Don Bosco Magazin 2/2013

B 7243 F Deutschland Ausgabe März / April


2/2013


Kirche im Umbruch


Wege der
Erneuerung?


Thema
Die Zeichen der
Zeit erkennen


Weltweit
Südsudan:
Don Bosco
macht Schule


Don Bosco
Der Fahrer
des Heiligen


Die christliche Zeitschrift
für die ganze Familie




IM BlIcKpUnKT


4 nachrichten aus Kirche und Welt


5 Tragen Waffenlieferungen zur Stabilisierung
von Konfliktregionen bei?
Eine Frage an den Konfliktforscher Dr. Bernhard Moltmann


ThEMA


6 Die Zeichen der Zeit erkennen
Wie sieht es heute in der katholischen Kirche aus?
Ein Besuch in Gemeinden und Gotteshäusern.


FAMIlIE


14 „Ich bin stark!“
Wie Kinder lernen, mit ihrer Angst und Wut umzugehen


18 Kolumne
Pink und Türkis machen glücklich –
Kolumne von Gesa Rensmann


19 hier und dort
Meine Erstkommunion


20 Mittendrin
Luft zum Atmen


Don BoSco


22 Brücken bauen für Bildung
Eine Schulpartnerschaft zwischen Rostock und dem
Südsudan


26 Im Brennpunkt
Mali: Die Verlierer des Krieges


28 Der Fahrer des heiligen
Madagaskar, Uruguay, Deutschland – Mino Vezzoli
transportiert die Don Bosco Statue quer durch die Welt.


BUnTES


34 post aus Rom


35 Ratgeber
Sie fragen, unsere Experten antworten.


36 Kinderseite
Was passiert nach dem Rücktritt des Papstes?
Wie funktioniert die Papstwahl? Tobi und Steffi haben sich
schlau gemacht.


38 preisrätsel
Mitmachen und gewinnen!


39 Impressum


Erneuerung gefragt: Die katholische Kirche in Deutschland
steckt in einer Umbruchsituation. Darauf reagieren die Bistümer
mit Umnutzungen, Zusammenlegungen – und sogar Neubauten.


nein, ich will das nicht: In Kursen des Vereins Cool Strong Kids
lernen Schulkinder, sich gegen Gewalt zu wehren, und mit ihren
Aggressionen und Ängsten umzugehen.


6 14


2 DonBoScomagazin 2/2013


Inhalt 2/2013




Heinrich Heine hat in seinem 1844


erschienenen Zyklus „Zeitstücke“ sein


berühmtes Gedicht „Nachtgedanken“


veröffentlicht. Vielen sind die ersten


beiden Zeilen bekannt: „Denk ich an


Deutschland in der Nacht,/dann bin


ich um den Schlaf gebracht.“ Gerne


wird dieses Zitat verwendet, wenn es um Beschreibungen


von Ereignissen oder Entwicklungen geht, die einen persön-


lich treffen, denen man vielleicht sogar hilflos ausgeliefert


zu sein scheint. Und Heine selbst unterstreicht dieses Gefühl


wenn er fortführt: „Ich kann nicht mehr die Augen schließen


/ und meine heißen Tränen fließen.“


Wer sich in ähnlicher Situation befindet, lässt sich umso


tiefer ansprechen von diesen Zeilen. Wenn ich sie heute


bemühe, dann resultiert dies aus der derzeitigen Wahrneh-


mung der Situation unserer Kirche in unserer Gesellschaft.


Krisengeschüttelt erscheint sie in den Medien, für viele –


auch Katholiken – längst nicht mehr in der Lage, sich den


Nöten und Ängsten der Menschen zu stellen. Zu viele Pannen


belasten ihr Erscheinungsbild und provozieren mehr und


mehr ein distanziertes Verhalten. Mich trifft das und lässt


mich unruhig werden.


Andererseits erlebe ich Kirche vor Ort auch anders. Nach wie


vor suchen Menschen den Kontakt zu Seelsorgern, um in den


Fragen ihres Lebens Antworten zu finden. Sie suchen nach


Orten, die gemeinschaftsbildend sind für viele Gruppen und


eine gewisse Form von Heimat vermitteln. Sie halten in den


Situationen ihrer Lebenswenden Ausschau nach Menschen,


die sie authentisch erleben, die ihre eigene Glaubenshaltung


kundtun. Eine Gemeinde, die in der Lage ist, vielen Gruppen


Heimat zu geben und gemeinsam Gott feiert – das ist nach


wie vor notwendig und macht froh!


Vielleicht sollten wir darüber mehr reden, um das Bild


unserer Kirche anders zu vermitteln.


Ihr


P. Alfons Friedrich SDB, Chefredakteur


Liebe Leserin, lieber Leser!


Für Pater Josef Grünner (li.) hat dieses Foto eine besondere
Bedeutung. Der Provinzial der Salesianer in Deutschland traf
Papst Benedikt XVI. zusammen mit dem Generaloberen Don
Chávez (Mitte) 2008 bei einer Audienz in Rom. „Grüßen Sie
alle Mitbrüder und die Don Bosco Familie in meiner Hei-
mat“, ließ der Heilige Vater damals ausrichten. Die Nachricht
vom Amtsverzicht des Papstes überraschte uns am Tag
der Druckfreigabe des Magazins. Grund genug, dieses Foto
im Archiv „auszugraben“. Wie funktioniert eigentlich eine
Papstwahl? Lesen Sie mehr auf unserer Kinderseite (S. 36/37).


„Der Bürgerkrieg ist noch
überall spürbar.“ Seite 25


Das Eis war schnell gebrochen: Unsere Autorin Agathe
Lukassek arbeitete längere Zeit als Redakteurin in Rom, und
so konnte sie sich – ganz ohne Dolmetscher – mit Giacomo
„Mino“ Vezzoli über italienischen „Caffè“ oder Iveco-Trans-
porter unterhalten. 20 dieser Kleintransporter haben Mino
und die anderen Fahrer der Don-Bosco-Statue auf ihrer
Welttour Menschen in Entwicklungsländern überlassen.


DonBoScomagazin 2/2013 3


Inhalt




Neuer UNESCO-Lehrstuhl
für Welterbe


Speyerer Dom, Wartburg, Wattenmeer –


37 Denkmäler in Deutschland sind auf der


Welterbeliste der UNESCO verzeichnet. Wel-


che Maßnahmen müssen ergriffen werden,


um ihren Erhalt zu sichern? Mit dieser Frage


wird sich in Zukunft Kunibert Wachten befas-


sen. Seit Kurzem leitet der Architekt und


Stadtplaner den UNESCO-Lehrstuhl für


Stadt- und Kulturlandschaften im Welterbe


an der Rheinisch-Westfälischen Technischen


Hochschule Aachen (RWTH). Seit rund


20 Jahren hat die UNESCO ein Lehrstuhl-


programm mit 750 „UNESCO-Chairs“ in


134 Ländern. In Deutschland gibt es derzeit


neun Lehrstühle, etwa für Menschenrechte,


kulturelle Bildung oder Meeresgeologie.


Studie zu Leben und Glauben
deutscher Katholiken
Wie leben Katholiken in Deutschland? Was glauben sie? Was er-
warten sie von der Kirchenleitung in Rom? Diese und andere Fra-
gen haben das Heidelberger Marktforschungsinstitut „Sinus“
und das kirchliche Beratungsunternehmen „Medien-Dienstleis-
tungsgesellschaft“ (MDG) in einer Studie untersucht.
Für die Studie haben die Forscher je zehn Katholiken aus zehn
gesellschaftlichen Milieus in Deutschland befragt. Es ist die erste
umfassende Erhebung über die Lage der katholischen Kirche
nach der Debatte über die Missbrauchsskandale.
Das Ergebnis der aktuellen Befragungen: Viele Katholiken sind
darüber enttäuscht, wie das kirchliche Leitungspersonal mit den
Vorfällen umging. Selbst in den traditionell kirchennahen Milieus
habe die ungenügende Aufarbeitung des Skandals Katholiken
verunsichert, so die Sozialforscher. Durch die Missbrauchsfälle
hat die Kirche einen enormen Imageschaden erlitten; im Unter-
schied zu früheren Erhebungen wird die katholische Kirche von
vielen Mitgliedern inzwischen quer durch alle Lebenswelten kri-
tisch gesehen.
Trotz aller Kritik zeigt die Studie auch eine positive Erwartungs-
haltung der Katholiken ihrer Kirche gegenüber. Milieuübergrei-
fend hohes Ansehen genießt demnach ihr soziales Engagement.
Die Zehn Gebote und Nächstenliebe würden als wichtige Werte
betrachtet. Außerdem sei der Wunsch nach seelsorglicher Beglei-
tung und spiritueller Orientierung stark.
Auftraggeber der aktuellen Studie waren mehrere katholische
Hilfswerke und Dienstleister, darunter das Militärbischofsamt
und das Münchner Ordinariat.
Weitere Informationen zur Sinus-Studie finden Sie auf unserer
Internetseite www.donbosco-magazin.de
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christen gibt es weltweit. Die hälfte
davon sind Katholiken. Insgesamt
gehören laut einer Studie des US-
Meinungsforschungsinstituts pew


Research centers 5,8 Milliarden
Menschen – und somit 84 prozent


der Weltbevölkerung –
einer Religion an.


2,2
Milliarden


4 DonBoScomagazin 2/2013




Gleiches Recht auf Bildung
„Chancen für Kinder!“ – so lautet das Motto zum Weltkindertag 2013
von UNICEF Deutschland und dem Deutschen Kinderhilfswerk. Damit
möchten die beiden Organisationen das Recht der Kinder auf Chancen-
gleichheit im Bildungssystem in den Mittelpunkt rücken. „Das deutsche
Bildungssystem hat in puncto Chancengleichheit dringenden Nachhol-
bedarf. Noch immer wird nach sozialen Kriterien selektiert. Mädchen
und Jungen aus armen Familien und Kinder mit Migrationshintergrund
werden benachteiligt“, sagt Anne Lütker, Vorstandsmitglied von
UNICEF. Zum Weltkindertag am 20. September machen bundesweit
unterschiedliche Initiativen auf die Kinderrechte aufmerksam.
Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite
www.weltkindertag.de


Im deutschen Bildungssystem werden laut
UnIcEF Kinder aus ärmeren Familien oder mit
Migrationshintergrund oft benachteiligt.


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Auch für die deutsche Politik gilt, dass Waffenexporte
Ausweis für das friedliche Außenverhalten einer Demo-
kratie sind. Bei den zur Diskussion stehenden Waffen-
lieferungen an nordafrikanische und arabische Staaten
fehlt die Begründung, dass sie den Kriterien genügen.
Waffen sind langlebige Güter. Bei ihrer Weitergabe ist
nicht absehbar, in wessen Hände sie einmal geraten
und zu welchem Zweck und gegen wen sie in Zukunft
eingesetzt werden. Einem nachhaltigen Frieden die-
nen Rüstungsexporte nicht. Die Hoffnung auf Stabilität
bleibt trügerisch.


Trägt die Lieferung von Waffen und Panzern – wie die Bundesregierung
argumentiert – zur Stabilisierung in Konfliktregionen bei?


Waffen sind Mittel, um Gewalt anzudrohen oder aus-
zuüben. Gewalt ist aber das schlimmste Übel für
Menschen und Gesellschaften. Auch Rüstungstransfers
fallen unter das Verdikt des Gewaltverbots.


Wenn dagegen verstoßen wird, steht der nachweis
an, ob ...
... Rüstungstransfers tatsächlich der Sicherheit von
Menschen und Gesellschaften dienen. Kann die Sicher-
heit auch mit anderen Mitteln erreicht werden?
... Rüstungstransfers mit Rüstungskontrolle vereinbar
sind. Sie dürfen nicht die Gewaltneigung von Herr-
schenden befördern. Von Waffenlieferungen sollen kei-
ne neuen Bedrohungen für benachbarte Staaten und
Gesellschaften ausgehen.
... Rüstungstransfers dem Gebot des „Guten Regie-
rens“ genügen. Sie dürfen den Erwartungen von Men-
schen und Gesellschaften auf eine gerechte Lebensper-
spektive nicht im Wege stehen.


eine frage an ...


Dr. Bernhard Moltmann leitet seit 1997
die Fachgruppe „Rüstungsexporte“ der
Gemeinsamen Konferenz Kirche und Ent-
wicklung (GKKE) und ist von der GKKE in
den Beirat „Zivile Krisenprävention“ der
Bundesregierung entsandt. Seit 2007 ist
Moltmann in der hessischen Stiftung
Friedens- und Konfliktforschung (hSFK)
als Gastforscher tätig.


... DR. BERNHARD MOLTMANN


DonBoScomagazin 2/2013 5


Im Blickpunkt




Vor 50 Jahren trafen sich alle katholischen Bischöfe
weltweit zum 2. Vatikanischen Konzil in Rom, um die
Kirche auf moderne Wege zu führen. „Aggiornamento“
– „Erneuerung“ lautete der prägende Begriff dieser Zeit.
Heute befindet sich die Kirche erneut im Umbruch.
Noch dazu hat sie mit einem enormen Imageschaden
zu kämpfen: Missbrauchsdebatten, Kommunikations-
defizite und sinkende Mitgliederzahlen bestimmen
die Meinung über die katholische Kirche in Deutsch-
land. Aber ist das die ganze Wahrheit?


Unsere Redakteurin Hannah-Magdalena Pink ist
dorthin gefahren, wo Kirche zum Bestattungsort
geworden ist, hat eine Gemeinde mit 12.000 Mit-
gliedern besucht, die versuchen, zu einer Gemein-
schaft zusammenzuwachsen, und stand an der Stelle,
wo mitten in Leipzig bis Ende 2014 ein modernes
Gotteshaus für eine wachsende Gemeinde entsteht.


Nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz
sank die Zahl der Katholiken in Deutschland von
24,6 Millionen im Jahr 2010 auf 24,5 Millionen
im Jahr 2011. Damit gehören rund 30 % der Deut-
schen
der katholischen Kirche an.
Den größten Anteil an Katholiken verzeichnet das
Bistum passau. Hier gehören 90% der Menschen,
die im Bistum leben, der katholischen Kirche an.
Die wenigsten Katholiken leben im Bistum Dres-
den-Meißen
und im Bistum Magdeburg, hier sind
es jeweils nur 3% der Gesamtbevölkerung.


der Deutschen
gehören der katholi-


schen Kirche an.


30%


Die
Zeichen der Zeit
erkennen


Katholiken in Deutschland


Menschen besuchten
im Jahr 2011 Gottes-
dienste
in einer
katholischen Kirche.


3 Mio.


6 DonBoScomagazin 2/2013




Viele Katholiken stehen der Kirche heute kri-
tisch gegenüber, das zeigt eine Studie des
Marktforschungsinstitutes „Sinus“ und der
kirchlichen Mediendienstleistungsgesellschaft
(MDG). So fordern laien inzwischen offen eine
Reform kirchlicher Regeln und Dogmen.
Dazu gehören beispielsweise die Zölibatspflicht der
Priester oder der Ausschluss bestimmter Personen-
gruppen von den Sakramenten. Die deutschen Katholiken
erwarten mehr Mitsprache, trauen der Kirche aber zu,
dass sie sich verändern kann.


