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DON BOSCO UND DAS MOVIMENTO CECILIANO
Josip Gregur
1. PROBLEMSTELLUNG *
Die cäcilianische Kirchenmusikreform des ausgehenden 19. Jhs. bezieht
ihren Namen von der hl. Cäcilia, der römischen Märtyrerin, die sich während
ihrer erzwungenen Hochzeit innerlich vom “Lärm” der Instrumente abwandte
und in ihrem Herzen «soli Domino decantabat» (Gott allein – anders 1
sang), um, nach einem bestimmten Verständnis, ihre Seele und ihren Körper
für den Herrn rein zu erhalten. Diese, aus romantischen und restaurativen
Wurzeln gewachsene Reformbewegung nahm sich des Anliegens engagiert
an, daß im Gottesdienst “nur Gott gesungen wird” und daß dabei das Herz
und der Leib des Gläubigen “rein” erhalten bleiben. In dem dabei entstan-
denen Ringen um die angemessene Kirchenmusik wurde der Zusammenhang
über die kirchenmusikalische Praxis hinaus – richtigerweise – größer, ekkle-
siologisch empfunden: Die Frage nach der “wahren” Kirchenmusik war eine
Frage nach dem wahren Gottesdienst und damit die Frage nach der Kirche
selbst.2 Nicht zuletzt deshalb war die cäcilianische Bewegung in ihrem Kern
eine liturgische Bewegung.
Die Gründung der Kongregation der Salesianer Don Boscos über-
schneidet sich zeitlich mit der cäcilianischen Reform. Da sich die Kirchen-
musik bei Don Bosco (namentlich in Valdocco) intensiver Pflege erfreute,
liegt es nahe, anzunehmen, daß auch er sich dem entstehenden Spannungsfeld
zwischen der gängigen kirchenmusikalischen Praxis und den neuen diesbe-
züglichen Erkenntnissen nicht entziehen konnte.
* Das Verzeichnis der Siglen und Abkürzungen befindet sich am Ende des Textes.
1 Vgl. H. MAIER, Cäcilia unter den Deutschen. Festrede zum 70. Geburtstag von
Domkapellmeister Georg Ratzinger am 15. 1. 1994 in Regensburg, in: MSR 1 (1994) 3-12, 4.
2 Vgl. K. H. SCHLAGER, Wege zur Restauration. Marginalien zur Kirchenmusik zwischen
Augustinus und Thibaut, in: G. SCHUMACHER (Hrsg.), Traditionen und Reformen in der Kir-
chenmusik, Festschrift für Konrad Ameln zum 75. Geburtstag am 6. Juli 1974, Kassel 1974,
9-24, 15.

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266 Josip Gregur
Don Bosco war kein Musiker.3 Sein Wirken deckt sich mit der cäciliani-
schen Reform zeitlich nur zum Teil, und seine kirchenmusikalischen
Auffassungen können auf direktem Weg nicht mit ihr in Verbindung gebracht
werden. Der cäcilianische Rigorismus entsprach beispielsweise nicht seiner
Erziehungsidee. Seine religiöse Einstellung jedoch, das Gespür für das Trans-
zendente und die Affinität zur kirchlichen Tradition (Greg. Choral), lassen ihn
von den Ideen der Reformer nicht allzu entfernt erscheinen. In diesem Licht
wollte ihn auch die spätere salesianische Tradition sehen.4 Dieser Artikel be-
schäftigt sich im Wesentlichen mit der Frage, inwieweit Don Bosco mit dem
Cäcilianismus in Verbindung gebracht werden kann.5
In einem ersten Schritt wird in gebotener Kürze seine musikalische
(Aus-)Bildung dargestellt. Dann wird in groben Zügen die Kirchenmusikre-
form in Italien dieser Zeit geschildert. In einem dritten Schritt beschäftigen
wir uns mit den Vorboten des Cäcilianismus in Turin z. Z. Don Boscos, beob-
achten am Beispiel Don G. Caglieros den wachsenden Einfluß reformerischer
Ideen, um schließlich die genannte Frage zur erörtern, ob Don Bosco als ein
“Vorbote des Movimento ceciliano” gesehen werden kann.
2. JOHANNES BOSCO UND DIE (KIRCHEN-)MUSIK 6
2.1 Musikalische (Aus)Bildung Don Boscos
In seiner Kindheit 7 und während seiner Ausbildung kam Johannes
Bosco mit der Musik intensiv in Berührung. Dabei ist die außerhalb der “offi-
ziellen” Liturgie existierende kirchliche Volksgesangstradition in Piemont
(vor allem Marienlieder) zu erwähnen. Einen entscheidenden musikalischen
Impuls bekam Johannes als Schüler vom Schneider Roberto Gioanni im
3 Anläßlich der Beatifikation Don Boscos haben einige italienische Zeitungen seine mu-
sikalische Betätigung mit großen Worten hervorgehoben. Vgl. die ensprechenden Ausschnitte,
gesammelt in ASC A30901.
4 Vgl. MB III 146.
5 Die Problematik wurde anderweitig vom Autor eingehend behandelt. Vgl. GREGUR,
Das Ringen (1995).
6 Vgl. dazu: A. FANT, La musica in Don Bosco e nella tradizione salesiana, in: M. SODI,
(Hrsg.): Liturgia e musica nella formazione salesiana. Incontro europeo di docenti ed esperti
di Liturgia e Musica promosso dal Dicastero per la Formazione salesiana, Roma 1984, 38-52;
Natale GHIGLIONE, Don Bosco musicista?, in: RIMS, 1 (1988) 65-76 und Mario RIGOLDI, Don
Bosco e la musica, Carugate (Milano), 1988. Selbstverlag. (Überarbeitung der Magisterarbeit
des Autors La musica nella vita, nel pensiero e nell’opera di Don Bosco beim “Pontificio Isti-
tuto Ambrosiano di Musica Sacra di Milano”, Milano 1967).
7 Seine Mutter singt gerne. Vgl. MO 175. Vgl. auch MB V 568 (der ‘himmlische’ Ge-
sang der verstorbenen Mutter).

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 267
Winter 1830/31 in Castelnuovo.8 Wahrscheinlich war dieser einer der “Chora-
listen” oder/und der Organist der Pfarrei Castelnuovo.9 Auch die Schulzeit
Boscos in Chieri (1831-1834) war für sein autodidaktisches musikalisches
Weiterkommen von großer Bedeutung. Den Gesang und die Musik führt er
ausdrücklich als eines der leidenschaftlich betriebenen studi an.10 In der
Scuole Pubbliche (eine solche besuchte er in Chieri) gehörten das Gebet und
der Gesang vor und nach dem Unterricht zur Selbstverständlichkeit.11 Im
Priesterseminar von Chieri, in das J. Bosco eintrat, pflegte man den Gregoria-
nischen Choral. Man kann annehmen daß seine vielfach bezeugte spätere
Wertschätzung des Gregorianischen Gesanges auf diese Zeit zurückgeht. Des
weiteren spricht einiges dafür, daß er sich als Jungpriester im “Convitto
Ecclesiastico” von Turin musikalisch weitergebildet hat.12
2.2 Musik in den Träumen Don Boscos
Träume erfüllen im Leben Don Boscos (und somit auch in der salesiani-
schen Tradition) eine wichtige Funktion. Seine Berufung zum “Apostel der Ju-
gend” schrieb er einem Traum mit neun Jahren zu.13 In einigen dieser Träume
spielt die Musik – in feierlichen bzw. den Paradies-ähnlichen Traumszenen – ei-
ne wichtige Rolle. Es ist bemerkenswert, mit welcher Intensität in diesen Träu-
men, die andere Zusammenhänge zum Inhalt haben, die Musik zur Sprache
kommt. Es sind vor allem der Traum vom “Salesianischen Garten” (1876),14
von den “Zehn Diamanten” (1881),15 über Don Provera (1883) 16 und der zwei-
8 Vgl. MO 54.
9 Nach den heute zu sehenden Sängerplätzen waren die Choralisten auf der Rückseite des
Hochaltars postiert. - Im Pfarrhaus von Castelnuovo werden ein Antiphonale von 1756, ein Gra-
duale von 1847 und ein Kyriale von 1926 aufbewahrt. Letzteres ist relativ unbenutzt geblieben.
10 Vgl. MO 76.
11 Vgl. Regolamento per le scuole, 1822, in: Raccolta dei regi editti, manifesti ed altre
provvidenze de’ magistrati ed uffizi, Bd. XVIII, Torino 1822, 191-221 (Della Congregazione, e
dei direttori spirituali, S. 215, [Nr.] 158. “Nella congregazione del mattino si osserverà
l’ordine seguente:... canto del Veni Creator;... canto delle litanie della Beata Vergine...
canto del salmo Laudate Dominum omnes etc., col versetto...”). Vgl. auch MO 63f.
12 Vgl. L. BIGINELLI, Don Bosco. Notizie biografiche raccolte dal sacerdote Biginelli
teol. Luigi, direttore dell’Ateneo [L’Ateneo, Rivista settimanale illustrata di religione, scienze,
lettere, storia, educazione ed arti belle; Die Biographie erschien zuerst in dieser Zeitschrift im
Nov. und Dez. 1882], Torino 1883, 5. Vgl. auch MB II 129.
13 Vgl. MO 34-37. - Zur Bedeutung der Träume Don Boscos für sein Werk vgl. STELLA,
Don Bosco, II (1981), 507.
14 Zur komplizierten Redaktions- und Traditionsgeschichte dieses und anderer Träume
Don Boscos vgl. STELLA, Don Bosco, II (1981), 507-563.
15 Vgl. C. ROMERO, I sogni di Don Bosco. Edizione critica, Torino 1978., 70. Vgl. auch
MB XV 186.
16 Ebd. 77f. Vgl auch MB XVI 14-17.

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268 Josip Gregur
te Missionstraum (1885).17 Darin wird Don Boscos Musikalität bzw. Affinität
zur Musik spürbar, eine gewisse theologische Verinnerlichung der Musik sowie
die Prävalenz des Gesanges vor der Instrumentalmusik feststellbar.18
2.3 (Kirchen-)Musikverständnis Don Boscos
Musik wurde an den Schulen in den Ländern des später geeinten Italien
nicht systematisch unterrichtet.19 In den 40er Jahren des 19. Jhs. führte die
Fachwelt im Kontext des Movimento pedagogico in den pädagogischen Blät-
tern Turins sporadisch eine Diskussion zugunsten einer allgemeinen Ein-
führung des Schulgesanges.20 In der Diskussion um die notwendige Hebung
des Bildungsniveaus der unteren Bevölkerungsschichten wurde zunehmend
auch die pädagogische Rolle der Musik erkannt.21
Bekanntlich ist Don Bosco mit seiner Option für die Jugend und der Art
und Weise, wie er sie verwirklichte, nicht isoliert zu sehen.22 Das gilt für sein
Musikverständnis in einem noch größeren Maß, da er sich kunsttheoretisch
nicht betätigte und somit auf vorhandene Anschauungen zurückgriff. Noch
mehr als für die (Schul-)Pädagogik betonen zeitgenössische christliche Päd-
agogen in Turin die Wichtigkeit der Musik in der religiösen Erziehung.23 So
verhält es sich auch bei Don Bosco: Auch wenn für ihn die sinnvolle Frei-
zeitbeschäftigung (utile sollievo) und die sich daraus ergebenden späteren
Berufschancen wichtige Gesichtspunkte für die Musikwertschätzung in
17 Vgl. MB XVII 299-305. Dieser Traum wird nicht im Autograph Don Boscos überlie-
fert (aber er erzählte ihn Don Lemoyne, der ihn sofort aufschrieb vgl. MB XVII 299). Er muß
daher im Hinblick auf die amplifizierenden Tendenzen in der salesianischen Tradition mit
etwas Vorsicht betrachtet werden.
18 Psychologisch sind die Wonnen der Musik, die Don Bosco in seinen Träumen erlebt,
eine Überhöhung dessen, was er in seinem Oratorium von den Aufführungen seiner Mitarbeiter
– G. De-Vecchi, G. Cagliero und G. Dogliani – in diesen Jahren zu hören gewohnt war. Vgl.
STELLA, Don Bosco, II (1981), 517f.
19 Das schließt nicht aus, daß man sporadisch, etwa zu Beginn des Unterrichts gesungen
hat. In Cremona war 1833 für die scuole infantili das Lernen des Psalmengesanges (Italienisch
in Reimform) vorgesehen. Vgl. Manuale di educazione ed ammaestramento per le scuole in-
fantili, Cremona 1833, 54-68. Systematisch wurden Kinder in Musik nur an den Konservato-
rien ausgebildet. Vgl. etwa bei: G. COLARIZI, Conservatorio, in: Rizzoli/Ricordi, Enciclopedia
della musica, Bd. II, Milano 1972, 159-161.
20 Vgl. Letture di famiglia, 2 (1844) 9f., 48 (1844) 377-379, 49 (1844) 386-388; Educa-
tore primario, Bd. II, Torino 1846, 55-61.
21 Vgl. A. GAMBARO, Movimento pedagogico piemontese nella prima metà del secolo
XIX, in: Salesianum (1950) 215-228, und das Kapitel Della musica e specialmente del canto
bei RAYNERI, Della pedagogica (1877), 378-391.
22 Seine Spiritualität, sein Kirchenbild und seine Vorstellungswelt waren ein “Honig aus
vielen Blüten”. Don A. Fant im Gespräch mit dem Autor, Torino, Februar 1992.
23 Vgl. RAYNERI, Della pedagogica (1877), 385f.

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 269
seinem Oratorium waren, so war das oberste Ziel des Musikbetriebes in Val-
docco, «promuovere la gloria di Dio contribuendo al maggior lustro delle
funzioni religiose sì nell’Oratorio che fuori».24 Für diese Akzentsetzung
mögen unter anderem folgende Einflußfaktoren Pate gestanden haben: das
Gedankengut des hl. Alphons von Liguori; die oratorianische Tradition Phi-
lipp Neris und, wie erwähnt, die Zeitgenossen Don Boscos.
– Das Gedankengut des hl. Alphons von Liguori ist in den Schriften
Don Boscos unschwer nachzuweisen.25 Daher ist der Einfluß dieses Heiligen
auf Don Boscos Musikauffassung nicht auszuschließen.26 Denn Alphons, der
selbst komponierte und Texte für das geistliche Volkslied schrieb,27 beschäf-
tigte sich auch mit den pastoralen Möglichkeiten desselben. Seine Lieder
haben sich durch die Volksmissionstätigkeit des von ihm gegründeten Ordens
in ganz Italien, vor allem aber in Süditalien verbreitet.28 Ähnlich wie von Don
Bosco wird auch von ihm berichtet, daß er durch fromme Lieder die “unan-
ständigen” vom Volk fernzuhalten suchte.29
– Die reiche Musikpflege im Oratorium Philipp Neris stand für viele
spätere Einrichtungen solcher Art Modell.30 Don Bosco, der bereits 1849 im
«Il Conciliatore Torinese» von L. Gastaldi als «il nuovo discepolo di Filippo
Neri» bezeichnet wird,31 kannte die Bedeutung der Musik unter den pa-
storalen Mitteln dieses Heiligen.32 Zusammen mit ihm wird er selbst schon
24 Vgl. Regolamento della Scuola di Musica / posta sotto il patronato di S. Cecilia,
Plakat von 1875, im ASC D, 483, 026 (60).
25 Vgl. F. DESRAMAUT, Don Bosco und das geistliche Leben, Wien 1971. Zum orden-
sinternen Gebrauch aus dem französischen Original übersetzt: F. DESRAMAUT, Don Bosco et la
vie spirituelle, Paris 1967, 40f.
26 1857 kam in Torino eine Biographie des Heiligen heraus: P. TANNOJA [Tannoia], Vita
di S. Alfonso de’ Liguori, edizione I, Torino, G. Marietti, 1857, zit nach MSM 3 (1896) 35.
27 Vgl. A. DI COSTE (Hg.), Le melodie di S. Alfonso M. de’ Liguori in alcuni suoi canti
popolari e Duetto tra l’anima e Gesù Cristo, Roma 1932. Anders als Don Bosco hat Alphons
als Adeliger in seiner Kindheit eine solide musikalische Ausbildung bekommen. Vgl. ebd. S. 9.
Daß er ein (großer) Musiker war, sieht man an seinem Il duetto ossia canto della passione,
ebd. S. 74-100.
28 Einige hat Don Bosco in sein Gebetbuch Il Giovane Provveduto übernommen. Vgl. A.
VALENTINI, Don Bosco e Sant’Alfonso / con aggiunta vita cronologica di Sant’Alfonso a cura
del P. Alfonso M. Santonicola - Redentorista, Pagani (Salerno) 1972, 64. In der ersten Ausgabe
1847 das – heute noch populäre – Weihnachtslied Tu scendi dalle stelle.
29 Vgl. G. BOGAERTS, S. Alfonso M. de’ Liguori musicista e la riforma del canto sacro,
Roma 1904, 53-76.
30 Vgl. zur Rolle Ph. Neris in der Musik S. Filippo Neri e la musica. Memoria di Sua
Ecc. Revma Mons. Alfonso Capecelatro / arcivescovo di Capua, in MSM 6 (1881) 42-46; 7
(1881) 53-55; 8 (1881) 61-64 und 9 (1881) 70f.
31 Vgl. Il Conciliatore Torinese 2 (1849) vom 7. 4., zit. nach: P. BRAIDO (Hg.), Don
Bosco educatore. Scritti e testimonianze, Roma 1992, 47.
32 Vgl. seine Predigt über den hl. Ph. Neri, zit. in MB XI 214-221, hier 219.

