GO-393Brief


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1. BRIEF DES GENERALOBERN
„Ihr, die ihr den Herrn sucht,
blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid“ (Jes 51,1)
Präsentation der Region Interamerika
EINLEITUNG. 1. STRUKTUR UND GESCHICHTE DER REGION. Anden-Zone, Ecuador - Kolumbi-
en: Provinzen von Bogotá und Medellin – Peru –Bolivien. Mesoamerikanische Zone1. Provinzen von Mexi-
ko – Mexiko und Guadalajara (MEM – MEG) – Venezuela – Zentralamerika – Antillen – Haiti. Nordameri-
kanische Zone. Vereinigte Staaten: Provinzen von San Francisco und New Rochelle (SUO – SUE) – Kanada.
2. DIE SOZIOKULTURELLE REALITÄT. 3. DIE SALESIANISCHE PRÄSENZ. 3.1 Das Leben der
Gemeinschaften – 3.2 Die Ausbildung – 3.3 Die Jugendpastoral. Die salesianischen Werke. Die Schulen –
Die Pfarreien – Die Oratorien und Jugendzentren – Die Befähigung zur Arbeit – Die Aufmerksamkeit gegenüber
den jugendlichen Risikogruppen – Werke der sozialen Förderung – Betreuung der Migranten - Die Universitä-
ten. Pastorale Prozesse. Jugendliche Vereinigungen. Die Salesianische Jugendbewegung – Berufungspastoral.
Volontariat – Ausbildung der Laienkräfte - 3.4 Die Salesianische Familie - 3.5 Die Soziale Kommunikation -
3.6 Die Missionen und die missionarische Animation. 4. HERAUSFORDERUNGEN UND PERSPEKTI-
VEN FÜR DIE ZUKUNFT: 4.1 Den Primat Gottes unter den Jugendlichen in der Welt von heute bezeu-
gen - 4.2 Don Bosco und seine Leidenschaft des „Da mihi animas“ neu beleben –
4.3 Unseren Präsenzen in der Region neue Bedeutung geben, angespornt von der Option für unsere bevor-
zugten Zielgruppen - 4.4 Durch Bündelung von Kräften, Mitteln und Einsätzen Synergien schaffen , um
in Zusammenarbeit Erfahrungen zu verwirklichen. ABSCHLUSS.
Liebe Mitbrüder!
Rom, den 1. März 2006
Ich schreibe Euch am Ende eines intensiven Monats, der reich war an Besuchen und Begeg-
nungen mit Mitbrüdern. Zunächst war ich in Sri Lanka zur Fünfzigjahrfeier der salesianischen
Präsenz. Von dort reiste ich nach Thanjavur in Indien, wo ich die Hundertjahrfeier der An-
kunft der ersten Salesianer leitete. In der Folgezeit habe ich – wenn auch nur sehr kurz – die
Provinzen Chennai, Tiruchy, Bangalore und Hyderabad besucht. Sodann reiste ich nach Chi-
na, auch hier um die Hundertjahrfeier der salesianischen Präsenz zu feiern; ein Traum Don
Boscos, der weiterhin auf seine volle Erfüllung wartet. Schließlich begab ich mich nach Jo-
hannesburg in Südafrika zur „Visita d’insieme“ der Region Afrika – Madagaskar.
Zahlreich sind die mitgebrachten Eindrücke und – wenngleich allesamt sehr schön und be-
geisternd – sehr unterschiedlich. Vielleicht kann ich bei anderer Gelegenheit ausführlicher
darüber berichten. Für jetzt möchte ich Euch nur sagen, dass wir dem Herrn dankbar sein
müssen, der uns so viel Gutes erweist und uns reichlich segnet. Keinem kann die Tatsache
entgehen, dass man die Zukunft der Kongregation - was die Berufungen angeht - in Asien und
Afrika findet. Es liegt in unserer Verantwortung, das Charisma Don Boscos getreu in die Kul-
turen einzupflanzen („inkulturieren“). Es verwirklicht sich ja in der Ausdehnung der Werke, in
der Fruchtbarkeit der Berufungen, im Wachstum der Salesianischen Familie, in der Qualität
der erzieherisch-pastoralen Sendung und vor allem in unserer Heiligkeit.
Ich setze die Präsentation der Regionen fort und möchte diesmal über „Interamerika“ reden.
Dieser Region fühle ich mich besonders verbunden, weil sie das Land des Ursprungs meiner
1 Anmerkung des Übersetzers: Der Begriff „Mesoamerika“ wurde 1943 eingeführt. Er ist eine räum-
lich-kulturell-historische Abgrenzung und bezeichnet ein Siedlungsgebiet in Mittelamerika (Zentral-
Amerika), dessen Kulturen sich durch gewisse gemeinsame Merkmale auszeichnen (nach: Wikipedia).
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Berufung umfasst und weil mir in den vorausgehenden sechs Jahren die besondere Aufgabe
des Regionalrats anvertraut worden war. Ich kenne keine Region so gut wie diese. Ich erinne-
re mich an alle Häuser und Mitbrüder. Ihnen gilt mein ganz herzlicher Gruß. Mit besonderer
Zuneigung drücke ich auch meinen größten Wunsch aus: sie ganz in dem Bemühen engagiert
zu sehen, ihre salesianische Berufung mit Freude, Großherzigkeit und Treue zu leben. In die-
sem Zusammenhang kommt mir der Text des Propheten Jesaja in den Sinn, der an das Volk Is-
rael im Exil schreibt, es an seine Erwählung erinnert und dazu aufruft, sich voll und ganz an
Gott zu orientieren und dabei an die Festigkeit seiner Ursprünge zu denken: „Sucht den
Herrn...“ (Jes 51,1). Mit einigen beredten Bildern spricht der Prophet den dringenden Appell
aus, das Vertrauen in Gott zu erneuern und getreu diejenigen nachzuahmen, die uns im Glau-
ben und im Geist gezeugt haben: „...blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid, auf den
Schacht, aus dem ihr herausgebohrt wurdet“ (51,1). Das ist ein sehr schöner Text, verhei-
ßungsvoll und ermutigend. Mit diesen Worten fasse ich zusammen, was Don Bosco heute von
den Salesianern dieser Region erwarten würde.
Einleitung
Fast auf alle 18 Nationen, welche die Region Interamerika bilden, kann man die Ge-
gebenheiten anwenden, die laut Don Ceria die Präsenz der Salesianer in Amerika be-
günstigen:
„In seinen missionarischen Träumen sieht Don Bosco Salesianer bei der Arbeit in ganz Süd-
amerika; aber er selbst konnte sie nicht während seines Lebens überall hin schicken. Er hatte
sie nach Argentinien, nach Uruguay und nach Brasilien geschickt. In den letzten Jahren ka-
men dann Anfragen aus fünf der anderen Republiken, die ihm im Traum gezeigt worden wa-
ren. Nur zwei davon bekamen noch von ihm Arbeiter für das Evangelium, während sein Nach-
folger für die drei verbleibenden sorgte. Es sind die fünf, die ohne Unterbrechung vom Meer
der Antillen bis zum Ende des Pazifischen Ozeans, von Sucre bis nach Santiago aufeinander
folgen: Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Peru und Chile. Über soviel Interesse Lateinameri-
kas für die Salesianer gelangten Nachrichten zu Leo XIII. seitens eben dieser Regierungen
und machten auf den Papst solchen Eindruck, dass er besonders von da an begann, die Be-
deutung und die Wirksamkeit der salesianischen Kongregation zu ermessen...
Im Jahr 1888 hatte Südamerika 304.000 (italienische Emigranten), deren Zahl rasch anstieg.
Das waren Zeiten, in denen das Vaterland sich wenig oder gar nicht um seine Söhne und
Töchter kümmerte, die sich, von den Nöten des Lebens getrieben, in fremden Regionen auf-
hielten. Für sie war es also ein großes Glück, dort Priester vorzufinden, die sie verstanden
und ihnen halfen. Die Hilfe für die Emigranten fand bekanntlich von Anfang an in das missio-
narische Programm Don Boscos Eingang“.2
Wahrscheinlich könnte man andere Motive hinzufügen: die Wirkung, welche die von Carlo
D’Espiney verfasste Biographie über Don Bosco noch zu seinen Lebzeiten ausgelöst hatte;
die Lektüre des „Bollettino Salesiano“ in Spanisch und der Ruf Don Boscos, der sich in die
amerikanischen Länder übertrug. Dafür sorgten die Bischöfe, die zu Besuch nach Rom ka-
men; die Seminaristen, die an den römischen Kollegien, besonders am Collegio Pio Latino-
americano, studierten; und die Diplomaten, die Don Bosco und seine Werke in Rom kennen
lernten und von ihren Regierungen zur Gründung salesianischer Werke in ihren jeweiligen
Ländern gebeten wurden.
1. Struktur und Geschichte der Region
Angesichts der großen geographischen, politischen und sozialen Vielfalt in den verschiedenen
Ländern, ist die Region Interamerika in drei Zonen unterteilt. Diese Aufteilung schien uns
2 E. CERIA, Annali della Società Salesiana, SEI 1941, Bd. I, S. 600-601
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nützlich zu sein für die Präsentation der Geschichte und der Entwicklung der Kongregation
auf diesem Kontinent.
Anden-Zone
Die Anden-Zone umfasst Ecuador, Kolumbien, Peru und Bolivien.
Ecuador
Die Salesianer kamen am 28. Januar 1888 in Quito zu einer Zeit tiefgreifender Umwandlun-
gen auf ökonomischem, politischem, sozialem und religiösen Gebiet an. Es war die letzte, von
Don Bosco persönlich vorgenommene Aussendung.
Nach zweieinhalb Monaten ständiger Opfer weihte man die „Taleres Salesianos del Sagrado
Corazón“ (Werkstätten für Kunst und Handwerk) im alten „Protectorado Católico“ ein. Don
Luigi Calcagno, dem die Verantwortung für die Aussendung übertragen worden war, wurde
zum Direktor des neuen Werkes ernannt. Die Gründung erwies sich sehr bald als eine außer-
gewöhnliche erzieherische und pädagogische Erfahrung: Man erbaute eine Installationszentra-
le für den elektrischen Dienst der ecuadorianischen Hauptstadt; man knüpfte Kontakte mit der
Italienischen Meteorologischen Gesellschaft bezüglich der Installation eines neuen Observa-
toriums in Quito; man experimentierte mit neuen Grundsubstanzen für die Lederindustrie.
Das Werk der Salesianer in Quito erweiterte sich Zug um Zug. Man kümmerte sich zunächst
um die jungen Lehrlinge der Kunst- und Handwerksschule, sodann um die Häftlinge des
„Panóptico“ (Sicherheitsgefängnis). Man aktivierte die Förderung der Salesianischen Mitar-
beiter, um sich dann mit der Gründung des Katholischen Zirkels der Arbeiter am 15. April
1894 der Betreuung der Arbeiterklasse zuzuwenden. Seit dem Jahr 1893 wurden die salesiani-
schen Häuser von Ecuador, die eine Visitatorie bildeten, als Bestandteile einer Provinz errich-
tet, obwohl das kanonische Dekret erst am 20. Januar 1902 veröffentlicht wurde.
Die Regierung von Ecuador wollte die sehr gute Arbeit, welche die Salesianer in Quito leiste-
ten, auf andere Provinzen des Landes ausdehnen. Deshalb hatte sie am 8. August 1888 ein De-
kret erlassen, in dem sie die Ansiedlung zweier neuer Gründungen in Riobamba und in Cuen-
ca verfügte. 1891 gründete man in Riobamba das Institut „Santo Tomás Apóstol“. Zwei Jahre
später kam die Handwerksschule in Cuenca hinzu. Ihr folgten 1896 die Häuser in Tola, in
Quito und das Noviziat in Sangolqui, einem Ort in der Nähe der Hauptstadt. Als Missionare
zögerten die Salesianer nicht, in den ecuadorianischen Osten, ins Amazonasgebiet vorzudrin-
gen. Sigsig war der Ausgangspunkt derer, die im Vikariat von Méndez und Gualaquiza eintra-
fen. Am 17. August 1903 legt man den Grundstein für den Maria-Hilf-Tempel in Gualaquiza.
Während der liberalen Revolution mit antiklerikaler Tendenz hatte die salesianische Präsenz
erheblich zu leiden. Erst im Jahr 1903, nach der schwierigsten und gewaltsamsten Periode,
konnte man die unterbrochene Arbeit wieder aufnehmen. Es begannen die Mitbrüder zurück-
zukehren, die ins Exil gehen mussten, und eröffneten erneut die Häuser von Quito, Riobamba
und Cuenca. Ein Jahr später wurde in Guayaquil das Institut „Domingo Santistrevan“ gegrün-
det, das so das erste salesianische Erziehungs- und Pastoralzentrum an der Küste wurde. Wäh-
rend der revolutionären Periode konnte sich die Provinz auf drei hervorragende Obern verlas-
sen: Don Luigi Calcagno, erster Provinzial, der 1896 aus dem Land vertrieben wurde; Don
Antonio Fusarini, zweiter Provinzial, dessen Gedenken untrennbar mit der Geschichte des sa-
lesianischen Werks in Riobamba verbunden bleibt; und vor allem Msgr. Domenico Comin,
dritter Provinzial, der die salesianischen Häuser zwei Perioden lang führte (von 1909 bis 1912
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und von 1916 bis 1921) und der als Apostolischer Vikar von Méndez und Gualaquizza im Ok-
tober 1920 zum Bischof geweiht wurde.
Als der Erste Weltkrieg beendet und das liberale System geschwächt war, begann im Land
eine neue Geschichtsperiode. Die Kongregation konnte sich stabilisieren, besonders seit den
dreißiger Jahren, während sie sich entschieden an der Erziehung der Jugend in der „Sierra“
(Hochebene der Anden) und in der „Costa“ (Küstenebene) sowie an der Förderung und Evan-
gelisierung in den Missionen der Amazonasgebiete orientierte. Die städtische Erziehungsar-
beit festigte sich in bemerkenswerter Weise, und zwar angesichts der großen Nachfrage der
volkstümlichen Jugendsektoren, denen die Kongregation ihre vornehmliche Aufmerksamkeit
zuwandte. So konnte man neue missionarische Aussendungen organisieren, die es endlich er-
möglichten, das ersehnte Werk der Evangelisierung der Bevölkerungsgruppe der Shuar zu be-
ginnen. Ja, man erreichte sogar durch eine Übereinkunft mit der Regierung die offizielle An-
erkennung des Schutzes der Salesianer auf dem Territorium und durch eine offizielle Hilfe
eine wichtige ökonomische Unterstützung für die salesianischen Erziehungseinrichtungen im
Amazonasgebiet.
Infolge des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945), der den Salesianern die Kommunikation mit
dem Zentrum der Kongregation in Italien verbot und somit die Entsendung von neuem Perso-
nal einschränkte, sah sich die salesianische Präsenz in Ecuador gezwungen, sich autonomer zu
organisieren, indem sie eigene Häuser für die Ausbildung der jungen Mitbrüder eröffnete.
Nach dem II. Vatikanischen Konzil und den Generalkapiteln der Kongregation, deren Erneue-
rungsinhalte man aufnahm, erfuhr die Provinz tiefgreifende Veränderungen. Die salesiani-
schen Missionen waren die ersten, die von großen Umwandlungen betroffen waren. Organi-
siert wurde eine pastorale Aktion, die auf die Ausbildung von einheimischem Personal aus
dem Territorium gerichtet war. Man förderte eine Liturgie mit religiösen Feiern in Überein-
stimmung mit den einheimischen Kulturwerten. Die Organisation einer Föderation der Shuar-
Zentren ist ein relevantes Beispiel dafür.
Im Jahr 1961 wurde die Provinz in zwei Provinzen geteilt mit den entsprechenden Sitzen in
Quito und in Cuenca. Die Teilung dauerte nur 12 Jahre bis zum 29. August 1973 und diente
unter anderem zur entgültigen Festigung des Vikariats von Méndez mit dem Beitrag neuer
Energien. Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre öffneten sich neue Arbeitsberei-
che: die Anden-Missionen von Zumbagua, Salinas und Cayambe, sowie die Arbeit mit den
Straßenkindern in Quito und Guayaquil. Hinzu kommt in den neunziger Jahren die Entste-
hung der Salesianischen Polytechnischen Universität mit Standorten in Cuenca, Quito, Gua-
yaquil.
Kolumbien: Provinzen von Bogotá und Medellín
Die salesianische Präsenz in Kolumbien ist Frucht eines Traums Don Boscos, der 1883 in der
Nacht vor dem Fest der heiligen Rosa von Lima eine Karte sah, auf der „die Diözese von Car-
tagena groß dargestellt war; sie war der Ausgangspunkt“.3 Don Bosco, der in Kolumbien
schon als Wundertäter bekannt war, wurde auch bald als großer Erzieher der Jugend entdeckt.
Und so lud die kolumbianische Regierung durch Vermittlung ihres Vertreters beim Heiligen