Mehr Mitsprache!
forderte Papst Johannes XXIII. von den Teilnehmern
des II. Vatikanischen Konzils vor 50 Jahren. In der
„Verheutigung“ sah er die Hauptaufgabe der Ver-
sammlung aller katholischen Bischöfe, die sich von
1962 bis 1965 zu mehreren Sitzungsperioden in Rom
traf. Der Gedanke des „Aggiornamento“ fand auch
Eingang in die Konzilsschrift „Lumen gentium“: „Zur
Erfüllung ihres Auftrags obliegt der Kirche allzeit die
Pflicht, nach den Zeichen der Zeit zu forschen und sie
im Licht des Evangeliums zu deuten.“


Aggiornamento!


Die herz-Jesu-Kirche
im Münchener Stadtteil
neuhausen, erbaut im Jahr
2000 vom Architekturbüro
Allmann Sattler Wappner,
gilt als modernste Kirche
Münchens. Mit 14,20 m
höhe und 18,80 m Breite
verfügt das Gotteshaus
über die größten Kirchen-
türen der Welt. Sie werden
für Veranstaltungen und
besondere Anlässe geöffnet.


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Thema




Restlos
ausgebucht


Das Erfurter Kolumbarium


8 DonBoScomagazin 2/2013




Kalt ist es an diesem Nachmittag in der Allerheiligen-kirche in Erfurt. Die Scheiben der Glasfächer im Ko-lumbarium schimmern grün im Licht. Schemenhaft sind die Urnen in einigen Fächern zu erkennen. Eine Glaswand mit eingravierten Bibelzitaten trennt die
Begräbnisstätte mit Stelen aus hellem Muschelkalk und Glas vom
rechten Teil der kleinen Kirche, der noch als Gottesdienstraum genutzt
wird.


Früher wirkte die Allerheiligenkirche recht dunkel und die Got-
tesdienste waren kaum besucht. Außerdem hatte sich Feuchtigkeit
im Mauerwerk festgesetzt und das Dach war undicht. „Die Sanierung
sollte mehr als eine Million Euro kosten“, erinnert sich Dr. Reinhard
Hauke, Diözesanadministrator des Bistums Erfurt. „Da lag es nahe,
nach weiteren Nutzungen der Kirche zu suchen.“ Von einer Reise
brachte er die Idee mit, die Allerheiligenkirche in eine Urnenbegräb-
nisstätte umzuwandeln. Rund 90 Prozent aller Bestattungen in Erfurt
sind Feuerbestattungen, deutschlandweit sind es nach Angaben des
Bundesverbandes Deutscher Bestatter e.V. etwa 50 Prozent. Das Erfur-
ter Kolumbarium ist eine Bestattungstätte für alle, egal, ob sie einer
Religion angehören oder nicht. So waren die 630 Urnenplätze bereits
zwei Monate nach Bekanntgabe, dass in der Allerheiligenkirche ein
Kolumbarium entstehen wird, vergeben.


Auch Erika Pawlowski wird einmal dort ihre letzte Ruhestätte fin-
den, in einem Vitrinenfach direkt hinter dem ihres Mannes. „Ich ver-
binde ein Heimatgefühl mit dieser Kirche“, erklärt die 65-jährige Kran-
kenschwester, die schon seit vierzig Jahren der Innenstadtgemeinde in
Erfurt angehört. Die Nähe zur vertrauten Gemeinde war aber nicht der
einzige Beweggrund für die Entscheidung der Pawlowskis, sich in der
Allerheiligenkirche beisetzen zu lassen. „Unsere Kinder leben weiter
weg. Und so brauchen sie sich später einmal keine Gedanken um die
Grabpflege machen“, sagt Erika Pawlowski.


Während draußen die Straßenbahn vorbeirumpelt, ist es im Inne-
ren der Kirche still. Im Vorraum lädt eine kleine Kniebank zum Gebet
ein. Zum Kolumbarium selbst haben nur Angehörige Zutritt. Mit einer
Chipkarte öffnet sich die Glastür. Im Vergleich zum Gottesdienstraum
nebenan wirkt der Bereich des Kolumbariums recht weitläufig. Am
Fuß der in Dreierreihen aufgestellten Stelen sind Vasen mit Blumen
aufgestellt.


Im Gottesdienstraum werden neben den Requien bei Bestattungen
ab und zu noch Werktagsgottesdienste gefeiert. Einmal im Monat gibt
es ein Totengedenken für Christen und Nichtchristen. „Mit dem Ko-
lumbarium und dem Gedenkgottesdienst halten wir den Gedanken an
Tod und Auferstehung für alle Menschen in der Stadt wach“, erklärt
Dr. Reinhard Hauke. Die Nachfrage nach einem Bestattungsplatz in
der Allerheiligenkirche war so groß, dass nun in der Magdalenenka-
pelle, ebenfalls in der Innenstadt von Erfurt gelegen, noch ein zweites
Kolumbarium mit 420 Plätzen entsteht. Im Herbst soll es fertig sein.


Erika Pawlowski gefällt der Gedanke, auch nach dem Tod noch
indirekt in den Trubel der Altstadt eingebunden zu sein. Meistens
kommt sie nach der Arbeit vorbei, denn die Allerheiligenkirche liegt
auf ihrem Heimweg. „So muss ich nicht raus auf den Friedhof, und
mein Mann ist immer noch in meiner Nähe“, sagt sie und lächelt.


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katholische Taufen


Insgesamt gab es in
Deutschland 2011:


katholische Bestattungen


169.000


247.700


Thema




Kräftige Orgelmusik schallt durch die Kir-che, als der neue Bischofsvikar des Erz-bistums München und Freising, Rupert Graf zu Stolberg, mit zehn Konzelebran-ten und über 20 Messdienern in einer
Prozession zum Altar zieht. Mit einem großen Festgottes-
dienst Anfang Januar wurden drei Gemeinden im Mün-
chener Stadtteil Haidhausen zu einem Pfarrverband zu-
sammengelegt: St. Johann Baptist mit der größten Kirche
des Stadtteils, die kleinere Gemeinde St. Elisabeth und St.
Wolfgang, die seit 1945 durch die Salesianer Don Boscos
mitbetreut wird.


Wie in München werden in den nächsten zehn Jahren
in vielen deutschen Bistümern im Rahmen von Struktur-
reformen aus kleineren Pfarreien neue Großgemeinden
entstehen. Seit 1990 ist die Zahl der Pfarrgemeinden in
Deutschland um über 14 Prozent gesunken. Damals gab
es nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz rund
13.300 Pfarreien mit insgesamt 28,2 Millionen Katholiken.
Im Jahr 2011 waren es noch etwa 11.400 Pfarrgemeinden
mit 24,5 Katholiken deutschlandweit. Mit den Zusam-
menlegungen reagieren die Bistümer auf „den Rückgang


volkskirchlicher Gegebenheiten, den Priestermangel, die
Vergrößerung von Lebensräumen und die Differenzie-
rung der Gesellschaft in unterschiedliche Milieus“, wie
es in der Strukturplanung „Dem Glauben Zukunft geben“
des Erzbistums München und Freising heißt.


Im Münchener Stadtteil Haidhausen macht sich vor
allem ein gesellschaftlicher Wechsel im Gemeindeleben
bemerkbar. Im Jahr 1905 lebten hier überwiegend Hand-
werker und Arbeiter. Damals zählte der Stadtteil nahe der
Münchener Innenstadt etwa 58.000 Katholiken. Heute
wohnen hier noch rund 12.000 katholische Christen. „Wir
beobachten seit Jahren eine starke Akademisierung des
Viertels, und es ziehen mittlerweile sehr viele junge Fami-
lien nach Haidhausen“, berichtet Salesianerpater Alfons
Friedrich. Als Pfarradministrator des neuen Pfarrverban-
des muss er nun die Balance finden zwischen den alt-
eingesessenen Gemeindemitgliedern, die ihre Pfarrei als
Heimat erleben, und den neu Zugezogenen. Mit P. Fried-
rich kümmern sich zwei Kapläne, ein Gemeindereferent
und die Leiterin der Kindertagesstätte der Pfarrei St. Wolf-
gang um die Menschen in der Großgemeinde. Dazu kom-
men viele ehrenamtlich engagierte Gemeindemitglieder.


„Wir müssen
inhaltlich bauen“


Der Münchener
Pfarrverband Haidhausen


10 DonBoScomagazin 2/2013




Die Reaktionen auf die Zusammenlegun-
gen waren anfangs geteilt. Die alteingesesse-
nen Haidhauser wollten die Unabhängigkeit
ihrer Gemeinde bewahren. „Die Menschen
hatten Angst, dass es in ‚ihrer‘ Kirche kaum
noch Gottesdienste geben würde“, sagt der
Salesianerpater. Zwar findet am Samstag-
abend nur noch eine Messe statt, aber in jeder
der drei Kirchen wird sonntags weiterhin das
Hochamt gefeiert.


„In Zukunft müssen wir schauen, welche
Bedürfnisse die Menschen in unserer Gemein-
de haben. Kinderkirche und Tageszeitengebete
wie die Vesper sind Gottesdienstformen, die
viel Anklang finden“, erklärt Pfarradministra-
tor P. Friedrich. Es ist ihm wichtig, die Vielfalt
des katholischen Lebens im Viertel zu pflegen.
„Unsere Aufgabe als Priester dabei ist es, die
Menschen zu begleiten und Gemeinschaft zu
stiften zwischen denen, die gemeinsame In-
teressen haben. Wir müssen heute inhaltlich
bauen.“


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2011 gab es in Deutschland:1990 gab es in Deutschland:


13.300
pfarrgemeinden mit


Katholiken


28 Mio.
Katholiken


24,5 Mio.


11.400
pfarrgemeinden mit


Thema




Noch sieht man nicht viel auf der Bau-stelle gegenüber dem Neuen Rathaus in Leipzig. An einzelnen Stellen ragen Me-tallstäbe aus der Erde, in einer Ecke sind Kanalanschlüsse zu sehen. Hier, am viel
befahrenen Innenstadtring, entsteht bis zum Herbst 2014
eine neue katholische Kirche. Denn die Propsteigemeinde
St. Trinitatis wächst, jedes Jahr um rund 150 Gläubige.


„Unsere jetzige Kirche hat nur 480 Plätze bei 4.500 Ge-
meindemitgliedern“, sagt Pfarrer Gregor Giele. „Außerdem
würde das Gemeindezentrum irgendwann zusammenbre-
chen, weil der Baugrund sich senkt. Überall bilden sich
Risse, das kann man nicht mehr sanieren.“ Die St. Trinita-
tis-Gemeinde hat eine bewegte Geschichte. Nachdem die
ursprüngliche Propsteikirche im Krieg schwer beschädigt
worden war, ließ das SED-Regime die Ruine 1955 spren-
gen. In den folgenden Jahrzehnten war die Gemeinde in
verschiedenen evangelischen Kirchen Leipzigs zu Gast,


bis sie 1980 am Rand der Innenstadt ein eigenes, heute
renovierungsbedürftiges Gemeindezentrum bauen durfte.
Mit dem Kirchenneubau am Martin-Luther-Ring kehrt die
Gemeinde bald wieder in die Innenstadt zurück.


Auf den Visualisierungsfotos wirkt der geplante
Neubau mit seiner rötlichen Natursteinfassade sehr ge-
schlossen und fast abweisend. Die Kirche und das gegen-
überliegende Gemeindezentrum mit dem Kirchturm neh-
men das gesamte Grundstück ein. Erst auf den zweiten
Blick erkennt man, dass der Zugang zum Gelände offen
ist. Richtung Rathaus, zur breiten Hauptstraße hin, wird
sich ein etwa drei Meter hohes Fenster an der Kirche ent-
langziehen. Auf dem Glas werden später Bibelverse aus
dem Neuen und Alten Testament zu lesen sein. „Das
Fenster wirkt wie ein Schaufenster“, erklärt Gregor Gie-
le. „Es soll die Passanten dazu anregen, näherzutreten.
Über das Fenster zeigen wir, was wir zu präsentieren ha-
ben: die Frohe Botschaft.“


Schaufenster mit
Froher Botschaft


Eine neue Kirche für Leipzig


12 DonBoScomagazin 2/2013




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Seit 1990 wurden
mehr als 80 neue
Kirchen gebaut
.


+80 –700


Bis zum Jahr 2015
werden etwa 3% der


Kirchen nicht mehr zur
Feier der Liturgie genutzt
werden. Das sind rund


700 Kirchen bundesweit.


Gotteshäuser gehören der katho-
lischen Kirche in Deutschland.


24.500


Das Innere der Kirche wird eher schlicht gestaltet sein.
Den einzigen Schmuck bilden neben dem großen Fenster
die liturgischen Orte mit Altar, Ambo, Altarkreuz und Ta-
bernakel. Betreten kann man das Gotteshaus über einen
Innenhof zwischen Kirche und Gemeindezentrum. Er bil-
det eine öffentliche Passage zwischen zwei Straßen und
soll Passanten zum Verweilen einladen.


Hinter dem Neubau steckt auch ein Missionsgedan-
ke. Nur vier Prozent der Leipziger sind katholisch, etwa
20 Prozent der Einwohner bekennen sich überhaupt zu
einer Religion. „Durch unsere Präsenz in der Innenstadt
wollen wir den Menschen den Glauben vorschlagen“,
sagt Gregor Giele. „Wir möchten mit ihnen ins Gespräch
kommen. Jeder darf vorbeischauen und wieder gehen.“
Dazu gehören bereits jetzt Angebote wie ein Gottesdienst
am Valentinstag mit einer Segnung von Liebespaaren
oder ein monatliches Totengedenken, zu dem jeder ein-
geladen ist.


15 Millionen Euro soll das neue Gotteshaus kosten.
Einen Großteil der Finanzierung übernimmt das Bis-
tum Dresden-Meißen. Dazu kommen ein Zuschuss des
Bonifatiuswerkes und Fördergelder der Deutschen Bun-
desstiftung für Umwelt, da die Kirche und das Gemein-
dezentrum mit Erdwärme und Solarenergie versorgt wer-
den sollen. Nach der Grundsteinlegung am 27. April soll
der Neubau bald sichtbar in die Höhe wachsen.


In der neuen Propsteikirche sieht Pfarrer Gregor Gie-
le auch ein Zeichen für die katholische Kirche, das über
Leipzig hinausgeht. Die Zusammenlegungen von Pfarrei-
en und eine Überalterung der Gemeindemitglieder wie
in vielen Gegenden Deutschlands sind für den Pfarrer
der Leipziger Propstei nur ein Teil der Wirklichkeit. „Die
St. Trinitatis-Gemeinde hat einen Altersdurchschnitt von
unter 37 Jahren und wächst stetig seit Mitte der 1990er“,
sagt Gregor Giele stolz. „Wir sind ein Beispiel, dass es
auch anders geht.“


Weitere Informationen zum Thema finden Sie
auf: www.donbosco-magazin.de


noch ist es eine Simulation:
So soll die neue propsteikirche in
leipzig nach der geplanten Fertig-
stellung im herbst 2014 aussehen.


Thema




Keine Gewalt oder
massive Gewalt?
Der Trainer Thorsten
Schlieper (li.) vom
Verein cool Strong
Kids stellt mit den
Viertklässlern Situa-
tionen nach, in denen
sie mit Gewalt
konfrontiert sind –
und zeigt ihnen, wie
man richtig reagiert.


Ich bin
stark!


Der Verein Cool Strong Kids will


den Kreislauf von Gewalt an und


unter Kindern durchbrechen. In


schulinternen Kursen lernen


Mädchen und Jungen, mit ihren


Gefühlen umzugehen und sich


gegen Übergriffe zu wehren. Das


Don Bosco magazin war bei
einem der Kurse mit dabei.