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270 Josip Gregur
bald den Klerikern in den Seminaren und den Sängern in den Pfarreien als
Beispiel für die Wertschätzung der Musik angeführt.33
— Der Turiner Zeitgenosse Francesco Faà di Bruno (1825-1888) ver-
folgte mit der Musik ähnliche Ziele, und – im Gegensatz zu Don Bosco – re-
flektierte er darüber. In der Einleitung des Gesangbuches La Lira Cattolica 34,
das er 1854 (1853? 35) herausgab, und in seinem Büchlein Riflessi cristiani
sulla musica (Torino 1858) sind Überlegungen zu finden,36 die Don Bosco si-
cher nicht unbekannt waren, zumal er mit Faà di Bruno in Berührung kam.37
Einen großen Vorteil bei der Förderung des kirchlichen Volksgesanges
erkennt di Bruno darin, daß den Jugendlichen, vor allem jenen, die auf andere
Weise nicht im Glauben belehrt werden könnten, «Elemente der christlichen
Doktrin» nahegebracht werden. Das sei ein «neuer Gedanke», der in mancher
Pfarrei von Nutzen sein könne. «Esse [diese Kirchenlieder] saranno in questi
difficili tempi un cemento di più per contenere i giovani e le giovani nelle
virtù, una calamità uno stimolo di più per far rientrare i cristiani in Chiesa, da
cui il giornalismo e l’indifferentismo li hanno miseramente distolti.» 38
3. DIE KIRCHENMUSIKREFORM DES 19. JHS. IN ITALIEN
Die Aufklärung hatte das theologisch-mystische Verständnis der Kirche
weitgehend aus den Augen verloren.39 Sie hielt aber an ihr, als einer mora-
lisch-edukativen Interessengemeinschaft, weiterhin fest. Auch die Liturgie
war nur insofern interessant, als sie sich “nützlich” im Prozeß der persönli-
chen Erbauung der Gläubigen erwies.
33 Vgl. D. MILANO, Metodo ragionato di canto ecclesiastico ad uso dei Chierici e dei
Cantori di chiesa, Mondovì 31895, Einleitung, ohne Seitenangabe.
34 Torino 31869.
35 Vgl. B GHERRA, Francesco Faà di Bruno e la musica. Un progetto educativo, (Tesi di
laurea), Bd. I, Torino, 1991/1992, 28.
36 Vgl. bei GREGUR, Das Ringen (1995), 203ff.
37 Unter anderem in der 1859 gegründeten Opera delle feste (Don Bosco war Vizepräsi-
dent, di Bruno Sekretär). Vgl. STELLA, Don Bosco, II (1981), 288, Fn. 38.
38 FAÀ DI BRUNO, La Lira Cattolica, 31869, S. XVIf.
39 In der 2. Hälfte des 19. Jh. wurde die Aufklärung von A. M. Weiß folgendermaßen ge-
sehen: “In der Tat ist es langweilig, wenn man eine Reihe von Werken aus der Aufklärungszeit
durchblättert, und man begegnet darin fast gar keinem höheren Inhalt als einer Litanei von
salbungsvollen Redensarten über Liebe und Humanität, über die heilige Natur, die Mutter
Natur, und das Buch der Natur und den erhabenen Tempel Gottes in der freien Natur. Es über-
fällt einen ordentlich die Schlafsucht bei diesem ewig gleichen Tiktak von Licht, Aufklärung,
zeitgemäßer Bildung, von geläuterter Weltweisheit, brauchbarer Moral, von reiner Gottesver-
ehrung, reiner Religion, reinem Christentum, reiner Lehre Jesu, reiner Sittlichkeit, reiner Tu-
gendliebe, von aufgeklärten Begriffen, vernünftigem Denken, geläutertem Geschmack, lauteren
Gefühlen und hellerer Denkungsart.” Weiß, Apologie des Christentums (1878-89), Bd. V, 92.

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 271
In dieses Verständnis wurde auch die Kirchenmusik mit einbezogen. Sie
sollte zur Andacht und zum Gebet anleiten 40 und so von Nutzen sein. Die Wir-
kung der Musik auf das gläubige Individuum rückte in den Vordergrund. Die-
ses moralische Interesse an der Kirchenmusik wurde an die Restauration und
den Cäcilianismus im 19. Jh. weitervererbt. Formal aber ging es jetzt, nach ba-
rocker Prachtentfaltung, um die Abwendung von der verspielten Musik des
Rokoko (im 19. Jh. «so gründlich verachtet» 41), die das Herz der Massen in
Süddeutschland und Österreich erobert hatte.42 Es meldeten sich in Deutsch-
land Kritiker zur überkommenen kirchenmusikalischen Praxis des 18. Jhs. zu
Wort. Gleichzeitig setzte durch die Romantiker («von den Vertretern und An-
gehörigen der evangelischen Kirche...» 43) eine Idealisierung Palestrinas ein.
Schon lange vor den Cäcilianern wurde erkannt, daß Musik ein integrie-
render Teil der Liturgie ist.44 In diesem Bewußtsein gründete F. X. Witt in
Deutschland 1868 seinen Allgemeinen Cäcilienverein, der einen großen Zu-
lauf hatte und einen maßgeblichen Einfluß nicht nur in Italien, sondern in
ganz Europa ausübte. Negativ wirkte sich dabei allerdings das damalige
rubrizistische Liturgieverständnis aus, das den Cäcilianern zur Grundlage für
ihren ausgrenzenden Rigorismus wurde.
Mehr als nördlich der Alpen, befand sich damals die Kirchenmusik Ita-
liens in einem beklagenswerten Zustand.45 Die Kräfte, die imstande gewesen
wären, Abhilfe zu schaffen, hatten sich im Trend der Zeit (Spannungen zwi-
40 Vgl. UNVERRICHT, Ablehnende Bewertung (1989), 113.
41 AMBROS, Musikalische Reformbewegungen (1865), 112.
42 O. URSPRUNG, Restauration und Palestrina-Renaissance in der katholischen Kirchen-
musik der letzten zwei Jahrhunderte. Vergangenheitsfragen und Gegenwartsaufgaben, Augs-
burg 1924, 12.
43 UNVERRICHT, Ablehnende Bewertung (1989), 109 mit Verweis (ebd. Fn. 13) auf Ur-
sprung, Restauration (1924), vgl. ebd.
44 Eine der frühesten Belegstellen findet sich in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung,
Leipzig, 36. Jg. (1834) 721-744. Vgl. Ph. HARNONCOURT, Der Liturgiebegriff bei den Frühcae-
cilianern und seine Anwendung auf die Kirchenmusik, in: H. UNVERRICHT, (Hg.), Der Caecilia-
nismus. Anfänge - Grundlagen - Wirkungen, Internationales Symposium zur Kirchenmusik des
19. Jahrhunderts (Eichstätter Abhandlungen zur Musikwissenschaft, hgg. von H. Unverricht,
Band 5), Tutzing 1988, 75-108, 88, Fn. 37. C. Proske verwendet ihn in seiner Musica divina
(1853), S. XXIII.
45 Der österreichische Musikforscher und Schriftsteller A. W. AMBROS (1816-1876)
meinte: «In Italien insbesondere ist die Kirchenmusik, die einst der Stolz des Landes war, frei-
lich jetzt auf das Schlimmste depravirt und verkommen.» Vgl. AMBROS, Musikalische Reform-
bewegungen (1865), 126. «... wenn man den musikalischen Scandal hört», möchte man aus-
rufen: «Dieses Haus ist ein Bethaus, ihr aber habt ein Café chantant, eine Opernbühne, eine
Wachtparade daraus gemacht!» AMBROS, Skizzen und Studien (1872), 85f. - Vgl. auch die Be-
standsaufnahme des belgischen Musikforschers und Komponisten F.-J. Fétis (1784-1871) in
der GMM 18 (1842) 77f. und 19 (1842) 82, der Deutschen C. Proske in Fl. Bl. 7 u. 8 (1885) 79
und F. X. Witt in MSR 12 (1878) 137.

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272 Josip Gregur
schen Staat und Kirche) von der Kirche abgewandt. Der liturgisch-musika-
lisch wenig gebildete Klerus 46 fand sich sowohl mit den «von der revolu-
tionären Gewalttätigkeit so heruntergebrachten Kirchen» 47 als auch mit dem
bescheidenen Niveau der Kirchenmusik ab. Man war froh, wenn sich die lo-
kalen – im Theater nicht mehr brauchbaren 48 – “Musikgrößen” (oder Militär-
kapellen und andere Blasorchester) in die Liturgie einbrachten. Mit noch we-
niger liturgischem Sinn trugen sie jene Musik in die Kirchen, die sie – mit an-
derem Text – vom Theater gewohnt waren.49 Auf diesem Weg wurde die
Kirchenmusik mit den Stilelementen der Opernmusik durchsetzt.
Daran nahmen zunächst einzelne aufmerksame Zeitgenossen Anstoß; sie
wollten mit ihrer Kritik abhelfen.50 Der Theoretiker der italienischen cäcilia-
nischen Bewegung A. De Santi, der Gründer des italienischen Cäcilienver-
eines G. Amelli und andere hielten ihren Landsleuten die ausländische Kritik
vor.51 Auswärtige Kritiker zitierend wies der letztere in seiner Zeitschrift Mu-
46 «Ein um das andere Mal muß man bei jenem Spektakel oder Gedudel oder Theater-
konzerte, welche sie [die Italiener] K.-M. nennen, sich fragen: ‘Ja, wie kann der hochwür-
digste Herr Kardinal oder Erzbischof oder Bischof, wie kann das zahlreiche Kapitel, der Klerus
solchen Skandal anhören?’» A. WALTER in MSR (1880) 52. - Vgl. TEBALDINI, Musica sacra
(1904), 25: «Innanzi tutto... dobbiamo rendere responsabile della decadenza della musica
sacra, l’immensa, la sconfortante ignoranza che ha imperato e impera pur troppo ancora in
tutto il nostro paese, anche presso persone che, dotte in altre discipline, non sanno o non vo-
gliono assorgere all’ ideale dell’arte sacra...» Vgl. Gallignanis Äußerung in der MSM, zit. bei:
RESPIGHI, De Santi (1923), 17: «I peggiori in questo pessimo genere di musica dedicata corag-
giosamente alla Chiesa, salvo poche eccezioni, sono i sacerdoti.» Vgl. auch den Bericht des
Generalvikars von Mailand 1893 in: Urteil der Bischöfe (1894), 75. G. SARTO (Pius X) von Ve-
nedig schreibt ebd. 93: «Si ebbe molto a deplorare, specialmente nel clero d’Italia, la quasi
niuna coltura in cose di musica sacra, e per conseguenza la sua poca autorità nel pronunciare
giudizii in tale materia.» - Der “Beitrag” des Klerus zum Verfall der Kirchenmusik bestand
(nach Amelli?) in: «1.° L’erroneità dei principii professati in tale materia; 2.° l’ignoranza...;
3.° la negligenza ed indifferenza.» Vgl. Il clero e la musica. Abusi moderni della musica sacra
imputabili al clero. - Loro cause, in: MSM 1 (1880) 3-6, 6.
47 MSM, 24. Dez. 1884, zit. in: Fl. Bl. 3 (1885) 25. - In bezug auf die Stadt Torino:
“Dopo la Rivoluzione [...] la cattedrale non può più assicurare l’educazione dei ragazzi del
suo Collegio [degli Innocenti (unica scuola musicale di buon livello nella città)].” STICHWORT
Torino, in: Dizionario enciclopedico universale della musica e dei musicisti, (diretto da A.
Basso), Torino 1984-1990, Bd IV, 554. - Bis zum Durchgreifen der cäcilianischen Reform gab
es in Italien an keiner Kirche mehr geschulte Knabenstimmen. Vgl. DE SANTI, Settimana Santa
(1888), II, 43. - “Tausende und tausende von Lire werden jährlich von der Regierung und den
Stadträthen für die Theater-, die Platz- und Militär-Musik ausgegeben, aber nicht ein Cent für
die Kirchenmusik...” MSM, 24. Dez. 1884, zit. in: Fl. Bl. 3 (1885) 25.
48 Vgl. den Bericht des Erzbischofs von Lucca Mons. N. Ghilardi in: Urteil der Bischöfe
(1894), 156.
49 Vgl. den Brief des Erzb. V. Gregorio von Cagliari von 1885 an Amelli zit. in: MSR 8
u. 9 (1885) 103.
50 Vgl. die Berichte von P. ALFIERI, Ristabilimento (1843) 101-105.
51 Vgl. DE SANTI, A.: La musica sacra e le presenti riforme, in: CivCatt vol. 7 (1887)
ser. 13, fasc. 892, 398-414, 411f.

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 273
sica Sacra mutig (denn man reagierte, vor allem in Rom, sehr empfindlich
auf Kritik aus dem Ausland) auf die Dekadenzerscheinungen der Cappella Si-
stina hin.52 Diese Zeitschrift geißelte den kirchenmusikalischen Wildwuchs,
der mit Zustimmung des Klerus in den Kirchen aufgeführt wurde (z. B.
Hymnus des Garibaldi, Fanfare der Bersaglieri, verschiedene Tanzstücke, bis
hin zu den für Orgel umgeschriebenen “unverzichtbaren Opernstücken” 53).
Deutliche Sprache spricht diesbezüglich auch das, von der Ritenkongregation
1884 erlassene, Regolamento für Kirchenmusik, in dessen umfangreicher Ver-
botsauflistung die Mißbräuche, und was dafür gehalten wurde, unmißver-
ständlich herausgestellt sind.54
Auch die italienische Orgelmusiktradition 55 war längst verlorenge-
gangen. Der österreichische Musikwissenschaftler A. W. Ambros empfand
das italienische Orgelspiel als «das schlimmste Capitel in der italienischen
Kirchenmusik».56 Auch Simon Mayr, der aus Bayern stammende Komponist
in Bergamo, nannte das Orgelspiel den «am meisten vernachlässigten und
abgesunkenen Zweig der Musik in Italien».57 «Die Italiener können nicht
Orgelspielen, sie nothzüchtigen die Orgel als Klavier», meinte im Jahre 1879
F. X. Witt.58
Insgesamt gesehen ist der Hintergrund des Verfalls der Kirchenmusik
Italiens im 19. Jh. sehr facettenreich und kann hier nicht näher untersucht
werden.59 Zusammenfassend seien folgende Ursachen genannt:
– Verlust einer guten Tradition
– Beherrschende Rolle der Oper mit der Soloarie.60 Das Chorwesen war
kaum bekannt.
– Verarmung der Kirche. Aufgrund schlechter Besoldung der Kirchenmu-
siker wanderten die besten Kräfte auf die Opernbühne ab.61
52 Vgl. AMELLI, Cappella sistina (1880) III, 46f.
53 Vgl. Il clero e la musica. Abusi moderni della musica sacra imputabili al clero. - Loro
cause, in: MSM 1 (1880) 3-6, 5.
54 Vgl. die Übersetzung in: Fl. Bl. 1 (1885) 2. - Vgl. auch bei ROMITA, Jus Musicae
(1947), 103-106 und CivCatt, Vol. 7 (1887) Ser. 13, 401 (im Zus. mit G. Spontini).
55 Vgl. V. DONELLA, Musica d’organo e organisti in Italia dalla decadenza alla riforma,
in: RIMS 1 (1982) 27-87.
56 Vgl. AMBROS, Skizzen und Studien (1872), 33f.
57 Vgl. CAGLIO, Centenario (1980), 75. - Vgl. zur Misere des ital. Orgelspiels MSR 2
(1868) 15, MSR 6 (1877) 72, MSR (1878) 137, 1 (1888) 23-35.
58 MSR (1879) 5 f. Vgl. den ähnlichen Hinweis von A. WALTER in: MSR (1880) 52.
59 Vgl. dazu: GREGUR, Das Ringen (1995), 41-53.
60 «Der Italiener ist als Sänger Individualist.» H. ENGEL, Deutschland und Italien in
ihren musikgeschichltlichen Beziehungen, Regensburg 1944, 23.
61 Vgl. A. DE-ANGELIS, Domenico Mustafà e la Cappella Sistina, in: Rivista Musicale
Italiana, vol. 29 (1922) 583-607.585.

1.10 Page 10

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274 Josip Gregur
– Mangelnde Ausbildung ausübender Kirchenmusiker (welche doch “leiden-
schaftliche Christen” und “vortreffliche Künstler” sein sollten) 62
– klerikale Ignoranz bezüglich der Rolle der Kunst in der Liturgie und im
Leben der Kirche
3.1 Movimento Ceciliano
Gegen die herrschende kirchenmusikalische Praxis meldeten sich bald
die besagte Kritik und allmählich organisierter Widerstand.
Wie in Deutschland, so waren auch in Italien Katholikentage das Forum,
auf dem, im Rahmen der christlichen Kunst, die Kirchenmusik zur Sprache
kam. Auf dem ersten italienischen Katholikentag 1874 in Venedig wurde das
Desiderat der Erneuerung der Kirchenmusik als das Anliegen aller Italiener
an die Teilnehmer des Kongresses herangetragen. Der Sprecher und Haupt-
motor der Bewegung war der junge Priester Guerrino Amelli (1848-1933),
der dann nach deutschem Vorbild 1880 in Mailand die Generale Associazione
Italiana di S.[anta] Cecilia ins Leben rief.
Das Ringen um die Durchsetzung ihrer Reformideale war für die italie-
nischen Cäcilianern recht mühsam. 1884 jedoch war es zunächst mit einem
größerer Erfolg gekrönt. Auf Anregung des Erzbischof von Neapel,
Guglielmo Sanfelice und durch die Unterstützung des Kardinalpräfekten der
Ritenkongregation und Protektors des deutschen Cäcilienvereins, D. Bartolini
(† 1887), kam in diesem Jahr aus dem Vatikan das – umstrittene und 1894
durch ein ausgewogeneres Dokument zum selben Thema ersetzte – Regola-
mento per la Musica sacra in Italia 63 heraus. Nach De Santi sah es «wie ein
erstes Zeugnis der offiziellen Anerkennung der angefangenen Reform» aus.64
Dementsprechend feierte man es und erhoffte sich viel davon. Aber aufgrund
der Indolenz und der Inkompetenz der kirchlichen Amtsträger 65 hatte es
keinen größeren Aufschwung des Cäcilianismus zur Folge.
Der reformfreundliche Salesianer Don M. Ottonello (1851-1926)
schickte anläßlich dieses Regolamento ein Elaborat an Don Rua, in dem er
ihm con forti argomenti aufzeigte, daß die Reform unausweichlich sei und
daß sich die Salesianer, zumal sie über gute Möglichkeiten verfügten, sich an
62 Vgl. AMELLI, Cappella sistina (1880) II, 37. «Ora se dietro tali principii si dovessero
esaminare i nostri maestri di cappella troppo poco e scarso sarebbe il numero degli eletti, anche
nei posti più rilevanti.» Ebd.
63 Vgl. den Text z. B. in: Fl. Bl. 1 (1885) 1-3.
64 Vgl. GUERRINI, Storia della MS (1926), 280.
65 «In Italien ist es besonders der Klerus, welcher den im Regolamento getadelten kanni-
balischen [!] Geschmack besitzt...» meinte “Peninsulaner” A. Z. in Fl. Bl. 1 (1885) 5. Ähnlich
auch DE SANTI, Corriere Nazionale (1891), 474.

