosig- ihre schwachen Ressourcen. Wir sind
keit des geweihten Lebens in der Kirche zu einem gemeinsamen Gehorsam auf-
unserer Tage verkünden; bekleidet euch gerufen, der zum Glauben an das Heute
vielmehr mit Jesus Christus und legt die wird, um miteinander voranzuschreiten
Waffen des Lichts an, wie der hl. Paulus und mutig „die Netze auf sein Wort
mahnt (vgl. Röm 13,11–14), indem ihr hin (vgl. Lk 5,5) auszuwerfen — und
wach bleibt und wachsam seid. Der hl. nicht allein aufgrund menschlicher
Chromatius von Aquileia schreibt: ‚Der Berechnung“.85
Herr möge diese Gefahr von uns ab- Das geweihte Leben, das sich aus der
wenden, damit wir uns nie vom Schlaf Hoffnung der Verheißung speist, ist
der Untreue beschweren lassen; son- aufgerufen, den Weg fortzusetzen und
dern er gewähre uns seine Gnade und sich von dem, was zurückbleibt, nicht
Barmherzigkeit, damit wir immer in der beeinflussen zu lassen: Ich bilde mir
Treue zu ihm wachen können. Denn nicht ein, dass ich es schon ergriffen
unsere Treue kann in Christus wachen’ hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse,
(Sermo 32,4).“84
was hinter mir liegt, und strecke mich
Das geweihte Leben watet durch ei- nach dem aus, was vor mir ist (Phil
nen Fluss, doch dieses Waten ist kein 3,13). Die Hoffnung baut nicht auf
Dauerzustand. Wir sind aufgerufen, unseren Kräften und unseren Zahlen,
den Übergang – Kirche im Aufbruch sondern auf den Gaben des Geistes auf:
ist eine der typischen Formulierungen dem Glauben, der Gemeinschaft, der
von Papst Franziskus – als Kairós zu Sendung. Die Gottgeweihten sind ein
vollziehen, und das bedeutet, dass wir Volk, das durch das Gelübde der evan-
Verzicht leisten, dass wir das Bekannte gelischen Räte frei geworden und bereit
hinter uns lassen und dass wir einen ist, im Glauben über die Gegenwart
langen und beschwerlichen Weg an- hinauszublicken; sie sind eingeladen,
treten müssen wie den des Abraham in „den Blick aus[zu]weiten, um ein grö-
das Land Kanaan (vgl. Gen 12,1-6), wie ßeres Gut zu erkennen, das uns allen
den des Mose einem geheimnisvollen Nutzen bringt“.86
Land entgegen, das mit den Patriarchen Den Zielhorizont dieses Weges steckt
in Verbindung gebracht wird (vgl. Ex der Rhythmus des Geistes ab, er ist
3,7-8), wie den des Elija nach Sarepta kein Land, das wir schon kennen. Vor
in Sidon: Sie alle waren unterwegs in unserem Unterwegssein tun sich neue
geheimnisvolle Länder, die sie nur im Grenzen, neue Wirklichkeiten, andere
Glauben erahnen konnten.
Kulturen und noch nicht dagewesene
Es geht nicht um eine Antwort auf die Bedürfnisse auf – Randgebiete.
Frage, ob das, was wir tun, gut ist: Die Es gilt, das Zusammenspiel zwischen
Unterscheidung achtet auf die Hori- dem Propheten Elija und seinem Gehil-
55

6.8 Page 58

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fen nachzuahmen und leidenschaftlich mit dem Mittelmaß zufrieden zu geben.
und mitfühlend für das Wohl des Volkes Man verspürt Hemmungen, einzugrei-
zu beten, das Szenarien des Verlusts fen und hat keinen Mut, anderen Ideale
und nicht selten auch des Schmerzes aufzuzeigen, die man sich im authen-
erlebt. Auch der großzügige und ge- tischen geweihten Leben als Ziele zu
duldige Dienst des Gehilfen wird drin- stecken hat und läuft stets Gefahr, die
gend benötigt, der wieder und wieder ursprüngliche Liebe und das Verlangen,
hinaufsteigt, um forschend über das sie zu bezeugen, zu verlieren.“89
Meer zu spähen, und der endlich das Die Zeit der kleinen Dinge ist angebro-
kleine „Signal“ einer neuen Geschichte, chen: die Zeit der Demut, die einige
eines „großen Regens“ erblickt. Dieses Brote und zwei Fische anbietet, damit
sanfte Säuseln lässt sich heute mit den Gott sie segnet (vgl. Joh 6,9), und die in
vielen unruhigen Sehnsüchten unserer einer Wolke, klein wie eine Menschen-
Zeitgenossen gleichsetzen, die kluge hand, den nahenden Regen erkennt.
Gesprächspartner und geduldige Weg- Wir sind nicht zu einem besorgten und
gefährten suchen: keine Kontrolleure, bürokratischen Führungsstil, sondern
sondern arglose und aufgeschlossene zu einem Autoritätsdienst aufgerufen,
Förderer der Gnade für neue Zeiten der der mit frohbotschaftlicher Klarheit
Brüderlichkeit und des Heils.87
aufzeigt, welchen Weg wir in dieser
zerbrechlichen und zukunftsträchtigen
Eine Führung, die „hinter dem Volk
Gegenwart gemeinsam und in der Ein-
hergeht“
heit des Herzens beschreiten wollen.
12. Ferner ist es unerlässlich, dass der Mit reiner „Verwaltungsarbeit“90 ist uns
Exodus gemeinsam vollzogen und mit nicht geholfen; vielmehr muss man
Einfachheit und Klarheit von jenen „hinter dem Volk hergehen, um denen
angeführt wird, die in Autorität dienen zu helfen, die zurückgeblieben sind,
und zuallererst darauf bedacht sind, und – vor allem – weil die Herde selbst
das Antlitz des Herrn zu suchen. Wir ihren Spürsinn besitzt, um neue Wege
laden die, die zu einem solchen Dienst zu finden“.91
berufen sind, ein, ihn in Gehorsam Es geht um eine Führung, die die Blicke
gegenüber dem Geist, mit Mut und der Brüder und Schwestern – auch de-
mit Beständigkeit auszuüben, damit rer, die den Schritt beschleunigen oder
Komplexität und Übergang gemeistert den Fortgang hemmen – aufmunternd
werden und der Schritt sich nicht ver- erwidert und ihnen hilft, Hast, Ängs-
langsamt oder anhält.
te und übertriebene Zurückhaltung
Wir mahnen zu einer Führung, die die zu überwinden. Es kommt vor, dass
Dinge nicht so lässt, wie sie sind,88 und Menschen sich rückwärts wenden, mit
die der Versuchung widersteht, „die Ar- Sehnsucht davon sprechen, was früher
beit aufzugeben und jede Anstrengung, anders war, still vor sich hin grübeln
die darauf abzielt, eine Verbesserung oder wegen der Knappheit der verfüg-
der Lage herbeizuführen, als nutzlos baren Mittel, Ressourcen oder Mitar-
zu betrachten. Dann aber gerät man in beiter Zweifel äußern. Doch wir sollten
Gefahr, als Funktionär routinemäßige „nicht in der Nostalgie von Strukturen
56
Verwaltungsarbeit zu leisten und sich und Gewohnheiten verhaftet bleiben,

6.9 Page 59

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die in der heutigen Welt keine Über- In diesem Exodus, der unserer mensch-
bringer von Leben mehr sind“.92
lichen Logik – mit ihrer Vorliebe für
Wie ein Echo dringen die Worte von klare Ziele und gebahnte Wege – Angst
Elijas Gehilfen an unser Ohr, der den macht, schwingt eine Frage mit: Wer
Horizont erforscht und immer wieder gibt unseren wankenden Knien Festig-
ruft: Es ist nichts zu sehen (1 Kön keit (vgl. Jes 35,3)?
18,43). Wir sind zur Gnade der Geduld In komplexen und verfahrenen Situ-
aufgerufen, sind aufgerufen zu warten ationen erkennen wir den Geist, der
und immer wieder – bis zu siebenmal – in unserem Herzen wirkt, daran, dass
den Himmel zu erforschen, so oft, wie er vereinfacht, Prioritäten klärt und
es eben nötig ist, damit nicht durch die Vorschläge anbietet, wie wir den Zie-
Trägheit einiger weniger allen der Weg len, zu denen er uns hinführen will,
versperrt wird: Den Schwachen wurde näherkommen können. Es ist ratsam,
ich ein Schwacher, um die Schwachen immer mit dem Freudenhauch des
zu gewinnen. Allen bin ich alles gewor- Geistes zu beginnen, denn er tritt für
den, um auf jeden Fall einige zu retten. uns ein mit Seufzen, das wir nicht in
Alles aber tue ich um des Evangeliums Worte fassen können. […] Er tritt so,
willen, um an seiner Verheißung teilzu- wie Gott es will, für die Heiligen ein
haben (1 Kor 9,22-23).
(Röm 8,26-27). „Es gibt aber keine
Möge es uns gegeben sein, den brü- größere Freiheit, als sich vom Heili-
derlichen Weg zur Freiheit nach den gen Geist tragen zu lassen, darauf zu
Rhythmen und Zeiten Gottes auszu- verzichten, alles berechnen und kon-
richten. Gemeinsam den Himmel zu trollieren zu wollen, und zu erlauben,
erforschen und zu wachen heißt, dass dass er uns erleuchtet, uns führt, uns
wir alle – Personen, Gemeinschaften Orientierung gibt und uns treibt, wohin
und Institute – zum Gehorsam berufen er will. Er weiß gut, was zu jeder Zeit
sind, um „in eine ‚andere’ Ordnung von und in jedem Moment notwendig ist.
Werten einzutreten, einen neuen und Das heißt, in geheimnisvoller Weise
andersartigen Sinn für die Realität zu fruchtbar zu sein!“95
gewinnen“. Es heißt, zu glauben, dass
Gott vorübergegangen ist, auch wenn Die Mystik der Begegnung
er keine sichtbaren Spuren hinterlas- 13. „Als ‚Wächter’, die in der Welt die
sen hat, sondern wir ihn als Stimme Sehnsucht nach Gott lebendig erhalten
klingenden Schweigens93 wahrge- und sie im Herzen vieler Menschen mit
nommen haben, die uns drängt, „eine dem Durst nach Unendlichem wieder-
undenkbare Freiheit zu erfahren und erwecken“,96 sind wir eingeladen, nach
an die Schwelle des Geheimnisses zu sichtbaren und lebendigen frohbot-
gelangen: Meine Gedanken sind nicht schaftlichen Entwürfen Ausschau zu
eure Gedanken, und eure Wege sind halten und sie zu bezeugen. Wir sollen
nicht meine Wege – Spruch des Herrn. Männer und Frauen mit einem starken
So hoch der Himmel über der Erde ist, Glauben, aber auch mit einer Fähigkeit
so hoch erhaben sind meine Wege über zu Empathie, Nähe, Kreativität und
euren Wegen und meine Gedanken über Schöpfersinn sein, die den Geist und
euren Gedanken (Jes 55,8-9).“94
das Charisma nicht in starren Struktu-
57

