PredigtJWeber


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75 Jahre Heiligsprechung Don Boscos
„Bleiben in Christus - Don Bosco Leben in der Gegenwart Gottes“
Besinnungstag der SDB Benediktbeuern – 7. März 2009
Predigt bei der Eucharistiefeier – P. Josef Weber
Text des Evangeliums: Jesus stieg auf einen Berg und rief die zu sich, die er erwählt hatte, und sie
kamen zu ihm. Und er setzte zwölf ein, die er bei sich haben und die er dann aussenden wollte, damit
sie predigten und mit seiner Vollmacht Dämonen austrieben. Die Zwölf, die er einsetzte, waren: Petrus
- diesen Beinamen gab er dem Simon -, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, der Bruder
des Jakobus - ihnen gab er den Beinamen Boanerges, das heißt Donnersöhne -, dazu Andreas,
Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon
Kananäus und Judas Iskariot, der ihn dann verraten hat (Mk. 3, 13-19)
Don Boscos Lebensweg – ein Kreuzweg
Wie kaum ein anderer Ordensgründer hat Don Bosco unzählige Schwierigkeiten zu
bestehen gehabt. Sein Leben war übersät mit Problemen und ausweglosen
Situationen. Da fragen wir uns zurecht: warum hat er nie aufgegeben? Warum nie
resigniert? Er hat zwar oft gesagt: ich kann nicht mehr! Warum hat er nie gesagt: Ich
will nicht mehr?
Zugegeben: Wenn man Don Bosco von Ferne betrachtet, könnte man meinen, sein
Leben sei eine einzige Erfolgsstory gewesen. Alles sei ihm leicht von der Hand
gegangen. Kein anderer Ordensgründer hat in derart kurzer Zeit zwei
Ordensgemeinschaften und eine Laiengemeinschaft aus dem Boden gestampft, die
innerhalb weniger Jahrzehnte zu einem blühenden Baum innerhalb der Kirche
geworden sind. Immerhin: als Don Bosco 1888 starb, arbeiteten bereits 773
Salesianer in 4 Provinzen.
Sehen wir uns das Leben Don Boscos aber genauer an, so müssen wir sagen, dass
sein Lebensweg über weite Strecken einem Kreuzweg glich: mit 2 Jahren hat er den
Vater verloren, die Zwistigkeiten mit seinem Stiefbruder Antonio, die harten Monate
in der Meierei Moglia, das Studium ohne Geld. Als Neupriester findet er keine Bleibe
für seine Buben; zahlreiche Anschläge werden auf ihn verübt. Kugeln durchlöchern
seinen Talar; zwei Mal wird er zu „Sterbenden“ gerufen, ein Hinterhalt, eigentlich
wollte man will ihn vergiften; die Fahrt ins Irrenhaus; die ständigen Geldsorgen…
Am 8. Dezember 1852 stürzt der aufgestockte Pinardi-Schuppen ein. Don Bosco
schreibt in einem Brief: „ Bei allem Unglück hatten wir den Schutz Gottes: das
neugebaute Haus stürzte ein, als es fast fertig war. Drei Buben wurden verwundet,
aber keiner getötet. Es geschehe Gottes Wille.“

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1861 erschüttert mitten in der Nacht ein furchtbarer Schlag das Oratorium. Ein Blitz
schlug ins Zimmer von DB ein. Der Strom fällt aus. Er rennt zu den Buben in den
Schlafsaal und sieht, dass keiner verletzt ist. Er betet mit ihnen die Lauretanische
Litanei. „Habt keine Angst, wir haben im Himmel einen guten Vater und eine gute
Mutter, die über uns wachen.“ Später zeigte sich, dass beinah die ganze Decke des
Schlafsaals eingestürzt wäre. Als man Don Bosco empfahl, einen Blitzableiter aufs
Dach zu montieren, ließ er ganz oben eine Statue der Muttergottes. Sie steht noch
heute oben... Ebenfalls 1861 bricht ein Brand in der Buchbinderei aus, Schaden 100
000 Lire. Don Bosco sagt gelassen: „Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s
genommen. Er ist der Hausherr!“
Warum hat Don Bosco nie aufgegeben? Er hätte doch allen Grund dazu gehabt!