2 Pages 11-20

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2.1 Page 11

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 275
die Spitze der Kirchenmusikbewegung stellen sollten, wenn sie nicht später
zum Schlußlicht werden bzw. in das wenig ehrenvolle Schlepptau geraten
wollten. Don Rua antwortete nicht. Knapp zwanzig Jahre später gab er Otto-
nello bei einer Sitzung öffentlich recht.66
Entscheidende Impulse für die cäcilianische Reform in Italien sind der
schriftstellerischen Tätigkeit von Angelo De Santi (1847-1922) zu Fragen der
Musica sacra in der verbreiteten Jesuitenzeitschrift Civiltà Cattolica, die seine
Artikel veröffentlichte (Juli 1887 bis November 1892), zu verdanken. Das Wir-
ken dieses hochgebildeten Jesuiten leitete, nach dem Rückzug G. Amellis (er
zog sich aufgrund finanzieller Schwierigkeiten um seine Musica Sacra 1895 in
das Benediktinerkloster Montecassino zurück), eine neue Epoche in der ita-
lienischen kirchenmusikalischen Restaurationsbewegung ein.67 In diesem Zu-
sammenhang müssen – stichwortartig – die Versammlung von Soave 1889 68,
der Kirchenmusikkongreß von Mailand 1891, jener von Parma 1894 69, (bei dem
Salesianer C. Baratta – ein bedeutender Promotor des Movimento Ceciliano – ei-
ne wichtige Rolle spielte) und der Kongreß von Mailand 1897 erwähnt werden.
Das Motu proprio Pius IX. “Tra le sollecitudini” 70 sanktionierte schließ-
lich die Reformideale des Movimento ceciliano von höchster Stelle aus. Kar-
dinal Sarto war, lange bevor er Papst wurde, ein zuverlässiger Verbündeter der
Cäcilianer.71 Das Dokument selbst stammte aus der Feder des erwähnten “Ver-
eins-Ideologen” De Santi.72
Resümierend kann dem italienischen (wie dem deutschen) Cäcilia-
nismus die Kritik nicht erspart bleiben, die Kirchenmusik von der übrigen
Entwicklung abgekoppelt und in einen unfruchtbaren Engpaß geführt zu
66 Das berichtet E. CERIA, Annali (1941-51), Bd. II, 82, Fn. aber mit falscher Datierung.
Denn AMADEI, Rua (1931-34) II, 44f. zitiert Ottonello, wo er selbst diesen Brief für 1884 an-
läßlich des Regolamento datiert. Leider ist es mir nicht gelungen, das Original von Ottonello –
falls es noch existiert – in ASC ausfindig zu machen.
67 Vgl. RESPIGHI, De Santi (1923), 9 u. 15.
68 Adunanza di musica sacra di Soave. Vgl. CAGLIO, Centenario (1980), 77.
69 Vgl. zum Ablauf und den Inhalten des Kongresses MSM 12 (1894).
70 Von mir in Fl. Bl. 1 (1904) 1-9 (italienischer und deutscher Text) konsultiert.
71 Vgl. z. B. Erinnerungen G. Tebaldinis, abgedruckt bei F. RASTELLO, Don Carlo Maria
Baratta, 1938, 310-312, hier 311; G. DOFF-SOTTA, Un contributo di don Carlo Maria Baratta
all’azione di riforma della musica sacra in Italia (1877-1905), in: RSS 2 (1996) 273-316.
72 Vgl. F. M. BAUDUCCO: Relazioni del P. Angelo De Santi S. I. con la S. Congregazione
dei Riti circa la musica sacra dal 1887 al 1902 (Documenti inediti), in: Archivum Historicum
Societatis Jesu, Roma 42 (1973) 128-160, 139f. (mit Tagebucheinträgen De Santis). - Gleich
nach dem Motu proprio kam in der Diözese Torino am 30. Juni 1904 ein Regolamento per la
Musica Sacra nell’archidiocesi di Torino secondo le prescrizioni ecclesiastiche e per l’at-
tuazione del Motu proprio di S. S. il Papa Pio X, (Tipografia Salesiana, Torino 1904) heraus, das
weitgehend die Musik cäcilianischen Zuschnitts favorisiert und sehr restriktiv die allgemeinen
Richtlinien des päpstlichen Dokumentes auslegt. Es wurde von einem Comitato Ordinatore
zusammengestellt. Dazu zählten auch drei Salesianer: G. Pagella, G. Dogliani und G. B. Grosso.

2.2 Page 12

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276 Josip Gregur
haben. Um jedoch die Zusammenhänge in ihrer historischen Logik zu sehen,
ist Folgendes zu bedenken:
– Die Komponisten (und Theologen) von Format, die imstande gewesen
wären, dem cäcilianischen Tatendrang gegenzusteuern, scheinen von vorn-
herein am engagierten Betreten des kirchenmusikalischen Feldes kein
größeres Interesse gezeigt zu haben.
– Die Wiederentdeckung der alten Musik fand positive Resonanz beim
gebildeten Publikum. G. Rossini sah eine Kirchenmusikreform als notwendig
an.73 Der in Rom lebende F. Liszt bekundete Wohlwollen gegenüber Witt und
seiner Reform.74 Auch Verdi äußerte sich 1887 positiv zu Anstrengungen der
Reformer.75
– Die italienische Kirchenmusikreformbewegung wurde von den natio-
nal denkenden Schichten als ein Ringen um die ebenbürtige kulturpolitische
Rolle des “Vaterlandes” im Konzert der großen Nationen Europas gesehen.
– Der Historismus in anderen Zweigen der Kunst (Architektur, Naza-
renerstil in der Malerei) rechtfertigte dasselbe Vorgehen in der Musik.76
3.2 Einige Aspekte des cäcilianischen Kirchenmusikverständnisses
Aus philosophischen (Neuscholastik) und ultramontanistisch-zentralisieren-
den Bestrebungen ist man in der Kirche des 19. Jhs. entschieden um die (objek-
tive) Wahrheit besorgt. In dieser Perspektive wird auch in der Kirchenmusik das
Subjektive verdächtigt,77 da sie Anteil an der offiziellen Liturgie der Kirche hat.
Somit kann die cäcilianische Kontroverse unter dem Blickwinkel der “Objekti-
vierung” der Kirchenmusik betrachtet werden.
Diese ist zunächst durch strenge Einhaltung liturgischer Vorschriften 78
bzw. durch den Gehorsam gegenüber der kirchlichen Autorität zu erreichen.
Der auf seine “Orthodoxie” überprüfbare Text hat höchste Priorität. Das
(durch ausladende Musik beeinträchtigte) Textverständnis ist einer der Grün-
de, warum die Cäcilianer die Kirchenmusik Haydns,79 Mozarts und anderer
73 Vgl. seinen Brief vom 17. Okt. 1866 an P. Abela von Montecassino, abgedruckt in
MSM (1908) 116.
74 Vgl. seinen Brief an Witt vom 10. 1. 1870 aus Rom, zit. in: Cäcilia. Organ für katho-
lische Kirchenmusik, (1870) 15.
75 Vgl. MSM 3 (1887) 25 (Zitiert aus: Caffè, Gazzetta Nazionale, ohne nähere Angaben).
76 Vgl. z. B. die Stellungnahme des Bischofs von Pavia, Lucido M. in MSM 2 (1877) 7.
77 Vgl. TEBALDINI, Musica sacra (1904), 25.
78 Vgl. z. B. A. DE SANTI, La musica sacra e le prescrizioni ecclesiastiche. Studio sto-
rico intorno la disciplina tradizionale della Chiesa in argomento di musica sacra, in: CivCatt,
vol. 1 (1892) vom 10. 2., S. 425.
79 Vgl. A. WALTER, Dr. Franz Witt, Gründer und erster Generalpräses des Cäcilienver-
eins. Ein Lebensbild, Regensburg 1889, 170.

2.3 Page 13

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 277
großer Autoren zumindest als teilweise unliturgisch ablehnen.80 Der “Objekti-
vierung” des Liturgiegesanges kommt die vorgeschriebene lateinische
Sprache im “liturgischen” Gottesdienst zugute.
Auch der Blick auf die Begrifflichkeit des cäcilianischen ästhetischen
Ideals verrät das Bestreben nach Überwindung des Subjektiven. Man bedient
sich, trotz Ablehnung der zeitgenössischen Musik für die Liturgie, des
romantischen Vokabulars: Es wird von der «contemplativen Erhabenheit»,
dem «Gepräge von Adel, Würde und Gediegenheit»,81 von Sublimität, Rein-
heit, «geheimnisvollem Wehen der Andacht» 82 gesprochen. Es geht darum,
der Kirchenmusik das «liturgisch-musikalische Empfinden» 83 zurückzu-
geben, den «alten, keuschen Ernst... in die frivol gewordene Musik» wieder
einzubürgern,84 sie von aller gefährlichen Leidenschaftlichkeit zu befreien.
Nicht weniger steht der moralische Aspekt der Kirchenmusik, bzw. ihre
Auswirkung auf den Gläubigen, im Mittelpunkt des cäcilianischen Interesses.85
Das “Theatralische” in der liturgischen Musik (die Selbstdarstellung des Men-
schen, «Ausdruck der ungebändigten Leidenschaften» 86) wird allenthalben ge-
wittert und abgelehnt. Das Theater wird als ein Ort der Sinnlichkeit, der Laster
und der moralischen Verderbtheit gesehen.87 Die moderne Musik ziele – so die
cäcilianische Linie – mit ihrer reichen Modulatorik, den “chromatischen Här-
ten” und ständiger Bewegung mehr darauf ab, eine entsprechende Erregung der
Sinne und Nerven zu erreichen, als zum Verstand und Geist des Menschen zu
sprechen.88 So sucht man nach einem Modell, welches das Ideale, Reine, Erha-
80 Vgl. z. B. Fl. Bl. 7 (1868) 7.
81 Vgl. C PROSKE, Prospectus und Vorrede in: (Hrsg.) Musica divina sive Thesaurus
Concentuum Selectissimorum..., Bd. I, Regensburg 1853, S. V und XXIII.
82 Fl. Bl. 6 (1868) 44.
83 Vgl. MSM 7 (1898) 86 (R. Felini).
84 W. H. RIEHL, Musikalische Charakterköpfe. Ein kunstgeschichtliches Skizzenbuch,
Stuttgart und Tübingen, 1853, 83 (in bezug auf Mendelssohn).
85 Vgl. z. B. G. TEBALDINI, Commemorando l’Abate D. Ambrogio M. Amelli, in: BC, Vi-
cenza 9 (1933) 129-131.130.
86 Vgl. AMBROS, Musikalische Reformbewegungen (1865), 121.
87 Vgl. WEIß, Apologie des Christentums (1878-89), Bd. III, 850. - Die Bischöfe Pie-
monts schreiben in diesem Zusammenhang 1868: «Non usciranno, no, non usciranno gli spet-
tatori dal teatro ove entrarono, massimamente quando trattasi di assistere a certe scandalosis-
sime azioni, senza essere divenuti molto men religiosi, molto meno fedeli nello adempimento
dei loro doveri, molto meno costumati di prima.» Lettera dell’episcopato piemontese, 1868,
Torino 1868, 19, zit. nach STELLA, Don Bosco, II (1981), 291. - In Apologie des Christentums
vom Standpunkte der Sittenlehre von A. M. WEIß, 5 Bde, Freiburg i. Br. 1878-1889, vor allem
Bd. 3, 2. Teil, S. 813-924 läßt sich das Problem der “Sinnlichkeit” und die darin begründete
Denk-Atmopshäre besonders anschaulich studieren.
88 Vgl. G. AMELLI, Rede auf dem ersten, italienischen Katholikentag, in: Sulla ristaura-
zione della musica sacra in Italia. Estratto dagli Atti del Primo Congresso Cattolico Italiano
tenutosi in Venezia dal 12 al 16 Giugno 1874, Bologna 1874, 8.

2.4 Page 14

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278 Josip Gregur
bene und Ewige ausdrücken kann und findet es am meisten im Gregorianischen
Choral verwirklicht. Dies um so mehr, als er von der Kirche «angeordnete Sing-
weise» 89 und vom Wesen her «unpersonal» und «unwandelbar» sei.90 F. X. Witt
nennt den Choral die “Bibel der Kirchenmusik”.91
Der absolute Vorrang des Textes und daher des Gesanges hat zur Folge,
daß die Instrumentalmusik – ausgenommen die Orgel (das “objektive” Instru-
ment 92) – in bedenkliche Zweitrangigkeit verfällt und im Grunde nur mehr
als Stütze des Gesanges zu dienen hat. Das Ideal ist die (ruhig dahin-
fließende) chorische Vokalmusik.93
A. D e S a n t i - T h e o r e t i k e r d e s M o v i m e n t o C e c i l i a n o
Wichtige – damals hochgeschätzte – ästhetisch-moralische und anthro-
pologisch-theologische Überlegungen zur Kirchenmusik finden sich bei An-
gelo De Santi (1847-1922) in seiner Artikelserie La musica a servigio del
culto 94 und La musica nella Liturgia.95 Hier können lediglich seine
Schlußfolgerungen referiert werden: 96
– Ohne den Blick auf Liturgie kann über die Kirchenmusik nichts ausgesagt
werden.
– Alles, wessen die Liturgie sich bedient, ist heilig (Gebäude, Ausstattung,
Paramente), so auch die Musik.
– Die Musik, die durch die Vorschriften der Kirche eng mit der Liturgie ver-
bunden ist, ist liturgische Musik.
– Die Musik ist «parte integrante della liturgia solenne», kein bloßes Ornament.97
– Die Musik, die in den extraliturgischen Funktionen (Andachten, Prozessio-
nen etc.) zur Anwendung kommt, dient letztlich nur dazu, «die Gläubigen in
89 Vgl. AMBROS, Musikalische Reformbewegungen (1865), 124.
90 Vgl. E. TITEL, Österreichische Kirchenmusik. Werden - Wachsen - Wirken, Wien
1961, 28.
91 Vgl. bei R. FELINI in MSM 7 (1898) 86. Die Polyphonisten des 16. Jhs. seien die “Väter”.
92 Vgl. E. LANGER, Wie steht der Cäcilienverein zur Instrumentalkirchenmusik, in:
KMJb (1898) 64.
93 «Il coro è per sé stesso il fondamento della musica da chiesa.» GMM 13 (1883) 130. -
Vgl. auch A. NASONI, Dell’orchestra in Chiesa, MSM 8 (1895) 112f.
94 In: CivCatt, 11 (1888) Serie 13. 654-671; 12 (1888) Ser. 13, 169-183; 12 (1888) Ser.
13, 671-688.
95 In: CivCatt, 1 (1889) Ser. 14, 549-565; 2 (1889) Ser. 14. 166-184; 3 (1889) Ser. 14,
418-435. Die Civiltà Cattolica wurde auch in Valdocco gelesen. Vgl. STELLA, Don Bosco, II
(1981), 535.
96 Vgl. DE SANTI, Musica del culto / della liturgia (1888-89), III, 684ff.
97 Vgl. auch A. DE SANTI, La musica sacra in Italia ed il programma di Soave. L’adu-
nanza di Soave ed il Comitato Permanente, in: CivCatt, 4 (1889) ser. XIV, fasc. 946, 416-436,
429. In der nichtfeierlichen Liturgie ist die Musik neben-sächlich. Dazu und zum “parte inte-
grante” vgl. ebenfalls DE SANTI, Corriere Nazionale (1891), 469.

2.5 Page 15

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 279
der Kirche fromm und andächtig zu unterhalten oder ihnen auch eine will-
kommene geistige Erholung [z. B.] nach der längeren Aufmerksamkeit bei
der Predigt...» zu bereiten.98 Hier ist auch die Volkssprache erlaubt.
– Die Kirche hat auch in bezug auf die Musik in den sog. extraliturgischen
Gottesdiensten das Recht, «zu verbieten, zu tolerieren, zu erlauben... Und
alle Gläubigen sind im Gewissen verpflichtet, solche Vorschriften anzu-
nehmen und sich ihnen ... anzupassen».99
4. VORBOTEN DER CÄCILIANISCHEN REFORM IN TURIN
- IHRE AUSWIRKUNGEN IN VALDOCCO
4.1 Allgemeine Lage
Mailand war unbestritten das Zentrum der cäcilianischen Reform der
Kirchenmusik in Italien. Aber zur selben Zeit regten sich auch in Turin ein-
zelne Stimmen, die sich die “Rückkehr zu den Alten” (Palestrina etc.) wün-
schen. Dabei scheint der entsprechende Einfluß nicht nur von Mailand (G.
Amelli, Musica Sacra), sondern auch von Deutschland aus auf Turin überge-
griffen zu haben, das allenthalben zum Vorbild und Einflußfaktor wird. In
diesem Zusammenhang ist besonders G. Roberti (1823-1891) 100 zu nennen,
der bereits durch den Turiner L. F. Rossi und seine Aufenthalte in Deutsch-
land (F. Hiller, Köln; C. Riedel, Leipzig) für die “echte” Kirchenmusik sensi-
bilisiert wurde.101 Wichtig ist auch die Gründung der Chorvereinigung Ste-
fano Tempia 1875 in Turin,102 die alte Musik konzertant aufführte. Roberti
zählte zu denen, die von der Kirchenmusik meinten, es sei nötig, «...richia-
marla ai precetti della Chiesa».103 An ihn ließ der Erzbischof Gastaldi 1881
98 Vgl. De Santi, Musica del culto / della liturgia (1888-89), III, 687.
99 Vgl. De Santi, Musica del culto / della liturgia (1888-89), III, 688.
100 Zu Roberti vgl. etwa: Rizzoli Riccordi, Enciclopedia della musica, Bd. V, Milano
1974, S. 235.
101 Vgl. dazu [Ohne Angabe des Autors; wahrsch. Giulio Roberti], Concerto Sacro-Istori-
co, Torino, 1881, S. 7-9, zit. in: E. Mandrile, L´accademia di canto corale “Stefano Tempia”: -
il fondatore, - i concerti. Tesi di magistero, Bd. I, Ms., Mailand, Anno acc. 1986-87, 60. - Der
ganze Reisebericht wurde in den Supplementi von Corriere Nazionale von Torino 1891 veröf-
fentlicht. Vgl. A. De Santi, La musica sacra e le prescrizioni ecclesiastiche, in: CivCatt, vol. 8
(1892) ser. 15, S. 285.
102 G. Roberti leitete die Chorvereinigung von 1879 bis 1890. Am 12. 3. 1876 gab sie ihr
erstes Konzert mit Werken von Marcello, Danzi, Mozart Cherubini und Gounod. Vgl. Depans,
Concerti Torino (1914-15), I, 83-87.
103 Vgl. Chiuso, Chiesa in Piemonte, Bd. V, 113. - “Della musica di Palestrina il
Roberti era non solo ammiratore entusiastico, ma strenuo propugnatore e cultore appassio-
nato.” Vgl. MSM 6 (1891) 92.