Text und Fotos: Christina Tangerding


14 DonBoScomagazin 2/2013




nein, halt!Im Rollenspiel
„Der Fremde“ lernt Karl, wie
man sich wehrt.


Wo fängt Gewalt eigentlich an? Diese Frage sollen die 21 Viertklässler, die an diesem Mittwochvormittag in der Turnhalle der Münchener Ichoschule zusammenge-
kommen sind, spielerisch für sich beantworten. Für die
Übung hat Trainer Thorsten Schlieper einen langen, wei-
ßen Pfeil auf den Hallenboden geklebt. Die Pfeilspitze
bedeutet „große Gewalt“, das Pfeilende bedeutet „keine
Gewalt“. Die Aufgabe der Kinder ist es nun, sich für jede
der Situationen, die Thorsten Schlieper nennt, ihren ei-
genen Platz auf dem Pfeil zu suchen.


Erstes Beispiel: „Wie groß ist die Gewalt für euch,
wenn jemand euch euer Lieblingsspielzeug wegnimmt?“,
fragt der Trainer. Schnell verteilen sich die Jungen und
Mädchen auf der Linie, die meisten von ihnen ziemlich
weit vorne. Das Ergebnis wird kurz gemeinsam bespro-
chen. Dann kommt die nächste Situation: „Wenn ihr aus-
gegrenzt werdet?“ Wieder wuseln die Kinder durchein-
ander, stellen sich auf und reden anschließend kurz über
ihre unterschiedlichen Positionen. Schwieriger wird es
bei der dritten Frage: „Wenn euch jemand küsst?“ Es
dauert eine Weile, bis alle Kinder ihren Platz gefunden
haben. Ein Neunjähriger ruft: „Es kommt drauf an, wer!“
Thorsten Schlieper greift den Einwurf auf und erarbeitet
im Gespräch mit den Kindern die Kriterien und die An-
zeichen von Gewalt. „Der Körper sagt uns, wenn etwas
Gewalt ist“, beschreibt es ein Mädchen. „Da kommt ein
komisches Gefühl.“


Die Kinder aus der 4b absolvieren einen Kurs des
Vereins Cool Strong Kids. Insgesamt acht Stunden wer-
den sie in diesem Schuljahr unter Anleitung von Thors-
ten Schlieper, Kampfkunstexperte mit Schwerpunkt
Gesundheit, mit Spielen, Übungen und Diskussionen
Möglichkeiten der Gewaltprävention erlernen und ein-
üben. Bereits seit der ersten Klasse besuchen die Kinder
die schulinternen Seminare des Vereins.


„Kinder erleben verschiedene Formen von Gewalt
im Laufe eines Tages hier an der Schule“, erklärt Rektor
Martin Rothenaicher. „Wenn auf engem Raum 500 Kin-
der und Jugendliche zusammensind, kommt es zwangs-
läufig bisweilen zu Konflikten, die wiederum bisweilen
in Gewaltakte ausufern.“ Zudem seien die Kinder in
der Familie Übergriffen ausgesetzt, auch von den „Pri-
märerziehungsberechtigten“, so Rothenaicher. Im Rah-
men der Schulprogrammarbeit versuche die Schule mit
unterschiedlichen Maßnahmen, dieser Gewalt entgegen-
zuwirken.


Eine dieser Maßnahmen ist das Programm von
Cool Strong Kids, an dem seit drei Jahren alle Kinder
der Grundschule teilnehmen. Schulleiter Rothenaicher
schätzt an dem Konzept neben den Lernmöglichkeiten
für die Kinder, dass durch die Kurse auch die Lehrer
wichtige Rückmeldungen bekommen. Dadurch, dass
sich die Kinder den Trainern öffnen, würden manche
Probleme aufgedeckt, die sonst möglicherweise uner-
kannt geblieben wären. „Mit Hilfe dieser Kurse ist es uns
gelungen, manches Kinderschicksal zu erleichtern“, sagt
Rothenaicher.


Gegründet wurde der Verein von Matthias Hummel.
Der 45-jährige Wirtschaftsinformatiker und Vater von
zwei Kindern war lange im Vorstand einer Aktiengesell-
schaft tätig gewesen. Während dieser Zeit arbeitete er
extrem viel. Und stellte irgendwann fest, dass seine da-
mals zweieinhalbjährige Tochter ihn als Vater gar nicht
kannte. Diese Situation wollte er ändern. Parallel dazu
lief sein Vertrag aus. Seine Frau fing wieder an zu ar-
beiten, und Hummel wurde hauptberuflich Hausmann


Ich bin
stark!


Stopp!


DonBoScomagazin 2/2013 15


Familie




cool Strong Kids


Der Cool Strong Kids Verein für Gewalt- und
Kriminalprävention e.V. bietet Gewaltprä-
ventionskurse für Kinder und Jugendliche.
Ziel des Vereins ist die Stärkung des Selbst-
bewusstseins von Kindern und Jugendli-
chen sowie deren körperliche Unversehrt-
heit. Kursthemen sind unter anderem
Selbstbehauptung, Rechte von Kindern,
Körpersprache, Grenzen setzen und akzep-


tieren, Umgang mit Gefühlen und Umgang mit Streit und Konflik-
ten. Ein Kurs umfasst üblicherweise acht Stunden.
Seit seiner Gründung im Jahr 2010 hat der Verein etwa 310 Kurse
in Schulen in Bayern und anderen Bundesländern durchgeführt.
Weitere Informationen erhalten Sie im Internet unter
www.coolstrongkids.com oder unter der Telefonnummer
0800 / 2754636.


und ehrenamtlich Vorstand eines Elterninitiative-Kin-
dergartens. Per Zufall kam er bald mit der Ichoschule in
Kontakt, die gerade nach einem Konzept für Gewaltprä-
vention suchte. Hummel, der in seiner Freizeit als Kung-
Fu-Lehrer gearbeitet hatte, erklärte sich bereit, ein Kon-
zept zu entwickeln. Drei Monate lang recherchierte er, las
sich in Literatur und Forschungsergebnisse ein und erar-
beitete eine eigene, umfassende Strategie, die er seitdem
mehrfach weiterentwickelt und verbessert hat.


Zunächst bot Hummel die Kurse gegen Gebühren an.
Weil er auf diese Weise viele Familien nicht erreichen
konnte, gründete er 2010 den Verein, der dank zahlrei-
cher Unterstützer ermöglicht, dass die Kinder kostenlos
an den Seminaren teilnehmen können. Inzwischen hat
Hummel zwölf Trainer für die Arbeit bei den Cool Strong
Kids ausgebildet, zwölf weitere bereiten sich gerade mit
einer eigens für den Verein entwickelten, zertifizierten
Ausbildung auf die Tätigkeit vor.


Die Viertklässler haben sich inzwischen an der Sei-
tenwand auf den Boden gesetzt. Thorsten Schlieper er-
klärt die nächste Übung „Der Fremde“: Der 41-jährige
Trainer wird sich als Zeichen dafür, dass er eine andere
Rolle einnimmt, eine Baseballkappe aufsetzen. Er spielt
einen Fremden, der ein Kind anspricht und es zum Mit-
gehen zwingen will. Jeweils ein Kind darf üben, sich
gegen den Angreifer zu wehren, sich von seinem Verhal-
ten und seinen Fragen nicht aus dem Konzept bringen
zu lassen. Wie das am besten funktioniert, was ein Kind
in einer solchen Situation sagen, wie es reagieren und
was es auf keinen Fall tun sollte, wurde zuvor eingehend
besprochen. Nach jedem der kleinen Rollenspiele folgt
eine kurze Manöverkritik. Dann ist das nächste Kind an
der Reihe.


Die Klasse ist, wie schon bei den Spielen zuvor, mit
Begeisterung bei der Sache. Konzentriert verfolgen die
elf Mädchen und zehn Jungen die Szenen. Unter Anlei-
tung des Trainers sprechen sie ohne Scheu und mit gro-
ßer Offenheit über ihre Gefühle. Vom „inneren Gorilla“
ist die Rede, den die Kinder „aufpumpen“, um stark zu
sein, und vom Körper, der wie eine Alarmanlage warnt,
wenn Gefahr droht. Als zwei Jungen während einer Dis-
kussion anfangen, sich auf der Bank zu kabbeln, lässt
sich der Trainer davon nicht beeindrucken. „Ist es viel-
leicht besser, wenn jeder von euch einen extra Platz be-
kommt?“, schlägt er schmunzelnd vor, und schon setzt
sich einer der beiden Streithähne ein Stück weiter weg
auf den Boden.


Anna, 9, machen die Kurse mit den Cool Strong Kids
viel Spaß. „Ich lerne da, besser mit meinen Gefühlen
umzugehen“, sagt sie. Auch daheim helfen ihr die Erfah-
rungen aus den Kursen: „Wenn ich zu Hause manchmal
sauer bin, dann habe ich einen Anti-Stress-Ball. Den zer-
drücke ich, damit ich meine Wut richtig los bin.“ Auch
der gleichaltrige Felix mag die Stunden. „Man wird stär-
ker und selbstbewusster“, stellt er fest.


Das gilt auch für das Verhalten gegenüber den Eltern,
weiß Vereinsgründer und Vorstandsvorsitzender Matthias
Hummel: „Ich sehe, dass die Kurse auch in die Familien
hinein wirken.“ Um das zu erreichen, legt Hummel großen
Wert auf Elternarbeit. Zum Konzept gehören verpflichten-
de Elternabende, und bei der Bearbeitung der Hausaufga-
ben, die die Kinder nach jeder Stunde in Form von Arbeits-
blättern bekommen, sind immer auch die Eltern gefragt.
Hummel kennt mehrere Fälle, in denen Väter nicht mehr
schlagen, seit ihre Kinder die Kurse besuchen. Es kommt
allerdings auch vor, dass in den Seminaren Anzeichen
von schwerer Gewalt oder Missbrauch erkennbar werden.
Dann schalten die Trainer selbstverständlich in Abspra-
che mit der Schule entsprechende Profis ein.


Zum Abschluss der Stunde haben sich Trainer und
Kinder in einem großen Kreis in der Mitte der Turnhal-
le aufgestellt. Ihre Hände strecken sie kämpferisch nach
vorne. Erst leise, dann immer lauter rufen sie gemein-
sam: „Ich – bin – stark!“ Diese Kinder wirken lässig,
stark und selbstbewusst.


Den
inneren
Gorilla
wecken!




16 DonBoScomagazin 2/2013


Familie




Bücher von Don Bosco gibt es in jeder Buchhandlung oder direkt bei:
Don Bosco Medien Gmbh, Sieboldstr. 11, 81669 München, Tel.: 089/ 48008 330, service@donbosco-medien.de


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Tipps zum Umgang mit Wut in der Familie


1. Wut als Überlebenstechnik
Betrachten Sie Wut nicht als Unart oder Fehlverhalten, sondern als ein
angeborenes Gefühl, das hilft, sich zur Wehr zu setzen.


2. Bei sich selbst anfangen
Wenn Sie als Vater oder Mutter wütend auf Ihr Kind sind, sprechen Sie
über Ihren Gefühlszustand! Ihr Kind wird Sie dann als ehrlich erleben,
anstatt zu rätseln, was mit Ihnen los ist. Das Kind wird an Ihrem Vorbild
lernen, mit dem eigenen Wutgefühl umzugehen.


3. Die Wut des Kindes ernst nehmen
Besser als Beschwichtigungsversuche ist die schlichte Feststellung:
„Du bist sehr wütend!“ Das sollte so normal geschehen wie bei der
Reaktion auf Angst und Trauer von Kindern.


4. Keine lösungsvorschläge auf dem höhepunkt der Erregung
Wenn das Kind sich von Ihnen in seiner Wut verstanden und ernst
genommen fühlt, senkt sich sein Erregungszustand. Erst dann können
Sie mit ihm zusammen überlegen, wie es aus diesem Gemütszustand
herauskommen kann.


5. Körperbetonte Ventile sind hilfreicher als viele Worte
Eine Kissenschlacht, einen Boxsack schlagen oder ein Ring- und Rauf-
spiel nach festen Regeln helfen am besten, die Wut abzubauen, ohne sich
und andere zu verletzen oder Gegenstände zu beschädigen.


Renate Lohmann-Falkner ist promovierte Pädagogin
und arbeitet als freiberufliche Referentin in der
Erwachsenenbildung mit den Themenschwerpunkten
Lernen, Bewegung und Entspannung. Die Autorin
lebt und arbeitet in Bonn.


Für lehrer, Eltern und Erzieher


Ich bin stark! Gemeinsam lernen die Kin-
der, mit ihren Gefühlen umzugehen und in
Konflikten selbstbewusst zu handeln.


Familie


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Erzähl mir was …




Kolumne von Gesa Rensmann: überLeben in der Familie


Mama, was soll ich anziehen?“, tönt es aus Ja-kobs Zimmer. Während ich schon geschniegelt und gestriegelt seit einer Dreiviertelstunde all
die zahlreichen kleinen Aufgaben des frühen Morgens
erledige, damit die Eltern pünktlich zur Arbeit, der Sohn
in die Schule und unsere Tochter rechtzeitig in den Kin-
dergarten kommt, liegt Jakob noch im Kuschelbett. Und
weil es da sehr gemütlich ist und Mama alles tut, kommt
er nicht auf die Idee, selbst seinen Kleiderschrank zu
öffnen. Aber heute Morgen bin ich störrisch und habe
keine Lust, noch mehr zu dienen, also rufe ich zurück:
„Ich empfehle ein Unterhemd, eine Unterhose, eine Hose
und ein T-Shirt.“ Leider prallt meine Ironie an seinem
Bettpfosten ab und mein Sohn ruft gelassen zurück: „Ja,
genau, aber welches T-Shirt?“ Ich gebe auf, laufe in sein
Zimmer und lege ihm rasch die Sachen zurecht. Jakob
schaut mir vom Bett aus zu und ignoriert meine Auffor-
derung, sich zu erheben. Damit ich keinen Wutanfall be-
komme, verlasse ich sein Zimmer und beschließe, ihm
fünfzehn Minuten, bevor er zur Schule aufbrechen muss,
nochmal zu sagen, dass es jetzt höchste Zeit wird.


Auf dem Flur schlurft mir Ines entgegen, noch im
Halbschlaf kuschelt sich das kleine warme Paket an
mich und flüstert: „Ich muss Pipi.“ Ich begleite sie zur
Toilette, weil man bei ihr so früh am Morgen nicht sicher


sein kann, ob sie den Weg allein findet. Anschließend
geht es zur Sache. Anziehen Ines. Ich atme tief durch
und wage einen ersten Vorstoß: „Möchtest du das Kleid
mit den Blumen?“ Ines wirft mir einen Blick zu, der
deutlich sagt, dass ich von Mode aber auch gar nichts
verstehe, und wirft sich wieder auf ihr Bett. Es herrscht
Schweigen, während die Zeit tut, was sie immer tut: Sie
drängt. „Ines“, versuche ich es mit einem Appell an ihre
Vernunft, „wir haben nicht mehr so viel Zeit, lange zu
überlegen. Sag mir jetzt bitte, was du anziehen willst.“
Die Sekunden vergehen, schließlich verkündet sie: „Den
türkisen Rock und den Pullover mit Glitzer und Hund.“
„Der Pullover ist in der Wäsche, du kannst den blau-
en mit Sternchen dazu anziehen. Das passt gut dazu.“
„Nein, der Pullover ist ungemütlich, ich will den pinken
mit Häschen.“


„Aber dazu passt der türkise Rock nicht gut“, versu-
che ich sanft, das Schlimmste zu verhindern. Ich lasse
meine Tochter nicht gern als Knallbonbon rumlaufen.
Doch in dem Moment, in dem ich meinen Einwand aus-
spreche, erinnere ich mich an das wunderbare Bilder-
buch von Doris Dörrie. „Lotte will Prinzessin sein.“ Ich
muss lachen, denn mir wird klar, dass mein morgend-
licher K(r)ampf auch hausgemacht ist, genau so wie in
dem Bilderbuch, in dem die Mutter mit wachsendem
Genervtsein versucht, ihre Tochter davon abzuhalten,
im Prinzessinnenkleid in den Kindergarten zu gehen.
Ich beschließe also, aus diesem klugen Buch zu lernen.
Knallbonbon oder nicht, ist doch eigentlich egal. Was
kann schöner sein, als ein vierjähriges kleines Mäd-
chen mit blitzenden, fröhlichen Augen und wippenden
Locken? Ich fische also alle gewünschten Knallbonbon-
Sachen aus dem Schrank, und meine Tochter kleidet
sich an, sichtlich zufrieden mit sich und ihrem Durchset-
zungsvermögen.


