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Jahr VI / n. 104-106 • September-Oktober 2002
MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT:
EIN ARBEITSFELD, DAS ACHTUNG VERDIENT
Die Bildung ist das Herz der Entwicklung
Die salesianischen Missionsprokuren
Die Arbeit der Missionsprokuren
Die neun Mitglieder der Internationalen Gruppe
Klein, aber in der Lage, Solidarität zu schaffen
Entwicklingsprojekte
Ökonomie und missionarische Animation
Denen dienen, die es am dringendsten brauchen
– eine charismatische Pflicht

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ANSMAG
ANS
Agenzia internazionale
salesiana di informazione
Periodico quindicinale
Registro: Tribunale di Roma
N.517/97 (19/09/97)
Via della Pisana, 1111
00163 Roma, Italia
Tel.: +39.06.656.12.579
Fax: +39.06.656.12.709
ans@sdb.org
Direttore Responsabile
Antonio Martinelli
Capo redattore
Renato Butera
Redattori
Peter Gonsalves
Giancarlo Manieri
Traduttori
Tadeo Martín
(spagnolo)
Lambert Petit
(francese)
Hilário Passero
(portoghese)
Bernard Grogan
(inglese)
Hanno collaborato
Ferdinando Colombo
Christian Bigault
Gianni Mazzali
Pierluigi Zuffetti
Francis Alencherry
Spedizione a cura di
Alessandro Parrozzani
Stampa grafica
Tipolito
Istituto Salesiano Pio XI
Via Umbertide, 11
00181 Roma, Italia
Edizione on-line
Sito ufficiale SDB
www.sdb.org
MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
EDITORIAL
Missionsprokuren und Solidarität:
ein Arbeitsfeld, das Achtung verdient
Nun liegt wieder eine Ausgabe vor,
die sich mit nur einem Thema beschäf-
tigt, aber aus einem ganz besonderen
Grund: die Beteiligung am jährlichen Tag
der Salesianischen Missionen mit Ar-
beitshilfen und Informationsmaterial, zu-
sammengestellt, um den Salesianerge-
meinschaften und der Salesianischen
Familie bei der missionarischen Anima-
tion zu helfen. So entstand diese Ge-
meinschaftsarbeit mit dem Dikasterium
für die Missionen. Wir wollen damit der
salesianischen Sendung einen nützli-
chen Dienst leisten.
Als Agentur haben wir uns vor allem
auf die Schilderung der salesianischen
Missionsprokuren und ihrer Arbeit kon-
zentriert, die sie leisten, um das Werk
solidarischer Unterstützung für die Mis-
sionare und für die ganz bedürftigen
Menschen zu ermöglichen. Hauptziele
dieser komplexen Organisationen sind
die Evangelisierung und die Förderung
der sozialen und menschlichen Entwick-
lung. Sie erfüllen eine harte und schwie-
rige Aufgabe mit Hilfe vieler Männer und
Frauen, Salesianer und Laien, die ihre
Zeit einsetzen und teilnehmen an der
Mission ad gentes zur Verbreitung des
Evangeliums; ebenso kämpfen sie mit
gegen Armut und Ungerechtigkeit, ver-
ursacht durch eine Welt, die sich immer
mehr ausrichtet an der Entfaltung ihrer
eigenen Interessen, und sehr eigennüt-
zig diese neue, unverkennbar und fast
ausschließlich ökonomische Strategie
der Globalisierung erfunden hat. Das
Engagement der vielen Menschen, die
in Prokuren, NGO, Projekt- und Ent-
wicklungsbüros usw. arbeiten – sei es im
Ordensgehorsam oder aus großzügiger
und freier eigener Entscheidung – setzt
sich um in den Willen, die Globalisierung
der Gerechtigkeit und der Gleichberech-
tigung voranzutragen. Die Prokuren und
NGO mit ihren Entwicklungs- und Pro-
jektbüros sind wie ein Sternbild der So-
lidarität in der Galaxis der salesiani-
schen sozialen Sendung.
Eine der Säulen der vorliegenden
Ausgabe von ANSMag ist Don Christian
Bigault, ein profunder Kenner der Pro-
kuren und der salesianischen Hilfsorga-
nisationen für die Missionen, der viele
Jahre lang im Dikasterium für die Mis-
sionen arbeitete und gerade in diesem
Bereich als Animator tätig war. Ziemlich
alle Beschreibungen und Analysen in
dieser Aufgabe stammen von ihm, er
hatte sie vorbereitet für eine Tagung
von Verantwortlichen der Prokuren und
NGO, die kürzlich stattgefunden hat, und
gab sie dann an uns weiter. Während er
diese Unterlagen ausarbeitete, wurden
wir neugierig und wollten etwas mehr
wissen über diese salesianischen Struk-
turen, die nicht immer und überall ge-
nauer bekannt sind, und von denen
manche nur ungenaue und unvollständi-
ge Kenntnisse haben, etwa die Vorstel-
lung, sie seien „Geldbeschaffungsfabri-
ken”, völlig selbständig, und man könne
sich an sie wenden, wenn man Geld für
Projekte oder Werke in Missionsländern
braucht. Genau so ist das natürlich nicht,
und unsere Dokumentation möchte eine
korrekte Sichtweise ihrer Situation ver-
mitteln.
(Fortsetzung S.19)
HAUPTNACHRICHT
2 Leitartikel: Missionsprokuren und Solidarität: ein Arbeitsfeld, das Achtung verdient.
3 Mir liegt am Herzen: Ein Netzwerk solidarischer Liebe, das immer enger und konkreter wird.
4 Focus/Brennpunkt 1: Die Bildung ist das Herz der Entwicklung.
5 Focus/Interview: Ein Netzwerk solidarischer Großzügigkeit.
7 Focus/Brennpunkt 2: Die salesianischen Missionsprokuren: Geschichtliche Entwicklung und
Philosophie der Unterstützung für die Missionen.
9 Focus/Brennpunkt 3: Die Arbeit der Missionsprokuren.
12 Focus/Brennpunkt 4: Die neun Mitglieder der Internationalen Gruppe.
14 Focus/Brennpunkt 5: Klein, aber in der Lage, Soliodarität zu schaffen.
15 Focus/Brennpunkt 6: Entwicklungsprojekte: wie und wozu.
16 Focus/Brennpunkt 7: Ökonomie und missionarische Animation: welche Beziehung besteht da?
17 Focus/Brennpunkt 8: Denen dienen, die es am dringendsten brauchen – eine charismatische
Pflicht.
19 Focus/Erfahrung: Typologie praktischer Maßnahmen einer salesianischen Missionsprokur.
Das Beispiel Turin.
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SEPT.-OKT. 2002
MIR LIEGT AM HERZEN
Ein Netzwerk solidarischer Liebe,
das immer enger und konkreter wird
Don Pascual Chávez, Generaloberer der Salesianer Don Boscos
D ie Tagung der Leiter der salesianischen
Missionsprokuren vor nicht allzu langer Zeit
gab mir Gelegenheit, mich mit einer Gruß-
häufig weiterreift zur geistlichen Tugend der echten
Nächstenliebe. Ein sehr tiefes Wort des hl. Thomas
sagt: „amor diffusivum sui”, die Liebe sorgt selbst
botschaft an sie zu wenden. Darin habe ich ihnen dafür, dass sie weiter und breiter wird.
gedankt für all das Gute, das sie für die bedürftigen
Ich möchte alle einladen, einen Schritt nach vorn
jungen Menschen und die armen Familien in aller zu machen. Vieles haben wir schon getan, aber wir
Welt tun, für das Werk der Evangelisierung und können noch mehr tun. Ich meine das nicht so sehr
menschlichen Förderung auf die Art und Weise in dem Sinn, dass wir noch mehr Geld beschaffen
unseres Don Bosco.
– was ja an sich nicht schlecht ist, wenn es für die
Ihre Arbeit ist für uns unerlässlich, denn wir ganz Armen eingesetzt wird –, sondern indem wir
müssen alles in unseren Kräften Stehende tun, um noch mehr alle Kräfte der Verantwortlichen in den
die Arbeit unserer Missionare so gut wie möglich zu Prokuren, den NGO und anderen missionarischen
begleiten und zu unterstützen. Und meine Dankbar- Institutionen bündeln, um ein ganzes Netzwerk von
keit gilt ihnen auch für den großzügigen Beitrag, den Missionsprokuren möglich zu machen, aber auch
sie alle halbe Jahre dem Generaloberen für die Ent- um Verbindungen zu knüpfen und zu halten mit den
wicklung und Unterstützung der salesianischen Mis- Missionaren, der Salesianischen Familie, den Wohl-
sion übergeben. Diese Mitbrüder machen mit ihrer tätern, der gesamten bürgerlichen Gesellschaft. So
Arbeit die Verwirklichung von Don Boscos „Traum” können wir ein immer weiteres Netz der Solidarität
möglich, der in den Träumen unserer Missionare weben zwischen dem, der in Not lebt, und dem, der
seine Fortsetzung findet.
großherzig auf diese Not antwortet. Heute gilt mehr
Es ist vielleicht angebracht darauf hinzuweisen, denn je, was Don Bosco mit seinem gesunden Men-
dass auch ihre Arbeit salesianische Sendung ist, schenverstand und seiner Erzieherweisheit sagte:
nicht nur wegen der finanziellen Hilfe, die sie ver- „Allein können wir nur wenig tun, aber gemeinsam
mitteln, sondern weil ihr Engagement im Rahmen sind wir stark”, oder wie die alten Römer sagten:
eines Planes läuft, nach dem die Kongregation zu „funiculus triplex difficile rumpitur” – ein dreifacher
Gunsten der ganz Armen in Osteuropa, Amerika, Faden ist fast unzerreißbar.
Asien und Afrika arbeitet, und weil heute Evangeli-
Es geht nicht darum, irgendwelche Superstruk-
sierung und menschliche Förderung nicht vonein- turen zu schaffen, sondern vielmehr um einen Wan-
ander zu trennen sind. Die Erziehung, vor allem der del in der Mentalität, der uns veranlassen soll, im-
bedürftigsten Kinder und Jugendlichen, ist die we- mer im Geist der Gemeinschaft und in solidarischer
sentlichste, die wichtigste und notwendigste Hilfe- Haltung zu denken. Das ist ein Thema, auf das ich
stellung, die wir ihnen, und durch sie ihren Ländern die Aufmerksamkeit der gesamten Kongregation und
anbieten können.
Wenn man durch die Pro-
vinzen in allen Kontinenten
reist, kann man feststellen,
was es bedeutet, auf die Zu-
Ihre Arbeit ist auch salesianische Sendung,
nicht nur wegen der finanziellen Hilfe, die sie vermitteln,
sammenarbeit mit diesen In-
stitutionen rechnen zu kön-
nen; ohne sie wäre nur wenig
sondern weil ihr Engagement im Rahmen eines gesamtplanes
der Kongregation für die ganz Armen läuft.
zu machen, und viele Träume
blieben bloße Schäume.
Aber es gibt noch zwei andere Gründe, aus denen der Salesianischen Familie lenken möchte, aber
die Prokuren wichtig und salesianisch sind. Don Bos- besonders der Salesianer und ihrer Mitarbeiter, die
co – wie seine Reisen nach Genua, nach Frankreich in der Welt der Solidarität arbeiten. Sie alle sollen
und Spanien zeigen, war er wirklich ein außeror- entschieden und energisch dieses Fließen solidari-
dentlicher „Fundraiser” – war davon überzeugt, dass scher Nächstenliebe konkret umsetzen, dessen Ziel
man denen etwas Gutes tut, denen man hilft, wohl- das Wohl des Menschen und die Anerkennung seiner
tätig zu sein, denn sie sind ja einzig und allein Ver- Würde als von Gott geschaffener und vom Sohn
walter der Güter Gottes. Außerdem ist es eine Tat- erlöster Mensch ist.
sache, dass er, weil er ja den Wohltätern antworten
Ich schließe, indem ich auf alle, auf die Prokuren,
und ihnen danken musste, ein Netzwerk an Verbin- auf die Organisationen zur Unterstützung der Mis-
dungen knüpfte, das sie geistlich sehr reich machte. sionen, auf ihre Mitarbeiter und auf die großherzigen
Und man sollte nicht vergessen, dass die Philanthro- Wohltäter mit ihren Familien die Gnaden unseres
pie – die Menschenliebe – eine Tugend ist, die zu den Herrn auf die Fürsprache seiner Mutter Maria, der
wertvollsten gehört, weil sie deutlich macht, was es Helferin der Christen herabrufe.
an Gutem im Herzen des Menschen gibt, und weil sie
Ich grüße euch herzlich in Don Bosco.
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FOCUS/Brennpunkt 1
Die Bildung ist das Herz der Entwicklung
Die Projekte der salesianischen NGO im Dienst des Wachsens und Reifens junger Menschen
von Don Ferdinando Colombo
D ie menschliche Bildung ist gleichzeitig ein
Prozess und ein Ziel, sie führt zur umfas-
senden Entwicklung des Menschen, durch
Entwicklung ein Prozess, der auf Förderung der
Menschenwürde abzielt, auf Wahrung des unverletz-
lichen Rechts auf Leben, auf Förderung der Freiheit,
den Menschen und für ihn selbst.
den Namen des Herrn anzurufen, auf soziales Enga-
Nach unserer Ansicht steht die Bildung im Her- gement, auf Erhaltung der Solidarität, insgesamt al-
zen der Entwicklung, weil wir unter Bildung einen so darauf, den Menschen in die Mitte des ökono-
ganzheitlichen menschlichen Weg verstehen, der misch-sozialen Lebens zu stellen und sowohl die
zum Wachsen und Reifen jeder Seite der menschli- Kultur als auch die Kulturen des Menschen zu evan-
chen Persönlichkeit führt, seines geistlich-geistigen gelisieren (Christifideles Laici 36-44).
Lebens (Beziehung zu Gott, Musik, Tanz, Traditio-
Die Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) haben
nen, Freude, Sport, Theater usw.) zum beruflichen heute die Möglichkeit und die Mittel, zur Strategie
(Alphabetisierung, kulturelle Grund- und höhere der menschlichen Entwicklung einen grundlegenden
Bildung, berufliche Ausbildung usw.) und zum Le- und innovatorischen Beitrag zu leisten. Ihre Aufgabe
ben im „affektiv-menschlichen” Bereich, und der so besteht ja darin, die zivile Gesellschaft in die solida-
eine einheitliche und ganzheitliche Reifung bewirkt. rische Sicht der Entwicklungsproblematik einzu-
Eine solche Reifung müsste aus salesianischer binden. Die salesianischen NGO insbesondere sind
Sicht zu einer Persönlichkeit führen, die solidarisch das moderne und effiziente Instrument, das dem
ist mit allen Menschen auf der Welt, die an die Men- Charisma Don Boscos für die Jugend in der globa-
schenrechte glaubt und die ihr Leben dafür einsetzt, lisierten Welt, vor allem für die armen Länder, ge-
dass jeder Mensch seine Rechte respektiert sehen schichtlichen Bestand geben kann. Die Instrumen-
kann.
te, die benutzt werden (Projekte, internationales Vo-
Die so verstandene Bildung betrifft alle, nicht lontariat, Publikationen, Bildungskurse...), ihre Ziel-
nur die Armen, denn „niemand befreit alleine je- gruppe (die ärmste und bedürftigste Jugend und ih-
manden, Befreiung geschieht durch einen gemein- re Ausbilder), die Methodik der Partnerschaft und
samen Weg auf ein gemeinsames Ziel hin: die Wür- der Inkulturation weisen hin auf ihre charismatische
de des Menschen”. Es ist eine weitverbreitete Mei- Inspiration und unterscheiden sie so von anderen
nung (aus dem UNO-Entwicklungsbericht), dass Organisationen in diesem Sektor.
das Fundament des Verständnisses von menschli-
Aus diesem Grund sind unsere Projekte grundsätz-
cher Entwicklung seine Grundlage hat in der Idee lich auf Erziehung und Bildung ausgerichtet, denken
des Fortschritts der Menschheit durch den Prozess wir, um nur einige zu nennen, an die zahlreichen
der Ausweitung der Freiheiten und der individuellen Beruflichen Bildungszentren für Minderjährige, die
Entscheidungen. Für den Fortschritt der Mensch- Gefahr laufen, aus der Gesellschaft ausgeschlossen
heit reicht ja das ökonomische Wachstum nicht; zu werden, in Albanien, in Angola, in Brasilien, in
notwendig ist außerdem die Ausweitung der Fähig- China (wo es auch ein Hilfezentrum für Leprakranke
keiten und der Gelegenheiten eines jeden einzelnen, und für die Yiu-Minderheit gibt), in Santo Domingo
damit jeder Mensch die Möglichkeit hat zu einem für die Straßenkinder. Ebenso auf Bildung ausge-
freien und menschen-
richtet sind unsere Ak-
würdigen Leben. So
kann er seine zivilen
Der Friede und die Gerechtigkeit
tivitäten daheim, ange-
fangen vom Master In-
und politischen, seine
ökonomischen, sozia-
len und kulturellen
werden dann das Werk von Menschen sein,
die gebildet und erzogen sind,
ternational in Zusam-
menarbeit und Ent-
wicklung, über Online-
Rechte zu seiner Zu-
friedenheit ausüben,
und ebenso seine Be-
die zutiefst die Menschenrechte
aller Bewohner der Erde leben.
Kurse zu den Men-
schenrechten, zum in-
ternationalen Volonta-
dürfnisse stillen, seien
riat, über Interkultur,
sie physisch (Hunger,
über Kooperation zur
Gesundheit...), ökonomisch, kulturell, arbeitsmäßig Entwicklung usw., bis hin zu abendlichen Bildungs-
und sozial (wie z.B. die Fähigkeit, am Leben der Ge- kursen, oder zu Tagungen, Kongressen und Studien-
meinschaft teilzunehmen, oder sich an Entschei- seminaren zu diesen Themen.
dungsprozessen zu beteiligen).
Aber auch die „Hilfe auf Distanz” oder die „Part-
Das ist der Grund, weswegen wir mit dem Begriff nerschaften” sind erzieherische Aktivitäten, und
„Entwicklung” die Adjektive „menschlich, dauerhaft, zwar vor allem für den, der gibt, also für die Spen-
aktiv beteiligt” verbinden, aber es ist auch eine Ga- der selbst: Hinter diesen Begriffen stehen Vorstel-
rantie für Rechte wie Religions- und Kultfreiheit, Ge- lungen wie Sinn für Verantwortung, Verschenken oh-
dankenfreiheit, oder die Freiheit, das Evangelium zu ne Gegenleistung, Vertrauen und Hoffnung. Die Hil-