Stuhl General Joaquin F. Vélez die Salesianer nach Kolumbien ein; und zwar zu dem Zweck,
für die religiöse, wissenschaftliche und handwerkliche Erziehung der Jugend zu sorgen.
3 MB XVI, S. 389
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Die ersten Salesianer wurden von Don Rua ausgesandt und trafen unter der Leitung von Don
Evasio Rabagliati am 31. Januar 1890 auf kolumbianischem Boden ein, nachdem sie in Bar-
ranquila an Land gegangen waren. Wenige Tage später kamen sie in Bogotá an, wo man am 1.
September die erste Schule für technische Erziehung im Land eröffnete: das Collegio Salesia-
no León XIII de Artes y Oficios, das zum Brennpunkt der kulturellen Ausstrahlung in Kolum-
bien wurde.
Allmählich begann die salesianische Präsenz zu wachsen und sich zu vervielfältigen. Schon
1896 wurde die Provinz unter dem Patrozinium des hl. Pietro Claver errichtet. Schon 1905
entstand der erste Zweig des fruchtbaren Baums der Salesianischen Familie: das Institut der
Töchter der Heiligen Herzen Jesu und Mariä, gegründet in Agua de Dios von Don Luigi Vari-
ara, der die heroischen Taten des Don Michele Unia zu Gunsten der Leprakranken fortsetzte.
Als sich das salesianische Werk 1957 mit 31 Häusern, verstreut über das ganze kolumbiani-
sche Territorium, vervielfältigt hatte, wurde die neue Provinz Medellin ins Leben gerufen.
Die salesianische Kongregation hatte in Kolumbien charismatische Werke mit der Geltung
von Bezugspunkten, wie das Werk zu Gunsten der Leprakranken in Agua de Dios und in Con-
tratación, sowie das Werk von Ariari, das weiterhin als Kontext der Herausforderung für die
Kirche gilt, da es sich um eine der Regionen des Landes handelt, die am meisten von der Ge-
walt betroffen sind. Dank der von den Salesianern in diesen letzten vierzig Jahren geleisteten
Arbeit wurde das Vikariat eine Diözese und verfügt über eine Gruppe von lokalen Priestern.
Aus diesem Grund haben sich die Salesianer schrittweise zurückgezogen und die Pfarreien
dem Diözesanklerus übergeben. Es gibt aber noch einige Orte, welche die apostolische Groß-
herzigkeit der Söhne Don Boscos erfordern.
Die Salesianer von Bogotá (COB) haben schon seit mehreren Jahren Werke von großer Be-
deutsamkeit eröffnet. Sie kümmern sich um Straßenkinder, bekannt als „gamines“, um ju-
gendliche Risikogruppen auf Grund von Gewalt (Tibú, San Vincente del Caguán) oder um
Randgruppen, die sich massenweise in Wohnvierteln an der Peripherie aufhalten (Ciudad Bo-
livar); um Jugendliche, die wegen familiärer Armut keinen Zugang zu einer qualifizierten Er-
ziehung haben (in den „colegios concesionados“). Eine besondere Beachtung verdient die Be-
wegung zu Gunsten der Straßenkinder, heute in zahlreichen Provinzen der Welt präsent, die in
Bogotá unter dem Impuls des Don Saverio De Nicolò entstand. Sobald er dieses tragische so-
ziale Phänomen erkannt hatte, verstand er es, ein wirksames und beispielhaftes Angebot zu
planen.
Auch die Salesianer von Medellin (COM) konnten soziale Werke schaffen, welche die Vor-
zugsoption für die ärmsten Jugendlichen verwirklichen. Ich möchte hier vor allem an die „Ci-
udad Don Bosco“ erinnern; ferner an die Betreuung der jugendlichen Risikogruppen im soge-
nannten „Centro de Capacitación Don Bosco“ in Cali, mit dem afro-kolumbianischen Umfeld
von Buenaventura und Condoto; ebenso an das Rehabilitationsangebot im „Hogar San Juan
Bosco“ in Armenia für Jugendliche, die auf Grund des bewaffneten Konfliktes auf Abwege
geraten sind; und schließlich an die Qualifizierung für den Arbeitsprozess, die man in vielen
Werken anbietet.
Peru
Im Jahr 1886 besuchte der Präsident der Republik von Peru Valdocco, traf sich mit Don Bos-
co und erbat Salesianer für sein Heimatland. Eine ähnliche Anfrage hatte Don Bosco von Sei-
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ten einiger Salesianischer Mitarbeiter erhalten. 1887 antwortete er darauf mit der Auskunft,
sich mit Don Giacomo Costamagna zu verständigen, der Lima 1888 besuchen werde.
1890 kam Don Angelo Savio in der Hauptstadt von Peru an, um das Terrain für die erwünsch-
te Gründung zu erforschen. Er trat in Verbindung mit einer Institution, die sich „Sociedad de
Beneficencia“ nannte, und die zum Ziel hatte, in der Stadt ein Institut für Kinder, geleitet von
den Töchtern Mariens, der Helferin der Christen, und eine Schule für Kunst und Handwerk
unter der Leitung der Salesianer zu errichten. Inzwischen hatte Don Rua zwei Briefe empfan-
gen, einen von Msgr. Macchi, Apostolischer Delegat in Peru, und den anderen von Kardinal
Rampolla im Namen des Heiligen Vaters, in denen beide mit Nachdruck die Präsenz der Söh-
ne Don Boscos in Peru erbaten. Angesichts dieser Anfragen wurde am 6. Juni 1890 vom Ge-
neralrat mit einigen Veränderungen das von der „Sociedad Beneficiencia“ präsentierte Projekt
gebilligt, wenngleich die endgültige Antwort Don Ruas zurückgestellt wurde, bis die Appro-
bation des Erzbischofs von Lima vorläge. Diese traf im Mai 1891 ein.
Die Gründergruppe von Salesianern und Don-Bosco-Schwestern reiste am 16. August von Tu-
rin ab und kam am 27. September 1891 in Lima an. Die Salesianer, zwei Priester (Don Anto-
nio Riccardi und Don Carlo Pane) und ein Bruder (Giovanni Sioli) waren anfangs damit be-
schäftigt, den Don-Bosco-Schwestern zu helfen, die ihr Werk am 15. Oktober begannen. Sie
selbst konnten dann am 18. Dezember 1891 ein Oratorium eröffnen. Fast ein Jahr später be-
gannen sie mit dem Internat. Die salesianische Präsenz, entstanden in Lima im Viertel Rimac,
mit dem Oratorium und den Werkstätten für Kunst und Handwerk gelangte schon bald nach
Arequipa im Süden des Landes (1896); später nach Brena, einem Wohnviertel von Lima
(1897) und gleichzeitig in das Hafenviertel Callao, nahe bei Lima.
In Anbetracht des raschen Wachstums hatte Don Rua die Provinz „Erzengel Sankt Gabriel“
mit Sitz in Santiago (Chile) errichtet. Sie umfasste die Häuser von Chile und Peru. Aber ange-
sichts der Unmöglichkeit einer echten Animation und Leitung sowie des Rhythmus der Ent-
wicklung der Werke wurde 1902 die Provinz „Santa Rosa“ mit Sitz in Lima-Brena für Peru
und Bolivien errichtet.
Die Eröffnung der Missionen in „Valle Sagrado de los Incas“ (nach der Schließung der Werke
in Puno und Yucay), in denen man eine Arbeit direkt zu Gunsten der eingeborenen Jugendli-
chen der peruanischen Hochebene leistete, war ein wichtiger Schritt getan, um der Provinz
von Peru ein ganzheitlicheres salesianisches Erscheinungsbild zu geben. Eine ähnliche Ziel-
setzung hat die Organisation von Zentren zwecks Qualifikation für die Arbeit seit den siebzi-
ger Jahren, wie auch die Initiative der Aufnahmehäuser „Don Bosco“. Ferner leisten die Grün-
dung von „Bosconia“ in Piura, das Wiederaufleben des Oratoriums von Rimac, die Festigung
der Salesianischen Jugendbewegung, die Eröffnung der Mission in San Lorenzo (2000) im pe-
ruanischen Amazonien ebenso einen Beitrag dazu, dass man ein vollständigeres Erschei-
nungsbild des salesianischen Angebots in Peru präsentieren kann.
Bolivien
Don Giacomo Costamagna besuchte Bolivien im Jahr 1889 und war begeistert von den zu-
ständigen Stellen, welche die Gründung des salesianischen Werks im Lande erbaten. Es muss-
ten allerdings noch einige Jahre vergehen, bis Don Rua 1895 in Turin einen Vertrag zur Eröff-
nung von zwei Internaten für Kunst und Handwerk unterschrieb. Don Costamagna, damals
schon Bischof, reiste nach Sucre und La Paz, um in beiden Städten das „Colegio Don Bosco“
zu gründen. Es war ein Internat mit geeigneten Strukturen für die Handwerker und Schüler so-
wie mit einem „Oratorio festivo“. In Sucre hatte man zudem die Betreuung einer Kirche. Die
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beiden Häuser hatten seit den ersten Jahren eine wunderbare Entwicklung zu verzeichnen und
die Salesianer gewannen die Sympathie der Leute. Sie wurden in die peruanische Provinz in-
tegriert. Die Entfernung der Provinzleitung begünstigte nicht die wiederholten Versuche, in
Bolivien neue Häuser zu gründen. Erst 1943 gründete man die Landwirtschaftsschule von
Chulumani und die zwei Diözesanseminare, das Seminar „San Jerónimo“ in La Paz und das
Seminar „San Luis“ in Cochabamba. Im Jahr 1955, in dem man die beiden Seminare abgab,
begünstigte die Eröffnung eines eigenen Aspirantats in Calacoto die Berufungen vor Ort. Im
folgenden Jahr eröffnete man die Landwirtschaftsschule von Fatima in Cochabamba. 1960 be-
gann die Landwirtschaftsschule von Muyurina in Montero (Santa Cruz) und 1963 das „Cole-
gio Don Bosco“ in Cochabamba.
Auf Grund der geringen Zahl von Werken und Personal zögerte das salesianische Bolivien,
sich als Provinz zu konstituieren. Ihre Errichtung unter dem Titel „Nostra Signora di Copaca-
bana“ fand am 9. Januar 1963 mit Don Pietro Garnero als erstem Provinzial statt. Unglückli-
cherweise musste Don Garnero nach knapp eineinhalb Jahren Bolivien verlassen, weil er zum
Provinzial von San Paolo in Brasilien ernannt wurde. Als sein Nachfolger wurde Don José
Gottardi ernannt. Aber auch er konnte die Werke nicht stabilisieren, weil er nach eineinhalb
Jahren als Provinzial nach Uruguay geschickt wurde. Die salesianische Präsenz in Bolivien
erfuhr eine gewisse Stabilisierung mit Don Jorge Casanova aus Argentinien, der glücklicher-
weise seine sechsjährige Amtszeit als Provinzial beenden konnte. Unter der Leitung seines
Nachfolgers Don Rinaldo Vallino aus Guadalajara (Mexiko) begann man mit neuen Werken:
die Mission von Kami und Independencia auf der Hochebene und die von „Sagrado Corazón“
und „San Carlos“ im Osten.
Nach der sechsjährigen Amtszeit von Don Vallino hatte die Provinz Obern, die aus den Rei-
hen der eigenen Gemeinschaften hervorgegangen waren. Der erste war Don Tito Solari, der
nach Bolivien gekommen war wegen der Partnerschaft zwischen der Provinz Venetien und
der von Bolivien. Als seine Amtszeit zu Ende war, wurde Don Solari zum Weihbischof von
Santa Cruz geweiht und etwas später zum Erzbischof von Cochabamba ernannt. Während der
Amtszeiten von Don Carlo Longo, Don José Ramón Iriarte und Don Miguel Angel Herrero
wuchs die Provinz weiter an Werken und an Mitbrüdern. Seit Januar 2005 steht an der Spitze
der Provinz Don Juan Pablo Zabala Torres, erster Provinzial bolivianischer Herkunft.
Mesoamerikanische Zone
Sie umfasst Mexiko, Venezuela, Zentralamerika, Antillen, Haiti.
Mexiko: Provinz von Mexiko-Mexiko und von Guadalajara (MEM – MEG)
Die ersten Salesianer kamen am 2. Dezember 1892 in Mexiko an. Es waren drei Priester: Don
Angelo Picono, Leiter der Aussendung, Don Raffaele Piperni und Don Simone Visintainer;
zudem ein Bruder namens Pietro Tagliaferro und der Kleriker Agostino Osella.
Sie waren auf das Bemühen des Salesianischen Mitarbeiters Don Angel Lascuráin hin gerufen
worden, der seit 1890 ein kleines Kolleg in Mexiko-Stadt begleitete. Kurz darauf im Jahr
1893 zogen die Salesianer in das Wohnviertel „Santa Julia“ am Stadtrand um, wo sie ein
großes Kolleg für Handwerker und Schüler erbauten. 1894 siedelte Don Piperni in die Stadt
Puebla um, wo er das zweite salesianische Werk gründete. Das dritte wurde 1901 in der Stadt
Morelia und das vierte 1905 in der Stadt Guadalajara gegründet. Von 1902 an bildeten diese
vier Häuser die Provinz „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“. Aber das salesianische Werk in
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Mexiko konnte sich in den ersten fünfzig Jahren nicht entfalten: zunächst wegen der Revoluti-
on (1910 – 1920) und dann wegen der Verfolgung (1926 – 1929) und der Periode der antikle-
rikalen Gesetze (1930 – 1940). Im Jahr 1937 verblieben nur 13 Salesianer in der gesamten
Republik. Erst seit 1941 erstand die salesianische Präsenz zu neuem Leben und entwickelte
sich mit unerwarteter Vitalität, so dass sie sich in nur 22 Jahren (1941 – 1963) vervielfältigte
und auf 35 Häuser und 400 Salesianer kam.
Dieser wunderbare Aufschwung führte 1963 zur Aufteilung in zwei Provinzen: im Süden mit
Sitz in Mexiko-Stadt, die Provinz „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ (MEM); im Norden
mit Sitz in Guadalajara (MEG) die Provinz „Christus König und Maria, Hilfe der Christen“.
Die salesianische Präsenz in Mexiko-Mexiko (MEM) hat eine besondere Bedeutung für die
missionarische Arbeit im Süden des Landes (Oaxaca), wo man mit den Mixes, mit den
Chinantecos und mit einigen Gemeinschaften der Zapoteca arbeitet. Seit 1962 kamen die ers-
ten Salesianer in diesem Gebiet an, und 1966 wurde die Prälatur „Mixepolitana“ gegründet,
womit der Prozess der Inkulturation des Evangeliums und der Aufbau einer Kirche mit einge-
borenem Erscheinungsbild in Übereinstimmung mit dem II. Vatikanischen Konzil und dem
Lehramt der Kirche begann. Wenngleich sich diese missionarische Arbeit im Jurisdiktionsbe-
reich von MEM befindet, wurde sie beiden Provinzen übertragen. Zur Zeit hat die Provinz
von Guadalajara in dieser Prälatur eine Gemeinschaft (San Antonio de Las Palmas) unter di-
rekter eigener Verantwortung.
1979 begann die Provinz MEM mit einer Präsenz in San Cristóbal de Las Casas (Chiapas) mit
einem oratorianischen Angebot und der Betreuung einiger eingeborener Gemeinschaften in
diesem Gebiet. In der Zeit der neunziger Jahre nahm ein Projekt von Oratorien in Mérida sei-
nen Anfang.
Seit ihrer Errichtung hat sich die Provinz von Guadalajara (MEG) als sehr sensibel erwiesen,
was die Ausbildung der jungen Mitbrüder anbetrifft, indem man eigenes Personal vorbereitet
und eigene Häuser errichtet.
Mitte der achtziger Jahre begann das Vorhaben mancher Salesianer Gestalt anzunehmen, tägli-
che Oratorien im Bereich der Grenze zu den Vereinigten Staaten zu eröffnen, um jugendliche
Risikogruppen aus dem Landesinneren und aus ganz Lateinamerika begleiten zu können. So
entstanden die Werke von Tijuana, Mexicali, Los Mochis, Ciudad Juarez, Nogales und
schließlich Chihuahua, Acuna und Laredo.
Seit einigen Jahren befinden sich die mexikanischen Provinzen in fortschreitendem Wachstum
in Bezug auf Identität und Zugehörigkeitssinn mittels verschiedener Initiativen: Versammlung
der Provinzgemeinschaft (ACI), Wochen der Ständigen Weiterbildung, Weihnachten in der
Provinz, Geistliche Exerzitien auf Provinzebene. In jeder der beiden Provinzen gibt es zudem
Präsenzen, die sich um gefährdete Kinder und Jugendliche kümmern, wie das „Haus Naza-
reth“ (MEM) und die „Jungenstadt“ (MEG).
Venezuela
Im Februar 1894 erbat Msgr. Giulio Tonti, Apostolischer Delegat in Venezuela, im Auftrag der
Regierung von Don Rua die Gründung einiger salesianischer Werke in Caracas und in Valen-
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1.9 Page 9

