Don Bosco Magazin 1/2013

Behindert – na und?


Ganz normal
anders


Thema
Leben mit dem
Down-Syndrom


Weltweit
Der lange Schatten
von Agent Orange


24 h mit Don Bosco
Ein ungewöhnlicher
Gast


Die christliche Zeitschrift
für die ganze Familie


1/2013


02Z030224S Österreich




Teilhabe und Normalität verstehen Kurt Heller und Heinrich
Mittermair unter Inklusion. Ein Gespräch über die Herausfor-
derungen einer gemeinsamen Betreuung von behinderten und
nicht behinderten Kindern, fehlendes Verständnis in der Gesell-
schaft und die große Verantwortung, die die Kirche dabei hat.


Der lange Schatten von Agent Orange: Fünf Millionen Vietna-
mesen sind behindert. Sie gelten in der Gesellschaft als „Kinder
des Teufels“. In Thai Binh haben die Salesianer Don Boscos
Ausbildungswerke errichtet, um behinderten jungen Menschen
einen Weg in eine bessere Zukunft zu ermöglichen.


14 22


Im BlIckpuNkT
4 Das panoptikum aus der Welt der kirche


ThemA
6 „Wir fühlen uns beschenkt, jeden Tag aufs Neue.“


Ein Besuch bei Carolin und David Neufeld. Ihre Adoptiv-
söhne Alexander und Samuel haben das Down-Syndrom.


FAmIlIe
14 Inklusion bedeutet Teilhabe und Normalität.


Interview mit Kurt Heller, Geistlicher Rat und Leiter, und
Heinrich Mittermair, Trägervertreter für den Kinder- und
Jugendhilfebereich des St. Josefs-Heims in München


16 Wir waren die bestausgebildeten eltern …
Interview mit Franz-Joseph Huainigg


18 Ausgesprochen: Gesucht – Gefunden?
Kolumne von Monika Slouk


19 hier und dort
Meine Band


20 mittendrin
Sichere Seilschaften


DON BOScO
22 Der lange Schatten von Agent Orange


30 Jahre nach Agent Orange: Behinderte junge Frauen
und Männer bekommen bei den Salesianern im Norden
Vietnams die Chance, eine Ausbildung zu absolvieren.


26 Im Brennpunkt
Auf der Flucht: Immer mehr Menschen verlassen aus Angst
um ihr Leben Syrien.


28 24 Stunden: ein ungewöhnlicher Gast
Die Don Bosco Statue auf Reisen


33 post aus Rom


34 Das bin ich!


BuNTeS
35 Ratgeber


Sie fragen, unsere Experten antworten.


36 kinderseite
Steffi und Tobi zu Besuch in einem Fernsehstudio


38 preisrätsel
Mitmachen und gewinnen!


39 Impressum, Vorschau, Shop


2 DONBOScOmagazin 1/2013


Inhalt 1/2013




Liebe Leserin, lieber Leser!


Wenn man junge Leute fragt, was sie sich für ihr Leben


wünschen, dann hört man fast immer – neben anderen


Aussagen – eine intakte, dauerhafte Beziehung, eine


Familie. Diese Familie wünschen


sich erst recht Menschen, die


durch ein Gebrechen an der Teil-


habe an der Gesellschaft beein-


trächtigt sind.


In diesem Heft wollen wir das


„Leben mit Behinderungen“


thematisieren. Wir wollen Sie am Leben einer Familie teil-


haben lassen, die sich bewusst auf behinderte Menschen


eingelassen hat. Dazu befragen wir auch Fachleute auf


diesem Gebiet.


Don Bosco war für einige Züge der Gestalt Jesu Christi


besonders empfänglich: seine Vorliebe für die Kleinen


und Schwachen, sein Eifer im Heilen und Retten, seine


Haltung des Guten Hirten. Wir, seine Erben und Nach-


folger, die Mitglieder der Don Bosco Familie, versuchen,


diese Haltungen in unserer Zeit zu verwirklichen. Dabei


müssen wir immer wieder auch neue Wege suchen, neue


Hilfen in Anspruch nehmen, neu über das nachdenken,


was heute notwendig ist.


Im Hinblick auf den 200. Geburtstag Don Boscos am


16. August 2015 wollen wir uns intensiver mit der Gestalt


Don Boscos auseinandersetzen und uns fragen, wie wir


sein Anliegen heute verwirklichen können und sollen.


Es grüßt Sie herzlich Ihr


Pater Josef Vösl SDB
Chefredakteur


Die österreichischen Redakteure sind für die Reportage
„24 Stunden“ bei Schnee nach Benediktbeuern gefahren.
Anfang Dezember war die Don Bosco Reliquienstatue im
bayrischen Kloster zu Gast. Neugierig waren wir, wie es
sich nun anfühlt, eine fast lebensgroße Statue zu berüh-
ren, in die ein Knochen von Don Boscos Arm eingesetzt
ist. Wir verraten, dass es uns sehr berührt hat, zu sehen,
wie Don Bosco die Menschen anspricht. Vom Kinder-
gartenkind bis zum Universitätsprofessor – er hat alle
Generationen besucht. Vielleicht möchten Sie Don Bosco
auch treffen? Von 13. bis 22. Februar besucht er uns in
Österreich. Infos zur Pilgerfahrt finden Sie auf der letzten
Seite dieser Ausgabe und im Internet: www.1815-2015.at
Mehr dazu lesen Sie auch ab Seite 28.


Für das Jahr 2013 haben wir auch ein wenig an der
Konzeption des DON BOSCO magazins gefeilt. Manchen
von Ihnen mag es auf den ersten Blick auffallen: Einige
Rubriken fehlen. Dafür sind neue hinzugekommen. Ab
sofort erhalten Sie „Post aus Rom“, in der Ordensleute
über aktuelle Ereignisse berichten (Mehr auf Seite 33).
Kongo, Syrien, Sudan – wie geht es den Menschen in
den (ehemaligen) Krisenregionen der Welt? Mit welchen
Widrigkeiten und Herausforderungen haben die Salesia-
ner vor Ort zu kämpfen? „Im Brennpunkt“ heißt unsere
neue Rubrik ab Seite 26, in der wir auf aktuelle Ereignis-
se rund um den Erdball blicken wollen, auch dahin, wo
andere Medien vielleicht nicht (mehr) blicken.
Ein Fragebogen, viele Antworten: Jugendliche und junge
Erwachsene stellen sich vor und verraten, welche Dinge
ihnen wichtig sind und was ihr Leben besonders macht.
Nachzulesen auf Seite 34.
Gefällt Ihnen das neue Konzept? Schreiben Sie uns.
Wir freuen uns über Ihre Meinung.
Ihre Redaktion
redaktion@donbosco.at


markus höllbacher hat für diese Ausgabe
Don Bosco in Benediktbeuern getroffen und
fotografiert.


Inhalt


DONBOScOmagazin 1/2013 3




Wussten Sie schon, ...
… dass bereits um 1200 Mönche
ein Siedegebäck namens „Craphun“ als
Vorbereitung auf die Fastenzeit ver-
speist haben? Die eigentlichen Vor-
bilder für unsere heutigen Faschings-
krapfen sind jedoch die „Cillykugeln“
der Altwiener Hofbäckerin Cäcilie Krapf.
Diese versüßten zu Beginn des 19. Jahr-


hunderts die Wiener Hofbälle.


… dass die Don Bosco Familie im Jänner zwei
Heiligenfeste begeht? Am 31. Jänner wird weltweit
das Don Bosco Fest gefeiert und am 24. Jänner der
Gedenktag des Franz von Sales. Nach ihm benannte
Don Bosco seine Ordensgemeinschaft und übernahm
von ihm die Idee des christlichen Humanismus und
den Ordensspruch „Da mihi animas caetera tolle“


(„Gib mir Seelen, alles andere nimm!“).


Schüler besuchen eine der 228
Ordensschulen in Österreich. 190 werden


von Frauenorden und 38 von
männerorden geführt. Die Salesianer
leiten das Don Bosco Gymnasium in


unterwaltersdorf bei Wien, die
Don Bosco Schwestern ein


Schulzentrum in
Vöcklabruck.


50.000
Von wegen unmodern
Benedikt XVI. hat im November 2012 die „Pontificia Acade-
mia Latinitatis“ ins Leben gerufen. Sie soll nach seinem
Willen dem Rückgang der Lateinkenntnisse unter Priestern
und Gläubigen entgegenwirken. Präsident der Akademie ist
Ivano Dionigi, Professor für lateinische Literatur und gegen-
wärtig Rektor der Universität Bologna. Dionigi verteidigte
Latein in einer Ansprache gegen den Vorwurf, unmodern
und rückwärtsgewandt zu sein. (KAP)


… dass es in Kärnten das „erste kirchliche Schwal-
benhotel Österreichs“ gibt? Zustande kam das Arten-
schutzprojekt durch eine Kooperation der Pfarre und
Gemeinde Ludmannsdorf/Bilcovs und von „BirdLife
Kärnten“ sowie mit Unterstützung der Naturschutzab-
teilung des Landes Kärnten. Der neue Schwalbenturm
bietet 44 Brutplätze und Platz für eigene Nestbauten
an. (kap, pdl)


mit der neuen Akademie
will papst Benedikt XVI.
dem Rückgang der latein-
kenntnisse unter priestern
und Gläubigen entgegen-
wirken.


4 DONBOScOmagazin 1/2013


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Vom Winde verweht
Ein Neffe der verstorbenen US-Autorin Margaret Mitchell
(1900–1949) hat der katholischen Kirche mehrere Millio-
nen Dollar sowie einen Anteil an den Rechten zu „Vom
Winde verweht“ vermacht. Die US-Erzdiözese Atlanta
kann aus der Vermarktung des Bestsellers künftig mit
mehreren hunderttausend Dollar jährlich rechnen, wie US-
Medien unter Berufung auf einen Diözesansprecher berich-
teten. Der 50-Prozent-Anteil an den Marken- und literari-
schen Rechten beziehe sich auch auf die Nutzung des Wer-
kes für Theater- und Ballettaufführungen und Ähnliches.
Das Buch „Gone with the Wind“ um die Südstaatenschön-
heit Scarlett O‘Hara wurde 1936 veröffentlicht. Die Verfil-
mung mit Clark Gable und Vivian Leigh aus dem Jahr 1939
wurde einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. (KAP)


Neuer Pilgerpass für
das „Jahr des Glaubens“
Einen speziell für das kirchliche „Jahr des
Glaubens“ ausgegebenen Pilgerpass bieten
die Jakobsgemeinschaft Tirol und die Erz-
diözese Wien an. Der Pilgerpass kann für
den traditionellen Jakobsweg, jedoch auch
für alle anderen Pilgerwege im In- und Aus-
land verwendet werden. Inhaber des Passes
erhalten beim Besuch von Pilgerstätten im
„Jahr des Glaubens“ einen Stempel.
Erhältlich sind Pilgerpässe sowie die Pilger-
urkunden bei der Jakobsgemeinschaft Tirol,
Domplatz 6, 6020 Innsbruck oder
jakobsgemeinschaft.tirol@dibk.at


mehrere hunderttausend Dollar
sollen die Rechte an dem Best-
seller der uS-erzdiözese Atlanta
jährlich einbringen.


pilgermantel und Stab
aus dem Jahr 1571.


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Im Blickpunkt


DONBOScOmagazin 1/2013 5




6 DONBOScOmagazin 1/2013


„Wir fühleN uNS
BeSCheNkt, JeDeN
tag aufS Neue!“




DONBOScOmagazin 1/2013 7


Thema


Pirat, Sänger, formel-1-Pilot –
alexander und Samuel tauchen gern in
fremde Welten ein und schlüpfen dabei
immer wieder in verschiedene rollen.
Nur eine rolle konnten die beiden ihren
leiblichen eltern nicht erfüllen: die des
„Vorzeigekindes“. Samuel und alexan-
der haben das Down-Syndrom. für ihre
leiblichen eltern war die Diagnose ein
großer Schock. für Carolin und David
Neufeld hingegen war die erste Begeg-
nung mit ihren beiden adoptivsöhnen
ein unvergessliches erlebnis. Seitdem
ist für das ehepaar nichts mehr so, wie
es war. Das leben ist zum abenteuer
geworden. Das DON BOSCO  magazin
hat die familie besucht.


Text: Angelika Luderschmidt; Fotos: Klaus D. Wolf


„Alexander ist ein
echter entertainer.“
Der elfjährige gibt oft
spontane konzerte.


Samuel geht seit herbst
in die erste klasse.
er mag Schule. Noch
mehr mag er aber
sein piratenschiff.




Thema


8 DONBOScOmagazin 1/2013


DDie Schule ist aus. Samuel läuft auf seine Mutter zu, streckt ihr das Arbeitsblatt entgegen, auf dem der Buch-stabe „E“ in Blockschrift steht, und strahlt. Schon wie-der kann er einen Buchstaben mehr. Seit September geht der Sechsjährige in die Grundschule im kleinen Örtchen Fensterbach im Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz. Samuel mag Schule und seine Klassenkameraden und – na klar – seine Lehrerinnen. Zum Abschied umarmt er seine Schulfreundin Jule, drückt ihr einen Schmatzer auf
die Wange und läuft mit seiner Mutter in den Flur. Dort
setzt er sich auf eine Bank und greift nach seinen Halb-
schuhen. „Sami, das ist der falsche Schuh. Du musst den
anderen für diesen Fuß nehmen“, sagt Carolin Neufeld
mit ruhiger Stimme und zieht ihrem Sohn die Mütze auf
den Kopf. Samuel lacht.


„Wir sind froh, dass Sami hier auf die Schule geht. Hier
kann er gemeinsam mit nicht behinderten Kindern aus
der Kombiklasse lernen. Die Betreuung ist sehr gut, alles
läuft toll“, sagt Carolin Neufeld, während sie mit ihrem
Sohn an der Hand zum Auto läuft. Samuel ist von Geburt
an behindert. Er hat das Down-Syndrom.