verkünden. Vom christlichen Standpunkt aus ist fe auf Distanz ist ein Instrument, das die Erziehung
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zum weltumfassenden Denken fördert, zum Bewus-
stsein für die Probleme der Länder, die auf dem Weg
der Entwicklung sind, und auch zu einem Wechsel
im Denken und im Lebensstil dessen, der gibt. In
diesem Sinn wird die Hilfe auf Distanz zum erzie-
herischen Angebot, zu einer Form von Engagement
und Offenheit für andere, und gleichzeitig ist sie ei-
ne Brücke der Solidarität, die völlig verschiedene
Menschen, Kulturen und Welten miteinander ver-
bindet.
Die Anwesenheit und Mitarbeit der Volontäre in
den Projekten ist ein weiterer Weg, wie diese
menschliche Brücke zwischen Kulturen, Grundlage
eines jeden nutzbringenden Austauschs, gebaut wer-
den kann. Das Volontariat ist ein Instrument zur
Verwirklichung eines Projekts, und es ist vor allem
Vermittler und Bindeglied zwischen zwei Kulturen,
die manchmal untereinander sehr weit entfernt
sind. Die Aufgabe, einen genau umschriebenen
Auftrag zu erfüllen und einen seiner Professionalität
entsprechenden bestimmten Dienst zu leisten, setzt
als Bedingung für seine Effektivität voraus, dass
sich die Volontäre bemühen, die Situation und die
Kultur vor Ort zu verstehen, sich zum Sprecher für
die Armen machen, zu ihrem Anwalt in ihrer eige-
nen Heimat. Diese Mittlerrolle stellt sicher, dass das
Projekt auch umgekehrt Auswirkungen hat auf die
sogenannten reichen Länder, auf die Förderländer;
eine erzieherische, interkulturelle Rückwirkung, die
es den verschiedenen Organisationen erlaubt, Pro-
jekte zu starten, die immer genauer abgestimmt
sind auf die tatsächlichen Bedürfnisse der armen
Länder. Dabei wird deutlich, dass der Volontär nicht
ein einfacher Mitarbeiter ist, ein Techniker, ein An-
gestellter, sondern ein kulturelles und geistliches
Bindeglied zwischen zwei Welten, zwei Realitäten,
eine „menschliche Brücke”, die Projekte und Fi-
nanzierungen auch „menschlich” macht. Er ist ein
Mensch, der sich dafür entscheidet, einen beacht-
lichen Teil seines Lebens mit anderen Menschen zu
teilen und ihnen zu schenken, die in schwerer Not
leben.
Volontär sein ist mehr ein Lebensstil als eine be-
sondere Aktivität, und seine grundlegende Charak-
teristik ist das persönliche, tiefgehende und zuneh-
mende Einsteigen in einen Stil der Anteilnahme und
des Dienens. Das erfordert von ihm eine innere Rei-
fe, die bei jeder Entscheidung unverzichtbar ist,
durch die sich ein Mensch fest und dauerhaft an
andere Menschen bindet, in einer ganzheitlichen
Lebensanschauung, die in der Menschenwürde der
Armen auch die eigene Würde sieht, und deren
Verwirklichung auch für die eigene Selbstverwirkli-
chung notwendig ist. So werden der Mensch, das Le-
ben, Gerechtigkeit, Gemeinschaft usw. neu verstan-
den, neu definiert, neu aufgebaut, ausgehend von
den Letzten, um ein menschenwürdiges Leben für
alle zu ermöglichen.
Der Friede und die Gerechtigkeit werden dann das
Werk von Menschen sein, die gebildet und erzogen
sind, die zutiefst die Menschenrechte aller Bewohner
der Erde leben.
R
FOCUS/Interview
Ein Netzwerk solidarischer Großzügigkeit
Es antwortet Don Francis Alencherry, Generalrat für die Missionen
1. Welche Aufgaben haben die Missionspro-
kuren bei der salesianischen Mission ad gentes?
Die Prokuren sind auf Beschluss des General-
oberen und der Kongregation entstanden, um den
Missionaren bei der Erfüllung ihrer Aufgaben zu
helfen. Man hatte erkannt, dass es großer Anstren-
gungen bedarf, um die menschliche Entwicklung
zu unterstützen, für die beträchtliche Mittel erfor-
derlich sind, und um die Wohltätigkeit zu organi-
sieren, damit die Mittel weiter fließen. Auf diese
Weise sind die Prokuren beteiligt an der Arbeit der
Missionare bei der Evangelisierung und menschli-
chen Förderung.
2. In welcher Beziehung stehen sie unterein-
ander und mit dem Dikasterium für die Mis-
sionen?
Das Dikasterium für die Missionen koordiniert
die Prokuren in aller Welt, in ihrer unterschied-
lichen Besetzung und im Umfang ihres regionalen
Einzugsbereichs. Es gibt da recht verschiedene
Prokuren: z.B. die Internationalen Prokuren, die
für viele verschiedene Nationen Hilfe leisten, dann
die Nationalen Prokuren mit einem eingeschränk-
teren Einzugsbereich, die Entwicklungs- und Pro-
jektbüros u.a.m. Alle diese Einrichtungen, interna-
tionale und nationale, und mit ihnen die NGO, die
mit ihnen zusammenarbeiten, werden vom Dika-
sterium für die Missionen koordiniert. Alle sind
untereinander verbunden, in verschiedener Form,
und arbeiten zusammen. Das Dikasterium funktio-
niert als zentrales Bindeglied und als Animator,
gibt Direktiven, Hinweise, Richtungen, welche die
Kongregation in der Person des Generaloberen und
seines Rates als Hilfe für die salesianischen Mis-
sionen verwirklichen will.
3. Gibt es eine gemeinsame Politik, und worin
besteht diese ggf.?
Vor allem in der Arbeit im Verbund, in gemein-
samer Zusammenarbeit für genau umschriebene
Ziele, aber mit der einen charismatischen Absicht,
erziehend das Evangelium zu verkünden und durch
die Evangelisierung zu erziehen, im Stil Don
Boscos. Diese beiden Begriffe sind eng miteinander
verbunden. Das macht also die Grundpolitik deut-
lich: Arbeit für die Entwicklung der ganz Armen,
vor allem der jungen Menschen, in den Missions-
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ländern, wenn dieser Begriff noch stimmt. Die Zu-
sammenarbeit auf ein einziges Ziel hin und in
einem einheitlichen Stil stellt sicher, dass diese In-
stitutionen nicht auf sich selbst bezogen sind, für
sich allein stehende „Wohltätigkeitsorganisationen”,
sondern Instrumente der Kongregation, die durch
sie die Arbeit der Mission ad gentes unterhält. Sie
stehen also im Dienst der Kongregation, und nicht
für sich allein wie eine kleine „Wirtschaftsmacht”.
4. Viele denken, die Prokuren seien „Geldma-
schinen”. Ist das so?
Um einen Hilfsdienst für die Missionare in
diesen Dimensionen leisten zu können, braucht
man Geld, und das in großer Menge. Und man
braucht jemanden, der daran denkt, wie man Wohl-
tätigkeit wecken kann. Aber all dies ist dem großen
Ziel der Evangelisierung und der menschlichen
Förderung untergeordnet. Deshalb würde ich
sagen, dass jemand, der in einer Prokur arbeitet,
genauso Missionar ist wie derjenige, der draußen
„an der Front” steht. Die Prokuren sind also keine
kühlen Geldmaschinen – wer kein Herz für die
Armen hat, kann nicht effektiv in einer Prokur ar-
beiten –, sondern vielmehr Mittler, um Solidarität
zu wecken und zu organisieren. Die Prokuren und
die anderen Institutionen der Solidarität stehen im
Dienst der Menschlichkeit durch die Missionare,
die direkt vor Ort arbeiten.
5. Was bedeutet das heute, missionarische
Animation machen?
Missionarische Animation machen bedeutet, den
missionarischen Auftrag eines jeden Christen mit
Leben zu erfüllen. Wir Salesianer sind, wie alle an-
deren Christen auch, Verkünder des Evangeliums.
Den missionarischen Auftrag mit Leben erfüllen
will also sagen: informieren, alle möglichen Mittel
nutzen, um die Botschaft vom christlichen Heil zu
verkünden, und diesen Glauben mit anderen teilen.
Hier haben wir die gesamte missionarische Anima-
tion: Prozesse in Gang setzen, Kampagnen durch-
führen, eben alles, was den Leuten helfen kann, den
missionarischen Geist zu erwerben, der seinen Aus-
gangspunkt in der Tatsache des Getauftseins hat.
6. Was hat sich im Vergleich zu früher geän-
dert?
Die Dimensionen der Arbeit haben sich geän-
dert. Früher haben die Missionare allein gearbeitet,
hatten vielleicht hier und da einen Wohltäter. Heute
sind die Dinge anders organisiert, und ich würde
sagen, besser. Wir befinden uns in der Ära der
Globalisierung, und so wird auch die Solidarität
globalisiert. In der Kongregation gibt es im Ver-
gleich zu früher erheblich mehr an Globalisierung
der Solidarität. Das bedeutet, dass die Arbeit der
Koordinierung mehr und zu einer Herausforderung
geworden ist, zu einem Ziel, das darin besteht, alle
für das eine Ziel zusammen zu halten: die Verkün-
digung der Frohbotschaft Christi.
7. Welche Beziehung besteht zwischen mis-
sionarischer Animation und Ökonomie?
Die Ökonomie ist von sich aus ein Bereich, der
in der Arbeit aller eine Rolle spielt. Wie schon ge-
sagt benötigt die missionarische Animation Geld-
mittel, und so braucht auch die Evangelisierung
Geld. Ich würde in diesem Sinn sagen, dass es eine
enge Verbindung gibt. Das heißt aber nicht, dass
die Ökonomie die Regeln für die Evangelisierung
aufstellt, denn diese wird auf alle Fälle weiter-
gehen, weil sie von Gott gewollt wird. Aber Gott be-
dient sich menschlicher Mittel, um das Evangelium
zu verkünden, so war es schon damals bei den
Aposteln in ihrer Zeit. Ich würde also sagen, dass
das eine vom anderen abhängt, aber nicht von dort
hergeleitet oder konditioniert werden kann und
darf. Sie ergänzen einander, aber wesentlich ist,
dass die Ökonomie im Dienst der Evangelisierung
steht.
8. Welche Bedeutung hat die Änderung, die
das GK 25 im Satzungsartikel bzgl. der Prokuren
vorgenommen hat?
Offen gestanden ist die dort vorgenommene Än-
derung nicht so radikal. Es war die schriftliche
Festlegung einer Praxis, die bereits seit einiger Zeit
üblich war. In der Kongregation ist der Generalö-
konom der Letztverantwortliche in allen finanzi-
ellen Dingen. Für die Missionen gibt es Fonds für
ganz bestimmte Zwecke, und die Satzungen sahen
vor, dass sie vom Generalrat für die Missionen ver-
waltet würden, der dies einvernehmlich mit dem
Generalökonom tat. Das ist auch derzeit noch so
und ist eines der vielen Beispiele für Arbeiten im
Verbund. Die kleine Satzungsänderung hat die Zu-
sammenarbeit deutlicher unterstrichen. Missionari-
sche und ökonomische Animation dienen dem
einen Ziel der Evangelisierung. Übrigens war es der
Generalrat für die Missionen der vergangenen
Amtszeit selbst, der diese Änderung vorangetragen
hat.
9. Welches sind die Ziele für die missiona-
rische Animation in den kommenden sechs
Jahren?
Sie umfassen vier Bereiche: die Animation, die
Ausbildung und die missionarische Praxis, die mis-
sionarische Solidarität (Teilhabe und Austausch
von Personal und Mitteln), und schließlich die
neuen Grenzen. Der Akzent liegt auf der Animation.
Deshalb wird es wichtig sein, die Person des Pro-
vinzbeauftragten für die missionarische Animation
aufzuwerten, um sicherzustellen, dass in allen Pro-
vinzen das Bewusstsein der missionarischen Di-
mension der salesianischen Berufung zunimmt. Die
Mittel, derer wir uns zu diesem Zweck bedienen
wollen, sind dieselben wie immer: das Vermitteln
von Informationen und Nachrichten durch entspre-
chende Veröffentlichungen und Tagungen, und wir
werden weiterhin dem jährlichen Tag der Mission
große Bedeutung zumessen, mit geeigneten Hilfen
zur Animation. Wir hoffen, dass dies Bestand haben
wird wie schon in den vergangenen sechs Jahren,
während der in diesem Bereich sehr gute Arbeit ge-
leistet worden ist, damit der Anlass dieses Tages
begangen werden kann wie ein missionarischer
„Feldzug”, der das gesamte Jahr andauert.
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10. Warum sind die Prokuren und andere
Organisationen zur missionarischen Animation in
diesem Jahr Thema des Tages der salesianischen
Missionen?
Genau gesagt sind nicht die Prokuren selbst das
Thema in diesem Jahr. Das Thema lautet: „Der sa-
lesianische Einsatz für die menschliche Förderung
im Auftrag zur Evangelisierung”. Der Akzent liegt
also auf dem salesianischen Einsatz, auf dem Enga-
gement für die menschliche Förderung, die eng ver-
bunden ist mit unserem Auftrag der Evangelisie-
rung. Die Prokuren spielen eine spezielle und wich-
tige Rolle als Vermittler und als Bindeglied, beson-
ders im Bereich der menschlichen Förderung. Das
gilt, würde ich sagen, nicht nur für die Prokuren,
sondern auch und besonders für unsere NGO. Auf
diesem Hintergrund wollen wir die Arbeit der Pro-
kuren und der NGO bekannt machen, um zu ver-
deutlichen, dass ihr Engagement nicht nur im Sam-
meln von Geld besteht. Im Gegenteil, sie spielen
eine bedeutende Rolle bei der Evangelisierung und
der sozialen Förderung, selbst wenn sie nicht direkt
in einem Missionsland arbeiten. Überall in der Welt
führen sie Kampagnen zur missionarischen Bewusst-
seinsbildung und Sensibilisierung durch, und die
Mittel, die sie zusammenbringen, sind Frucht
dieser Sensibilisierung. Ihre Arbeit besteht also
darin, den missionarischen Einsatz in der Kongre-
gation, in den Gläubigen und in der Gesellschaft
lebendig zu halten.
11. Was kann man sich von dieser Kampagne
erwarten?
Vor allem ein vermehrtes Wissen – das ja an
sich bereits recht groß ist – um die Breite des En-
gagements der Kongregation im Bereich der Evan-
gelisierung und der menschlichen Förderung.
Zudem ist meine Haupterwartung, dass die salesia-
nischen Gemeinschaften und Provinzen sich noch
bewusster werden, dass es nicht allein die Pro-
kuren sind, die für die missionarische Solidarität
eine wichtige Rolle spielen, sondern die gesamte
Kongregation mit allen ihren Teilen. Jemand mag
denken, er sei unterstützt worden von diesem oder
jenem Verantwortlichen dieser oder jener Prokur,
aber so ist das nicht: die helfende Hand war immer
die der Kongregation. Die Kongregation in der
Person des Generaloberen als Letztverantwort-
lichem ist die eigentliche Prokur, die Hilfsmittel
verteilt. Und ich möchte nicht den Dank an die
Vorsehung vergessen, die uns die Mittel durch die
Prokuren zur Verfügung stellt.
R
FOCUS/Brennpunkt 2
Die salesianischen Missionsprokuren:
Geschichtliche Entwicklung und Philosophie
der Unterstützung für die Missionen von Don Christian Bigault
1940-1960
Die große Hilfebewegung für die Missionen in
der Salesianischen Kongregation und das Phä-
nomen der Missionsprokuren begann nach dem 2.
Weltkrieg mit einigen Initiativen in Europa und
Amerika (Irland, Niederlande, Argentinien...) und
entwickelte sich dann langsam über etwa zwanzig
Jahre weiter. Mit der Einrichtung der Prokur in
New Rochelle/ USA (1947) wurde der Anfangs-
punkt für die Hilfebewegung für die salesianischen
Missionen in aller Welt gesetzt.
In dieser Zeit unterstützten die verschiedenen
nationalen Prokuren ihre Missionare, die aus der
jeweiligen Heimat ausgezogen waren. Die Prokur
von New Rochelle nahm eine beachtliche Entwick-
lung unter der Leitung von Fr. Cappelletti, der sie
37 Jahre lang leitete und sie so organisierte, dass
sie für die gesamte Kongregation arbeitete. Sehr
schnell kam zur persönlichen Unterstützung der
Missionare auch die menschliche Förderung in
den sehr armen Ländern. Diese Prokur gab An-
stoß und Hilfestellung für andere ähnliche Zen-
tren zur Unterstützung der Missionen (Madrid,
Addis Abeba, Manaus, COMIDE in Belgien...) oder
für Projekt- und Entwicklungsbüros (Südafrika,
Philippinen, Haiti...).
1960-1990
In den darauf folgenden 30 Jahren entstanden
dann, im gleichen Geist der Hilfestellung und
menschlichen Förderung, die drei anderen Interna-
tionalen Missionsprokuren und die fünf teils ange-
schlossenen, teils unabhängigen NGO, die alle zu-
sammen eine Gruppe bilden und auf internatio-
naler Ebene arbeiten. Es handelt sich hier um
Madrid, Bonn, dann COMIDE, eine NGO in Belgien,
Jugend Dritte Welt, eine NGO, die mit der Prokur
in Bonn zusammenarbeitet, weiter Washington, ein
Büro, das mit der Prokur von New Rochelle zusam-
menarbeitet, VIS (Volontariato Internazionale per lo
Sviluppo) in Rom, eine NGO für Volontariat und für
die missionarische Animation in Italien, Jóvenes
del Tercer Mundo, eine NGO in Zusammenarbeit
mit der Prokur in Madrid. Alle diese letzten Organi-
sationen entstanden zwischen 1970 und 1990.
In diesen 50 Jahren entstanden auch andere
nationale Prokuren in Europa (Belgien Nord,
Schweiz, Polen, Österreich), in Amerika (Kanada),
in Asien (Indien und Philippinen) und in Austra-
lien, dabei der salesianischen Tradition folgend,
die Don Bosco selbst begründet hatte.
Unter allen diesen Organisationen hatten immer
die drei großen Internationalen Prokuren (New Ro-
7