Warum ist er einen derart schweren Weg gegangen, der geradezu übersät war von
Verleumdungen und Intrigen und Gemeinheiten. Er hätte doch genug Möglichkeiten
gehabt, ein gut bürgerliches Leben zu wählen, Karriere zu machen, ein rundum
versorgter Pfarrherr zu werden. Schon als Neupriester hatte man ihm zwei lukrative
Angebote gemacht. Die eigenen Landsleute in Castelnuovo wollten ihn als Pfarrer
haben. Sie wären sogar bereits gewesen, das Jahresgehalt der Diözese in der Höhe
von 1000 Lire zu verdoppeln, wenn er angenommen hätte. Er hat nicht
angenommen! Er hätte auch Privatkaplan am königlichen Hof werden können. Dieser
Job wäre mit Ansehen, Karriere, erlauchter Gesellschaft und gemütlichem
Tagesablauf verbunden gewesen. Obendrein mit einem satten Gehalt, mit dem er
seiner Mutter einen schönen Lebensabend bereiten hätte können. Auch hier lehnte
er ab. Warum entscheidet sich Don Bosco für die Rotznasen von Valdocco?
Don Boscos Leben in der Gegenwart Gottes
Diese Fragen führen uns zu einer Haltung Don Boscos, die wenig spektakulär ist, die
aber vielleicht die Mitte seines priesterlichen Lebens ausmacht: nämlich sein Leben
in der Gegenwart Gottes, sein Bleiben in Christus, seine ständige Gottverbundenheit.
In Christus bleiben – Bleiben kann nur, wer bereits angekommen ist. Bleiben kann
nur, wer bereits einen Weg gegangen ist. Wenn schon eine Begegnung
stattgefunden hat. Wir haben keinen Anfang zu setzen, sondern an dem
festzuhalten, was Gott in uns begonnen hat,
Die Frohbotschaft des heutigen Tages verweist uns auf diese Mitte gottgeweihter
Menschen. Der entscheidende Satz dieses Abschnittes heißt: „Er rief die Zwölf zu
sich, damit sie bei ihm seien und dass er sie aussende…“ (Mk. 3,14).
Was hier in der Einheitsübersetzung so kraft- und farblos wiedergegeben ist, birgt in
sich die ganze Dynamik eines christlichen Lebensentwurfes. Um diese Dynamik auch
nur zu erahnen, müssen wir uns am griechischen Originaltext orientieren. Es gibt im
Griechischen insgesamt 4 Wörter für Liebe. Die ersten drei kennen wir: philía
(Freundesliebe), eros (leidenschaftliche Liebe) und agape (selbstlose Liebe). Es gibt
aber noch einen vierten Ausdruck für Liebe, und der heißt: einai meth’autou = Mit
jemandem sein! Dies bezeichnet die stärkste Verbindung zwischen zwei Menschen.
Dies ist eine Beziehung, die von keiner Macht der Welt und der Unterwelt gelöst
werden kann. Im Markusevangelium kommt dieser Ausdruck nur an zwei Stellen vor,
nämlich hier im Kontext unseres Abschnittes und beim Verrat des Petrus im Vorhof

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des Hohepriesters (14,67). Wörtlich übersetzt heißt dann unser Vers: „Er machte sie
zu Zwölf, damit sie (auf Gedeih und Verberben) bei ihm bleiben.“ Die Reihenfolge ist
wichtig: dieses Bleiben in Christus ist Voraussetzung für das Ausgesandt-Werden, für
das Apostolat. Ein Apostolat ohne Christusverbundenheit wäre unverantwortlich.
Don Bosco lebte in dieser ständigen Gottverbundenheit, er lebte dieses „Bleiben in
Christus“, wie unzählige seiner Zeitgenossen bezeugten. Dieses „Bleiben in Christus“
umfängt unsere ganze Existenz. Ich möchte nur drei Aspekte davon unterstreichen:
Bleiben in der Arbeit: Wer von uns kennt das nicht: Da wächst uns die Arbeit über
den Kopf und weil wir so viel zu tun haben, verlieren wird Christus aus den Augen.