Bei dem Syndrom handelt es sich um eine Genmutation,
bei der Teile oder das gesamte Chromosom 21 dreifach
vorliegen. Deshalb wird das Down-Syndrom auch Triso-
mie 21 genannt. Eine Krankheit ist das Down-Syndrom
nicht. Keine Schmerzen. Kein Leiden. Keine Traurigkeit.


Sport, Musik, Buchstabeneinführung und Heimat- und
Sachunterricht hat Samuel gemeinsam mit der „Urwald-
klasse“ im Nebenraum, einer sogenannten Kombiklas-
se, in der Kinder der ersten und zweiten Jahrgangsstufe
gemeinsam unterrichtet werden. Die Fächer Lesen und
Mathematik hat der Erstklässler mit sieben – ebenfalls
geistig oder körperlich behinderten – Klassenkamera-
den zusammen. So können die Lehrer auf die individu-
ellen Bedürfnisse der Kinder eingehen. Samuel und die
anderen können in ihrem ganz eigenen Tempo lernen.
Die Fahrt von der Schule zum Wohnhaus der Familie im
benachbarten Ort Schwarzenfeld dauert nur wenige Mi-
nuten. Samuel läuft die Stufen zum Büro seines Vaters
hinauf. Der blaue Schulranzen auf seinem Rücken wippt
fröhlich auf und ab. Wie Dutzende kleine Schiffschau-
keln bewegen sich die aufgedruckten Rennautos hin und


Jule und Samuel haben oft gemeinsam mit kindern aus
der partnerklasse unterricht. Beim Rechnen und lesen
findet der unterricht in kleingruppen statt. So können
Samuel, Jule und die anderen integrativen kinder in
ihrem ganz eigenen Tempo lernen.




DONBOScOmagazin 1/2013 9


her. David Neufeld hat seinen Arbeitsplatz direkt neben
dem Wohnhaus der Familie. Das Verlagsgebäude liegt
auf dem Nachbargrundstück. So kann er auch nachmit-
tags mit seiner Frau kurz einen Kaffee trinken oder mit
seinen Söhnen Samuel und Alexander vor dem Abendes-
sen noch etwas Zeit verbringen.


PlötzliCh elterN
Spielen, basteln, herumalbern – „bei uns ist immer was
los“, sagt Neufeld und streicht Samuel lachend durch
das kurze dunkle Haar. „Wenn die Kinder im Bett sind,
gehe ich oft nochmal für ein, zwei Stunden ins Büro.“
David Neufeld bückt sich, um nicht mit seinem Kopf an
den Rahmen der Wohnzimmertüre zu stoßen. Seine Frau
hat Kaffee gekocht und Kuchen gebacken – „zusammen
mit Sami und Alex“.


Alexander kommt etwas später aus der Schule. Der Elf-
jährige besucht in Amberg im Heilpädagogischen Zen-


trum der Lebenshilfe für Menschen mit Behinderung
(HPT) die Schule und wird jeden Morgen mit einem
Kleinbus abgeholt und gegen 15.30 Uhr wieder vor dem
Haus der Familie in Schwarzenfeld abgesetzt. „Leider
kann Alex noch nicht richtig lesen. Das liegt sicher auch
am Lehrpersonal“, sagt seine Mutter. Ein bisschen ärgert
sie das. Die Entwicklung ihrer Kinder, die Fortschrit-
te, die sie jeden Tag machen, liegen nicht immer in der
Hand der Eltern. „Wir müssen um vieles kämpfen“, sagt
David Neufeld. Wie sein Bruder Samuel hat auch Alexan-
der das Down-Syndrom.


Samuel und Alexander sind nicht die leiblichen Kin-
der von Carolin und David Neufeld. „Wir können keine
eigenen Kinder bekommen. Aber wir wollten dennoch
eine Familie gründen. Bei der Adoptionsstelle haben
wir angegeben, dass wir auch Kinder mit Migrations-
hintergrund oder behinderte Kinder aufnehmen wür-
den“, erzählt David Neufeld, während er sich Kaffee in
die Tasse gießt. Wenige Wochen nach dem Antrag hielt
das Ehepaar Alexander in den Armen. Das war vor elf


Wieder ein Buchstabe mehr: Rennauto-Fan Samuel rast
zum ABc. ein großer Vorteil für Samuels eltern:
Die Schule ist nur wenige Fahrminuten vom Wohnhaus
der Familie entfernt.


Thema


„SaMi lerNt geMeiNSaM
Mit NiChtBehiNDerteN


kiNDerN.“




10 DONBOScOmagazin 1/2013


Down-Syndrom


Nur vier Prozent aller Behinderungen in Österreich sind ange-
boren oder treten im ersten Lebensjahr auf. Dabei ist das Down-
Syndrom (Trisomie 21) eines der meist verbreiteten angeborenen
Syndrome. Menschen mit Down-Syndrom tragen in ihren Körper-
zellen 47 statt der üblichen 46 Chromosomen. Alle drei Minuten
wird irgendwo auf der Welt ein Baby mit Trisomie 21 geboren.
Insgesamt leben weltweit rund fünf Millionen Menschen – unab-
hängig ihrer Herkunft – mit Down-Syndrom. Die Häufigkeit ist
dabei mit etwa 1 auf 800 Geburten überall gleich. Die Wahrschein-
lichkeit für den Gendefekt steigt jedoch mit dem Alter der Mutter.
In Österreich leben geschätzte 9.000 Menschen mit dem Down-
Syndrom.
Weitere Infos und Tipps finden Sie im Internet unter:
www.down-syndrom.at


Jahren. Carolin Neufeld erzählt gerne von ihren ersten
gemeinsamen Augenblicken mit ihren Kindern. Anek-
doten, Erlebnisse, Stilblüten – das Leben der Familie ist
prall gefüllt und so bunt wie die selbstgemalten Bilder
von Alexander und Samuel und die Fotos der Familie,
die überall im Haus hängen.


uNSere elterN haBeN
gaNz SChöN geSChluCkt


Auf Unverständnis sind Carolin und David Neufeld sel-
ten gestoßen. Im Ort mögen alle die Familie. „Wenn ich
ohne Alexander oder Samuel zur Post oder zum Bäcker
komme, werde ich fast gelyncht“, sagt David Neufeld
und lacht. In der eigenen Familie war das anfangs an-
ders. „Unsere Eltern haben schon ganz schön geschluckt.
Es war schwierig für sie: Plötzlich ist da ein fremdes Kind
im Haus, noch dazu hat es Down-Syndrom. Das ist aber
auch ganz normal, dass da die Großeltern etwas anders
reagieren“, sagt David Neufeld und zuckt gelassen mit
den Schultern. „Wir konnten unsere Eltern auch gar
nicht richtig auf den Familienzuwachs vorbereiten. Es
ging ja alles wahnsinnig schnell“, fährt Carolin Neufeld
fort und blickt ins Wohnzimmer, wo Samuel seit einer
Viertelstunde gefesselt vor dem Fernseher steht. Samuel


Thema


Den richtigen Ton tref-
fen: Viele menschen
sind unsicher, wenn
sie auf menschen mit
Down-Syndrom treffen.
Alexander ist das egal.
er liebt Gesellschaft
und kümmert sich auch
um schwächere klas-
senkameraden.


iNSgeSaMt leBeN WeltWeit
ruND füNf MillioNeN MeNSCheN
– uNaBhäNgig ihrer herkuNft
– Mit DoWN-SyNDroM.


„iCh War iMMer SChoN BegeiStert
VoN Der zufrieDeNheit uND


lieBeNSWürDigkeit Der kiNDer.“




DONBOScOmagazin 1/2013 11


sieht sich ein Video seines Bruders Alexander an. Beim
Krippenspiel im vergangenen Jahr durfte Alexander die
Hauptrolle spielen. Seit Monaten steht Samuel jeden Tag
vor dem Fernseher und guckt seinem Bruder gebannt zu,
wie dieser als Schuster Martin auf der Bühne steht.


Als Alexander in die Familie kam, war er gerade einmal
sechs Wochen alt. Das Jugendamt suchte händeringend
eine neue Familie für den Buben. Seine leiblichen Eltern
wollten kein behindertes Kind. „Ich glaube, dass die
allermeisten aus Unwissenheit abtreiben oder ihre Kin-
der weggeben. Viele Menschen, auch Ärzte, kennen die
Wirklichkeit gar nicht, erlauben sich aber zu sagen, dass
ein Leben nicht lebenswert ist. Das ärgert mich unge-
mein, gerade auch, wenn man sich die Entwicklungen in
der Pränataldiagnostik ansieht.“ David Neufeld lässt sei-
ne Kuchengabel auf den Teller fallen und fährt mit ruhi-
ger Stimme fort: „Genau deshalb ist es wichtig, sichtbar
zu sein, rauszugehen. Man muss das Bild, das die Men-
schen im Kopf haben, ändern und ihnen zeigen, dass
das Leben nicht aufhört, wenn man ein Kind mit Down-
Syndrom hat. Im Gegenteil. Es ist ein Riesenschatz. Man
bekommt unendlich viel zurück.“


Was bewegt ein Paar, zwei behinderte Kinder zu adop-
tieren? „Die Frage stellte sich uns gar nicht. Wir haben


Thema


uns ja bewusst dafür entschieden, auch ‚schwächere‘
bzw. schwer zu vermittelnde Kinder aufzunehmen“, sagt
David Neufeld. Und noch etwas erleichterte ihre Ent-
scheidung immens: Carolin Neufeld war früher selbst
Erzieherin und hat an einer Schule für geistig Behinderte
gearbeitet. „Ich wusste also, was mich erwartet, und war
immer schon begeistert von der Grundzufriedenheit der
Kinder, von ihrer Ausstrahlung und Liebenswürdigkeit“,
sagt die 38-Jährige. Ihr Mann öffnet die Haustüre.


Alexander stürmt herein, zieht flink die Schuhe aus und
begrüßt die fremden Gäste mit einem kräftigen „Hallo!“.
Carolin Neufeld ist inzwischen ins Fernsehzimmer zu
Samuel gelaufen und drückt auf die Stopp-Taste. Nach
kurzem Protest läuft Samuel in sein Zimmer und setzt
sich auf einen kleinen Holzstuhl. Vor ihm auf dem Tisch
steht ein braunes Piratenschiff aus Plastik mit einem rot-
weiß gestreiften Segel. Der Sechsjährige hebt das Schiff
hoch und lässt es durch die Wellen gleiten. An diesem
Nachmittag müssen die Piraten noch viele Abenteuer
bestehen: heulende Stürme, das wilde Meer, das Erklim-
men des Segels. Von einem Augenblick auf den anderen
erschafft Samuel neue, aufregende Welten, taucht in sie
ein, lässt den Alltag links liegen. Oft spielt er stunden-
lang mit Alexander. Die beiden Brüder mögen sich, lie-
ben es, in die Rolle des Kaufmanns hinter dem – von Opa


enge Familienbande:
Wenn David Neufeld
ohne seine Söhne
Alexander und
Samuel zum Bäcker
kommt, wird er auch
einmal geschimpft.
Die menschen im Ort
mögen die Familie.




12 DONBOScOmagazin 1/2013


Thema


gebauten – Kaufladen zu schlüpfen oder Musikant mit
gleich mehreren Instrumenten wie Gitarre oder Tröte zu
sein. Das Abenteuer, der Augenblick – stören lassen sich
die beiden von niemandem.


Eine Rolle konnte Samuel seinen leiblichen Eltern je-
doch nicht erfüllen: die des Models. Dabei hatten die
beiden schon alles genau geplant: die Laufstegkarri-
ere, das Blitzlichtgewitter. „Unser Sohn war ein abso-
lutes Wunschkind. Und dann das!“ Nach der Adoption
schrieb die leibliche Mutter dem Ehepaar einen Brief,
in dem sie zu erklären versuchte, warum ihr Kind kei-
nen Platz in ihrem Leben fand. Sie wollte, dass etwas
Großes aus ihrem Sohn wird, dass er berühmt wird. Mit
der Diagnose Down-Syndrom wurde dieser Wunsch zu-
nichte gemacht. „Die Mutter konnte das, was ihr Sohn
hat, nicht mal benennen. Nach drei Monaten haben sich
die Eltern schließlich entschieden, Samuel abzugeben“,
erzählt David Neufeld. Zweifel oder Ängste gab es auch
bei der zweiten Adoption nicht. „Bei Samuel wussten
wir ja schon, wie’s läuft, hatten bereits mit Alexander Er-
fahrungen gesammelt, was klappt und was nicht so gut
geht. Außerdem hatten wir auch schon ein Netzwerk mit
anderen Eltern aufgebaut.“


urlauB iM ferieNhauS
Dennoch: Wer ein behindertes Kind hat, muss nicht nur
ein gesundes Selbstbewusstsein mitbringen, mitleidige
Blicke, taktlose Bemerkungen und eine gehörige Portion
Ignoranz aushalten. „Einmal bin ich mit Alexander im
Bus gefahren. Da hat uns ein älterer Mann angeschaut
und allen Ernstes gesagt: ‚Unter Hitler hätte es sowas
nicht gegeben.‘ Ich war so perplex und auch noch ein
paar Tage später sprachlos“, sagt Carolin Neufeld und
streicht sich ihr rotblondes Haar zurück. Für einen Au-
genblick verschwindet ihr Lächeln.