2.6 Page 16

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280 Josip Gregur
schreiben, daß es angenehm sei, zu wissen, daß er sich dem noblen Unter-
nehmen gewidmet habe, die Musica sacra zu studieren und aufzuführen.104
Sehr wahrscheinlich Stand Roberti in Beziehung zu den Salesianern, na-
mentlich G. Cagliero und G. Dogliani, denn 1880 (Roberti kam 1879 aus Flo-
renz nach Turin) wurden in Valdocco eine Messe von B. Marcello und ein Of-
fertorium von Palestrina aufgeführt, was in cäcilianischen Kreisen ein posi-
tives Echo auslöste. Außerdem wurden im Todesjahr Robertis 1891 am Maria-
Hilf-Fest seine Psalmenkompositionen in der Vesper gesungen. Vermutlich
kam also der Impuls für die salesianische Hellhörigkeit in puncto Reform auch
von dieser Seite, zumal Roberti die Schulbrüder in Turin um diese Zeit er-
mahnte, von ihren “pseudo-sacre esecuzioni musicali” endlich abzulassen.105
4.2 Erzbischof L. Gastaldi
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger spielte der erwähnte Erzbischof Lo-
renzo Gastaldi (1871-1883) in kirchenmusikalischen Fragen eine aktive Rolle.
Ihm war es – so sein Sekretär – ein großes Anliegen, zu sehen, daß sie in der
ganzen katholischen Welt zu ihrer Bestimmung zurückgeführt werde, nämlich
ein Instrument des christlichen Glaubens und der Frömmigkeit zu sein.106 Der
Einklang der Kirchenmusik mit der Liturgie lag ihm «zutiefst am Herzen». Die
Verwendung der weltlichen und “lasziven” Theatermusik im «erhabensten Op-
fer» empfand er als einen «enormen und gotteslästerlichen Mißbrauch». Eine
Reform war ihm ein persönliches Anliegen. Er unterstützte mit einem Brief
vom 22. Februar 1877 das Reformwerk G. Amellis in Mailand und versprach,
es seinen Diözesanangehörigen zu empfehlen.107 Gastaldi war der Meinung:
«Meglio un po’ di chiesa [= Kirchenmusik] in teatro, che il teatro in chiesa.» 108
104 Vgl. CHIUSO, Chiesa in Piemonte, Bd. V, 113.
105 Vgl. den Brief von wie A. Berrone an die Santa Cecilia, Rivista mensile di musica
sacra e liturgica. Organo ufficiale della Società Ceciliana Subalpina, Torino, 1 (1901) 7.
106 Vgl. CHIUSO, Chiesa in Piemonte, Bd. V, 113.
107 Gastaldi schrieb an Amelli: «Standoci sommamente a cuore, che tutta la Musica da
aversi nelle sacre funzioni della Santa Chiesa Cattolica, sia pienamente in armonia colla santità
dei pensieri e sentimenti che essa Musica deve eccitare od almeno accompagnare; deplorando
colla più viva amarezza del cuore, l’uso, o piuttosto l’enorme e sacrilegio abuso di una Musica
lasciva, teatrale, mondana, portata dalla corruttela dei tempi nella Casa di Dio e nell’atto
dell’augustissimo Sacrificio della Messa; desiderando che le Regole stabilite dal Concilio di
Trento Sess. XXII, così saviamente applicate ed esposte dal grande S. Carlo Borromeo, ma pur
troppo dimenticate, rivivano e riprendano tutta l’antica e primitiva loro efficacia, Noi appro-
viamo l’Opera a cui si sono applicati i due reverendi Sacerdoti Guerrino Amelli e Jacopo To-
madini di richiamare la Musica da usarsi in Chiesa, alla sua dignità e gravità e diremmo san-
tità, e la raccomandiamo ai nostri Diocesani.» Zit. in MSM 2 (1877) 7.
108 Außerdem verbot der Erzbischof, laut Chiuso, nicht nur das Singen im gemischten
Chor, sondern den Gesang der Frauen in der Liturgie überhaupt, ausgenommen Klosterfrauen
in der Abgeschiedenheit ihres Konvents. Vgl. CHIUSO, Chiesa in Piemonte, Bd. V, 113.

2.7 Page 17

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 281
Er ging konsequent gegen den Mißbrauch (aus cäcilianischer Sicht) der Text-
wiederholung vor und wandte sich gegen die Praxis der Auslassung von Psal-
men bei der Vesper zugunsten einer Psalmkomposition, die sich – musikalisch
ausladend gestaltet – in die Länge zog. Das brachte ihm den Ruf des erklärten
Feindes der Musik ein.109
4.3 Diözesansynode von 1873
Die unter Gastaldi vom 25. bis 27. Juni 1873 stattfindende Diözesansyn-
ode befaßte sich auch mit den Fragen der Kirchenmusik. Die Behandlung der
kirchenmusikalischen Themen war zwar, auch bei den italienischen Diözesan-
synoden, in dieser Zeit keine Seltenheit mehr.110 Die kirchenmusikalischen
Richtlinien der Turiner Synode sind aber für uns auch deshalb von Interesse,
weil sie sich auf die Kirchenmusik in Valdocco, in unmittelbarer Nähe der Bi-
schofskirche, auswirken mußten. Diese Beschlüsse der Synode (zugunsten des
Greg. Chorals; Ablehnung des Profanen und Theatermäßigen usw.111) gehen
vor allem auf Gastaldi zurück.112
Auf dieses Dokument mußte in Valdocco reagiert werden.113 So wurde
109 «Appassionati cultori di quell’arte recaronsela a male, accusando l’Arcivescovo
come nemico dichiarato delle musiche.» Vgl. ebd. - Auch G. Roberti schrieb ihm am 26. Mai
1881 (nachdem Gastaldi ein privates, von einigen Priestern, «anderen Männern und Frauen»
am Gründonnerstag gegebenes Konzert, mißbilligte) er würde befürchten «che l’E[minenza]
V[ostra] considerasse la musica come opus diaboli.» Darauf ließ der Erzbischof (über T.
Chiuso) antworten: «Aver sempre considerato e considerare in ciascuna delle Arti belle come
un raggio che da Dio si spande sulla mente umana; e conseguentemente aver sempre riguardato
e riguardare la coltura delle Arti belle come opera non solo degnissima di occupare l’attività
dell’uomo, ma come un dovere imperioso, quasi una necessità morale, a cui gli uni debbono
applicarsi con tutte le forze, e tutti gli altri debbono promuovere l’adempimento con vivo zelo.
Purché, s’intende, in ciò non si abbia in mira altro che di coltivare quanto è di nobile nella
sfera dei pensieri e dei sentimenti, quali sono la religione, la pietà figliale, la carità: insomma la
moralità in tutta la sua ampiezza. [...] Però, mentre nutre verso le belle Arti tutto l’affetto che
queste si meritano, sente profondamente il dovere che gli corre di mantenere in tutta la sua
forza la disciplina ecclesiastica, la quale, intimamente legata qual essa è cogli interessi vitali
della Fede e morale cattolica, ha le sue regole impreteribili e esige che tutti i membri del Clero
le osservino con esattezza ed amore.» Zit. ebd. (ohne Datum), 113f.
110 Vgl. ROMITA, Jus Musicae (1947), 103-125 (Vota ac decreta ecclesiarum particularium).
111 Vgl. die Synodalakte Nr. 27- 34.
112 Vgl. CHIUSO, Chiesa in Piemonte, Bd. V, 112.
113 Auch wenn solche Synodalbeschlüsse in bezug auf Kirchenmusik woanders von der
kirchlichen Basis immer wieder überhört wurden, so war dieser Fall brisanter wegen der zu die-
ser Zeit zwischen Don Bosco und dem Erzbischof Gastaldi herrschenden Spannung, die im we-
sentlichen um die Approbierung der neuen Salesianerkongregation entstanden war. Vgl. G. TU-
NINETTI, Lorenzo Gastaldi 1815-1883, Bd. II, Arcivescovo di Torino 1871-1883, Torino 1988,
259-290, bzw. ders.: Il conflitto fra don Bosco e l’arcivescovo di Torino Lorenzo Gastaldi (1871-
1883) in: M. MIDALI, Don Bosco nella storia. Atti del 1° Congresso Internazionale di Studi su Don
Bosco (Università Pontificia Salesiana - Roma, 16-20 gennaio 1989), Roma 1990, 135-142.

2.8 Page 18

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282 Josip Gregur
in der Sitzung des Hauskapitels vom 16. 11. 1873 darauf folgendermaßen
Bezug genommen:
«A norma del nuovo sinodo si determinò di cantar [am Fest der hl. Cäci-
lia] bordonati tutti i salmi e in musica il Magnificat e l’inno se si potrà.» 114
Als eine Reaktion auf die Synode wird man auch die verstärkte Aktivität
in bezug auf den Gregorianischen Choral sehen.115 Wenn aber an den Hochfe-
sten in Valdocco weiterhin die Gottesdienste feierlich mit (Blas-)Orchester
und Chor gestaltet wurden, so kann man sich das nur mit einer gewissen Un-
verbindlichkeit im Verständnis der Synodalvorschriften und mit der Praxis in
den übrigen Kirchen Turins erklären. 1876 warf Gastaldi deshalb – unter an-
derem – Don Bosco vor, sich an die Synodalbestimmungen und andere kano-
nische Vorschriften nicht zu halten, wenn er die Instrumentalmusik in seiner
Kirche weiterhin pflegen lasse. Der Bischofssekretär Chiuso schrieb an Don
Bosco am 16. Juli 1876:
«Monsignore inoltre le espone il suo rammarico, perchè la S. V., in
aperta e pub[b]lica opposizione ai vivissimi desiderii manifestati più
volte da lui nel Sinodo Diocesano e nelle regole della Chiesa, di vedere
abolita la musica istrumentale nelle funzione ecclesiastiche, tuttavia la
promuove continuamente nelle funzioni che si fanno nella Chiesa di
Maria Ausiliatrice.» 116
Don Bosco wehrte sich mit folgender Antwort, in der er unter anderem
auf die erlebte Praxis in Rom verwies:
«In quanto alla musica istrumentale non ho veduto alcuna proibizione
nel Sinodo; le regole della Chiesa non mi paiono contrarie, giacché a
Roma le più solenni funzioni sogliono farsi colla musica istrumentale al-
meno quelle che ho veduto io. Tuttavia in ossequio ai desideri espressi
da Mons. Arcivescovo dopo la festa di Maria Ausiliatrice 1875 la musica
istrumentale non ha più preso parte in alcuna funzione della chiesa di
Maria Ausiliatrice. Ultimamente accompagnò la processione di S. Luigi,
ma solamente fuori di chiesa e non più.
Se le cose fossero intese nel loro senso quanti disturbi sarebbero impe-
diti, e quanti dispiaceri di meno perché involontari!
Tu poi abbimi sempre in G. C.
Torino, 1° agosto 1876.
povero scrivente e servitore
Sac. Gio. Bosco.» 117
114 Conferenze capitolari, 186.
115 Vgl. ebd. 186 u. 187.
116 Vgl. FDB 645 B1 u. B2.
117 Vgl. E. CERIA (Hg.), Epistolario di San Giovanni Bosco, Bd. III, Torino 1958, (Brief
1478) 82f. Zitat 83.

2.9 Page 19

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 283
In einem Manuskript der Hausregel für das dem Oratorium zugehörige
Internat 118 von 1867 wird im Punkt 4 über die Art und Weise der jeweils zu
betreibenden Kirchenmusik gesprochen. Dort heißt es:
«An Hochfesten wird, wenn möglich, Vokalmusik mit Instrumenten sein,
an den gewöhnlichen Festtagen wird vokale [Musik] oder Gregoriani-
scher Gesang mit Orgel sein.»
In einem anderen, undatierten Manuskript dieser Regel, welches Don
Bosco eigenhändig korrigierte, strich er einige Stellen, so daß die Nr. 4 fol-
gendermaßen aussieht:
«An Hochfesten wird Vokalmusik sein, an gewöhnlichen Festtagen wird
Gregorianischer Gesang mit Orgel sein.» 119
Diese Korrekturen, durch welche die Instrumentalmusik, zumindest in
der Absicht, aus der Liturgie entfernt wurde, mögen als Reaktion Don Boscos
auf die Synodalbeschlüsse, bzw. die Kritik Gastaldis nach 1873 angebracht
worden sein.
Die Diskrepanz zwischen dem Insistieren des Erzbischofs auf der “ortho-
doxen” Kirchenmusik bei den Salesianern und der übrigen Praxis in der Stadt
ist natürlich aufgefallen. Denn nicht nur in den Pfarr- und anderen Kirchen,120
sondern sogar im Dom selbst war Instrumentalmusik weiterhin gebräuchlich.
Darauf machte der Salesianerlaienbruder aus Valdocco G. Pelazza den Erzbi-
schof in einem Brief aufmerksam. Im Ordinariat empfand man das als An-
maßung; der Bischofssekretär machte den Präfekten des Oratoriums Don Bos-
cos [Don Rua] im Brief vom 22. März 1877 umgehend darauf aufmerksam,
und er versuchte, die Sachlage, mehr oder weniger überzeugend, zu klären:
«Molto Reverendo Signore [Rua]
Scrivo questa lettera a V. S. in ordine di Monsignore Arcivescovo, espo-
nendole che Giovanni Pelazza Direttore della Tipografia Salesiana
scrisse il 22 corrente a lui una lettera che non doveva essere scritta. In
essa il detto scrivente, semplice laico, vorrebbe giustificare l’uso di stro-
118 Don Bosco hat, nach Lemoyne, von 1852 bis 1854 eine solche Regel verfaßt, die
dann in Kraft trat, aber – mit vielen Verbesserungen und Änderungen – erst 1877 in Druck ge-
geben wurde. Vgl. MB IV 542f.
119 «4° Nelle solennità maggiori [gestrichen: se si può] vi sarà musica vocale [gestr.
cogli istrumenti], nelle feste ordinarie vi sarà [gestr. vocale o] canto gregoriano con organo.»
Vgl. Piano di Regolamento per la casa di S. Francesco di Sales, [Jahrgang ?], in: ASC D 482,
026(31), (FDB, 1.964 E8-1.965E6, Zitat: 1.965 B2).
120 Vgl. ähnliche kirchenmusikalische Praxis wie in Valdocco im Collegio degli Artigia-
nelli des ehemaligen Mitarbeiters Don Boscos, des hl. L. Murialdo, in: MARENGO, Personalità
di L. Murialdo, 92ff. Dort führte man unter anderem auch Messe(n) [welche?] von Mozart,
Rossini u. a. auf. Vgl. ebd. 94f.

2.10 Page 20

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284 Josip Gregur
menti a corda nella musica sacra delle chiese della archidiocesi col fatto
che nella Metropolitana o nelle chiese primarie di Torino talvolta si usa-
rono tali stromenti essendovi presente lo stesso Arcivescovo. Le quali
osservazioni per non condannarle come irreverenti bisogna attribuirle a
totale mancanza di riflessione.
Perciò mentre la S. V. farà al Pelazza la correzione che si deve, gli osser-
verà, che qualunque musica istrumentale si adoperi nelle chiese di Torino,
compresa la Metropolitana è sempre contro le intenzioni e la appro-
vazione di Monsignore anche quando vi è presente; il quale se trovasi nel-
la necessità di tol[l]erare quella musica per ispirito di pazienza, è però in
diritto di esiggere [esigere] piena osservanza di quanto è prescritto e rac-
comandato nel Sinodo da tutti gli ecclesiastici di sua dipendenza.” 121
Das aktive Interesse des Mons. Gastaldi an der musica sacra und der
Durchführung der Synodalbeschlüsse löste nicht nur bei den Salesianern, son-
dern auch in anderen Kirchenmusikkreisen eine gewisse Unsicherheit aus.
Das «Gerücht», Gastaldi wolle den Gebrauch der Musikinstrumente für seine
Diözese ganz verbieten, hatte – wie gesehen – seine Basis. Da aber in der
Consolata-Kirche am 20. Juni 1879, auf caldo invito des Bischofs der fünf-
zigste Jahrestag der Krönung Marias in dieser Kirche unter großer Beteili-
gung des Volkes und engagierter Teilnahme der Salesianer gefeiert und dabei
die Messe auch mit Instrumentalmusik begleitet worden war,122 schloß das
Bollettino Salesiano bezeichnenderweise auf die Grundlosigkeit des kolpor-
tierten Gerüchtes.123 Es ist interessant, daß das offizielle Organ von Valdocco
auf diese Einzelheiten aufmerksam macht. Dies zeigt einmal mehr, daß die
musikalische Praxis der Salesianer nicht mehr unbefangen weitergeführt
werden konnte, sondern daß man sich mit der wechselnden kirchenmusikali-
schen Großwetterlage auseinandersetzen mußte.
Für die 70er Jahre, da – zumindest in Deutschland – sich sporadische
Reformgedanken zu einem System zusammenfügten, stellt man zusammen-
fassend für das Ambiente, in dem sich die salesianische Kirchenmusik zu be-
währen hatte, zwei Momente fest, die sie wesentlich in Richtung Reform
drängten: einerseits das äußere, formale Moment, die Initiative des Erzbi-
schofs zugunsten der “wahren” Kirchenmusik (Synodalbestimmungen), ande-
rerseits die einsetzende reflexive Internalisierung der vorgegebenen offizi-
121 FDB 645 C8.
122 Vgl. [E. REFFO], Il cinquantenario dell’incoronazione della sacra immagine di Maria
SS. Consolatrice celebratosi nel santuario titolare in Torino nel Giugno 1879, Torino 1879, 57.
Es wurde Musik von Rossini, Generali, Cartoni, Aldega, Meluzzi, Capocci, Madogli aufge-
führt. Ebd.
123 «La Messa fu accompagnata eziandio dalla musica strumentale; e questo prova che
Monsignor Lorenzo Gastaldi non ha mai inteso di proibire sulle orchestre e nelle chiese di sua
Archidiocesi il suono dei musicali stromenti, come taluno faceva credere.» Vgl. BS 7 (1879) 12f.