Und als wir dann endlich am Frühstückstisch sitzen
und sogar Jakob ohne weiteres Mahnen fix und fertig an-
gezogen mit guter Laune dazukommt, bin ich sicher, es
wird ein freundlicher Tag. Probieren Sie es selbst, Pink
und Türkis machen glücklich.


Gesa Rensmann (44) ist Lektorin in einem
Fachverlag für Frühpädagogik und Religion. Mit
ihrem Mann Kruno Ilakovac (41) und ihren beiden
Kindern Jakob (9) und Ines (5) lebt sie in der Nähe
von München. Im DON BOSCO magazin berichtet
sie regelmäßig aus ihrem familiären Alltag. Illu


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Pink und Türkis


18 DonBoScomagazin 2/2013


Familie




„Meine Erstkommunion
werde ich nie vergessen:
Einen Tag zuvor habe ich
mit meiner Mutter einen
Blumenkranz gebastelt.
Beim Gottesdienst durfte
ich neben meiner Freun-
din die Gaben zum Altar
bringen. Als ich an mei-
nen Verwandten vorbei-
kam und alle mich an-
lachten, musste ich auch
grinsen.“


Christina (9, rechts) wohnt mit
ihrer kleinen Schwester und ihren
Eltern in Köln.


„Das bin ich mit meiner
Freundin Ann beim
Kuchenessen in unserer
Gemeindehalle. Später
haben wir getanzt und
uns ganz schnell im Kreis
gedreht, sodass unsere
Kleider sich wie Wagen-
räder im Wind bewegten.
Abends sind wir wieder in
die Kirche, haben gebetet
und unsere Kommunion-
kerzen angezündet.“


Viviana (10, rechts) lebt mit ihrer
Familie auf den Grenadinen, einer
Inselgruppe im südlichen Teil der
Kleinen Antillen.


Meine Erstkommunion


Hier und dort


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Der Glaube ist die
Luft zum Atmen


Die meisten Sakralbauten stehen unverrückbar wie ein Fels in der
Brandung. Und je höher die Decke, je länger das Kirchenschiff, desto
kleiner bleibt er zurück, der Mensch im Angesicht Gottes. Verloren
läuft er zwischen den Bänken herum – aber nur so lange, bis er gefun-
den werden kann, bis er im Geiste heimkehre. Das ist also die eigen-
tümliche Verbindung von Fleisch und Stein, eine Idee der Überwälti-
gung, die uns tief bewegen soll, genauso wie die Erkenntnis der eige-
nen Machtlosigkeit.


Der Glaube sei uns wie die Luft zum Atmen. Nun lässt sich anderswo
eine solche Entrückung aber auch ganz wörtlich nehmen und konkret
erleben – das weiß jeder, der seinem Kind am Strand schon einmal
die Luftmatratze aufgeblasen hat. Nach ein paar kräftigen Zügen und
einem mindestens ebenso heftigen Ausgepuste in die kleinen Gum-
miventile wird es so manchem Urlauber recht schummrig im Kopf.


Aber das geht natürlich vorbei: In zehn bis 15 Minuten etwa soll die
aufblasbare Kirche von ewigkite – einem kirchlichen Projekt in der
Drachenszene – von einem gefalteten Planenhaufen zu einem kreuz-
geschmückten Mobilgotteshaus mit Schiff und Turm werden. 3,5 mal
4,5 Meter beträgt die Grundfläche, der höchste Punkt des Kirchen-
schiffes liegt drei Meter über dem Boden, bis zu acht Bierbänke pas-
sen hinein, zwischen denen die Menschen dann herumlaufen, sich
setzen und das luftige Bauwerk bestaunen könnten, wenn – ja, wenn
es hier nicht um etwas ganz Anderes ginge als um Überwältigung.
Denn in diesem Ort des Glaubens aus Luft gilt: „Wo zwei oder drei in
meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Und
wem das zu pathetisch klingt, der lässt sich von UPS einfach noch die
Kirchen-Hüpfburg dazuliefern.


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DonBoScomagazin 2/2013 21


mittendrin




Zu wenige ausgebildete Lehrer, kaum Unterrichtsmaterial und weite Wege:
Das Bildungssystem im Südsudan befindet sich noch mitten im Aufbau.


Seit zehn Jahren unterstützt die Don Bosco Schule aus Rostock eine Partner-
schule der Salesianer Don Boscos im Südsudan. Jetzt wollen die Lehrer aus


Rostock sich selbst ein Bild von ihrer Partnerschule machen.
Das Don Bosco magazin hat sie auf ihrer Reise begleitet.


Text und Fotos: Benedict Steilmann


Sie dürfen hier nicht fotografieren.“ Der Mann ist sehr bestimmt. „Löschen Sie sofort das Foto.“ Erschrocken folgt Christiane Kastner der Auffor-derung. Sie ist gerade in Juba gelandet, in der
Hauptstadt des Südsudan. Auf dem Rollfeld stehen Mili-
tär- und UN-Flugzeuge. Die Atmosphäre ist nicht gerade
freundlich. Kastner gehört zu unserer fünfköpfigen Rei-
segruppe. Ihr und den anderen dreien ist mulmig zumu-
te. Sie sind zum ersten Mal in Afrika. Und alle zugängli-
chen Informationen zum Land sind gespickt mit Wörtern
wie „Bürgerkrieg“, „Flüchtlinge“, „Krankheiten“ und
„unzureichend“.


Dass sie trotzdem gekommen sind, liegt an ihrem
Ziel: Brücken bauen. Als Vertreter der Don Bosco Schu-
le in Rostock wollen sie die Partnerschaft mit einer Don
Bosco Schule im Südsudan intensivieren. Außer der Eng-
lischlehrerin Kastner sind Direktor Bernhard Humpert,
Grundschullehrerin Susanne Lörcks und Elternvertreter
Olaf Ulbrich dabei. Seit genau zehn Jahren fördert die
Schule die Salesian Mission im Sudan.


Als das Programm begann, herrschte noch Krieg im
Sudan. Seit 2005 ist Frieden und seit 2011 ist der Südsu-
dan sogar unabhängig vom Norden. Höchste Zeit, selbst
hinzufliegen, fanden die vier. Als Bildungsreferent von
Don Bosco Mission in Bonn bin ich mit dabei. Solche Vor-
haben sind wichtig für die Lernkultur an Schulen. Schü-


Im Jahr 2010 wurde
der Südsudan unab-
hängig. In dem
jungen land fehlt
es vor allem an
Infrastruktur: Es gibt
kaum Straßen und
Versorgungswege
für die Menschen.


Don Bosco


Bildung
Brücken bauen für




ler auf beiden Seiten erweitern ihr Blickfeld, das ist gut
für das Zusammenleben auf unserem Planeten.


Gefährlich sieht hier erst einmal nichts aus, dafür
sehr ungewohnt. In der Ankunftshalle ist es voll, heiß
und stickig. Die vielen Menschen und das babylonische
Stimmengewirr verunsichern uns. Wir sind fremd hier
und fühlen es – deutlich. Die Beamtin an der Passkon-
trolle hat schlechte Laune. Zusätzliche Passfotos fehlen,
sinnlos erscheinende Formalien müssen erfüllt werden,
die Prozedur zieht sich. Bürokratie ist überall gleich – ein
vertrauter Moment in der Fremdheit. Bei der Gepäckkon-
trolle steht schon wieder eine ungnädige Beamtin vor
uns.


Aber da taucht unser Gastgeber auf, Father Jacob
Thelekkadan. Und wir erleben eine Überraschung: Die
junge Zöllnerin erkennt den indischen Salesianer wie-
der. Sie war eine von mehreren Tausend Kindern aus dem
Süden, die während des Krieges in Khartoum in die Don
Bosco Schule für Flüchtlinge gingen, als er dort Direk-
tor war, und freut sich jetzt herzlich, ihn wiederzusehen.
Wir bekommen auch ein Lächeln geschenkt und lächeln
zurück. Die Gepäckkontrolle geht jetzt sehr schnell. Don
Bosco verbindet. Willkommen im Südsudan!


Bereits am nächsten Tag reisen wir weiter. Unser
eigentliches Ziel ist Maridi, nur 300 Kilometer von der
Hauptstadt entfernt. Nun erfahren wir, was Reisen hier-


zulande heißt. Zwölf Stunden brauchen wir für die Stre-
cke. Nur eine einzige Straße im ganzen Südsudan ist
geteert, die nach Uganda. Wir fahren in Richtung Kon-
go. Der Geländewagen holpert über Wasserrillen und
Schlaglöcher, rüttelt uns durcheinander, eine riesige
Staubwolke im Schlepptau. Wir sitzen dicht gedrängt zu
siebt im Auto – außer uns fünfen sind noch ein Fahrer
und ein einheimischer Führer dabei.


In einem kleinen Ort treffen wir einen Soldaten mit abge-
griffener Kalaschnikow. Er hält uns an und will mitfah-
ren. Da blitzt es doch noch auf, das Bild des gefährlichen
Rebellen aus Bürgerkriegszeiten. Dürfen wir nein sagen?
Michael, unser Guide, wiegelt ab. Das Auto sei voll. Der
Soldat nickt und tritt zurück. Wir fahren weiter. „Wo
kommen die ganzen Leute her?“, wundert sich Susanne
Lörcks, als wir zum wiederholten Mal an Fußgängern mit
Ziege vorbeifahren. Seit einiger Zeit holpern wir durch
ein Meer aus gelbem, mannshohen Gras, nur durchbro-
chen von einigen Bauminseln. Einmal teilt sich am Stra-
ßenrand das Gras und Frauen mit Gepäck auf dem Kopf
treten heraus. Wir begreifen, dass das leere Land voller
Menschen ist. „Aber wo sind die Schulen?“, fragt Direk-


Don Bosco
Das Schulsystem im
Südsudan befindet
sich noch im Aufbau.
oft findet der Unter-
richt unter freiem
himmel statt.


Bernhard humpert,
Direktor der Don
Bosco Schule in
Rostock, mit Schü-
lern der partner-
schule in Maridi


Der Bürgerkrieg ist
noch überall spürbar


DonBoScomagazin 2/2013 23




Religionen/Kirchen überwiegend Christentum (Katholiken,
Anglikaner, Protestanten) sowie animistische Religionen
und Islam


Hauptstadt Bis zur Teilung im Juli 2011 war der Ge-
samtsudan der flächenmäßig größte Staat Afrikas.
Seit der Unabhängigkeit ist Juba die Hauptstadt und
der Regierungssitz des Südsudan.


Einwohnerzahl ca. 10 Millionen


Landessprache Laut der Übergangsverfassung ist
Englisch die einzig offizielle Amtssprache;
alle einheimischen Stammessprachen sind jedoch
ebenfalls als Landessprachen anerkannt, daneben
wird auch im ganzen Land Arabisch gesprochen.


L ä n d E R p R o F i L
S ü d S u d a n


E u R o pa


a S i E na F R i K a


a u S t R a L i E n


a m E R i K a


S ü d a m E R i K a


Süd-Sudan


KEnia
uGanda


KonGo


ätHiopiEn


Sudan


Juba


Kinder in die Schule gehen könnten, hätte ich nicht ge-
nug Lehrer, um sie zu unterrichten.“ Wir werfen einen
ersten Blick auf die Schule, die vielleicht der künftige
Brückenkopf nach Rostock ist. Das Gebäude hat den
Krieg überdauert und wurde 2011 mit Unterstützung der
Sternsinger, der Missionskreise in Kaufering und Spen-
den der Don Bosco Mission saniert. Das Dach ist regen-
dicht, die soliden Türen halten die Ziegen ab, und jedes
Klassenzimmer hat genug Schulbänke. Aber die Räume
sind kahl. Regale mit Büchern gibt es nicht.


Die Rostocker bitten für den nächsten Tag um ein
Gespräch mit den Kollegen, um sich kennenzulernen.
Gemeinsam sitzen wir im Lehrerzimmer, beide Seiten
gespannt auf den Austausch. Die Schulorganisation z. B.
ist annähernd gleich: Elternsprechtage, Lehrerkonferen-
zen, Schulpflegschaften. Aber was ist mit der Motivation?
Ob südsudanesische Schüler auch schwänzen würden?
„Wenn die Schuluniform gewaschen oder geflickt wird
und die Kinder nichts Anderes zum anziehen haben,
bleiben sie aus Scham zu Hause“, erklärt Englischlehrer
Mathew. „Aber wir wollen natürlich, dass sie trotzdem
kommen, auch ohne Uniform.“


Motivation, sagt Leocardia, die einzige Frau im Team,
sei kein Problem. „Bildung ist hoch angesehen in der Ge-
sellschaft. Ältere Schüler arbeiten, um ihr Schulgeld be-
zahlen zu können.“ Wir versuchen gedanklich, das Mo-
dell auf deutsche Schüler zu übertragen, und scheitern.


Welche Lern- und Lehrmittel sie überhaupt hätten,
möchte Humpert wissen, der eine Reisetasche voller Ku-
gelschreiber mitgebracht hat. „Die Schüler haben Hefte


tor Humpert – und trifft mit seiner Frage den Kern des
Problems.


Für ein Kind im Südsudan ist es wahrscheinlicher,
vor seinem fünften Geburtstag zu sterben, als die Schule
abzuschließen. 1,3 Millionen Kinder im Grundschulalter
gehen hier nicht zur Schule. Beim weltweiten Sekundar-
schulbesuch ist das Land, dessen Kriegswunden noch
immer nicht verheilt sind, Schlusslicht.


Als wir abends erschöpft in Maridi ankommen, spre-
chen wir den dortigen Direktor der Salesianer-Nieder-
lassung, Father John Peter, darauf an. „Wir haben hier
Platz für 900 Schüler“, sagt er. „Aber selbst wenn mehr


Bei ihrem Besuch in der Schule der Salesian Mission in Maridi hatten
christiane Kastner (li.) und das Team der Don Bosco Schule aus Rostock
Gelegenheit, sich mit ihren afrikanischen Kollegen auszutauschen.