Dann werden die Gebetszeiten nur mehr zu Terminen im Tagesablauf und nicht
mehr zu einer persönlichen Begegnung mit IHM. Da sind sie im Extremfall nur mehr
lästige Unterbrechungen in der Arbeit. Don Bosco wollte keine außergewöhnlichen
Gebetszeiten und Gebetsformen. Er empfahl die kurzen Stoßgebete, das
Jesusgebet, die kurze Anbetung des Allerheiligsten während des Tages. Denn
Christus kann nur denjenigen senden, der bei ihm ist.
Bleiben in der Gemeinschaft: Unsere Ordensregel spricht von der mitbrüderlichen,
der apostolischen und der betenden Gemeinschaft. Es gibt Gnadengaben, die uns
nur in Gemeinschaft geschenkt werden. Wir sehen dies am Beispiel des Apostels
Thomas: ihm wird die Erfahrung des auferstandenen Herrn erst zuteil, als er wieder
in die Gemeinschaft der Apostel im Abendmahlsaal zurückkehrt.
Bleiben in Prüfungen und Versuchungen: Das treue Ausharren ist die Weise, in der
Bedrängnis bei Christus zu bleiben. Christus weiß, was dieses Bleiben kostet. In der
Geheimen Offenbarung lesen wir: „Ich kenne deine Mühen und deine Ausdauer.
Meinetwillen hast du Schmähungen ertragen und bist nicht müde geworden.“ Vor
seinem Leiden sagt Jesus zu den Seinen: „In all meinen Prüfungen habt ihr bei mir
ausgeharrt. Darum vermache ich euch das Reich, wie es der Vater mir vermacht hat“
(Lk 22,28). - Es kommt nicht darauf an, dass wir nur unsere eigene Last tragen,
sondern an den Prüfungen Jesu teilhaben. Indem wir die Leiden der Kirche und die
Leiden der Menschen auf uns nehmen, die uns anvertraut sind, gilt auch uns das
Wort Jesu: In all meinen Prüfungen habt ihr bei mir ausgeharrt…!
Johannes Paul II. hat bei seinem 2. Deutschlandbesuch gesagt: „Ich weiß, dass
Stunden der Bedrängnis, der Erschöpfung und Ratlosigkeit, der Überforderung und
Enttäuschung zum heutigen Leben der Priester und Ordensleute gehören, die sich
mit ganzer Kraft bemühen, ihren Dienst treu auszuüben. Muss es uns eigentlich
wundern, dass derjenige, der mit Christus so tief verbunden ist, auch an seinen
Ölberg-Stunden Anteil hat? Welche Lösung kann ich euch anbieten? Noch mehr
Freundschaft mit Christus und noch mehr Gemeinschaft untereinander!“
Da mihi animas, cetera tolle
Liebe Mitbrüder! Dieses Bleiben in Christus hat uns Don Bosco exemplarisch
vorgelebt. Sein „Da mihi animas“ weckt in uns die apostolische Leidenschaft und
lässt uns die Notwendigkeit der Evangelisierung erkennen. Das „Cetera tolle“ macht
uns bereit, alles loszulassen, was uns für unser Apostolat hindert.

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Shakespeare sagt in einem seiner Dramen: „Es ist ein Leichtes zu kommen, es ist
ein Leichtes zu gehen. Aber es ist schwer zu bleiben.“ Dieses Bleiben, diese Treue
zu unserer Berufung und zu unserer Sendung will erbeten sein. Wir haben auf
unserem Salesianischen Weg zwei große Orientierungsmarken, die uns helfen, damit
wir nicht vom rechten Weg abkommen: das Wort Gottes und das Vorbild Don
Boscos! Von ihm sagt Don Rua: „Er tat keine Schritt, er sprach kein Wort und
unternahm nichts, was nicht auf das Wohl der Jugend ausgerichtet gewesen wäre. In
der Tat lag ihm nichts anderes am Herzen als das Heil der Menschen“ (Konst. 21).
Erbitten wir uns die Gnade der Treue, damit wir mit frohem Herzen Christus
nachfolgen, „der unsere lebendige Regel ist“, und damit unser Salesianisches Leben
in Gemeinschaft und unsere Salesianische Sendung für uns ein Weg sind, „der zur
Liebe führt“ (Konst. 196).