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cia. Schon vorher hatten Msgr. Uzcátegui, P. Arteaga und die venezolanischen Salesianischen
Mitarbeiter Don Bosco gebeten, seine Söhne nach Venezuela zu schicken.
Am 29. November 1894 kamen die ersten sieben Salesianer in Venezuela an. Nicht leicht wa-
ren die Anfänge des Werkes in Caracas wegen der Meinungsverschiedenheiten mit der Regie-
rung. Die Salesianer, angeführt von Don Enrico Riva, gründeten ein kleines Werk, das mit der
Zeit wuchs und aus dem schließlich das große Kolleg vom hl. Franz von Sales in Sarriá wur-
de. Später entstanden bei dem Kolleg die „Gratis-Schulen Don Bosco“. Anfang 1900 begann
man mit dem Bau des Heiligtums zu Ehren Mariens, der Hilfe der Christen. In Valencia hatte
man 1894 das „Kolleg Don Bosco“ eröffnet, das schon unter dem Direktorat von Don Berge-
retti begonnen worden war. 1902 gründete man das Werk St. Raphael (im Staate Zulia), das
dann auf Veranlassung von Don Albera nach Maracaibo verlegt wurde. 1914 entstand das sa-
lesianische Werk in Táriba (im Staate Táchira) mit dem „Kolleg St. Josef“ und einer Kapelle
zu Ehren Mariens, der Hilfe der Christen. 1927 legte man die Ausbildungsetappen in La Vega
fest; 1938 verlegte man das Noviziat nach Los Teques.
Die salesianische Präsenz im gegenwärtigen Staate Amazonien datiert aus dem Jahr 1933, als
die Provinz die Apostolische Präfektur von Puerto Ayacuchio bekam. Der Zeitraum der Zu-
nahme an Werken und Personal fällt in die zehn Jahre von 1950 bis 1960. Man gründete Häu-
ser in Mérida, Coro, Judibana, Puerto La Cruz und Los Teques. Man errichtete große Gebäude
für Erziehungswerke. Es entwickelte sich das Apostolische Vikariat von Puerto Ayacucho mit
neuen Präsenzen in Alto Orinoco: Isla del Ratón, Manapiare und La Esmeralda. 1953 wurde
die Päfektur zum Vikariat. Die Don-Bosco-Schwestern, die 1927 nach Venezuela gekommen
waren, integrierten sich seit 1940 in die missionarische Arbeit im Vikariat. Zur Zeit haben sie
6 Gemeinschaften. Die Kirche hat – insbesondere mit Hilfe der Salesianischen Kongregation
und der Don-Bosco-Schwestern – in hohem Maße zur Bildung des Staates Amazonien beige-
tragen; und zwar durch Schulzentren und Evangelisierungswerke unter den verschiedenen
Ethnien, die seit dem 18. Jahrhundert nach der Vertreibung der Jesuiten sich selbst überlassen
waren. In den fünfziger Jahren begannen die Salesianer einen Weg der Evangelisierung mit
den Yanomami.
Die Richtlinien des Besonderen Generalkapitels 1972 führten beträchtliche Änderungen in der
Bildung der Provinzen und im dort geleisteten pastoralen Dienst ein. Man eröffnete Werke zur
Eingliederung in die volkstümlichen Bezirke: die Gemeinschaft „Primero de Noviembre“ in
Petare und die Pfarrei St. Felix im Staate Bolivar. Der größte Teil der schulischen Werke war
ausgerichtet auf die Kinder aus den einfachen Volksschichten, wobei man auf eine Unterstüt-
zung der AVEC (Venezolanische Vereinigung für Katholische Erziehung) zählen konnte. Seit
dieser Epoche sind alle Lehrer und Ausbilder Venezolaner. Die Präsenz der venezolanischen
Mitbrüder in der gesamten Provinz ist erstarkt.
1976 wurde das ISSFE (Höheres Salesianisches Institut für Philosophie und Erziehung) ge-
gründet. Es ist der UPS in Rom angegliedert und dient der Ausbildung der jungen Salesianer.
1991 begann der Prozess der Schaffung des „Istituto Universitario Padre Ojeda“. Der Natio-
nalrat der Universitäten approbierte es am 7. Februar 1996.
1994 hatte die salesianische Präsenz in Venezuela die 100 Jahre vollendet. Bei dieser Gele-
genheit nahmen zwei Projekte ihren Anfang, die eine Antwort geben wollten auf die neuen
Herausforderungen des Dienstes für Kinder in Risikosituationen und die bedürftigsten Ju-
gendlichen: „Red de Casas Don Bosco“ für die Betreuung der Risikogruppen mit bereits sie-
ben Häusern, „Asociacion para la Capacitacion Juventud y Trabajo“ mit der arbeitsbezogenen
9

1.10 Page 10

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Qualifizierung von ausgeschulten Jugendlichen und Erwachsenen in sechzig Qualifikations-
zentren im nationalen Bereich, einschließlich der Werke anderer Ordenskongregationen.
Zentralamerika
Das ist eine Provinz, die sechs Länder umfasst: Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicara-
gua, Costa Rica und Panama. Die ersten Salesianer kamen am 2. Dezember 1897 im Hafen
von La Libertad (El Salvador) an. Sie waren von Don Rua auf Bitten des Generals Rafael
Gutiérrez, Präsident der Republik, gesandt worden. Die Anfrage ging auf einen ausdrückli-
chen Wunsch von Leo XIII. zurück. Diese erste salesianische Aussendung nach Zentralameri-
ka bestand aus Don Luigi Calcagno (Oberer), Don Giuseppe Misieri, Don Giuseppe Menichi-
nelle und den Salesianerbrüdern Stefano Tosini und Basilio Rocca sowie den jungen Klerikern
Pietro Martin, Constantino Kopsik und Luigi Salmón.
Zunächst widmeten sich die Salesianer der „Finca Modelo“ in der Hauptstadt San Salvador,
einer Landwirtschaftsschule im Besitz der Regierung, die 120 interne Schüler zählte. Die sale -
sianische Präsenz dauerte zwei Jahre. Dann führte politische Instabilität zu deren Auflösung.
Die Salesianer nahmen sich danach einer Institution an, die 20 Waisen in der nahen Stadt San-
ta Tecla beherbergte.
Am 4. Januar 1903 traf in San Salvador die vierte Expedition von salesianischen Missionaren
ein. Im selben Jahr wurde die Zentralamerikanische Provinz vom Heiligsten Erlöser errichtet.
Sie umfasste die fünf Republiken Zentralamerikas und das Territorium von Panama, das sich
im selben Jahr von Kolumbien löste und als unabhängiger Staat konstituierte. Von Santa Tecla
aus reisten nach und nach Gruppen von Mitbrüdern ab und gründeten Häuser und Werke in
Honduras (Comayagua, 1905), Costa Rica (Waisenhaus von Cartago, 1907), Panama (1907),
Nicaragua (1912) und Guatemala (1929). In der Republik El Salvador weihten die Salesianer
1903 das „Colegio San José“ in der Stadt Santa Ana und 1904 das „Colegio Don Bosco“ von
Avenida Peralta in San Salvador ein. Am 29. Mai 1912 bekam El Salvador den Besuch des
ersten Salesianerbischofs und künftigen Kardinals Msgr. Giovanni Cagliero in seiner Eigen-
schaft als Apostolischer Delegat.
Da die Provinz aus 6 Ländern bestand (Guatemala, El Salvador, Honduras, Nicaragua, Costa
Rica und Panama), bot sie ein Bild großer Komplexität. Die Grenzen erschwerten den Hin-
und Herfluss von Personen und Material. Die markanten soziopolitischen Teilungen begüns-
tigten die kulturellen Unterschiede und ein betont nationales Gefühl: sechs Erziehungssyste-
me, sechs Arbeitsgesetzgebungen, sechs Geldsysteme, sechs Grenzen, sechs Bischofskonfe-
renzen. Die Provinz hatte 24 Gemeinschaften: 6 in Guatemala, 7 in Salvador, 2 in Honduras, 3
in Nicaragua, 4 in Costa Rica und 2 in Panama. Sie übten Tätigkeiten in Ausbildungshäusern
(einschließlich eines regionalen Zentrums für Brüder), Missionen, akademischen Zentren,
technischen Instituten, Pfarreien, Oratorien, Jugendzentren und zwei Universitäten aus.
Antillen
Die Präsenz der Salesianer in den Antillen stabilisierte sich - nach einem ersten gescheiterten
Versuch auf Curacao und auf Jamaika – auf Cuba, zunächst in Abhängigkeit von der Salesia-
nerprovinz „Tarragonese“ in Spanien. In der Folgezeit (1924) ging sie in die Abhängigkeit
der mexikanischen Provinz über. Drei Jahre später verlegte der Provinzial den Sitz der Pro-
vinz wegen der religiösen Verfolgung nach La Habana. Die kanonische Errichtung der Pro-
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2 Pages 11-20

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2.1 Page 11

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vinz der Antillen unter dem Patronat Don Boscos mit Sitz in La Vibora (Habana, Cuba) er-
folgte am 15. September 1953 während des Rektorats von Don Renato Ziggiotti. Als Folge
der Revolution durch Fidel Castro wurde der Sitz der Provinz ins „Colegio Don Bosco“ in der
Dominikanischen Republik verlegt. Dort blieb er bis 1993, als man wieder über einen eigenen
Sitz verfügen konnte.
Cuba
Die ersten Salesianer, angeführt vom Seligen Don Josè Calasanz, gelangten am 4. April 1917
nach Camaguey und übernahmen die Seelsorge in der Pfarrei Unserer Lieben Frau der Liebe.
Schon zwei Jahre früher war Msgr. Felice Guerra zum Apostolischen Administrator von San-
tiago de Cuba und dann zum Bischof dieser Stadt ernannt worden, der erste Salesianer, der
auf Cuba angekommen war.
Der Gründung von Camaguey folgten die Gründungen von La Habana („Instituciòn Inclán“)
und von Santiago de Cuba (1921). 1929 gründete man ein Ausbildungshaus für Aspiranten
und Novizen in Guanabacoa. 1931 erwarb man die Kirche des Ex-Konvents der Karmeliten in
La Habana, die sogleich in die Kirche Mariens, der Hilfe der Christen, umgewandelt wurde.
Guines wurde 1936 gegründet. 1939 vervollständigte man das Projekt des großen Kunst- und
Handwerks-Instituts. 1943 wurde der erste Stein der Kirche vom hl. Johannes Bosco in La Vi-
bora gesegnet, deren Bau 1947 abgeschlossen wurde und in deren Nähe man das Provinzialat
eröffnete. 1943 entstand die Präsenz von Matanzas als Noviziatshaus. 1955 nahmen das sale-
sianische Werk in Arroyo Naranjo (Habana) und 1956 die Technische Schule von Santa Clara
ihren Anfang.
Nach dem Triumph der Revolution durch Fidel Castro im Jahr 1961 wurden alle salesiani-
schen Schulen verstaatlicht. Die Mitbrüder sahen sich gezwungen, auszuwandern oder wur-
den genötigt, unter großen Schwierigkeiten in Pfarrgebäuden und Kirchen zu leben. In einigen
Häusern blieb nur ein Salesianer. In Camaguey musste man die Pfarrei verlassen, die dann
1988 wieder übernommen wurde. In diesen letzten Jahren hat sich die salesianische Präsenz
im Bereich der Pfarrseelsorge mit der Ankunft neuer Salesianer und – ein Element großer
Hoffnung – mit dem Wachsen einheimischer Berufungen gefestigt.
Motiv der Ermutigung für die salesianische Präsenz auf Cuba ist auch die Tatsache, dass unter
den großen Mitbrüdern, die dort gearbeitet haben, auch die Gestalt des Don József Vándor ist,
ein aus Ungarn stammender Salesianer und außergewöhnlicher Missionar, dessen Seligspre-
chungsprozess eingeleitet ist.
Dominikanische Republik
Die Ankunft der Salesianer in Santo Domingo ist verbunden mit der Person des Don Riccardo
Pittini, der 1933 als damaliger Provinzial der Vereinigten Staaten von Don Pietro Ricaldone
eingeladen wurde, die Möglichkeit der Gründung einer Kunst- und Handwerksschule in Santo
Domingo zu prüfen. Auf Grund des günstigen Berichts, den er dem Generalobern vorlegte,
wurde die salesianische Präsenz am 26. August 1935 Wirklichkeit. Die Salesianer begannen
damit, sich um die armen Jungen der Stadt zu kümmern. Don Pittini wurde vom Heiligen
Stuhl zum Erzbischof von Santo Domingo ernannt. In dieser Zeit umfasste die Diözese das
Territorium der ganzen Dominikanischen Republik.
11