Schule, Freizeit, Ferien – vieles läuft bei Familie Neufeld
anders als in anderen Familien. Carolin Neufeld ist mit
ihren Söhnen oft beim Arzt: Logopädie, Ergotherapie,
Augenarzt. Trotz dieser regelmäßigen Besuche sind die
Eltern froh, dass es Samuel und Alexander so gut geht.
Beide haben keine ernsthaften Erkrankungen. Keine
Selbstverständlichkeit bei Menschen mit Down-Syn-
drom, die anfälliger für bestimmte Krankheiten sind, oft
etwa von Geburt an einen Herzfehler haben.


Ein Abenteuer ist für die Eltern stets auch das Unter-
wegssein: „Mit unseren zwei ist vieles aufregender.“
Carolin Neufeld streichelt Alexander über die Wange,
der sich gerade ein großes Stück Kuchen in den Mund
schiebt. „Wenn Alex eine Taube sieht, läuft er ihr nach.


Er sieht dann nichts Anderes mehr. Da müssen wir im-
mer hinterher.“ Urlaub macht Familie Neufeld nur im Fe-
rienhaus. Mit Garten und einem Zaun darum. „Ein Cam-
pingurlaub wäre für uns ein Alptraum, einfach deshalb,
weil Alex einen schlechten Orientierungssinn hat.“


Viele Probleme, die andere Eltern haben oder sich selbst
machen, hat das Ehepaar hingegen nicht. Musikalische
Früherziehung, Englischunterricht im Kindergarten,
Schwimmabzeichen – der Druck, den Anschluss an die
anderen Kinder nicht zu verlieren, ist bei Familie Neu-
feld kein Thema. Carolin Neufeld erklärt das so: „Ich
führe mit anderen Müttern ganz andere Gespräche. Bei
uns sind die Kinder automatisch einfach so, wie sie sind.
Da freust du dich darüber, was die Kinder können. Leis-
tungsdruck gibt es bei uns nicht, und ich empfinde das
als sehr, sehr positiv.“


Alexander will sein Zimmer zeigen und rennt die Stufen
zum ersten Stock hinauf. Grün wie seine Hose ist auch
der Großteil der Wand seines Zimmers gestrichen. In der
Mitte des Raumes stehen zwei Betten. Vor Kurzem hat
Samuel sein Bett in das Zimmer von Alexander gestellt.
Die beiden wollen auch den Schlaf miteinander teilen.
„Alexander kommt öfter nachts zu uns. Dann versuchen
wir, konsequent zu sein, und bringen ihn immer wieder
rüber in sein Zimmer“, erzählt der Vater. Nun haben die
beiden Brüder auch ein Ehebett. „Wie Mama und Papa“,
ruft Alexander und schnappt sich die Gitarre, die in der
Ecke steht. Der blonde Junge springt aufs Bett und fängt
an, aus voller Brust ein Lied zu singen. Dazu nimmt er
ein Plastiksaxophon zu Hilfe, hängt es sich um den Hals
und bläst hinein. „Alex ist ein echter Entertainer!“ Caro-




DONBOScOmagazin 1/2013 13


Thema


lin Neufeld schmunzelt und stimmt in das Lied ein, das
Alexander kurzerhand dem Fotografen gewidmet hat.
„Clauuus ist bei uns zu Haaauuus!“ Spontane Konzerte
gibt es oft im Hause Neufeld. Und wie wird das Leben für
Samuel und Alexander in zehn, in zwanzig Jahren sein?
„Unsere Söhne werden uns immer in einem bestimmten
Maß brauchen. Unser Job ist, sie loszulassen und in die
höchstmögliche Selbstständigkeit zu schicken“, sagt Da-
vid Neufeld, und fügt nachdenklich hinzu: „Die Jungs
brauchen auch später einen Schutzraum, in dem sie
sich entfalten können. Manchmal grüble ich schon, was
wäre, wenn wir einmal nicht mehr da sind. Wer kümmert
sich dann um sie?“


leBeN iM hier uND Jetzt
Alexander will seine Erfolge beim Autorennen an der
Spielekonsole zeigen. Carolin Neufeld setzt sich neben
Alexander aufs Sofa. „Mein Wunsch wäre, dass die bei-
den einmal ausziehen können und einen Beruf ausüben,
der ihnen Spaß macht“, sagt sie. Alexander quietscht
vor Freude, legt die Spielekonsole auf seinen Schoß und
streckt die Arme zur Decke.


Beim Verabschieden sagt David Neufeld: „Wissen Sie, ich
fühle mich wirklich beschenkt. Andere müssen acht Bü-
cher von Anselm Grün kaufen, in denen steht, man soll
den Augenblick genießen und achtsam sein. Solche Bü-
cher brauchen wir nicht. Wir haben ja Alex und Sami.“
Sami winkt kurz, in der rechten Hand hält er immer noch
das Piratenschiff. Und von Alex bekomme ich etwas zum
Abschied, was ich noch nie von einem Mann bekommen
habe: einen Handkuss.


Vieles läuft bei Familie Neufeld anders als in ande-
ren Familien. „Ich führe mit müttern von behinderten
kindern ganz andere Gespräche. leistungsdruck
gibt es bei uns nicht, und ich empfinde das als sehr
positiv“, sagt carolin Neufeld.


praenaTest


Seit August 2012 ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz
der umstrittene praenaTest zugelassen. Das neue Bluttestverfah-
ren zur Früherkennung von Down-Syndrom soll zunächst nur bei
einem Verdacht auf Down-Syndrom eingesetzt werden, das heißt,
wenn bei Routineuntersuchungen wie beim sogenannten Ersttri-
mesterscreening ein Verdacht auf Trisomie 21 besteht. Durch den
Test soll bereits ab der zwölften Schwangerschaftswoche mit Hilfe
von DNA-Analysen ermittelt werden, ob beim ungeborenen Kind
eine Trisomie 21 vorliegt.


„Was empfehlen Sie werdenden eltern,
denen aufgrund einer unklaren
Diagnose vom Frauenarzt empfohlen
wird, einen solchen Bluttest
vorzunehmen?“


Ich würde empfehlen, eine spezialisierte psy-
chosoziale Beratungsstelle aufzusuchen.
Psychosoziale Beratung informiert, vernetzt und nimmt Druck. Eine
wichtige Information in diesem Zusammenhang: Wird mittels Blut-
test diagnostiziert, dass das Kind mit hoher Wahrscheinlichkeit
Down-Syndrom hat, so wird dieses Ergebnis immer durch eine
Fruchtwasseruntersuchung abgesichert. Diese wiederum birgt ein
Fehlgeburtsrisiko von 0,5 bis 2 Prozent. Ein Bluttest „erspart“ also
die invasive Untersuchung nicht, wenn größtmögliche Gewissheit
gewünscht wird. Auch das erfahren die Eltern in einer seriösen Be-
ratung.
Absolute Sicherheit kann aber keine Untersuchung geben. Und
auch, wenn ziemlich sicher ein Kind mit Down-Syndrom erwartet
wird, so sagt die Diagnose noch lange nichts über das Kind selbst
aus. Die Eltern erhalten daher in einer Beratung Kontaktmöglich-
keiten zu Familien, in denen Kinder mit Down-Syndrom leben, oder
zu Einrichtungen, die sich speziell mit diesen Kindern beschäfti-
gen (= Vernetzung). Ob die Eltern dies in Anspruch nehmen, bleibt
ihnen selbst überlassen. Wir laden schwangere Frauen und Paare
vor einer PND-Untersuchung weiters ein, sich ihrer eigenen Hal-
tung zu Anderssein und Behinderung bewusst zu werden: Gibt es
positive Erfahrungen? Was bereitet uns Sorgen und Ängste?
Viele Eltern von Kindern mit Down-Syndrom beschreiben ihr Leben
als gelingend und bereichert, obwohl sie im Alltag manchmal kör-
perlich wie emotional an ihre Grenzen kommen. Viele sprechen
auch von einem „sensibleren Blick auf Menschen und Welt“. Wer
Kinder und Jugendliche mit Down-Syndrom kennt und sieht, merkt
ohnehin schnell: Sie sind meist starke, lebensfrohe Persönlichkei-
ten, die uns eine etwas andere – mitunter originellere, manchmal
entschleunigte – Seinsweise zeigen.


Mag. Martina Kronthaler
aktion leben österreich www.aktionleben.at


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Wie wird Inklusion bei Ihnen gelebt?
Kurt Heller:
Inklusion ist bei uns Alltag. Teilhabe und
Normalität sind die beiden Schlüsselbegriffe, die wir
den Kindern mitgeben wollen. In unserem Kindergarten
und in der Krippe haben wir jeweils mehrere integrative
Gruppen. Dort werden Kinder mit einer geistigen, kör-
perlichen oder seelischen Behinderung gemeinsam mit
nicht behinderten Kindern betreut.


Ist eine seelische Behinderung ein klar definiertes
Krankheitsbild?
Heinrich Mittermair:
Ja, das ist genauestens geregelt.
Unsre Krippenkinder sind noch sehr klein, also zwischen
ein und vier Jahre. Wenn Eltern ihr Kind bei uns für einen
Integrationsplatz anmelden wollen, müssen sie uns ein
entsprechendes kinder- und jugendpsychiatrisches Gut-
achten vorlegen. Das ist die Basis für die Bezuschussung.
Grundsätzlich kann man bei einer seelischen Erkran-
kung im Kleinkindalter grob zwei Krankheitsbilder un-
terscheiden: Bei dem einen ist die Krankheit nach in-
nen gerichtet. Hierbei handelt es sich um verschiedene
Formen von Autismus. Andere Krankheiten richten sich
nach außen. Hierzu gehört beispielsweise ein ausge-
prägtes aggressives Verhalten. Davon gibt es ganz unter-
schiedliche Ausfächerungen. Auch wenn Schwierigkei-
ten nicht immer auf den ersten Blick erkennbar sind, ist
die Ausgangslage immer sehr problematisch.


Vor welchen Herausforderungen stehen Sie bei der
gemeinsamen Betreuung von behinderten und nicht
behinderten Kindern?
Mittermair:
Normalität herzustellen, ist in der Praxis
gar nicht so einfach. Behinderte Kinder haben oft Handi-
caps, das heißt, man muss eine gezielte Förderung anbie-
ten können. Im inklusiven Bereich ist das allerdings mit
erheblichem Aufwand verbunden. In der Gesellschaft ist
das Bewusstsein dafür noch immer nicht ausreichend
vorhanden.
Wir sehen das allerdings ganz anders, denn wir glau-
ben, dass die Kinder natürlich eine besondere Förderung
brauchen. Diese Förderung muss aber in einem integra-
tiven Rahmen stattfinden. Ohne eine entsprechende Fi-
nanzierung geht das nicht.


Welche Vorteile hat eine solche gemeinschaftliche Be-
treuung für die Kinder?
Mittermair:
Wenn man etwa seelisch behinderte Kinder
schon früh fördert, dann ist eine enorme Entwicklung
möglich. Teilhabe heißt dann dass Kinder im Normalfall
später in eine Regeleinrichtung, also in einen ganz nor-
malen Kindergarten gehen können. Der gesellschaftliche
Nutzen ist also groß. Denn eine problematische Karriere
kann verhindert werden. Wichtig ist hierbei, die Kinder
von früh auf in einer Gruppe auch von nicht behinderten
Kindern zu unterstützen.


Das DON BOSCO magazin sprach mit heinrich
Mittermair, trägervertreter für den kinder- und


Jugendhilfebereich, und kurt heller, geistlicher


rat und Direktor des St. Josefs-heims in München,


über Chancen und herausforderungen bei der ge-


meinsamen Betreuung von behinderten und nicht


behinderten kindern, die rolle der kirche und das


mangelnde Bewusstsein in der gesellschaft.


Interview: Angelika Luderschmidt; Fotos: Gregor Gugala


Inklusion
bedeutet Teilhabe
und Normalität


14 DONBOScOmagazin 1/2013




Kann man wirklich alle Kinder integrieren, gerade
wenn es um Kinder mit einer Behinderung geht?
Mittermair:
Man könnte schon. Man muss sich aller-
dings überlegen, welche Messlatte man verwendet. Eine
gewisse Teilhabe ist auch für sehr schwer behinderte
Menschen möglich. Allerdings kostet das viel Zeit und
Geld. Und hier muss sich die Gesellschaft entscheiden:
Wenn sie Integration und Inklusion möchte, dann kann
man enorm viel auf den Weg bringen.


Es gibt auch kritische Stimmen von Eltern behinderter
Kinder, die gelungene Inklusion im Kindergarten er-
lebt haben, sich danach aber bei der Schulsuche wie-
der alleine gelassen fühlen. Ist ein solch geschützter
Raum, wie Sie ihn in Ihren Einrichtungen schaffen,
auch eine Gefahr für Familien, die ein solches Ange-
bot als selbstverständlich ansehen?
Mittermair:
Ich glaube nicht, dass der Kindergarten ein
Schonraum ist. Fehlende integrative Angebote in Schu-
len sind nicht das Problem des Kindergartens, also von
uns, die wir hier inklusiv arbeiten. Das Problem liegt bei
den Schulen selbst. Die Entwicklung ist dort manchmal
zäh. Das macht den Übergang leider oft schwierig.


Sie sind eine kirchliche Einrichtung. Inwiefern ist es
auch Aufgabe der Kirche, sich für Inklusion stark zu
machen?
Heller:
Wenn man so etwas macht wie unser Haus, müs-
sen wir uns immer wieder rechtfertigen und fragen, wo
wir als Einrichtung unsere Wurzeln haben. Wir sind ein
katholisches Haus und das wollen wir auch leben. Ge-
mäß unseres Leitbildes haben wir es uns zur Aufgabe
gemacht, dass wir unser Leben so ausrichten wie Jesus
mit den Menschen umgegangen ist. Jesus hat die Schwa-
chen, die Kranken und die Ausgestoßenen integriert und
damit wieder zum inkludierten Teil der Gesellschaft wer-
den lassen. Generell muss sich die Kirche die Frage stel-
len: Wenn sie beim Thema Inklusion nicht vorangeht,
wer soll es sonst tun!?


