Wie damals an die Jünger richtet Jesus an euch die Grundsatzfrage: „Was sucht
ihr?“, oder genauer „Wen sucht ihr?“ Diese Frage rührt an die tiefsten Grundlagen
unseres Seins, man kann ihr weder ausweichen noch ihr gegenüber gleichgültig
bleiben. Und dann berührt uns das Geheimnis der Gnade und lässt uns stammeln:
„Meister, wo wohnst du?“. Jesus antwortet darauf: „Kommt und seht!“. Damals
kamen die Jünger mit, sahen, wo Er wohnte, und blieben an jenem Tag bei Ihm. Es
war eine Begegnung, sie wurde zu persönlicher Freundschaft, die das Herz erfüllte
und das Leben veränderte, und das gilt auch heute noch so wie damals. Jeder, der
Ihm begegnet und Ihm folgt, wird zutiefst geprägt von der Tiefe und der Fülle Seines
Lebens. Jesu Leben war und bleibt für immer das Modell für eine Berufung, die mit
absoluter Treue Gott und den Menschen gegenüber gelebt wird.
Liebe junge Freunde, wenn ihr euch fragt, was ihr tun sollt oder müsst, um eurem
Leben wirklich Sinn zu geben, dann schaut auf Den, der uns so sehr geliebt hat,
dass Er sein Leben total für uns hingegeben hat. Er ist wirklich das Vorbild für jedes
Lebensprojekt, die beste Antwort auf jede Berufung, weil Er ein Mensch ist, der
ausschließlich um einen einzigen Mittelpunkt kreist. In Ihm ist alles, Seine ganze
körperliche und seelische Kraft, all Sein Fühlen, Denken, Lieben und Wollen auf
einen Kern ausgerichtet, der alles, was Er ist und hat, anzieht und in Einklang
bringt. Er ist kein Mensch, der wie ein Schmetterling von Blüte zu Blüte flattert und
doch nichts von bleibendem Wert findet; vielmehr ist Er ein „Mann wie ein Fels“, auf
festem Grund verankert, und das ist für Ihn der Wille Seines Vaters. Gottes Wille
gibt einer jeden Seiner Gesten und Worte Orientierung und erfüllt all Sein Tun und
Beten. Sein gesamtes Menschsein kreist darum, und ebenso Sein großer Traum, ein
weltumfassendes Projekt, nämlich seine Berufung.
In einem Seiner Gleichnisse erzählt Er von dem Mann, der beim Pflügen eines
Ackers einen Schatz findet: Damit er den Schatz bekommen kann, verkauft er all
sein Hab und Gut und kauft den Acker (Mt 13,44). Das Gleichnis beschreibt gut, wie
es Jesus auch persönlich mit Seinem Traum geht, an den Er Sein Herz verloren hat,
sagt Er doch selbst: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Mt 6,21).
Jesus arbeitet voll Leidenschaft und Hingabe an der Verwirklichung Seines
Herzenstraums: Er predigt die Verwirklichung des Reichs Seines Vaters, der möchte,
dass alle Menschen gerettet werden und zur Fülle des Lebens gelangen. Beliebigkeit
oder Trägheit sind nicht seine Sache, Er lebt ein unbändiges, intensives Leben voller
Schwung und Kraft. Seine Worte lassen da keinen Zweifel aufkommen: „Ich bin
gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen. Wie froh wäre ich, es würde schon
brennen!“ (Lk 12,49). Das Bild vom Feuer ist hier sehr aussagekräftig, es spricht für
den brennenden Eifer, mit dem Er sich Seiner Sendung, Seiner Berufung hingibt.
Dieses Feuer – das ist der Heilige Geist, der uns neu macht, und zwar vor allem im
Gebet. Die Frucht des Heiligen Geistes ist die Liebe, die sich dann auswirkt im
Frieden in uns, in der Freude in unserer Umgebung und in der Kraft, die unser
Leben erfüllt. Wenn wir vom Hl. Geist erneuert sind, werden wir wirklich
menschliche Menschen: geduldig, treu und engagiert.
Dieses Feuer, meine Lieben, soll heute auch in euren Herzen brennen. Begnügt euch
nicht damit, euer Leben als bloßen biologischen Kreislauf von Geburt, Wachstum,
Vermehrung und Sterben zu leben. Lebt euer Leben kraftvoll, voller Schwung und
Leidenschaft für Gott und den Nächsten. Seid nicht zufrieden mit einem Leben als
Konsumenten oder Zuschauer. Seid Vorreiter in Gesellschaft und Kirche; Jesus sagt
zu euch: „Ihr seid das Salz der Erde und das Licht der Welt!“ (vgl. Mt 5,13f).
Die Entscheidung für die radikale Nachfolge Jesu bedeutet, alles auf die Liebe zu
Gott und den Einsatz für die Menschen, besonders für die ganz armen und
verlassenen zu setzen.
Ja, meine Freunde, Gott braucht euch, um die Welt „neu zu machen“. Jeder Mensch,
gleich ob Mann oder Frau, hat einen Traum, für den er lebt und über den er spricht.
3