Die Weihnachtsgrotte%2C wo der Himmel die Erde trifft


Die Weihnachtsgrotte%2C wo der Himmel die Erde trifft

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▲torna in alto
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Das Geheimnis von Weihnachten beginnt mit einem Liebesskandal: Der Große wird klein.
Das ist kein poetisches Bild, sondern die erschütterndste Realität der
Menschheitsgeschichte.
Gott, der Unendliche, entscheidet sich, endlich zu werden; der Allmächtige wählt die
Zerbrechlichkeit eines Neugeborenen, das noch nicht sprechen, gehen, sich verteidigen
kann. Es ist die reine Unentgeltlichkeit, die sich zeigt, ein Geschenk, das nichts im
Gegenzug verlangt, das keine Zugangsbedingungen stellt.
1. Die Unentgeltlichkeit erkennen: Gott kommt bedingungslos
Die Grotte von Bethlehem ist der bescheidenste menschliche Treffpunkt, den man sich
vorstellen kann. Kein Palast, kein majestätischer Tempel, nicht einmal ein würdiges Haus.
Eine Grotte, ein Unterschlupf für Tiere, wo die Kälte eindringt und der Geruch nach Erde
und Stroh ist. Hier gibt es keine Eintrittsbarrieren, keine Einladung nötig, keine besondere
Kleidung erforderlich. Die Tür steht allen offen: den Hirten mit ihren abgetragenen
Mänteln, den Armen, den Ausgeschlossenen, denen, die nichts zu bieten haben außer ihrer
verwundeten Menschlichkeit.
Der heilige Paulus erinnert uns mit Worten, die die Jahrhunderte überdauern: Indem er die
Gestalt eines Dieners annahm (Phil 2,7). Der Schöpfer des Universums entledigt sich seiner
Herrlichkeit, verzichtet auf seine göttlichen Vorrechte, um die Kleider eines Dieners
anzuziehen. Er kommt nicht als Eroberer, nicht als strenger Richter, der Rechenschaft
fordert. Er kommt als jemand, der dient, als jemand, der sich an den letzten Platz stellt, als
jemand, der die Füße wäscht, noch bevor er lehrt, wie man geht.
Diese Unentgeltlichkeit fordert uns zutiefst heraus. In einer Welt, in der alles einen Preis
hat, in der jede Beziehung auf einem Austausch zu basieren scheint, in der die Liebe selbst
oft bedingt wird, erinnert uns Weihnachten daran, dass es ein völlig kostenloses Geschenk
gibt. Diese Unentgeltlichkeit anzuerkennen bedeutet, anzunehmen, geliebt zu werden ohne
Verdienst, gesucht zu werden, wenn wir noch fern sind, begehrt zu werden, wenn wir uns
unwürdig fühlen.
2. Die Nähe interpretieren: Gott tritt in unsere Geschichte ein
Die zweite Bewegung von Weihnachten ist die der radikalen Nähe. Gott beobachtet die
menschliche Geschichte nicht aus der Ferne, wie ein distanzierter Zuschauer. Er tritt in die
Geschichte ein, mit ihren Protagonisten, so wie sie sind: unvollkommen, widersprüchlich,
zerbrechlich. Josef mit seinen Zweifeln, Maria mit ihren Ängsten, die Hirten mit ihrer
sozialen Ausgrenzung, die Magier mit ihrer unruhigen Suche.
Unsere persönliche Geschichte, mit all ihren dunklen Falten und Schattenbereichen, ist Teil