1.8 Page 8

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MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
chelle, Madrid und Bonn) große Bedeutung, und
sie zeichneten sich durch ihren Dienst für die ge-
samte Kongregation unter Leitung des General-
oberen aus. Gemeinsam mit ihren beiden NGO
JTM und JDW, und dazu mit COMIDE und VIS bil-
deten sie eine sehr effiziente Gruppe für die mate-
rielle Entwicklung und menschliche Förderung der
salesianischen Missionen, und sie in haben in ganz
besonderer Weise bei der Verwirklichung des „Pro-
jekt Afrika” geholfen. Nach dem Willen der Leitung
der Salesianischen Kongregation schloss sich
dieser Gruppe dann noch die Prokur „Missioni
Don Bosco, Valdocco” in Turin mit ihrer NGO „Noi
per Loro” (Wir für sie) an (1992).
1990-2000
Im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhun-
derts entstanden noch weitere nationale Prokuren
in Europa (Österreich, Spanien/ Sevilla, Deutsch-
land/ München), in Amerika (Ecuador, Brasilien,
Chile), in Afrika (Äthiopien, Kenia, Kongo) und in
Asien (Korea, Hongkong). Dieser Zeitraum von
wenig mehr als zehn Jahren sieht auch das Ent-
stehen von Projekt- und von Entwicklungsbüros
(etwa 40 insgesamt), um auf die Bedürfnisse des
Menschen in seinem Lebensraum antworten zu
können. Diese Büros befinden sich hauptsächlich
auf der südlichen Halbkugel unserer Erde: in
Amerika (Zentralamerika, Haiti, Venezuela, Ko-
lumbien, Bolivien, Argentinien, Uruguay u.a.), in
Afrika (Kamerun, Sambia, Madagaskar...) und in
Asien (allein neun in Indien, dann Vietnam, Sri
Lanka u.a.).
Zusammenarbeit mit der Ordensleitung
Diese große Bewegung zu Gunsten der salesia-
nischen Missionen, die z.Zt. aus 72 Organisationen
unterschiedlicher Art besteht, wird vom Dikaste-
rium für die Missionen im Generalat an der Via Pi-
sana in Rom und von den jeweils für die Missionen
zuständigen Generalräten der Kongregation betreut
und koordiniert. Seit etwa 20 Jahren werden regel-
mäßig Tagungen durchgeführt, um dieser Bewe-
gung zu helfen, zu wachsen und immer effektiver
zu arbeiten. Anfänglich wurden jedes Jahr die Pro-
kuratoren aus aller Welt zusammengerufen, um
eine engere Zusammenarbeit zu erreichen, das ge-
genseitige Kennen zu fördern und Informationen
auszutauschen. Dann wiesen die Internationalen
Prokuren auf die Notwendigkeit hin, sich zusätz-
lich in kleinerem Kreis und dafür häufiger zu
treffen, wobei die regulären Treffen weiterhin bei-
behalten wurden, wenn auch nur noch alle zwei
Jahre. Die Prokuren und NGO der „Arbeitsgruppe
Makro-Projekte” besteht aus etwa 15 Personen der
vier Internationalen Prokuren und der fünf NGO;
sie treffen sich zweimal jährlich auf Einladung des
Generalrats für die Missionen, um eine gemein-
same Strategie für den Kampf gegen die Armut, bei
der Förderung der Jugend und der Hilfen für die
Provinzen und Häuser der Kongregation festzu-
legen. Bisher ist diese Arbeitsgruppe mehr als
zehnmal zusammengekommen und ist sich dabei
bewusst geworden, dass zur Arbeit im Verbund
regelmäßige periodische Tagungen notwendig sind.
Ein Blick auf die „Philosophie” der Hilfelei-
stung für die Missionen
Wie hat sich die „Philosophie der Solidarität”
denjenigen gegenüber, die in Not sind, geändert?
Das geschah in mehreren aufeinander folgenden
Schritten.
1. Schritt: Anfangs herrschte die Auffassung
– die auch heute noch vielfach ihre Berechtigung
hat –, es reiche aus, zu „geben”, „Hilfsgüter zu
schicken” dorthin, wo Bedarf ist: Geld, Schul-
bauten, Personal. Die Salesianer aus dem reichen
Westen (Amerika, Europa) haben also die Mittel
beschafft, um Hilfen in die ärmsten Länder zu
schicken, um viel Not und Elend zu lindern und
die Sache der Missionen zu fördern.
2. Schritt: Dann dachte man, die versandten
Hilfsgüter müssten denen, für die sie bestimmt
waren, helfen, sich selbst aus der vielfältigen
Armut, die sie an einem Leben nach dem Plan
Gottes hinderte, zu befreien. Verschiedene Länder,
die sich bereits auf dem Weg der Entwicklung be-
fänden, könnten sich selbst besser im Land selbst
organisieren beim Bemühen um Selbsthilfe, die
ihre Werke am Leben erhalten könne, ohne ständig
die Hand aufhalten zu müssen. Es geht also um
Erziehung zur Entwicklung, vor Ort und bei den
Menschen. Das Dikasterium für die Missionen hat
das Entstehen von Missionsprokuren in Südame-
rika, in Afrika und in Asien gefördert und fördert
sie auch weiterhin. Es geht hier also um das Subsi-
diaritätsprinzip.
3. Schritt: Seit mehr als zehn Jahren wird auf
Grund vorheriger reiflicher Überlegungen versucht,
immer mehr die „Entwicklungsbüros” zu unter-
stützen, die sich um die Entwicklung in der Pro-
vinz oder in der Region bemühen, um nach Lö-
sungen für die lokalen Probleme zu suchen und
dabei die Menschen und Ressourcen vor Ort einzu-
setzen. Die Gruppe der großen Prokuren und der
NGO unterstützt die Errichtung und das Funktio-
nieren solcher Büros auch finanziell. So wurde der
Schritt vollzogen vom Geben zum intelligenten
Planen.
Die Arbeit der Internationalen Gruppe be-
schränkt sich nicht darauf, materielle Hilfen zu be-
sorgen (Fundraising, Anträge für Hilfsmaßnahmen
bei öffentlichen und privaten Stellen einreichen)
und sie „in die Missionen” zu schicken, oder Pro-
jekte einzureichen für unbedingt notwendige Ent-
wicklungsmaßnahmen (das ist eher Aufgabe der
NGO), oder – durch die Prokuren – die Missionen
zu unterstützen oder überhaupt dem Missionswerk
in verschiedenster Form Hilfe zu leisten. Diese Art
Hilfe liegt auf der Linie des 1. Schrittes.
Die Internationale Gruppe arbeitet auch für die
Förderung der missionarischen Animation in den
bereits evangelisierten „alten” Ländern – eine sehr
wichtige Aufgabe zur Heranbildung einer missiona-
rischen Mentalität – und für die Erziehung zu einer
gerechten Verteilung der Güter, z.B. durch die Pu-
blikation von Büchern, Zeitschriften, Veranstal-
tungen in Schulen zur Sensibilisierung der jungen
Menschen, und durch verschiedene andere Akti-
vitäten zum Thema „Mission”. Es geht darum, den
jungen Menschen in den Wohlstandsländern den
8