6.10 Page 60

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ren einsperren, weil sie Angst haben, seinen Bedürfnissen, seinem Streben
diese Strukturen aufzugeben.
und seinen Verlusten. Der Mensch in
Papst Franziskus lädt uns ein, die seiner physischen und sozialen Realität
„Mystik der Begegnung“ zu leben: „Die ist der Weg der Evangelisierung. Das
Fähigkeit zu hören, anderen Menschen geweihte Leben hat sich an die Ränder
zuzuhören. Die Fähigkeit, gemeinsam der Städte verlagert und damit einen
den Weg, die Methode […] zu suchen echten „Exodus“ angetreten: auf die
[…] bedeutet auch, keine Angst zu ha- Armen zu und hinein in die Welt der
ben, vor den Dingen keine Angst zu Verlassenen. Wir müssen die beispiel-
haben.“97
hafte Großzügigkeit, aber auch die Tat-
„Wenn daher“, so führt der Heilige Va- sache anerkennen, dass es insbesondere
ter diesen Gedanken an anderer Stelle in den ersten Jahren nach dem Konzil
weiter aus, „ein jeder von euch für die nicht an Spannungen und Gefahren der
anderen eine kostbare Gelegenheit zur Ideologisierung gefehlt hat.
Begegnung mit Gott ist, dann geht es „Die alte Geschichte vom Samariter“, so
um die wiederzuentdeckende Verant- Paul VI. in seiner Ansprache in der letz-
wortung, als Gemeinschaft Prophezei- ten öffentlichen Sitzung des Konzils,
ung zu sein, und gemeinsam mit Demut „wurde zum Beispiel für die Geisteshal-
und Geduld ein sinnstiftendes Wort tung des Konzils. Eine ganz große Sym-
zu finden, das ein Geschenk für pathie hat es ganz und gar durchdrun-
das Land und für die Welt sein kann, gen. Die Entdeckung der menschlichen
und es mit Einfachheit zu bezeugen. Bedürfnisse (je größer sie sind, desto
Ihr seid gleichsam Antennen, die be- größer macht sich auch der Sohn der
reit sind, aufkeimende Neuheiten zu Erde) hat die Aufmerksamkeit unserer
erfassen, die vom Heiligen Geist er- Synode gefesselt. Erkennt ihm wenigs-
weckt werden, und ihr könnt der kirch- tens dieses Verdienst zu, ihr modernen
lichen Gemeinschaft helfen, diesen Humanisten, die ihr die Transzendenz
guten Blick anzunehmen und neue der höchsten Dinge leugnet, und er-
und mutige Wege zu finden, um alle zu kennt unseren neuen Humanismus an:
erreichen.“98
auch wir, und wir mehr als alle, sind die
Ein Paradigma des Konzils war die Sor- Förderer des Menschen.“100
ge um die Welt und um den Menschen. Unser Sendungsauftrag nimmt diesen
Da der Mensch – nicht der Mensch Blickwinkel der „Sympathie“ ein: den
an sich, als Abstraktum, sondern der Blickwinkel der zentralen Bedeutung
konkrete Mensch – „der erste Weg [ist], der Person, der vom Menschlichen
den die Kirche bei der Erfüllung ihres ausgeht. Den ganzen Reichtum und
Auftrags beschreiten muss“,99 bleibt die ganze Wahrheit des Menschseins
der Einsatz für die Männer und Frauen zutage zu bringen, wie es die Begeg-
unserer Zeit unser primäres Anliegen. nung mit Christus fordert und fördert,
Es ist der immer gleiche Auftrag, den ist gleichzeitig eine Hinführung zu
wir mit immer neuer Phantasie erfüllen der Erkenntnis, dass die Bedeutung
müssen: in der Bildung, im Gesund- der kirchlichen Ressourcen ja gerade
heitswesen, in der Katechese, in der darauf beruht: dass sie Ressourcen des
58
ständigen Begleitung des Menschen mit wahren Menschseins und der Förde-

7 Pages 61-70

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7.1 Page 61

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rung des Menschen sind.101 Doch mit vielfältigen Formen der Brüderlichkeit
was für einem Menschen haben wir vom Heiligen Geist geformt, denn „wo
es zu tun? Vor welchen Herausforde- die Gemeinschaft, da ist auch der Geist
rungen und nötigen Aggiornamenti Gottes; und wo der Geist Gottes, dort
steht ein geweihtes Leben, das den ist die Gemeinschaft und alle Gnade“.105
„Stil“ des Konzils umsetzen, das heißt Schätzen wir die brüderliche Gemein-
den Männern und Frauen von heute, schaft als einen „göttlichen Ort“, an
ihrer Kultur, ihrem innersten „Fühlen“, dem der Reichtum des Mysteriums
ihrer Selbstwahrnehmung, ihren mora- und „die mystische Gegenwart des
lischen Koordinaten in einer Haltung auferstandenen Herrn erfahren werden
des Dialogs und der Solidarität und mit kann“.106 Es fällt auf, dass zwischen
tiefer und echter Sympathie begegnen diesem Mysterium und dem alltägli-
will?
chen Leben eine Diskrepanz besteht:
Vom Geist Christi bewegt sind wir auf- Wir sind eingeladen, von der gemein-
gerufen, anzuerkennen, was wahrhaft schaftlichen Lebensform zur Gnade der
menschlich ist. Andernfalls definiert Brüderlichkeit überzugehen. Von der
sich unser Handeln über eine soziale forma communis zu einem Geflecht aus
Identität – ähnlich einer frommen NRO, menschlichen Beziehungen in der Form
wie Papst Franziskus schon mehrfach des Evangeliums und mit der Kraft der
gesagt hat102 –, die auf den Aufbau Liebe Gottes, die durch den Heiligen
einer gerechteren, aber säkularisierten Geist in die Herzen ausgegossen ist
Gesellschaft ausgerichtet, der Transzen- (vgl. Röm 5,5).
denz gegenüber verschlossen und damit Es tut weh, so mahnt uns Papst Fran-
letztlich auch nicht gerecht ist. Die ziskus, „festzustellen, dass in einigen
Ziele der sozialen Förderung müssen in christlichen Gemeinschaften und sogar
einen Horizont hineingestellt sein, der unter gottgeweihten Personen Platz
das Zeugnis des Himmelreichs und die ist für verschiedene Formen von Hass,
Wahrheit des Menschseins zur Geltung Spaltung, Verleumdung, üble Nachrede,
bringt und behütet.
Rache, Eifersucht und den Wunsch, die
In unserer von einer allgegenwärtigen eigenen Vorstellungen um jeden Preis
und globalen Kommunikation und zu- durchzusetzen, bis hin zu Verfolgun-
gleich von der Unfähigkeit zu echter gen, die eine unversöhnliche Hexenjagd
Kommunikation beherrschten Zeit ist zu sein scheinen. Wen wollen wir mit
das geweihte Leben dazu berufen, ein diesem Verhalten evangelisieren? […]
Zeichen dafür zu sein, dass herzliche, Niemand erlangt das Heil allein, das
transparente und aufrichtige mensch- heißt weder als isoliertes Individuum,
liche Beziehungen möglich sind. Die noch aus eigener Kraft. Gott zieht uns
Kirche zählt angesichts der Schwäche an, indem er den vielschichtigen Ver-
und der entfremdenden, selbstbezüg- lauf der zwischenmenschlichen Bezie-
lichen Einsamkeit des Menschen auf hungen berücksichtigt, den das Leben
Gemeinschaften, die voll Freude sind in einer menschlichen Gemeinschaft
und erfüllt vom Heiligen Geist (Apg mit sich bringt.“107
13,52).103 Als „specialis caritatis scho- Wir sind also dazu aufgerufen, uns als
la104 ist das geweihte Leben in seinen eine brüderliche Gemeinschaft zu ver-
59

