Botschaft des GO an Jugendliche %2709


Botschaft des GO an Jugendliche %2709



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Bildet eine umfassende Bewegung
zum Heil der Jugendlichen!
Botschaft des Generalobern
Don Pascual Chávez Villanueva SDB
an die Jugendlichen im Jubiläumsjahr 2009
Liebe Jugendliche!
Im vergangenen Sommer habe ich am Weltjugendtag in Australien teilgenommen. Es
war schön, trotz der Entfernungen und Kosten so viele Jugendliche aus allen Teilen
der Welt zu sehen. Sie gehörten zu diözesanen Gruppen oder zu Gruppen, die von
geistlichen Gemeinschaften oder Bewegungen betreut wurden.
Meine Gedanken gingen spontan zu dem großen Abenteuer, das mit Jesus von
Nazareth seinen Anfang genommen hatte. Von den Küsten des Ozeans wanderten
die Gedanken an die Ufer eines Sees in einem kleinen und unbekannten Land. Diese
Ufer umschlossen die kleine Welt einer Gruppe von Fischern, die nur die Wasser des
Sees mit seinen unvorhersehbaren Stürmen und sein langes und geheimnisvolles
Schweigen kannten. Und gerade an den Ufern dieses Sees trafen sie auf Jesus.
Von diesem Menschen waren sie begeistert. Sie folgten ihm, sie hörten ihm zu, und
oft verstanden sie ihn nicht. Sie sollten bis zuletzt an ihm zweifeln und ihn verraten.
Am Ende aber erkennen sie sich alle in dem leidenschaftlichen Bekenntnis des Petrus
wieder: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du allein hast Worte des ewigen Lebens!“
(Joh 6,69). Sie hatten sich von seiner grenzenlosen und uneigennützigen Liebe
ergreifen lassen. Einer Liebe, die größer und wahrer war als jede ihrer Schwächen
und als jeder Verrat. So ist dieses Samenkorn aufgekeimt und zu einem großen Volk
geworden, das das Angesicht der Erde erfüllt: die Kirche.
Ich hatte die Freude, auch die Jugendlichen der Salesianischen Jugendbewegung zu
treffen. Vor diesen Tausenden von begeisterten Jugendlichen kam mir die
Erinnerung an die kleine Gruppe von Jugendlichen in den Sinn, die sich an jenem
kalten Abend des 18. Dezember 1859 im Zimmer Don Boscos einfanden, um die
wichtigste Entscheidung ihres Lebens zu treffen: bei Don Bosco zu bleiben und sich
ganz dem Herrn zu schenken. So wurde auf schlichte und bescheidene Weise vor 150
Jahren ein Samenkorn gesät. Ich sehe den jungen Johannes Cagliero, der eine Woche
vor dieser Entscheidung im Hof auf- und abging, unsicher, verwirrt, in Gedanken an
eine Sache und dann wieder an eine andere – bis ihm der Satz über die Lippen kam:
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„Ordensbruder oder nicht Ordensbruder, ich bleibe bei Don Bosco!“ Er blieb bei Don
Bosco und trug jenes kleine Samenkorn bis an die äußersten Grenzen Patagoniens.
Eine Geschichte begann, die viel größer war als er, viel größer als jene armen, aber
großherzigen Jugendlichen. Aus diesem kleinen Samenkorn gingen die Salesianer,
die Don-Bosco-Schwestern und die Salesianischen Mitarbeiter hervor. Eine
Geschichte, die bis zu uns gelangt ist, weil dieses Samenkorn zu einem großen Baum
geworden ist: zur Don-Bosco-Familie.
Ja, es ist wahr: Es waren arme Jugendliche, die in ihrer menschlichen und kulturellen
Erfahrung beschränkt waren. Aber in Don Bosco waren sie Jesus Christus begegnet,
der ihnen eine menschlich gesehen unmögliche Sendung, ein irrsinniges Abenteuer
hinterlassen hat: „Ihr werdet meine Zeugen sein bis an die Grenzen der Erde“ (Apg
1,8). Auch Euch, Ihr Jugendlichen dieses dritten Jahrtausends, vertraut Jesus die
Sendung an, die er vor zweitausend Jahren seinen Jüngern übertragen hatte: „Ich
sende Dich, um mein Evangelium bis an die Grenzen der Erde zu verkünden. Geh
mit jener Liebe und jener apostolischen und erzieherischen Leidenschaft, die Don
Bosco dazu angespornt hat, die Jugendlichen, die Armen, die noch nicht
evangelisierten Völker immer zu bevorzugen.“
Habt keine Angst! Der auferstandene Jesus wird Euch ganz sicher die Kraft, die
Dynamik und die Freude geben, die vom Heiligen Geist kommen. Mit der Kraft des
Geistes erfüllt die Kirche ihre Sendung und setzt sie heute Jesus gegenwärtig.