1.9 Page 9

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Blick zu öffnen für die Not derer, die in ihren Län-
dern weniger bekommen haben – eine Erziehung
zu Anteilnahme und Teilen.
Zusammengefasst geht es also um die Organisa-
tion der missionarischen Arbeit in den erst kürzlich
evangelisierten Ländern (aber auch in den Ländern
wie in Osteuropa, in denen die Glaubensverkündi-
gung lange Zeit kaum möglich war, oder in Ländern
unter totalitären Regimen), durch die Unterstüt-
zung von Entwicklungsbüros, um die örtlichen Res-
sourcen besser planen zu können und einen Ge-
samtüberblick über die Bedürfnisse der Provinz
oder Region zu haben, in der sich das Salesianer-
werk befindet; um die Aussendung von Volontären,
die ihren menschlichen und technischen Beitrag zu
dieser Entwicklung leisten, damit die Stellen vor
Ort „autonom” werden und ihre Zukunft selbst ver-
antwortlich gestalten können (s. 3. Schritt).
R
FOCUS/Brennpunkt 3
Die Arbeit der Missionsprokuren
von Don Christian Bigault
D ie Prokur von New Rochelle ist zwar die
„Mutterprokur” der gesamten Bewegung
zur Hilfe für die salesianischen Missionen
aktiv zum Wohl des Mitmenschen, besonders für
die Entwicklung junger Menschen, die in Armut
leben, für Menschen, die unter den Folgen von
in aller Welt und wegweisend für viele andere, aber Krieg oder Katastrophen leiden, oder für Stämme
jede der anderen Prokuren hat sich eigenständig Eingeborener, die ausgebeutet und unterdrückt
und mit entsprechenden Charakteristiken ent- werden. Hier ein Überblick über diese Aktivitäten:
wickelt. Einige haben eine sehr komplexe Struktur
und weisen eine Vielfalt an Aktivitäten zu Gunsten
Fundraising
des Menschen, der Missionen und der Ausweitung
Alle Prokuren setzen die Methoden ein, die am
missionarischen Geistes auf, arbeiten dabei in den geeignetsten sind, um an die notwendigen materiel-
eigenen nationalen Kontexten mit Menschen mit len und finanziellen Mittel zu kommen, die sie zum
unterschiedlichen Intuitionen. Jede Prokur hat da- Wohl der Menschen brauchen. Das Fundraising
bei auch bevorzugte Einsatzgebiete in Territorien spricht die Großherzigkeit der Menschen an und
oder Arbeitsfeldern, bedingt durch die eigene geo- erweckt Anteilnahme. Ein guter Teil der derart ent-
grafische Lage oder durch historische Bindungen stehender Fonds wird dem Generaloberen zur Ver-
an bestimmte Länder.
fügung gestellt, der so in der Lage ist, auf Hilfeersu-
Viele denken, eine Prokur müsse nur konkrete chen von Provinzen oder Häusern zu antworten, die
Hilfen in Form von Geld oder Hilfsgütern sammeln sich in schwierigen Situationen befinden.
und diese dann in die Missionsländer schicken.
Diese Sichtweise ist recht eng und vergisst die
Ursprung der Fonds der Prokuren und der NGO
menschliche Seite einer jeden materiellen Hilfelei-
Etwa 30% kommen durch die moderne Me-
stung. Um die-
thode des Fun-
se falsche und
eingeengte An-
Viele denken, eine Prokur müsse nur konkrete Hilfen
draising zu-
sammen; rund
schauung et-
in Form von Geld oder Hilfsgütern sammeln
60% stellen
was zu korri-
gieren, wollen
wir einen Blick
und diese dann in die Missionsländer schicken.
Diese Sichtweise ist recht eng und vergisst
Öffentliche
Stellen zur
Verfügung, in-
auf die Einrich-
die menschliche Seite
ternationale
tungen der So-
lidarität der sa-
einer jeden materiellen Hilfeleistung.
Institutionen
wie die Verein-
lesianischen
ten Nationen,
Kongregation werfen, um herauszufinden, was sie die Weltbank, die Europäische Gemeinschaft,
tun, um wirkliche Hilfe zu leisten im Werk der Un- oder nationale bzw. regionale Regierungen
terstützung für die salesianischen Missionen.
(Außenministerien, Ministerien für Internationa-
Alle vier Prokuren (New Rochelle, Madrid, le Zusammenarbeit und Entwicklung...). Rund
Bonn und Turin) sowie die fünf NGO (Joven del 10% der Mittel kommen von Institutionen oder
Tercer Mundo, Jugend Dritte Welt, Noi per Loro, aus privater Hand: von Bischofskonferenzen,
COMIDE und Volontariato Internazionale per lo einzelnen Bistümern oder Bischöfen, Wohltätig-
Sviluppo) haben ihre eigenen Statute und weisen keitsstiftungen, Missionsgruppen oder einzelnen
typische Unterschiede auf. Sie sind sehr vielfältig Wohltätern.
9

1.10 Page 10

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Projekte
Neben der direkten Beschaffung von Geldmit-
teln kümmern sich die Prokuren und die NGO
um das Präsentieren von Sozial-, Erziehungs-
oder Pastoralprojekten in den Ländern der Drit-
ten Welt und in Osteuropa (insgesamt in mehr als
100 Ländern). Diese Projekte bekämpfen die Ar-
mut, fördern die Entwicklung junger Menschen
oder helfen mittellosen Diözesen in ihrer Ent-
wicklung. Wenn ein Projekt zu groß ist für die Be-
treuung durch eine Prokur allein, schließen sich
mehrere Prokuren oder NGO zusammen und tei-
len sich die Arbeit.
Missionarische Animation
Sie stellt einen wichtiger Bestandteil der für
die Prokuren typischen Arbeit dar, der nicht ge-
trennt gesehen werden darf vom Bemühen um
materielle Hilfen, und sie erfolgt auf verschiedene
Art und Weise: Zusammenstellung von festen
oder Wander- Missionsausstellungen in Pfarrei-
en, Schulen usw.; Missionsmuseen über die Völ-
ker und Kulturen in den Missionsländern; Pre-
digteinsätze in Pfarreien auch mit Hilfe von Mis-
sionaren, die von ihrem Arbeitsfeld kommen, um
die Gläubigen für die Missionsprobleme zu sen-
sibilisieren; Organisation von Tagungen, Kon-
gressen, Zusammenkünften z.B. mit Einwande-
rern, Diplomaten usw.; Erziehung zur Aufge-
schlossenheit für die Weltprobleme in öffentlichen
und privaten Schulen, Erziehung zur sozialen
Entwicklung; thematische Publikationen...
Direkte Hilfe für Missionare
Die Prokuren helfen auch Missionaren auf der
Durchreise. Ferner unterstützen sie den Bau von
Kapellen in Missionsgebieten, helfen Ausbil-
dungshäusern der Kongregation, leisten Hilfe für
die Katecheten, für die Seminaristen, für die
Mädchen und Jungen in den Schulen, z.B. durch
Stipendien, Adoption auf Distanz, Schulbau usw.
Produktion und Bereitstellung von Material
Prokuren und NGO geben Zeitungen und Zeit-
schriften in verschiedenen Sprachen heraus (14
Titel mit einer Gesamtauflage von mehr als sieben
Mio. Expl.), dazu Bücher über die Missionen. Sie
produzieren Medien wie Filme, Videos, CD und
DVD, Kalender u.a.m. Über die Massenmedien
verbreiten sie Presseinformationen, und fast alle
haben ein eigenes Website, um die öffentliche
Meinung sensibilisieren zu können.
Volontariat
Die Prokuren und die NGO bereiten Laien-Vo-
lontäre vor und begleiten sie in etwa 15 Ländern,
mit Vorbereitungskursen, Besuchen der Volontäre
an ihrem Einsatzort, und mit Hilfen zur Wieder-
eingliederung in die Heimat nach ihrer Rückkehr.
Ein Teil der Volontäre zieht für einen kürzeren
Zeitraum von einigen Monaten aus, andere leisten
ihren Dienst mehrere Jahre lang.
Entwicklungsbüros
Einige NGO unterstützen weniger entwickelte
Länder, damit sie sich vor Ort organisieren, selbst
finanzieren und Entwicklungsstrategien in ihren
Ländern entwickeln. Es geht dabei um eine ökono-
mische, vor allem aber um organisatorische
Begleitung, um das Vermitteln von Techniken und
die Ausbildung von Leitungskräften. Die Ausbil-
dung zur Projektleitung (Zielfestlegung und ge-
naue Formulierung, Überwachung und Bewer-
tung) und zur Philosophie der Entwicklung trägt
dazu bei, dass es vor Ort mehr und mehr geeig-
nete Führungskräfte gibt.
Andere Aktivitäten
Arbeit an der Sensibilisierung und an der
Erziehung zur Entwicklung in den reicheren
Ländern; Foto- und Medienarchiv; alle gehören
dem internationalen oder nationalen Netzwerk von
Prokuren bzw. NGO an und arbeiten eng mit ihnen
zusammen; sie arbeiten auch mit vielen verschie-
denen anderen Organisationen zusammen (andere
Prokuren, Provinzen, Regierungen, Diözesen, Bi-
schofskonferenzen...); Verwaltung verschiedener
Stiftungen.
Mitarbeiter
Die internationalen Prokuren und NGO beste-
hen aus Arbeitsteams, zu denen insgesamt 15 Sa-
lesianer und 200 Laien als Angestellte, Volontäre
oder Zivildienstleistende gehören. Viele von ihnen
verfügen über eine hohe berufliche Qualifikation
und sind sehr kompetent im sprachlichen Bereich,
in Verwaltung, Organisation, Finanzwesen und in
internationalen Beziehungen.
HILFELEISTUNGEN DURCH
DEN GENERALOBEREN
Nicht alle Notfälle in den Salesianerwerken las-
sen sich durch das Einreichen von Projekten bei
internationalen oder nationalen Stellen lösen.
Wenn es sich um rein religiöse Aktivitäten handelt,
sehen diese Stellen keine finanzielle Hilfe vor. Für
typisch pastorale Fälle funktioniert in der salesia-
nischen Kongregation ein anderes System, außer-
halb der Arbeit der Internationalen Prokuren, eine
Hilfe, die direkt dem Generaloberen untersteht.
Mit dem Geld, das durch Fundraising, von pri-
vaten Wohltätern, durch Sensibilisierungs-Kampa-
gnen usw. zusammenkommt und ihm zur Verfü-
gung gestellt wird, kann der Generalobere viele Pro-
bleme lösen und zahlreichen Provinzen oder Häu-
10