7.2 Page 62

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stehen, die im Miteinander der Unter- Wir werden zu einem „Ort des Evan-
schiede für die ergänzende Begegnung geliums“, wenn wir für uns und im In-
offen ist, um vereint voranzuschreiten: teresse aller der Gottesaufmerksamkeit
Ein Mensch, „der seine persönliche Raum geben, wenn wir verhindern, dass
Eigenheit bewahrt und seine Identität unsere ganze Zeit mit Dingen, Akti-
nicht verbirgt, wenn er sich von Herzen vitäten und Worten angefüllt ist. Wir
in eine Gemeinschaft einfügt“, erinnert sind Orte des Evangeliums, wenn wir
uns Papst Franziskus, „gibt sich nicht Frauen und Männer der Sehnsucht sind,
auf, sondern empfängt immer neue wenn wir auf eine Begegnung, auf eine
Anregungen für seine eigene Entwick- Wiedervereinigung, auf eine Beziehung
lung.“108 Der Stil des „Dialogs“ „ist weit warten. Deshalb ist es entscheidend,
mehr als die Mitteilung einer Wahrheit. dass unsere Lebensrhythmen, unsere
Er kommt zustande aus Freude am Re- gemeinschaftlichen Bereiche, all unsere
den und um des konkreten Gutes willen, Aktivitäten zu Räumen werden, die eine
das unter denen, die einander lieben, „Abwesenheit“ behüten, nämlich die
mit Hilfe von Worten mitgeteilt wird. Es Gegenwart Gottes.
ist ein Gut, das nicht in Dingen besteht, „Die Gemeinschaft stützt das gesamte
sondern in den Personen selbst, die sich Apostolat. Zuweilen gibt es in den re-
im Dialog einander schenken.“109 „Das ligiösen Gemeinschaften Spannungen,
Klima des Dialogs“ aber, das dürfen wir verbunden mit der Gefahr des Indivi-
nicht vergessen, „ist die Freundschaft, dualismus und der Zersplitterung, wäh-
ja der Dienst.“110
rend dagegen eine tiefgehende Kom-
Unsere Gemeinschaften sollen Or- munikation und echte Beziehungen
te sein, an denen die Erfahrung des vonnöten sind. Die vermenschlichende
Evangeliums zum Berührungspunkt Kraft des Evangeliums wird bezeugt
zwischen dem Geheimnis des Menschen von der in der Gemeinschaft gelebten
und dem göttlichen Geheimnis wird. Brüderlichkeit, die aus Annahmebe-
An zwei „Orten“ wird das Evangelium reitschaft, Respekt, gegenseitiger Hilfe,
in bevorzugter Weise greifbar, verkör- Verständnis, Freundlichkeit, Vergebung
pert, geschenkt: in der Familie und und Freude besteht.“112 So wird die Ge-
im geweihten Leben. Am ersten Ort meinschaft zu einem Haus, in dem der
tritt das Evangelium in den Alltag ein frohbotschaftliche Unterschied gelebt
und zeigt seine Fähigkeit, das dort wird. Der menschliche und schlichte
Erlebte im Horizont der Liebe zu Stil des Evangeliums äußert sich in der
verklären. Das zweite Zeichen, Ikone Suche, die nach Verklärung strebt; im
einer künftigen Welt, die jedes Gut Zölibat um des Himmelreichs willen;
dieser Welt relativiert, wird zu ei- in der Suche nach und im Hören auf
nem Ort, der den ersten ergänzt und Gott und sein Wort: Der Gehorsam
spiegelt, und verweist gleichzeitig vor- macht den christlichen Unterschied
aus auf die Erfüllung des Lebensweges: sichtbar. Beredte Zeichen in einer Welt,
die endgültige Gemeinschaft mit Gott, die wieder nach dem Wesentlichen
neben der alle – selbst die geglück- sucht.
testen – menschlichen Erfahrungen Die Gemeinschaft, die zu Tisch sitzt
60
verblassen.111
und Christus am Brechen des Brotes

7.3 Page 63

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erkennt (vgl. Lk 24,13-35), ist auch ein mit seiner beständigen göttlichen Krea-
Ort, an dem die Zerbrechlichkeit für tivität. Jedes Mal, wenn wir versuchen,
jeden erkennbar wird. Die brüderliche zur Quelle zurückzukehren und die
Gemeinschaft bringt keine perfekten ursprüngliche Frische des Evangeliums
Beziehungen hervor, sondern akzeptiert wiederzugewinnen, tauchen neue Wege,
die Begrenztheit aller und trägt sie als kreative Methoden, andere Ausdrucks-
Verletzung des Liebesgebots (vgl. Joh formen, aussagekräftigere Zeichen
13,31-35) im Herzen und ins Gebet: Sie und Worte reich an neuer Bedeutung
ist ein Ort, wo das Ostergeheimnis Hei- für die Welt von heute auf. In der Tat,
lung bewirkt und Einheit stiftet. Dieses jedes echte missionarische Handeln ist
Gnadenereignis wird von Brüdern und immer ‚neu’.“114
Schwestern erfleht, deren Zusammen-
leben nicht auf einer Entscheidung, An den Kreuzungen der Welt
sondern auf einer Berufung – auf der 15. Der Geist ruft uns, das servitium ca-
Erfahrung der Gegenwart des Aufer- ritatis im Sinne der Kirche zu gestalten.
standenen – beruht.
Die Liebe „setzt sich für den Aufbau
der ‚Stadt des Menschen’ nach Recht
Die Prophetie der Vermittlung und Gerechtigkeit ein. Zum andern geht
die Liebe über die Gerechtigkeit hinaus
14. Die Ordensfamilien sind entstanden, und vervollständigt sie in der Logik des
um zu neuen Wegen zu inspirieren, un- Gebens und Vergebens. Die ‚Stadt des
erwartete Strecken vorzuschlagen oder Menschen’ wird nicht nur durch Bezie-
flexibel auf menschliche und geistliche hungen auf der Grundlage von Rechten
Bedürfnisse zu reagieren. Es kommt vor, und Pflichten gefördert, sondern noch
dass sich im Zuge der Institutionalisie- mehr und zuerst durch Verbindungen,
rung mit der Zeit eine Reihe „veralteter die durch Unentgeltlichkeit, Barmher-
Bestimmungen“113 ansammelt und man zigkeit und Gemeinsamkeit gekenn-
auf die gesellschaftlichen Ansprüche zeichnet sind.“115 Das Lehramt weitet
nicht mehr nach den Kriterien des unseren Blick: „Die Gefahr unserer Zeit
Evangeliums, sondern nach den Krite- besteht darin, dass der tatsächlichen
rien der Effizienz und einer „unterneh- Abhängigkeit der Menschen und der
merischen“ Logik reagiert. Es kommt Völker untereinander keine ethische
vor, dass das geweihte Leben seine Wechselbeziehung von Gewissen und
Glaubwürdigkeit, seine charismatische Verstand der Beteiligten entspricht, aus
Kühnheit und seinen frohbotschaftli- der eine wirklich menschliche Entwick-
chen Freimut verliert, weil es sich von lung als Ergebnis hervorgehen könnte.
Lichtern angezogen fühlt, die seiner Nur mit der vom Licht der Vernunft
Identität fremd sind.
und des Glaubens erleuchteten Liebe
Papst Franziskus lädt uns zu einer krea- ist es möglich, Entwicklungsziele zu
tiven Treue und zu den Überraschungen erreichen, die einen menschliche-
Gottes ein: „Jesus Christus kann auch ren und vermenschlichenderen Wert
die langweiligen Schablonen durchbre- besitzen.“116
chen, in denen wir uns anmaßen, ihn Andere Koordinaten des Geistes rufen
gefangen zu halten, und überrascht uns uns dazu auf, im Strom der digitalen
61

7.4 Page 64

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Verbindungen und Netzwerkwelten, die den Wegen des Geistes gleichzusetzen,
die Realität und Spiritualität des heuti- weil es uns beruhigt, wenn wir einen
gen Menschen bedingen, Zitadellen zu Weg schon einmal gegangen sind. Papst
befestigen, in denen das Denken und Benedikt verweist auf die Sicht einer
Forschen die menschliche Identität in Kirche, die durch Anziehung wächst,118
ihrer Gnadenhaftigkeit behüten kann. während Papst Franziskus „von einer
Die Technologie schafft und kommuni- missionarischen Entscheidung“ träumt,
ziert Bedürfnisse und weckt Sehnsüch- „die fähig ist, alles zu verwandeln,
te, die der Mensch von je her in sich damit die Gewohnheiten, die Stile, die
trägt: Wir sind aufgerufen, diese uner- Zeitpläne, der Sprachgebrauch und
forschten Länder zu besiedeln und dort jede kirchliche Struktur ein Kanal wer-
das Evangelium zu verkünden. „Heute, den, der mehr der Evangelisierung der
da die Netze und die Mittel mensch- heutigen Welt als der Selbstbewahrung
licher Kommunikation unglaubliche dient“ und „in eine ständige Haltung
Entwicklungen erreicht haben, spüren des ‚Aufbruchs‘ versetzt“, um „die po-
wir die Herausforderung, die ‚Mystik‘ sitive Antwort all derer“ zu begünsti-
zu entdecken und weiterzugeben, die gen, „denen Jesus seine Freundschaft
darin liegt, zusammen zu leben, uns anbietet.“119
unter die anderen zu mischen, einan- Die Freude des Evangeliums fordert uns
der zu begegnen, uns in den Armen zu auf, eine Spiritualität zu entfalten, die
halten, uns anzulehnen, teilzuhaben eine Kunst des Suchens ist: die alter-
an dieser etwas chaotischen Menge, native Metaphern und neue Bilder er-
die sich in eine wahre Erfahrung von forscht und noch nicht dagewesene Per-
Brüderlichkeit verwandeln kann, in eine spektiven eröffnet. Sie fordert uns auf,
solidarische Karawane, in eine heilige mit Demut von der Erfahrung Christi
Wallfahrt.“117
und seines Evangeliums, das heißt von
Ebenso sind wir eingeladen, an den einem Erfahrungswissen auszugehen,
Abzweigungen nicht gebahnter Wege das oft unbewaffnet ist wie jenes Wis-
mobile Zelte aufzuschlagen. An der sen, mit dem David Goliat gegenüber-
Schwelle zu stehen wie der Prophet trat. Die Macht des Evangeliums, die
Elija, der aus den geographischen wir in unserem Inneren als Heil und
Randgebieten Orte der Offenbarung Freude erfahren, befähigt uns zu einem
gemacht hat: nach Norden zu in Sarep- klugen Einsatz von Bildern und Symbo-
ta, nach Süden zu am Horeb und nach len, die einer Kultur angemessen sind,
Osten zu, jenseits des Jordans, in der die Ereignisse, Gedanken und Werte
Einsamkeit seiner Buße und schließlich förmlich aufsaugt und unablässig als
in seiner Entrückung in den Himmel. verführerische „Icons“ wiederausstößt:
Die Schwelle ist der Ort, wo der Geist Nachhall einer tiefen „Sehnsucht nach
seufzt: wo uns die Sprache und unseren Gott […], die auf verschiedene Art und
Erwartungen die Richtung fehlt, wo Weise zum Ausdruck kommt und zahl-
aber der Geist den Willen Gottes kennt reiche Männer und Frauen eine Haltung
und seine Pläne an uns weitergibt (vgl. aufrichtiger Suche annehmen lässt.“120
Röm 8,27). Zuweilen laufen wir Gefahr, In der Vergangenheit gehörte das Sym-
62
unsere längst gezeichneten Karten mit bol der Reise oder des Aufstiegs – nicht