3 Pages 21-30

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3.1 Page 21

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 285
ellen Linie. Sie sollte den Salesianern um so leichter fallen, je mehr andere,
weltliche, kirchenmusikalisch interessierte Persönlichkeiten von der Notwen-
digkeit des Umdenkens überzeugt waren.124
4.4 Umbruch der salesianischen Kirchenmusik
am Beispiel Giovanni Caglieros 125
G. Cagliero, «che potè dirsi il padre della musica Salesiana» 126, war ein ta-
lentierter Musiker, dessen außerordentliche musikalische Begabung Don Bos-
co früh erkannte und förderte.127 Diese manifestierte sich in Kompositionen
verschiedenster Art (über 100 128). Cagliero war im Oratorium für die Vokal-
musik zuständig. Für diesen Zweck hatte er ein kleines Zimmer zur Verfügung,
über dessen Eingang Don Bosco die Schrift anbringen ließ: «Ne impedias musi-
cam!» (Sir, 32,5).129 Bei den Jugendlichen waren Caglieros Musikunterricht 130
und seine Musik sehr beliebt.131 Er verfaßte für den Unterricht im Greg. Choral
ein Lehrbüchlein 132 und schuf zusätzliches didaktisches Material.133
Der Kompositionstil Caglieros war «facile, spontaneo, senza artifici e
quasi senza risorse tecniche». Damit erfüllte er sehr gut den Zweck, mit der
124 Zum übrigen Musikleben Torinos vgl. Depans, Concerti Torino (1914-15), I. P.
Baricco, Torino descritta, Bd. I, Torino 1869, (S. 28f.), den Bericht aus Torino in der
Mailänder GMM 40 (1882) 350 und R. COGNAZZO, La vita musicale, in: (versch. Autoren),
Torino città viva. Da capitale a metropoli, 1880-1980, Torino 1980, 489-551.
125 Zum Leben und Wirken Caglieros vgl. G. CASSANO, Il cardinale Giovanni Cagliero
1838-1926, 2 Bde., Torino 1935; VALENTINI-RODINÒ, Dizionario (1969), 64-66 (Cagliero
Em. Giovanni, cardinale); S. COLOMBO, In memoria di S. E. il cardinale Giovanni Cagliero.
Discorso letto nella Chiesa di San Giovanni Evangelista il giorno 11 di Marzo 1926,
Torino 1926.
126 CAVIGLIA, Don Bosco e la musica (1929).
127 Den ersten Musikunterricht gab er ihm – laut Lemoyne – selbst; danach vertraute
er ihn dem Kleriker Bellia [Giacomo, 1834-1908; (?)] an. Vgl. MB IV, 342. Den
Harmonielehre-Unterricht erhielt er in Torino bei Prof. Cerutti [Giuseppe ?, gest. 1869].
128 Vgl. VALENTINI-RODINÒ, Dizionario (1969), 64. und CASSANO, Cagliero (1935) I,
161. Vgl. auch das Elenco alfabetico delle opere musicali, als Beilage zum Il Bibliofilo
cattolico 5 (1877), wo bereits ca. 50 Kompositionen von Cagliero geführt werden.
129 Vgl. CASSANO, Cagliero (1935) I, 113.
130 Vgl. für den Unterricht: Corso pratico di musica vocale contenente Nozioni
preliminari, Scale, Intervalli, 12 lezioni preparatorie e 10 Solfeggi armonici per due voci
del Sac.te Teol.go Cagliero Giovanni missionario apostolico, Torino (ohne Jahresangabe).
131 Vgl. die Erinnerung eines Ehemaligen in: CASSANO, Cagliero (1935) I, 152-154
und 155.
132 Metodo teorico pratico del canto fermo / corredato di dodici lezioni preparatorie fa-
cili e progressive con le intonazioni dei salmi regolari ed irregolari e dei benedicamus secondo
le varie solennità della Chiesa, (Jahr?). Vgl. Il Bibliofilo cattolico, 5 (1877) Anhang.
133 Corso elementare di canto fermo / ossia trenta cartelloni estratti dal Metodo di
Canto della lunghezza di un metro e sessanta centimetri d’altezza a comodità di chi vuol
aprire una scuola, (Jahr?). Vgl. Il Bibliofilo cattolico, 5 (1877) Anhang.

3.2 Page 22

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286 Josip Gregur
Musik für das Oratorium einen zusätzlichen Anziehungspunkt zu schaffen.134
Das bedeutet aber nicht, daß seine Kompositionen niveaulos waren. G. Verdi
hat (wenn E. Ceria zu glauben ist) in bezug auf einige seiner Romanzen ge-
äußert, er habe eine «grande fantasia» und eine «potenza creatrice».135 Inso-
fern ist es verständlich, wenn Caglieros Musik auch außerhalb des salesiani-
schen Bereichs eine starke Verbreitung gefunden hat.136 Wenn es aber später
unter den cäcilianischen Reformern darum geht, Beispiele abzulehnender Kir-
chenmusik zu benennen, ist Cagliero mit dabei. Als z. B. seine (und Costa-
magnas 137) Musik nach dem gemäßigteren Regolamento für die Kirchen-
musik von 1894 wieder auf die Kirchenemporen – zusammen mit den Werken
von G. Capocci, F. Moriconi, P. Terziani, G. S. R. Mercadante und anderen –
zurückkehrte, wurde sie von den Cäcilianern als «barocchismo musicale»
(banale) abgelehnt, «den man für immer begraben hoffte».138
Freilich trifft Cagliero kein Vorwurf. Er komponierte und machte
Musik im Stil seiner Zeit, und zwar für die unmittelbaren Bedürfnisse eines
großen Jugendzentrums. Vielmehr ist der relativ hohe Anspruch für eine
derartige Einrichtung bemerkenswert, der nicht zuletzt auf Cagliero selbst
zurückzuführen sein wird, der – durch intensive musikalische Beschäftigung
– eine Ader für die «gute Musik» hatte.139 Bereits 1880 wurde am Fest der
Maria Hilfe der Christen unter seiner Leitung eine Messe von B. Marcello
und ein Peccavimus von G. P. Palestrina in Valdocco aufgeführt. Das läßt
seine Aufgeschlossenheit für die aufkommende Reform erkennen. Dafür
sprach ihm die Reformzeitschrift Musica Sacra sogar ihre Anerkennung aus:
«Lode pertanto al benemerito Direttore D. Cagliero e a tutti quanti concor-
sero al buon esito di sì importante esecuzione.» 140 So scheint die Feststel-
134 CASSANO, Cagliero (1935) I, 162 (Meinung R. Antoliseis?). Vgl. auch S. RASTELLO,
In memoria di S. Em. il cardinale Giovanni Cagliero, primo missionario salesiano, Milano
1926, 5-6, zit. in: J. SCHEPENS: Don Bosco e l’educazione ai sacramenti della penitenza e
dell’eucaristia, in: M. MIDALI, Don Bosco nella storia. Atti del 1° Congresso Internazionale di
studi su Don Bosco (UPS - Roma, 16-20 gennaio 1989), Roma 1990, 371-392, 386, Fn. 77.
135 Vgl. CERIA, Annali (1941-51), Bd. I, 696, Fn. 2. Verdis Urteil bezog sich nicht auf
Caglieros Kirchenmusik.
136 Vgl. MSM 7 (1891) 108: “Pisa. - Triduo nella Chiesa di S. Caterina con musiche del
Cagliero, Marsilli e Castrucci.” - Die Musik von Cagliero wird von Mons. G. B. Dusmet
(Residenz?), später Kardinal, angefordert. Vgl. MB XV, 413. - Im Collegio degli Artigianelli,
Torino, kamen seine Kompositionen zur Aufführung. Vgl. MARENGO, Personalità di L. Muri-
aldo, S. 93, 97, 99, 102. Vgl. auch MSM (1908) 29 und 61 (für Biella).
137 Giacomo Costamagna (1846-1921) Salesianer, Missionsbischof in Südamerika, Mu-
siker. Vgl. VALENTINI- RODINÒ, Dizionario (1969), 97f.
138 Vgl. GUERRINI, Storia della MS (1926), 303. Tebaldini spricht vom “Barocchismo
banale”. Vgl. GIOVANNINI [= G. TEBALDINI], Riforma della MS in Italia (1896), 345. Vgl. auch
MSM (1899) 149.
139 Vgl. CASSANO, Cagliero (1935) I, 162.
140 Vgl. MSM 6 (1880) 47.

3.3 Page 23

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 287
lung A. Caviglias im Jahr der Seligsprechung Don Boscos (1929) berechtigt
zu sein:
«E se il gusto è cambiato ed è avvenuta una salutare riforma nella mu-
sica sacra, non è men vero che quella del Cagliero, si presentava come
assai meno profana di tant’altra che infestava le funzioni religiose ...» 141
1884 – ein Jahr vor Caglieros Weggang nach Amerika, den man sehr
bedauerte 142 – kam von der Ritenkongregation das umstrittene (erste) Regola-
mento für Kirchenmusik heraus. Man spürte, daß Caglieros Musik in das vom
Dekret aus Rom vorgegebene Schema nicht paßte. Einige Jahre später wird
die Kritik auch in den eigenen Reihen offen ausgesprochen. Unter den Dis-
kussionsvorschlägen für das 5. Generalkapitel der Salesianer im September
1889, ein Jahr nach Don Boscos Tod, schreibt “Prof. D. Carlini”: 143
«A proposito di musica sacra pregare Mo[nsignore] Cagliero che disdica
metà la musica da lui composta, la quale di sacro in generale non ha altro
che le parole: troppe reminiscenze di lettura d’opere di teatro: e di più sta
alle parole come lo stile del Goldoni [Carlo (1702-1793)] starebbe a pro-
posito in un quaresimale o in una predica sull’addolorata.» 144
Von dieser Zeit an sind die Meinungen unter den Salesianern in bezug auf
Cagliero geteilt. Die einen hängen an der bisherigen glorreichen Praxis im Ora-
torium: «Ad alcuni pareva che non si potesse essere buoni salesiani e figli di
Don Bosco se non continuando a favorire e prom[u]overe ed eseguire la musi-
ca tradizionale della Pia Società e che si assommava a così dire a Mons.
Cagliero...» 145 Auch wenn Caglieros Kompositionen nicht unbedingt Meister-
werke seien, so hätten sie doch “abertausende” Seelen zu Gott hingezogen, we-
nigstens was die Missionsländer in Amerika betreffe. «Certamente piacciono
più a Dio i selvaggi della Patagonia che si entusiasmano e si fanno cristiani
all’udire un inno di Mons. Cagliero, che non gli inguantati discepoli di Lutero
[= wahrscheinlich die Reformanhänger], plaudenti alla perfetta esecuzione di
una fuga di Bach o d’un Oratorio di Haendel».146 Die anderen sehen den
aktuellen Trend und die Vorschriften der Kirche, können auch für sich die von
Don Bosco verbriefte Treue zum Papst in Anspruch nehmen.
141 CAVIGLIA, Don Bosco e la musica (1929).
142 Vgl. BS (1886) 75.
143 Socio esterno (?), nicht im salesianischen Schematismus. Vgl.bez. der Zugehörigkeit
zur Kongregation bei Don Bosco: STELLA, Don Bosco nella storia della religiosità cattolica,
Bol. I: Vita e opere, Roma 1979, 154f.
144 Vgl. das Manuskript in ASC, D 580 (busta 042).
145 Don Chiappello zit. nach: AMADEI, Rua (1931-34) II, 44.
146 Zitat einer ungenannten Quelle in MSM 10 (1898) 131f. Der Autor könnte – wegen
der protestantischen Aversion – S. Scala, der Redakteur des Corriere Nazionale, Torino, sein.

3.4 Page 24

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288 Josip Gregur
Cagliero selbst äußerte sich einmal folgendermaßen über das Problem:
«Il difetto della mia musica sta in questo che io sono nato troppo presto...
Ho scritto della musica come si scriveva da tutti ai miei tempi. Se fossi
nato cinquant’anni dopo, avrei scritto come si deve scrivere adesso.» 147
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß das Problem auch auf dem 5.
Generalkapitel 1889 im Zusammenhang mit den Vorschriften des besagten
Regolamento diskutiert wurde. Don M. Rua, der Generalobere, der sich wahr-
scheinlich mit dem Kern des Problems noch nicht näher auseinandergesetzt
hatte, «empfiehlt die Musik von Mons. Cagliero». Aber: «Don Costamagna
sagt, daß Mons. Cagliero nichts dagegen habe (è contento), daß man die
Stücke, die mit dem Dekret nicht konform sind, überarbeitet». Und derselbe
fügt hinzu, daß «Mons. Cagliero selbst jetzt viel von seiner Musik wegwerfen
(sfratterebbe) würde». Und «D. Rua sagt, daß Mons. Cagliero sie [seine
Musik] aus Gründen der Demut umarbeiten würde». Don Bonettis Einwand
wirft auf das Dilemma, in dem sich die Salesianer befanden, ein deutliches
Schlaglicht: «D. Bonetti kritisiert, daß wir vielleicht als erste die Musik von
Mons. Cagliero mißbilligen.» Ein anderer Kapitular gibt der Musikpraxis im
Oratorium (in Valdocco) die Schuld dafür: «D. Guidazio sagt, daß das Orato-
rium davon ein faktisches Beispiel sei, das die anderen befolgen.» G. Dog-
liani (Nachfolger Caglieros als Chorleiter in Valdocco) hatte schon vor
diesem Vorwurf gesagt, «daß alle die Wertschätzung kennen, die man für
Mons. Cagliero hat und daß er [Dogliani] bei seiner [Caglieros] Ankunft
seine Musik hat aufführen lassen;» und im Regolamento verlange man nur,
«daß die Musik nicht theatermäßig sei». Gegen den Vorwurf der Mißachtung
von Caglieros Musik wehrt sich Dogliani mit der Feststellung: «Dogliani be-
streitet das und sagt, daß man im Gegenteil die Musik von Cagliero oft zur
Aufführung bringe.» 148
147 Zit. nach RICALDONE, Canto Gregoriano / musica (1942), 14.
148 Vgl. das Protokoll der Diskussion: Proposta decima / Musica e canto fermo, des 5.
Generalkapitel 1889, Manuskript in ASC, D 580, busta 8-9 (FDB 4015 A7). – Nach dem Motu
proprio von 1903 wurde vom Generalrat eine Kommission eingesetzt, die für die Salesianer
Don Boscos entsprechende Richtlinien ausarbeiten sollte. Sie kehrte unter anderem die ganze
Cagliero-Tradition radikal unter den Tisch. Seine Kirchenmusik wurde als für die Zukunft un-
brauchbar angesehen, aus dem Verkauf zurückgezogen und der Vergessenheit anheimgegeben
[Don Rua selbst verbot es, die frühere salesianische Kirchenmusik zu verkaufen. Vgl. Ceria,
Annali (1941-51), Bd. II, 82, Fn.], so daß es nun schwer ist, in Salesianerhäusern seine Kir-
chenkompositionen in befriedigendem Umfang ausfindig zu machen. Dies geschah jedoch
alles mit dem Einverständnis Caglieros selbst. Kardinal Cagliero hat schließlich die cäciliani-
sche Reform nicht nur akzeptiert, vielmehr wurde er beim 12. italienischen Kirchen-
musikkongreß, gehalten in Valdocco vom 13. bis 16. September 1920, am Schluß zum Vorsit-
zenden des Consiglio d’onore ausgerufen. Vgl. BC (1920) 31.

3.5 Page 25

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 289
4.5 Kirchenmusik beim jährlichen Maria-Hilf-Fest
Das Maria-Hilf-Fest war der Höhepunkt unter den Eigenfesten im Ora-
torium Don Boscos. Darum bereitete man sich dafür sehr aufwendig vor. Mit
dem 23. April begann der Marienmonat, um mit dem 24. Mai abgeschlossen
zu werden.149 Don Boscos Vorhaben, die neuerbaute Kirche in Valdocco zu
einem Wallfahrtsheiligtum werden zu lassen, kann man für diese Zeit als rea-
lisiert betrachten. Jedes Jahr strömten, vor allem während der Novene und am
Fest selbst, Massen von Gläubigen herbei. Unzählige Messen wurden zele-
briert, Abertausende von Kommunionen gespendet,150 illustre Persönlich-
keiten, Bischöfe und (andere) Festprediger eingeladen. Das festliche
Hochamt war gewöhnlich um 10 Uhr.151
Folgende Tabelle gibt den Überblick über die kirchenmusikalischen
Aufführungen und vor allem den Paradigmenwechsel in der Entwicklung des
Kirchenmusikverständnisses am Maria-Hilf-Fest in Valdocco von 1869 bis
nach Don Boscos Tod 1889. Eine eingehendere Analyse dieser Tabelle würde
zu weit führen.152 Es sei lediglich auf das Jahr 1880 hingewiesen, in dem sich
der Einfluß der Reform (B. Marcello, Palestrina) deutlich zeigt. In danach fol-
genden Jahren sehen wir ebenfalls den sich vollziehenden Umbruch im Ver-
ständnis der aufzuführenden Musik im Gottesdienst. L. Cherubini wurde z. B.
in Italien bis zum Cäcilianismus als der Kirchenkomponist verstanden.153
Jahr Messe
1869 ? 154
1870 ?
Vesper
Antiphon Sancta Maria, succurre
miseris 155
Hymnus Saepe dum Christi, Caglie-
ro; Tantum ergo 156
149 Vgl. zum Maimonat: G. BOSCO, Il mese di maggio consacrato a Maria SS. Immaco-
lata ad uso del popolo per cura del sacerdote Bosco Giovanni, Torino 1858, [OE, X, 295-486].
Vgl. auch [G. BARBERIS], Cronachetta N. 7°, in ASC A0000107, S. 25: «Si comincia sempre
circa un mese e mezzo prima a pensare alla festa, dai musici.»
150 Im Jahr 1878 waren es 72 Messen. Man fing bereits um 3 Uhr morgens an zu zele-
brieren und spendete ohne Unterbrechung die hl. Kommunion. Vgl. LAZZERO, Diario, 66. Zur
Marienverehrung und häufigen Kommunion vgl. STELLA, Don Bosco, II (1981), 302.
151 Zum Tagesablauf des Festes vgl. LAZZERO, Diario, 118.
152 Eine solche Analyse wird bei GREGUR, Das Ringen (1995), 266-301 geboten.
153 Vgl. L. F. CASAMORATA, Critica musicale. Cenni critici sullo Stabat mater di Rossini,
in: GMM 11 (1842) 41.
154 Angaben konnten von mir nicht gefunden werden. Für eventuelle Informationen
wäre ich dankbar.
155 Vgl. L’Unità Cattolica, Torino vom 26. Mai 1869, zit. in MB IX 650.
156 Vgl. L’Unità Cattolica vom 31. 5. zit. in MB IX 870f.