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Seiner Geschichte. Wir sind keine Fremden, keine unerwünschten Gäste. Wir sind Söhne
und Töchter, Teil einer Familie, die Gott niemals verleugnet. Weihnachten sagt uns, dass
Gott seine Schöpfung nicht verachtet, seine Geschöpfe nicht mit Abscheu oder
Enttäuschung betrachtet. Im Gegenteil, er umarmt sie gerade in ihrer Konkretheit, in ihrer
authentischen Menschlichkeit.
Jeder von uns hat eine einzigartige Persönlichkeit, eine unwiederholbare Geschichte. Es gibt
diejenigen, die überschwänglich sind und diejenigen, die zurückhaltend sind, diejenigen, die
stark sind und diejenigen, die zerbrechlich sind, diejenigen, die offene Wunden haben und
diejenigen, die versteckte Narben haben. Gott begegnet uns genau dort, wo wir sind, nicht
dort, wo wir sein möchten oder wo wir denken, dass wir sein sollten. Er begegnet dem
Alkoholiker in seiner Bar, dem Gefangenen in seiner Zelle, der erschöpften Mutter in ihrer
Küche, dem Studenten in seiner Einsamkeit, dem alten Menschen in seiner Stille.
Aber diese Nähe ist nicht statisch, sie ist keine Resignation. Gott begegnet uns dort, wo wir
sind, um uns dorthin zu führen, wo wir sein sollen. Wir verdienen es nicht durch unsere
Anstrengungen oder unsere Tugenden, sondern wir verdienen es als geliebte Kinder. Wir
verdienen die Fülle des Lebens, die tiefe Freude, die wiederhergestellte Würde, die
geheilten Beziehungen. Die Nähe Gottes ist dynamisch: Sie ist eine ausgestreckte Hand, die
uns einlädt, wieder aufzustehen, sie ist eine Stimme, die flüstert „komm weiter“, sie ist eine
Präsenz, die neben uns zu helleren Horizonten geht.
3. Sich für die Aufnahme entscheiden: Die Wahrheit klopft an die Tür der Freiheit
Und hier ist die dritte Bewegung, vielleicht die heikelste: die Aufnahme. In der Grotte wird
das Spiel unseres Lebens gespielt. Das ist keine rhetorische Übertreibung, sondern die
tiefste Wahrheit unseres Seins. Diese Grotte ist das Bild jeder unserer inneren Grotten,
jener verborgenen Räume des Herzens, wo entschieden wird, wer wir sein wollen.
Die Wahrheit – die keine abstrakte Idee, sondern eine Person ist, ist dieses Kind in der
Krippe – klopft an die Tür unserer Freiheit. Es ist ein diskretes, sanftes, niemals
gewalttätiges Klopfen. Gott könnte die Tür aufbrechen, er könnte sich mit der Kraft seiner
Allmacht aufdrängen. Aber er entscheidet sich zu betteln. Das Göttliche wird zum Bettler
der Menschheit. Was für ein erstaunliches Paradox! Derjenige, der alles geschaffen hat,
bittet uns, seine Geschöpfe, ihm Platz zu machen.
Die Wahrheit ruft und wartet darauf, dass die Freiheit antwortet. Es gibt keinen Zwang,
keine Manipulation. Es gibt nur eine Einladung, die jeden Tag, jeden Augenblick erneuert
wird: „Willst du mich aufnehmen?“. Es ist die menschliche Freiheit, zerbrechlich und
mächtig zugleich, die entscheiden muss. Wir können die Tür schließen, wir können so tun,
als ob wir nichts hören, wir können es auf morgen verschieben. Oder wir können öffnen.
Sich für die Aufnahme zu entscheiden bedeutet, unsere Bedürftigkeit anzuerkennen. So wie
diese Grotte ein leerer Raum war, der bereit war, gefüllt zu werden, so müssen auch wir uns

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von unseren Anmaßungen, unserer Selbstgenügsamkeit, unseren Götzen leeren. Die
Aufnahme erfordert inneren Raum. Wir können Gott nicht aufnehmen, wenn wir schon
voller uns selbst sind.
Aber wenn wir uns entscheiden, diese Tür zu öffnen, wenn wir unser Ja sagen, geschieht das
Wunder. Die arme Grotte wird zur Kathedrale des Lichts. Unser gewöhnliches Leben wird
zum Ort der Gegenwart. Unsere Schwächen werden zu Räumen, in denen die Gnade wirken
kann. Die Aufnahme verwandelt: Wir sind nicht mehr dieselben, nachdem wir dieses Leben
aufgenommen haben, das uns besucht.
Weihnachten ist also diese dreifache Bewegung, die uns ganz einbezieht: die skandalöse
Unentgeltlichkeit eines Gottes zu erkennen, der klein wird; die Nähe dessen zu
interpretieren, der in unsere konkrete Geschichte eintritt; sich für die Aufnahme zu
entscheiden, indem wir die Tür des Herzens der Wahrheit öffnen, die anklopft. In der Grotte
von Bethlehem, wie in der Grotte unseres Herzens, entscheidet sich alles. Jedes
Weihnachten ist die Gelegenheit, diese alte und immer neue Frage erneut zu beantworten:
„Ist Platz für Ihn?“