Inklusion


Der sperrige Begriff Inklusion bedeutet so
viel wie die gleichberechtigte Teilhabe be-
hinderter Menschen am gesellschaftlichen
Leben.
Weltweit leben schätzungsweise 650 Millio-
nen Menschen mit einer Behinderung. Nur
in rund 45 Staaten gab es bisher Vorschrif-
ten, die die Rechte behinderter Menschen
besonders schützen. Die Generalversamm-
lung der Vereinten Nationen hat deshalb
2001 beschlossen, dass Vorschläge für ein
internationales Übereinkommen zur Förde-
rung und zum Schutz der Rechte von Men-
schen mit Behinderungen entwickelt wer-
den sollten. Die BRK fordert eine gleichbe-
rechtigte, diskriminierungsfreie Teilhabe
behinderter Menschen in unterschiedlichen
Lebensbereichen wie Bildung, Beschäfti-
gung, Mobilität, Politik, Kultur, Ehe, Familie
und Gesundheitswesen. Eltern behinderter
Kinder haben somit das Recht darauf, dass ihre Kinder in einer
inklusiven Einrichtung betreut und unterrichtet werden.


kurt heller (65) ist Geistlicher Rat und
seit 1985 Direktor des St. Josefs-heims und
1. Vorsitzender des St. Josefs-Vereins e.V.
in münchen.


heinrich mittermair (57) ist Diplom-
Sozialpädagoge und Trägervertreter für
den kinder- und Jugendhilfebereich im
St. Josefs-heim.


Inklusion
bedeutet Teilhabe
und Normalität


DONBOScOmagazin 1/2013 15


Familie


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Wo sehen Sie in Ihrem Vater-Sein besondere Heraus-
forderungen?
Die erste Herausforderung war es schon, ein Vater zu
werden. Es war nicht einfach, weil wir selbst kein Kind
zeugen konnten. Wir wollten aber Kinder, meine Frau
Judith und ich. Es gab dann drei Möglichkeiten: Entwe-
der kein Kind, darauf verzichten wollten wir aber nicht.
Die andere Möglichkeit wäre gewesen, es den Ärzten
zu überlassen, ein Kind im Reagenzglas zu zeugen. Das
wollten wir auch nicht. Und so haben wir uns entschie-
den, ein Kind zu adoptieren, was dann in der Praxis gar
nicht so einfach war.


Familie huainigg
– eine Zeichnung
von elisa knapp,
ehemalige per-
sönliche Assis-
tentin des politi-
kers


Das DON BOSCO magazin hat franz-Joseph huainigg,
Behindertensprecher der öVP, im Parlament getroffen,


um mit ihm über seine rolle als Vater im rollstuhl zu sprechen.


Interview: Markus Schauta


„Wir waren die
bestausgebildeten Eltern,
ohne ein Kind zu haben“


Wir haben uns beim Jugendamt angemeldet. Da hat es
eine große Liste gegeben. Es stehen in Wien nur 30 Kin-
der pro Jahr zur Adoption frei. Auf der Liste standen aber,
glaube ich, 400 Eltern, die ein Kind haben wollten. Die ha-
ben uns gesagt, Behinderung ist grundsätzlich kein Prob-
lem. Aber wenn die Mutter sagt, dass sie für ihr Kind keine
Eltern haben will, die behindert sind, dann wird das res-
pektiert. Es war daher ungewiss, ob es überhaupt vermit-
telbar ist. Wir haben also einen Pflegeeltern-Kurs besucht.
Wir waren dann die bestausgebildeten Eltern, ohne jemals
ein Kind gehabt zu haben. Man lernt dort mit Puppen, zu
wickeln und zu baden. Im Kurs haben wir uns mit unserer
Kindheit auseinandergesetzt und über die verschiedenen
Rollen gesprochen: Wie geht es der abgebenden Mutter
und der Sozialarbeiterin? Und so waren wir perfekt vorbe-
reitet, aber ohne Kind.


Und als wir es schon fast aufgegeben hatten, da haben
wir einen Anruf vom Jugendamt bekommen, dass sie
ein Kind für uns haben. Ein Mädchen. Einen Tag spä-
ter haben wir es im Krankenhaus abgeholt. Es war drei
Tage alt, es war eine anonyme Geburt. Zu Hause haben
wir dann der Katharina die Wohnung gezeigt. Ich habe
sie damals noch im Arm halten können, das würde jetzt
nicht mehr gehen, weil die Lähmung fortgeschritten ist.
Beim Baden am Abend hat die Judith die Wanne mit dem
Badewasser auf den Esstisch gestellt, so konnte ich auch
dabei sein. Meine Frau ist sehr erfinderisch. Wir hatten
für Katharina eine Wippe, und da ich mich nicht bücken
konnte, hat sie eine Schnur daran befestigt und da hab
ich am Tisch sitzend daran ziehen können.


16 DONBOScOmagazin 1/2013




Wurden Sie in Ihrem Umfeld mit dem Bild konfron-
tiert, wonach sich Behinderung und Eltern-Sein aus-
schließen?
Ich habe sehr positiv empfunden, dass das Jugendamt
da keinen Unterschied gemacht hat. Dass die das sehen,
jede Familie hat irgendwo Probleme und Einschränkun-
gen, und deshalb keinen Unterschied machten. Von der
Gesellschaft her glaube ich, ist es schwieriger, wenn die
Mutter behindert ist. Der wird dann noch weniger zuge-
traut, wenn sie im Rollstuhl sitzt oder anders behindert
ist: Wie macht sie das? Wie wickelt sie das Kind?


Für mich ist es schon so, dass gerade die Kinder mir immer
wieder die Grenzen zeigen. Wenn ich etwas nicht machen
kann, das ich gerne gemeinsam würde tun können. Am
Boden sitzen und Lego spielen, mit Kindern Zug fahren
oder sportlich etwas unternehmen, Trampolin springen.
Da entgeht mir schon viel. Als behinderter Elternteil wer-
de ich durch Kinder auch an diese Grenzen erinnert. Stär-
ker als sonst, glaube ich. Trotzdem ist es eine wesentliche
Bereicherung für uns, einerseits, dass wir Kinder haben.
Durch die Kinder ist sehr viel Lebendigkeit und Leben
in unserem Haus. Andererseits profitieren aber auch die
Kinder stark davon. Sie sehen, und da kommt wieder die
Gesellschaft ins Spiel, dass es Schwierigkeiten gibt, wenn
man anders ist, wie es ist, wenn man diskriminiert wird,
wenn die Leute komisch reagieren, und da kann man den
Kindern Stärke mitgeben.


Seit einem längeren Krankenhausaufenthalt im Jahr
2006 sind Sie an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Wie hat Ihre Tochter darauf reagiert?
Das war schon sehr einschneidend für Katharina, da war
sie viereinhalb Jahre alt. Ich hatte da eine Gesundheits-
krise, war im Krankenhaus, bin beatmet worden und
habe diesen Beatmungsschlauch bekommen. Dann war
klar, dass ich aus dem Krankenhaus komme, und die Ju-
dith hat zur Katharina gesagt, morgen kommt der Papa
nach Hause. Die Katharina hat sich gefreut, jetzt kommt
er wieder heim, Mama, jetzt fährst du ins Kranken-
haus, ziehst ihm den Schlauch aus dem Hals und dann
kommst du mit ihm nach Hause. Das ging natürlich nicht
so. Meine Frau hat mich abgeholt und wir sind mit dem
Auto zum Kindergarten gefahren. Und sie ist rausgekom-
men und fröhlich auf uns zugelaufen. Und dann hat sie
mich im Auto gesehen mit dem Schlauch und dann ist
sie stehengeblieben und hat kein Wort mehr gesagt und
war tief enttäuscht, dass ich immer noch einen Schlauch
hatte. Sie wollte den Papa so, wie er vorher war. Sie hat
geglaubt, wenn man ins Krankenhaus kommt, kommt
man gesund wieder heim. Und das war so nicht der Fall.


Judith hat versucht, zu vermitteln und zu beruhigen. Sie
hat eine CD mit Kinderliedern aufgelegt, und ich hab


mitgesungen, was ich vorher nicht konnte, weil ich eine
ganz leise Stimme hatte, ohne das Beatmungsgerät. Auch
mit dem Gerät verfügte ich nicht über Gesangskünste,
aber meine Stimme war lauter als zuvor. Und das hat der
Katharina dann gefallen. Das war der Wendepunkt, da
hat sie auch die positive Seite gesehen.
Aber insgesamt dauerte das natürlich noch länger. Sie
wollte nicht, dass der Papa mit in die Kirche geht. Sie hat
sich geniert für mich. Sie wollte nicht, dass ich in den
Kindergarten gehe, wo ich ein Buch von mir vorlesen
wollte. Dann sagte sie, du kannst schon in den Kinder-
garten mitgehen, aber dann müssen wir dich zudecken.
Und ich hab gefragt, warum, dass man den Rollstuhl
nicht sieht? Sagte sie, nein, warum der Rollstuhl? Der
Beatmungsschlauch. Das war interessant, weil der Roll-
stuhl für sie ganz normal war. Mit der Zeit hat sie sich
daran gewöhnt. Später hat sie den Assistentinnen in der
Früh zugesehen, wie das funktioniert mit Absaugen der
Kanüle und Kathetern und konnte schon Tipps geben.


Welche politischen Ziele sind Ihnen wichtig?
Vor allem, dass behinderte und nicht behinderte Kin-
der gemeinsam in die Schule und in den Kindergarten
gehen. Ich glaube, das ist auch der Schlüssel zu einem
Selbstverständnis in der Gesellschaft. Man kann noch so
viele Bewusstseinskampagnen in den Medien machen,
das ist einfach viel direkter und bewusster, wenn man
es selbst erlebt. Dann kommt auch eine Selbstverständ-
lichkeit. Ohne sich fragen zu müssen, wie muss ich mich
einem behinderten Menschen gegenüber verhalten? Es
profitieren davon also nicht nur die behinderten, son-
dern auch die nicht behinderten Kinder. Wir fordern da-
her eine gleichwertige Schule von Anfang an. Das wäre
das Ziel.


»Mein politisches Ziel ist es,
dass behinderte und nicht
behinderte Kinder gemeinsam
in die Schule und in den
Kindergarten gehen.«


Franz-Joseph huainigg erlitt im ersten lebensjahr durch eine
Impfung schwere Behinderungen und ist seitdem auf den Roll-
stuhl angewiesen. Der promovierte Germanist ist kabarettist
und Buchautor. er ist Abgeordneter zum Nationalrat und Behin-
dertensprecher der ÖVp. huainigg ist verheiratet und hat eine
Tochter und einen pflegesohn. Über sein engagement berichtet
er auf seiner Website: www.franzhuainigg.at


DONBOScOmagazin 1/2013 17


Familie




gesucht – gefunden?


K o l u m n e v o n M o n i k a S l o u k : A u s g e s p r o c h e n


monika Slouk (37) arbeitet als Religionsjournalis-
tin in Wien. Ihr Mann Petr (44) ist promovierter
Theologe und selbstständiger Berater. Gemeinsam
mit ihren beiden Töchtern Klara (6) und Salome (3)
lebt die Familie in Klosterneuburg.
In ihrer Kolumne „Ausgesprochen“ spricht Monika
Slouk das aus, was sie in ihrem turbulenten Alltag
erlebt und was sie über aktuelle Fragen in unserer
Gesellschaft denkt.


Wer hat sich da
versteckt? klara
und Salome
spielen für ihr
leben gern
Verstecken. Ihre
mutter glaubt
manchmal, dass
ein kobold ihre
Sachen
versteckt.


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18 DONBOScOmagazin 1/2013


Familie


Pumuckl! Sie erinnern sich an den rothaarigen Ko-bold, der beim Meister Eder wohnt? Als Kinder hatten wir einen kleinen Koffer voller Musikkas-
setten, auf denen Pumuckl die Leute auf Trab hielt. Be-
sonders den Meister Eder, der dank Pumuckl wenigstens
wusste, wer ihm ständig alles unauffindbar verlegte.
Wohin der Koffer mit Pumucklkassetten verschwand,
gehört zu den „Aktenzeichen XY ungelöst“ der Familien-
geschichte. Seit Jahren lässt er sich nirgends finden. Der
Pumuckl spukt trotzdem wieder durchs Wohnzimmer,
mittlerweile auf CD und MP3. Ich höre ihn schon dich-
ten, wenn ich in der Früh noch mit verklebten Augen ins
Bad schleiche. Während des Frühstücks folgt die tägliche
Lautstärkendiskussion. Und wenn wir abends aus der
Stadt heimkommen, höre ich das Koboldkichern bereits,
bevor ich mir die Schuhe ausgezogen habe. So schnell
huscht Klara in ihre Hör- und Leseecke und drückt auf
den Einschaltknopf.


Heute ist es ausnahmsweise ganz still im Haus. Kla-
ra und Salome sind mit Petr unterwegs. Der Pumuckl
ist aber trotzdem da. Seit einer Stunde suche ich nun
nach der Kursbestätigung, die ich heute abgeben wollte.
Schließlich will ich noch eine Förderung bekommen. So
ein Zettel kann sich ja nicht in Luft auflösen, meine ich.
Und nütze den Anlass, einen hohen Stoß von Magazi-
nen, Zeitungen, Info-Foldern, Theaterprogrammen und
Pfarrblättern abzutragen. Nicht, ohne jedes Druckwerk
noch einmal auf seine Aufhebe-Wichtigkeit hin zu prü-
fen. Einer Zeitmanagement-Regel zufolge soll man beim
Aufräumen jedes Ding nur einmal in die Hand nehmen.
Das heißt in diesem Fall: Die Magazine nur umzusta-
peln, um zu kontrollieren, ob der gesuchte Zettel nicht


dazwischen gerutscht ist, wäre schneller, aber trotzdem
Zeitverschwendung. Jedes Heft gleich durchzuschauen,
ob noch ein wertvoller Gedanke drin ist, dauert zwar
lang, dafür ist der Stapel nachher weg.