3.6 Page 26

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290 Josip Gregur
1872
1873
1875
1876
1877
1878
1879
1880
“nuova e grandiosa Messa a 6 par-
ti” von Cagliero 157
“Grandiosa Messa a piena orche-
stra” von De-Vecchi 159
6stimmige Messe “ad organo-or-
chestra” von G. Cagliero
? [Missa Papae Marcelli 162]
“la messa di Rossini” 163
Gran Messa a sei parti von G.
Cagliero 165
Grandiosa Messa del Rossini (Peti-
te Messe Solennelle) 167
Grandiosa Messa di B. Marcello; 169
Tantum ergo (Autor?); Antiphon
Sancta Maria, succurre miseris von
Cagliero 158
Tantum ergo, Antiphon Sancta Ma-
ria, succurre miseris von Cagliero 160
Hymnus Saepe dum Christi (Die
“Schlacht von Lepanto”), Cagliero 161
Hymnus Saepe dum Christi, Cagliero
Hymnus Saepe dum Christi und
Tantum ergo von Cagliero 164
Vesper, Tantum ergo, Hymnus Sae-
pe dum Christi von Cagliero 166
Antiphon Sancta Maria succurre
miseris, Cagliero 168
Dixit und Magnificat von S. Merca-
157 MB X 408. Dreihundert Sänger.
158 MB X 408f. Vierhundert Sänger (!).
159 MB X 1227.
160 MB X 1227. Es helfen viele Professoren, Maestri und vorzügliche Musikliebhaber
aus der Stadt aus.
161 Vgl. L’Unità Cattolica, Turin, vom 15. Mai, 114 (1875) 451.
162 Von Palestrina. Vgl. (ohne Quellenagabe) CERIA, Profili (1952), 171. Diese Angabe
Cerias übernimmt auch VALENTINI- RODINÒ, Dizionario (1969), 111. Man kann davon aus-
gehen, daß diese Information falsch ist. Weder Dogliani, als Debütant am Dirigentenpult, noch
die Zeit waren zu diesem Zeitpunkt reif für eine solches Werk.
163 Vgl. LAZZERO Diario, 55.
164 Vgl. ebd.
165 Vgl. ebd. 66.
166 Vgl. ebd.
167 «...che finora si cantò il più delle volte solamente sui teatri, fu dai giovani dell’Ora-
torio, guidati da D. Cagliero eseguita con tanta perfezione da riscuotere l’ammirazione dei più
abili maestri di musica, che vi presero parte. Così si diede a vedere che questo cristiano capola-
voro del gran genio dei musici si può eseguire in Chiesa tra lo splendore dei sacri riti e a sa-
lutare edificazione dei fedeli, senza obbligarli a recarsi ad udirlo sul teatro, dove si è ben lungi
dall’usare il rispetto che si addice alle verità e ai sensi venerandi che vi si contengono. Non è
qui il caso di descrivere il mirabile effetto, che produsse negli astanti l’esecuzione di questa
Messa, poiché il dire che è del Rossini basta per tutto.» BS 6 (1879) 4f. – «Rossini poi dubi-
tava molto lui stesso dello spirito religioso della sua musica sacra» bemerkt Cäcilianer G. Gal-
lignani in MSM 7 (1892) 120.
168 Vgl. BS 6 (1879) 5.
169 «È la prima volta che questa Messa... si eseguisce nella Città di Torino.» BS 5 (1880)
7 Vgl. auch die Ankündigung in der MSM 5 (1880) 40 und MSM 1 (1878) 8. Zur Aufführung
vgl. BS 6 (1880) 3. - Die Gründungsversammlung des ital. Cäciilienvereins 1880 in Mailand
spendete den Salesianern für diese Aufführung ihr ausdrückliches Lob. Vgl. KATSCHTHALER/
GUERRINI, Storia della Musica sacra, S. 273.

3.7 Page 27

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 291
1881
1882
1883
1884
1885
1886
Zum Offertorium: Peccavimus, Mo-
tette von Palestrina 170
Kyrie, Gloria, Credo (?) von M.o
Pacini; 172 Sanctus, Benedictus und
Agnus Dei von Haydn 173
Vierstimmige Messe “di celebre
Maestro Haydn [?]; 174 Offerto-
rium Peccavimus von Palestrina
Vierstimmige Messe von Luigi S.
Cherubini 176
Missa solemnis in re (Missa so-
lemnis N° 2) von S. Cherubini 178
Messe von (?) Haydn; teils von
Cherubini 180
Messe Santa Cecilia von Cagliero 182
dante; Andere Psalmen und der
Hymnus Saepe dum Christi von Ca-
gliero; Tantum ergo von F. Felice 171
Sancta Maria, succurre miseris,
Cagliero Tantum ergo, Cagliero
Domine, Dixit und Magnificat von
Generali; andere Psalmen, der
Hymnus und die Antiphon Sancta
Maria, succurre miseris sowie ein
neues Tantum ergo von Cagliero 175
Domine, Dixit, Magnificat von F. Mo-
nina; Laetatus, Nisi Dominus, Lauda
Ierusalem und Hymnus neu von Ca-
gliero; Sancta Maria, succurre mise-
ris und Tantum ergo von Cagliero 177
Domine, Dixit, Magnificat von Mer-
cadante; übrige Psalmen und der
Hymnus Saepe dum Christi sowie
das Tantum ergo von Cagliero 179
Domine ad adjuvandum, C. Galli;
Dixit, Aldega; Laudate pueri, Ca-
pocci; Übrige Psalmen, Hymnus
Saepe dum Christi, Ant. Sancta Ma-
ria, succurre miseris, Cagliero; 181
Laudate pueri, [G.] Capocci; Saepe
dum Christi, Cagliero 183
170 Vgl. BS 6 (1880) 3 und MSM 6 (1880) 47.
171 Vgl. BS 5 (1880) 7.
172 Giovanni Pacini (1796-1867).
173 Michael oder Joseph Haydn? Vgl. BS 5 (1881) 4 und BS 6 (1881) 3.
174 Vgl BS 5 (1882) 79 und 6 (1882) 94.
175 Vgl. BS 6 (1882) 94.
176 BS 5 (1883) 74, BS 6 (1884) 86.
177 Vgl. L’Unità Cattolica vom 8. Juni, 1883 zit. in BS 7 (1883) 109. Die Aushilfe der
Musiker aus der Stadt betreffend gab Don Bosco auf der Sitzung des Capitolo Superiore vom
5.(?) Mai, 1885, folgende Weisung: «Studiare il modo che il numero dei musici esterni si riduca
a quelli che sono strettamente necessarii, per ciò canto semplice col organo.» Vgl. Verbali delle
Riunioni capitolari, Vol I. 14. Dez. 1883 - 23. Dez. 1904, S. 59.
178 Vgl. BS 6 (1884) 86.
179 Vgl. BS 5 (1884) 6.und BS 6 (1884) 86.
180 Vgl. BS 6 (1885 ) 96.
181 Vgl. ebd.
182 Mit Orchesterbegleitung. - «Musica stupenda (messa S. Cecilia)» Vgl. LAZZERO Diario, 93.
183 Vgl. BS 6 (1886) 75.

3.8 Page 28

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292 Josip Gregur
1887
1888
1889
Gran Messa a 4 voci di Cherubini 184
Messe Santa Cecilia von Cagliero 185
Cäcilienmesse von Ch. Gounod
?
Vesper von C. Galli,186 Saepe dum
Christi, Tantum ergo, Cagliero
Dixit und Magnificat von (?) Haydn;
Laetatus sum und Nisi Dominus von
Cagliero; Lauda Jerusalem, Hym-
nus und Tantum ergo von Galli 187
5. DON BOSCO - VORLÄUFER DES MOVIMENTO CECILIANO?
Nach der bisherigen Darstellung der Auswirkung der cäcilianischen
Kontroverse auf Valdocco gehen wir nun der eingangs gestellten Frage nach,
ob Don Bosco mit der cäcilianischen Kirchenmusikreform in Verbindung ge-
bracht werden kann.
Eine Aussage von Lemoyne läßt diesbezüglich aufhorchen:
«Questo suo lavoro, benchè sembri così esiguo da non doverne tener
conto, pure, lo diciamo con franchezza, era il principio lontano di ri-
forme nella musica sacra da lui ardentemente desiderate.» 188
Wenn man Ende des vorigen Jahrhunderts in Valdocco glaubte, Don
Bosco sei einer der ersten Befürworter der Kirchenmusikreform gewesen,
dann blieb diese Überzeugung gewiß nicht ohne Wirkung, und man hätte eine
Erklärung dafür, warum seine Salesianer in Folge leicht für die cäcilianische
Reformpraxis zu gewinnen waren. Auch E. Ceria meint, daß sich Don Bosco
der Praxis miscere sacra profanis mit aller Kraft widersetzt habe. Dieses
Faktum sei (1941) nicht mehr sichtbar, wohl aber, wenn man die sonstige
kirchenmusikalische Praxis seiner Zeit als Hintergrund nehme.189
Mag die retrospektiv aufgestellte These Lemoynes (und Cerias) mehr
184 Keine Auskunft über die aufgeführte Musik. im BS Vgl. 5 (1887) 53. Das Fest sei
großartig gelungen «specialmente per la soavità della musica...» Vgl. BS 7 (1887) 73f.
185 Vgl BS 5 (1888) 54.
186 Carlo Galli (aus Mailand) war bei der Vesper anwesend. Vgl. BS 7 (1888) 82. Vgl.
(zu Galli, dem Salesianerfreund) Le funzioni religiose ... celebratesi in Roma ..., im ASC
A0070503, S. 10.
187 Vgl. BS 5 (1889) 66.
188 MB III 146. Mit «questo lavoro» ist Don Boscos Methode, für seine Jugendlichen
geeignete Liturgiemusik zu finden und zu schaffen, gemeint. Vgl. MB III 145f.
189 Vgl. CERIA, Annali (1941-51), Bd. I, 694. Auch der Generalobere der Salesianer, P.
Ricaldone, möchte um diese Zeit Don Bosco als vielfachen Vorkämpfer sehen. Vgl. RICAL-
DONE, Canto Gregoriano / musica (1942).

3.9 Page 29

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 293
dem Wunschdenken entsprechen 190 er schreibt nach dem Motu proprio von
1903 –, so ist sie doch überlegenswert. Denn man wußte – wie gesehen –
schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts um die Diskrepanz zwischen der
vorhandenen Praxis und dem Ideal der Kirchenmusik.
Das Lemoyne’sche «ardentemente desiderate» (Zitat oben) ist sicher eine
Übertreibung.191 Wenn das stimmte, würde man erwarten, daß Don Bosco in
die sich anbahnende Diskussion über die rechte Kirchenmusik eingegriffen
hätte. Er war aber zu wenig (Musik-)Theoretiker, als daß er in diese Versu-
chung gekommen wäre. Andererseits gibt es von G. Amelli für 1881 (1880) ei-
ne Notiz, die ein wenig Licht in diese Fragestellung bringt. Amelli bereiste
nach der Gründung des italienischen Cäcilienvereines einige Großstädte Itali-
ens, um für seine Reform zu werben. In Turin traf er auch Don Bosco und
sprach mit ihm «circa l’influenza salutare che il suo Istituto potrebbe esercita-
re a pro del risorgimento della musica sacra in Italia, e circa i vantaggi che ne
ricaverebbe esso stesso, e le speranze che gli ha fatto concepire D. Bosco, di
adoperarsi a favorire quest’impresa.» 192 Hätte Lemoyne (und Ceria) von die-
sem Treffen etwas gewußt, würde er ohne Zweifel davon berichten, was aber
nicht der Fall ist. Aber, wenn Amelli erstens sich von einem Besuch bei Don
Bosco etwas versprach und zweitens auf dem 2. Kirchenmusikkongreß 1881 in
Mailand in aller Öffentlichkeit davon berichtete, so kann man davon ausge-
hen, daß die Einstellung des begnadeten Erziehers und Priesters in den Re-
formkreisen ihn als einen möglichen “Partner” erscheinen ließ. Insofern ist al-
so vorerst der Gedanke, Don Bosco sei ein “Vorläufer” der genannten Reform
gewesen, nicht von der Hand zu weisen. Auch folgende Gesichtsunkte sollen
dem Versuch dienen, ihn in diesem Licht zu sehen.
5.1 Liturgisch-spirituelle Durchdringung der Kirchenmusik
Faà di Bruno (Don Boscos Zeitgenosse in Turin, der sich seit 1853 mit
der Pastoral durch lodi sacre beschäftigte) äußerte sich 1858 positiv zu den pa-
storalen Möglichkeiten, die sich durch das Singen der Kirchenlieder ergeben.193
190 In die 2. Auflage des Il Giovane Provveduto 1851 fügte Don Bosco unbedenklich das
Lied Vivo amante di quella Signora ein, das man auf die Melodie des “Gefangenenchores” aus
Verdis Oper Nabucco sang. Vgl. den Text zur Schallplatte Andiamo compagni... von M. Ri-
goldi, Carugate 1988. Dieses Lied wurde gerne gesungen. Vgl. G. B. FRANCESIA: Don Bosco e
le sue passeggiate autunnali nel Monferrato, Torino 41899, 293f.
191 Andererseits konnte er die Haltung Don Boscos, etwa zu den kirchenmusikalischen
Aufführungen aus langjährigem Zusammensein, sicherlich gut beurteilen.
192 Vgl. Atti ufficiali del Secondo Congresso della Generale Associazione Italiana di S.
Cecilia, in: MSM 10 (1881) 74-79, Zitat 76.
193 Vgl. F. FAÀ DI BRUNO, Riflessi cristiani sulla musica. Traduzione libera dal Francese
con aggiunte del cavaliere F. Faà di Bruno, Torino 1858, 30.

3.10 Page 30

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294 Josip Gregur
Wenn dies bei ihm als Wunsch formuliert ist, so gelang es Don Bosco
intuitiv, es in die Praxis umzusetzen. Ein (relativ früher) Zeitungsbericht über
einen Auftritt des Jugendchores Don Boscos in Susa (Juni 1856) gibt uns
nicht nur einen Aufschluß über den Neuheitseffekt solcher Unternehmen, son-
dern er unterstreicht auch das «Benehmen» der Sänger, ihre «Bescheidenheit»
und ihre «gesammelte Haltung». «Man sah, daß sie das im Herzen hatten,
was sie mit ihrer Stimme zum Ausdruck brachten...»
«Lasciando tutto il resto a migliore penna che non la mia, voglio parlarvi
della bella e divota musica, che nelle funzioni di questa giornata venne
cantata dai giovani allievi dell’Oratorio di S. Francesco di Sales, di
quell’uomo apostolico che è D. Bosco. Nel che dovete osservare, che se
la musica in se stessa era eccellente, fu però a meraviglia eseguita,
perché quei bravi giovani col loro contegno, colla loro modestia, col loro
divoto atteggiamento, davano a divedere, che sentivano in fondo
del cuore ciò che esprimevano col suono della voce. E s a p e t e p u r e
q u a n t o s i a s t r a o r d i n a r i o f e n o m e n o u n m u s i c o l a i c o,
c h e s t i a i n c h i e s a c o n r i s p e t t o e c o n d i v o z i o n e.
E quindi era una meraviglia, ed un’edificazione il vedere quei giovani
musici stare con tanto raccoglimento, e sentirli a cantare con tanto
affetto. Io desidererei che questa parte dell’educazione della gioventù,
così mirabilmente praticata dall’ottimo D. Bosco, fosse più conosciuta
e praticata, e che potessimo s b a n d i r e d a l l a C h i e s a l e p r o f a -
n a z i o n i d e l l a m u s i c a t e a t r a l e, e d e i m u s i c i p e g g i o r i
d e l l a m u s i c a».194
Der Berichterstatter hebt hervor:
– Die Musik ist schön, die Aufführung gut.
– Sie wird als fromm und andächtig erlebt.
– Das beispielhafte Betragen der Jugendlichen resultiert aus der guten Erzie-
hung Don Boscos.
– Der Kontrast zum üblichen Betragen von Sängern ist auffallend.
– Man spürt die Glaubenshaltung der Sänger; sie beten singend.
– Das Volk wird dadurch erbaut.
Der Autor sieht dadurch das Ziel der (späteren) Reform indirekt ver-
wirklicht: Entfernung der ans Theater erinnernden Musik aus der Kirche bzw.
das Verdrängen der Musiker, die nicht fähig sind, ihr Tun in den liturgischen
Kontext einzubinden. Der Reform ging es ja wesentlich um das Zurück-
drängen der menschlichen Selbstherrlichkeit zugunsten der Anbetung Gottes.
So gesehen, hat Don Bosco gegen die “Hauptwunde” der kirchenmusi-
194 Vgl. L’Armonia vom 8. Juni 1856, zit. nach OE, XXXVIII, 35. Vgl. auch MB V,
466f. Betonungen durch erw. Zeichenabstand von J. Gregur.

4 Pages 31-40

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4.1 Page 31

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 295
kalischen Praxis seiner Zeit gewirkt und kann als einer der “Vorreformer” be-
zeichnet werden. Die Musica Sacra aus Mailand sprach von den in seinen
Einrichtungen gegebenen guten Voraussetzungen für die Reform, nämlich
«buone voci» und «spirito religioso».195
5.2 Neue Kräfte für die Kirchenmusik - Förderung des Volksgesanges
Das italienische Kirchenvolk war am Gottesdienst musikalisch kaum
noch beteiligt. In Piemont wurde in der Eucharistiefeier meistens die Missa
de Angelis und am Sonntagnachmittag die Vesper gesungen,196 die in der
Regel von einigen Solisten (Organist, Lehrer, Mesner) bestritten wurde. Diese
Männerschola sang abwechselnd mit dem Pfarrer das Ordinarium bzw. den
Hymnus und manchmal die Psalmen.197 Die Qualität dieser “Aufführungen”
dürfte von Ort zu Ort sehr verschieden, oft aber unbefriedigend gewesen
sein,198 vor allem wenn man bedenkt, daß meistens ältere Herren die Stellung
hielten.199 In kleineren Orten war das Problem sicher besonders brennend.200
Das grobe Absingen des Chorals war vor allem für junge Menschen nicht
sehr attraktiv. Diese Kirchenmusik war bestenfalls dann nicht langweilig,
wenn sie durch ihren Vortrag zum Schmunzeln anregte oder gar zum Ver-
achten lächerlich ausfiel.201 Vor allem die männliche Jugend war zum Singen
in der Kirche nicht zu bewegen.202 Das große Problem der Choralscholen war
der fehlende Nachwuchs.203 Die Behauptung Don Boscos dürfte zutreffen,
daß es eine Neuheit war, wenn er helle Knabenstimmen (voci bianche) in der
Kirche erklingen ließ 204 und daß er damit ein gewisses Aufsehen erregte.
So ergibt sich ein weiterer “reformerischer” Beitrag Don Boscos, näm-
lich der kargen kirchenmusikalischen Landschaft seiner Heimat neue Kräfte
zugeführt zu haben. Es war sein ausdrückliches Ziel, die Scholae Cantorum
in den späteren Wohnorten der Jugendlichen durch neue, aktive Mitarbeiter
195 Vgl. MSM 6 (1880) 47.
196 Zum religiösen Leben am Sonntag in Piemont vgl. STELLA, Don Bosco, II (1981), 279f.
197 Vgl. FANT, La musica in Don Bosco (1984), 39. Vgl. auch STELLA, Don Bosco, II
(1981), 280.
198 Vgl. bei GREGORIUS [A. De Santi], Primi passi a una buona riforma musicale, in
MSM 2 (1887) 14.
199 Vgl. MB III 321.
200 Vgl. MSM 3 (1899) 25
201 Vgl. CERIA, Annali (1941-51), Bd. I, 695.
202 Vgl. das Pastoralschreiben des Erzbischof von Torino, D. Riccardi (1891-1897) Nr.
24 vom 18. 1. 1897.
203 Das Singen in der Kirche stand in Italien bei der Jugend nicht gerade in hohem Kurs.
Vgl. DE SANTI, Settimana Santa (1888), II, 43, Fn. 1’.
204 Vgl. dazu MSR (1878) 44. Vgl. auch Aus Rom, in: MSR (1879) 57, MSR (1877) 72,
MSR 3 (1881) 40 Fn. *) und CAGLIO, Movimento ceciliano (1984), 275.