2.2 Page 12

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Als Erzbischof von Santo Domingo errichtete Msgr. Pittini 1938 die Pfarrei vom hl. Johannes
Bosco, aus der später die Salesianerhäuser „Christo Rey“ und „Sagrado Corazón de Jesùs“
(Villa Juanoa) hervorgingen. Im selben Jahr übernahmen die Salesianer die Colonia Agricola
von Moca, welche die Regierung der Kongregation überlassen hatte. Einige Jahre später be-
kam man auch in Moca noch die Pfarrei „Sagrado Corazón de Jesùs“ hinzu, die in das Natio-
nale Heiligtum von Don Antonio Flores umgewandelt wurde. 1947 eröffnete man das Aspi-
rantat von Jarabacoa. Das Oratorium von Maria, Hilfe der Christen, in Santo Domingo nahm
1944 seinen Anfang. 1952 errichtete Msgr. Pittini die neue Pfarrei „Maria Auxiliadora“. „Ho-
gar Escuela Domingo Savio“ wurde 1955 eröffnet.
1956 verlegte man das „Colegio de Artes y Oficios“, das in der Nähe von „Don Bosco“ stand,
um das gegenwärtige „Instituto Técnico Profesional Salesiano“ (ITESA) zu gründen. An des-
sen Stelle organisierte man eine Sekundarschule. Das salesianische Werk von Mao begann
1960. Im Jahr 1968 errichtete man die Salesianergemeinschaft von „Corazón de Jesús“. 1974
beginnt man mit der Salesianergemeinschaft in La Vega und der Pfarrei „Domingo Savio“.
1978 bringt man die salesianische Präsenz in der Stadt von Brahona auf den Weg. 1962 wurde
das salesianische philosophische Studentat, das von Aibonito (Puerto Rico) nach Habana
(Cuba) und dann nach Villa Mella verlegt worden war, provisorisch im Haus von Calle Galán
untergebracht. 1984 errichtete man das Noviziat „Sagrado Corazón de Jesús“ in Jarabacoa;
ebenso die Salesianergemeinschaft von „Cristo Rey“. 1987 übernahm man das politechnische
Institut von Santiago de los Caballeros (IPISA).
In den neunziger Jahren leitete die Provinz der Antillen in der Dominikanische Republik eine
große Aktivität zu Gunsten der Straßenjungen ein, die sich gefestigt und ausgedehnt hat.
Puerto Rico
Die Präsenz der Salesianer in Puerto Rico wurde schon 1933 angeregt. Aber erst 1947 konnte
Don Pietro Savani die Pfarrei „San Juan Bosco“ in Santurce übernehmen. Von da aus begann
man, sich um ein Oratorium in den heutigen Gebieten von Cantera zu kümmern, wo man
schon 1949 mit dem Bau einer kleinen Kappelle beginnen konnte, die dann das derzeitige
Pfarr-Heiligtum Maria, Hilfe der Christen, werden sollte. Später eröffnete man das Kolleg, um
sich der Betreuung der Kinder dieses Bezirks mit kargen ökonomischen Möglichkeiten anzu-
nehmen.
Zur Zeit gibt es in Puerto Rico 6 Häuser: Pfarrei und Oratorium-Jugendzentrum in Aguadilla,
(1996), das Exerzitienhaus, das alte Seminar von Aibonito (1961), die Pfarrei „San Francisco
de Sales“ und das Oratorium-Jugendzentrum in Castano (1968), die Pfarrei „San Juan Bautis-
ta“ und das Jugendzentrum von Orocovis (1978), die Pfarrei „San Juan Bosco“ mit Schule
und Sozialwerk in Palmera, San Juan und Calle Lutz (1947), die Pfarrei „Maria Auxiliadora“
mit dem „Colegio y Oratorio Juvenil San Juan Bosco“, Cantera (1952).
Haiti
12

2.3 Page 13

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Die Geschichte der salesianischen Präsenz in Haiti war von Anfang an verknüpft mit einer In-
stitution, der „Ecole Nationale des Arts et Métiers“ in Port-au-Prince, besser bekannt unter
dem allgemeinen Namen „Saint Jean Bosco“. Im Oktober 1934 lud der Präsident Vincent, der
das von den Salesianern im Nachbarland verwirklichte Werk gesehen hatte, Msgr. Pittini, Erz-
bischof von Santo Domingo, ein, in Port-au-Prince ein ähnliches Werk zu gründen wie das,
welches die Salesianer in der Dominikanischen Hauptstadt leiteten. Im folgenden Jahr schick-
te der Generalobere nach Port-au-Prince einen außerordentlichen Visitator, Don Antonio Can-
dela, der zusammen mit Msgr. Pittini und den haitianischen Behörden die Grundlagenverträge
für die neue Gründung aufsetzen sollten. Der Generalobere beauftragte Don Marie Gimbert,
Franzose bretonischer Herkunft, Ex-Provinzial von Lyon, das salesianische Charisma in Haiti
heimisch zu machen. Dieser ging am 27. Mai 1936 an Land, zusammen mit einem italieni-
schen Salesianerbruder namens Adriano Massa. In der Folgezeit kamen weitere Mitbrüder,
um die Gemeinschaft zu ergänzen.
Die Werkstätten, geleitet von jungen, dynamischen und kompetenten italienischen Salesia-
nern, gaben den Impuls für die Schule, die zur besten Berufsschule der Nation wurde. Die An-
kunft von Personalverstärkung aus Belgien verhalf dazu, an die Förderung von einheimischen
Berufungen zu denken. Der erste haitianische Salesianer, Don Serges Lamaute, legte die Pro-
fess 1946 ab. Im folgenden Jahr machte Hubert Sanon, erster haitianischer Salesianerbruder,
seine erste Profess auf Cuba. 1948 wurde eine Gruppe von fünf jungen Männern nach Frank-
reich geschickt, um dort das Noviziat und die Philosophiestudien zu machen.
Man musste bis 1951 warten, um zu erleben, dass die Salesianer ein Werk in Pétion-Ville er-
öffneten, und bis 1955, um sie in Cap Haitien in der „Fondation Vincent“ mit der ersten Pfar-
rei, die auf haitianischem Gebiet dem hl. Johannes Bosco geweiht war, vorzufinden.
Seit der Gründung bildete Haiti allmählich einen Teil der Salesianerprovinz Mexico-Antillen
mit Sitz in La Habana. Später wurde es Teil der Provinz der Antillen, zusammen mit Cuba,
der Dominikanischen Republik und Puerto Rico, mit Sitz in Santo Domingo. Von Januar 1992
an wurde Haiti eine Visitatorie mit Sitz in Port-au-Prince. Im Moment gibt es 10 Werke. Die
drei Formationshäuser sind: das Vornoviziat, das Noviziat und das Nachnoviziat.
Nordamerikanische Zone
Sie umfasst die Provinzen der Vereinigten Staaten (SUE-SUO) und Kanadas.
Die Vereinigten Staaten: Die Provinzen von San Francisco und von New Rochelle (SUO-
SUE)
Die Vereinigten Staaten West (SUO)
Die erste Gemeinschaft siedelte sich in San Francisco am 1. März 1897 an; und zwar auf Ein-
ladung des damaligen Erzbischofs Msgr. Patrick W. Ricorden, um die italienischen Emigran-
ten und ihre Kinder in der Pfarrei der heiligen Petrus und Paulus zu betreuen. Es waren vier
Salesianer: Don Raffaele Piperni, Direktor, Don Valentino Cassino, der Bruder Nicola Imiel-
inski und der Kleriker Giuseppe Oreni. Die kleine Gruppe stieß auf eine wenig begeisterte
Aufnahme. Aber dank der dynamischen Leitung von Don Piperni begann die Peter und Paul-
13

2.4 Page 14

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Kirche ihren langsamen Aufstieg zur Bedeutsamkeit und zur Führungsrolle in North Beach.
Nach dem großen Erdbeben, das am 18. April 1906 die Stadt verwüstete, musste man an den
Wiederaufbau der Kirche denken, die tatsächlich 1924 vollendet wurde.
Neben dieser Kirche befindet sich der 1921 gegründete „Salesian Boys and Girls Club“, der
ebenfalls einen guten Ruf genießt. Für zahlreiche Kinder aus dem Viertel wird er rasch zum
Zentrum mit Sport, Musik und anderen kulturellen, religiösen und sozialen Aktivitäten. Fünf
Jahre später wurden die Pfarrschule und eine „High School“ eröffnet. Nach nur 15 Monaten
seit ihrer Ankunft in San Francisco sahen die Salesianer die Notwendigkeit, eine weitere Pfar-
rei für die Italiener, die im Süden der Stadt arbeiteten, zu planen. So entstand 1898 die Kirche
„Corpus Christi“, ebenfalls im Dienst der italienischen Gemeinschaft. Später errichtete man
eine Schule und ein Jugendzentrum.
1902 übernahmen die Salesianer noch die portugiesische Pfarrei „San Josè“ in Oakland. Die
Fruchtbarkeit der Arbeit bewirkte, dass man 1915 vor der Notwendigkeit stand, in Oakland
eine weitere Kirche zu errichten, die Maria, der Hilfe der Christen, geweiht war.
1902 wurde die Provinz der Vereinigten Staaten mit Sitz in San Francisco und Don Michele
Borghino als erstem Provinzial errichtet. Im Anfang zählte die Provinz fünf Häuser: in San
Francisco die Pfarreien Sankt Peter und Paul und „Corpus Christi“; in Oakland die Pfarrei
„San José“; in New York die Pfarreien Maria, Hilfe der Christen, und Christi Verklärung.
1905 wurde das Provinzialat nach Troy, N.Y., 1908 nach Hawthorne und 1916 nach New Ro-
chelle verlegt. Diese Wechsel des Provinzialats nahmen auf die Tatsache Einfluss, dass es kei-
ne anderen Gründungen im Westen gab bis 1921, als die Salesianer das Kolleg von Watson-
ville in Kalifornien übernahmen. 1923 kamen sie nach Los Angeles, wo ihnen die Betreuung
der Kirche St. Peter übertragen wurde. Im Jahr darauf begannen sie in Los Angeles mit einer
zweiten Pfarrei, die Maria, der Hilfe der Christen, geweiht war. Am 28. Mai 1926 wurde die
Provinz von San Francisco unter dem Patronat des hl. Apostels Andreas errichtet.
Die Präsenz in Richmond geht auf das Jahr 1927 zurück. Die Salesianer erwarben dort ein Ei-
gentum, das dann Studentat für die künftigen Salesianer wurde. 1960 wechselten die jungen
Salesianer nach Watsonville und das Schulzentrum wurde für die Schüler der Grafschaft von
West Contra Coast eröffnet.
Das Werk von Bellflower begann im Jahr 1938, als man die „St. John Bosco High School“ er-
baute. 1954 fing man mit der Pfarrei St. Dominikus Savio an, an die sich eine Pfarrschule an-
schloss.
1952 öffnete das „Don Bosco Tech“ in Rosemead seine Pforten; das geschah auf Bitten des
Kardinals James F. McIntyre und mit der Hilfe von Don Felice Pena. Jetzt ist es ein Zentrum
der Berufsausbildung und ein „Junior College“ mit einem Fünfjahresprogramm, das zum „As-
sociate of Science Degree“ führt.
Das Formationshaus Sankt Josef in Rosemead, gegründet 1958, war für die Ausbildung der
Salesianerbrüder bestimmt. 1989 wurde dort das Noviziat angesiedelt. In der Folgezeit ver-
suchte man eine Antwort auf die veränderten Zeichen der Zeit zu geben und erweiterte das
Haus mit Angeboten für die Ausbildung junger Animatoren.
1965 übernahmen die Salesianer im östlichen Bezirk von Los Angeles die Betreuung der Kir-
che zur hl. Maria, die 1898 für die in diesem Stadtbereich wohnenden irischen Emigranten er-
14

2.5 Page 15

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baut worden war. Zur Zeit betreut man eine Gemeinschaft von mexikanischen Emigranten.
Darüber hinaus gibt es zwei weitere bedeutsame Werke: der „Salesian Boys and Girls Club“
(eine Ausweitung der salesianischen Schule) und das „Salesian Family Youth Centre“, ge-
gründet 1998. Im Jahr 1978 übernahmen unsere Mitbrüder zudem auf Einladung des Bischofs
Joseph Drury die Seelsorge in der Pfarrei zum hl. Ludwig, König von Loredo.
Zu dieser Provinz gehört die „Don Bosco Hall“ von Berkeley, die 1984 vom Theologiestuden-
tat in ein Zentrum für ständige Weiterbildung mit einem Programm von Studien und Ausbil-
dungserfahrungen im salesianischen Bereich umgewandelt wurde. Die Kurse haben in der Re-
gel eine Dauer von einem Jahr.
Im Rahmen des vom Afrika-Projekt geförderten missionarischen Engagements wurde Sierra
Leone den beiden Provinzen der Vereinigten Staaten anvertraut. Sie sind präsent in Lungi
(Pfarrei „Holy Cross“) und haben ein landwirtschaftliches Technik-Zentrum in San Augustin,
das nunmehr zur neuen Visitatorie von West-Afrika gehört.
Vereinigte Staaten Ost (SUE)
Während 1897 in San Francisco das salesianische Werk begann, bemühte sich im Osten der
Vereinigten Staaten der Erzbischof von New York seit langem darum, die Salesianer in seiner
Diözese zu haben. Der Kardinal Joseph McCloskey hatte Don Bosco durch seinen Weihbi-
schof Michael Augustine Corrigan zweimal darum gebeten. Beim Tod des Kardinals im Jahr
1885 wurde Msgr. Corrigan zum Erzbischof von New York ernannt und nahm sich vor, Or-
denskongregationen kommen zu lassen, die sich der Betreuung der Emigranten in der Diözese
annehmen sollten. Er wandte sich an Don Bosco; aber es vergingen zehn Jahre nach dem Tod
des Heiligen und bedurfte zahlreicher Briefe an Don Rua, bis die Salesianer endlich positiv
auf die Einladung, sich in New York niederzulassen, reagieren konnten.
Endlich, am 28. November 1898, trafen Don Ernesto Coppo, Don Marcellino Scagliola, Bru-
der Faustino Squassoni und ein namentlich nicht bekannter Laie ein. Ihr erstes Haus war ein
Gebäude in der 12th East Street. Die Anfänge waren zögerlich und schwierig. Aber die ersten
Salesianer waren weit davon entfernt, sich entmutigen zu lassen. Sie setzten ihr Werk der Be-
treuung der Emigranten fort, besuchten Häuser, pflegten Kranke und organisierten Missionen.
Um 1920 herum arbeiteten die Salesianer bereits in anderen Pfarreien für die italienischen
Emigranten: St. Michael in Paterson (NJ), Holy Rosary in Port Chester (NY) und St. Anthony
in Elisabeth (NJ). Die erste Arbeit der Salesianer in diesem östlichen Teil des Landes wie auch
im Westen galt den italienischen Emigranten, denen sie jede Art von Zuwendung boten.
Die erste Schule wurde 1903 in Troy (NY) gegründet und war für die Schüler bzw. Studenten
bestimmt, die ein gewisses Interesse am Priestertum haben konnten. In der Folgezeit suchten
die Salesianer einen anderen Standort und fanden ihn in Hawthorne (NY), wo sie ein neues
Gebäude errichteten. Das lag näher bei den übrigen Werken und bot reichlich Platz. Die Schu-
le bekam den Namen „Columbus Institute“. Sie hatte einen solchen Erfolg, dass nach kurzer
Zeit das erste Jahr der „High School“ mit der Absicht begonnen wurde, jedes Jahr einen neuen
Kurs hinzuzufügen. 1912 stieg die Zahl der Italiener und Polen so sehr an, dass die Schule
aufgeteilt wurde. 1915 wurde die polnische Abteilung nach Ramsey (NJ) verlegt. Anfangs un-
ter dem Namen „Don Bosco Polish School“ bekannt, trug sie nun die Bezeichnung „Don Bos-
15