2 Pages 11-20

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2.1 Page 11

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SEPT.-OKT. 2002
sern helfen, die ihm vertrauensvoll persönlich
schreiben und um finanzielle Unterstützung bitten
für dringliche Bedarfsfälle, für die sie bei staatli-
chen und internationalen Stellen keine Hilfe
gefunden haben.
Im Lauf des Jahres kommen viele derartige
Anfragen beim Generaloberen an. Dieser über-
prüft und bewertet das Gesuch, und je nachdem,
was ihm die Internationalen Prokuren an Mitteln
zur Verfügung stellen konnten, bewilligt er dann
zweimal jährlich (im Juni und im Dezember) im
Rahmen seiner Möglichkeiten eine Hilfe.
Im Jahr 2001 z.B. konnte der Generalobere
etwa 400 Anträgen entsprechen, die Salesianer aus
aller Welt eingereicht hatten. Hier einige Beispiel
aus diesem Jahr:
120 Fälle (in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ost-
europa) von Hilfe für: kürzlich gegründete Pro-
vinzen, die finanziell noch nicht genügend stabil
sind, damit sie allein bestehen können; außeror-
dentliche Fälle wie Deckung eines Defizits, Bezah-
len von Schulden usw.; Salesianerbischöfe (für
Seminare, diözesanes Fernsehen, katechetische
Programme usw.).
Salesianerwerke: Ankauf von Gelände in Missi-
onsgebieten zur Errichtung neuer Werke; bauliche
Veränderungen oder Reparaturen an Altbauten
von Werken, die diese Arbeiten nicht selbst finan-
zieren können.
Formationshäuser: 40 Hilfefälle vor allem in Afri-
ka und Lateinamerika, um in Missionsgebieten
Formationshäuser (Noviziat, Postnoviziat, Theol.
Studienhäuser) errichten zu können; Unterstüt-
zung von Bibliotheken für salesianische Studien-
häuser in diesen Gebieten.
Jugendpastoral: Jugendzentren, Leiterschulun-
gen, Jugendarbeit allgemein; Hilfe für ein Oratori-
um durch Bau einer Turnhalle.
Missionen: Reparaturen an Häusern in Missions-
gebieten, Anschaffung von Fahrzeugen für die
pastorale Arbeit von Missionaren in schwierigen
Situationen; Einrichtung oder Reparatur von Mis-
sionsmuseen, die gefährdete Kulturen schützen;
anthropologische Forschungen.
Soziale Kommunikation: Unterstützung für ein
Pfarrfernsehen; Druck eines Gebetbuchs in einer
speziellen Sprache für eine arme Mission usw.
Kirchen: 25 Fälle der Unterstützung von Kirch-
bau zu Ehren der Helferin der Christen oder Don
Boscos, und für den Bau von Kapellen in armen
Gebieten.
Ergänzungsfinanzierung von Projekten, die von
anderen Stellen gefördert werden: 16 Fälle von
Ergänzungsfinanzierung, da öffentliche Stellen nie
die Gesamtfinanzierung übernehmen, sondern im-
mer auch einen Eigenanteil fordern. Viele Salesia-
ner haben nicht die Möglichkeit, diese Auflage zu
erfüllen und laufen Gefahr, den Gesamtzuschuss
zu verlieren, wenn sie den Anteil von etwa 15%
nicht aufbringen.
Sonderfälle: besondere oder unvorhersehbare
Ereignisse, für die Mittel benötigt werden, die aber
nicht zur Verfügung stehen; Ausbau eines Exerzi-
tienhauses.
R
FOCUS/Brennpunkt 4
Die neun Mitglieder der Internationalen Gruppe
von Renato Butera
D as missionarische Werk Don Boscos
wird von Organisationen, Einrichtungen
und Vereinen in aller Welt unterstützt.
Ihr hauptsächliches Ziel besteht in der Förderung
der Aktivitäten der Salesianer zur Evangelisie-
rung und menschlichen Förderung in den Missi-
onsgebieten.
Unter den vielen Organisationen spielen die
vier Internationalen Prokuren von New Rochelle
in den USA, Madrid in Spanien, Bonn in Deutsch-
land und Turin in Italien eine besonders wichtige
Rolle, und ebenso die fünf mit ihnen verbunde-
nen oder auch unabhängigen Non Government
Organisations (NGO).
Alle vier Prokuren unterstehen direkt dem
Generaloberen, und sie tragen die Initiativen zu
Gunsten der Ärmsten in der salesianischen Welt
voran.
Im Zentrum ihrer Arbeit stehen missionari-
sche Animation, missionarische Sensibilisierung,
Förderung der Projekte und humanitären Maß-
nahmen, und so sind sie ständig engagiert in dem
schwierigen Kampf gegen Armut, Elend und
Unterentwicklung.
Wir möchten hier kurz die Internationalen
Prokuren und NGO vorstellen, die zur sog.
„Internationalen Gruppe” zusammengefasst
sind, aus der die große Hilfebewegung für die
Entwicklung der salesianischen Missionen in
den vergangenen 60 Jahren gewachsen ist, und
die noch heute die stärkste Hilfestellung dar-
stellt, die die Kongregation den notleidenden
Völkern anbieten kann, mit einem besonderen
Akzent auf dem Einsatz für gefährdete junge
Menschen, oder für diejenigen, die sonst keine
Hilfe haben.
11

2.2 Page 12

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Die vier Prokuren
NEW ROCHELLE
Die „Salesian Missions” gehören zur Ostpro-
vinz der USA (SUE) und sind beim Provinzialat
untergebracht. New Rochelle ist eine Wohnstadt,
wenige Kilometer von der großen Metropole New
York entfernt. Das Haus selbst liegt am Atlantik
in einer Bucht, die durch schöne, von wilden
Vögeln bewohnte Inseln geschützt wird.
Die Prokur wurde 1947 von Fr. O’Loughlen ge-
gründet, der sie fünf Jahre lang leitete. Ab 1959
übernahm Fr. Edward Cappelletti die Verantwor-
tung und blieb dort 37 Jahre, bis 1996, in denen
er sie ausbaute und Bedeutung und Dynamik ver-
lieh. In einem dreigeschossigen Gebäude arbei-
ten etwa 80 Mitarbeiter mit allen Möglichkeiten
eines modernen Betriebs: Computer, Postsortier-
maschinen, Druckmaschinen, Bibliothek mit
Zeitschriften, Fotoarchiv, Website (www.salesian-
missions.org). 1985 wurde das Ganze erweitert
durch ein Büro in der Bundeshauptstadt Was-
hington, das sich um Unterstützungsmöglichkei-
ten bei der amerikanischen Regierung bemüht;
dort arbeiten etwa 10 Personen.
Die Prokur von New Rochelle versendet Mil-
lionen von Briefen an ihre Wohltäter, gibt viermal
jährlich in zwei Ausgaben (englisch und spanisch)
eine Zeitschrift mit einer Auflage von 1,3 Mio.
Expl. heraus, produziert Videos über die salesia-
nischen Missionen, betreibt eine Buchhandlung
mit Andachtsgegenständen und Büchern zur Spi-
ritualität. Vor allem aber hilft sie der Kongregati-
on dadurch, dass sie dem Generaloberen Fonds
zur Verfügung stellt und andere Prokuren oder
NGO unterstützt. Sie verwertet auch Material,
das die amerikanische Regierung unentgeltlich
zur Verfügung stellt, wenn diese eine Militärbasis
irgendwo in der Welt schließt, und versendet es in
Absprache mit der Regierung in Missionsländer.
New Rochelle, die „Mutter der salesianischen
Prokuren”, hat die Ausbildung des Personals von
anderen Prokuren oder Projektbüros unterstützt
in Europa (Madrid), in Lateinamerika (Haiti, Man-
aus, Ecuador), in Afrika (Addis Abeba, Kapstadt)
und in Asien (Philippinen). Die Arbeit der Prokur
beschränkt sich nicht auf die Beschaffung mate-
rieller Güter zur Unterstützung humanitärer Ent-
wicklungsprojekte, Errichtung von Kapellen in
den Missionen, Hilfe für arme Schüler und Stu-
denten oder für solche, die sich dem Dienst am
Gottesreich weihen wollen. Sie sorgt sich auch um
den missionarischen Geist in den USA und lädt
deshalb Salesianermissionare aus ihren Arbeits-
feldern ein, um im Sommer eine Sensibilisie-
rungskampagne in den Pfarreien durchzuführen.
MADRID
Die Prokur „Misiones Salesianas” wurde
1960 gegründet und gehört zur Provinz Madrid
(SMA). Anfänglich war sie in einigen Häusern in
der Stadt untergebracht, bevor sie den gegen-
wärtigen Sitz beziehen konnte: ein teilweise re-
noviertes mehrgeschossiges Gebäude mit besse-
ren Arbeitsmöglichkeiten in einer ruhigen Straße
der spanischen Hauptstadt. Die verschiedenen
aufeinander folgenden Prokuratoren – unter ih-
nen zwei ehemalige Mitgliedes des Generalrats
(Don Modesto Bellido und Don Antonio Mélida) –
werden schon immer durch eine reguläre Mit-
brüdergemeinschaft mit viel Verantwortung im
Bereich der Missionen, und durch eine Gruppe
von etwa 30 Angestellten unterstützt.
Auch diese Prokur ist sehr komplex, und sie
erledigt ein gewaltiges Arbeitspensum zur Förde-
rung und Unterstützung der salesianischen Mis-
sionen auf allen fünf Kontinenten, besonders in La-
teinamerika. In Spanien leistet sie durch ihre bei-
den Missionsausstellungen – die eine fest in der
Prokur selbst, die andere als Wanderausstellung,
die systematisch in Schulen oder Pfarreien ganz
Spaniens gezeigt wird – eine sehr interessante Ar-
beit missionarischer Bewusstseinsbildung. Hinzu
kommt die Herausgabe von didaktischem Materi-
al (die beiden Zeitschriften Juventud Misionera
und Misiones Salesianas) und anderer Medien
wie Videos oder Bücher zum Thema Missionen.
Mit einem gut organisierten Netz an Wohltätern
stellt die Prokur dem Generaloberen regelmäßig
beachtliche Mittel zur Verfügung, dazu unterstützt
sie eine beträchtliche Anzahl von Projekten zur
Verbesserung der Erziehung oder der Lebensum-
stände vieler Völker in aller Welt, vorzugsweise in
Lateinamerika. Derzeit wird sie geleitet von Don
Alberto Garcia Verduga. In diesem Jahr erhielt sie
eine bedeutende internationale Anerkennung für
ihre Arbeit zu Gunsten der Ärmsten.
BONN
Die „Missionsprokur der Salesianer Don
Boscos” wurde 1968 unter P. Johannes Rauh
gegründet, der sie zehn Jahre lang leitete. Dann
übernahm P. Karl Oerder, der derzeitige Proku-
rator, die Leitung und führte sie zu dem Niveau
an Effizienz, das sie heute hat. Die Prokur befin-
det sich in der ehemaligen Bundeshauptstadt
Bonn im Schatten des neuen Postturms. P. Oer-
der und seine etwa 15 Laienmitarbeiter leisten,
unterstützt von Mitbrüdern der Salesianerge-
meinschaft des Hauses, eine beachtliche Hilfe zu
Gunsten der Ärmsten auf allen Kontinenten. Das
Arbeitsteam besteht aus hochqualifiziertem Per-
sonal und leistet Qualitätsarbeit. In dieser Pro-
kur geschieht viel: Herausgabe mehrerer Zeit-
schriften und Schriftenreihen (Forum Don Bosco,
Don Bosco Telex, Don Bosco Welt, Gedanken zur
Zeit), Presseverlautbarungen, Produktion mis-
sionarischer Videos, Organisation von Tagungen
usw. Zudem wird die Prokur von etwa 90 Grup-
pen unterstützt, etwa der Stiftung von Zahnärz-
ten, Pfarrangehörige, die ihre Kapitalszinsen für
die Gehälter der Angestellten geben, usw.
Die Bonner Prokur arbeitet mit anderen
deutschsprachigen Prokuren zusammen und bil-
12

2.3 Page 13

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MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
dete 2001 das „D.A.CH”, in dem drei deutsche
(D) Prokuren und NGO – Bonn und Benedikt-
beuern) –, zwei österreichische (A) in Wien und
die schweizerische (CH) in Beromünster zusam-
mengefasst sind. Weiter unterstützt sie die ent-
stehende Prokur der FMA in Bonn und den Ver-
ein Jugend Eine Welt in Wien. Die starke Seite
der Bonner Prokur ist die Präsentation pastora-
ler Projekte, die mehr sozialen Projekte werden
von ihrer NGO betreut.
TURIN
Die „Associazione Missioni Don Bosco” ent-
stand 1990 in Italien. Ziel dieser neuen Organi-
sation der Kongregation war, in der engeren Hei-
mat Don Boscos Hilfsaktionen zu Gunsten der
Missionen in der Welt in Gang zu setzen, damit
die von den zahlreichen Salesianermissionen
getragenen Entwicklungs-, Evangelisierungs- und
Animationsprojekte fortgeführt werden konnten.
Die Associazione stellt Informationen zusam-
men, verbreitet sie und trägt so das Wort des
Herrn sowie die Worte Don Boscos und seiner
Missionare in die Häuser sehr vieler Italiener. An
ihrer Seite arbeitet auch die NGO NOI PER LO-
RO, die sich um die Beziehungen zu Unterneh-
men kümmert, um auch mit der Geschäftswelt
gemeinsam Entwicklungsprojekte zu Gunsten
der ärmsten Länder zu starten.
Im Lauf der Jahre wurden die Aktivitäten der
Associazione ausgeweitet und differenzierter. Eine
der Aufgaben, der die Prokur besondere Aufmerk-
samkeit widmet, ist die Aufnahme der nach Italien
reisenden Missionare. Immer, wenn ein Salesia-
nermissionar in Italien ankommt – häufig von sehr
weit her – findet er ein Haus, das ihn aufnimmt,
die Gastfreundschaft seiner Mitbrüder, und dazu
alles, was er braucht. Die Prokur kümmert sich um
seinen Aufenthalt, erledigt alle praktischen Aspek-
te und sorgt für das, was er nötig hat.
Eine andere sehr wichtige Aufgabe betrifft die
filmische und fotografische Dokumentation der
missionarischen Aktivitäten in aller Welt. So ent-
stand im Lauf der Jahre ein sehr umfangreiches
missionarisches Fotoarchiv. Außerdem wurden
Missionsfilme gedreht, um die äußerst schwieri-
gen Bedingungen, die Armut und Unterentwick-
lung zu dokumentieren, in denen die Salesianer
arbeiten. Diese Videos geben ein lebendiges und
jedem sichtbares Zeugnis der Arbeit, die Don
Boscos Missionare geleistet haben und jeden Tag
auch weiter leisten in den Entwicklungsländern.
Die fünf Internationalen
Nicht-Regierungs-Organisationen
(NGO)
Jóvenes del Tercer Mundo (JTM)
1988 gegründet, hat die JTM ihren Sitz im Ge-
bäude der Missionsprokur in Madrid und arbei-
tet eng mit ihr zusammen; dort sind ein Salesia-
ner und etwa zehn Angestellte tätig. JTM präsen-
tiert Projekte bei öffentlichen Stellen und bei in-
ternationalen Organisationen wie der EU. Zudem
engagiert sie sich in der sozialen Sensibilisierung
der Öffentlichkeit zu Themen wie Entwicklungs-
fragen, Volontariat, Auslandsschulden usw. Sie
ist in ganz Spanien tätig und verfügt über Zweig-
stellen in 20 Städten des Landes.
Sie arbeitet mit der Methode des Fundraising
und benutzt die modernsten Techniken (Verlaut-
barungen in Presse und Radio, Zeitschriften...),
um vor allem pädagogische und soziale Jugend-
projekte für gefährdete junge Menschen, für
Straßenkinder usw., oder für arme Bevölke-
rungsschichten, für Eingeborene etc. in rund 30
Nationen zu unterstützen. Verschiedene Mitar-
beiter von JTM begleiten die Projekte in regel-
mäßigen Besuchen vor Ort.
Eine weitere Aufgabe von JTM betrifft das Vo-
lontariat: die Vorbereitung der Volontäre durch re-
gelmäßige Kurse im Zentralsitz oder in den regio-
nalen Zweigstellen, und die Aussendung und Be-
gleitung für die Zeit des Einsatzes der Volontäre.
Jugend Dritte Welt (JDW)
Sie wurde 1979 gegründet und hat ihren Sitz
in der Bonner Prokur. Sie ist von der Bundesre-
gierung anerkannt und damit berechtigt, Ent-
wicklungsmittel für Länder mit größeren Proble-
men und Bedürfnissen zu beantragen und in
Empfang zu nehmen. JDW steht mit vielen deut-
schen Institutionen und Bistümern in Kontakt
und arbeitet mit den modernsten Methoden und
Techniken (Fundraising, Zeitschriften, Verlautba-
rungen in Presse, Funk und Fernsehen, Website).
Ihre erste Zielsetzung ist der Kampf gegen die
Armut und die Förderung der Menschen in Elends-
und Unglückssituationen, deshalb präsentiert sie
in der Hauptsache soziale Projekte.
JDW arbeitet eng mit den anderen Mitgliedern
der Internationalen Gruppe zusammen, sie kann
ihre wichtige Aufgabe wahrnehmen dank eines
Teams hochqualifizierter Mitarbeiterinnen und Mit-
arbeiter, die sich dem Wohl des Nächsten widmen.
Noi per Loro (NPL)
Diese Vereinigung ist seit 1988 als salesiani-
sche NGO anerkannt. Ihr Zweck ist das Knüpfen
und die Pflege von Beziehungen zur Geschäfts-
und Unternehmenswelt mit dem Ziel, Fördermit-
tel für Projekte und Aktivitäten in den Missions-
gebieten zu bekommen. Sie fördert und betreut
Projekte zur beruflichen Bildung, Hinführung zur
Arbeit, Erziehung, Alphabetisierung, Evangelisie-
rung, medizinische und Gesundheitsdienste, und
hilft in Notsituationen.
Ihr Name – wir für sie – steht für ihr Pro-
gramm: den Menschen in den Entwicklungsge-
bieten helfen, im eigenen Land selbständig zu wer-
den. Zu diesem Zweck studieren die Missionare
zusammen mit den Menschen vor Ort, genau be-
13