4.2 Page 32

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296 Josip Gregur
zu beleben und zu stärken. Er selbst unterrichtete sie im Singen der Kirchen-
lieder.205 Durch die “Schule” Don Boscos sind Tausende junge Menschen ge-
gangen, die aus der täglichen Praxis das Singen gewohnt waren.
Das Oratorium Don Boscos war nicht die einzige Einrichtung, in der jun-
ge Leute (Kirchenlieder) sangen. In Turin pflegten bereits die Schulbrüder den
Kirchengesang mit ihren Zöglingen. Im Collegio degli Artigianelli, einem Ju-
gendwerk für die Lehrlinge,206 und in der Regia Opera della Providenza, einer
königlichen Erziehungsanstalt für 8 bis 16jährige Mädchen,207 wurde ebenfalls
gesanglich mit der Jugend gearbeitet. F. Faà di Bruno gründete einen Mädchen-
chor in S. Zita. Es ist wahrscheinlich, daß diese Initiativen auf die Aufforderung
der piemontesischen Bischofskonferenz zurückgehen, die am 25. Juli 1849 un-
ter anderem die Förderung des religiösen Gesanges empfohlen hatte.208
5.3 Vorliebe für die Vokalmusik
- Don Bosco und der Gregorianische Choral
Don Bosco hatte eine persönliche, emotionale Neigung zum Greg.
Choral. Lemoyne stellt fest, Don Bosco habe dem Gesang immer den Vorrang
eingeräumt.209 – Diese Präferenz ging vermutlich auf die Jugenderlebnisse
mit dem Schneider Roberto Giovanni zurück, dem «buon dilettante di canto
gregoriano e di musica vocale» in Castelnuovo, bei dem er den ersten Mu-
sikunterricht erhielt.210 Gegen einen allzu üppigen instrumental-musika-
lischen Pomp in der Idealvorstellung Don Boscos spricht auch die Tatsache,
daß er eine zu große – von Cagliero und seinem Nachfolger G. Dogliani prak-
tizierte – musikalische Aushilfe aus der Stadt ablehnte.211 Die Feste sollten
mit eigenen Kräften bestritten werden.
Der Zustand, in dem sich der Gregorianische Gesang in Italien im 19.
Jh. befand – er stand beim Klerus nicht hoch im Kurs, mancherorts wurde er
205 Für den 7. Mai 1861 berichtet D. Barberis: «Don Bosco alla sera insegnò a cantar
bene la lode: noi siam figli di Maria. La cantò esso poi la fece cantare da tutti.» Vgl. [G. BAR-
BERIS], Cronichetta anteriore, in ASC A0030104, [S. 1].
206 Vgl. P. BARICCO, L’istruzione popolare in Torino. Monografia del T. C. Pietro Baric-
co, assessore del municipio e regio ispettore per gli studi primari della provincia di Torino, To-
rino 1865, 140.
207 Vgl. ebd. 149 u. 213.
208 Vgl. CHIUSO, Chiesa in Piemonte, Bd. III, 294, zit. bei E. CATTANEO: Il culto cri-
stiano in occidente. Note storiche, Roma 1978 (Bibliotheca “Ephemerides Liturgicae” / “Sub-
sidia” 13) 569, Fn 59.
209 «Alla musica vocale dava sempre il primo posto anche negli Oratorii festivi degli ester-
ni.» MB V 347. Zu demselben Schluß kommt auch FANT, La musica in Don Bosco (1984), 49.
210 Vgl. MO 54.
211 Vgl. Sitzung des Capitolo Superiore vom 5.(?) Mai, 1885; Verbali delle Riunioni ca-
pitolari, Vol I, ASC, Roma, 59.

4.3 Page 33

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 297
sogar «allgemein verabscheut» 212 –, hätte es Don Bosco nicht nahelegen
können, ihn mit Überzeugung bei der Jugend zu pflegen. Dennoch ist bei ihm
nichts von einer ablehnenden Haltung gegenüber dem Choral zu spüren. Im
Gegenteil, die frühe salesianische Tradition bezeugt, daß er in der Praxis
gegen die Sorglosigkeit bei der Ausführung des Chorals angegangen ist. Wie-
derholt ließ er durch Don C. Cagliero beim Generalprokurator der Kongrega-
tion in Rom über die richtige Ausführungsart des Chorals nachfragen.213 1882
schickte er den 24jährigen G. B. Grosso (später bedeutender Cäcilianer 214)
zum Kongreß nach Arezzo, wohl auch hier durch den Wunsch motiviert, auf
dem neuesten Stand zu sein.215 Schließlich war sein großer Wunsch, von einer
großen jugendlichen Menge den Gregorianischen Choral singen zu hören.216
In den scuole serali des Oratoriums gehörte der Gregorianische Gesang von
Anfang an zum regelmäßigen Unterricht für alle,217 den Don Bosco anfangs
selber hielt und später öfters beaufsichtigte.218 Das war nicht gerade im Trend.
Don M. Rua spricht diesen Sachverhalt ausdrücklich an.219
Aufgrund seiner Haltung fand die Ausübung des canto fermo bei den Sa-
lesianern zu und nach der Zeit Don Boscos reiche Anwendung, vor allem
nach der Turiner Diözesansynode 1873.220 Ein weiterer Beitrag Don Boscos
zur Verbesserung der Kirchenmusik war also die Pflege des, von den Cäcilia-
nern favorisierten, Gregorianischen Gesanges in seinen Häusern.
5.4 Verlegerische Tätigkeit
Für die kirchliche Gesangspflege sind die Gesangbücher unentbehrlich.
Im 16. Jahrhundert sorgten auf italienischem Boden die Oratorianer des hl.
212 Vgl. den Brief von Erzb. V. Gregorio von Cagliari an Amelli in MSR 8 u. 9 (1885) 103.
213 Vgl. AMADEI, Rua (1931-34) II, 316.
214 Vgl. dazu GREGUR, Das Ringen (1995), 342ff.
215 Vgl. RICALDONE, Canto Gregoriano / musica (1942), 9f. Ricaldone meint, Don Bosco
sei es darum gegangen, D. Grosso mit den Benediktinern von Solesmes in Kontakt zu bringen,
um «consigli e norme opportune» zu bekommen.
216 Vgl. MB III 151.
217 Vgl. MB III 151 (bzw. MB IV, 385). Für den 4. November 1847 verzeichnet G. Borel
den Kauf eines Antiphonariums für das Oratorium. Vgl. [G. BOREL], “Memoriale dell’Oratorio
di S. Francesco di Sales”, (1844-1849), in: STELLA, Don Bosco nella storia (1980), 556.
218 Vgl. MB V 360.
219 Vgl. Lettere circolari di Don Michele Rua ai Salesiani, Turin 1910., Lettere Edifi-
canti N. 7, vom 14. Juni, 1905, 489. Vgl. auch CERIA, Annali (1941-51), Bd. I, 695.
220 Vgl. LAZZERO, Diario, 45, 46, 68, 73, 80. – 1875 mahnte der Prefetto della
Congregazione, Don Rua, als Visitator in Lanzo das Unterrichten des Gregorianischen Ge-
sanges an: «5° Non s’insegna il canto gregoriano, che pure è tanto desiderato ed inculcato dal
nostro buon padre D. Bosco.» Vgl. P. BRAIDO, Don Michele Rua primo autodidatta “visita-
tore” salesiano. Relazione di “ispezioni” nelle prime istituzioni educative fondate da don
Bosco, in: RSS 1 (1990) 116. Vgl. auch ebd. 154.

4.4 Page 34

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298 Josip Gregur
Philipp Neri für etliche Ausgaben solcher Bücher,221 und heute kennt man ca.
200 Kirchengesangbücher, die zumeist auf religöse Bruderschaften zurück-
gehen.222 Für das ganze 19. Jh. kann man in den italienischen Bibliotheken
solche Gebet- und Devotionsbücher in die Hand nehmen, die im Anhang zu-
mindest einige religiöse Volksgesänge bzw. lateinische Hymnen aufweisen.223
Der notenlose Textabdruck läßt darauf schließen, daß die Melodien bekannt
waren. Darum wird man die Behauptung einschränkend korrigieren, Don
Bosco habe erst selbst Kirchenlieder für die Bedürfnisse seiner Jugendlichen
komponieren müssen.224 Auch er hat seinem Il Giovane provveduto (1847) ei-
nen Liederanhang beigegeben, der ohne Noten abgedruckt ist. Der Grund
dafür lag nicht in erster Linie darin, daß sein “Publikum” keine Noten lesen
221 Vgl. P. DAMILANO, La lauda filippina espressione religiosa popolare del Rinasci-
mento, in: MSM 1 (1956) 13-16 (Geschichte); 3 (1956) 74-84 (Poesie); 4 (1956) 112-120
(Musik).
222 Vgl. A. DAMERINI, Lauda, in: Rizzoli/Ricordi, Enciclopedia della musica, Bd. III,
Milano 1973, S. 456.
223 Vgl. z. B. P. PRINA, Il fedele provveduto pel canto nelle varie funzioni parrocchiali;
compilazione del T.o Pietro Prina di Verzuolo aggiuntavi una breve guida per assistere con
frutto alla S. Messa, la pratica per Confessarsi, e Comunicarsi, la Divozione al SS. Sacra-
mento, e il modo di praticare la Via Crucis ec. Saluzzo 1828. – Scelta raccolta di Laudi Sacre,
Torino 1843 – Canzoncine spirituali composte da vari autori coll’aggiunta degli atti cristiani,
con le litanie della Santissima Vergine, con apparecchio e ringraziamento alla santa Confes-
sione e Comunione, con novena dello Spirito Santo. Raccolte da una persona divota, Napoli
1847; – Laude sacra per la Via Crucis in: Breve modo di praticare la Santa Via Crucis nova-
mente esposta ai divoti della passione di Gesù Cristo..., Saluzzo 1850, S. 43ff. – [T. GHILARDI,
Bischof] Musica per la nuova scelta di Sacre Lodi approvate per la diocesi di Mondovì, Mon-
dovì 21853. – Raccolta di Lodi Sacre per le feste del Signore della beata Vergine e de’ Santi e
per altre occorrenze infra l’anno atte a cantarsi dal popolo nelle Chiese o a recitarsi come
preambolo alla spiegazione della dottrina cristiana tratte da varii pii autori con appendice,
Milano 1865 (In der Einführung werden andere Ausgaben bezeugt). – La Lira Mariana ossia
raccolta di laudi alla Vergine, Perugia 2 1867. – A. P., Serto di fiori ossia raccolta di sacri can-
tici col modo di assistere alla santa messa e d’accostarsi degnamente ai sacramenti della con-
fessione e della comunione aggiuntovi il vespro e la compietà della SS. Vergine alcuni inni più
comunemente cantati nelle chiese le litanie dei santi, ecc. ecc., Torino 31874. – La Lira Catto-
lica. Raccolta di sacre lodi scelte e poste in musica per cura del Cav. Ab. Francesco Faà di
Bruno, Torino (1854), 31869, 41886. – Nuovissima scelta di Laudi Sacre approvate dal Vescovo
di Mondovì per uso della sua Diocesi e dal Sommo Pontefice Pio IX per tutto l’orbe cattolico
arricchita di particolari indulgenze, Torino (ohne Jahresangabe) 15. Ausgabe. – Lodi spirituali
ad uso delle Missioni della Congregazione dei Missionari Rurali in Genova, Torino (ohne Jah-
resangabe). – Lodi spirituali ad uso delle S. Missioni de’Chierici Scalzi della Congregazione
della SS. Croce e Passione di N. S. Gesù Cristo, Genova 1873. Alle diese Ausgaben sind im
Centro Studi Don Bosco, Università Pontificia Salesiana, Roma einzusehen. – Vgl. auch
SCHAFHÄUTL, Karl Emil von: Ein Spaziergang durch die Liturgische Musikgeschichte der Ka-
tholischen Kirche. Trost und Stärkung für alle Katholiken, die keine Cäcilianer sind, München,
1887, 91, und die Besprechung von Melodie sacre ovvero Inni Cantici e Salmi popolari della
Chiesa volgarizzati da Samuele BIAVA in: Guida dell’educatore, foglio mensile, Firenze 2
(1837) 146-151.
224 Vgl. MB III 145f.

4.5 Page 35

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 299
konnte – denn das Gebetbuch wurde an verschiedene Adressen verkauft 225
sondern vielmehr darin, daß es bereits bekanntes Liedgut war.
Auch wenn Don Boscos Bemühen auch auf diesem Gebiet keine Novität
war,226 so ist sein Beitrag dennoch bemerkenswert. Denn außer dem Anhang
zum Giovane provveduto besorgte er einige Ausgaben der gewohnten Kir-
chenlieder (bzw. ließ sie besorgen).227 Leider schreibt er im Vorwort nichts
über seine Beweggründe, sondern referiert (in späteren Ausgaben) lediglich
aus dem Dekret Pius’ IX. vom 7. April 1858, worin dieser einige Ablässe für
jene gewährt, die ehrenamtlich die Laudi sacre unterrichten oder sie selbst
singen.228 Dieses Dekret kam auf Ansuchen Don Boscos hin zustande.229
5.5 Effektvolle Organisation des musikalischen Lebens im Oratorium
Vom Ursprung her war das Projekt Don Boscos durch die oratorianische,
d. h. freie Jugendarbeit entstanden. Theoretisch hielt man weiterhin an diesem
225 Vgl. [G. BOSCO], Repertorio domestico, (1847-1850), in: STELLA, Don Bosco nella
storia (1980), 566.
226 Vgl. CAGLIO, Movimento ceciliano (1984), 293. Zu den Gesangbüchern des ausge-
henden 19. und beginnenden 20. Jhs. in Italien vgl. CAGLIO, Centenario (1980) 80f.
227 Scelta [delle] laudi sacre, [wahrscheinlich – auch bei folgenden Ausgaben – Torino]
1854; L’arpa del divoto di Maria, 1858; L’arpa della figlia cristiana, 1864; Laudi a G[esu] C[ri-
sto] M[aria] SS[santissima] e Santi, 1869; Laudi sui Novissimi etc., 1869. Vgl. Bibliografia Sa-
lesiana, im Verzeichnis der Letture Cattoliche, 1853-1886 (Anhang zum BS, Juni 1886, ohne
Seitenangabe). – Andere von Don Bosco besorgten Ausgaben waren: Scelta di laudi sacre ad uso
delle missioni e di altre opportunità della Chiesa, Torino 1874. – Scelta di laudi sacre ad onore
di Gesù Cristo, di Maria Santissima e dei Santi, S. Pier d’Arena 1882. – Arpa cattolica o rac-
colta di laudi sacre in onore di Gesù Cristo di Maria Santissima e dei santi, S. Pier d’Arena
1881. – Arpa cattolica o raccolta di laudi sacre in onore di Gesù Bambino colla novena del S.
Natale e per la Santa Infanzia, S. Pier d’Arena 1882. – Arpa cattolica o scelta di laudi sacre in
onore del S. Cuor di Gesù e del SS. Sacramento coi salmi ed inni che si cantano nella Proces-
sione del Corpus Domini, S. Pier d’Arena 1882. – Arpa cattolica o raccolta di laudi sacre in
onore di Maria Santissima, S. Pier d’Arena 1882. – Arpa cattolica o raccolta di laudi sacre sul-
la passione sulle feste principali del Signore e sui novissimi, S. Pier d’Arena 1882. – Arpa cat-
tolica o raccolta di laudi sacre in onore dei Santi e santi protet. della gioventù con gli inni per
le feste dei medesimi, S. Pier d’Arena 1882. [Alle im “Centro Studi Don Bosco”, Università
Pontificia Salesiana, Roma]. Es wurde jeweils nur die erste Ausgabe berücksichtigt.
228 Vgl. F. MOTTO, (Hrsg.), G. Bosco, Epistolario, Introduzione, testi critici e note I
(1835-1863), Roma 1991., Nr. 351 bzw. L’Armonia vom 28. 4. 1858 [OE XXXVIII 47].
229 Auch das war keine Pionierleistung. Davor hat bereits Faà di Bruno auf seine La Lira
Cattolica von 1854 Ablässe von einigen Bischöfen erhalten. Der Erzbischof von Torino, L. Fran-
soni lobte das Unternehmen Faà di Brunos ausdrücklich und gewährte jedem der sie singen oder
verbreiten würde 80 Tage Ablaß und zwar in der Überzeugung, daß diese Lieder jene, die sie sin-
gen werden, von den profanen, manchmal verwerflichen Gesängen abbringen würden. Dekret
vom 8. April, 1856. Es folgen Bischöfe von Vercelli mit 80 Tagen am 10. 4. 1856, von Genova
mit 40 Tagen am 10. 1. 1857, von Acqui mit 40 Tagen vom 26. 9. 1857, Sasari mit 80 Tagen vom
29. 8. 1858 und weitere vier. Vgl. La Lira Cattolica, Torino 31869, S. XXII-XXIV.

4.6 Page 36

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300 Josip Gregur
Ideal fest. In Wirklichkeit aber ging die Entwicklung aus gesellschaftspoliti-
schen Gründen 230 und aus dem Bestreben heraus, die Jugend gegen “welt-
liche” Gefahren abzuschirmen,231 vom offenen Oratorium hin zu den Kolle-
gien und Internaten. Dieser Prozeß wurde in den 70er Jahren im großen und
ganzen abgeschlossen, so daß man von Valdocco nunmehr als von einem
großen Internat sprechen kann, das enorme Möglichkeiten aufwies, sowohl
was die Festgestaltung im allgemeinen als auch die musikalischen Ent-
faltungsmöglichkeiten im besonderen betrifft.
Im Haus wohnten 800 Jugendliche. Dazu kamen noch die externen Be-
sucher des Festtagsoratoriums. Diese große Menge junger Menschen wurde
pädagogisch in Neigungsgruppen und in verschiedene (Freizeit)Aktivitäten
eingebunden. Eine Sektion davon war Musik, nunmehr straff organisiert.232
Der Chor des Hauses konnte an Hochfesten mit einer Zahl von bis zu 300 ju-
gendlichen Sängern aufwarten, wozu zu dieser Zeit in Italien sonst kaum eine
Institution imstande war. Die im Haus ebenfalls vorhandenen Instrumentali-
sten standen auch an den Wochenenden zur Verfügung. Das waren optimale
Voraussetzungen für die Vorbereitung von aufwendigen musikalischen Auf-
führungen, die ihrerseits großen Sog in der Stadt ausübten, so daß an Haupt-
festen auch Berufsmusiker zu den Aufführungen nach Valdocco kamen, nicht
nur als Zuhörer, sondern auch als Mitwirkende, und zwar ehrenamtlich, was
wiederum anderweitig nicht üblich war.233
Überblickt man die kirchenmusikalische Praxis im Oratorium Don
Boscos von den Anfängen bis zu den 70er Jahren, so stellt sie sich zusam-
menfassend folgendermaßen dar:
– Don Bosco beginnt mit einfachen Kirchenliedern, die er gegebenenfalls für
die eigenen Bedürfnisse adaptiert.
– Seiner Zeit entsprechend, strebt er danach, mit den Jugendlichen die reguläre
Liturgie der Kirche (z. B. Vesper) zu feiern. Die entsprechenden Elemente
(Psalmen, Antiphonen, Hymnen) werden im Gregorianischen Gesang eingeübt.
– Alle sollen sich am Gesang beteiligen, und daher wird mit allen (am
Samstag) geprobt.
230 Im Zuge der Restauration und der Reaffirmation der Erziehungsorden, erfreuten sich
Internate (in Piemont vor allem in der 2. Hälfte des 19. Jhs.) einer erneuten Beliebtheit. Vgl.
Pietro STELLA: Don Bosco nella storia della religiosità cattolica, Bd. I: Vita e opere, Roma
1979, 122.
231 Vgl. P. BRAIDO, L’esperienza pedagogica di Don Bosco, Roma 1988, 164ff.
232 In der Sitzung des Hauskapitels vom 17. 10. 1875 «Si finì di discutere il regolamento
per la musica, che venne poi approvato dal Sig. D. Bosco.» Vgl. Conferenze capitolari, 208.
233 Es sei hier auf die Tagebuchnotizen in: LAZZERO, Diario verwiesen.