2.6 Page 16

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co Prep“. Aus der Sicht der Berufungen ist Ramsey eines der fruchtbarsten Kollegs der gan-
zen Kongregation. Unter den Schülern waren mehr als 160 Priester- und Ordensberufe.
Eine große Tragödie traf das „Columbus Institute“ am Morgen des 11. Dezember 1917, als ein
Feuer das Gebäude zerstörte. Eine neue Schule wurde sodann in New Rochelle (NY) auf dem
im Jahr 1919 erworbenen Grundstück gebaut. Für die Studenten der Philosophie und Theolo-
gie gab es keine Unterbringungsmöglichkeit, bis Don Riccardo Pittini als Provinzial eintraf.
Er kaufte ein Eigentum in der Grafschaft Sussex (NJ) und verwirklichte dort seinen Traum,
die Provinz mit einem Formationshaus auszustatten. Das Gebäude wurde am 12. Juni 1931
eingeweiht. Fünfzig Jahre hindurch war „Newton“, wie es genannt wurde, das Herz der Pro-
vinz.
Inzwischen vervielfältigten sich einige der ersten Pfarreien. In Paterson ging aus der Pfarrei
St. Michael auch noch die Pfarrei St. Anthony hervor; ebenso in der Grafschaft Westchester
(NY) aus der Pfarrei Holy Rosary die Pfarrei Corpus Christi. Weitere Pfarreien wurden in
Tampa (FL), Mahwa (NJ), Birmingham (AL) und auch eine auf den Bahamas übernommen.
Nach wiederholten Anfragen von Msgr. Neve wurde ein neues Salesianerhaus 1928 in Tampa
(Florida) eröffnet: das Haus „Maria, Hilfe der Christen“. In der Zwischenzeit begann man
1925 mit einer neuen Mittelschule in Goshen (NY). Das Waisenhaus „Hope Haven“ in der
Erzdiözese New Orleans nahm in den dreißiger Jahren seinen Anfang. Zwei Berufsausbil-
dungszentren, das „Don Bosco Tech“ in Paterson und das in Boston, wurden Modelleinrich-
tungen für die Salesianerbrüder. Ein Jugendzentrum in East Boston machte Don Bosco in die-
sem ethnischen Gebiet bekannt.
Viele von den vorgenannten Häusern funktionieren auch weiterhin; und inzwischen hat die
Provinz neue Schulen und Jugendzentren eröffnet: die „Archbishop Shaw High School“ in
Marrero (LA), eine Pfarrei in Harlem (NY), den „Salesian Boys and Girls Club“ in Columbus
(Ohio) und das Marienheiligtum in West Haverstraw (NJ).
Im März 1997 stellte sich eine Gruppe von salesianischen Ehemaligen aus Mexiko beim Pro-
vinzial vor und bat ihn, in ihrem Wohnviertel ein Salesianerhaus zu eröffnen. Der Generalobe-
re Don Juan E. Vecchi ging auf den Vorschlag ein; und so übernahm man am 31. Januar 1998
die Seelsorge der Pfarrei Sankt Johannes Bosco, die genau zum Zeitpunkt seiner Heiligspre-
chung im Jahr 1934 erbaut und Don Bosco geweiht worden war. Im Juli 1998 wurden der
Provinz weitere zwei Werke in der Diözese von St. Petersburg (FL) anvertraut: die „St. Pe-
tersburg Catholic High School“ und die Pfarrei vom Guten Hirten in Tampa. Zuletzt wurde
2003 ein Werk in Washington eingeweiht.
Kanada
Die Salesianer sind aus den Vereinigten Staaten nach Kanada gekommen: von San Francisco
an der pazifischen Küste und von New York an der atlantischen Küste. Der Ruf Don Boscos
war seinen Söhnen vorausgeeilt. Nach der Heiligsprechung Don Boscos waren die zwei
hauptsächlichen Leitbilder priesterlicher Heiligkeit, die den Seminaristen vorgestellt wurden,
der Pfarrer von Ars und Don Bosco. Als der heilige Erzieher aus Turin noch lebte, war er dank
des französischen „Bollettino Salesiano“, dessen erste Ausgabe 1881 herauskam, besonders
im französischsprachigen Kanada bekannt. Der berühmte Biograph Don A. Auffray trug auch
sehr dazu bei, den Heiligen unter dem frankophonen Klerus bekannt zu machen. Im Septem-
ber 1893 gab es schon mehr als hundert Mitarbeiter in Kanada. Auf ihren Reisen nach Rom
16

2.7 Page 17

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kamen viele kanadische Bischöfe nach Valdocco und baten um die salesianischen Präsenz in
ihren Diözesen.
Wie in den Vereinigten Staaten vertraute auch der Erzbischof von Toronto aus Gründen der
spirituellen Bedürfnisse der italienischen Emigranten den Salesianern 1924 die Pfarrei zur hl.
Agnes an. Obwohl es die Salesianer verstanden haben, eine Modellpfarrei für die Diözese zu
schaffen, wurde 1934 leider ein Teil der Pfarreien der Provinz von New Rochelle an die je-
weiligen Diözesen zurückgegeben. Man war der Meinung, dass sie nicht dem Geist des Grün-
ders entsprachen. Auch die Pfarrei zur hl. Agnes erlitt dieses Schicksal. Das war schmerzlich
sowohl für die Diözese wie auch für die kleine salesianische Gemeinschaft.
Angesichts dieser Episode kann man verstehen, dass als wirklicher Anfang des salesianischen
Werks in Kanada die Eröffnung des Instituts Don Bosco in Jacquet River (N.B.) im Jahr 1947
angesehen wird. Die erste Gründung an der Westküste war 1951 die „St. Mary School“ in Ed-
monton. Darauf folgte 1953 die Übernahme der Pfarrei vom Heiligen Herzen Jesu in Vancou-
ver. Das Aspirantat wurde 1959 in Boucheville bei Montreal eröffnet. Drei Jahre später wurde
es nach Sherbrooke verlegt. Leider wurde dieses Werk zu einem Zeitpunkt eröffnet, als eine
Periode der Krise für die Berufungen begann.
Die zwei Gründungen an der atlantischen Küste wurden in der Folgezeit wegen tiefgreifender
Veränderungen im Schulsystem aufgegeben. Die Salesianer kehrten 1977 nach Toronto zu-
rück. Ihre Arbeit wurde so geschätzt, dass man sie bat, sich auch der Betreuung einer Pfarrei
anzunehmen. Die Zielsetzung dieser zwei Werke in Ontario war es, Berufungen aus dem an-
glophonen Bereich zu gewinnen.
Der Osten Kanadas war seit 1961 eine Delegation der Provinz von New Rochelle. 1988 wurde
daraus eine Visitatorie unter dem Patrozinium des hl. Josef. Etwa zwölf Jahre später übergab
die Provinz von San Francisco der Visitatorie auch die Werke von Edmonton und 2002 das
Werk von Surrey (B.C.). Auf diese Weise dehnt sich die kanadische Visitatorie „a mari usque
ad mare“ (von Meer zu Meer) aus. Es bleibt aber dabei, dass das salesianische Kanada in Be-
zug auf seine Entwicklung den Mutterprovinzen von New York und San Francisco viel ver-
dankt.
Zur Zeit ist die salesianische Präsenz in Kanada grundsätzlich pfarrseelsorgerischer Art. Man
muss aber anmerken, dass die Aufmerksamkeit gegenüber den Jugendlichen in den Pfarreien
die bevorzugte Tätigkeit ist. Auf Grund dieses Kriteriums erfolgte auch die Aufgabe gewisser
Werke.
2. Die soziokulturelle Wirklichkeit
Wie wir sehen, findet man in der Region zwei sehr unterschiedliche Realitäten vor: Die Verei-
nigten Staaten und Kanada im Norden, zwei Staaten, die zu den reichsten auf unserem Plane-
ten gehören. Es ist ihnen gelungen, eine bemerkenswerte Verteilung der Ressourcen unter den
Bevölkerungsgruppen zu verwirklichen; ohne allerdings – besonders in den Vereinigten Staa-
ten – das Vorhandensein beachtlicher Gruppen von Armen leugnen zu können. Demgegenüber
gibt es die lateinamerikanischen Staaten im Süden mit enormen Ungleichheiten in sozio-öko-
nomischer Hinsicht.
Lateinamerika ist ein Kontinent, der reich ist an natürlichen Ressourcen. Aber die Mehrheit
der Bevölkerung leidet unter Armut. 45% der Gesamtbevölkerung leben unterhalb der Ar-
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2.8 Page 18

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mutsschwelle. Die Minderheit der Eingeborenen (40 Millionen, die etwa 11% der Gesamtbe-
völkerung ausmachen) fühlen sich ausgeschlossen von der sozialen Entwicklung. Sie müssen
für ihre Anerkennung als Völker, ihre Autonomie, ihre Kultur, ihre Sprache, ihren Grund und
Boden kämpfen. Die Afroamerikaner sind sehr viel zahlreicher (100 Millionen) als die Einge-
borenen. Sie leben aber unter schlechteren Bedingungen. Auch sie kämpfen für ihre Identität
und Würde. Gerade diese unmenschliche Armut ist die Ursache eines ständigen Migranten-
stroms in die Vereinigten Staaten und nach Europa, insbesondere nach Spanien und Italien.
Wie von den Lateinamerikanischen Bischofskonferenzen (Medelín, Puebla, Santo Domingo)
gesagt und bestätigt wurde, muss man die Gründe für diese Verarmung in der sozio-ökonomi-
schen Struktur suchen, die nicht für alle Bürger Gerechtigkeit schafft; ferner in der Korruption
und in den Auslandsschulden. Hinzu kommt das unmenschlichste Gesicht der Globalisierung,
die dem Staat die Möglichkeit zum Einschreiten entzogen und zugelassen hat, dass die Öko-
nomie die Oberhand über alle Faktoren gewonnen hat, die das soziale Leben regulieren. Dar-
über hinaus haben die Anwendung von Programmen und Bedingungen seitens des Internatio-
nalen Finanzfonds dazu beigetragen, die vorherrschenden Mechanismen der sozialen Aus-
grenzung zu verstärken, die Legitimität der Regierungen zu schwächen und die Beziehungen
mit weiten Bevölkerungsgruppen in der Region konfliktbeladener zu machen.
Es trifft zwar zu, dass es ein makro-ökonomisches Wachstum gibt. Aber die Reichtümer wer-
den nicht gleichmäßig verteilt. Im Gegenteil, man begünstigt eine Konzentration des Reich-
tums in wenigen Händen zu Lasten der Verarmung der Mehrheit. Die übereinstimmenden
Zielsetzungen der Präsidenten und Premierminister von ganz Amerika in Miami, die Armut,
den Analphabetismus und die Krankheiten bis zum Jahr 2015 zu reduzieren, scheinen noch
weit entfernt zu sein.
Mit Bezug auf die Demokratie haben fast alle lateinamerikanischen Länder frei gewählte Zi-
vilregierungen. Aber in einigen Ländern der Region gibt es eine Unzufriedenheit im Volk ge-
genüber den Regierenden gerade wegen des langsamen ökonomischen Wachstums, der Aus-
weitung der Ungleichheiten sowie der Abnutzung der gesetzlichen Systeme und der sozialen
Dienste.
Die kulturelle Realität der Interamerikanischen Region ist sehr komplex. Es gibt verschiedene
kulturelle Quellen („Matrizen“): die angelsächsische vornehmlich in den USA und in Kana-
da, die lateinische (spanische und französische), die eingeborene und die afrikanische. Ande-
rerseits haben die Migrationsbewegungen eine intensive Wechselbeziehung zwischen den ver-
schiedenen Kulturen hervorgerufen und in den Vereinigten Staaten und in Kanada eher ein
echtes kulturelles Mosaik als einen Schmelztiegel („melting pot“) geschaffen.
Mit einem hohen jungen Bevölkerungsanteil bilden die Jugendlichen die zahlenreichste und
auch die am meisten exponierte Gruppe, sei es wegen der Schnelligkeit und der tiefgreifenden
Wirkung der kulturellen Veränderungen, sei es wegen des Fehlens von Entwicklungsmöglich-
keiten hinsichtlich ihres gesamten Potentials. Ein trauriges und Besorgnis erregendes Beispiel
ist das soziale Phänomen der „pandillas“ (Gangs) oder Banden, das sich immer mehr verbrei-
tet und bedrohlicher wird, wie die sogenannten „Maras“ in Zentralamerika beweisen. Im Falle
Kolumbiens gehört eine nicht unerhebliche Zahl der männlichen und weiblichen Jugendlichen
zu den bewaffneten Gruppen.
Aus religiöser Sicht ist in Nordamerika die Mehrheit protestantisch, während im Süden La-
teinamerika fast ganz katholisch ist. In den Vereinigten Staaten ist mehr als die Hälfte der Ka-
tholiken spanischer Herkunft als Frucht der Emigration. Auf dem amerikanischen Kontinent
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2.9 Page 19