24 DonBoScomagazin 2/2013




Don Bosco macht Schule


Partnerschaften zwischen Schulen in Deutschland und
Bildungseinrichtungen der Salesianer Don Boscos in
anderen Teilen der Welt sind nie einfach und erfordern
viel Engagement. Wie in Rostock sind fast alle funktionie-
renden Partnerschaften aus kleinen Anfängen heraus ent-
standen und gewachsen – zum großen Gewinn aller
Beteiligten. Gerne vermittelt Ihnen das Bildungsteam der
Don Bosco Mission in Bonn Kontakte zu Don Bosco Schu-
len auf der Südhalbkugel, die Unterstützung brauchen.
Ein guter Einstieg ist unser Patenschaftsmodell „Padri-
no“, in dem Schulen auf ganz einfache Art eine Straßen-
kindereinrichtung unterstützen können. Sollten Sie Inter-
esse haben, internationale Themen wie Bildung im Sudan
oder die Situation von Straßenkindern im Unterricht zu
behandeln, kommen Mitarbeiter, wenn es Zeit und Entfer-
nung zulassen, gerne auch zu Ihnen in den Unterricht. Oft


Kontakt
Wenn Sie ebenfalls eine Don Bosco Schule unterstützen
möchten oder mehr über die Schulprojekte der Salesianer
Don Boscos erfahren wollen, wenden Sie sich bitte an
Benedict Steilmann von Don Bosco Mission:


Don Bosco Mission
Sträßchensweg 3, 53113 Bonn
Tel.: 0228 / 539 65 72
b.steilmann@donboscovolunteers.de
www.donboscomission.de


und Schiefertafeln, wir Lehrer eine Wandtafel und ein-
zelne Bücher“, antwortet Mathew. „Mehr Lernmateriali-
en würden nochmal ungeheuer motivieren“, schiebt er
nach.


Als wir später einige Schüler treffen, merkt einer
prompt an, Englisch ohne Grammatikbuch sei sehr
schwer zu lernen und ob wir nicht aushelfen könnten.
Eine Schülerin fragt nach einem Schulbus. Sie sei jeden
morgen zwei Stunden unterwegs. Ein dritter fragt später
forsch, mit wie viel Geld wir ihn unterstützen wollten.


Die Erwartungen sind hoch


Die Rostocker Lehrer sind nachdenklich geworden.
„Augenhöhe herstellen“ heißt es unter Pädagogen, wenn
man nicht die eigene Geberrolle betont, sondern Men-
schen aus ärmeren Ländern als eigenständig darstellt,
ihnen das Stigma des passiven Hilfeempfängers nimmt.
Hier in Maridi wird deutlich, dass wir als Deutsche eben-
falls ein Stigma haben, das des großzügigen Gebers. Die
Erwartungen sind hoch. Obwohl die Rostocker immer
auch finanziell fördern wollten, erfährt die Partneridee
einen Dämpfer.


„Da kriegt man eine Ahnung davon, wie ungleich
eine Partnerschaft sein würde“, sagt Christiane Kastner
später. „Das kann auch schnell überfordern.“ Gleich-
zeitig sehen wir alle, dass das Bildungswesen noch viel
Unterstützung braucht, bis die Menschen hier selbst das
Gefühl bekommen, Augenhöhe erreicht zu haben.


sind junge zurückgekehrte Don Bosco Volunteers mit dabei,
die ein Jahr in einer der vielen salesianischen Einrichtungen
auf der Welt gearbeitet haben. Sie werden nach ihrer Rück-
kehr didaktisch geschult und können ein junges und authen-
tisches Zeugnis ihrer Erfahrungen geben.


Einen Tag später fahren wir zurück. Wir wollen noch
drei Tage in Juba verbringen, Schulen besuchen und
Leute treffen. Wieder sind wir strapaziöse zwölf Stunden
unterwegs. Hat es sich gelohnt? „Ja, wir haben jetzt Ge-
sichter vor Augen, haben die Leute persönlich kennenge-
lernt und haben eine Ahnung, wie das hier läuft“, sagt
Susanne Lörcks. „Das ist doch eine tolle Voraussetzung.
Alles Weitere wird sich finden.“


Die beiden lehrerteams aus Rostock und Maridi wollen Brücken bauen und die
bereits seit zehn Jahren bestehende partnerschaft weiter ausbauen.


DonBoScomagazin 2/2013 25


Don Bosco




26 DonBoScomagazin 2/2013


Don Bosco Brennpunkt


Die Verlierer des Krieges
Mali:


Seit 11. Januar herrscht in Mali Krieg. Französische Truppen kämpfen mit Kampfhubschraubern gegen radikale Islamisten unterschiedlicher Gruppierun-
gen, die immer weiter aus dem Norden ins Landesinnere
vordringen.


Die Gemengelage ist schwierig. Schon längst geht es
nicht mehr um die Belange und Interessen der Tuareg. Das
Nomadenvolk pocht seit Jahrzehnten auf mehr Autonomie
im Norden des Landes. Zwar hat die Nationale Befreiungs-
bewegung für Azawad (MNLA), deren Anhänger viele Tua-
reg sind, im April 2012 den Norden für unabhängig erklärt.
Doch abermals scheint es, als stünden die Tuareg als Ver-
lierer da. Drogen- und Waffenhandel, Entführungen – der
afrikanische Arm des Terrornetzwerks Al-Kaida hat im Nor-


den Malis die Macht übernommen. Zwar gehören rund 90
Prozent der 14 Millionen Malier dem Islam an, doch lehnt
die Mehrheit die Einführung des islamischen Religions-
rechts, der Scharia, ab.


Mittlerweile sind 150.000 Menschen in Nachbarlän-
der geflohen. 500.000 Binnenflüchtlinge halten sich im
Süden des Landes auf. Mit der Militärintervention Frank-
reichs hat die Bevölkerung wieder Hoffnung geschöpft.
Die Franzosen sollen Frieden bringen. Irgendwann. Die
Probleme Malis werden die Soldaten aus Europa nicht
lösen können. Dafür müssten soziale und wirtschaftliche
Perspektiven im Norden geschaffen werden. Grundlegen-
de Veränderungen also, auf die die Tuareg schon lange
warten.


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DonBoScomagazin 2/2013 27


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Volontäre
Drei Fragen an Bruder hernán cordero


»Dieser Krieg ist für viele ein großes Geschäft«
20 Millionen Euro sollen helfen, das Leid der Menschen in Mali zu lindern. Vor Kurzem
stockte die EU ihre humanitäre Hilfe für das westafrikanische Land auf – insbesondere, um
unterernährte Kinder besser versorgen zu können. Auch die Salesianer Don Boscos versuchen,
der Bevölkerung vor Ort zu helfen – mit Hilfsgütern, Schul- und Berufsbildung. Dabei glaubt
Br. Hernán Cordero SDB, Ökonom der französischsprachigen Provinz in Westafrika, nicht an
ein schnelles Ende des Konfliktes. Denn die ökonomischen Probleme des Landes sind gravierend.


Wie stark ist die malische Bevölkerung
von den militärischen und politischen
Auseinandersetzungen betroffen?
Viele Menschen bringen sich in der Regi-
on rund um Touba in Sicherheit. Bisher
sind die meisten Flüchtlinge bei Bekann-
ten und Verwandten untergekommen und
werden von ihnen versorgt. Wir verkaufen
an die Betroffenen Lebensmittel zum hal-
ben Preis. Denn sie sind seit Beginn der
Unruhen viel teurer geworden.
Religiösen Hass und ethnische Ausein-
andersetzungen haben wir bisher nicht
bemerkt. Die Mehrzahl unserer Schüler
ist wie auch der Großteil der Lehrer musli-
mischen Glaubens. Viele von ihnen gehen
sehr gern bei Don Bosco zur Schule und
sind stolz auf das hohe Niveau, das wir
trotz bescheidener Mittel erreichen. Sie
wollen lernen, wie man eine elektrische
Schaltung steckt, und nicht über religiöse
Fragen diskutieren. Es sind junge Men-
schen, die gerne mal einen Film im Kino


sehen wollen oder ausländische Musik
hören. Sie sehen den islamischen Terror
sehr kritisch und lehnen die Scharia ab.


Wie geht es Ihren Mitbrüdern in den un-
terschiedlichen Regionen Malis?
In der Hauptstadt Bamako arbeiten vier
Salesianer aus Spanien. Sie leiten eine
Berufsschule und zwei Jugendzentren.
Die Mitbrüder befürchten Racheakte ge-
genüber Ausländern, sollte die internati-
onale Intervention fehlschlagen oder die
Zivilbevölkerung Schaden erleiden. Sie
gehen nicht auf die Straße – aus Angst vor
Kidnapping. Sollte ihnen oder ihren Mit-
brüdern Gefahr drohen, werden sie nach
Burkina Faso fliehen.
In Touba, im Osten des Landes, haben
wir eine große Pfarrei, der nahezu 15.000
Mensche angehören. Touba ist das
christliche Herz des Landes und nur 200
Kilometer von der Front entfernt. Auch
hier ist die Verunsicherung groß.


Der Westen befürchtet, dass das Land
zum Rückzugsort für Terroristen wird.
Wie sehen Sie die Zukunft Malis?
Ich befürchte, dass es keine schnellen Lö-
sungen geben wird, da wir es hier mit ei-
nem sehr alten Konflikt zu tun haben. Die
jahrelange Vernachlässigung des Nordens
hat die Menschen unzufrieden gemacht,
die Zugeständnisse an die Tuareg wurden
nicht eingehalten. Dazu kommt der Sturz
Gaddafis in Libyen.
Mali ist sehr arm, die meisten Menschen
sind Kleinbauern in Subsistenzwirtschaft.
Die Islamisten zahlen ihren Kämpfern ei-
nen Sold, der weit höher liegt als das, was
sie mit dem Verkauf ihrer Ernte verdienen
würden. Deshalb schließen sich junge
Menschen den Islamisten an. Der Krieg
ist ein großes Geschäft, an dem sehr viele
Menschen verdienen. Drogen- und Men-
schenhändler schmuggeln vom Norden
aus ihre Waren nach Europa. Ihnen nutzt
ein instabiler Staat.


Die Arbeit der Salesianer Don Boscos in Mali


Seit 1981 sind die Salesianer Don Boscos in Mali vor allem im
ländlichen Raum tätig. Als Christen in einem mehrheitlich musli-
misch geprägten Land sind die rund 15 Patres auch Brückenbau-
er zwischen den Religionen: In den Schulen gibt es morgens ei-
nen Gottesdienst, dessen Besuch freiwillig ist. Zweimal die Wo-
che findet Ethikunterricht statt, bei dem auch die Weltreligionen
behandelt werden. In allen Einrichtungen beliebt ist das Sonn-
tagsoratorium, ein großes offenes Freizeitangebot, an dem meh-
rere hundert Jugendliche teilnehmen.


Seit Jahren engagieren sich die Salesianer in der Versor-
gung Notleidender Menschen mit Nahrungsmitteln, im
Brunnenbau und in der Ausbildung junger Menschen. Für
weitere Informationen über die Projekte der Salesianer in
Mali steht Ihnen unsere Projektreferentin Silja Engelbert
gerne zur Verfügung.
Don Bosco Mission, Sträßchensweg 3, 53113 Bonn,
Tel.: 0228/539 65 807, s.engelbert@donboscomission.de
www.donboscomission.de


So können Sie helfen


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Mino Vezzoli ist seit 2009 ehrenamtlich als
Fahrer mit der Don-Bosco-Statue unterwegs.
Seine Familie lebt in Brescia, in norditalien.


Die Bronzestatue ist knapp 300 Kilogramm schwer und doch haben Giacomo Vezzoli und sein Kollege keine Probleme mit ihr: Es braucht nicht einmal eine Viertelstunde, bis die beiden
Italiener die Don-Bosco-Statue mit vier Kindern, die bei
dem Heiligen Zuflucht suchen, in der Elisabethkirche in
Bonn aufgestellt haben.
Augenmaß, Geschicklichkeit und Kraft erfordert es, die
Statue aus dem Auto bis vor den Altarraum zu transpor-
tieren. Der Fahrer rollt den weißen Iveco-Transporter
rückwärts ganz nah an das Gotteshaus, und die Männer
fahren zwei lange Metallschienen aus, um die sechs Stu-
fen am Eingang zu bewältigen. Dann ziehen sie die Sta-
tue, die auf einem mit rotem Samt verkleideten Wagen
mit großen Gummirädern befestigt ist, sicher in die Kir-
che. „Heute haben wir Glück“, freut sich Vezzoli: „Unser
Rekord waren einmal 40 Stufen in Barcelona, die wir den


Heiligen zusammen mit anderen Helfern tragen muss-
ten.“ Vor dem Altar fehlen nur noch wenige Handgriffe,
der zunächst liegende Don Bosco wird mit Hilfe weiterer
starker Männer aufgestellt, ins richtige Licht gerückt, der
Wagen gesichert, und schon kann der Familiengottes-
dienst beginnen.


Giacomo Vezzoli, von allen nur Mino genannt, ist
seit 2009 – dem 150. Gründungsjahr der Salesianer Don
Boscos – mit dem Heiligen unterwegs. Meist mit einer lie-
genden Figur im Sarkophag, in Deutschland für ihn zum
ersten Mal mit der Bronzestatue. Mehr als 130 Länder
bereist der Heilige auf diese Weise – bis zu seinem 200.
Geburtstag 2015 sollen alle salesianischen Einrichtun-
gen der Welt besucht worden sein. Mino war in fast allen
Ländern dabei – ehrenamtlich. Er und weitere „sechs
bis sieben Männer“ wechseln sich alle drei Monate ab.
Gewöhnlich sind vier Männer gleichzeitig unterwegs,


Der
Fahrer des


Heiligen
Madagaskar, Uruguay, Deutschland –


seit 2009 reist Mino Vezzoli mit einem
Kleintransporter um die ganze Welt.


Die wertvolle Fracht im Laderaum: eine
Reliquie Don Boscos in einer Bronzestatue
oder in einer Figur des Heiligen in einem
Sarg liegend. Gemeinsam mit mehreren


anderen Fahrern bringt Vezzoli Don Bosco
zu den Menschen, egal, wo sie leben, egal,


welcher Religion sie angehören. Unserer
Autorin hat er von seinen Erlebnissen und


Erfahrungen berichtet.


Text: Agathe Lukassek, Fotos: Andreas Mesli


28 DonBoScomagazin 2/2013




In Bonn können
Mino und seine
Kollegen direkt
an die St. Elisa-
bethkirche her-
anfahren. Über
Schienen laden
sie den kleinen
Wagen, auf
dem die Statue
montiert ist,
aus dem Trans-
porter und brin-
gen Don Bosco
in die Kirche.


während sich die anderen zu Hause auf ihre nächste Tour
vorbereiten.Im Jahr 2012 war Mino Vezzoli zunächst drei
Monate im südlichen Afrika unterwegs, anschließend
zehn Tage bei seiner Familie zu Hause, um danach mit
dem „unkomplizierten Europa“ weiterzumachen: Spani-
en, Frankreich und nun Deutschland. Nach den Station
in Bonn und Köln im Dezember – die Statue war den gan-
zen Monat in der Bundesrepublik unterwegs – geht es
zurück nach Brescia in Norditalien. „Weihnachten feiere
ich mit meiner Familie“, sagt der Mann, der zu seinem
Alter nur angibt, die 50 schon überschritten zu haben.