Derselbe Geist, der Don Bosco erweckt und geformt hat, hat jenes Samenkorn zu
einem schönen und großen Baum gemacht. Um diese Sendung fortzusetzen, richte
ich an Euch, liebe Jugendliche, die dringende Einladung, mit Eurem Enthusiasmus
und Eurer jugendlichen Dynamik aus der Don-Bosco-Familie eine weltweite
Bewegung für das Heil der Jugendlichen zu machen.
Ihr seid nicht nur die Adressaten der salesianischen Sendung, sondern mit der
Frische Eurer Jugendlichkeit seid Ihr das pulsierende Herz dieser großen Bewegung.
Nun werdet Ihr fragen: „Aber was sollen wir tun? Wie können wir auf die Sendung
antworten, die Jesus uns anvertraut? Wie können wir konkret vorgehen, um unsere
Kameradinnen und Kameraden zu evangelisieren und zu erziehen?“
Ich bin davon überzeugt: Wenn Ihr Freiräume findet für das Gebet und Euch in die
Haltung eines achtsamen Hörens auf den Heiligen Geist versetzt, wird Euch immer
klarer werden, wie Ihr konkret in dieser so wichtigen Aufgabe, nämlich Eurer
eigenen Evangelisierung und Erziehung und der Eurer Freundinnen und Freunde,
vorgehen sollt.
Ich möchte Euch nun in aller Schlichtheit einige Hinweise geben und sie Eurer
Reflexion und Eurem großzügigen Herzen anvertrauen.
Vor allem lade ich Euch ein, eine Grundhaltung zu fördern: den Willen, zusammen auf
ein gemeinsames Ziel hin voranzugehen, und zwar mit einem starken
Gemeinschaftsgeist, mit dem überzeugten Willen zur Synergie und mit der reifen
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Fähigkeit zur gemeinsamen Planung. Wir haben das große Geschenk der
salesianischen Jugendspiritualität erhalten, die die Quelle unserer Gemeinschaft und
die Kraft unserer Sendung ist und die wir immer mehr vertiefen und miteinander
teilen sollen.
Unsere gemeinsame Sendung und unser gemeinsames Ziel ist die Welt der
Jugendlichen. Dafür müssen wir, liebe Freunde, in der Lebenswirklichkeit der
Jugendlichen zu Hause sein. Jesus sendet Euch zusammen mit der ganzen
Salesianischen Bewegung in die heutige Welt der Jugendlichen mit ihren Schatten
und ihrem Licht, mit ihren Ängsten und Hoffnungen; mit dem Elan ihrer Freude,
aber auch mit ihren Leiden; mit ihrem übersprudelnden Leben, aber auch mit ihren
Wüsten, wo nur das Bitterkraut der Einsamkeit wächst. Ich denke an die
Lebenswelten der Schule, der Universität oder der Arbeit. Ich denke an die Orte der
Freizeit und des Vergnügens. Und ich denke besonders an die verzweifelten Bereiche
der Jugendnot. Es geht darum, auf all diesen Feldern aktiv präsent zu sein, um eine
größere Lebensqualität, eine intensivere und tiefere Kommunikation und einen
lebendigeren zwischenmenschlichen Austausch zu fördern und um so viel
Individualismus und Einsamkeit zu überwinden, in denen zahlreiche Jugendliche
leben. Wir müssen ihnen die positiven Werte bezeugen, die dem Leben Sinn und
Geschmack geben. Und vor allem müssen wir unter den Jugendlichen die Person
Jesu Christi, der Quelle voller Menschlichkeit, wahren Lebens und tiefer Freude,
präsent werden lassen.
Hier eine weitere Anregung: die Stimme der Jugendlichen präsent machen, insbesondere
jener zahlreichen Jugendlichen, die keine eigene Stimme haben und die keiner hört.