4.7 Page 37

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 301
– Alsbald wird ein Chor gebildet, der die Führung im Gesang übernimmt und
sich in Mehrstimmigkeit versucht.
– In den Chor und die Musik generell wird viel investiert. Man wendet sich
künstlerisch höherstehender Musik zu und gestaltet damit Eucharistiefeiern
und Festakademien.234
– Ein geregelter, durch feste Rahmenbedingungen gestützter musikalischer
Betrieb wird entwickelt und etabliert sich.
– Der Chor von Valdocco wird in der Umgebung bekannt (man bewundert
die singenden Kinder und Jugendlichen) und bei verschiedenen Anlässen
zur Festgestaltung eingeladen.
– Neben ihrem liturgischen Dienst wird die Musik des Oratoriums als Öf-
fentlichkeitsarbeit aufgefaßt.
Ein nicht zu unterschätzender Faktor für den musikalischen Erfolg Don
Boscos und seiner Mitarbeiter war also das ausdauernde Engagement und die
funktionierende Organisation in der Pflege der (Kirchen-)Musik.235 Es sei nur
an die Scuola di musica erinnert oder an die vielen Musiker unter den Salesia-
nern,236 die Don Bosco unterstützte. Man kann sagen, daß sich das Oratorium
gerade durch seine Beharrlichkeit im Aufbau notwendiger Strukturen von an-
deren derartigen Bemühungen unterschied. Das konsequente Üben im Gesang
und die entsprechende Didaktik brachten ihre Früchte, die z. B. jenen versagt
bleiben mußten, die nur nach Gehör mit den Kindern und Jugendlichen sangen
und ihnen somit keine anspruchsvollere Musik erschließen konnten.237 Ähnli-
che Initiativen krankten an mangelnder Unterstützung durch ihre Trägerinsti-
tutionen. Selbst ein Chor wie Stefano Tempia in Turin konnte sich mit seinen
akademischen Konzerten nicht mit der Lebendigkeit des Chorwesens in Val-
docco messen.238 Don Bosco beteiligte sich in den siebziger und achtziger Jah-
234 Einen vorläufigen Höhepunkt der kirchenmusikalischen Entwicklung im Oratorium
bildeten die Festivitäten anläßlich der Weihe der Basilika “Maria Ausiliatrice” in Torino (9. -
17. Juni 1868). Vgl. die Beschreibung der Festwoche in G. Bosco, Rimembranza di una solen-
nità in onore di Maria Ausiliatrice, Torino 1868 [OE XXI, 1-174] und MB IX, 240-287. Exem-
plarisch sei hier nur die Vesper am Weihetag der Kirche erwähnt. Mit drei Chören und insge-
samt 300 Stimmen (Die Angaben der L’Unità und der MB über die Chorstärke differieren) er-
tönte die Uraufführung der Antiphon Sancta Maria, succurre miseris von G. Cagliero. Vgl.
L’Unità cattolica vom 11. Juni, 137 (1868) 554.
235 Vgl. CAVIGLIA, Don Bosco e la musica (1929).
236 G. Cagliero, P. Rota, G. Grosso, G. Urbano, Antolisei, Padrolini, V. Cimatti, A. De
Bonis, L. Musso, G. Scarzanella, G. Mori, G. Dogiani, G. Pagella, um nur die Italiener bis zum
2. Weltkrieg zu nennen. Vgl. ebd.
237 Vgl. [A. DE SANTI ?], Rezension der italienischen Ausgabe des Magister choralis
von F. X. Haberl in: CivCatt 12 (1888) ser. 13, 327, Fn 1.
238 Vgl. CAVIGLIA, Don Bosco e la musica (1929). - Der Qualitätsvergleich kann hier
nicht geleistet werden.

4.8 Page 38

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302 Josip Gregur
ren zwar längst nicht mehr selbst aktiv am musikalischen Betrieb in seinem
Haus. Das besorgten seine Mitarbeiter. Aber er trug ihn ideell mit. So erfüllte
er eine der Hauptforderungen der Cäcilianer, daß nämlich die Optimierung der
Kirchenmusik in den Seminaren bzw. bei der Jugend anfangen sollte.239
5.6 Streben nach künstlerischem Niveau
Selbst in bezug auf die einfachen Kirchenlieder wurde Don Boscos Be-
streben nach größtmöglichem Niveau der “Aufführung” registriert. Zu Don
G. Lazzero, der sich anbot, selbst die Kleriker darin zu unterrichten, sagte
Don Bosco (laut Don Barberis): «Di questo io ne son molto contento; questo
canto di lodi sacre mi sta molto a cuore e vorrei proprio che si propagasse
molto e bene.» 240
Erst recht werfen die Erfolge und das kontinuierlich gespendete Lob ein
Licht auf diesen Aspekt. Die Ambition, mit der bürgerlichen Umwelt (auch
hier) möglichst Schritt zu halten, wird einer der Beweggründe für das Streben
Don Boscos nach guter Musik gewesen sein. Sein Ehrgeiz war es, zu zeigen,
daß “seine” Jugendlichen eine solide Bildung bekamen und daß bei ihm
“Qualitätsarbeit” geleistet wurde. Vielleicht wollte er auch als einer jener In-
novatoren in der musikalischen Jugendbildung gelten, die von den piemonte-
sischen Pädagogen in den 40er Jahren des 19. Jhs. herbeigesehnt wurden.241
Neben solchen möglichen Motiven bewegte ihn aber zweifellos die Sorge um
die Kirche, die von der negativen Aura des künstlerischen Dilettantismus be-
freit werden und mit zum profanen musikalischen Betrieb in Konkurrenz
treten sollte. Nicht zuletzt ging es freilich um die Ehre Gottes, welche bei ei-
nem charismatisch gottverbundenen Menschen dieses Formats als der Ziel-
punkt allen Tuns gelten kann.
239 F. X. Witt rannte also (aus Unkenntnis) bei Don Bosco offene Türen ein, wenn er
sein Mißtrauen gegenüber der Wirksamkeit der kirchenmusikalischen Reform in Italien zum
Ausdruck brachte und dabei auf einen besseren Gesangsunterricht auch in salesianischen Häu-
sern drängte. Vgl. Fl. Bl. 3 (1885) 24, Anm.
240 Vgl. [G. BARBERIS], Cronichetta Quad. 5° vom 13. 3. 1876, S. 16, in: ASC
A0000105. - Man wird diese Aussage Don Boscos nicht gegen jene von Marseille ausspielen
können, in der er meinte, daß die Musik der Jugendlichen mit dem Herzen und nicht mit dem
Ohr gehört werden müsse. Vgl. CERIA, Annali (1941-51), Bd. I, 693.
241 Vgl. R. BOUCHERON, Dell’utilità di introdurre un’istruzione elementare di musica
nelle scuole infantili, e far concorrere quest’arte all’educazione popolare, in: Letture di Fami-
glia / giornale settimanale di educazione morale, civile e religiosa, Torino 49 (1844) 386-388,
386 u. ebd. 48 (1844) 377-379, 379.

4.9 Page 39

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 303
6. RESUMEE
Als Ergebnis dieser Untersuchung kann festgehalten werden: Don Bosco
hat ein überdurchschnittliches Interesse für die Kirchenmusikpflege in seinem
Haus gezeigt. Seine Religiosität und die daraus resultierende Affinität zur Li-
turgie ließen ihn intuitiv die reiche kirchenmusikalische Aktivität spirituell
durchdringen. Der Endzweck der künstlerisch gehobeneren Musik im Gottes-
dienst sollte die Ehre Gottes sowie die Anziehung und Auferbauung der (aus-
wärtigen) Gläubigen sein. In der Kirche tief verwurzelt, wollte Don Bosco die
Liturgie der Kirche (seiner Zeit!) feiern und förderte in seinem Umfeld nicht
zuletzt aus diesem Grund den Gregorianischen Gesang. Nachdem durch seine
pädagogische Einrichtung Hunderte von jungen Menschen gegangen waren,
die als spätere Multiplikatoren seines Geistes und der erlebten Praxis im Ora-
torium in Valdocco gelten können, wird man argumentieren können, daß Don
Bosco – zwar nicht theoretisch, und auch nicht bewußt, wohl aber durch seine
Praxis – der Kirchenmusikreform des 19. Jhs. in Italien mit einem beachtens-
werten Beitrag den Weg geebnet hat, und zwar nicht zuletzt im Sinne der
positiven Ziele des aufkommenden Movimento Ceciliano.
7. LITERATURVERZEICHNIS
7.1 Abkürzungen
CivCatt
ASC
BC
BS
FDB
Fl. Bl.
La Civiltà Cattolica. Roma 1850ff. (1871-87 Firenze).
Archivio Salesiano Centrale = Zentralarchiv der Salesianer Don
Boscos, Roma
Il Bollettino Ceciliano, Organo ufficiale dell’Associazione Italiana
di S. Cecilia, Periodico musicale mensile, Montecassino, Vercelli,
Roma, 1905ff.
Bollettino Salesiano, Monatszeitschrift der “Salesianischen Fami-
lie” (1. Jahrgang, August-Dezember, 1977 = Bibliofilo Cattolico),
Torino 1878ff.
ASC, Fondo Don Bosco. Microschedatura e descrizione, Roma
1980 [Ein Exemplar befindet sich auch in der Bibliothek der Hoch-
schulen der SDB, Benediktbeuern]
Fliegende Blätter für katholische Kirchen-Musik. Für Deutsch-
lands Volksschullehrer, sowie für Chorregenten, Organisten und
Freunde der Musik herausgegeben unter Mitwirkung mehrerer Mu-
siker von Franz Witt (der Untertitel ab Nr. 9 [1871]: Zugleich Or-
gan des allgemeinen deutschen Cäcilien-Vereins.), Regensburg
1866ff.

4.10 Page 40

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304 Josip Gregur
GMM
MB
MO
MSM
MSR
OE
RIMS
Gazzetta Musicale di Milano, Milano 1842-1902 (mit Unterbre-
chungen)
G. B. LEMOYNE/A. AMADEI/E. CERIA (Hg.): Memorie Biografiche
di San Giovanni Bosco, 19 Bände (Band 20 = Registerband), San
Benigno Canavese-Torino 1898-1948.
Giovanni BOSCO: Memorie dell’Oratorio di S. Francesco di Sales
dal 1815 al 1855, hgg. vom Istituto Storico Salesiano (Fonti - Serie
prima, 4), Roma 1991 (Introduzione, note e testo critico von A. Da
Silva Ferreira).
Musica Sacra. Rivista liturgica musicale / sotto gli auspicii dell’epi-
scopato italiano / [ab 1880:] Bollettino ufficiale della Generale As-
sociazione Italiana di S. Cecilia Milano 1877ff.
Musica Sacra. Beiträge zur Reform und Förderung der kathlischen
Kirchenmusik, Regensburg 1870ff.
Giovanni BOSCO: Opere Edite, Bde. I-XXXVII, Roma 1976-1977;
Bd. XXXVIII, Roma 1987, hgg. vom Centro Studi Don Bosco,
Roma.
Rivista Internazionale di Musica Sacra, Milano 1880ff.
7.2 Mehrmals 242 zitierte Literatur
AMADEI, Rua
(1931-34)
AMBROS,
Musikalische
Reformbeweg
ungen (1865)
AMBROS,
Skizzen und
Studien (1872)
AMELLI, Cap-
pella sistina
(1880) I, II ...
CAGLIO, Cen-
tenario (1980)
CAGLIO,
Movimento
ceciliano (1984)
Angelo AMADEI: Il servo di Dio Michele Rua. Successore del beato
D. Bosco, 3 Bände, Torino 1931-1934, hier Bd. II.
August Wilhelm AMBROS:Die musikalischen Reformbewegungen der
Neuzeit. I. Kirche und Tonkunst (Culturhistorische Bilder aus dem
Musikleben der Gegenwart), Leipzig 21865, 105-128.
August Wilhelm AMBROS: Bunte Blätter. Skizzen und Studien für
Freunde der Musik und der bildenden Kunst, Leipzig 1872.
[Guerrino AMELLI]: La Cappella sistina di Germania / ossia La Set-
timana santa nella Cattedrale di Ratisbona nel 1880, in: MSM 4
(1880) 27-30 [I]; 5 (1880) 36-40 [II]; 6 (1880) 42-47 [III]; 8 (1880)
58-62 [IV].
Caglio, Ernesto Moneta: Un centenario per la chiesa [Geschichte
der italienischen Cäcilianischen Bewegung], in: BC, Roma, 10-11
(1980) 70 - 91.
Caglio, Ernesto Moneta, Il movimento ceciliano e la musica corale
da chiesa, in: RIMS, 3 u. 4 (1984) 273-297.
242 Die einmal oder hintereinander zitierte Literatur findet man in den entsprechenden
Fußnoten.

5 Pages 41-50

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5.1 Page 41

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Don Bosco und das Movimento Ceciliano 305
CASSANO,
Cagliero
(1935) I
CAVIGLIA, Don
Bosco e la
musica (1929)
CERIA, Annali
(1941-51)
CHIUSO, Chie-
sa in Piemonte
Conferenze
Capitolari
DE SANTI,
Corriere
Nazionale
(1891)
DE SANTI, Mu-
sica del culto /
della liturgia
(1888-89), I
(bzw. II, III...)
DE SANTI,
Settimana
Santa (1888),
I bzw. II
FANT, La mu-
sica in Don
Bosco (1984)
GREGUR, Das
Ringen (1995)
GUERRINI, Sto-
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(1926)
LAZZERO,
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Giovanni CASSANO: Il cardinale Giovanni Cagliero 1838-1926, 2
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Alberto CAVIGLIA: Don Bosco e la musica, in: L’Unità Cattolica, Fi-
renze 14, Juni 1929 (das Originalmanuskript und der ausgeschnitte-
ne Artikel – ohne Seitenangabe – in ASC, A3090140).
Eugenio CERIA: Annali della Società Salesiana, 4 Bände, Torino
1941-1951 (Bd. I 1941; Bd. II 1943; Bd. III 1946; Bd. IV 1951).
Tommaso CHIUSO: La Chiesa in Piemonte dal 1787 ai giorni nostri
pel teologo Tomaso Chiuso Canonico della Metropolitana di Tori-
no, 5 Bände, Torino 1887-1904.
L’Oratorio di Valdocco nelle “Conferenze Capitolari” (1866-1877),
in: PRELLEZO, Valdocco nell’Ottocento (1992), Testi 145-218.
Angelo DE SANTI: Intorno ad un articolo di musica sacra, pubblica-
to nel Corriere Nazionale di Torino, in: Civiltà Cattolica, Serie XIII,
vol. XI, (1891) 466-475.
Angelo DE SANTI: La musica a servigio del culto, in: Civiltà Catto-
lica, Serie XIII, vol. XI, fasc. 918 (1888) 654-671 [I]; vol. XII, fasc.
920, 169-183 [II]; La musica a servigio della liturgia, vol. XII, fasc.
924, 671-688 [III]; Serie XIV, vol. I, fasc. 929, (1889) 549-565 [IV];
vol. II, fasc. 932, 166-184 [V]; vol. III, fasc. 940, 418-435 [VI].
Gregorius [=A. De Santi], La Settimana Santa nella Cattedrale di
Ratisbona, in MSM 5 (1888) 34-37(I); 6 (1888) 42-44 (II).
Antonio FANT: La musica in Don Bosco e nella tradizione salesiana
in: Manlio SODI (Hrsg), Liturgia e musica nella formazione salesiana.
Incontro europeo di docenti ed esperti di Liturgia e Musica promos-
so dal Dicastero per la Formazione salesiana, Roma 1984, 38-52.
Josef GREGUR: Das Ringen um die Kirchenmusik. Die cäcilianische
Reform in Italien und ihre Rezeption bei den Salesianern Don Bos-
cos, Dissertation, Graz 1995.
G. B. KATSCHTHALER, Storia della Musica Sacra. Terza edizione ita-
liana stereotipa con la nuova edizione rifusa e ampliata della Storia
della Riforma ceciliana in Italia a cura del Prof. Don Paolo Guerrini,
Torino 31926
Giuseppe LAZZERO (Cesare CHIALA): [Diario dell’Oratorio di S.
Francesco di Sales], in: José Manuel PRELLEZO: Valdocco nell’Otto-
cento. Tra reale e ideale (1866-1889), documenti e testimonianze
(Istituto storico salesiano - Roma; Fonti - Serie seconda, 3, Scritti
editi e inediti di salesiani, vol. III), Roma 1992. Testi 40-103;
Appendice 104-122.

5.2 Page 42

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306 Josip Gregur
MARENGO,
Personalità di
L. Murialdo
RAYNERI, Del-
la pedagogica
(1877)
RESPIGHI, De
Santi (1923)
RICALDONE,
Canto Grego-
riano / musica
(1942)
ROMITA, Jus
Musicae (1947)
STELLA, Don
Bosco nella
storia (1980)
STELLA, Don
Bosco, II
(1981)
TEBALDINI,
Musica sacra
(1904)
UNVERRICHT,
Ablehnende
Bewertung
(1989)
Urteil der
Bischöfe
(1894)
VALENTINI-
RODINÒ,
Dizionario
(1969)
WEIß,
Apologie des
Christentums
(1878-89)
Aldo MARENGO: Aspetti minori della personalità di san Leonardo
Murialdo / E suo interesse per gli aspetti socio economico politici
della vita, (Jahr und Ort fehlen).
Giovanni Antonio RAYNERI: Della pedagogica libri cinque, Torino
21877.
Carlo RESPIGHI: Il P. Angelo De Santi d.C.d.G. In memoriam. Di-
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