Unter dem Magazinestapel war die Kursbestätigung
nicht. Es folgt ein Stapel mit Papieren, die ich zwischen-
durch aus meiner Tasche räume, damit dort wieder Platz
für neue Unterlagen ist. Als auch dieser Stapel abgebaut
ist, ohne die Bestätigung zutage zu fördern, folgt ein
gemischter Stapel mit Kursunterlagen. Das klingt schon
ganz heiß – Kursbestätigung bei Kursunterlagen! Doch
auch dieser Stapel verschwindet, ohne dass sich die Be-
stätigung findet. Gut, dass ich allein daheim bin. Sonst
setzt spätestens zu diesem Zeitpunkt wider besseres Wis-
sen eine interessante Dynamik ein. Ich beginne mich zu
ärgern, dass Petr nicht Ordnung hält. Da kann ich mich
schön hineinsteigern, wenn ich meine Zettel nicht fin-
de. Das Notfallprogramm lautet dann: „Petr, kannst du
mir bitte suchen helfen?“ Er findet immer alles. Ich weiß
nicht, wie er das macht. Wahrscheinlich ignoriert er die
Zeitmanagementregeln und sucht nach dem Gesuchten,
ohne das Haus bei der Gelegenheit sauber machen zu
wollen. Aber heute ist niemand da. Außer? Vielleicht
doch der Pumuckl!


Langsam gehen mir die Stapel aus, es wird immer spä-
ter. Irgendwann beschließe ich, das Weitersuchen auf
den Abend zu verschieben und einfach loszufahren. In
diesem Augenblick drehe ich einen weißen Zettel um,
und – ob Sie es glauben oder nicht – es ist die Kursbestä-
tigung. Loslassen funktioniert immer. Aber nur echtes
Loslassen. Vormachen hilft nicht, die gesuchten Dinge
lassen sich nicht betrügen. Jetzt aber schnell zum Zug!
Nur – wo ist denn der Zettel, auf dem ich notiert habe,
was ich außer der Bestätigung sonst noch mitnehmen
muss?




„Unsere Band gibt es seit
zwei Jahren. Wir sind alle
ziemlich unterschiedlich,
vom Alter her, aber auch,
was unsere Vorstellun-
gen, unser Gefühl für
Musik und unser Leben
angeht. Aber gerade das
macht unsere Freund-
schaft so besonders.“


Maxi Bauer (16, 2.v.l.) lebt in Mün-
chen und ist Drummer der Band
„a man called Sophie“. zur Band
gehören auch (v.l.) Doni (16), erik
(17), luisa (18) und David (19).


„Ich spiele erst seit ein
paar Wochen Trompete.
Pater Vincent hat es mir
beigebracht. P. Vincent
kommt aus Italien und
kennt keine Darfur-
Musik. Deshalb üben wir
gerade „Rosamunde“.
Ich mag Blasmusik, auch
wenn es oft etwas schief
klingt, wenn wir alle
gleichzeitig spielen.“


abed (10, Mitte) floh aus den
kriegswirren in Darfur und lebt nun
mit rund 120 anderen Jungen in el
obeid im zentralsudan. Dort leiten
die Salesianer eine Berufsschule.


Meine Band


Hier und dort
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Sichere Seilschaften


Die Seilschaft ist gewaltig in Verruf geraten. Wer heute noch auf
Seilschaften schwört, dem traut man weitaus Dreisteres zu, als
sich nach Mallorca oder Sylt einladen zu lassen. Geografisch
irgendwo dazwischen fragte einst ein bayerischer Ministerpräsi-
dent seine Amigos: „Freunde zu haben, ist das eine Schande
bei uns?“ Nein, eine Schande ist es nicht. Wenn man weiß, dass
Freunde und Amigos nicht dasselbe sind. Und wenn man weiß,
dass es nicht Zweck einer Seilschaft ist, einander Luxusurlaube
und ein paar tausend Euro unter der Hand zu verschaffen.


Die Seilschaft im ursprünglichen Sinne ist vielmehr eine denk-
bar enge Verbindung, so eng, dass sie verlangt, sein Leben in
die Hände eines anderen zu legen. Doch wie bringt man am
Berg ein solches Vertrauen auf? Dort, wo jeder falsche Griff und
jeder falsche Tritt den Sturz in den Tod bedeuten kann? Durch
die Erfahrung einer jahrelangen Partnerschaft, sicher. Aber auch
durch ein instinktives, gelassenes Sich-Hingeben. Meine Part-
nerin oder mein Partner wird schon die Fähigkeiten haben, uns
beide sicher nach oben zu bringen. Ausschlaggebend dabei
sind die Kletterjahre, die Muskeln, die Beine, die Arme. Und die
Augen.


In Österreich gibt es nach Definition der Weltgesundheitsorgani-
sation WHO rund 16.200 blinde Menschen. Diese Zahl ist eine
Schätzung und sie ist zehn Jahre alt. Die im Dunkeln sieht man
nicht. Es sei denn, sie besteigen einen Berggipfel im gleißenden
Sonnenlicht, so wie Judith Faltl. Natürlich kann die passionierte
Kletterin nicht vorsteigen, nicht das Terrain weiter oben erkun-
den und nicht den geeigneten Weg auswählen. Den Weg legt sie
in die Hände ihrer Kletterpartner – so wie der Mann auf dem
Foto, der mit seinem Partner nach wenigen sicheren Tritten den
Gipfel erklommen haben wird. Wie dieser Bergsteiger kommt
auch Judith Faltl nach und sichert. Ihr Leben legen ihre Partner
in Judiths Hände. Jemanden wie sie kann man sich in einer
Seilschaft nur wünschen.


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DONBOScOmagazin 1/2013 21


mittendrin




30 Jahre nachdem das toxische Pflanzenschutz-
mittel agent orange nach einem heimtückischen
krieg fast eine Million Menschen dahinraffte,
erholt sich die Wirtschaft in Vietnam langsam.
Doch die Menschen leiden auch heute noch
unter den Nachwirkungen des krieges. Noch
immer kommen behinderte kinder zur Welt.
fünf Millionen Menschen gelten in Vietnam
als behindert. Viele von ihnen leben isoliert,
ohne Chance auf Bildung, ohne kontakt zur
außenwelt. im Norden des landes bieten
die Salesianer Don Boscos behinderten
jungen frauen und Männern die Chance,
eine ausbildung zu machen – und damit die
Chance auf ein besseres leben.


Vietnam, hey – Vietnam! Somebody please stop that war now!“ („Irgendjemand soll bitte die-sen Krieg beenden!“), rief Sänger Jimmy Cliff in seinem 1970 veröffentlichten Protestsong.
Auch Jahre später schien Vietnam noch immer gelähmt
von den kriegerischen und ideologischen Auseinan-
dersetzungen. Mit der wirtschaftlichen Öffnung in den
90er-Jahren geht es mit dem Land zwar langsam berg-
auf, dafür sprechen zweistellige Wachstumsraten, eine
enge Kooperation mit China und attraktive Angebote für
Investoren. Doch der Krieg wirkt auf heimtückische Art
noch immer fort. 80 Millionen Liter toxische Chemikali-
en ließen die Amerikaner auf die Felder und Wälder des
Landes regnen. Das bekannteste Gift, das Entlaubungs-
mittel „Agent Orange“, forderte fast eine Million Opfer.
Es ist besonders langlebig, und so treten auch in dritter
Generation immer noch schwere Schäden bei Neugebo-
renen auf. Das hat zur Folge, dass in Vietnam über fünf
Millionen Menschen als behindert gelten – annähernd
sieben Prozent der Bevölkerung.


Text: Ulla Fricke; Fotos: B. Weisbrod, Don Bosco Mission


22 DONBOScOmagazin 1/2013


Don Bosco


Agent Orange


Vietnam:


Der lange Schatten von




Gesellschaftliche Teilhabe am
Arbeitsplatz
Man könnte meinen, das Klima für behinderte Menschen
sei besser, je mehr Menschen es betrifft, doch das Gegen-
teil ist der Fall. Es gibt so gut wie keine staatlichen Heime
oder Schulen, die auf deren Bedürfnisse zugeschnitten
sind. Behinderte Menschen leben zu 95 Prozent in ihren
Familien – oftmals weggesperrt und ohne Kontakt zur
Außenwelt. Sie gelten als „Kinder des Teufels“, ihre Exis-
tenz wird schlicht verschwiegen. Aufgrund der familiä-
ren Isolation ist der Zugang zu Bildung und Ausbildung
schwierig. Mehr als die Hälfte der Menschen mit Behin-
derung kann weder lesen noch schreiben. Nur 25 Prozent
haben eine Volksschule besucht. Durch diesen Umstand
bleibt ihnen später der Weg in die Berufstätigkeit ver-
schlossen. Frauen mit Behinderung werden daher oft
gegen eine hohe Mitgift zwangsverheiratet.


In der Arbeit mit behinderten Menschen ist es gerade die
katholische Kirche, die sich für sie einsetzt. So wie der
Salesianer Peter van De, Bischof der Diözese Thai Binh,
zum Beispiel. Zwölf Jahre lang hat er an mehreren Stand-


orten in Nordvietnam kleine Heime und Ausbildungs-
stätten eingerichtet. In vielen Fällen wurde individuell
geholfen: Bischof Peter suchte Familien, um behinder-
ten Menschen ein Heim zu geben, und kleine Betriebe, in
denen sie ihren Fähigkeiten entsprechend angelernt und
eingestellt wurden.


Im Frühjahr 2012 konnte mit Unterstützung von Spen-
den aus Deutschland ein Wohnheim gebaut werden.
50 junge Männer und Frauen mit Behinderung können
nun in Thai Binh leben und eine Ausbildung machen.
Das Spektrum ist breit und reicht von Büroorganisation,
Buchhaltung, Fotobearbeitung, PC-Reparaturen, Handy-
Reparaturen, Nähen und Schneidern bis hin zu Friseur-
handwerk oder Nagelpflege. Die Ausbildung dauert rund
sechs Monate – je nachdem, welche Behinderung der
oder die Auszubildende hat.


Don Bosco


Rund sechs monate dau-
ert auch die Ausbildung in
der computerschule. Da-
nach kehren die jungen
Frauen und männer wieder
in ihre Dörfer zurück. Dort
sind sie oft die einzigen,
die einen computer bedie-
nen können, und werden
deswegen von den Be-
wohnern oft als eine Art
Gemeindesekretär
beschäftigt.


In Vietnam sind annä-
hernd sieben prozent der
Bevölkerung behindert.
Viele von ihnen leben iso-
liert, ohne chance auf
eine bessere Zukunft.
In Thai Binh, im Norden
des landes, bekommen
junge Frauen und männer
mit Behinderung die
chance, eine Ausbildung
zu absolvieren. Seit kur-
zem leiten die Salesianer
Don Boscos dort auch ein
Wohnheim.


DONBOScOmagazin 1/2013 23




e u r o pA


A S i e n


A f r i K A


A u S t r A l i e n


A M e r i K A


S Ü D A M e r i K A


VietnAM


chinA


lAoS


KAMboDSchA


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hanoi


1952 sandte die Provinz Hong Kong zwei Salesianer nach Ha-
noi, die dort ein Waisenhaus mit 300 Kindern übernehmen soll-
ten. Nachdem Vietnam im Rahmen der Genfer Verträge 1954
geteilt worden war, flohen die Salesianer aus dem kommunis-


hauptstadt Hanoi


einwohnerzahl 90 Millionen (Davon gehören ca. 10 Millio-
nen einer Minderheit an. In Vietnam gibt es 54 ethnische
Gruppen, u. a. Hmong, Thai, Khmer und Chinesen.)


landessprache Vietnamesisch


Religionen/kirchen Buddhisten (ca. 20 Millionen), Katho-
liken (ca. 6,2 Millionen), Protestanten (ca. 1 Million), diver-
se synkretistische Religionen


l ä n D e r p r o f i l
V i e t n A M


wohnern als eine Art Gemeindesekretäre
beschäftigt werden. Wer etwa einen offizi-
ellen Brief schreiben muss, kann ihn sich
nun von den jungen Frauen oder Männern
tippen lassen. „Die Kraft der Liebe ist ge-


waltig“, sagt Francis, der erlebt, wie die jungen Men-
schen aufblühen, weil sie der Gemeinschaft nun nicht
länger zur Last fallen.


All jene, die mit Behinderten arbeiten, wissen, wie viel
Kraft es kostet, auch ihr Leid mitzutragen. Denn Francis
und die Salesianer können den Jugendlichen zwar eine
Ausbildung ermöglichen, doch der Selbsthass, die nächt-
liche Verzweiflung und die Diskriminierung seitens ihrer
Mitmenschen lassen sich nur schwer vertreiben. Schein-
bar ganz normale Probleme Heranwachsender sind für


Wie groß ist die Chance, dass die jun-
gen Frauen und Männer danach auch
wirklich eine Arbeit finden? Das kann kei-
ner besser beurteilen als Francis Nguyen
Van Hoi. Francis stammt aus Vietnam und
war einst selbst Schüler von Bischof Peter. Seit den 80er-
Jahren lebt Francis in München. Francis ist ein guter
Geschäftsmann und hat es zu bescheidenem Wohlstand
gebracht. Er wollte dem Leben, das es gut mit ihm mein-
te, etwas zurückgeben. Nun engagiert er sich für Bischof
Peters Kinder, für jene behinderten jungen Menschen in
seiner alten Heimat, die vergessen schienen. Ohne ihn
gäbe es kein Wohnhaus in Thai Binh.