2.4 Page 14

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MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
stimmte Projekte, die die strukturellen und kul-
turellen Probleme der Menschen in den Entwick-
lungsländern lösen können, und helfen bei der
Umsetzung.
Zu den Aufgaben von NPL gehört die Beglei-
tung aller der Länder, die nicht allein aus der Ar-
mut herausfinden, Länder, in denen Kriege, Aus-
beutung, Hunger und Krankheiten jede Entwick-
lung blockiert haben, Länder, die weder die Kraft
noch die Mittel haben, eine Ökonomie der Ent-
wicklung auszuarbeiten und zu verwirklichen. Sie
will den Fortschritt fördern auch durch das An-
gebot von Erfahrungen, Technologien und Mitteln,
die nur ein solidarischer Unternehmer zur Verfü-
gung stellen kann. Das geschieht durch gezielte
Hilfe, mit kurz- oder langfristigen Projekten, die es
diesen Ländern erlauben, sich aus der Unterent-
wicklung herauszuarbeiten und gemeinsam mit
der Bevölkerung vor Ort und ohne ein System von
Subventionen eine Zukunft in Selbständigkeit,
Würde und Arbeit in ihrer Heimat aufzubauen.
Coopération Missionnaires au Développe-
ment (COMIDE)
COMIDE wurde 1969 für die Salesianer in Bel-
gisch – Kongo gegründet, das damals zur Provinz
Belgien Nord (BEN) gehörte. Sie hat ihren Sitz in
Brüssel. Diese NGO unterstützte bald, ab 1973,
auch andere afrikanische Länder und andere
Kongregationen. Sie ist von der belgischen Regie-
rung anerkannt und erhält von ihr Hilfsmittel für
Entwicklungsprojekte nunmehr in aller Welt.
COMIDE arbeitet mit etwa 20 Laienmitarbei-
terinnen und -Mitarbeitern sowie einem Salesia-
ner und vermittelt bei der belgischen Regierung
sowie anderen nationalen oder internationalen
Stellen (EU) soziale Projekte im engeren Sinn (ge-
fährdete junge Menschen, Bildung durch Erzie-
hung), dazu unterstützt sie viele Entwicklungs-
büros in rund 20 Entwicklungsländern. Sie will
auf diese Weise dazu beitragen, dass diese Länder
selbst ihre Zukunft in die Hand nehmen können
und durch Nutzung der Kräfte und Quellen vor
Ort wirklich unabhängig zu werden, um nicht im-
mer auf Auslandshilfe rechnen zu müssen.
Volontariato Internazionale per lo Sviluppo
(VIS)
Das Internationale Volontariat für Entwick-
lung wurde 1986 gegründet, und dort arbeitet
ein Salesianer mit 25 Laien. Das VIS bildet in re-
gelmäßigen Kursen Volontäre aus und begleitet
sie. Diese Volontäre verpflichten sich für minde-
stens zwei Jahre und widmen so einen Teil ihres
Lebens der Entwicklung von Völkern und Natio-
nen. Die Mitglieder des Teams besuchen regel-
mäßig die Volontäre an ihren Einsatzorten. VIS
kümmert sich auch um die Sensibilisierung der
Öffentlichkeit in Italien für den Kampf gegen die
Armut und für die soziale Entwicklung. Zum Er-
reichen dieser Ziele fördert das VIS Entwick-
lungsprojekte in aller Welt, besonders zu Gun-
sten junger Menschen und normalerweise sozia-
le Projekte. Die benötigten Mittel beschafft sie
durch Fundraising, von staatlichen (Entwick-
lungsministerium) oder kirchlichen Stellen (Bi-
schofskonferenz) sowie von internationalen Or-
ganisationen (EU, Weltbank...). Es veröffentlicht
Zeitschriften (VISNotizie, Piroga) und veranstal-
tet Tagungen und Kongresse.
R
FOCUS/Brennpunkt 5
Klein, aber in der Lage, Solidarität zu schaffen
Die Gruppe der Nationalen Prokuren
E s gibt noch eine zweite Gruppe von Mis-
sionsprokuren in der salesianischen Kon-
gregation, das sind die sog. Nationalen
Prokuren, die zwischen 1980 und 2000 entstan-
den sind. Sie befinden sich auf allen Kontinenten
und auf beiden Hälften der Erdkugel, und sie ar-
beiten entweder zur Unterstützung der „Welt in
Entwicklung” oder als „Selbständige”. Alle Pro-
kuren genießen weitgehende Handlungsfreiheit
und arbeiten zur Durchführung kleinerer und un-
mittelbarer Projekte wie Hilfe für Studenten oder
Hilfe für Missionare in vorderster Front.
Die Nationalen Prokuren arbeiten für die ärm-
sten Länder und haben eigene Zielgruppen. Häufig
entstanden sie durch die Initiative einer oder weni-
ger Personen mit freiwilligen Helfern oder Freun-
den mit einem ausgeprägten Sinn für Solidarität.
Grundsätzlich verrichten die Nationalen Pro-
kuren einige der Aktivitäten, die auch von den In-
ternationalen Prokuren getätigt werden (Fun-
draising, öffentliche oder private Fonds, missio-
narische Animation usw.), aber eben auf einer
kleineren Ebene. Sie stellen ihre Arbeit in den
Dienst der Missionsländer, in denen ihre eigenen
Missionare tätig sind, oder für Projekte des eige-
nen Landes oder der Provinz. Auch sind sie den
einzelnen Mitbrüdern behilflich bei der Präsen-
tation ihrer Projekte bei den Internationalen Pro-
kuren oder bei den Stellen, die größere finanzi-
elle Mittel zur Verfügung stellen können.
Man kann sagen, dass die Gruppe der Natio-
nalen Prokuren auf der Ebene des 1. Schrittes
der „Philosophie” der Hilfeleistungen für die Mis-
sionen arbeiten, und auch auf der des 2. Schrit-
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2.5 Page 15

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tes dort, wo sie für Missionen der eigenen Nation
oder Provinz tätig sind. Jede ihrer Bemühungen,
alle ihre Arbeit folgt immer der zweifachen Linie
der Hilfe für die Evangelisierung und für die
menschliche Förderung. Die Nationalen Prokuren
stehen in ständiger Verbindung mit dem Dikaste-
rium für die Missionen und legen regelmäßig die
Bilanz ihrer Aktivitäten vor. Das Dikasterium er-
mutigt sie, ihre Arbeit voller Begeisterung und im
Geist großzügigen Gebens und der Solidarität
fortzusetzen, und bietet einfache und direkte Be-
ratung an durch Richtlinien für die anzugehenden
Aufgaben, und stellt Arbeitshilfen zur Verfügung.
Bereits seit den 80er Jahren kommen die Na-
tionalen Prokuren einmal jährlich zusammen,
aber weil ihre immer größere Anzahl diesen Zeit-
rahmen als weniger praktisch erweist, treffen sie
sich nun alle zwei Jahre.
R
FOCUS/Brennpunkt 6
Entwicklungsprojekte: wie und wozu
O bwohl die Prokuren keine „Kreditvermitt-
lungsagenturen” sind und es auch nicht
sein sollen, halten wir es für hilfreich, ein-
mal zu erklären, worin die Arbeit des Präsentie-
rens von Projekten besteht, um finanzielle Hilfe für
soziale oder erzieherische Werke von den Stellen
zu bekommen, die so etwas finanzieren können.
Es gibt auf verschiedenen Ebenen (Regierungen,
nationale und internationale Institutionen usw.)
Mittel, die für die Entwicklung armer Gebiete oder
zur Unterstützung bestimmter Personengruppen
vorgesehen sind. Diese Stellen entsprechen einem
Finanzierungsantrag dort, wo sie die Notwendig-
keit und die Möglichkeit der Entwicklung sehen.
Dementsprechend ist es wichtig, wie man vorgeht,
wenn man eine Finanzierung beantragen und Geld
bekommen will. Zu diesem Zweck haben die In-
ternationalen und die Nationalen Prokuren sowie
die NGO einen Dienst eingerichtet, wie man Ent-
wicklungsprojekte, die man vorstellen und ver-
wirklichen will, startet und begleitet.
Die Bearbeitung von Projekten, die Salesianer
aus aller Welt einreichen (im Jahr 2001 mehr als
1700 Projekte) macht einen bedeutenden Teil der
Arbeit der Prokuren und NGO aus, obwohl sie nur
als Vermittler handeln. Man spricht dann von
Großprojekten, wenn die erforderliche Finanzie-
rung 50.000 US-Dollar übersteigt.
Im Folgenden nun einige in 2001 geförderte
Projekte als Beispiele.
Schulen: Sie machen mehr als die Hälfte der
eingereichten größeren Projekte aus. 80 Projekte
betreffen die Erziehung allgemein (vor allem in
Afrika und Lateinamerika), und 150 Projekte be-
fassen sich mit Beruflichen Schulen (Afrika, Lat-
einamerika, Asien); etwa 30 sahen Hilfen vor für
Landwirtschaftliche Schulen (Lateinamerika). Die
Gründe für die Maßnahmen lagen in der Notwen-
digkeit von Errichtung, Renovierung, Ausbau,
Werkstatteinrichtung, Möblierung; weitere Mittel
wurden benötigt für die Ausbildung oder Qualifi-
zierung von Lehr- und Ausbildungspersonal, für
die informelle Erziehung und zur Arbeitsplatzbe-
schaffung nach Ende der Ausbildung.
Notfälle: Hilfe in besonderen Bedarfssituatio-
nen z.B. nach Erdbeben, Überschwemmungen, in
Kriegen, für Flüchtlinge usw.
Soziale Probleme: 30 Projekte haben vor al-
lem in Lateinamerika geholfen im Gesundheitsbe-
reich (medizinische Zentren, Kampf gegen Sida/
AIDS), bei Trockenheit (Brunnenbau), im Kampf
gegen die Armut, Errichtung von Kooperativen und
Kleinbetrieben usw.
Alle diese Projekte hatten als Zielgruppe arme
und gefährdete junge Menschen. In Lateinamerika
und in Asien waren viele Projekte vorgesehen für
die Betreuung von Straßenkindern, um ihnen zu
helfen, den Weg zu Familienleben und ehrlicher Ar-
beit zu finden. Eine andere Zielgruppe sind die jun-
gen Arbeitslosen oder durch das Schulsystems ih-
res Heimatlandes Ausgegrenzten. Dazu kommen
arme Bauern ohne geeignete Mittel für den Unter-
halt ihrer Familien, ferner Eingeborene, die vom of-
fiziellen Erziehungssystem ausgeschlossen wurden
und Aufnahme und Erhaltung ihrer Kultur in spe-
ziellen Zentren (insbesondere in Lateinamerika)
fanden. Obwohl das nicht ihre Hauptaufgabe ist,
versuchen die Missionsprokuren, für alle diese Pro-
jekte Finanzierungen zu finden, mit der jeweiligen
Präsentation, Begleitung, Abrechnung und Bewer-
tung usw. Das Geld geht direkt von der finanzie-
renden Stelle an den Antragsteller und läuft nicht
über die Prokur oder NGO, die das Projekt bean-
tragt und begleitet hat. Für die Prokuren und NGO
bedeutet dies eine große Verantwortung und hat
auch sehr gewichtige rechtliche Aspekte. All dies
macht eine große technische Kompetenz, Ehrlich-
keit und Seriosität im Verlauf der Arbeit notwendig.
Die Projekte benötigen unbedingt die Einwilli-
gung des Provinzials vor Ort, und diese verpflich-
tet rechtsgültig die gesamte Provinz bei der Durch-
führung des beantragten Projektes, entsprechend
dem Vertrag und mit den rechtlichen Konsequen-
zen, die sich ergeben könnten. Deshalb ist es wich-
tig, Projekte im Rahmen eines Provinz-Entwick-
lungsplans zu beantragen mit dem Engagement
der Gemeinschaft, und nicht als Initiative einer
Einzelperson.
R
15