Drei Monate unterwegs,
zehn Tage zu hause
Wie kommt jemand zu so einer zeitaufwendigen ehren-
amtlichen Beschäftigung? Immerhin war Mino zuvor
nie als Kurierfahrer für die Salesianer tätig. Mino Vez-
zoli ist ein freundlicher Mann, an den Schläfen ist sein
Haar leicht angegraut. Er hat eine Halbglatze und trägt
einen warmen Wollpullover – in Deutschland ist es kalt
im Dezember. Zu Hause hat er einen zwölfjährigen Sohn
und eine 19-jährige Tochter, zusammen mit seiner Frau
betreibt er ein kleines Unternehmen für Bekleidungszu-
behör. Ein Nachbar war es, der ihn für das Projekt mit


der Statue gewann; der sei nämlich von Anfang an für
die Logistik der Wallfahrt verantwortlich, erzählt Vez-
zoli. „Wie hätte ich auch Nein sagen können?“, sagt er.
In der ganzen Welt unterwegs sein zu können, klang zu
verlockend.


„Ich mache das aus demselben Geist wie Menschen,
die nach Afrika gehen, um zu helfen.“ Seit er unterwegs
ist, arbeitet seine Frau, wie Mino sagt, für zwei. So trägt
auch sie die Wallfahrt mit. Ganz nebenbei lernt er durch
sein Engagement auch die Welt kennen, war schon in
Chile, Argentinien, Paraguay und in „einem Drittel von
Brasilien“. Von Afrika kennt er Angola, Südafrika, Sam-
bia, Simbabwe, Malawi und Mosambik. Und 2013 ist nun
Europa dran. Die nächsten Ziele: England, Belgien und
die Niederlande.


In den einzelnen Ländern begleiten für gewöhnlich
ein oder mehrere Patres die Statue, halten Vorträge und
sind Ansprechpartner für Gläubige und Interessierte.
Über die Ländergrenzen hinaus sind nur die Fahrer des
Transporters auf dieser einzigartigen Wallfahrt dabei.
Sie erleben nicht nur Menschenmassen bei den Prozes-
sionen, sondern lernen auch jedes Don Bosco Gästehaus
kennen. Beim Mittagessen in Bonn sind die Fahrer dann
auch gefragte Ansprechpartner für ihre Gastgeber. „Habt
ihr Probleme mit dem Zoll in der Schweiz?“, will ein Pa-
ter wissen. Als Probleme würde es Ivan Zonin nicht be-


»Wie hätte ich auch
Nein sagen können!


Ich mache das aus demselben
Geist wie Menschen,


die nach Afrika gehen,
um zu helfen.«


DonBoScomagazin 2/2013 29


Don Bosco




zeichnen, der wie Vezzoli seit Jahren als Fahrer mit da-
bei ist. Die Schweizer verlangten eine Kaution, um beim
Transport der Heiligenstatue einen kommerziellen Hin-
tergrund auszuschließen, sagt der Mann, der sein langes
Haar mit einem Zopf zusammenhält.


Ivan Zonin hat in den vergangenen Jahren Christen
vieler Kulturen und Mentalitäten kennengelernt: Wäh-
rend die Menschen in Lateinamerika bei Prozessionen
tanzten und ihre Gefühle – von Freude bis hin zu Tränen
der Rührung – zeigten, versteckten die Chinesen ihre
Leidenschaft für Johannes Bosco eher.


Eine Erfahrung, die alle Fahrer eint: In vielen Teilen
der Welt möchten die Menschen die Reliquie im Sarko-
phag oder die rechte Speiche in der Statue berühren.
In Afrika hingegen riefen die Kinder, nachdem sie den
Glassarkophag erblickt hatten, ganz aufgeregt: „Schau
mal, Mama, die beerdigen einen weißen Mann!“


Auch Mino Vezzoli erzählt am liebsten von Afrika.
Besonders die Menschen in kleinen Dörfern scheinbar
am Ende der Welt hätten ihn beeindruckt. „Dort, wo die
Menschen nichts haben, spielen die Kinder einfach mit
Sand oder mit einem Reifen – und mein Sohn denkt, er
braucht eine Playstation, um glücklich zu sein.“ Ande-


rerseits berichteten ihm seine Fahrer-Kollegen, dass sie
in Nigeria während einer Prozession eine Schießerei der
Polizei miterlebt hätten. Dies seien Erfahrungen, die ei-
nen nachdenklich machten und veränderten, sagt Vez-
zoli. „Man lernt, mit ganz unterschiedlichen Menschen
umzugehen und sie zu verstehen.“


Bekannt bei Muslimen
und indischen Sikhs
Auf seinen Reisen hat Mino Vezzoli auch gelernt, dass
nicht nur Katholiken den heiligen Johannes Bosco
kennen und schätzen. Auch Protestanten, Atheisten
und sogar Muslime hätten an den Prozessionen teilge-
nommen, erzählt er. So hätten in seinem Lieblingsland
Madagaskar auch indischstämmige Sikhs die Urne be-
rühren wollen, erzählt Vezzoli. Er habe noch nie so eine
Frömmigkeit erlebt wie in dem Inselstaat. Es seien regel-
mäßig um die 10.000 Menschen zu den Glaubensevents
mit dem Don
Bosco Sarkophag gekommen.


Mino Vezzoli erinnert sich genau an seine erste Reise
2009: „Anfangs bist du ein bisschen aufgeregt, weil du
weißt, dass du eine wichtige Sache tust. Ich bin ja unter-
wegs mit einem Heiligen … Und dann kommt langsam
die Routine, wenn man viele Kilometer unterwegs ist.“
Er will noch einige Reisen machen: Während die Lage
in Syrien einen Besuch unmöglich macht, rechnet Mino
sich Chancen für Israel und Ägypten aus.


Ganz bis zum Ende will Vezzoli jedoch nicht mitma-
chen. Stattdessen möchte er sich wieder seiner Fami-
lie und der Arbeit zu Hause widmen. Trotzdem denkt
er schon an den Geburtstag Don Boscos am 15. August
2015. „Nach sechs Jahren ist dann die Welttour vorbei
und der Heilige kann sich ausruhen und ein bisschen an
einem Ort bleiben.“


Don Bosco unterwegs


Bis zum 15. August 2015 reisen die Don Bosco Statue und ein
Glasschrein mit einer Wachsnachbildung des Heiligen durch viele
Länder der Erde, in denen die Salesianer Don Boscos tätig sind.
Sowohl die Statue als auch der Sarkophag enthalten eine Reliquie
des Heiligen. Auf ihrer Reise besuchte die Don-Bosco-Statue vom
1. bis zum 28. Dezember 2012 die Deutsche Provinz der Salesia-
ner Don Boscos und machte auch in Einrichtungen der Don Bosco
Schwestern halt. Jeweils vier Fahrer begleiten die Wallfahrt der
Bronzestatue und transportieren sie von Station zu Station.


In der Kirche
prüft Mino
Vezzoli (li.), ob
die Bremsen
angezogen
sind, damit der
Wagen mit der
Statue nicht
wegrollt, wenn
sich wie hier
pfarrer p. Jacek
Styrczula SDB
(re.) oder Kin-
der zur Statue
setzen.


30 DonBoScomagazin 2/2013


Don Bosco




Zehn Jahre „bigFM nighttalk“


Stuttgart Seit zehn Jahren berät Salesianer-
pater Ernst Kusterer gemeinsam mit seinem
evangelischen Kollegen, Pfarrer Heiko Bräun-
ing, beim „bigFM nighttalk“ junge Menschen
im Radio. Die Sendung wird jeden Sonntag-
abend ab 22:45 Uhr über Deutschlands größ-
ten privaten Jugendradiosender bigFM ausge-
strahlt.
Im Rahmen der Talksendung suchen Jugendli-
che und junge Erwachsene mit ganz unter-
schiedlichen Anliegen Rat. Oft geht es um
Liebeskummer, familiäre Probleme und Fra-
gen rund um das Thema Glauben. Mit dem
„bigFM nighttalk“ reagierte die katholische
Redaktion „Kirche im Privatfunk“ 2003 auf
eine große Resonanz, die P. Kusterers Gebets-
sendung „bigPray“ ausgelöst hatte. hmp


Abschied von der Don-Bosco-Statue


Zum Ende der Wallfahrt der Don Bosco
Statue durch Deutschland und die
Schweiz ließ es sich der Generalobere der
Salesianer Don Boscos nicht nehmen,
beim Abschied der Statue mit dabei zu
sein. Er war gemeinsam mit seinem Vi-
kar, Don Adriano Bregolin, angereist und
stand dem Abschlussgottesdienst vor. In
seiner Predigt verwies P. Chávez auf drei
zentrale Botschaften, die Johannes Bosco
einzigartig machten und die er uns als
„Geschenk“ hinterließ: Er glaubte an die
Jugendlichen und nahm sich ihrer an, als
weder Kirche noch Gesellschaft ihnen ei-
nen Platz zugestanden. Zweitens setzte er
ganz auf die Erziehung. Und zum dritten
schuf er das Präventivsystem, das heute
noch sehr gefragt ist und das in seiner er-
zieherischen Logik Jugendliche davor be-


Mit einem festlichen Gottesdienst ist am 28. Dezember die „Wallfahrt“ der Don Bosco
Statue durch Deutschland zu Ende gegangen. Vom 1. Dezember an hatte die Statue in
33 Einrichtungen der Salesianer Don Boscos, der Don Bosco Schwestern sowie in ver-
schiedenen Gemeinden Station gemacht. Zum feierlichen Abschluss der Rundreise hatte
sich neben dem heiligen noch weiterer hoher Besuch angekündigt: Don pascual chávez.


wahren möchte, vom Wege zu ihrem
Glück und zum Sinn abzukommen.
Ein Schmunzeln ging durch die Reihen
der über 250 Gottesdienstteilnehmer, als
P. Chávez seine italienische Predigt unter-
brach und auf Deutsch erneut unter-
strich, dass Erziehen „eine Kunst“ sei, die
Johannes Bosco beherrscht habe wie
kaum ein Zweiter.
P. Josef Grünner, Provinzial der Deut-
schen Provinz der Salesianer Don Boscos,
dankte dem Generaloberen für seinen Be-
such, besonders aber für sein „Geschenk“
einer Wallfahrt auf der ganzen Welt.
Ein positives Fazit der 28-tägigen Pilger-
reise durch Deutschland und die Schweiz
zog auch P. Reinhard Gesing: „An vielen
Orten wurde die Wallfahrt als eine große
pastorale Chance erlebt. Immer wieder


wurde mir zurückgemeldet, dass die Teil-
nehmer der Wallfahrt von der Botschaft,
welche Don Bosco in der Gestalt der Sta-
tue gebracht hat, tief angesprochen wa-
ren“, sagte P. Gesing, der die Reise der
Statue durch die Deutsche Provinz orga-
nisiert und betreut hatte. Besonders gut
habe ihm gefallen, dass an vielen Orten
auch Kinder und Jugendliche Don Bosco
begegnen durften. Ulla Fricke/kh


Schüler gewinnen beim Börsenspiel


neunkirchen Drei Schüler des Antoniuskol-
legs in Neunkirchen haben den virtuellen
Schritt in die Wirtschaftswelt gewagt und es
beim 100pro-Börsenspiel der Sparkasse un-


Don pascual chávez, Generaloberer der Salesianer
Don Boscos, beim Abschlussgottesdienst zur
Wallfahrt der Don-Bosco-Statue in Bonn.


ter die erfolgreichsten Teilnehmer 2012 ge-
schafft.
Beim jährlichen Börsenspiel geht es darum,
sich als „Investor“ im Handel an den Finanz-
märkten zu versuchen und auf Basis eines
fiktiven Startkapitals von 50.000 Euro durch
An- und Verkauf von Aktien den größtmögli-
chen Gewinn zu erzielen.
Dabei konnte Josh Bredemeier (9. Jgst.) aus
dem Antoniuskolleg den zehnten Platz in der
Wertungsgruppe der Sekundarstufe I belegen
und ein Preisgeld von 100 Euro gewinnen. Lu-
kas Schmitz (9. Jgst.) schaffte es auf den ach-
ten Rang und erhielt 150 Euro. In der Wer-
tungsgruppe der Sekundarstufe II belegte
Martial Engelmann aus der 10. Jahrgangsstu-
fe des Antoniuskollegs den ersten Platz. Als
Gewinner kann er sich nun über ein Preisgeld
in Höhe von 750 Euro freuen. Christian Naaf


Drei Schüler des Antoniuskollegs zählten zu
den erfolgreichsten Teilnehmern des
100pro-Börsenspiels 2012 der Sparkassen.


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DonBoScomagazin 2/2013 31


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Don Bosco statue




Studientag der Don Bosco Familie


München In Vorbereitung auf das Jubiläums-
jahr 2015 trafen sich am 12. Januar über 100
Mitglieder der deutschen Provinzen der Sale-
sianer Don Boscos, der Don Bosco Schwes-
tern und der Salesianischen Mitarbeiter Don
Boscos sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbei-
ter der salesianischen Einrichtungen zum
jährlichen Provinzstudientag im Salesianum
in München.
In Referaten und einer Bibelarbeit beschäftig-
ten sich die Teilnehmer mit dem Jahresleitge-
danken für 2013 „Freut Euch im Herrn zu je-
der Zeit! (Phil. 4,4)“ und dem Präventivsys-
tem Don Boscos. Der Studientag endete mit
einer Vesperfeier und dem Versprechen, sich
weiter im Sinne Don Boscos für junge Men-
schen einzusetzen. Winfried Voggeser


Jugendkonferenz 2013


Bonn Dreißig junge Menschen aus elf Natio-
nen waren Anfang Februar als Gäste der Ju-
gendkonferenz 2013 von Don Bosco Mondo
in Bonn unterwegs. Zum Thema Landflucht
und Megacities ließen sie sich unter anderem
durch Aktivitäten in der Innenstadt inspirie-


Zu Ehren des Heiligen der Jugend


In Nürnberg hatten die Mitbrüder und Mit-
arbeiter des Don Bosco Jugendwerks die
Bewohner des Stadtteils „Muggenhof“ im
Nürnberger Westen und die Mitglieder der


Mit Festwochen, Veranstaltungen und Gottesdiensten feierten die Salesianer Don Boscos
in der Zeit zwischen dem 20. Januar und dem 3. Februar das Don Bosco Fest. Gemeinsam
mit Kindern, Jugendlichen und Mitgliedern der Don Bosco Familie begingen die Salesianer
den Tag ihres ordensgründers Johannes Bosco, der am 31. Januar 1888 gestorben war.


umliegenden Pfarreien zu einem Festgot-
tesdienst eingeladen. Der Messe stand der
Bamberger Erzbischof Dr. Ludwig Schick
vor. Als weiterer Ehrengast war auch der
bayerische Finanzminister Markus Söder
anwesend, der den Salesianern in Nün-
berg sehr verbunden ist. Im Anschluss an
den Gottesdienst gab es vielfältige Aktio-
nen für Kinder und Jugendliche wie Kin-
derschminken und einen Schnupperkurs
in Fahrradmechanik.
Im Salesianum in München stand das Don
Bosco Fest in Zusammenarbeit mit Don
Bosco Mission in diesem Jahr unter dem
Motto „Stadt, Land, Flucht? Junge Men-
schen suchen ihren Platz.“ In einer Podi-
umsdiskussion am Abend des 1. Februar
gingen Experten und Salesianer der Frage
nach, wie Mobilität für und mit jungen


Menschen gestaltet werden kann und wie
sie vor Armut bewahrt werden können.
Am Sonntagmorgen feierten die Münche-
ner gemeinsam mit Domdekan Dr. jur. can.
Lorenz Wolf und einigen Konzelebranten
einen Festgottesdienst. Am Nachmittag
führten Kinder und Jugendliche der örtli-
chen Pfarrei St. Wolfgang zum Ausklang
des Festes das Musical „Löwenherz“ von
Thomas Schmittberger auf.
Die Salesianer und Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Berufsbildunsgwerkes
Aschau-Waldwinkel trafen sich am Fest-
wochendende zu einem Studientag mit
dem Leiter des Institutes für Salesianische
Spiritualität und Provinzialvikar, P. Rein-
hard Gesing. Dabei ging es um die Aktuali-
sierung der Pädagogik Don Boscos. Den
Abschluss des Festes in Aschau-Waldwin-
kel bildete am 3. Januar ein Gottesdienst
mit Bischof Dr. Ludwig Schwarz SDB aus
Linz. Weitere Berichte über das Don
Bosco Fest finden Sie im Internet unter
www.donbosco.de/Aktuelles.
red


Die Konferenzteilnehmer Victor und Dawit sind Flücht-
linge aus Eritrea. heute leben sie in Italien.