7.5 Page 65

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im räumlichen Sinne, sondern zur Kommunikation, die symbolische Spra-
Seelenmitte hin – zu den kraftvollen che – das sind die neuen hermeneuti-
Motiven des geistlichen Lebens. Dieser schen Horizonte, die nicht einfach nur
mystische Prozess, der dem Leben des aufgezählt, sondern unter der Leitung
Geistes zugrunde gelegt ist, trifft heute des Geistes bewohnt und durchwirkt
auf andere Wertinstanzen, denen er werden müssen, der in allem seufzt
Licht und Sinn anbietet. Das Gebet, die (vgl. Röm 8,22-27). Es sind epochale
Läuterung, die Tugendpraxis treten in Etappen, die Wertesysteme, Begrifflich-
Beziehung zur Solidarität, zur Inkul- keiten, Prioritäten und Anthropologien
turation, zur geistlichen Ökumene, zur in Frage stellen. Der Weg von Millionen
neuen Anthropologie, und sie erfordern von Menschen führt mitten durch die
eine neue Hermeneutik und, nach alter Welten und Zivilisationen hindurch,
patristischer Traditio, neue mystagogi- erschüttert jahrhundertealte Identitäten
sche Wege.
und fördert die Mischung von Kulturen
Als Kenner des Geistes und mit ihrem und Religionen.
Gespür für den inneren Menschen, in Wird das geweihte Leben Gesprächs-
dem Christus wohnt, sind die geweihten partner und aufgeschlossen sein „für
Männer und Frauen eingeladen, diese jene Suche nach Gott, die seit jeher das
Wege zu beschreiten, das Dia-bolische, Herz des Menschen bewegt“?121 Wird
das trennt und entzweit, zu bekämpfen es fähig sein, sich – wie Paulus – in
und das Sym-bolische freizusetzen: den Athen auf den Stadtplatz zu stellen und
Primat der Bindung und Beziehung, der von jenem Gott zu sprechen, den die
in der Komplexität der geschaffenen Heiden nicht kennen (vgl. Apg 17,22-
Wirklichkeit gegenwärtig ist, den Be- 34)? Wird es die Glut des Denkens
schluss, in Christus alles zu vereinen, anfachen können, um den Wert der
alles, was im Himmel und auf Erden ist Andersheit und die Ethik der Unter-
(Eph 1,10).
schiede im friedlichen Miteinander neu
Wo werden die Gottgeweihten stehen? zu beleben?
Wird ihr Gelübde, dem Evangelium Das geweihte Leben ist in seinen ver-
gemäß zu leben, sie von ihren Fesseln schiedenen Formen schon jetzt an die-
befreien und befähigen, sich – als sen Kreuzungen präsent. Insbesondere
Wächter – an den Rand zu stellen, dort, die Klöster, Gemeinschaften und Bru-
wo der Blick klarer und schärfer und derschaften in den Grenzgebieten leben
das Denken demütiger wird? Wird das seit Jahrhunderten das stille Zeugnis
geweihte Leben die Herausforderung und sind ein Ort des Evangeliums, des
der Fragen, die an den Kreuzungen Dialogs und der Begegnung. Außer-
der Welt aufkommen, ganz annehmen dem leben zahlreiche geweihte Männer
können?
und Frauen im Alltag der Männer und
Die Erfahrung der Armen, der interre- Frauen von heute, teilen ihre Freuden
ligiöse und interkulturelle Dialog, das und Leiden und beseelen die zeitliche
Ergänzungsverhältnis von Mann und Ordnung mit der Weisheit und Kühn-
Frau, die Ökologie in einer kranken heit, „neue und mutige Wege zu finden,
Welt, die bedenkenlose Eugenik, die um [in Christus] alle zu erreichen“122
globalisierte Wirtschaft, die weltweite und „die Haltung des Darüber-Hinaus-
63

7.6 Page 66

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Gehens“ zu pflegen: „nicht nur darüber Gottes schon in der Welt da ist, hier und
hinaus, sondern darüber hinaus und dort auf verschiedene Art und Weise
mitten hinein, da, wo alles auf dem wächst – wie das kleine Samenkorn,
Spiel steht“.123
das zu einem großen Baum werden
Die geweihten Männer und Frauen an kann (vgl. Mt 13,31-32), wie die Hand
der Schwelle sind dazu berufen, „Lich- voll Sauerteig, der eine große Masse
tungen“ zu schlagen wie in einer fernen durchsäuert (vgl. Mt 13,33), und wie der
Vergangenheit, als man mitten in den gute Samen, der mitten unter dem Un-
Wäldern Räume öffnete, um Städte zu kraut wächst (vgl. Mt 13,24-30) – und
gründen. Die Folgen solcher Entschei- uns immer angenehm überraschen
dungen sind, wie Papst Franziskus kann.“126
betont, ungewiss, sie zwingen uns Wer in Selbstbezüglichkeit verharrt,
zweifellos zum Aufbruch – weg vom hat oft nur ein Bild und ein Bewusst-
Zentrum und den Rändern entgegen – sein seiner selbst und seines eigenen
und zu einer Neuverteilung der Kräfte, Horizonts. Wer sich mit einer Randstel-
bei der es nicht auf die Bewahrung lung begnügt, kann eine demütigere
des Status quo und die Berechnung und spirituellere Welt erahnen und
der Profite, sondern auf den prophe- fördern.
tischen Charakter der frohbotschaftli- Die neuen Wegstrecken des Glaubens
chen Entscheidungen ankommt: „Das beginnen heute an bescheidenen Orten,
Charisma ist keine Flasche mit des- im Zeichen eines Wortes, das, wenn es
tilliertem Wasser. Es muss kraftvoll gehört und gelebt wird, zur Erlösung
gelebt und auch kulturell neu gelesen führt. Die Institute geweihten Lebens
werden.“124
und die Gesellschaften apostolischen
Lebens gehen in ihrem Wirken von den
Im Zeichen des Kleinen
kleinen Zeichen aus und deuten sie
16. Setzen wir unsere Reise fort und im Glauben und in der prophetischen
knüpfen Verbindungswege im demüti- Ahnung des Darüber-Hinaus. So
gen Zeichen des Evangeliums: „Verliert werden sie zu Orten des Lebens, wo
nie den Impuls, auf den Straßen der das Licht erstrahlt und die Einladung
Welt unterwegs zu sein, das Bewusst- ertönt, die andere in die Nachfolge
sein, dass Unterwegssein – auch mit Christi ruft.
unsicherem Schritt oder auf lahmenden Wir wollen in unseren Werken und
Beinen – stets besser ist als Stillstand, in unserer Präsenz einen Stil etab-
verschlossen in den eigenen Fragen lieren, der klein und demütig ist wie
oder in den eigenen Sicherheiten.“125
das Senfkorn im Evangelium (vgl. Mt
Die symbolischen Motive, die wir be- 13,31-32) und in dem das Zeichen mit
trachtet haben – von der Wolke, die ungeminderter Kraft aufstrahlt: das
den Exodus begleitete, bis hin zu den mutige Wort, die fröhliche Brüder-
Begebenheiten im Leben des Propheten lichkeit, das Hören auf die schwache
Elija – offenbaren uns, dass das Reich Stimme, die Erinnerung an das Haus
Gottes unter uns im Zeichen des Klei- Gottes unter den Menschen. Es gilt,
nen greifbar wird: „Glauben wir dem eine kontemplative Sicht, einen „Blick
64
Evangelium, das sagt, dass das Reich des Glaubens“ zu kultivieren, „der jenen

7.7 Page 67

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Gott entdeckt, der in ihren Häusern, auf keine Stimme haben – zu einem evan-
ihren Straßen und auf ihren Plätzen geliumsgemäßen Zeichen des Wider-
wohnt. Die Gegenwart Gottes begleitet spruchs.“130
die aufrichtige Suche, die Einzelne und Wir laden dazu ein, zur frohbotschaft-
Gruppen vollziehen, um Halt und Sinn lichen Weisheit zurückzukehren, wie
für ihr Leben zu finden. Er lebt unter sie von den Unmündigen gelebt wird
den Bürgern und fördert die Solidarität, (vgl. Mt 11,25): „Es ist die Freude, die
die Brüderlichkeit und das Verlangen man in den kleinen Dingen des Alltags
nach dem Guten, nach Wahrheit und erlebt, als Antwort auf die liebevolle
Gerechtigkeit. Diese Gegenwart muss Einladung Gottes, unseres Vaters: Mein
nicht hergestellt, sondern entdeckt, ent- Sohn, wenn du imstande bist, pflege
hüllt werden.“127
dich selbst […] Versag dir nicht das
Die Fruchtbarkeit des geweihten Lebens Glück des heutigen Tages (Sir 14,11.14).
rührt daher, dass es das Gute nicht nur Wie viel zärtliche Vaterliebe ist in die-
bezeugt, sondern auch dort zu erkennen sen Worten zu spüren!“131
und sichtbar zu machen vermag, wo wir Die derzeitige Schwäche des geweihten
es gewöhnlich nicht sehen: bei jenen, Lebens rührt auch daher, dass es die
die in unseren Augen „Nicht-Bürger“, Freude an den „kleinen Dingen des
„Halbbürger“, „Stadtstreicher“,128 Men- Alltags“132 verloren hat. Auf dem Weg
schen ohne Würde sind. Dass es von der Umkehr könnten die geweihten
Worten der Solidarität zu Taten über- Männer und Frauen entdecken, dass der
geht, die aufnehmen und heilen: Das ist erste Ruf – daran haben wir im Schrei-
die Wahrheit, zu der das geweihte Leben ben Freut euch erinnert – der Ruf zur
berufen ist.129
Freude ist, einer Freude, die das Kleine
Schon Papst Benedikt hat uns ermahnt: aufnimmt und das Gute anstrebt: „Nur
„Zweitens lade ich euch zu einem Glau- für heute werde ich in der Gewissheit
ben ein, der die Weisheit der Schwäche glücklich sein, dass ich für das Glück
zu erkennen weiß. Zweifelt in den geschaffen bin – nicht nur für die ande-
Freuden und Kümmernissen unserer re, sondern auch für diese Welt.“133
Zeit, wenn die Härte und das Gewicht Papst Franziskus lädt uns ein, uns „vom
des Kreuzes spürbar werden, nicht Heiligen Geist tragen zu lassen, darauf
daran, dass die Kenosis Christi bereits zu verzichten, alles berechnen und
der österliche Sieg ist. Gerade mit den kontrollieren zu wollen, und zu erlau-
menschlichen Grenzen und Schwächen ben, dass er uns erleuchtet, uns führt,
sind wir gerufen, die Gleichgestaltung uns Orientierung gibt und uns treibt,
mit Christus zu leben, in einer allum- wohin er will. Er weiß gut, was zu
fassenden Spannung, die im in der Zeit jeder Zeit und in jedem Moment not-
möglichen Maß die eschatologische wendig ist.“134
Vollkommenheit vorwegnimmt. In den
von Leistung und Erfolg bestimmten Eine Statio der betenden
Gesellschaften wird euer Leben – ge- Gemeinschaft
kennzeichnet von der ‚Unterlegenheit‘ 17. Der Horizont ist offen, und wir sind
und Schwäche der Kleinen und vom zur betenden Wachsamkeit eingeladen,
Einfühlungsvermögen mit denen, die die Fürbitte hält für die Welt. Diese
65