2.6 Page 16

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SEPT.-OKT. 2002
FOCUS/Brennpunkt 7
Ökonomie und missionarische Animation:
welche Beziehung besteht da?
von Don Gianni Mazzali
E in Blick in das Leben Don Boscos lässt ganz
deutlich klar werden, dass in ihm ein ganz
persönliches und originäres unzerstörbares
Umfang und beständig, selbst wenn nur das We-
sentliche und Notwendigste gemacht werden soll.
Auf ihren Wegen zu den abgeschiedensten Dör-
Vertrauen in die Vorsehung lebte, und jener uner- fern, häufig zu Fuß und mit Glück, ist den Missi-
müdliche Unternehmungsgeist, der ihn zu der Be- onspionieren klar geworden, wie dringend es wä-
schreibung seiner selbst als eines Verwegenen für re, nach Hilfe zu suchen, nach Unterstützung und
das Heil der Seelen veranlasste. Ganz beispielhaft materieller Hilfe. Ihr Unternehmungsgeist und ih-
wird dies klar, wenn er in Notfällen einige seiner re Entschlossenheit haben sie gelehrt, geduldig ein
Jungen bat, in der Kirche zu bleiben und zu beten, Netzwerk von Freunden, Wohltätern und Sympa-
während er selbst sich auf den Weg machte zur Su- thisanten aufzubauen, die sie aus Mitsorge unter-
che... nach den Überraschungen der Vorsehung. Wie stützen, sei es mit Geld, sei es mit der Zusendung
zu den Zeiten Don Boscos im vorindustriellen Turin von Nahrung, Kleidung und Einrichtung. Einige
mit seinen vielen mittellosen jungen Menschen auf große Missionare haben wirklich effiziente Wohl-
der Suche nach einer Zukunft, so gibt es auch heu- tätigkeitsnetzwerke aufgebaut, die es ihnen er-
te in den Missionsgebieten, und mehr noch an der möglichten, Pläne zu verwirklichen, die ohne Hil-
vordersten Frontlinie der Evangelisierung und der fe von außen Träume geblieben wären.
Erziehung einen stän-
Auch heute kön-
digen Bedarf an mate-
riellen Mitteln und
Wie zu den Zeiten Don Boscos
nen viele Salesianer-
missionen und Pro-
Hilfsquellen. Das be-
ginnt bei den Primär-
bedürfnissen wie
im vorindustriellen Turin
mit seinen vielen mittellosen jungen Menschen
vinzen in Missionsge-
bieten auf die Großzü-
gigkeit von Wohltätern
Nahrung, Kleidung
auf der Suche nach einer Zukunft,
rechnen, die sich ur-
und Unterkunft bis
hin zu Erfordernissen
wie Erziehung, Schul-
so gibt es auch heute in den Missionsgebieten,
und mehr noch an der vordersten Frontlinie
sprünglich einem Mis-
sionar persönlich ver-
bunden fühlten und
gebäude, Lern- und
Lehrmittel, Bücher,
eine Grundausstat-
der Evangelisierung und der Erziehung
einen ständigen Bedarf
nun mit den Salesia-
nern vor Ort und mit
den Strukturen dieser
tung an Möbeln. Auch
an materiellen Mitteln und Hilfsquellen.
Provinzen zusammen-
die Evangelisierung
arbeiten. Es ist inter-
kostet etwas, etwa der
essant festzustellen,
Bau von Versammlungs- und Gottesdienstzentren, dass dort, wo die Salesianer die Kirche grundgelegt
die Ausbildung von Katecheten und der Mitarbei- haben auch durch die Arbeit großer Salesianer-
ter, für Reisen und Transporte.
bischöfe, die Kirche heute gewachsen ist und die
Auf einer meiner letzten Reisen im Nordosten Seelsorger – die nicht immer Salesianer sind – auch
von Indien habe ich beim Besuch einer der vorder- weiterhin mit der Großherzigkeit der Wohltäter der
sten und wichtigsten Grenzen der salesianischen Missionare rechnen können. Die Missionare haben
Mission feststellen können, wie groß vor allem in es mit dem Geschenk des Glaubens und des Evan-
den entlegendsten und unzugänglichsten Gebieten geliums sehr klug verstanden, auch die Erfahrung
der Bedarf ist an materiellen Hilfsgütern, und wie der Propaganda und der missionarischen Wohl-
schwierig es ist, sie auch nur für die unmittelbar- tätigkeit weiterzugeben.
sten Bedürfnisse zu bekommen. Ich bin bei Missi-
Die großen Missionsprokuren (Bonn, Brüssel,
onsstationen ohne Strom, ohne Telefonverbindung, Madrid, New Rochelle und Turin) sind im vergan-
ohne Postdienst und ohne auch nur einfachste Ver- genen Jahrhundert dank dem Einfallsreichtum ei-
kehrsmittel gewesen. Die Missionsstation mit der niger Mitbrüder entstanden, die die Möglichkeit,
Kirche und der Schule ist tatsächlich einziger Be- die Suche nach und den Kontakt mit Wohltätern
zugspunkt für die Bevölkerung, für Zusam- ausweiteten und auch effektiver gestalteten. Die ty-
menkünfte, für den gemeinsamen Ausdruck der pisch salesianische Kreativität und die Impulse
kulturellen Identität der verschiedenen Stämme, von mehreren Generaloberen haben nach und
oder um den Kindern und Jugendlichen konkreten nach dazu geführt, dass sie sich zu effizienten
Raum zum Wachsen und Reifen zu bieten und den Strukturen konsolidierten, denen es gelingt, den
Grund zu legen für ihre Zukunftshoffnungen. All Wunsch nach solidarischem Handeln, der in vielen
dies erfordert materielle Ressourcen, in großem Menschen lebt, auch zu kanalisieren.
16

2.7 Page 17

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SEPT.-OKT. 2002
Dank der Sammlung an Geldern und Material
durch die Missionsprokuren ist es in den 80er Jah-
ren des vergangenen Jahrhunderts möglich gewe-
sen, das Projekt Afrika zu verwirklichen, in Zu-
sammenarbeit mit verschiedenen Provinzen in der
Welt, die entweder salesianisches Personal oder
Hilfsgüter zur Verfügung gestellt haben. Und die
missionarische Front bleibt lebendig, gerade weil es
immer jemanden gibt, der aus dem Glauben und
mit Hingabe daran denkt, dass in der Heilsökono-
mie auch materielle Mittel notwendig sind, damit
die Frohbotschaft zu allen gelangen kann.
Beim Planen der eigenen Weiterentwicklung
und bei der Konsolidierung ihrer Werke hat der
Kongregation die reiche Verfügbarkeit von Mitteln,
die die Vorsehung uns anvertraut hat, sehr zum
Vorteil gereicht. Aber das Bemühen ging und geht
weiterhin in eine zweifache Richtung. Einerseits
muss, wie weiter oben bereits betont, die missio-
narische Animation mit den Mitteln aufrechter-
halten werden, die es vor Ort nicht gibt. Das ist
die Strategie der Missionsprokuren und all derje-
nigen Initiativen, die sich auf verschiedenem Ni-
veau und in unterschiedlichen Ausmaßen als Ziel
vornehmen, die Missionsstationen, die Missionare
und die salesianische Zentralstelle mit den not-
wendigen finanziellen Mitteln zu versorgen.
Andererseits und ebenso stark ist der Wunsch,
keine totale ökonomische Abhängigkeit von Quel-
len außerhalb entstehen zu lassen, von Hilfen oder
von dem, was sich aus bereits von verschiedenen
Stellen finanzierten Projekten ergeben könnte. Es
ist wichtig, die Situation vor Ort anzuregen, die ein-
zelnen Missionsstellen, und vor allem die Provinz-
struktur, Initiativen in Gang zu setzen, die auch die
internen Ressourcen und Verfügbarkeiten bean-
spruchen, so klein und relativ sie auch sein mögen.
Es ist dann herauszufinden, wer in der Gegend, im
Land oder in der Nation einen Beitrag leisten kann,
und vor allem sind die Menschein einzubeziehen,
die die fehlenden Mittel durch ihre tatsächliche Mit-
arbeit, durch Einsatz von Arbeitskräften, durch Be-
reitstellen von Energie und Zeit ausgleichen und er-
gänzen, damit Initiativen vollendet werden können,
die allen zum Vorteil sind. Dieses Vorgehen trägt be-
reits Früchte insofern, als viele Missionsprovinzen
ein „Entwicklungsbüro” eingerichtet haben, eine
Stelle, die verantwortlich ist für anstehende Pro-
jekte. An manchen Orten ist es wirklich bewegend
zu sehen, wie Jugendliche und Erwachsene, die
kein Geld geben können, der Mission zum Wohle
aller ihre Zeit und ihre Kraft zur Verfügung stellen.
Bei einem meiner vielen Besuche bei den abge-
legenen Missionsposten in Assam, Indien, sah ich
eines Tages eine größere Gruppe von Männern und
Frauen, die auf den Reisfeldern der Mission arbei-
teten. Der Pfarrer, ein junger Salesianer, erklärte
mir, es handele sich hier um Leute aus der Pfarrei,
die hier einen ganzen Arbeitstag zum Wohl der Ge-
meinde zur Verfügung stellten. Das hat mich be-
wegt, und ich dachte, dass hier die Großherzigkeit
der Wohltäter in der Ferne eine ideale Verbindung
und Ergänzung gefunden hat mit der tiefen Solida-
rität dieser armen Leute, die kein Geld geben konn-
ten – zwei sich ergänzende Seiten der Vorsehung,
die, wie schon bei Don Bosco, auch weiterhin denen
beisteht, die den Armen die Frohbotschaft von der
Befreiung verkünden.
R
FOCUS/Brennpunkt 8
Denen dienen, die es am dringendsten brauchen
– eine charismatische Pflich
Salesianische missionarische Einrichtungen in der Nachfolge Don Boscos
von Renato Butera
D en Söhnen Don Boscos werden viele typische Ei-
genschaften zugeschrieben, die Johannes Bosco,
den Heiligen und den Menschen, widerspiegeln:
Er hat seinen Mut und seinen Unternehmungsgeist in den
Dienst Christi und Seiner Kirche gestellt, für die jungen
Menschen und für die Gesellschaft, in der sie leben.
Die Geschichte dieses Priesters aus dem Piemont des 19.
Jhdts. illustriert eindrucksvoll sein soziales und missionari-
sches Engagement, das immer geprägt war von den evange-
lischen Werten des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe.
Im Buch des Lebens dieses Mannes wird seine Person fast
verdeckt von dem, was er geschafft und geschaffen hat: ei-
ne ungeheure Kette, geformt aus Solidarität und Leiden-
schaft für die Jugend, und umgesetzt in Dienstleistungen,
Strukturen, Organisationen, Schulen, Häuser, Werkstätten,
Oratorien, Berufsbildungszentren, Prototypen von Lehrver-
trägen, Verlagswesen, Freizeitangeboten, Jugendverbänden,
Hilfswerken usw. – eine schier endlose Liste von Diensten,
begonnen an jenem bekannten 8. Dezember 1842, als das
Wort Oratorium auf das noch weiße Blatt der Geschichte der
Salesianerwerke geschrieben wurde.
Diese Liste wird auch heute noch erweitert. Die auf den
Glauben gegründete und in der Liebe lebendig werdende
Hoffnung hat sich auf alle fünf Kontinente in 130 Nationen
ausgeweitet durch die Arbeit von etwa 16.900 Salesianern,
und ebenso von fast unzähligen Mitarbeitern, die sich Don
Boscos Art zu eigen gemacht haben, das Evangelium im
Geist der Seligpreisungen zu leben, und vor allem im Geist
der Liebe, die sieht, was nötig ist und sich konkret und
großherzig verfügbar macht. Söhne eines Heiligen wie Don
Bosco zu sein hat in die DNA vieler seiner Salesianer die
Elemente übertragen, die ihn kreativ machten, unterneh-
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2.8 Page 18