Es geht darum, ihre Bedürfnisse und ihre Erwartungen bekannt zu machen, ihre
Rechte zu verteidigen und sie in ihren Forderungen zu begleiten. Besonders gilt es,
ihre Stimme unter Euren Kameradinnen und Kameraden, die bestimmte Situationen
der Ausgrenzung und der Not oftmals gar nicht kennen, hörbar zu machen. Und sie
muss den Gruppen der Don-Bosco-Familie bekannt gemacht werden. Wie
Dominikus Savio, der Don Bosco zu dem völlig hilflosen Pestkranken führte, so
müsst auch Ihr die Don-Bosco-Familie an die Hand nehmen, damit sie sich um die
Kranken unserer Zeit kümmert. Wenn Ihr nicht in diese Wirklichkeit Eurer
Altersgenossen hineingeht, wird an Eurer Stelle vielleicht niemand dorthin gehen.
Aber auch gemeinsam, als Bewegung, müsst Ihr die Stimme der Jugendlichen
gegenüber der Gesellschaft und selbst gegenüber der Kirche sein. Fördert mit
Kreativität Initiativen, die die Kenntnis ihrer Probleme, ihrer Notsituationen, ihrer
Erwartungen und Hoffnungen verbessern. Ihr müsst auch die vielen guten
Nachrichten über das verbreiten, was in der Welt der Jugendlichen bereits geschieht:
so viele positive Initiativen, die häufig in den Kommunikationsmitteln keine
Beachtung finden. Ihr müsst auf diese Weise eine positive Sicht der Welt der
Jugendlichen unter den Erwachsenen begünstigen und sie mit Eurem Enthusiasmus
und Eurer Dynamik anstecken.
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Wir sind gerufen, gemeinsam in das Herz des Lebens hineinzugehen und die
Herausforderungen der kulturellen und sozialen Komplexität anzunehmen. Die
Familie, die Schule, die Medien, die Kultur, die Politik – sie alle fordern neue Formen
der Solidarität. Die Antwort erweist sich im bürgerschaftlichen Engagement für das
Gemeinwohl. Dies bedeutet für die Don-Bosco-Familie, ein gemeinsames
Engagement im Hinblick auf die großen Herausforderungen des Lebensschutzes, der
verschiedenen Formen der Armut, der Evangelisierung, des Friedens und der
Menschenrechte zu fördern. Für Euch, liebe Jugendliche, ist das zivile, soziale und
missionarische Volontariat eine mögliche Berufung von Bedeutung und großem
Engagement, die Ihr als Bewegung fördern sollt.
Ein anderes Feld, das Ihr gemeinsam als Bewegung angehen sollt, ist das
missionarische Engagement. In den letzten Jahren waren bei den
Missionsaussendungen immer auch einige Jugendliche dabei, die ein paar Jahre ihres
Lebens für die Verbreitung des Evangeliums opfern. Aber auch in Euren
Heimatländern könnt Ihr Netzwerke der Zusammenarbeit und der Hilfe bilden, die
das missionarische Engagement der Don-Bosco-Familie und der Kirche unterstützen.
Seid bereit und verfügbar für anspruchsvolle und großherzige Entscheidungen für
Dienste bis hin zur Annahme des Geschenkes Gottes, der einige zur besonderen
Gotthingabe (in einem geistlichen Beruf) ruft.
Stärkt Eure Salesianische Jugendbewegung und fördert die Begegnung und das
Kennenlernen unter den verschiedenen Gruppen in demselben salesianischen Werk
und in demselben Umfeld. Fördert die Gemeinsamkeit der Initiativen und Hilfen, die
Zusammenarbeit in gemeinsamen Projekten zum Dienst an den großen Anliegen des
Lebens und der Solidarität. Öffnet die Salesianische Jugendbewegung für andere
Bewegungen der Ortskirche. Arbeitet mit den Einrichtungen und Organisationen der
Gesellschaft zusammen, besonders mit denen, die unter den Jugendlichen und auf
dem Gebiet der Jugendnöte tätig sind.
Macht die salesianische Präsenz in Gesellschaft und Kirche als Bewegung sichtbar
und beteiligt Euch an gemeinsamen Projekten. Stellt Eure Ressourcen und
Möglichkeiten zur Verfügung, um Initiativen zu Gunsten der Jugendlichen zu
unterstützen und so vielfältige, bewegliche, übereinstimmende und erneuerbare
Formen der Zusammenarbeit zu fördern.