Der Bamberger Erzbischof Dr. ludwig Schick beim Don
Bosco Fest im Don Bosco Jugendwerk nürnberg.


ren. Mit ihren unterschiedlichen kulturellen
Hintergründen und Erfahrungen entstanden
interessante Geschichten. Die Besucherinnen
und Besucher aus Kambodscha, Sambia, Ita-
lien, Deutschland und weiteren Ländern dis-
kutierten über die Vor- und Nachteile von Me-
gacities und setzten sich mit der Frage ausei-
nander, was junge Menschen bewegt ihre
Heimat zu verlassen, um in die Städte zu zie-
hen. In kleinen Gruppen schlüpfen die Gäste
in unterschiedliche Rollen und erkundeten,
wie es wäre, als Kriegsflüchtlingskind in Bonn
zu leben oder wie die Jobchancen aussehen.
Beim Don Bosco Forum am 26. Januar stellten
die Jugendlichen die Ergebnisse ihrer Konfe-
renz einem breiten Publikum vor und tausch-
ten sich mit den 300 Gästen, Förderern und
Freunden der Arbeit von Don Bosco Bonn aus.
Ulla Fricke


32 DonBoScomagazin 2/2013


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Don Bosco fest




Jubiläen
50 Jahre profess:
P. Walter Schmidt
(25.3.1963, Walchensee) und P. Paul Thörner
(25.3.1963, Jünkerath)
50 Jahre priester: P. Guido Lemma (6.4.1963,
Dortmund) und P. Miguel Rodriguez
(14.4.1963, Benediktbeuern)


Verstorben


Br. Günter Schaar
Er war bis 2005 in den SDB-Einrichtungen in
Berlin in der Wäscherei tätig und kümmerte
sich um die Gastwirtschaft „Havelstuben“.
Geboren: 07.10.1932 in Ullersdorf, Kreis
Glatz (Schlesien)
profess: 15.08.1953
Verstorben: 29.12.2012


Ein eigenständiges Leben führen


Als Jugendlicher mit Behinderung eine
Ausbildungsstelle zu finden, ist nicht
leicht. Denn viele Betriebe scheuen vor
dem erhöhten Betreuungsbedarf zurück.
Damit auch junge Menschen mit Behin-
derung eine Perspektive haben, bietet
das Berufsbildungswerk (BBW) Waldwin-
kel in Aschau am Inn insgesamt 29 Aus-
bildungsberufe an, vom Fachlageristen
bis zur Hotelfachfrau. „Wir möchten
durch den Aufbau beruflicher, sozialer
und persönlicher Kompetenzen die Ei-
genständigkeit und Eigenverantwortung
der Betreuten sicherstellen, damit sie
eine echte Chance im Leben haben“, sagt
Stephan Kneißl, Dipl. Soz.-Pädagoge und
Leiter des COME-Projektes. Daran können
Auszubildende im letzten Lehrjahr teil-
nehmen und vielfältige Kurse belegen,


„chancen optimieren, Mögliches erreichen“ (coME) heißt ein projekt des Berufsbil-
dungswerkes Aschau-Waldwinkel der Salesianer Don Boscos. Das projekt hilft jungen
Menschen mit Behinderung ergänzend zu ihrer Ausbildung in verschiedenen Kursen
noch weitere Qualifikationen zu erwerben. So soll ihnen der Berufseinstieg erleichert
werden. Unterstützt wird das projekt von Stiftungen des Don Bosco Stiftungszentrums.


um wichtige Zusatzqualifikationen zu er-
werben. Neben einem verpflichtenden
Training sozialer Kompetenzen und ei-
nem Bewerbungs- und Vorstellungscoa-
ching werden auch „Wahlfächer“ angebo-
ten, wie z. B. IT-, Englisch- oder Präsenta-
tionkurse. Ziel ist es, ein breit angelegtes
überfachliches Wissen und Können zu
vermitteln. Das Projekt COME wurde 2012


von der Stiftung des Ärztehauses Harla-
ching mit einem Betrag von 5.000 Euro
gefördert. 2011 trug die Barbara und Wolf-
gang Mielke Stiftung mit 7.000 Euro zur
Finanzierung dieses wichtigen Projekts
bei. So erhöhen sich für junge Menschen
mit Behinderung die Chancen, ein eigen-
ständiges Leben zu führen.


Wenn auch Sie sich für die Gründung einer
eigenen Stiftung interessieren, ein projekt
unterstützen oder an einer Veranstaltung des
Don Bosco Stiftungszentrums teilnehmen
möchten, wenden Sie sich bitte an:


Don Bosco Stiftungszentrum
Landshuter Allee 11, 80637 München
Tel.: 089 / 744 200 270
Fax: 089 / 744 200 300
stiftungszentrum@donbosco.de
www.donbosco.de/stiftungszentrum


p. Reinhard helbing
Er war zunächst mehrere
Jahre Lehrer für Religion,
Geographie und Latein am
Don Bosco Gymnsasium in
Essen und leitete die Nier-
derlassung von 1974 bis
1978 als Direktor. Ab 1978 war er Provinzial-
vikar und von 1984 bis 1990 Provinzial der
Norddeutschen Provinz der Salesianer Don
Boscos. Von 1990 an war er Novizenmeister
in Jünkerath und wechselte anschließend als
Direktor und Lehrer an das Antoniuskolleg in
Neunkirchen. P. Helbing war für viele ein guter
Freund, Ratgeber und Seelsorger.
Geboren: 10.09.1933 in Trier
profess: 15.08.1954
priesterweihe: 29.06.1963
Verstorben: 11.01.2013


Auszubildende beim Knigge-Kurs für Geschäftsessen


Zuwachs in Asien und Afrika


Rom Der Orden der Salesianer Don Boscos
zählte im Jahr 2011 weltweit rund 15.500
Mitbrüder. Das gab das Generalat der Salesi-
aner Don Boscos in Rom bekannt. Von allen
Salesianern gibt es 1.824 Brüder mit einer
Ewigen Profess, 10.374 sind Priester. 121 Sa-
lesianer haben ein Bischofsamt inne.
Weltweit gibt es 90 Provinzen und Visitatorien
des Ordens. Einen Zuwachs an Salesianern
Don Boscos verzeichneten 2011 die Regio-
nen Südasien, die die Länder Indien und Sri
Lanka umfasst, Ostasien mit Ozeanien sowie
Afrika mit der Insel Madagaskar. Eine neue
Präsenz des Ordens wurde 2010 in Neusee-
land gegründet. Damit waren die Salesianer
Don Boscos im Jahr 2011 in 132 Ländern
weltweit tätig. ANS/PJG


DonBoScomagazin 2/2013 33


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Don Bosco stiftungszentrum




Br. Jean paul Muller ist
seit 2011 Generalökonom
der Salesianer Don Boscos
in Rom. In seiner Kolumne
für das DON BOSCO maga-
zin schreibt der ehemalige
leiter der Missionsprokur
in Bonn, welche Themen
den orden aktuell weltweit
beschäftigen.


l E x I Ko n


Provinzkapitel
In jeder Provinz der Salesianer Don Boscos findet einmal in drei Jahren das Provinzkapitel statt. Bei der provinz-
weiten Ordensversammlung der Mitbrüder und der Hausgemeinschaften entscheiden die Teilnehmer – Provinzial-
räte, Direktoren, gewählte Delegierte der Hausgemeinschaften, und Provinzdelegierte – über wichtige Angelegen-
heiten der Ordensgemeinschaft in ihrem jeweiligen Territorium. Im Fokus der Provinzkapitel steht stets, das Werk
Don Boscos den Erfordernissen der Zeit anzupassen. Im Mai diesen Jahres findet das deutsche Provinzkapitel in
Benediktbeuern statt. Geleitet wird es vom Provinzial der Deutschen Provinz, P. Josef Grünner.


ROMA


Ihr


Br. Jean Paul Muller SDB


p o S T A U S R o M


Der Jugend Platz und Stimme geben
„Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“, ein Buchtitel von Richard David Precht, der
lange in den Hitlisten unserer Büchereien zu finden war, ist eine Anfrage an jeden von
uns, nach den eigenen Vorstellungen, nach unseren Vorlieben, unseren Lebenseinstel-
lungen und somit nach unserer Identität.


Dieser Buchtitel passt gut zur Auswertung der Ergebnisse unserer 91 Provinzkapitel
,die wir bis Juni vor uns haben. Jede Salesianerprovinz trifft sich in den ersten Monaten
dieses Jahres, um sich mit ihrer eigenen Identität als Provinzgemeinschaft, als lokale
Gemeinschaften und – ganz wichtig – als einzelne Salesianer in dieser heutigen Welt
auseinanderzusetzen. Der Generalobere hat hierzu einen Rahmen abgesteckt, in dem
er jeden seiner Mitbrüder aufforderte, zu überprüfen, inwieweit dieser in seiner Person
und in seinem Dienst an der Jugend erkennen lässt, dass er zugleich „Mystiker“, „Pro-
phet“ und „Diener“ ist.


Außenstehende werden jetzt wahrscheinlich den Kopf schütteln. Doch liest man
den Begleitbrief von Pater Chavéz, in welchem er diesen seinen Ansatz erklärt, so
versteht man sehr schnell: Der Salesianer ist in erster Linie ein Botschafter des Evange-
liums, er hat das Evangelium so zu vermitteln, dass jeder es verstehen kann. Er hat die
Inhalte der Frohen Botschaft so zu verwirklichen, dass sich hierdurch die Lebenssituati-
on der Menschen verbessert!


Wie dies im Einzelnen geschieht, hängt vom Umfeld ab, in dem der Salesianer lebt
und arbeitet. Interessant, dass alle Provinzkapitel, welche bisher ihre Ergebnisse hier
nach Rom eingesandt haben, die Orientierung des Generaloberen dankbar angenommen
haben. Viele sind der Meinung, dass es jetzt an der Zeit ist, dass die Salesianer sich auf
ihre eigentlichen Aufgaben in der Seelsorge und der Jugendsozialarbeit konzentrieren,
dass sie ihre Schulen wieder zu lebendigen Zentren für die Familien machen müssen und
dass sie in den Pfarreien noch deutlicher als bisher der Jugend Platz und Stimme geben.
Diese Antworten, von allen Kontinenten nun hier in Rom eintreffend, bestimmen in der
Phase zwischen Ostern und den Sommerferien die Diskussionen in unserem Generalrat
und vor allem die weitere Vorbereitung des anstehenden Generalkapitels im April 2014.


34 DonBoScomagazin 2/2013


Don Bosco




m E i n t i p p


Mein buntes Buch von
Jesus und seinen Freunden
Wie eine Zweijährige mit Je-
sus vertraut machen? Der Titel
„Mein buntes Buch von Jesus
und seinen Freunden“ klingt
einladend, auch für die Alters-
gruppe 1 bis 5 Jahre. Es ist ein
handliches, kleinkindgerech-
tes Pappbuch mit bunten ge-
zeichneten Bildern und wenig
Text. Sechs Freunde Jesu stel-
len sich kurz vor, in nur zwei
Sätzen. „Vielleicht bleiben ja
einige Namen hängen“, denke
ich mir.
Meine Tochter springt sofort darauf an und will
das Buch anschauen. Von wegen „Namen könn-
ten hängen bleiben“. Der erste Freund ist nämlich
ein namenloses Mädchen. Macht nichts. „Das bin
ich!“, ruft meine Kleine begeistert. Das Mädchen
im Buch liegt krank im Bett. Ihr Vater kniet bei
ihr, Jesus steht hinter den beiden. Ich lese vor,
dass Jesus das Mädchen heilt. „Wo ist die Mama
vom Mädchen?“ will meine Tochter wissen. „Die
holt gerade etwas“, erzähle ich ihr. Ich erkläre,
dass Jesus das Mädchen wieder gesund gemacht
hat.
Als nächster Freund von Jesus stellt sich Zachäus,
der Zöllner, vor. Meine Tochter schaut begeistert
die Bilder an und hört gespannt den Geschichten
zu. Die Namen werden meiner Kleinen nach eini-
gen Durchgängen vertrauter, und nach und nach
erzähle ich ihr, wer Johannes, Maria Magdalena
und Petrus waren.
Dies einer Zweijährigen zu vermitteln, ist gar
nicht so leicht, manches versteht sie noch nicht.
Fürs Erste war der Versuch allerdings erfolgreich.
Sicher kann ich das Buch noch einmal neu mit
meiner Kleinen entdecken, wenn sie etwas älter
ist.


haben auch Sie eine Frage an unsere Experten?
Dann schreiben Sie uns:


DON BOSCO magazin Ratgeber, Sieboldstr. 11,
81669 München, leserfragen@donbosco.de
Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden wir an dieser
Stelle mit Ihrer Zustimmung veröffentlichen; ansonsten
bleiben Sie anonym.


L E S E R F R a G E


Unser Enkel beisst
und schlägt
Unser Enkel ist jetzt zwanzig Monate alt. Er ist ein
fröhliches Kind, dem von allen Seiten Liebe entgegen-
gebracht wird. Bei seinem Besuch stellten wir fest,
dass er nicht nur seine Eltern, sondern auch Opa und
Oma beißt und schlägt. Wir haben uns gefragt, woher
dieses Verhalten kommen könnte. Allein, wir sind rat-
los, zumal wir nicht wirklich erkennen, was bei ihm der
Auslöser für sein Verhalten ist. Wir würden dem Kind
gerne helfen, von dieser Untugend wegzukommen.
Ottwin O., per E-Mail


Sr. Elisabeth Siegl: Das Verhalten Ihres Enkelkindes
kann verschiedene Gründe haben. Beobachten Sie, in
welcher Situation es zum Beißen und Schlagen kommt!
Zum einen kann es sein, dass er Grenzen austestet bzw.
dass er sich zum ersten Mal abgrenzen und ein Stück Au-
tonomie schaffen will. Es kann auch damit zusammen-
hängen, dass er gerne etwas tun oder sagen würde, aber
noch nicht in der Lage ist, sich körperlich oder sprach-
lich so auszudrücken, dass er verstanden wird. Beides
gehört zur normalen Entwicklung in diesem Alter. Zum
anderen könnte es auch sein, dass ihm tatsächlich etwas
gegen den Strich geht, dass er zum Beispiel mehr Bewe-
gung braucht oder dass er sich zu wenig beachtet fühlt.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass Sie das Kind in seiner Lage
ernst nehmen und versuchen zu verstehen, ihm even-
tuell Trost schenken. Genauso wichtig ist es aber auch,
klare Grenzen zu ziehen und dem Kind zu erklären, dass
körperliche Gewalt kein entsprechendes Verhalten sein
kann (weil es wehtut oder verletzen kann). Das kann es
schon begreifen. Dazu braucht es vonseiten der Erzieher
zwar oft Ausdauer und Konsequenz, doch beide lohnen
sich.