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befindet sich mehr als die Hälfte der Katholiken der ganzen Welt. Eine ernsthafte Bedrohung
für die Kirche in Amerika ist die rasche Zunahme der Sekten und der evangelischen Gruppen,
denen jedes Jahr viele Katholiken beitreten.
Die vier Generalversammlungen des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik und die
Bischofssynode des gesamten amerikanischen Kontinents waren ein bedeutsamer Bezugsrah-
men für das Leben und die Sendung der Kirche; dies besonders im Hinblick auf die Vorzugs-
option zu Gunsten der Armen und der Jugendlichen. Für den Monat Mai 2007 wurde bereits
die V. Vollversammlung des CELAM in Brasilien angekündigt und einberufen.
3. Die salesianische Präsenz
Die Interamerikanische Region entstand 1996 bei der Neuaufteilung der Regionen durch das
24. GK. Sie sollte eine Antwort geben auf den Geist des Apostolischen Schreibens Ecclesia in
America, das dazu aufrief, den amerikanischen Kontinent als ein Ganzes zu sehen – mit sei-
nen Unterschieden, aber auch mit seinen Wechselbeziehungen.
In der Region gibt es 12 Provinzen und 2 Visitatorien in 19 Ländern. Während zwei Provinzen
multinational sind (ANT und CAM), befinden sich sechs weitere Provinzen in drei Nationen
(Kolumbien, Mexiko und Vereinigte Staaten): Nach den Statistiken von 2005 gibt es 2.174
Salesianer, 1.496 Priester; 229 Brüder, 102 Kleriker mit ewiger Profess, 294 Kleriker mit zeit-
licher Profess, 52 Brüder mit zeitlicher Profess; ferner 79 Novizen. In der Grundausbildung
befinden sich 525 Mitbrüder, einschließlich der Novizen. Ende 2005 gab es 106 Nachnovizen.
Der Altersdurchschnitt in der Region beträgt ca. 51 Jahre.
3.1 Das Leben der Gemeinschaften
Nach dem 25. GK gab es in den Provinzen der Region ein wachsendes und wirkungsvolles
Bestreben, das Leben der Gemeinschaften zu stärken. Die salesianischen Präsenzen sind ins-
gesamt widerstandsfähig, gesund und mit einem brüderlichen Geist ausgestattet, der im Pro-
jekt des Gemeinschaftslebens zum Ausdruck kommt. Gewachsen ist auch das Gespür der Zu-
gehörigkeit der Gemeinschaften vor Ort zur Provinz und der Provinzen zur Kongregation.
Trotz dieser ermutigenden Realitäten fehlen nicht die Herausforderungen:
Das Ungleichgewicht zwischen den Ressourcen und den Werken, das die Gefahr des
Aktivismus mit sich bringt, was oftmals zur Oberflächlichkeit, zur spirituellen Leere,
zum Individualismus, zur Schwächung der Gemeinschaft, zum Mangel an erzieheri-
scher und pastoraler Qualität führt und das Dringende dem Wichtigeren vorzieht.
Hier und da bemerkt man manchmal, eine Schwächung des Zeugnisses für das Evan-
gelium seitens der Ordensgemeinschaft, deren Zeichen – die Tendenz zur Verbürgerli-
chung und eine gewisse spirituelle Schlaffheit – in Kontrast stehen zu dem Lebensstil
und –niveau der Bevölkerung sowie zu der typischen religiösen Erfahrung der Volks-
schichten.
Man beobachtet auch das Fehlen einer tiefergehenden zwischenmenschlichen Kommu-
nikation, die das Wachstum des spirituellen Lebens der Mitbrüder und die brüderliche
Zurechtweisung fördern soll; das wirkt sich negativ auf die Beharrlichkeit der Beru-
fungen aus.
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2.10 Page 20

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Die Schwierigkeit, Direktoren für die Gemeinschaften zu finden, die Animatoren des
spirituellen und pastoralen Lebens der Ordensgemeinschaft und der Erziehungs- und
Pastoralgemeinschaft sein sollen; nicht selten tritt der Fall des „Direktor-Ökonoms“
mit negativen Konsequenzen für eine gediegene Animation ein.
3.2 Die Ausbildung
In den Provinzen gibt es ein echtes Bemühen um die Grundausbildung. Jede Provinz – mit
Ausnahme von Kanada – hat eine Anzahl Vornovizen, die zwischen 1 und 24 variiert. Einige
Provinzen haben ein Vornoviziat mit der Dauer von zwei Jahren, auch wenn klar bleibt, dass
das Vornoviziat als solches die Etappe der unmittelbaren Vorbereitung dafür ist, die erste Er-
fahrung des salesianischen Lebens zu machen.
Es gibt 11 Noviziate (8 provinzgebundene und 3 provinzübergreifende) mit einem Minimum
von 2 Novizen und einem Maximum von 12 Novizen pro Noviziat.
Sodann gibt es 12 Nachnoviziate mit dreijähriger Dauer, von denen nur das Nachnoviziat von
Orange (SUE) provinzübergreifend ist, d.h. als Zusammenarbeit zwischen den zwei Provinzen
der USA und der Visitatorie Kanada. Von den 12 Nachnoviziaten haben 9 ein eigenes salesia-
nisches Studienzentrum; die übrigen schicken ihre Nachnovizen auf nicht-salesianische Uni-
versitäten. Die Brüder im Nachnoviziat durchlaufen normalerweise das gleiche Curriculum
der philosophischen und pädagogischen Studien wie die Salesianerkleriker.
Wie es auch in anderen Regionen vorkommt, wird in „Interamerika“ das Tirocinium (salesia-
nisches Praktikum) nicht immer als echte Ausbildungsphase verstanden und durchgeführt.
Das zeigt sich in der geringen Aufmerksamkeit gegenüber diesem Ausbildungsweg des jun-
gen Mitbruders und in der nicht immer sorgfältig genug getroffenen Wahl der Gemeinschaf-
ten, die eine gute spirituelle und pastorale Begleitung anbieten können.
Bezüglich der spezifischen Ausbildung der Salesianer, die auf dem Weg zum Priestertum sind,
gibt es zur Zeit in der Region zwei salesianische Studienzentren: eines in Zentralamerika und
eines in Guadalajara (MEG); beide sind der UPS affiliiert. In der Anden-Zone ist man in
Überlegungen bezüglich dieser Ausbildungsphase mit dem Ziel eingetreten, eine größere pro-
vinzübergreifende Zusammenarbeit anzustreben und so eine höhere Qualität und Identität zu
garantieren.
In Caracas besuchen die Studenten ein Zentrum gemeinsam mit den Studenten anderer Kon-
gregationen, das ebenfalls der UPS angegliedert ist und eine starke Präsenz salesianischer Do-
zenten aufweist. In anderen Provinzen schließlich besuchen die Mitbrüder nicht-salesianische
Studienzentren. Alle diese Studienzentren schließen den ersten Zyklus mit dem kirchlich aner -
kannten Bakkalaureat ab.
In Bezug auf die spezifische Ausbildung des Salesianerbruders scheint die bisher fruchtbare
Erfahrung des Regional-Zentrums für den Salesianerbruder (CRESCO) zur Zeit nicht mehr
auszureichen, um den Anforderungen der spezifischen Brüderausbildung gerecht zu werden.
Deshalb wurden bereits seitens der Regional-Kommission für die Ausbildung und der Provin-
ziale Überlegungen eingeleitet, um eine Lösung zu finden. Dabei sind die begrenzte Zahl der
jungen Brüder sowie die kulturellen und sprachlichen Ähnlichkeiten des amerikanischen Kon-
tinents in Betracht zu ziehen.
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3 Pages 21-30

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3.1 Page 21

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In den Provinzen ist das Bemühen gewachsen, eine systematischere ständige Fortbildung an-
zubieten. In einigen Provinzen wurden regelmäßige Kurse für die Mitbrüder eingerichtet, wo-
bei man die verschiedenen Altersklassen berücksichtigt. Gleichzeitig wächst die Pflege der
jährlichen Geistlichen Exerzitien als prägender Augenblick des geistlichen Lebens für jeden
Mitbruder (K 91.). Schon während der vergangenen sechs Jahre haben die Provinzen einen
„Plan für die Qualifizierung der Mitbrüder“ ausgearbeitet, der wegen der Schwierigkeiten,
Personal für die Werke zu finden, nur teilweise verwirklicht werden konnte.
In der Region gibt es zwei Zentren der ständigen Fortbildung: das „Institute of Salesian Stu-
dies“ (ISS) in Berkeley (SUO) und das „Centro Salesiano Regional de Formación Permanen-
te“ mit Sitz in Quito (ECU). Das erste gehört zum Verantwortungsbereich der Provinz von
San Francisco und steht den Mitbrüdern englischer Sprache jedweder Region offen. Das ande-
re hängt von den Provinzen der Region ab, soweit es das Personal und die ökonomischen Mit-
tel betrifft.
Unter den Problemen, die sich im Bereich der Ausbildung auftun, lassen sich die folgenden
benennen:
- Einerseits der Mangel an Berufungen, im Kontrast zu der großen Anzahl von Jugendli-
chen in diesen Ländern und zu dem gegenwärtigen religiösen Hintergrund im sozialen
Bereich, sowie andererseits die Zerbrechlichkeit der Berufungen, die sich in der Tatsa-
che zeigt, dass in einigen Provinzen die Zahl der ausgetretenen Mitbrüder die Zahl der
eingetretenen Mitbrüder überstiegen hat.
- Hinzu kommt das bereits erwähnte Ungleichgewicht zwischen Werken und Salesia-
nern, das oft zur Reduzierung der Ausbildungsteams auf ein Minimum, zur Zusam-
menlegung von Ausbildungsphasen oder zur unzureichenden Qualifizierung der Mit-
brüder führt. Das alles erhöht den dringenden Bedarf an vermehrter Zusammenarbeit
und gemeinsamer Suche nach Lösungen. Insbesondere die Studienzentren (vor allem
die für die theologische Ausbildung) erfordern große akademische Qualität und bedür-
fen einer beachtlichen Investition von qualifiziertem Personal. Ein weiteres Element,
das große Aufmerksamkeit seitens aller verdient, ist die Formung und Ausbildung zur
Salesianität, die sich als eher schwach erweist.
3.3 Die Jugendpastoral
Die Mitbrüder in der Region, die der Erfahrung gewaltiger Probleme sozialer, kultureller und
religiöser Art ausgesetzt sind, zeichnen sich durch eine große pastorale Dynamik aus. Die sa-
lesianische Präsenz wird oft da zum Ersatz für den Staat; wo es diesem nicht gelingt, den so-
zialen Wohlstand (Wohnung, Beschäftigung, Erziehung, Gesundheit) sicherzustellen. In ande-
ren Fällen dagegen fördert der Staat die salesianische Sendung durch Unterstützungen für die
Schule, die Zentren der Befähigung zur Arbeit und die Maßnahmen für Risikogruppen.
Nach dem 23. GK gab es eine große Anstrengung in Bezug auf die Ausarbeitung des Erzie-
hungs- und Pastoralkonzepts, das (sofern es angenommen wird) ein echter Leitfaden für die
Verwirklichung der Sendung ist. Es passiert aber nicht selten, dass dieses Konzept keinen
wirklichen Einfluss hat; sei es wegen des Mangels an Ausbildungsgängen, sei es deswegen,
weil es in der Praxis vergessen wird oder nicht aktualisiert worden ist.
21

3.2 Page 22

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Während dieser letzten Jahre hat in der Mentalität und in der Praxis die „Perspektive der Auf-
merksamkeit gegenüber der Existenz von ausgegrenzten Randgruppen“4 zugenommen. Das
beinhaltet drei Aspekte: die vorrangige Aufmerksamkeit gegenüber jugendlichen Risikogrup-
pen, die Öffnung aller Werke gegenüber den Problemsituationen und der Ausgrenzung von Ju-
gendlichen sowie die Anleitung zur sozialen Sensibilität und zum Engagement zwecks Verän-
derung von Situationen der Ungerechtigkeit. Trotzdem ist es notwendig, diese Anstrengung zu
intensivieren. Dazu muss man die Strukturen ‚ad hoc’ für die ausgegrenzten Randgruppen
noch mehr fördern und unsere Werke noch mehr öffnen, damit sie eine spürbare Auswirkung
auf das jeweilige Gebiet haben sowie zu einer echt aktiven Bürgerschaft und zum Engage-
ment beim Aufbau einer gerechteren und brüderlicheren Gesellschaft hinführen können.
Nach dem 24. GK hat man damit begonnen, in den Werken die Erziehungs- und Pastoralge-
meinschaft und deren Rat aufzubauen. Dieser ist ja dazu berufen, ein echter Animationskern
unter aktiver Beteiligung der Laienkräfte zu sein, wenngleich man ihn in einigen Fällen auf
eine Arbeitsgruppe reduziert. Seit Jahren erlebt die Region in gewissen pastoralen Prozessen
eine Zunahme der regionalen Koordinierung der Schulen, des Bereichs der Randgruppen und
der Beauftragten für die Jugendpastoral.
Die salesianischen Werke
- Die Schulen
Die Präsenz der Salesianer in den Schulen nimmt den ersten Platz im Rahmen der Werke in
der Region ein. Es gibt 172 schulische Einrichtungen (Vorschule, Elementarschule, Grund-
und Sekundarschule) mit mehr als 200.000 Schülern/innen. Die Berufsausbildungszentren
und
die Landwirtschaftsschulen belaufen sich auf 56 mit ca. 25.000 Schülern/innen.
Die Schulen arbeiten mit einer Koordinierung auf Bezirks- und Regionalebene, um die Leitli-
nien zu verwirklichen, die beim Treffen über die Schule in Amerika in Cumbayá (Quito,
Ecuador) im Jahr 2001 auf der Suche nach einer echten Erneuerung unseres Schul- und Erzie-
hungsangebots festgelegt wurden.
Die Situation der Schule ist hinsichtlich der Beziehung und der Übereinkünfte mit den einzel-
nen Staaten sehr unterschiedlich. In einigen Ländern trägt der Staat zur Finanzierung der
Schulen bei; in anderen überträgt er sogar Schulen, die ihm gehören, der erzieherischen Lei-
tung der Salesianer. In diesen beiden Fällen ist es leichter, die Aufmerksamkeit gegenüber den
Zielgruppen aus den einfachen Volksschichten zu gewährleisten. Eine Neuheit der letzten Jah-
re ist die Anwesenheit von Mädchen in unseren Schulen, was eine weitere Herausforderung
bedeutet: die Koedukation.
- Die Pfarreien
4 Vgl. Amtsblatt 380, Konzept der Animation und Leitung des Generalobern und seines Rates, dritte
Priorität und dritte Säule der Animation des Bereichs Jugendpastoral (Förderung der Solidarität und
der Gerechtigkeit).
22