Und noch ein Hinweis, den ich für wichtig halte: Die Salesianische Bewegung ist aus
dem apostolischen Herzen Don Boscos hervorgegangen, das entflammt war von der
Liebe für das Heil der Jugendlichen. So werden auch wir eine Salesianische
Bewegung bilden, wenn wir mit unserem in Christus verankerten Herzen in der
Wirklichkeit der Jugendlichen präsent sind. Wir sind berufen, unser armes und darum
auch sündhaftes Herz dem Herzen Jesu nachzubilden, in dem sich Gott der Welt als
Derjenige offenbart, der das Leben gibt, damit der Mensch glücklich sei und das
Leben in Fülle habe (vgl. Joh 10,10). Es bedarf eines immer stärkeren Glaubens, der
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sich nährt vom Wort Gottes und von der Eucharistie, der sich oft in den Ozean der
Barmherzigkeit Gottes versenkt und der immer deutlicher entdeckt, wie schön und
wichtig es ist, sich von einem geistlichen Begleiter helfen zu lassen.
Wenn wir den Weg der spirituellen Vertiefung und der pastoralen Bildung verfolgen,
können wir unsere gemeinsame Sendung erfüllen, die in der christlichen Erziehung
und der Orientierung des Jugendlichen auf seinem Lebensweg besteht.
In seinem Aufruf an die Jugendlichen beim vergangenen Weltjugendtag in Sidney
sagte der Papst: „Liebe junge Freunde, erlaubt mir, Euch jetzt eine Frage zu stellen.
Was werdet Ihr der nächsten Generation hinterlassen? Baut Ihr Euer Leben auf festen
Fundamenten und errichtet Ihr etwas, das Bestand haben wird? Lebt Ihr Euer Leben
auf eine Weise, die inmitten einer Welt, die Gott vergessen will oder ihn im Namen
einer falsch verstandenen Freiheit sogar ablehnt, Raum schafft für den Geist? Wie
setzt Ihr die Gaben ein, die ihr empfangen habt, die ‚Kraft’, die der Heilige Geist auch
jetzt in Euch freisetzen möchte? Welches Erbe werdet Ihr jenen jungen Menschen
hinterlassen, die nach Euch kommen? Welchen Unterschied werdet Ihr machen?“
(Ansprache bei der Eucharistiefeier am 20. Juli 2008 anlässlich des XXIII.
Weltjugendtages im Hippodrom von Randwick).
Machen wir uns hoffnungsvoll auf den Weg. „Ihr werdet die Kraft des Heiligen
Geistes empfangen, der auf euch herabkommen wird. Und ihr werdet meine Zeugen
sein bis an die äußersten Grenzen der Erde“ (Apg 1,8). Liebe Jugendliche, diese
Worte Jesu gelten für jeden von Euch. Vergesst das nie! Der auferstandene Jesus
öffnet für jeden von Euch diese großen Horizonte. Er verweist auch Euch auf die
Grenzen der Erde. Grenzen, die hier und heute beginnen – in Euren Ländern, in
Euren Städten, wo auch immer die Vorsehung Euch hingestellt hat. Bilden wir einen
Teil der großen Familie, die aus dem Herzen Don Boscos geboren ist und die
gewachsen ist durch das Geschenk Maria Mazzarellos und aller Heiligen, die sie
belebt haben, insbesondere der jungen Heiligen: Dominikus Savio, Laura Vicuña,
Zephyrin Namuncurá, die fünf jungen Märtyrer aus dem Oratorium von Poznan und
so viele andere. Der Herr beruft uns heute, dieses großartige Abenteuer für das Wohl
und das Heil der Jugendlichen fortzusetzen.
Maria, die die Mutter und Lehrmeisterin Don Boscos war, kann uns nicht allein
lassen auf diesem Weg. Sie ist auch für uns Mutter und Lehrmeisterin, die uns für
Christus und die Jugendlichen öffnet, damit wir zum Dienst an den ärmsten
Jugendlichen eine Bewegung des Heils und eines erfüllten Lebens bilden können.
Am Fest des heiligen Johannes Bosco
Don Pascual Chávez Villanueva
Turin, am 31. Januar 2009
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