Mein buntes Buch
von Jesus und
seinen Freunden
3-978-7698-
1963-2
Don Bosco
€ 8,95


Sr. Elisabeth Siegl (36), Theologin, arbeitet
als Religionslehrerin an der Don Bosco
Schule in Vöckla bruck und war lange päda-
gogische Mitarbeiterin im Don Bosco Haus
Wien.


Bernadette Spitzer (39) ist Journalistin
und unterrichtet an einem Gymnasi-
um. Sie hat zwei Kinder und lebt mit
ihrer Familie in Wien.


DonBoScomagazin 2/2013 35


Ratgeber










Hallo Kinder!


Ein neuer Papst wird gewählt


Steffi & Tobi


Vor fast acht Jahren wurde Benedikt
der XVI. als Nachfolger von Johannes
Paul II. zum Papst gewählt. Benedikt
XVI. kommt aus Deutschland und heißt
eigentlich Joseph Ratzinger. Er ist 85
Jahre alt und sagte am 11. Februar,
dass er keine Kraft mehr habe, sein Amt
weiter auszuüben. Denn als „Chef“ der
Katholischen Kirche muss er wichtige
Entscheidungen treffen und viel reisen.


Wenn der Papst stirbt oder zurücktritt,
haben die Katholiken kein Oberhaupt
mehr. Innerhalb von mindestens 15 und
höchstens 20 Tagen nach dem Tod oder
dem Rücktritt des Papstes werden alle
Kardinäle nach Rom gerufen. Diejenigen
unter ihnen, die noch nicht 80 Jahre alt
sind, wählen nämlich den neuen Papst.
Diesmal sind es rund 115 Kardinäle.


Dann beginnt das sog. „Konklave“, die Ver-
sammlung der Kardinäle. Der Begriff stammt
vom Lateinischen „con claudere“. Das heißt
übersetzt „gemeinsam einschließen“. Sie
werden in der Sixtinischen Kapelle in Rom
„eingeschlossen“, damit sie sich auf die
Wahl konzentrieren können. Sie dürfen kei-
ne Zeitung lesen, nicht Radio hören, Fernse-
hen schauen oder im Internet surfen. Auch
Telefonieren ist beim Konklave verboten.


Kardinäle aus aller Welt werden
zusammengerufen


Die Papstwahl


3.
Benedikt XVI. ist zurückgetreten


1. 2.


Ihr habt es bestimmt schon gehört: Der papst ist
zurückgetreten. So etwas ist bisher erst einmal


passiert und das ist ganz, ganz lange her – mehr als
700 Jahre! Überall auf der Welt fragen sich die Menschen


nun, wer wohl der neue papst sein wird und aus welchem land
er stammt. Denn der papst ist der wichtigste Mann in der katholischen Kirche. Er ist der „chef“ aller
Katholiken auf der ganzen Welt – und das sind über eine Milliarde Menschen. Jeder kennt den papst.
nur wählen darf ihn nicht jeder. Das tun die Kardinäle. Sie sind nach dem papst die wichtigsten
Männer in der katholischen Kirche. Da die Kardinäle auf allen Kontinenten arbeiten und leben,
müssen sie aus ganz vielen ländern anreisen. Die Wahl findet nämlich im Vatikan in Rom statt.
Tobi und ich sind schon ganz aufgeregt und werden gemeinsam die Wahl im Fernsehen verfolgen.
Denn die papstwahl folgt seit Jahrhunderten ganz bestimmten Regeln. Auch deren Ablauf ist genau
festgelegt. Was bei so einer papstwahl alles passiert, warum sich die Kardinäle in der Sixtinischen
Kapelle einsperren und während der Wahl keinesfalls telefonieren dürfen – seht selbst!


Eure


36 DonBoScomagazin 2/2013








Buntes »


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.


Geheimcode:


Ist der neue Papst gewählt, muss er die Wahl noch annehmen und sich für
sein Amt einen neuen Namen aussuchen – so wie sich Joseph Ratzinger da-
mals Benedikt XVI. nannte. Anschließend zieht der Neugewählte sich um,
denn der Papst trägt immer nur weiße Kleider und einen ganz besonderen
Ring. Draußen auf dem Petersplatz warten währenddessen schon viele Men-
schen gespannt darauf, wer nun das neue Oberhaupt der katholischen Kir-
che ist. Dann kommt der große Moment: Der päpstliche Zeremonienmeister
tritt ans Fenster und verkündet auf Latein „Habemus Papam!“ – „Wir haben
einen Papst!“ Außerdem nennt er zum ersten Mal öffentlich den bürgerlichen
und den neuen Namen des Papstes. Dann bricht Jubel aus.


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Wie lautet nur der
Geheimcode aus dem
Vatikanischen Archiv?


In der Sixtinischen Kapelle diskutieren
die Kardinäle erst über mögliche Kandi-
daten. Dann schreibt jeder einen Namen
auf einen Zettel. Ein Kandidat wird dann
Papst, wenn er zwei Drittel aller Stim-
men bekommen hat. Das kann mehrere
Tage dauern. Wenn der neue Papst ge-
wählt ist, steigt weißer Rauch aus dem
Schornstein der Sixtinischen Kapelle.


Geheimcode


Weißer Rauch steigt auf Derneue Papst wird ausgerufen: »Habemus Papam«


4. 5.


In diesem Fenster zeigt sich der
neue Papst. Sein Name wird


verkündet und wie er als Papst
heißen wird.


Im Vatikanischen Geheimarchiv hat Tobi ein Stück Papier gefunden.
Doch die Botschaft auf dem Zettel ist verschlüsselt. Kannst du Tobi
helfen, das Wort zu entziffern?


Und so geht’s: Jede Zahl steht für den jeweiligen Buchstaben
im Alphabet. Also 1=A, 2=B, 3=C usw. bis zur Zahl 26, die für
das „Z“ steht.


Tipp: Am besten, du schreibst das Alphabet auf einen Zettel und
schreibst im Anschluss die entsprechenden Zahl darüber.


19 • 20 • 9 • 13 • 13 • 26 • 5 • 20
• 20 • 5 • 12


DonBoScomagazin 2/2013 37


„Kamera“ lautete das Lösungswort aus dem letzten
DON BOSCO magazin. Je ein Reimkartenset „Kleine Verse
durch das Jahr“ haben Katharina aus Braunschweig,
Maximilian aus München, das Kinder- und Jugendzentrum
Don Bosco in Magdeburg, Anne aus Kaltenbrunn und
Noemie aus Herbertingen gewonnen.
Herzlichen Glückwunsch!


Schreibe die lösungszahl in eine E-Mail oder auf
eine postkarte und schicke sie bis zum 31. März
2013 an: Don Bosco
magazin Kinderrätsel,
Sieboldstr. 11, 81669 München
magazin@donbosco.de


Zu gewinnen gibt es fünf Mal
das Buch „Pia im Vatikan“.


Unser Preis:




Lösungswort


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lin
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Schreiben Sie das Lösungswort auf eine Postkarte oder in eine E-Mail
und schicken Sie diese bis zum 30. märz 2013 an: DON BOSCO magazin,
Sieboldstr. 11, 81669 München, magazin@donbosco.de


R ät S E L


Eiersuche ?
???


Streichen Sie jedes „EI“ aus der unten stehenden Buchstabenfolge.
Die übrig bleibenden Buchstaben ergeben der Reihe nach gelesen das
Lösungswort.


Miträtseln und gewinnen!


Unter allen richtigen Einsendungen verlosen
wir fünf Mal das Buch „Dimensionen. Wege zum
Kreuz. Kreuzweg und Auferstehung für mein
Leben deuten“ von Uwe Esperester,
Heinrich Gerving und Johannes
Willenberg.


Zurückgeblättert


Gottesdienst auf der Chinesischen Mauer


Die erste heilige Messe auf der chinesischen Mauer fei-
erte vor 30 Jahren der Salesianerpater Gaetano Compri.
Diese Messe „geht in die Geschichte der Kirche Chinas
ein!“, berichteten die Salesianischen Nachrichten
begeistert im März 1983. P. Gaetano Compri ist gebürti-
ger Italiener und seit 1954 als Missionar in Japan tätig.
Die Messe feierte er mit der Erlaubnis der chinesischen
Behörden gemeinsam mit japanischen katholischen
Christen, die P. Compri während einer Reise begleitete.
„Auf der Chinesischen Mauer haben wir für die Katholi-
ken in China gebetet, die noch leiden“, sagte P. Compri
damals den Salesianischen Nachrichten.


Die Katholiken in China sind seit
den 1950er-Jahren in zwei Grup-
pen gespalten, die regime treue
„Patriotische Vereinigung“ und
die papsttreue Untergrundkirche.
Letztere ist staatlichen Repres-
salien ausgesetzt, mehrere
Geistliche sitzen in Haft. Nach
offiziellen Angaben zählt die katholische
Kirche in China 5,7 Millionen Mitglieder. Der Untergrund-
kirche gehören nach Schätzungen weitere zehn Millionen
Mitglieder an.


Herzlichen Glückwunsch!
Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel
lautete „Lebenslust“. Über je einen Wandkalender
2013 „A little Extra“ von Conny Wenk aus dem
Neufeld Verlag können sich Christine Lenz aus
Ingolstadt, Franz-Josef Eickenscheidt aus
Gelsenkirchen, Gisela Harbach aus Mannheim,
Bernhard Späth aus Karlsruhe und Johann Amann
aus Geisenfeld freuen.


38 DonBoScomagazin 2/2013


Buntes




Das DON BOSCO magazin erscheint
in der Don Bosco Medien GmbH.
Verlag und Redaktion: Don Bosco Medien
GmbH, Sieboldstraße 11, 81669 München,
Tel.: 089 / 48008 360,
redaktion@donbosco.de,
www.donbosco-magazin.de


Herausgeber:
Salesianer Don Boscos
St.-Wolfgangs-Platz 10
81669 München
Tel.: 089 / 48008 421
provinzialat@donbosco.de


Don Bosco Schwestern
Schellingstraße 72
80799 München
Tel.: 089 / 38 15 80 31
provinzialat@donboscoschwestern.de


Chefredakteur: P. Alfons Friedrich SDB
Redaktion: Katharina Hennecke, Claudia
Klinger (in Elternzeit), Angelika Luderschmidt,
Hannah-Magdalena Pink, Stefanie Singer
(Volontärin), Sophie Wöginger
Verwaltung: Angela Gully, Brigitte Sonnber-
ger
Titelfoto: KNA-Bild
Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen
aus den Archiven der Don Bosco Medien
GmbH und der beiden Orden.
Layout: ReclameBüro, München,
Gabriele Pohl und Margret Russer
Satz: Don Bosco Kommunikation GmbH,
München, Joe Möschl


Impressum


Die Ausgabe 3/2013 erscheint Anfang Mai.


Im nächsten Heft lesen Sie:


Druck: Bonifatius GmbH, Paderborn


Nachdruck ist nur mit schriftlicher Geneh-
migung des Verlags gestattet. Dies gilt auch
für die Aufnahme in elektronische Daten-
banken und Vervielfältigungen auf CD-ROM.
Teilen der Auflage liegt der Informations-
dienst der Don Bosco Schwestern, das
ECHO, bei.


Das DON BOSCO magazin erscheint 2013
im 118. Jahrgang.
Das DON BOSCO magazin erscheint
zweimonatlich. Es wird gegen Entgelt
abgegeben.


Abo-Service
Provinzialat der Salesianer Don Boscos
Adressverwaltung
St.-Wolfgangs-Platz 10
81669 München
Tel.: 089 / 480 08-457
adressverwaltung@donbosco.de


Das DON BOSCO magazin beteiligt sich an
der Initiative GOGREEN der Deutschen Post.
Dabei wird gemessen, wie viel CO2 beim
Transport der Zeitschrift entsteht – und
entsprechend in ausgewählte Klimaschutz-
projekte investiert. Wir übernehmen Verant-
wortung, weil wir die Schöpfung schätzen
und sie schützen wollen.


Mach was Sinnvolles!
Die neue Homepage der Don Bosco Volunteers ist online.
Mit einem jungen und frischen Design bietet die Seite
alle wichtigen Informationen über einen Freiwilligen-
dienst bei den Salesianern Don Boscos – und vereint
erstmals alle Informationen zu den Freiwilligendiensten
im In- und Ausland. Termine, Bewerbungsmodalitäten,
Berichte ehemaliger Volontäre und noch viel mehr fin-
den Sie ab sofort auf www.donboscovolunteers.de


... für ein Freiwilliges
Soziales Jahr in
einer Don Bosco


Einrichtung!


Bewirb
dich jetzt ...


DonBoScomagazin 2/2013 39


Service


Leserbriefe


Opa packt an
Wenn Großeltern noch lange nicht
an ihren Ruhestand denken


Don Bosco vor Ort
Ich bin dann mal beten ...
Zu Besuch in der Blauen Grotte im
Kloster Benediktbeuern


Zurückgeblättert
27. Juni 1912: Kaiser Franz Josef I.
erkennt die salesianische Kongre-
gation in Österreich staatlich an.


Das neue DON BOSCO magazin gefällt uns sehr gut. Bis-
her war die Zeitschrift eher „blass“, jetzt hat sie sehr an
Profil gewonnen! Danke besonders für den Artikel über
Familie Neufeld. Wir haben selbst ein Kind mit Down-
Syndrom adoptiert und können uns nur den Neufelds
anschließen: Wir fühlen uns beschenkt, jeden Tag aufs
Neue!  
Sibylle Mendler, per E-Mail


Ich finde Ihr Heft wirklich äußerst ansprechend. Es ist
schön, wie Sie vom Leben erzählen, von hier und anders-
wo, und wie zuversichtlich und positiv, wie ernsthaft und
wertschätzend Sie darüber schreiben. Danke!  
Veronika Plasser, per E-Mail


Mit großer Aufmerksamkeit habe ich das Januar-Heft
gelesen und mich gefreut über die ausgezeichneten
Artikel. Gerne unterstütze ich weiterhin die Arbeit der
Don Bosco Patres und Schwestern – jetzt vor allem in
Vietnam und Mali.
Sr. Daniele Dörflinger, per E-Mail


Leserbriefe geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe nicht, gekürzt oder in
Auszügen zu veröffentlichen.




Ich wohne im Don Bosco Jugendwe
rk in Bamberg, weil …


ich Stress mit meiner Mutter hatte und weil ich keine
Freunde habe.


Mir gefällt hier besonders, …


dass die Erzieher nett sind. Und ich mag den Zirku
s Giovanni des


Jugendwerks in Bamberg.


In meiner Freizeit …


gehe ich gerne in den Hochseilgarten oder in den Zirkus
.


Mein größter Traum wäre, …


eine Ausbildung zum Schreiner zu bekommen.


Am meisten ärgere ich mich …


über den Essensdienst.


Wenn ich einen Rat brauche, …


kann ich zu meiner Erzieherin gehen.


In zehn Jahren …


möchte ich ein eigenes Haus haben.


Mein Name: Max Weiß


Ich bin: 14 Jahre alt


Ich wohne im Josefsheim des Don B
osco Jugendwerks Bamberg


Ich besuche gerade die 9. Klasse de
r Mittelschule


und bereite mich auf den Quali vor


Daran erkennt man mich: an meine
n Haaren


Das bin ich!


Euer Max