7.8 Page 68

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Wachsamkeit lässt uns beständig kleine Das ist das Bild für den geistlichen Weg
Zeichen erkennen, Hinweise auf einen eines jeden, auf dem der Mensch wahr-
ergiebigen, wohltuenden Regen, der haft zum Freund Gottes, zum Werkzeug
auf unsere Trockenheit niederprasseln des göttlichen Heilsplans wird und sei-
wird, sanfte Flüsterlaute einer treuen ne Berufung und Sendung zum Wohle
Gegenwart.
aller Schwachen dieser Erde bewusst
Der Weg, den wir zurücklegen müssen, erkennt.
um der Wolke zu folgen, ist nicht immer Das geweihte Leben ist in der gegen-
bequem; die Unterscheidung erfordert wärtigen Zeit aufgerufen, die Statio der
zuweilen lange Wartezeiten, die uns Fürbitte mit besonderer Intensität zu
ermüden; das sanfte, leichte Joch (vgl. leben. Wir sind uns unserer Grenzen
Mt 11,30) kann zu einer schweren Bür- und unserer Endlichkeit bewusst, wäh-
de werden. Die Wüste ist auch ein Ort rend unser Geist auf der Suche nach
der Einsamkeit, der Leere. Ein Ort, wo Gott und den Zeichen seiner Gnade
das elementar Lebensnotwendige fehlt: Wüsten und tröstliche Abschnitte, Fins-
Wasser, Vegetation, die Gesellschaft ternisse und Licht durchwandert. Der
anderer Menschen, die Warmherzigkeit Einsatz, den diese Gebets-Statio wagt,
eines Freundes, ja das Leben an sich. ist die rebellisch-gehorsame Prophetie
In der Stille und Einsamkeit der Wüs- des geweihten Lebens, das aus Leiden-
te rührt jeder an seine eigene, tiefste schaft für die Menschheit seine Stimme
Wahrheit, ermisst sich selbst und die erhebt. Die Erfahrungen der Fülle und
Unendlichkeit: das schwache Sandkorn der Leere – als tiefe Wahrnehmung des
des eigenen Selbst und den festen Fel- Geheimnisses Gottes, der Welt und des
sen des göttlichen Mysteriums.
Menschen – erleben wir auf unserem
Die Israeliten lagerten sich, solange die Weg mit je gleicher Intensität.
Wolke über dem Zelt verharrte; und Papst Franziskus fragt uns: „Ringst du
sie machten sich erneut auf den Weg, mit dem Herrn um dein Volk, wie Abra-
sobald die Wolke sich von der Wohn- ham gerungen hat […] (vgl. Gen 18,22-
stätte erhob. Stehenbleiben und wieder 33). Diese mutige Fürbitte … Wir spre-
aufbrechen: ein Leben, das der Führung, chen von Parrhesia, von apostolischem
der Regel, dem Rhythmus der Wolke Mut, und denken an die Pastoralpläne.
des Geistes folgt. Ein Leben, das in Das ist gut, aber dieselbe Parrhesia ist
wacher Aufmerksamkeit gelebt werden auch im Gebet notwendig.“135
muss.
Die Fürbitte erhebt ihre Stimme im
Zusammengekauert und niedergedrückt Namen der menschlichen Armut, ist
vom Schmerz und von der Treulosigkeit Adventus und Eventus: Vorbereitung
des Volkes, nimmt Elija dessen Leiden auf die Antwort der Gnade, auf die
und Verrat auf sich. Er wird selbst zum Fruchtbarkeit des dürren Bodens, auf
Gebet, zum betenden Flehen im Mutter- die Mystik der Begegnung im Zeichen
schoß der Fürbitte. Neben ihm und an der kleinen Dinge.
seiner Statt ist der Knabe, der den Him- Dank ihrer Fähigkeit zum gemeinsamen
mel erforscht, um zu sehen, ob nicht Gebet sind die Gottgeweihten keine
vom Meer her das Zeichen der Antwort einsamen Propheten, sondern Männer
66
auf die Verheißung Gottes aufsteigt.
und Frauen der Gemeinschaft, des ge-

7.9 Page 69

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meinsamen Hörens auf das Wort, und
imstande, miteinander neue Bedeutun-
gen und neue Zeichen zu erarbeiten, die
auch in der Zeit der Verfolgung und des
Martyriums erdacht und errichtet wer-
den. Es handelt sich um einen Weg zu
einer Gemeinschaft der Unterschiede:
Zeichen des Geistes, der die Leiden-
schaft in den Herzen anfacht, damit alle
eins seien (vgl. Joh 17,21). Auf diese
Weise manifestiert sich eine Kirche, die
sich nun – nach einem Weg der Zweifel
und der traurigen und hoffnungslo-
sen Kommentare – zu Tisch setzt und
den Herrn am Brechen des Brotes er-
kennt (Lk 24,13-35). Eine Kirche, die
gekleidet ist in die Wesentlichkeit des
Evangeliums.
67

7.10 Page 70

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8 Pages 71-80

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8.1 Page 71

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Denkanstöße
18. Die Provokationen von
• Es ist wichtig, „die Angewohnheit zu
Papst Franziskus
haben, um die Gnade der Erinnerung
an den Weg zu bitten, den das Volk
• „Wenn der Herr uns eine Sendung,
Gottes gegangen ist“. Auch um die
eine Arbeit anvertrauen will, dann
Gnade „der persönlichen Erinnerung:
bereitet er uns darauf vor, sie gut zu
Was hat Gott in meinem Leben mit
tun“, genau „wie er Elija vorbereitet
mir getan, wie hat er mich voran-
hat“. Das Wichtige „ist nicht, dass er
kommen lassen?“ Und, so fuhr er
dem Herrn begegnet ist“, „sondern
fort, man müsse auch bereit sein,
der ganze Weg, der zu der Sendung
„um die Gnade der Hoffnung zu bit-
führt, die der Herr ihm anvertraut“.
ten, die kein Optimismus ist: sie ist
Und genau „das ist der Unterschied
etwas anderes“. Und schließlich „um
zwischen der apostolischen Sendung,
die Gnade zu bitten, Tag für Tag den
die der Herr uns schenkt, und einer
Bund mit dem Herrn zu erneuern, der
menschlichen, ehrbaren, guten Auf-
uns berufen hat“.138
gabe“. Also „wenn der Herr eine Sen- • Und das „ist unsere Bestimmung:
dung schenkt, lässt er uns stets in
weitergehen in der Perspektive der
einen Prozess der Läuterung, einen
Verheißungen, in der Gewissheit, dass
Prozess der Unterscheidung, einen
sie Wirklichkeit werden. Es ist schön,
Prozess des Gehorsams, einen Pro-
das elfte Kapitel des Hebräerbriefs zu
zess des Gebets eintreten“.136
lesen, wo vom Weg des Volks Gottes
• „Sind sie sanftmütig, sind sie demü-
zu den Verheißungen berichtet wird:
tig? Gibt es in dieser Gemeinschaft
wie sehr liebte dieses Volk doch diese
interne Kämpfe um die Macht, Streit
Verheißungen und suchte sie auch
aus Neid? Gibt es Gerede? In dem
durch das Martyrium. Es wusste, dass
Fall gehen sie nicht den Weg Jesu
der Herr treu war. Die Hoffnung ent-
Christi.“ In der Tat sei der Friede, der
täuscht niemals.“ […] „So ist unser
in einer Gemeinschaft herrsche, ein
Leben: Glauben und auf dem Weg
„äußerst wichtiges Merkmal. Es ist
sein“, so wie es Abraham getan habe,
deshalb so wichtig, weil der Teufel
der „Vertrauen in den Herrn hatte
stets versucht, unter uns Zwietracht
und auch in schwierigen Augen-
zu säen. Er ist der Vater der Spal-
blicken weitergegangen ist“.139
tung; er spaltet durch den Neid. Jesus • Verliert nie den Impuls, auf den Stra-
zeigt uns diesen Weg, den Weg des
ßen der Welt unterwegs zu sein, das
Friedens unter uns, den Weg der Lie-
Bewusstsein, dass Unterwegssein –
be unter uns.“137
auch mit unsicherem Schritt oder auf
69