Begeistert spricht Francis von den Erfolgen, von be-
hinderten Menschen, die nun als einzige in ihrem Dorf
einen PC bedienen können und deswegen von den Be-


Der Salesianer peter van
De, Bischof der Diözese
Thai Binh (linkes Foto.
re.), richtete in Nord-
vietnam heime und
Ausbildungsstätten für
behinderte junge men-
schen ein.
Francis Nguyen Van hoi
(Foto re.) half, ein Wohn-
heim zu errichten.


Die Salesianer Don Boscos in Vietnam


24 DONBOScOmagazin 1/2013




tisch regierten, abgeriegelten Norden in das offene Süd-
vietnam. 1959 eröffneten sie ihre erste technische Be-
rufsschule in Saigon mit bis zu 800 Auszubildenden.
1975, nach der Wiedervereinigung des Landes unter
kommunistischer Herrschaft, ging das Zentrum, wie auch
einige andere Schulen der Salesianer, in staatliche Hand
über. Erst nach und nach gründeten die Salesianer in den
Randbezirken der Stadt wieder kleine Ausbildungswerk-
stätten. 2001 erhielten sie von der Regierung die Geneh-
migung, zwei Ausbildungszentren zu gründen, eins in Tan
Ha, Bao Loc District, Provinz Lam Dong, das andere in
Phuoc Loc, Provinz Vung Tau. Im Jahr 2003 wurden die
beiden Technischen Schulen eröffnet. Heute führen die
Salesianer mehr als 24 Zentren und ein Dutzend kleine
Gemeinschaften in Vietnam. Die Salesianer Don Boscos
sind der einzige Orden, der mit offizieller Autorisierung


kontakt
Wenn Sie sich für die Arbeit der Salesianer Don Boscos
und der Don Bosco Schwestern in Ländern Afrikas, Asiens,
Lateinamerikas oder Osteuropas interessieren, wenden Sie
sich bitte an:


Jugend eine Welt –
Don Bosco Aktion Österreich
St. Veit-Gasse 21, 1130 Wien
Tel.: 01 / 87 99 07 07
www.jugendeinewelt.at


Das Mädchen mit dem rot-schwarzen Shirt ist Hoa. Sie
ist 23 Jahre alt. Hoa kann nicht sprechen, auch mit
dem Greifen hat sie Probleme. Hoa macht eine Ausbil-
dung zur Computerfachkraft. Das ist bisweilen ziemlich
mühsam, denn Hoa kann nur wenige Finger zum
Schreiben nutzen, doch ihr unerschütterlicher Optimis-
mus hat ihr schon über manche Frustration hinwegge-
holfen. Kontakt zu ihrer Familie besteht nur einge-
schränkt. 21 Jahre lang war Hoa ein Familienmitglied
zweiter Klasse. Ihre Eltern hatten sie im Hinterhof ein-
gesperrt und als billige Arbeitskraft ausgebeutet.
Lesen und Schreiben hat sie erst in der Don Bosco


Einrichtung gelernt.
Noch hat sie wenige
Freunde. Die lange Iso-
lation hat sie anderen
Menschen gegenüber
sehr schüchtern wer-
den lassen. Außerdem
leidet sie an unkontrol-
lierten Zuckungen und
einem Augenleiden,
das oft sehr schmerz-
haft ist. Dann vergräbt
sie sich am liebsten
und frönt ihrer neuen
Leidenschaft: Klatsch-
zeitschriften lesen …!


die jungen Menschen oft schier unlösbar oder zumindest
gravierender. Werden sie jemals einen Partner finden?
Können sie eine Familie gründen?


„euer herz ist nicht behindert“


In solch dunklen Momenten spricht Francis seinen
Schützlingen Mut zu: „Ihr seid vielleicht körperlich
behindert, nicht aber euer Herz. Ihr habt ein Recht zu
lieben.“


Wenn es dunkel wird, kommen oft die Schmerzen. Fran-
cis erzählt: „Eines Nachts ganz am Anfang meines Enga-
gements bekam ich einen Anruf von Anh, einer 21 Jahre
jungen Frau. ‚Ich möchte mich verabschieden‘, sagte sie.
‚Ich will sterben.‘ Sie hatte gerade das Abitur gemacht.
Ich wusste nicht, wie ich sie aufhalten kann, und erzähl-
te ihr von dem Wohnheim, das wir bauen wollten. ‚Ich
brauche dabei deine Hilfe, denn du kannst gut lesen
und schreiben und ich muss jede Menge Papierkram er-
ledigen, wenn das klappen soll. Bitte warte noch etwas.
Der Tod läuft dir nicht weg.‘ Anh schwieg lange. ‚Warum
hilfst du uns?‘, fragte sie dann. Ich antwortete ihr, dass
auch ich behindert sei, nur sei meine Behinderung nicht
sichtbar. Jeder von uns ist behindert.“


Anh fand später einen liebevollen Ehemann und lebt
heute mit zwei Kindern in Saigon. Francis muss heute
noch oft an diese Nacht denken. Die Nacht, in der er be-
griff, was Hoffnung bedeuten kann.


der Regierung tätig ist. Seit 2005 sind auch erste Niederlas-
sungen in Nordvietnam entstanden. Anders als in Deutsch-
land gibt es einen Berufungsboom – die Zahl der jungen
Männer, die in den Orden eintreten wollen, ist sehr hoch.


Ein langer Weg für Hoa


DONBOScOmagazin 1/2013 25


Don Bosco




26 DONBOScOmagazin 1/2013


Don Bosco Brennpunkt


Augenblick der unbeschwert-
heit: ein syrisches mädchen
spielt mit einem kleinen kind im
Akcakale-Flüchtlingscamp im
Süden der Türkei. Im Flücht-
lingslager nahe der syrischen
Grenze leben inzwischen mehr
als 10.000 syrische Flüchtlinge.
Derzeit sind etwa 115.000 Syrer
auf 14 camps in der Türkei ver-
teilt. Weitere 70.000 leben nach
Regierungsangaben außerhalb
der lager bei Gastfamilien.


Auf der Flucht
Syrien:


Täglich werden es mehr: Die Zahl der registrierten syrischen Flüchtlinge und solcher, die für die Re-gistrierung bereits vorgemerkt und in die Nach-
barstaaten geflohen sind, ist mittlerweile auf mehr als
450.000 angewachsen. Tendenz täglich steigend. Viele
Menschen, die um ihr Leben bangen, haben ihre Heimat
bereits verlassen und Zuflucht im Libanon, in Jordanien
und in der Türkei gesucht. Die Hälfte aller Flüchtlinge
sind Kinder. Auch Binnenflüchtlinge sind auf internati-
onale Hilfe angewiesen. So bringt etwa das UN-Flücht-


lingswerk UNHCR (United Nations High Commissioner
for Refugees) Hilfspakete in Flüchtlingslager und setzt
humanitäre Hilfe für rund eine Million Notleidende um.
Insgesamt sind 2,5 Millionen Menschen in Syrien auf hu-
manitäre Hilfe angewiesen.


Seit Monaten wird Syrien von schweren Kämpfen
zwischen Anhängern und Gegnern von Präsident Ba-
schar al-Assad erschüttert. Mehr als 30.000 Menschen
verloren bisher ihr Leben. Rund 200.000 Zivilisten wur-
den bei den Kämpfen verletzt.


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Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Volontäre
Drei Fragen an pater munir el Rai


»Wir müssen den Hass besiegen«
immer mehr Menschen fliehen aus Syrien. hunderttausende suchen Schutz in Nachbarländern
wie dem libanon, Jordanien oder der türkei. Die Situation im land spitzt sich immer mehr zu.
Pater Munir el rai, Provinzial der Salesianer im Nahen osten, besuchte vor kurzem das von den
kriegswirren erschütterte land und traf junge Menschen, die sich nach der hoffnung auf ein ende
der kämpfe sehnen. Von ihnen allen hörte er denselben klageruf: „haaj“ – es reicht!


Kürzlich reisten Sie über mehrere Wo-
chen in das vom Bürgerkrieg gebeutelte
Syrien. Wie wirkt sich der Krieg auf das
Leben der Menschen aus?
P. Munir El Rai:
Die Situation spitzt sich
immer mehr zu. Es herrscht Chaos. Über-
all sind Straßensperren errichtet. Überall
sieht man bewaffnete Panzer. Alle spre-
chen jetzt die Sprache des Krieges; Kin-
der kennen die Namen von Waffen und
können sogar nach einer Explosion genau
benennen, mit welcher Waffe das Unheil
angerichtet wurde. Viele junge Menschen
haben ihre Hoffnung auf eine eigene Zu-
kunft und auf eine Zukunft für ihr Land
verloren.
Familien, die aus ihrer Heimat geflohen
sind und jetzt in Flüchtlingscamps in Jor-
danien oder dem Libanon leben oder bei
den Salesianern in Syrien Schutz gefun-
den haben, fühlen sich jetzt zwar sicher.
Doch sie machen sich auch große Sorgen


um ihre Angehörigen oder Freunde, die in
Aleppo zurückgeblieben sind.


Derzeit sind in Syrien 13 Salesianer an
vier Standorten tätig. Wie können die
Salesianer vor Ort helfen?
P. Munir El Rai:
Die Gemeinschaft in Da-
maskus etwa liegt in einem sehr sicheren
Stadtgebiet. Vier Salesianer versuchen
dort, den Jugendlichen und ihren Fami-
lien ein Zeichen der Hoffnung zu geben.
Sie organisieren Gesprächsrunden, geist-
liche Impulse und Freizeitaktivitäten. Das
Zentrum ist in den Kriegswirren zu einer
Oase des Friedens und der Ruhe, des Tei-
lens und der Gastfreundschaft geworden
und wird immer mehr von jungen Men-
schen aus der Nachbarschaft genutzt.
Alle Mitbrüder haben bei meinem Besuch
ihre Entscheidung bekräftigt, in Syrien zu
bleiben und vor Ort den jungen Menschen
beizustehen.


Während meiner Reise traf ich mich auch
mit vier Salesianern in unserer Niederlas-
sung Kafroun. Wir beschlossen, das Haus
nun ganzjährig offen zu lassen, um den
vertriebenen Menschen von Aleppo Unter-
kunft zu gewähren: Momentan sind dort
40 Menschen einschließlich der Familien
von Mitbrüdern, unsere ehrenamtlichen
Helfer und Mitarbeiter untergebracht.


Was brauchen die Menschen in Syrien
jetzt am nötigsten?
P. Munir El Rai:
Es scheint mir zwei gro-
ße Herausforderungen zu geben: Einmal
müssen wir die Bevölkerung in dieser Not-
situation unterstützen. Da die Situation in
Syrien überwiegend politisch und medial
behandelt wird, fehlt es an humanitärer
Hilfe. Zweitens ist es nötig, nach so viel
Gewalt erfolgreich den Hass zu besiegen,
denn das wird letztlich den Frieden zu-
rückbringen.


Die Arbeit der Salesianer Don Boscos in Syrien


Die Salesianer Don Boscos sind seit 1948 in Syrien tätig. 13 Salesianer leiten heute in
den Orten Aleppo, Damaskus und dem Bergdorf Karfroun u.a. ein Sozial- und ein Pasto-
ralzentrum. Mit dem Beginn massiver Unruhen reagierten sie vor Ort schnell auf die ver-
änderten Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen: Während die Salesianer bisher im
Oratorium, dem Kinder- und Jugendzentrum in Aleppo, ausschließlich bis zu 400 Kinder
betreuten, helfen sie dort wie auch in der Hauptstadt Damaskus seit Ausbruch des Bür-
gerkrieges insbesondere Inlandsflüchtlingen. So lassen sie Kinder und deren Familien
bei sich wohnen, versorgen sie mit Nahrungsmitteln und Medikamenten.


Für weitere Informationen wenden Sie
sich bitte an:


Jugend Eine Welt –
Don Bosco Aktion Österreich
St. Veit-Gasse 21, 1130 Wien
Tel.: 01 / 87 99 07 07
www.jugendeinewelt.at


So können Sie helfen


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Ein ungewöhnlicher Gast
auf den ersten Blick außergewöhnlich erscheint die reise einer Statue mit einer


wertvollen reliquie Don Boscos. Seit 2009 ist sie in Vorbereitung auf den 200. geburtstag
Don Boscos unterwegs auf ihrer weltweiten Pilgerfahrt. Von 13. bis 22. februar besucht


Don Bosco österreich. Das DON BOSCO magazin hat ihn schon anfang Dezember einen
tag im bayrischen kloster Benediktbeuern getroffen.


Text: Sophie Wöginger; Fotos: Markus Höllbacher


13:00 uhr
Aufregung im frühwinterlichen
Benediktbeuern. Hier im ehema-
ligen Benediktinerkloster leben
und arbeiten seit 1930 die Salesi-
aner. Heute wird ein ungewöhn-
licher Gast erwartet: Die Don
Bosco Statue mit einer Reliquie
des Ordensgründers kommt auf
Besuch. Zweieinhalb Stunden zu
früh rollt der Kleinlastwagen in
den Hof ein. Begleitet von fünf
Fahrern aus Italien ist die Statue
mit einem Transportwagen auf
Gummireifen schnell in der Kir-
che aufgestellt. Keine 15 Minuten


Don Bosco ist ein heiliger zum Angreifen. Fast
alle menschen umrunden interessiert die Statue,
erspüren die konturen und halten kurz inne.


Blick auf einen heiligen.
Die plastik ist kein kunst-
werk im herkömmlichen
Sinn. Da sie zu den men-
schen gebracht wird, ist Don
Bosco mitten unter ihnen.
Alle sind eingeladen, näher
zu ihm zu kommen. erst beim
genauen Betrachten sieht
man eine vierte kauernde
Figur hinter Don Bosco.


werden für den Auf- und Abbau
benötigt. Spontan versammeln
sich die Mitbrüder zum Gebet bei
und mit Don Bosco.