3.3 Page 23

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Ohne die missionarischen Tätigkeiten mit einzuschließen, gibt es 168 salesianische Pfarreien
mit ca. 3 Millionen Gläubigen in der Region. In einigen Provinzen ist dies der Bereich mit der
größten Anzahl von Werken. Im allgemeinen wird die Pfarrarbeit vom Oratorium-Jugendzen-
trum, von der Schule, vom Zentrum der Hinführung zur Arbeit, von Diensten der Sozialhilfe
(medizinische Krankenfürsorge) oder von Initiativen für jugendliche Risikogruppen begleitet.
Das will besagen, dass es in der Praxis keine Pfarreien gibt, die für sich allein existieren.
Fast alle Pfarreien befinden sich inmitten von Wohnvierteln der einfachen Volksschichten. Es
gibt einige Pfarreien, die eine Pastoralmethode übernommen haben, welche darauf ausgerich-
tet ist, eine intensivere und effektivere Evangelisierung zu gewährleisten, z.B. das „Proyecto
de Renovacion Diocesana y Evangelización“ (PRDE), ursprünglich bekannt unter dem Na-
men „Nuova Immagine di Parrocchia“ (NIP) oder „Sistema Integrale di Nuova Evangelizza-
zione“ (SINE). Dennoch stehe ich auf dem Standpunkt, dass die salesianische Identität der
Pfarrei ein Element ist, das verstärkt werden möge.
- Die Oratorien und die Jugendzentren
Die Oratorien und die Jugendzentren, besonders die täglichen, bemühen sich, neben der Kate-
chese sowie den kulturellen und sportlichen Aktivitäten, eine ganzheitliche Antwort zu finden
auf die Bedürfnisse der Jugendlichen, indem sie dieselben zur Arbeit und zur sozialen Integra-
tion hinführen. Eine besondere Erwähnung verdienen die Oratorien, die entlang der Grenze
Mexikos zu den Vereinigten Staaten gegründet wurden.
Innerhalb dieses pastoralen Betätigungsfeldes kann man auch noch die Sommer-Aktivitäten
(Summer Camps) in den Vereinigten Staaten und Kanada benennen, die auf verschiedene
Weise die Möglichkeit bieten, die Freizeit in konstruktiver Form zu verbringen. Zudem sind
sie eine Gelegenheit für die Jugendlichen, die sich in Ausbildungsprozessen befinden, Mög-
lichkeiten des erzieherisch-pastoralen Engagements zu Gunsten anderer Jugendlichen zu nut-
zen.
- Die Befähigung zur Arbeit
Wir beziehen uns hier nicht auf die technischen Schulen, sondern auf die Arbeitsausbildungs-
zentren, wie die „Centri d’Educazione Occupazionale“ in Peru; „Centri di Abilitazione“ in
Kolumbien, das Zentrum „Giovanni Bosco Operaio“ in einem der am meisten bevölkerten
Wohngebiete in Bogotá (auf Grund einer Übereinkunft mit der Regierung, für ca. 4.000 Jun-
gen und Mädchen), die „Centri di Abilitazione al Lavoro“ in Venezuela, die ein Netzwerk bil-
den, das mehr als 60 Einrichtungen umfasst, von denen aber nur einige der Provinz gehören.
In einigen Häusern ist die Befähigung zur Arbeit mit der Produktion und der Vermarktung
verbunden, wie im „Poligono Industriale“ in San Salvador, wo sich eine Gruppe kleinerer Un-
ternehmen befindet, die gleichzeitig produzieren und zur Arbeit anleiten. In Ecuador hat sich
ein Netzwerk von Produktionskooperativen in den ländlichen Gebieten sehr gut entwickelt.
- Die Aufmerksamkeit gegenüber jugendlichen Risikogruppen
Die Aufmerksamkeit gegenüber den jugendlichen Risikogruppen, die eine der „Blüten im
Knopfloch“ der Region sind, hat in allen Provinzen zugenommen. Inspiriert hat man sich am
Werk von Don Javier De Nicolò, Schöpfer des Komplexes „Bosconia“. Auf der gleichen Linie
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3.4 Page 24

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sind neue Initiativen gewachsen: „Hogar Don Bosco“ in Santa Cruz (Bolivien), „Casitas Don
Bosco“ in Peru, das Projekt „Chicos della Calle“ in Ecuador, „Ciudad Don Bosco“ in Medel-
lin (Kolumbien), „Casas Don Bosco“ in Venezuela, „Proyecto Inspectorial Muchachos y
Muchachas con Don Bosco“ in der Dominikanischen Republik, „Ciudad de los Ninos“ in
Santa Ana“ (El Salvador), „Hogar Nazaret“ in Mexiko Stadt und „Ciudad del Nino“ in Leòn
(MEG).
In Port-au-Prince in Haiti wird das Netzwerk der von dem holländischen Salesianer-Missionar
P. Laurent Bohnen gegründeten Schulen auch weiterhin eine tägliche Mahlzeit an mehr als
20.000 Kinder austeilen. In der Dominikanischen Republik versucht man, die Eltern in die
Verantwortung einzubeziehen, indem man die Familienmütter befähigt und ihnen die notwen-
digen Mittel dafür bietet, einen Arbeitsplatz zu bekommen und so zu vermeiden, dass ihre
Kinder auf den Straßen arbeiten müssen.
Eine bahnbrechende Arbeit, die des Lobes würdig ist, wird von den zwei Provinzen Kolum-
biens in Armenia, Cali und Bogotá mit den männlichen und weiblichen Jugendlichen geleis-
tet, die sich vom bewaffneten Kampf loslösen und denen die Gelegenheit geboten wird, durch
die Befähigung zu einer ordentlichen Arbeit den wahren Lebenssinn wiederzugewinnen.
- Werke der sozialen Förderung
Auch wenn ganz offensichtlich jede salesianische Präsenz zu Gunsten der Jungen und Mäd-
chen in psychisch-sozialen Risikosituationen menschliche und soziale Förderung ist, so gibt
es doch bestimmte Werke, die das in besonderer Weise sind, weil man in ihnen mit Kindern,
Jugendlichen und auch Erwachsenen arbeitet, die es nötig haben, das Bewusstsein ihrer Wür-
de, ihrer Möglichkeiten und ihrer Verantwortung wiederzuerlangen. Sie kommen entmutigt in
einige unserer Werke, um in Gemeinschaft Arbeitserfahrungen zu entwickeln und sich zu be-
mühen, gemeinsam Lösungen entsprechend ihren Bedürfnissen zu finden. Sie nehmen an der
Produktion und Vermarktung der Produkte teil. Das alles vollzieht sich als Teilhabe an den
gleichen sozialen Möglichkeiten und in einer Weise, die dem Einzelnen das Gefühl gibt, in
einen gemeinschaftlichen Kontext eingebunden zu sein. Einige dieser sozialen Initiativen ar-
beiten zudem in Netzwerken mit europäischen Organismen, die den öko-solidarischen Handel
fördern.
Es gibt einige Provinzen, die Werke dieser Art haben. Ich möchte vor allem die in Bolivien
und Ecuador erwähnen. Ebenso ist die Arbeit in den Missionsgebieten hervorzuheben: Valle
Sagrado in Peru, die Missionen in Amazonien und in den Anden, die Missionen von Alto Ori-
noco in Venezuela, die Missionen von Alto Verapaz in Guatemala, der Prälatur der Mixes und
Chinantecos in Mexiko sowie der Präsenz unter den Afro-Ecuadorianern in Esmeraldas
(ECU) und in Condoto (COM).
- Betreuung der Migranten
Die Betreuung der Emigranten war einer der ursprünglichen Grundzüge der Salesianer in den
beiden Provinzen der Vereinigten Staaten und in Kanada. Das war so in den Anfängen der sa-
lesianischen Präsenz, als man mit der Arbeit zu Gunsten der italienischen Emigranten begann;
aber auch in der Folgezeit durch die Pfarreien für ethnische Gruppen: Chinesen, Philippinen,
Slowenen, Kroaten, Ungarn, Vietnamesen und Koreaner. Sowohl die Provinz von New Ro-
chelle wie die von San Francisco haben Pfarreien für christliche Gläubige spanischer, portu-
giesischer, lateinamerikanischer und besonders mexikanischer Abstammung.
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3.5 Page 25

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Diese Herausforderung gibt es nicht nur in Nordamerika. Die Migration ist ein unaufhaltsa-
mes Phänomen, das bewirkt, dass es Tausende von Haitianern in der Dominikanischen Repu-
blik, von Dominikanischen Einwanderern in Puerto Rico und von Kubanern in den Vereinig-
ten Staaten gibt. Ich denke, dass die Provinzen von Lateinamerika Wege finden müssen, um
den Einwanderern aus diesem Raum in den Vereinigten Staaten, in Kanada und jetzt in Euro-
pa entgegenzukommen.
- Die Universitäten
Die Universität ist ein neues Betätigungsfeld der salesianischen Sendung. Der Generalobere
und sein Rat haben für die Gesamtheit der Präsenzen an Universitäten (IUS) das Profil der sa-
lesianischen Identität unserer Universitäten und das internationale Konzept umrissen, das die-
se entwickeln müssen, um die Treue zum Charisma zu gewährleisten.
Verschiedene Provinzen der Region entfalten Tätigkeiten dieser Art. Ich erinnere hier an die
„Universidad Don Bosco“ von El Salvador und die „Universidad Mesoamericana“ in Guate-
mala, beide in Zentralamerika; die „Universidad Salesiana“ in Mexiko; die „Universidad Po-
litécnica Salesiana“ in Ecuador; die „Universidad Salesiana“ in Bolivien. Andere Provinzen
haben höhere Studieninstitute mit Universitätsniveau: das „Istituto Universitario Salesiano
Padre Ojeda“ in Venezuela; das „Politecnico Salesiano“ von Lima in Peru. Andere überlegen
noch, ob es ratsam ist, Universitätszentren in Angriff zu nehmen. Die Herausforderung dabei
ist einerseits die Qualität unseres kulturellen Angebots und andererseits die Präsenz von Sale-
sianern, die für eine Tätigkeit auf diesem Niveau fähig sind. Natürlich geht es auch darum, die
Universitätspastoral und die salesianische Identität der Universitäten sicherzustellen. Mit der
Koordinierung hat der Generalobere Don Carlos Garulo beauftragt, der sich darum bemüht,
das bereits Bestehende zu konsolidieren und die Strategie der Kongregation in Bezug auf die
Universitäten zu fördern und anzuwenden.
Pastorale Prozesse
Jugendliche Vereinigungen. Die Salesianische Jugendbewegung.
In allen Provinzen gibt es eine beachtliche Entwicklung der jugendlichen Gruppen und Verei-
nigungen, wenngleich man hinzufügen muss, dass nicht alle ein ernsthaftes Programm mit er-
zieherisch-pastoralen Inhalten betreiben. Leider provoziert der starke Wechsel der damit be-
auftragten Salesianer oftmals Höhen und Tiefen, welche die Qualität des Angebotes auf die-
sem Gebiet beeinträchtigen.
Allmählich ist die Idee gewachsen und festigt sich, alle Gruppen um die Salesianische Ju-
gendbewegung herum zusammenzuführen. Es gibt einige Provinzen, die zusammen mit den
Don-Bosco-Schwestern auf Provinz- oder sogar auf nationaler Ebene eine Koordinierung be-
werkstelligen. Sie organisieren Treffen, Kongresse und Aktivitäten, um den weiteren Weg der
Salesianischen Jugendbewegung zu planen und zu überprüfen.
3.4 Die Salesianische Familie
Die Salesianische Familie ist in der Region gut entwickelt. Es gibt 12 Zweige: Salesianer Don
Boscos (SDB), Don-Bosco-Schwestern (FMA), Salesianische Mitarbeiter, Töchter der Heili-
gen Herzen Jesu und Mariä, Töchter vom Göttlichen Erlöser, Schwestern von der Auferste-
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3.6 Page 26

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hung, Schwestern der Liebe von Miyazaki, Freiwillige (weiblich) Don Boscos, Freiwillige
(männlich) mit Don Bosco, Ehemalige (w/m), Vereinigung Mariens, der Helferin der Christen,
„Asociación de Damas Salesianas“ (ADS)
Vier dieser Zweige sind sogar in der Region entstanden: Das Institut der Töchter der Heiligen
Herzen Jesu und Mariä, gegründet vom seligen Don Luigi Variara in Agua de Dios (Kolumbi-
en); die Töchter vom Göttlichen Erlöser, gegründet von Msgr. Pedro Arnoldo Aparicio in San
Vicente (El Salvador); die „Asociación de las Damas Salesianas“, gegründet von Don Miguel
González in Caracas (Venezuela); die Töchter von der Auferstehung, gegründet vom indi-
schen Missionar Don Giorgio Puthenpura in Pedro Carchà (Guatemala). Es gibt noch die
Gruppe der Freiweilligen mit Don Bosco (CDB), die ihre kirchliche Anerkennung vom Erzbi-
schof von Caracas (Venezuela) bekommen hatten.
In der Mehrheit der Provinzen war der gut funktionierende Rat der Salesianischen Familie
eingerichtet worden, der viel dazu beigetragen hat, dass der Sinn für die Einheit, das Bewusst-
sein der spirituellen und apostolischen Familie Don Boscos und die Zusammenarbeit in die-
sem Territorium gewachsen ist, wenngleich noch manche Wegstrecke zurückzulegen ist.
In diesem Bereich lauten die zwei größten Herausforderungen: einerseits die Pflege und För-
derung der Vereinigung der salesianischen Ehemaligen, andererseits das Bewusstsein unter
uns Salesianern von unserer Verantwortung, die Salesianische Familie zu animieren (K 5).
3.5 Die Soziale Kommunikation
Der Bereich der Sozialen Kommunikation findet in dieser Region eine seiner besten Verwirk-
lichungen, besonders wenn man die Gesamtheit der Betätigungsformen auf diesem Gebiet in
Betracht zieht. Zahlreich sind die Produktionsunternehmen: 10 Druckereischulen, 9 Drucke-
reien, 5 Schulverlage, 3 katechetische Verlage, 4 allgemeine Verlage, 10 Buchhandlungen, 4
Audio-Visionszentren, 2 Zentren für Programmproduktionen, 12 Radiosender, 6 Fernsehkanä-
le, 4 Zeitschriften und 3 Zentren für Web-Projekte. Der Verlag „Apostolato Biblico Cattolico“
in Bogotá verbreitet seine Bücher vom Heiligtum des Jesus-Kindes mit einer Produktion, die
für manchen Titel einige Millionen an Exemplaren erreicht.
Zum Vorteil einer besonderen Wirkung in der kulturellen Welt sind die Verlage von schuli-
schen Texten in Venezuela, Ecuador und Bolivien von spezieller Bedeutung. Der Verlag
„Abya-Yala“ in Ecuador erfreut sich weltweiter Anerkennung wegen seiner Publikationen
über Kultur und soziale Realitäten. Die beiden Provinzen von Mexiko haben eine Gesellschaft
zusammen mit EDEBEBE in Barcelona (Spanien) zwecks Publikation von schulischen Texten
gebildet.
Die Salesianischen Nachrichten (Bollettino Salesiano) werden, abgesehen von der Visitatorie
Haiti, regelmäßig veröffentlicht. Die Ausgaben erfolgen zwei- oder dreimal und in Mexiko
einmal monatlich. Die Provinz New Rochelle gibt die Salesianischen Nachrichten in Englisch
und in Spanisch heraus. In der gesamten Region übersteigt die Auflage 700.000 Exemplare:
204.000 in Mexiko, 128.000 in der westlichen und 100.000 in der östlichen Provinz der Verei-
nigten Staaten, 76.440 in der Provinz Zentralamerika und 63.000 in der Provinz Kanada.
Wenngleich es in der Region einige Fakultäten für Soziale Kommunikation und ein Bemühen
um die Ausbildung der Salesianer zu Kommunikatoren gibt, so könnte man doch noch viel
mehr tun.
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3.7 Page 27