8.2 Page 72

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lahmenden Beinen – stets besser ist
anzuschauen. Wir müssen Herr über
als Stillstand, verschlossen in den
unser Herz sein. Was fühlt mein Herz,
eigenen Fragen oder in den eigenen
was sucht es? Was hat mich heute
Sicherheiten. Die missionarische Lei-
glücklich gemacht und was hat mich
denschaft, die Freude der Begegnung
nicht glücklich gemacht?142
mit Christus, die euch drängt, mit • Ihr lebt und arbeitet gottlob nicht als
den anderen die Schönheit des Glau-
isolierte Individuen, sondern als Ge-
bens zu teilen, lässt die Gefahr, im
meinschaft: und dankt Gott dafür!
Individualismus steckenzubleiben, in
Die Gemeinschaft stützt das gesamte
die Ferne rücken.140
Apostolat. Zuweilen gibt es in den
• Ordensleute sind Propheten. Sie sind
religiösen Gemeinschaften Spannun-
diejenigen, die eine Nachfolge Jesu
gen, verbunden mit der Gefahr des
gewählt haben, die sein Leben im
Individualismus und der Zersplitte-
Gehorsam gegen den Vater nach-
rung, während dagegen eine tiefge-
ahmt, Armut, Gemeinschaftsleben
hende Kommunikation und echte
und Keuschheit. […] In der Kirche
Beziehungen vonnöten sind. Die
sind Ordensleute besonders berufen,
vermenschlichende Kraft des Evan-
Propheten zu sein, die bezeugen,
geliums wird bezeugt von der in der
wie Jesus auf dieser Erde gelebt
Gemeinschaft gelebten Brüderlich-
hat, und die zeigen, wie das Reich
keit, die aus Annahmebereitschaft,
Gottes in seiner Vollendung sein
Respekt, gegenseitiger Hilfe, Ver-
wird. Ein Ordensmann oder eine
ständnis, Freundlichkeit, Vergebung
Ordensfrau darf nie auf Prophetie
und Freude besteht.143
verzichten.141
• Ihr seid ein Sauerteig, der gutes Brot
• Das ist eine christliche Haltung: die
für alle hervorbringen kann, jenes
Wachsamkeit. Die Wachsamkeit über
Brot, nach dem der Hunger groß ist:
sich selbst: Was geschieht in meinem
das Anhören der Nöte, der Wünsche,
Herzen? Denn wo mein Herz ist, dort
der Enttäuschungen, der Hoffnung.
ist mein Schatz. Was geschieht dort?
Wie jene, die euch in eurer Berufung
Die östlichen Kirchenväter sagen,
vorausgegangen sind, könnt ihr den
dass man gut erkennen muss, ob
jungen Menschen wieder Hoffnung
mein Herz im Aufruhr ist oder ob
schenken, den alten Menschen hel-
mein Herz ruhig ist. […] Was tue ich
fen, Wege zur Zukunft öffnen, an
dann? Ich versuche zu verstehen,
jedem Ort und in jeder Situation die
was geschieht, aber immer im Frie-
Liebe verbreiten. Wenn das nicht ge-
den. Im Frieden verstehen. Dann
schieht, wenn es eurem täglichen
kehrt wieder Frieden ein, und ich
Leben an Zeugnis und Prophetie
kann die discussio conscientiae vor-
mangelt, dann – das sage ich euch
nehmen. Wenn ich im Frieden bin,
noch einmal – ist eine Umkehr drin-
kein Aufruhr vorhanden ist: „Was ist
gend notwendig!144
heute in meinem Herzen geschehen?“ • Statt nur eine Kirche zu sein, die mit
Das bedeutet zu wachen. Wachen
offenen Türen aufnimmt und emp-
bedeutet nicht, in die Folterkammer
fängt, versuchen wir, eine Kirche
70
zu gehen, nein. Es bedeutet, das Herz
zu sein, die neue Wege findet, die

8.3 Page 73

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fähig ist, aus sich heraus und zu de-
nen zu gehen, die nicht zu ihr kom-
men, die ganz weggegangen oder die
gleichgültig sind. Die Gründe, die
jemanden dazu gebracht haben, von
der Kirche wegzugehen – wenn
man sie gut versteht und wertet –
können auch zur Rückkehr führen.
Es braucht Mut und Kühnheit.145
• Im geweihten Leben lebt man die
Begegnung zwischen Jung und Alt,
zwischen Gesetzestreue und Prophe-
tie. Sehen wir sie nicht als zwei ge-
gensätzliche Realitäten! Lassen wir
vielmehr beide vom Heiligen Geist
beseelt sein, und das Zeichen dafür
ist die Freude: die Freude, eine Le-
bensregel zu befolgen, in ihr den
Weg zu gehen; und die Freude, vom
Heiligen Geist geführt zu werden, nie
starr, nie verschlossen, immer offen
für die Stimme Gottes, der spricht,
öffnet, führt und der uns einlädt, auf
den Horizont zuzugehen.146
71

8.4 Page 74

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8.5 Page 75

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Ave, Frau des Neuen Bundes
19. Unterwegs sein und den Zeichen hand, zu entdecken, wir müssen uns
Gottes folgen heißt, die Freude und die unsere kühne Beharrlichkeit und unse-
erneute Begeisterung der Begegnung ren scharfen Ewigkeitsblick bewahren.
mit Christus zu erleben,147 der die Mitte Unsere Zeit bleibt eine Zeit des Exils,
des Lebens und die Quelle der Entschei- der Pilgerschaft in der wachsamen und
dungen und Werke ist.148
freudigen Erwartung der eschatologi-
Die Begegnung mit dem Herrn erneu- schen Wirklichkeit, in der Gott alles in
ert sich Tag für Tag in der Freude des allem sein wird.
beharrlichen Weges. „Immer unterwegs „Maria ist die neue Lade des Bundes,
mit jener Tugend, die eine pilgernde vor der das Herz freudig jubelt, die
Tugend ist: die Freude!“149
Mutter des in der Welt gegenwärtigen
Unsere Zeit drängt auf Wachsamkeit: Gottes. Und sie behält diese göttliche
„Wachen […] bedeutet, das Herz anzu- Gegenwart nicht für sich, sondern bie-
schauen. Wir müssen Herr über unser tet sie dar und teilt die Gnade Gottes
Herz sein. Was fühlt mein Herz, was mit den anderen. So ist Maria – wie es
sucht es? Was hat mich heute glück- im Gebet heißt – wirklich causa nostrae
lich gemacht, und was hat mich nicht laetititae, die Lade, in der der Erlöser
glücklich gemacht? […] Es heißt, den wirklich unter uns gegenwärtig ist.“151
Zustand meines Herzens zu erkennen, Ave Maria, Frau des Neuen Bundes, wir
mein Leben, wie ich auf dem Weg des preisen dich selig, weil du geglaubt hast
Herrn gehe. Denn ohne Wachsamkeit (vgl. Lk 1,45) und weil du so klug warst,
geht das Herz überall hin; und die „die Spuren des Geistes Gottes in den
Phantasie folgt nach […]. Das ist nichts großen Geschehnissen zu erkennen und
Veraltetes, nichts Überholtes.“150
auch in denen, die nicht wahrnehmbar
Der Gottgeweihte wird memoria Dei, scheinen“!152
erinnert an das Handeln des Herrn. Die Hilf unserer Wacht in der Nacht, bis
Zeit, die uns gegeben ist, um hinter der in der Erwartung des neuen Tages der
Wolke herzugehen, verlangt von uns Morgen graut. Erwirke uns die Gabe der
Beharrlichkeit und Treue und ein wach- Prophetie, die der Welt die Freude des
sames Ausspähen, als sähen wir den Evangeliums verkündet, die Seligkeit
Unsichtbaren (vgl. Hebr 11,27). Es ist derer, die die Horizonte neuer Erden
die Zeit des Neuen Bundes. In den Ta- und neuer Himmel erforschen (vgl.
gen der Unterbrechung und kurzen Frist Offb 21,1) und ihre Gegenwart in der
müssen wir wie Elija Wache halten und menschlichen Stadt vorwegnehmen.
unermüdlich den Himmel erforschen, Hilf uns, die Fruchtbarkeit des Geistes
um die Wolke, klein wie eine Menschen- im Zeichen des Wesentlichen und des
73

8.6 Page 76

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Kleinen zu bezeugen. Lass uns hier
und jetzt die mutige Tat des Niedrigen
vollbringen, auf den der Herr schaut
(vgl. Ps 138,6), und des Unmündigen,
dem die Geheimnisse des Himmelreichs
geoffenbart werden (vgl. Mt 11,25-26).
Amen.
Aus dem Vatikan, am 8. September 2014
Fest Mariä Geburt
João Braz Kard. de Aviz
Präfekt
Erzbischof José Rodríguez Carballo, OFM
Sekretär
* FRANZISKUS, Ansprache an die Teilneh-
mer der von der italienischen Konferenz
der Säkularinstitute veranstalteten
Begegnung (10. Mai 2014).
beschreiben die Manifestation der
göttlichen Gegenwart.
7 JOHANNES XXIII., Ansprache zur
Eröffnung des Zweiten Vatikanischen
1 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 20-24.
2 A. a. O., 97.
3 JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Ap.
Schr. Vita consecrata (25. März 1996), 84.
4 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dogmatische Konstitution über
die Kirche Lumen gentium, 44.
Konzils Gaudet Mater Ecclesia, Rom
(11. Oktober 1962).
[Anm. d. Red.: deutsche Übersetzung zit.
nach: Die Dokumente des Zweiten
Vatikanischen Konzils: theologische
Zusammenschau und Perspektiven / von
Guido Bausenhart et al., Freiburg i. Br.
2006, S. 484 und 487 (= Herderkorres-
pondenz 17 (1962/63), 85-88)].
5 FRANZISKUS, Lo Spirito non si addome-
8 A. a. O., 4, 6.
stica, Tagesmeditation in der Kapelle der
9 JOHANNES PAUL II., Ap. Schr. Novo
Domus Sanctae Marthae, Rom
Millennio Ineunte (6. Januar 2001), 57.
(16. April 2013).
10 FRANZISKUS, Lo Spirito non si addome-
6 Das Wort anán kommt im Alten
stica, Tagesmeditation in der Kapelle der
Testament 87mal vor, davon jeweils
Domus Sanctae Marthae, Rom (16. April
20mal in den Büchern Exodus und
2013).
Numeri. Der Ausdruck „Feuer- und
Wolkensäule“ kommt ein einziges Mal vor
(Ex 14,24); in der Regel ist entweder von
einer „Wolkensäule“ oder von einer
11 Vgl. JOHANNES PAUL II., Nach-
synodales Ap. Schr. Vita consecrata
(25. März 1996), 40.
„Feuersäule“ die Rede. Beide Ausdrücke
12 Vgl. BENEDIKT XVI., Audienz, Rom
74
(23. Januar 2013).