15:20 uhr
In der eiskalten barocken Basili-
ka knien einige Menschen still in
den Bankreihen. Ihre Gedanken
und Gebete sind privat, niemand
stört die Ruhe. Vor Don Bosco
steht ein kleines Blumenarran-
gement, die Flamme einer Kerze
flackert ein wenig.


28 DONBOScOmagazin 1/2013




Don Bosco Schwester Johanna (rechts) erklärt den kindergar-
tenkindern, wer dieser mann ist. Schüchtern ist hier niemand.
Alle pfeifen zum lied, das die kinder gut kennen: „Gutes tun,
fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen.“


19:05 uhr
Draußen schneit es, die Treppe zur Kirche ist vereist.
Viele Menschen sind der Einladung zum Gottesdienst an
diesem Dienstagabend gefolgt. Gekommen sind Studie-
rende der beiden Hochschulen in Benediktbeuern, eini-
ge Kinder mit ihren Eltern, Senioren, Salesianer und Don
Bosco Schwestern.


19:17 uhr
Salesianerpater Reinhard Gesing stellt in seiner Predigt
fest: „Besuche können wertvoll sein, wenn man offen ist
im Herzen.“ Und Don Bosco kommt dorthin, wohin auch
Jesus gegangen ist: zur Jugend, zu den Kindern. So lautet
auch ein berühmtes Zitat von ihm: „Ich will euch zeitlich
und ewig glücklich sehen.“


20:20 uhr
Nach der Einladung von Pater Gesing, Don Bosco näher
zu kommen, ihn als Heiligen zum Angreifen zu erleben,
reihen sich fast alle in einer langen Schlange, um die
Bronzefigur zu erfassen. Wie oft kommt man einem Hei-
ligen so nahe?


20:40 uhr
Das Begleitteam schleppt den Wagen mit der Statue aus
dem Altarraum die Treppe hinunter in den Mittelgang
der Basilika. Spontan klatschen und singen einige Stu-
denten: „Oh, oh, oh! Vater, du Vater von so vielen …“ Ein
letzter Segen wird mit der Reliquie gespendet. Die ver-
schlossene Kassette wird wieder sorgfältig in die Statue
eingesetzt. Was denkt eine der Studentinnen über den
Besuch? „Es ist schön, das zu erleben. Durch die Salesi-
aner bekommt man schon mehr Interesse. Aber warum
muss die Statue so schwer sein?“


8:00 uhr
Nach der Nachtruhe beleben die Kinder der Grundschu-
le in Benediktbeuern die Basilika. Pfarrer Pater Hein-
rich Heim erklärt die Darstellung: Vier Kinder sind um
Don Bosco. Es geht ihnen unterschiedlich gut, aber Don
Bosco ist für alle da. Besonders weist Pater Heim auf das
Buch in den Händen des aufrecht stehenden Buben hin:
„Lernen, das müssen wir immer.“ Student Jan hat sei-
ne Gitarre mitgebracht und singt mit den Schülern den
salesianischen Evergreen „Hallo Don Bosco“. Warum
musiziert er heute? „Don Bosco ist einer meiner besten
Freunde.“


9:02 uhr
Pater Heim fragt, was die Schüler heute von Don Bosco
mitnehmen? „Dass er Kindern geholfen hat“, sind sich
alle einig. Und wie kann man heute helfen? Teilen, spie-
len, besuchen, ein Zuhause geben oder Patenschaften –
den Buben und Mädchen fallen viele Antworten ein.


09:40 uhr
Jetzt drängeln sich die Kindergartenkinder im Mittel-
gang. Schnell wird die brennende Kerze zur Seite gestellt
– es soll sich schließlich niemand wehtun. Behutsam
erklären die Kindergärtnerinnen die kalte Statue: „Alle
Kinder halten sich bei Don Bosco fest.“ Beim Mitsingen
und Pfeifen sind alle dabei: „Fröhlich sein, Gutes tun
und die Spatzen pfeifen lassen.“ Don Bosco Schwester
Johanna Moßburger ist begeistert: „Wunderbar – es ist
schon ein Erlebnis.“


12:55 uhr
Die 8. Klasse der Mittelschule beendet ihren Besuch in
der Kirche. Ihre Lehrerin ist erstaunt: „Hier haben alle
zugehört!“


DONBOScOmagazin 1/2013 29


Don Bosco


» Besuche können wertvoll sein, wenn man offen ist im Herzen.«




Auf die Perspektive kommt es an.


In einer Welt, die sich immer schneller zu drehen scheint, lohnt ein
geschärfter Blick. Für die Probleme der Gesellschaft, ihre Menschen,
ihre Verdienste, ihre Ängste.


Die Perspektiven – unsere tägliche Reportage um 19.00 Uhr.
Montag, 18.02. „Don Bosco on tour“ auf Radio Stephansdom.


radiostephansdom.atKlassik verpflichtet.


RSTD_Perspektiven_DOn Bosco_182 mm x 126 mm 29.11.12 13:29 Seite 1


13:00 uhr
„Horuck“ – elf Mann hoch – die geübten Fah-
rer, Handwerker aus dem Kloster und Salesia-
ner – hieven Don Bosco Stufe für Stufe über eine
schmale Treppe in den ersten Stock. Das sieht
bedrohlich aus. Sergio war bereits in 60 Ländern
mit dabei. Alle drei Monate kehrt er für zehn Tage
Pause zurück nach Hause nach Brasilien. Jetzt
lacht er: „Noch nie ist etwas passiert, Don Bosco
beschützt uns.“


13:10 uhr
Geschafft! Die Statue ist auf ihrem Wagen heil in
der Hauskapelle angekommen. „Va bene“ – Es
ist gut, meinen die Fahrer und alle, die mitge-
schleppt haben. Ein letzter Gruß: „Arrivederci
Don Bosco in Austria!“


Don Bosco


Don Bosco kommt zu uns


Die Statue des italienischen Künstlers Mauro
Baldessari wurde aus Bronze gegossen, ist
1,56 m hoch und wiegt rund 275 kg.
Sie enthält ein Stück des rechten Ar-
mes Don Boscos, mit dem er so viele
Menschen gesegnet hat. Durch die
Pilgerfahrt entsteht ein alle Grenzen
überschreitendes Netz der Verehrung
und des Gebets. Es geht nicht
um einen „großen Event“, son-
dern um eine Begegnung mit
diesem Heiligen. Freuen wir
uns, setzen wir ein Zeichen
des Glaubens und begrüßen
wir Don Bosco bei uns!


Informationen zum Besuch Don Boscos in Österreich von 13. bis 22. Februar finden
Sie auf der letzten Seite dieser Ausgabe und im Internet: www.1815-2015.at




Außerdem wurden die folgenden Weltämter
neu besetzt:
SmDB-Weltkoordinatorin: Noemi Bertola
SMDB
Delegierte Don Bosco Schwestern: Sr. Leslye
Sandigo FMA
Delegierter Salesianer Don Boscos: Don
Guiseppe Casti SDB


es ist gelungen


Von 8. bis 11. November 2012 tagte der 4.
Salesianische Mitarbeiter–Weltkongress in
Rom. Im Generalat der Salesianer Don
Boscos, dem Hauptsitz des Ordens, trafen
sich 250 Salesianische Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter (SMDB) aus elf Weltregionen. Die
österreichischen SMDB wurden von Sr. Elisa-
beth Siegl FMA, Elisabeth Likar SMDB und
Christiane Liebl SMDB vertreten. Täglich ver-
sammelten sie sich, um mit Hilfe von Simul-
tanübersetzern über das „Programm Aposto-
lischen Lebens“ (PAL) zu beraten und abzu-
stimmen. Papst Benedikt XVI. approbierte
das neue Statut, und der Generalobere der
Salesianer, Don Pascual Chávez Villanueva
SDB, verabschiedete die dazugehörige Sat-
zung.


Schwester paula Rodi FmA
(1916–2012)


Am Morgen des 20. Oktober 2012 verstarb
Schwester Paula Rodi im Alter von 96 Jahren
in Vöcklabruck. Sie wurde 1916 in Mietingen/
Deutschland geboren. Mit zwanzig Jahren trat
sie in den Orden ein und kam 1953 nach Ös-
terreich. Die ausgebildete und fröhliche Kin-
dergärtnerin war sehr musikalisch und hielt
mit liebevoll gestalteten Briefen Kontakt zu


vielen Menschen. Ihre
Mitschwestern danken
Sr. Paula ihr frohes
Lebenszeugnis!


euer herz schlägt für Don Bosco


Für die Ehemaligen ist es wichtig, ihre
Identität und ihre Sendung zu reflektie-
ren.


Identität


Die Ehemaligen wurden weder von Don
Bosco noch von Salesianern gegründet.
Sie sind entstanden aufgrund ihrer le-
bendigen Dankbarkeit.


Die Ehemaligen zeichnen sich durch
die Vielfalt ihrer Mitglieder aus.


Die Vereinigung deklariert ihre kirchli-
che Zugehörigkeit, aber sie sind Perso-
nen, die verschiedenen christlichen
Konfessionen und auch anderen Religi-
onen angehören.


Die Ehemaligen sind dankbar für die
Erziehung, die sie erhalten haben.
Doch die Assimilation der Werte hat


Von 27. bis 29. April 2012 hat der weltweite kongress der ehemaligen in Turin getagt.
Der Generalobere pascual chávez Villanueva SDB nahm dies zum Anlass, sich in einem
Brief an die ehemaligen zu wenden. lesen Sie in dieser Ausgabe den dritten Teil.


verschiedene Grade und Modalitäten,
je nach Kultur, Religion und persönli-
cher Einstellung.


Aufgrund der empfangenen Erziehung
und als Teil der Don Bosco Familie trägt
die Vereinigung der Ehemaligen bei:
zur erzieherischen Sendung der Kon-


gregation, zur menschlichen Entwick-
lung, zum Aufbau von Frieden und
Gerechtigkeit.


Der christliche Ehemalige lebt ernst-
haft aus der Taufe, Ehemalige anderer
Religionen teilen die Ideale Don
Boscos, seine erzieherischen, spirituel-
len und sozialen Werte.


Berufliche Kompetenz und moralisches
Gewissen sind gefragt!


Als Christen und Gläubige anderer Reli-
gionen sind die Ehemaligen gerufen,
„Salz der Erde und Licht der Welt“ zu
sein.


Es liegt an uns, positive und überzeu-
gende Antworten zu geben auf die Er-
wartungen und Fragen unserer Völker.


Ihr seid gerufen, Prioritäten zu setzen –
den Geist über das Materielle, die Ar-
beit über das Kapital, die Vergebung
über die Gerechtigkeit, das allgemeine
Wohl über die persönlichen Interessen.


Die Gesellschaft und die Kirche auf der
ganzen Welt brauchen euch als „ehrli-
che Bürger und gute Christen“!


Maria und Don Bosco mögen euch seg-
nen und euch zu unermüdlichen Apos-
teln der Jugend machen in der Leiden-
schaft des „Da mihi animas“.


Generaloberer
pascual chávez
Villanueva SDB
und die öster-
reichische
provinzkoordina-
torin christiane
liebl SmDB


Schwester paula Rodi
(1916–2012)


DONBOScOmagazin 1/2013 31


Don Bosco


Don Bosco Aktuell




erfreulicher Zuwachs


Die Salesianischen Mitarbeiter Don Boscos
(SMDB) freuen sich über drei Neuaufnahmen.
maria Denifl (66) in Baumkirchen für das
Ortszentrum Fulpmes. „Ich verehre Don
Bosco sehr, wegen seiner Aufopferung für
Kinder und Jugendliche“, so Denifl.
Barbara Brandstetter (22) in Lassee aus der
Salesianischen Jugendbewegung. Die Kinder-
und Hortpädagogin: „Das Gute im Menschen
sehen und annehmen! Diese positive Einstel-
lung Don Boscos mit Gottvertrauen ist meine
Motivation, SMDB zu werden.“
Barbara Brugger (37) in Klagenfurt St. Josef:
Durch Literatur über Don Bosco und persönli-
che Gespräche wurde ihr die salesianische
Spiritualität vertraut und so will sie ihr Christ-
Sein in diesem Charisma weiterleben.


sen. Statt ursprünglich elf Millionen Euro
muss die „casa generalizia“ in Rom nun 99
Millionen Euro an den Anwalt zahlen. Sie
kann aber andererseits auf die Grundstücke
nicht zurückgreifen, da sie nicht Eigentüme-
rin sondern Bürgin ist. Die „Direzione Genera-
le Opere Don Bosco“ in Rom prüft derzeit das
Urteil und behält sich weitere rechtliche
Schritte vor.
Dazu erklärt Provinzial Pater Rudolf Osanger
SDB: „Die Österreichische Provinz der Salesi-
aner Don Boscos ist rechtlich selbstständig
und von möglichen Forderungen finanziell
nicht betroffen. Wir bedauern jedoch diese
Auseinandersetzung. Ich garantiere, dass
Spenden weiterhin voll zugunsten junger
Menschen eingesetzt werden und von den ju-
ristischen Forderungen unberührt bleiben.“


Stellungnahme zum Rechtsstreit der
„Stiftung Gerini“


Im November wurde in den Medien über ei-
nen Rechtsstreit der „Fondazione Gerini“, ei-
ner Stiftung, die von der „Direzione Generale
Opere Don Bosco“ in Italien verwaltet wird,
und zwei Rechtsanwälten berichtet. Die „Stif-
tung Gerini“ hatte Klage wegen Betrugs in ei-
ner Erbangelegenheit gegen diese zwei An-
wälte eingereicht. Im Mittelpunkt steht dabei
ein Vertrag mit Neffen des verstorbenen Ales-
sandro Gerini. Nachdem es zwischen den Par-
teien zu einer Einigung gekommen war, wur-
de der Schätzwert des Erbes nach oben korri-
giert – wovon der Vermittler und die Erben
profitierten, die 15 Prozent der Gesamtsum-
me erhalten sollten. Ein römisches Gericht
hat nun die Klage der Stiftung zurückgewie-


traurigkeit und freude


Wenn sich Gott uns zuneigt, dann brau-
chen wir nicht mehr unter der Last dieser
Welt zusammenbrechen. Wir wissen
zwar, dass wir nicht in einer heilen Welt
leben, sondern inmitten vieler Unzuläng-
lichkeiten und dass wir alle schmerzlich
leiden an der Diskrepanz zwischen dem,
was ist, und dem, was sein sollte.