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MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
mungslustig, verwegen, träumerisch – und sehr konkret,
denn konkret war das oder wurde es, was er erahnte, er-
hoffte, erträumte und plante.
Viele Anekdoten schreiben ihm eine „heilige Habsucht“
zu wegen dem, was er dann für seine Jungen verwandte.
„Göttliche Vorsehung“ – das hieß für ihn, sich bis zur Er-
schöpfung aufzureiben, zu mühen und anzustrengen, um
sie für sich „einzuspannen“, bis er, vor seinem Tod, nur
noch wie ein abgenutztes Kleid war. „Selbst den letzten
Atemzug“, seine letzte Anstrengung verbrauchte er für sei-
ne Jungen – ein Versprechen, das er sein ganzes Leben lang
gehalten hat, unbeirrbar und ohne Zögern.
Manchmal kann von den Salesianern der Eindruck ent-
stehen, sie würden fast krampfhaft auf der Suche sein nach
Geldmitteln und Eigentum. Wenn das so stimmt, dann ist
Andererseits besteht die Arbeit dieser Institutionen nicht
bloß darin, materielle Hilfen zu beschaffen, Projekte zur
unerlässlichen menschlichen Förderung bei den entspre-
chenden Stellen zu präsentieren, die Missionsstationen und
überhaupt das Missionswerk in seinen verschiedenen For-
men zu unterstützen. Sie fördern ebenso die missionarische
Animation in den Ländern der „ersten Evangelisierung“;
sie leisten Bildungsarbeit, um missionarische Sensibilität
und Mentalität zu schaffen; sie erziehen hin zur gerechten
Verteilung der Güter; sie animieren zum Einsatz als Vo-
lontäre; im kleinen wie im großen Rahmen versuchen sie,
Kreativität für Projekte zu wecken und zu fördern; sie neh-
men Einfluss auf die Entwicklungspolitik der Regierungen
und der regionalen Verwaltungen, sowohl auf nationaler
wie auf internationaler Ebene; sie arbeiten dafür, Solida-
Manchmal kann von den Salesianern der Eindruck entstehen,
sie würden fast krampfhaft auf der Suche sein nach Geldmitteln und Eigentum.
Wenn das so stimmt, dann ist aber auch richtig,
dass sie sich nie für sich selbst darum bemühen,
sondern für die jungen Menschen in aller Welt,
vor allem für die ärmsten unter ihnen, für die,
die von den kleinen und den großen Institutionen im Stich gelassen werden,
für die, die nach den Gesetzen der Wirtschaft „unproduktiv“ sind.
aber auch richtig, dass sie sich nie für sich selbst darum
bemühen, sondern für die jungen Menschen in aller Welt,
vor allem für die ärmsten unter ihnen, für die, die von den
kleinen und den großen Institutionen im Stich gelassen
werden, für die, die nach den Gesetzen der Wirtschaft
„unproduktiv“ sind.
Das Ziel ist ihre Förderung durch Erziehung und Evan-
gelisierung. Aus allen jungen Menschen „ehrbare Bürger
und gute Christen“ zu machen – Herzensanliegen Don
Boscos und jedes Salesianers – ist die Existenzgrundlage
der Kongregation, der Motor, der das Engagement und das
Mühen aller Salesianer und ebenso aller Laien antreibt, die
den Lebensstil Don Boscos gewählt haben.
Auf diesem Fundament stehen alle Strukturen, die sich
der Realisierung der salesianischen Sendung widmen. Mis-
sionsprokuren, NGO, Projektbüros, Entwicklungsbüros,
Vereine für Volontariat, Aktionen zur Sensibilisierung und
zu Wohltätigkeitszwecken – hinter all dem steht eine ein-
zige Organisation, der das Wohl der armen Jugend in allen
fünf Kontinenten der Erde am Herzen liegt. Sie sind keine
„Geldbeschaffungsmaschinen“, oder zumindest nicht nur
dies, sondern sie organisieren die Solidarität und die sale-
sianische Missionshilfe, die in jedem Winkel der Erde im
Einsatz ist. Es stimmt zwar, dass diese Institutionen erfol-
greich enorme Geldbeträge bei der Erarbeitung, Leitung
und Verwirklichung der Projekte verwalten und investie-
ren; aber man darf nicht vergessen, dass auch die Not, in
der die Masse der Armen lebt und die erreicht werden müs-
sten, aber eben nicht erreicht werden, jede Vorstellung
übersteigt. Nichts ist je genug. Alle Wohltätigkeit ist wie
eine Reihe von Bächen und kleinen Flüssen in einer end-
losen Wüste von Armut und Not.
rität zu leben und nicht nur Almosen zu geben. Diese sale-
sianischen Hilfs- und Missionseinrichtungen haben keine
eigenen Fonds, sie sammeln kein Geld, um es einzubehal-
ten und zu investieren, wie etwa eine Bank. Sie arbeiten als
Vermittler zwischen denen, die finanzielle Hilfe für ein
soziales und christliches Entwicklungsprojekt brauchen,
und den Regierungs- und Finanzinstitutionen, die es öko-
nomisch unterstützen können. Dazu beraten sie und helfen
bei der Realisierung von Projekten, zeigen auf, wohin man
sich wenden kann.
Zweifelsohne hat die Arbeit der Prokuren, der NGO
und anderer salesianischer Institutionen zur Verbreitung
der Kongregation auf den verschiedenen Kontinenten bei-
getragen und vor allem ungezählten Menschen geholfen,
wieder Lebensmut zu schöpfen.
Alle, die in diesem Bereich arbeiten, und die Missio-
nare ganz allgemein, sind echte Pioniere, mutige Söhne
und Töchter Don Boscos, die sich auf seinen kühnen Un-
ternehmungsgeist eingelassen haben und dies auch weiter-
hin tun. So ist eine beachtliche Zahl an fachgemäßen und
solidarischen sozialen Entwicklungsprojekten realisiert
worden. Zudem verstehen sich diese Institutionen mittler-
weile als Netzwerk und arbeiten so noch wirksamer an der
Aufgabe der menschlichen Förderung. Es ist wichtig und
notwendig, diese Organisationen wirklich zu kennen und
sie nicht nur ganz allgemein und von außen zu beurteilen,
damit sie mit noch mehr Energie für die missionarische
Solidarität arbeiten können.
Ihre Arbeit ist ja im Grunde Bestandteil des einen sale-
sianischen Ganzen, das in besonderer Weise für die Jugend
in aller Welt und für die Ärmsten charismatisch da sein und
arbeiten will.
R
18

2.9 Page 19

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SEPT.-OKT. 2002
FOCUS/Erfahrung
Typologie praktischer
Maßnahmen einer salesianischen Missionsprokur.
Das Beispiel Turin
EINLEITUNG
Die Missionsprokur der Salesianer in Turin lei-
stet den Missionaren eine wichtige Hilfestellung
bei der Verwirklichung von Projekten, die von Fall
zu Fall auf Grund des Bedarfs und der Not in den
verschiedenen Ländern eingereicht werden. Da-
bei handelt es sich um eine sehr komplexe Arbeit,
die in zwei großen Abschnitten abläuft, die wie-
derum untergeteilt werden können.
Der erste Abschnitt besteht in der Prüfung der
Projekte in folgenden Schritten: Eingang der An-
träge, die von den Missionaren gestellt werden;
Studium und Analyse der Projekte im Dialog mit
den Missionaren, um ihre Bedürfnisse und die Er-
fordernisse voll und ganz zu verstehen, und um
Alternativen auch finanzieller Art zu erarbeiten;
Endredaktion der Dokumentation und Approba-
tion; Ortsbesichtigung, falls möglich, um die Si-
tuation und den Bedarf der Mission in Augen-
schein zu nehmen.
Der zweite Abschnitt besteht in der prakti-
schen Durchführung der Maßnahme. Dabei sind
folgende Schritte vorgesehen: Auftreiben und Zu-
sammenholen von Material und eventueller Ma-
schinen, Werkzeugen usw., die für das Projekt
benötigt werden. Dieser Schritt beinhaltet auch
die umfassende Überprüfung der besorgten Ma-
schinen und Werkzeuge, auch mit Blick auf das
Training und den andauernden Austausch mit
den Missionaren vor Ort. Dann der Versand des
Materials und der Maschinen, ausgestattet mit ei-
nem kompletten Set an Ersatzteilen und Werk-
zeugen einschließlich aller Gebrauchsanweisun-
gen. Hilfe bei der Montage. Diese Phase dauert
unterschiedlich lang und hängt vom jeweiligen
Bedarf ab.
Ein konkreter Fall
Der Bau des Aspirantats in Luanda, Angola,
kann uns helfen, die Erarbeitung und Durch-
führung eines Projekts in den verschiedenen
Schritten zu verstehen. Die Salesianermissionare
in Luanda hatten die Hilfe und Unterstützung der
salesianischen Missionsprokur in Turin erbeten.
1. Prüfung des Projekts
Die Missionare in Luanda sind nach Turin zur
Prokur gekommen, um das beabsichtigte Projekt
anhand von Plänen und Zeichnungen zu erläu-
tern. Nachdem der Antrag grundsätzlich bewilligt
war, begann die Analyse und das Studium des
Vorhabens. Bei der Beratung mit einigen Ge-
schäftsleuten und den Missionaren selbst standen
also die Erfahrung und Professionalität effizien-
ter Mitarbeiter zur Verfügung, die bereit waren,
ihre Kompetenz umfassend und unentgeltlich in
den Dienst an den Bedürfnissen und Notwendig-
keiten der Menschen in Not zu stellen. Diese Pha-
se dauerte recht lange, da es von grundlegender
Wichtigkeit war, die klimatischen und die Le-
bensbedingungen im Land zu berücksichtigen,
und dazu einen möglichst geringen Kostenauf-
wand mit der Entscheidung für Qualitätsmaterial
zu verbinden.
EDITORIAL
(Fortsetzung von S.2)
Die Ausgabe, der anderes, vom Dikasterium für
die Missionen bereitgestelltes Informationsmaterial
für die Animation des Tages der Salesianischen Mis-
sionen beiliegt, enthält einige wertvolle Beiträge, die
sich intensiver mit der Wichtigkeit der missionari-
schen und sozialen Politik der Kongregation Don Bos-
cos beschäftigen. So kommt der Generalobere Don
Chávez zu Wort, der zu einer immer engeren Zu-
sammenarbeit dieser Organisationen im Namen der
solidarischen Nächstenliebe ermutigt; Don Ferdinan-
do Colombo, Nationalbeauftragter im salesianischen
Italien (CISI, d.h. italienische Provinzenkonferenz) für
die missionarische Animation, über die Erziehung zur
Solidarität als Beitrag zum ganzheitlichen Wachsen
und Reifen der Jugend; Don Francis Alencherry, Ge-
neralrat für die Missionen, mit einem Interview über
das salesianische Engagement bei der Evangelisie-
rung sowie der sozialen und menschlichen Förde-
rung, das es jeden Tag umzusetzen und wirksam zu
machen gilt; Don Gianni Mazzali, Generalökonom,
über den Zusammenhang von Ökonomie und mis-
sionarischer Animation; die Missionsprokur in Turin,
die ihre Erfahrung in Bezug auf die Typologie ihrer
Maßnahmen zur Verwirklichung von Projekten zur
Unterstützung der Missionsarbeit weitergibt.
Nach unserem Eindruck eine interessante Ausga-
be, zumindest deshalb, weil sie uns bekannt macht
mit einer nicht immer bekannten Welt, so wie sie wirk-
lich ist. Aber das ist ein Urteil, das nicht wir abgeben
können und dürfen. Es bleibt der Dienst an der Kon-
gregation Don Boscos und die Erfahrung der Zusam-
menarbeit – auf der Ebene der Informationen – mit
einem der Dikasterien auf der Leitungsebene, die wir
hoffentlich auch mit anderen Organen der salesiani-
schen Welt werden anbieten können.
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Die Redaktion
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ANSMAG
MISSIONSPROKUREN UND SOLIDARITÄT
SEPT.-OKT. 2002
2. Die konkrete Maßnahme
Nachdem die Vorgehensweise geklärt war,
kehrten die Salesianer nach Angola zurück. Dann
begann die eigentliche Phase der Projektrealisie-
rung, die auf zwei Seiten, nämlich in Italien und in
Angola, gemeinsames und koordiniertes Vorgehen
in voller Zusammenarbeit erforderlich machte.
Zu leisten war: die Bearbeitung der Unterlagen,
damit sie „antragsfähig” waren, denn die anfangs
vorgelegten waren nur Entwürfe und Skizzen, die
nun in Form zu bringen waren, damit ein Projekt
stand, das die Salesianer offiziell vor Ort bei den
zuständigen Behörden einreichen konnten, die
dann auch alle benötigten Genehmigungen erteil-
ten; Bestellung und Lieferung der Maschinen und
Einrichtungen, die für die eigentliche Konstrukti-
on notwendig waren. Angesichts der sozialen und
wirtschaftlichen Situation in Angola, wo die weni-
gen vorhandenen Materialien preislich uner-
schwinglich sind, standen die Missionare vor der
Notwendigkeit, sich selbst das elementarste Ma-
terial liefern lassen zu müssen. Sie hatten Bedarf
an wirklich allem: vom Baufahrzeug zum Beton-
mischer, von der Werkzeug- und Ersatzteilkiste
zum Schweißgerät, und von Stromgeneratoren bis
zum Kleinmaterial wie Draht, Drahtschere usw.
Dann Vorbereitung und Lieferung des Baumateri-
als. Diese Phase war sehr komplex und erforder-
te eine weitgehende und intensive Zusammenar-
beit auf Distanz mit den Missionaren vor Ort.
Während in Italien das notwendige Grundmateri-
al bereitgestellt und zum Versand vorbereitet wur-
de – Zargen, Türen, Stahlteile, Fenster usw. –, be-
gannen in Luanda die Salesianer mit dem Bau der
Fundamente und Mauern.
Heute ist das Projekt fast fertiggestellt und
macht Fortschritte, wobei der Dialog weitergeht
und zur beiderseitigen Zufriedenheit verläuft; so
können von Mal zu Mal die auftretenden kleineren
oder größeren Schwierigkeiten gelöst werden. In
diesem Sinn haben eine entscheidende Rolle die
Bezugspersonen vor Ort und in Italien gespielt, an
die man sich jederzeit und in jedem Bedarfsfall
wenden kann.
Schluss
Der hier beschriebene Ablauf ist natürlich
übertragbar und anwendbar auf die verschiede-
nen sozioökonomischen Situationen und auf den
Stand des Fortschritts in den einzelnen Ländern.
Insbesondere sollte mit dem Beispiel des Baues
des Aspirantats in Angola der spezielle Fall eines
Landes vorgestellt werden, das in großen Schwie-
rigkeiten lebt, auch auf Grund des äußerst nied-
rigen Niveaus der sozioökonomischen Entwick-
lung. Aus diesem Grund ist die Phase des direk-
ten Kontakts mit den Salesianern, die vor Ort
arbeiten, von ausschlaggebender Wichtigkeit. R
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