8.7 Page 77

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13 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der von der italienischen
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
32 Vgl. a. a. O., 45-46.
33 Vgl. a. a. O., 67.
34 Vgl. a. a. O., 75.
14 Vgl. PAUL VI., Ansprache in der letzten
öffentlichen Sitzung des II. Vatikanischen
Ökumenischen Konzils, Rom
(7. Dezember 1965).
15 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dogmatische Konstitution über
die Kirche Lumen gentium, 4.
16 Vgl. a. a. O., 9.
17 Ebd.
18 Vgl. a. a. O., 43-47.
19 Vgl. a. a. O., Kapitel V.
20 Vgl. a. a. O., 43.
21 Vgl. a. a. O., 44.
22 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis, 2a.
23 Vgl. a. a. O., 8.
24 A. a. O., 10.
25 Vgl. a. a. O., 11.
26 Codex des Kanonischen Rechtes,
promulgiert von Johannes Paul II.
(25. Januar 1983), cann. 604 und 603.
27 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis,12-14.
28 Vgl. a. a. O., 15.
29 A. a. O., 18.
35 Vgl. JOHANNES PAUL II., Ap. Schr. an
die Ordensleute Lateinamerikas zum 500.
Jahrestag der Evangelisierung der neuen
Welt Los caminos del Evangelio (29. Juni
1990), 19, 21; DERS., Nachsynodales Ap.
Schr. Vita consecrata (25. März 1996), 82,
86, 89-90.
36 Die erste offizielle Verwendung des
Begriffs „prophetisch“ vonseiten des
Lehramts findet sich in dem Dokument
der HEILIGEN KONGREGATION FÜR DIE
ORDENSLEUTE UND SÄKULARINSTITU-
TE, Das Ordensleben und die Förderung
des Menschen (lateinisch: Optiones
evangelicae) (12. August 1980), Einleitung
und Ziffern 2, 4, 24, 27, 33. In Vita
consecrata kommt der Begriff außer in
den beiden eigens darauf bezogenen
Abschnitten 84 und 85 rund 30mal und,
wenn man die Synonyme mitzählt, sogar
rund 100mal vor.
37 Vgl. HEILIGE KONGREGATION FÜR DIE
ORDENSLEUTE UND SÄKULARINSTITUTE
– HEILIGE KONGREGATION FÜR DIE
BISCHÖFE, Leitlinien über die Beziehun-
gen zwischen Bischöfen und Ordensleuten
in der Kirche Mutuae relationes
(14. Mai 1978), 12, 19, 51.
38 Vgl. z. B. II. VATIKANISCHES ÖKUMENI-
SCHES KONZIL, Dekret über die zeitge-
mäße Erneuerung des Ordenslebens
Perfectae caritatis, 1, 2, 7, 8, 14, 15 und
Dekret über die Missionstätigkeit der
Kirche Ad gentes, 23.
30 JOHANNES XXIII., Ap. Konst. Humanae
39 PAUL VI., Ap. Schr. Evangelica testificatio
salutis zur Einberufung des II. Ökumeni-
(29. Juni 1971), 11, 12, 32.
schen Vatikanischen Konzils
(25. Dezember 1961), 4.
[Anm. d. Red.: deutsche Übersetzung
zit. nach: Herder-Korrespondenz,
Herder Verlag, Sechzehnter Jahrgang
1961/62; Fünftes Heft, Februar 1962, S.
225-228].
40 A. a. O., 11.
[Anm. d. Red.: deutsche Übersetzung zit.
nach: Nachkonziliare Dokumentation –
im Auftrag der Deutschen Bischofskonfe-
renz, Band 36, lateinisch und deutscher
Text, S. 64-125, Paulinus Verlag Trier
1970]
31 JOHANNES XXIII., Enz. Pacem in terris
41 Vgl. II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
über den Frieden unter allen Völkern
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
(11. April 1963), 24-25.
75

8.8 Page 78

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Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis, 3.
42 Vgl. BENEDIKT XVI., Predigt in der
heiligen Messe zur Eröffnung des Jahrs
des Glaubens, Rom (11. Oktober 2012).
43 PAUL VI., Ansprache in der letzten
öffentlichen Sitzung des II. Vatikanischen
Ökumenischen Konzils, Rom
(7. Dezember 1965).
[Anm. d. Red.: deutsche Übersetzung zit.
nach: Die Dokumente des Zweiten
Vatikanischen Konzils: theologische
Zusammenschau und Perspektiven / von
Guido Bausenhart et al., Freiburg i. Br.
2006, S. 567.]
44 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dogmatische Konstitution über
die Kirche Lumen gentium, 44.
„Neu anfangen bei Christus“ (29-41);
BENEDIKT XVI., Enz. Deus caritas est (25.
Dezember 2005), 12-18; KONGREGATION
FÜR DIE INSTITUTE GEWEIHTEN LEBENS
UND DIE GESELLSCHAFTEN APOSTOLI-
SCHEN LEBENS, Instruktion Neubeginn in
Christus. Ein neuer Aufbruch des
geweihten Lebens im dritten Jahrtausend
(19. Mai 2002).
52 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dogmatische Konstitution über
die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 21.
53 JOHANNES PAUL II., Ap. Schr. Novo
millennio ineunte (6. Januar 2001), 39.
54 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis, 1.
45 JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Ap.
55 A. a. O., 2.
Schr. Vita consecrata (25. März 1996), 84. 56 Vgl. Pacomio e i suoi discepoli. Regole e
46 Ebd.
Scritti, hg. v. L. Cremaschi, Magnano
47 Vgl. FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
1988, S. 409.
gaudium (24. November 2013), 86.
57 BASILIUS VON CÄSAREA, Moralia (PG,
48 Auf Hebräisch kol d mamá daká; die
Übersetzung ist weder einfach noch
31, 692-869); DERS., Regulae fusius
tractatae (PG, 31, 889-1052).
unumstritten, weil jedes der drei Wörter
58 DERS., In regulas brevius tractatae (PG,
viele Bedeutungen hat: kol heißt Stimme,
31, 1052-1305).
Ton, Wind, Rascheln, Murmeln, Brise,
Flüstern; d mamá heißt Schweigen,
Todesleere, Aufhebung, atemlos; daká
heißt leicht, zart, fein, dünn, leise. In der
griechischen Version der Septuaginta
59 BENEDIKT, Regel, Prolog, 9 (Deutsche
Fassung: Die Regel des heiligen Benedikt,
Beuron 2009, S. 14).
60 BENEDIKT, Regel, Prolog, 1 (a. a. O., S. 13).
heißt es ph n aúras lept s und in der
lateinischen Übersetzung des Hieronymus
sibilus aurae tenuis.
49 Vgl. FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 84.
61 Regole monastiche d’Occidente, Magnano
1989, S. 216f.
62 Libellus, 104, in: P. LIPPINI, San
Domenico visto dai suoi contemporanei,
Edizioni Studio Domenicano, Bologna,
50 Vgl. II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
1982, S. 110.
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis, 5, und Dogmatische Konstituti-
on über die göttliche Offenbarung Dei
Verbum, 21, 25.
63 Erste Konstitutionen oder „Consuetudi-
nes“, 31. Deshalb „ermahnte und
ermunterte er die Brüder des Ordens oft in
Wort und Brief, ohne Unterlass das Neue
und das Alte Testament zu studieren. […]
51 Vgl. JOHANNES PAUL II., Nachsynodales
Stets trug er zudem das Matthäusevange-
Ap. Schr. Vita consecrata (25. März 1996),
lium und die Paulusbriefe bei sich und
84; DERS., Ap. Schr. Novo millennio
studierte so viel in ihnen, dass er sie fast
ineunte (6. Januar 2001), II. „Das Antlitz,
auswendig kannte“ (Aussage von Bruder
das es zu betrachten gilt“ (16-28) und III.
Johannes von Navarra, in: Domenico di
76
Guzmán. Il carisma della predicazione,