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3.6 Die Missionen und die missionarische Kommunikation
Die missionarische Präsenz in der interamerikanischen Provinz ist sehr bedeutsam; sei es be-
züglich der involvierten Provinzen, sei es bezüglich der Qualität der in einigen Gebieten ge-
leisteten Arbeit. Von besonderer Bedeutung ist das, was man unter den Eingeborenen in Kami
in Bolivien, in Valle Sagrado und San Lorenzo in Peru, in den Anden-Missionen und im Vika-
riat von Méndez in Ecuador, dem ältesten Vikariat der Kongregation, im Vikariat Puerto Aya-
cucho in Venezuela, in Alto Verapaz in Guatemala und in der Prälatur in Mixepolitana in Me-
xiko tut. Hervorzuheben ist auch das Apostolat unter den Afroamerikanern in Condoto und in
Buenaventura in der Provinz Kolumbien – Medellin, in Esmeraldas in Ecuador und in einer
Pfarrei der Provinz von New Rochelle in Washington.
In den Missionen hat man eine große Anstrengung hinsichtlich der Inkulturation des Evange-
liums, der Entwicklung der Evangelisierungsprozesse, der Katechesen und der Ausbildung
von Animatoren für die Verwurzelung der Kirche unternommen. Besondere Erwähnung ver-
dient die unter den Shuar (ECU), den Achuar (ECU und PER), den Yanomami (VEN), den
Mayas (CAM), den Mixes und den Chinantecos (MEM) geleistete Arbeit.
Die Präsenz von Salesianermissionaren war entscheidend für das Überleben und die Entwick-
lung der eingeborenen Völker. In den Missionsgebieten war die salesianische Präsenz einige
Jahre hindurch die einzige Institution, die ein Projekt der Evangelisierung aus christlicher
Sicht sowie Programme der Erziehung und Förderung aus sozialer Sicht vorangebracht hat.
Die Präsenz der Salesianer hat zudem die Respektierung der fundamentalen Rechte dieser
Völker – unter anderen das des Landbesitzes – sichergestellt.
Neben der typisch missionarischen Arbeit gab und gibt es noch missionarische Forscher der
Eingeborenenkultur dieser Völker, ihrer Sprache und Weltanschauung. Zahlreich sind die ein-
schlägigen Publikationen. Auf diesem Gebiet hat der Verlag „Abya-Yala“ eine Spitzenposition
inne.
Natürlicherweise mangelt es nicht an Problemen, vor allem auf Grund der Ermüdung der
Missionare, die sich oft einer harten Lebensführung unterziehen mussten und nun mit der Tat-
sache des fortgeschrittenen Alters und des Mangels an Austausch konfrontiert sind. Es muss
endlich das Bewusstsein wachsen, dass die ganze Provinz berufen ist, missionarisch zu sein
und sich auch so zu empfinden.
Die Provinzen der interamerikanischen Region, wie alle Provinzen Europas und einige Pro-
vinzen Asiens, waren in das Afrika-Projekt mit einbezogen worden: die Provinzen der Verei-
nigten Staaten in Sierra Leone und die lateinamerikanischen Provinzen in Guinea-Conakry.
Sierra Leone ist jetzt ein Teil der neuen Visitatorie Afrika West und Guinea-Conakry ein Teil
der Visitatorie Afrika Ost.
In der Region gibt es darüber hinaus zwei Prokuren, die eine wichtige Arbeit der Unterstüt-
zung missionarischer Projekte und der Entwicklung leisten. Es sind die Prokuren von Sher-
brooke in Kanada und die von New Rochelle in den USA, die auch deswegen am meisten be-
kannt ist, weil sie die erste salesianische Missionsprokur gewesen ist. In Quito (Ecuador) gibt
es eine Prokur für die Berufe (Fondo Vocazionale), die von P. John Porter ins Leben gerufen
wurde und alle Provinzen Lateinamerikas – einschließlich derjenigen in der Region Amerika
Süd – unterstützt.
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3.8 Page 28

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4. Herausforderungen und Perspektiven für die Zukunft
Am Schluss der Präsentation dieser Region möchte ich die hauptsächlichen Herausforderun-
gen, mit der sie sich auseinandersetzen muss, benennen und sodann die Zukunftsperspektiven
aufzeigen. Als Ausgangspunkt und Inspirationsquelle wähle ich das Zitat des Propheten Jesa-
ja, dem wir die Überschrift zu diesem Brief verdanken: „Ihr, die ihr den Herrn sucht, blickt
auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid“ (Jes 51,1). Das ist ein Aufruf zur Rückkehr zu den
Ursprüngen, zur charismatischen Identität, zur Treue gegenüber der Berufung, zum apostoli-
schen Ansporn mit der Leidenschaft des „Da mihi animas“ Don Boscos und der Gründer des
salesianischen Werks in diesem Bereich der Welt.
Die Region ist vor allem aufgerufen, die salesianische Identität als gottgeweihte Apostel in
den Mitbrüdern und Gemeinschaften zu festigen, damit sie ihre vorbehaltlose Christusnach-
folge bezeugen und die Sendung mit apostolischem Eifer verwirklichen können.
Johannes Paul II. hatte den Anfang damit gemacht, von der Dringlichkeit einer neuen Evange-
lisierung für die ganze Kirche zu sprechen. Das ist in der Tat eine dringende Aufgabe, die -
verknüpft mit der Aufgabe der Erziehung zum Glauben – bewirken soll, dass die Werte des
Evangeliums persönlich auf- und angenommen werden und dass man von einem natürlichen
Gutsein zu echten bewussten und verinnerlichten Glaubensentscheidungen übergeht. Es han-
delt sich um ein Engagement, das dazu führt, den Prozess der Umwandlung in Lateinamerika
voranzubringen (vgl. Dokumente von Medellin und Puebla), für die menschliche Förderung
zu arbeiten und zum Aufbau einer auf die Menschen und nicht auf die Dinge ausgerichteten
alternativen Kultur beizutragen (Santo Domingo), damit unsere Völker in Jesus Christus den
Weg für die Umkehr, die Einheit und die Solidarität finden können (Ecclesia in America).
Das alles hat sehr viel mit der Ausbildung der Salesianer zu tun, die den Mitbrüdern dazu ver-
helfen soll, ihre Motivationen zu bereinigen und zu vertiefen, persönlich die Werte anzuneh-
men, ganz bewusst Entscheidungen zu treffen und so das Leben um die Verpflichtungen her-
um zu organisieren, die man im salesianischen Ordensleben auf sich genommen hat. Dieses
Leben soll die Mitbrüder mit theologischer und kultureller Festigkeit ausstatten. Man muss je-
doch provinzübergreifende Lösungen für die Ausbildungsgemeinschaften und für die salesia-
nischen Studienzentren finden. Offensichtlich haben die einzelnen Provinzen nicht die Fähig-
keit und die Mittel, um auf diesem Feld auf der Höhe ihrer Verantwortung zu sein. Die spezi-
fische Ausbildung und die Spezialisierung der Salesianerbrüder sind auch Realitäten, die der
Vertiefung bedürfen.
Um sich diesen Herausforderungen zu stellen, schlage ich den Mitbrüdern der Region, aber
auch der ganzen Kongregation, die folgenden Leitlinien vor:
4.1 Den Vorrang Gottes unter den Jugendlichen in der Welt von heute bezeugen
Die Komplexität der gegenwärtigen Zeit fordert die beständige Rückkehr zum Ursprung unse-
res apostolischen Lebens: zu Gott. Dazu bedarf es der Wiederentdeckung der eigenen Beru-
fung als Lebensentwurf, der auf Christus ausgerichtet ist, und der Leidenschaft für die Sen-
dung, um so tatsächlich „Zeichen und Botschafter der Liebe Gottes zur Jugend, besonders zur
ärmeren, zu sein“ (K 2).
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3.9 Page 29

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Zum Zweck der Aufrechterhaltung dieses „hohen Grads des gewöhnlichen christlichen Le-
bens“ haben wir es nötig, „unsere Heiligkeit zu planen“ (E. Viganò), dies sowohl auf der per-
sönlichen wie auch auf der gemeinschaftlichen Ebene. Deshalb ist es unverzichtbar, folgende
Aspekte besonders zu pflegen:
Das geistliche Leben der Gemeinschaft: Der absolute Vorrang Gottes muss in einer
tiefen Erfahrung des miteinander geteilten und erlebten Glaubens im Alltag zum Aus-
druck kommen.
Die Animations-Funktion des Direktors: Seine erste Verantwortung besteht eben darin,
das Wachstum der Mitbrüder in der Berufung zu fördern, die Treue der Ordensgemein-
schaft zu ermutigen und die Erziehungs- und Pastoralgemeinschaft zu animieren (vgl.
K 55).
4.2 Don Bosco und seine Leidenschaft des „Da mihi animas“ neu beleben
Für jedes unserer Werke ist es sehr wichtig, das eigene Konzept zu erarbeiten und anzuwen-
den. Darin werden jene strategischen Prioritäten der Evangelisierung und der Erziehung zum
Glauben definiert und geklärt, die am ehesten den dringenden Erfordernissen der Jugendsitua-
tion in der Region entsprechen. Ferner werden die praktischen Maßnahmen festgelegt, welche
die Werke schließlich wirksam und funktionsfähig machen sollen. Das setzt das Studium und
die Praxis der Konstitutionen und die Verwirklichung der Sendung mit Freude, Überzeugung
und Effektivität voraus.
Das Kriterium, das diese Entscheidungsfindung in die richtigen Bahnen lenken kann, ist die
Neuentdeckung Don Boscos als mystischen und prophetischen Menschen und die entschlos-
sene Annahme seiner großen Überzeugungen: 1) die Wichtigkeit der Betreuung der armen
und bedürftigen Jugend; 2) der Wert der Erziehung als Vermittlung, welche die Gesellschaft
wirksam umzuwandeln vermag; 3) die Notwendigkeit, die größtmögliche Anzahl von Perso-
nen in das Projekt zur Rettung der Jugendlichen mit einzubeziehen.
4.3 Unseren Präsenzen in der Region neue Bedeutung geben, angespornt von der Option
für unsere bevorzugten Zielgruppen
Die Option für die arme, verlassene und in psychologisch-sozialen Krisensituationen lebende
Jugend war die Hauptsorge Don Boscos und seiner geistlichen und apostolischen Familie bis
heute. Die Jugendlichen stehen im Zentrum unserer Sendung und sind unsere Daseinsberech-
tigung. Ihre Bedürfnisse und Erwartungen müssen die Art und Weise der Tätigkeit bestimmen,
die wir ihnen anbieten. Folglich ist nicht so sehr die Aufrechterhaltung der Strukturen wichtig
als vielmehr ihr erzieherischer Wert, ihre soziale Bedeutsamkeit und ihre am Evangelium in-
spirierte Wirksamkeit.
Diese Überzeugung müsste uns dazu veranlassen, die bestehenden Werke neu zu strukturie-
ren, um unsere Präsenz in neuer Form dort fortzusetzen, wo wir bereits tätig sind, und – falls
nötig – andere, neue Formen des Dienstes und des Apostolates zu schaffen. Ein fundamentales
Kriterium zur Verbesserung der Bedeutsamkeit unserer Werke ist die Bildung von festgefüg-
ten Gemeinschaften – sowohl hinsichtlich der Anzahl der Mitbrüder wie auch der Qualität.
Hinzu kommt noch die Notwendigkeit, mit der Salesianischen Familie und unseren Laienmit-
arbeitern eine größere Gemeinsamkeit und Teilnahme ihrerseits zu erreichen.
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3.10 Page 30

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Ganz konkret lässt sich unser erzieherisches und pastorales Angebot heute durch die Verwirk-
lichung folgender Leitlinien zum Ausdruck bringen:
In allen unseren Werken und Tätigkeitsbereichen muss man einen neuen Stil der Prä-
senz und der Aufnahme aller anwenden; und zwar mit einem ganzheitlichen erzieheri-
schen Dienst, der auf die Person, die Förderung einer Kultur der Solidarität und das
Engagement für die Gerechtigkeit und die Umformung der Gesellschaft ausgerichtet
ist.
Die Aufmerksamkeit gegenüber den Ärmsten darf man also nicht auf einen Sektor von
einigen Werken sozialen Charakters beschränken; es handelt sich vielmehr um eine
durchgängige Linie, die alle Tätigkeitsbereiche interessieren muss. Das führt notwen-
digerweise zu der Frage bezüglich der Art der Kultur, die man in den Schulen, in den
Pfarreien, in den Jugendzentren und Oratorien und in den sozialen Aktionszentren an-
bietet.
In den spezifischen Werken auf dem Gebiet der ausgegrenzten jugendlichen Rand-
gruppen müssen wir den Jugendlichen, die in schwierigen Situationen sind, im Verlauf
eines ganzheitlichen Wachstums konkrete Antworten anbieten.
Diese Werke oder Aktivitäten erfordern professionelle Kompetenz, spezialisierte Pro-
gramme, Zusammenarbeit mit anderen zivilen Stellen und Institutionen und die Über-
windung einer individuellen Arbeitsweise. Hier bedarf es einer umfassenderen Integra-
tion der Initiativen und der Mitbrüder in das organische Provinzkonzept.
4.4 Durch Bündelung von Kräften, Mitteln und Einsätzen Synergien schaffen, um in Zu-
sammenarbeit Erfahrungen zu verwirklichen
Heute ist es mehr denn je von fundamentaler Bedeutung, zum Dienst am salesianischen Leben
und der Sendung auf den verschiedenen Gebieten in der provinzübergreifenden Solidarität
und Zusammenarbeit zu wachsen. Die Gesellschaft im Allgemeinen und die Jugend im Be-
sonderen haben das Recht, zu erleben, dass wir eine solidarische Gruppe sind, die in Gemein-
schaft wirkt, im Netzwerk arbeitet und ein gemeinsames Projekt verwirklicht.
In sinngemäßer Umschreibung der Worte Jesu an seine Jünger beim Letzten Abendmahl lade
ich euch ein, „eine einzige Sache“, „ein Herz und eine Seele“ zu sein, damit die Jugendlichen
glauben, dass wir von Gott zu ihnen gesandt sind (vgl. Joh 17,21). Das bedeutet, von einer
Provinz-Mentalität zu einer Mentalität der Region und der Kongregation überzugehen. Wir
dürfen nie vergessen, dass das Wichtigste Don Bosco und seine Präsenz im jeweiligen Gebiet
ist und dass die ganze Organisation und alle Strukturen zum Dienst an der Sendung da sind.
Wie sehr möchte ich diese Verfügbarkeit und diese Einheit spüren und betrachten!
Abschluss
Ich schließe, liebe Mitbrüder, indem ich alle einlade, mit offenem Herzen und großzügigem
Engagement diese Zeit der Versöhnung und Umkehr in einer Weise zu leben, dass die Freude
des auferstandenen Herrn in unserem Leben aufbricht und dass wir die Neuheit des Lebens in
uns aufblühen lassen, die uns ermöglicht wurde durch Jesus Christus mit seinem Osterge-
heimnis und dem Ausgießen des Heiligen Geistes in unsere Herzen.
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4 Pages 31-40

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4.1 Page 31

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Unsere Zukunft wird von unserer Treue zu unseren Ursprüngen abhängen. Daher rührt auch
die Gültigkeit des Aufrufs des Propheten, der heute für uns alle noch einmal wiederholt sei:
Ihr, die ihr den Herrn sucht, blickt auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid.“
Maria möge unsere Fähigkeit vermehren, mit klarem und reinem Blick den ursprünglichen
Plan Gottes für einen jeden von uns und für unsere gesamte Kongregation zu betrachten. Sie
möge uns die Gnade erlangen, ganz bewusst Söhne sein zu wollen, die sich nur darum bemü-
hen, den Willen des Vaters zu tun.
Don Pascual Chávez V.
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