8.9 Page 79

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eingel., übers. u. komm. v. P. Lippini,
EDB, Padua 1993, S. 143).
Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober
2011), 11.
64 Nicht bullierte Regel, Prolog: (FF 2,2). Die
Bullierte Regel beginnt in demselben
Tenor: „Regel und Leben der Minderen
Brüder ist dieses, nämlich unseres Herrn
Jesu Christi heiliges Evangelium zu
beobachten […] (I, 2: FF 75).
[Anm. d. Red.: Die deutschen Fassungen
der Zitate 21 – 23 stammen jeweils von
den Webseiten der betreffenden Orden.]
65 Regel I, 1-2: FF 2750.
66 Ordensregel der Karmeliten, 10 und 19;
vgl. B. SECONDIN, Una fraternità orante e
profetica in un mondo che cambia.
Rileggere la Regola del Carmelo oggi,
Perugia 2007, S. 8 und 11.
67 G. ALBERIONE, „Abundantes divitiae
gratiae suae“. Storia carismatica della
Famiglia Paolina, Rom 1977, Nr. 93.
68 KLEINE SCHWESTER MAGDELEINE, Il
padrone dell’impossibile, Casale Monfer-
rato 1994, S. 201.
69 FRANZISKUS, Ansprache an die Bischöfe
Madagaskars zu ihrem Besuch „ad Limina
Apostolorum“ (28. März 2014).
70 Vgl. JOHANNES PAUL II., Nachsynodales
Ap. Schr. Vita consecrata (25. März 1996),
85.
72 JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Ap.
Schr. Vita consecrata (25. März 1996), 98.
73 Vgl. a. a. O., 71.
74 FRANZISKUS, Ansprache an die Apostoli-
sche Blindenbewegung und die Kleine
Gehörlosenmission (29. März 2014).
75 Vgl. II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dogmatische Konstitution über
die göttliche Offenbarung Dei Verbum,
25; JOHANNES PAUL II., Nachsynodales
Ap. Schr. Vita consecrata (25. März 1996),
94; BENEDIKT XVI., Nachsynodales Ap.
Schr. Verbum Domini (30. September
2010), 86.
76 Vgl. BENEDIKT XVI., Nachsynodales Ap.
Schr. Verbum Domini
(30. September 2010), 27.
77 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND DIE GESELL-
SCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS,
Instruktion Neubeginn in Christus. Ein
neuer Aufbruch des geweihten Lebens im
dritten Jahrtausend (19. Mai 2002), 22.
78 BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben
in Form eines Motu proprio Porta fidei,
mit dem das Jahr des Glaubens ausgeru-
fen wird (11. Oktober 2011), 15.
71 Hierzu kann es auch nützlich sein, den
79 PAUL VI., Botschaft an die Konzilsväter
Katechismus der Katholischen Kirche
zum Abschluss des II. Vatikanischen
zu lesen und zu verinnerlichen, der
Konzils, Rom (8. Dezember 1965).
eine systematische und stimmige
[Anm. d. Red.: deutsche Übersetzung zit.
Synthese darstellt und den Reichtum
nach: Die Dokumente des Zweiten
der von der Kirche empfangenen,
Vatikanischen Konzils: theologische
gehüteten und dargebotenen Lehre
Zusammenschau und Perspektiven / von
greifbar werden lässt. „Von der Heiligen
Guido Bausenhart et al., Freiburg i. Br.
Schrift zu den Kirchenvätern, von
2006, S. 576.]
den Lehrern der Theologie zu den
Heiligen über die Jahrhunderte hin
bietet der Katechismus eine bleibende
Erinnerung an die vielen Weisen, in
80 FRANZISKUS, Predigt am Fest der
Darstellung des Herrn – XVIII. Tag des
geweihten Lebens, Rom (2. Februar 2014).
denen die Kirche über den Glauben
81 FRANZISKUS, Predigt in der Feier der
meditiert und Fortschritte in der Lehre
Osternacht, Rom (30. März 2013): „Wir
hervorgebracht hat, um den Gläubigen
haben Angst vor den Überraschungen
in ihrem Glaubensleben Sicherheit zu
Gottes; liebe Brüder und Schwestern, in
geben“, BENEDIKT XVI., Apostolisches
unserem Leben haben wir Angst vor den
Schreiben in Form eines Motu proprio
Überraschungen Gottes! Er überrascht uns
Porta fidei, mit dem das Jahr des
immer! So ist der Herr.“
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82 A. SPADARO, Das Interview mit Papst
Franziskus, Freiburg i. Br. 2013.
83 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 83.
84 BENEDIKT XVI., Predigt am Fest
der Darstellung des Herrn – XVII.
Tag des geweihten Lebens, Rom
(2. Februar 2013).
85 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND DIE GESELL-
SCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS,
Instruktion Der Dienst der Autorität und
der Gehorsam. Faciem tuam, Domine,
requiram (11. Mai 2008), 11.
86 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 235.
87 Vgl. FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 47.
97 FRANZISKUS, Ansprache an die Rektoren
und Alumnen der Päpstlichen Kollegien
und Konvikte in Rom (12. Mai 2014).
98 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der von der italienischen
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
99 JOHANNES PAUL II., Enz. Redemptor
hominis (4. März 1979), 14.
100 PAUL VI., Ansprache in der letzten
öffentlichen Sitzung des II. Vatikanischen
Ökumenischen Konzils (7. Dezember
1965).
[Anm. d. Red.: deutsche Übersetzung zit.
nach: Die Dokumente des Zweiten
Vatikanischen Konzils: theologische
Zusammenschau und Perspektiven / von
Guido Bausenhart et al., Freiburg i. Br.
2006, S. 569.]
88 Vgl. FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 25.
89 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND DIE GESELL-
SCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS,
Instruktion Der Dienst der Autorität und
der Gehorsam. Faciem tuam, Domine,
requiram (11. Mai 2008), 28.
90 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 25.
91 A. a. O., 31.
92 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 108.
93 Wörtlichere Übersetzung der Wendung
aus 1 Kön 19,12, die die Einheitsüberset-
zung mit „ein sanftes, leises Säuseln“
wiedergibt.
94 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND DIE GESELL-
SCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS,
Instruktion Der Dienst der Autorität und
der Gehorsam. Faciem tuam, Domine,
requiram (11. Mai 2008), 7.
95 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 280.
101 Vgl. KONGREGATION FÜR DIE INSTITU-
TE GEWEIHTEN LEBENS UND DIE
GESELLSCHAFTEN APOSTOLISCHEN
LEBENS, Das Ordensleben und die
Förderung des Menschen (12. August
1980).
102 Vgl. FRANZISKUS, Predigt in der
Eucharistiefeier mit den Kardinälen (14.
März 2013).
103 Vgl. JOHANNES PAUL II., Nachsynodales
Ap. Schr. Vita consecrata (25. März 1996),
45.
104 WILHELM VON SAINT-THIERRY, De
natura et dignitate amoris, 9, 26.
105 Irenäus von Lyon, Adversus haereses,
III, 24, 1.
106 JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Ap.
Schr. Vita consecrata (25. März 1996), 42;
vgl. II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis, 15.
107 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 100, 113.
108 A. a. O., 235; vgl. 131.
96 FRANZISKUS, Ansprache an die Bischöfe 109 A. a. O., 142.
aus Mexiko zu ihrem Besuch „ad Limina
Apostolorum“ (19. Mai 2014).
110 PAUL VI., Enz. Ecclesiam Suam (6.
August 1964), 90; vgl. FRANZISKUS,
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Ansprache an die Teilnehmer der von der
italienischen Konferenz der Säkularinsti-
tute veranstalteten Begegnung
(10. Mai 2014).
111 Vgl. XIII. ORDENTLICHE VOLLVER-
SAMMLUNG DER BISCHOFSSYNODE,
Botschaft an das Volk Gottes (26. Oktober
2012), 7.
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
126 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 278.
127 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 71.
128 A. a. O., 74.
112 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer am Generalkapitel der
Salesianer Don Boscos (31. März 2014).
113 II. VATIKANISCHES ÖKUMENISCHES
KONZIL, Dekret über die zeitgemäße
Erneuerung des Ordenslebens Perfectae
caritatis, 3.
114 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 11.
115 BENEDIKT XVI., Enz. Caritas in veritate
(29. Juni 2009), 6.
116 A. a. O., 9.
129 Vgl. a. a. O., 207.
130 BENEDIKT XVI., Predigt am Fest der
Darstellung des Herrn – XVII. Tag des
geweihten Lebens, Rom (2. Februar 2013).
131 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 4.
132 Ebd.
133 JOHANNES XXIII., Für das Glück
geschaffen: Die zehn Regeln der Gelassen-
heit, Leipzig 2006.
134 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 280.
117 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 87.
135 FRANZISKUS, Ansprache an den Klerus
der Diözese Rom (6. März 2014).
118 Vgl. BENEDIKT XVI., Predigt in der
heiligen Messe zur Eröffnung der V.
Generalversammlung der Bischofskonfe-
renzen von Lateinamerika und der Karibik
in Aparecida, Brasilien (13. Mai 2007).
119 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 27.
120 BENEDIKT XVI., Schreiben an Kard. Kurt
Koch anlässlich des XII. Interchristlichen
Symposiums (6. August 2011), 2.
121 JOHANNES PAUL II., Nachsynodales Ap.
Schr. Vita consecrata (25. März 1996),
103.
122 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der von der italienischen
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
123 Ebd.
136 FRANZISKUS, Tagesmeditation in der
Kapelle der Domus Sanctae Marthae, Rom
(13. Juni 2014).
137 FRANZISKUS, Tagesmeditation in der
Kapelle der Domus Sanctae Marthae, Rom
(29. April 2014).
138 FRANZISKUS, Tagesmeditation in der
Kapelle der Domus Sanctae Marthae, Rom
(15. Mai 2014).
139 FRANZISKUS, Tagesmeditation in der
Kapelle der Domus Sanctae Marthae, Rom
(31. März 2014).
140 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der von der italienischen
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
141 A. SPADARO, Das Interview mit Papst
Franziskus, Freiburg i. Br. 2013.
124 A. SPADARO, „Svegliate il mondo!“,
142 FRANZISKUS, Ansprache an die Rektoren
Gespräch von Papst Franziskus mit den
und Alumnen der Päpstlichen Kollegien
Generaloberen, in: La Civiltà Cattolica,
und Konvikte in Rom (12. Mai 2014).
165 (2014/I), 8.
143 FRANZISKUS, Ansprache an die
125 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer am Generalkapitel der
Teilnehmer der von der italienischen
Salesianer Don Boscos (31. März 2014).
79

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144 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der von der italienischen
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
145 A. SPADARO, Das Interview mit Papst
Franziskus, Freiburg i. Br. 2013.
146 FRANZISKUS, Predigt am Fest der
Darstellung des Herrn – XVIII. Tag des
geweihten Lebens, Rom (2. Februar 2014).
147 BENEDIKT XVI., Apostolisches Schreiben
in Form eines Motu proprio Porta fidei,
mit dem das Jahr des Glaubens ausgeru-
fen wird (11. Oktober 2011), 2.
148 KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND DIE GESELL-
SCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS,
Instruktion Neubeginn in Christus. Ein
neuer Aufbruch des geweihten Lebens im
dritten Jahrtausend (19. Mai 2002), 22.
149 FRANZISKUS, Ansprache an die
Teilnehmer der von der italienischen
Konferenz der Säkularinstitute veranstal-
teten Begegnung (10. Mai 2014).
150 FRANZISKUS, Ansprache an die Rektoren
und Alumnen der Päpstlichen Kollegien
und Konvikte in Rom (12. Mai 2014).
151 BENEDIKT XVI., Predigt am Hochfest der
leiblichen Aufnahme Mariens in den Him-
mel, Castel Gandolfo (15. August 2011).
152 FRANZISKUS, Ap. Schr. Evangelii
gaudium (24. November 2013), 288.
80

9.3 Page 83

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