Aber wir haben Grund zur Freude, weil
wir trotz der Verworrenheit menschlichen
Schicksals nicht zu verzweifeln brau-
chen, da wir wissen, dass wir in Gottes
Hand geborgen sind.


Pater helmut rodosek SDB


Ein Mensch, der Freude und Humor be-
sitzt, hat Verständnis für die Schwächen
dieser Welt – er weiß ja auch um seine ei-
genen – weil er die Welt in einer letzten
Ordnung weiß.


Freude ist auch ein Lieblingswort im Neu-
en Testament, und die Botschaft, die Je-
sus bringt, ist eine freudige, beglücken-
de, die die Menschen aus ihrer Lethargie
herausreißt und froh macht: Uns ist Heil
verheißen, Vergebung geschenkt, Freude
angekündigt. Warum sollten wir da Trüb-
sal blasen?


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Teil 1 der Serie „Don Bosco sah die Dinge mit dem herzen!“
Im zweiten Vorbereitungsjahr auf den 200. Geburtstag Don Boscos widmet das
DON BOScO magazin eine Serie der pädagogik Don Boscos. pater helmut Rodosek SDB
schreibt über Gegensatzpaare, die zum Nachdenken anregen.


„Wer gerne tut, was
anderen freude macht,


erreicht, dass andere tun,
was ihm freude macht.“


32 DONBOScOmagazin 1/2013


Don Bosco


Don Bosco Aktuell


Don Bosco BeleBt junge Menschen




Br. Jean paul muller ist
seit 2011 Generalökonom
der Salesianer Don Boscos
in Rom. In seiner kolumne
für das Don Bosco magazin
schreibt der ehemalige
leiter der missionsprokur
in Bonn, welche Themen
den Orden aktuell weltweit
beschäftigen.


l e X I kO N


Das Generalat
Das Generalat der Salesianer Don Boscos befindet sich in Rom, etwas außerhalb an der „Via della
Pisana“ gelegen. Es ist der zentrale Verwaltungssitz der Ordensgemeinschaft. Im Generalat lebt auch der
Generalobere der Salesianer Don Boscos, Don Pascual Chavéz Villanueva. Don Pascual Chavéz wurde im
April 2002 zum Generaloberen ernannt. Er ist der neunte Nachfolger Don Boscos.
Unser Autor Bruder Jean Paul Muller lebt und arbeitet als Generalökonom ebenfalls im Generalat. Dort
finden regelmäßig Sitzungen des Generalrats und andere wichtige Versammlungen der Salesianer
Don Boscos, wie zum Beispiel das alle sechs Jahre stattfindende Generalkapitel, statt.


ROMA


Jean Paul Muller SDB


p O S T A u S R O m


SDB – Sind dauernd beschäftigt
„Muss nur noch kurz die Welt retten, danach flieg ich zu dir ...“, diesen Song von Tim
Bendzko hörend, fragte ich mich, ob wir Salesianer nicht auch gelegentlich so wirken wie
der junge Mann in dem Lied, der keine Zeit mehr für die Schönheiten des Lebens hat.


Keine andere Kongregation ist so weit auf dem Erdball präsent wie die Salesianer. Und
man kann behaupten, dass wir tatsächlich zur Verbesserung der Welt und der Lebenssi-
tuation der Menschen beitragen, weil wir stets unterwegs zu den Jugendlichen sind. Sie
sorgen dafür, dass unser Leben oft bunt, gelegentlich turbulent und immer spannend ist.
So haben wir oft viele Gründe, unsere Abkürzung SDB mit „Sind dauernd beschäftigt“ zu
formulieren, denn an Arbeit fehlt es nie.


In unserem Generalat in Rom, wo die Fäden der Welt zusammenlaufen, erfahren wir
täglich von Ereignissen, welche nie in den Zeitungen und TV-Nachrichten auftauchen
und die doch wesentlich die Lage der Menschen beeinflussen. Unsere Antworten können
nicht alle Not lindern, doch wo Salesianer, Don Bosco Schwestern und Salesianische Mit-
arbeiter vor Ort sind, hat bereits die Wende zum Besseren begonnen. Die neuen Präsen-
zen in Bangladesch, Pakistan, Bulgarien und Aserbaidschan entwickeln sich sehr gut,
die Menschen sind dankbar, dass wir nun bei ihnen sind.


Solche neuen, aber auch die traditionellen Standorte erfordern Ordensmänner, die
ihre ganze Lebensenergie in die Projekte geben. Damit sie dies tun können, braucht es
eine gute Grundausbildung und eine Begleitung in Krisen, um den Kompass des Ordens-
lebens immer wieder auf die Konstitutionen auszurichten – und somit auf Christus. Dies
zu ermöglichen in einer Zeit, in der Beziehungen fragil sind und Kritik an Kirche nicht
ausbleibt, gehört zu den Kernaufgaben des Generalates in Rom.


Dass es bisher gelingt, zeigt die erfreuliche Zahl von mehr als 3.500 jungen Aspiran-
ten, Novizen, Klerikern und Brüdern in unseren Ausbildungszentren weltweit. Das an-
stehende Jahr 2013 wird spannend, da in allen unseren Provinzen die Provinzkapitel (zur
Vorbereitung auf das Generalkapitel 2014) tagen und uns ihre Ergebnisse nach Rom ein-
reichen. Über einzelne Entwicklungen quer über den Erdball werde ich Ihnen im Laufe
des Jahres gerne berichten.


DONBOScOmagazin 1/2013 33


Don Bosco




Ich arbeite im


Don Bosco Haus


Hier gefallen mir besonders


die netten und lieben Leute.


In meiner Freizeit spiele ich


mit meinen kleinen Brüdern.


Mein größter Traum wäre


eine Arbeit, die mir Spaß macht.


Am meisten ärgere ich mich,


wenn Leute lügen.


Wenn ich einen Rat brauche,


gehe ich zu meiner Mutti.


In zehn Jahren …


Das ist noch sehr weit weg.


Mein Name: Cindy Hoppanová


Ich bin: 18 Jahre alt


Ich wohne in: Wien


Ich mache gerade eine Ausbildung
als:
Köchin


Daran erkennt man mich: An meine
m Lächeln


Das bin ich!


Eure Cindy




M e i n t i p p


Die 50 besten Spiele für
mehr Konzentration
Das Kind muss Hausaufgaben ma-
chen, wetzt aber auf dem Platz he-
rum, weil es sich nicht konzentrie-
ren kann. In der Gruppe potenziert
sich die Unruhe. Vor diesem Prob-
lem stehen Lehrer wie Eltern.
Einen Lösungsversuch bietet das
Buch „Die 50 besten Spiele für
mehr Konzentration“ von Rosema-
rie Portmann. Die Spiele sollen fünf
Bereiche der Konzentrationsfähig-
keit anregen, etwa „um das Denken
wach zu halten“ oder „um die Sin-
ne zu schärfen“. Der Belastungstest
findet in einer Klasse mit 24 Zehn-
jährigen, davon 16 Buben, statt.
Bereits das erste Spiel klingt viel-
versprechend: „Zur Ruhe kommen“. Die Kinder
müssen sich erst schnell, dann immer langsamer
durch den Raum bewegen und schließlich ruhig
stehen bleiben. Das funktioniert in der Schulklas-
se mäßig, weil erst Tische und Sessel zur Seite ge-
räumt und anschließend wieder zurückgeschoben
werden müssen. Das verursacht Unruhe. Ich lerne:
Es ist besser, so ein Spiel in einer reinen Spielstun-
de zu spielen.
Nächster Versuch: „Feierabend“. Dieses entpuppt
sich als ideal für die Schule. Die Kinder bleiben am
Platz und machen pantomimisch alles nach, was
ich ihnen sage, etwa Luftgitarre spielen. Allmäh-
lich werden die Bewegungen ruhiger. Schließlich
sollen sich die Kinder setzen, den Kopf auf die
Arme stützen, die Augen schließen und „schlafen“.
Und siehe da – nach einer Minute „ruhen“ sind sie
auf einmal ausgeglichen, müssen die ganze Stunde
über nicht mehr zappeln und können sich konzen-
trieren. Eltern, Lehrer und Pädagogen – freut euch!


haben auch Sie eine Frage an unsere experten?
Dann schreiben Sie uns:


DON BOSCO magazin Ratgeber, Sieboldstr. 11,
81669 München, leserfragen@donbosco.de
Ausgewählte Fragen und Zuschriften werden wir an dieser
Stelle mit Ihrer Zustimmung veröffentlichen; ansonsten
bleiben Sie anonym.


l e b e n S f r A g e


Habe ich falsch reagiert?
Ich (64) habe neulich eine Gruppe von Jugendli-
chen beobachtet, die mutwillig Straßenlaternen zer-
schlagen haben. Aus Angst habe ich sie nicht ange-
sprochen. Ich frage mich, ob ich nicht eine Chance
verpasst habe, sie zur Vernunft zu bringen?
albrecht r., Stuttgart


P. Franz-Ulrich Otto: Ob es sinnvoll gewesen wäre, die
Jugendlichen anzusprechen, hängt von der Situation ab.
Hätten sie es als Maßregelung empfunden, hätte es si-
cherlich auch keine Veränderung bei ihnen bewirkt. Hier
wäre es zielführender, möglichst nicht über das Fehlver-
halten, sondern über positive Wege mit ihnen in Kontakt
zu kommen.
Oftmals haben Jugendliche keine verlässlichen An-
sprechpartner, die Interesse an ihrem Leben haben und
im Dialog mit ihnen sind. Aber ohne Gespräch können
sich auch keine Werte und Normen entwickeln, bleiben
die Jugendlichen sich selbst überlassen. Wenn immer
mehr Eltern den Kontakt zu ihren Kindern verlieren, weil
sie sich keine Zeit für sie nehmen oder kein Interesse
haben, müssen neue Formen gefunden werden, um Ju-
gendliche zu erreichen. Dass gerade in dieser Zeit Gelder
für offene Jugendarbeit von öffentlichen Stellen zurück-
gefahren werden, ist daher nicht zu verstehen. Im Gegen-
teil, es müssten alle Gemeinwesen (Kommunen, Pfarrge-
meinden usw.) verstärkte Anstrengungen unternehmen,
junge Menschen zu begleiten.
Wenn junge Menschen unsere Zukunft sichern sollen,
dann müssten verstärkte Anstrengungen unternommen
werden, ihnen gute Lebenschancen zu eröffnen und ei-
nen konstruktiven Dialog mit ihnen zu ermöglichen. Und
dann wird schnell sichtbar, was alles an positiven Ansät-
zen in jungen Menschen zu entdecken ist.


Die 50 besten
Spiele für mehr
konzentration
3-978-7698-
1938-0
Don Bosco
€ 5,20


p. Franz-ulrich Otto (61), Theologe und
Sozialpädagoge, ist Vorsitzender der Bundes-
arbeitsgemeinschaft Katholische Jugend-
sozialarbeit in Deutschland und war mehrere
Jahre Stadtjugendseelsorger in Essen.


Bernadette Spitzer (39) ist Journalistin
und unterrichtet an einem Gymnasi-
um. Sie hat zwei Kinder und lebt mit
ihrer Familie in Wien.


DONBOScOmagazin 1/2013 35


Ratgeber








Hallo Kinder!
endlich durfte ich mal ins Fernsehstudio und
sogar selbst vor der kamera stehen. Da war ich


ganz schön aufgeregt. Natürlich hab ich mich vorbe-
reitet, aber als die großen lichter mich geblendet haben


und die großen kameras vor mir gestanden sind, hab ich ganz
schnell lampenfieber bekommen. So nennt man das, wenn man nervös ist, bevor man vor vielen
menschen oder vor der kamera sprechen muss. „licht an, Ton ab, kamera läuft, und bitte“, sagen die
Techniker. Dann geht es los. Gar nicht so einfach, wie es im Fernsehen immer aussieht.
Shary und Ralph – ihr kennt sie vielleicht aus der Sendung „Wissen macht Ah!“ – sind nicht mehr
aufgeregt. Sie stehen jeden Tag vor der kamera. Vielleicht haben sie ein paar Tipps für mich, dachte
ich mir. Deshalb habe ich sie besucht. und sie zeigen mir und euch, wie das alles funktioniert im
Fernsehen. „und bitte!“


eure


So entsteht
„Wissen
macht Ah!“


Steffi & Tobi


1.
B
evor Ralph ins Fernseh-studio geht und gefilmt
wird, muss er ein biss-
chen gepudert werden,
damit sein Gesicht nicht
so doll glänzt. Das ge-
schieht in der sogenann-
ten „Maske“.


Dann geht Ralph mit seiner Kollegin Shary ins Studio. Hier stehen mehrere große Fernsehka-
meras und es hängen ganz viele Scheinwerfer von
der Decke. Sie sorgen dafür, dass es ganz hell im
Studio ist. Damit der Raum später im Fernsehen
nicht so langweilig aussieht, gibt es einen bunten
Hintergrund oder der Boden leuchtet. Überall gibt
es etwas Spannendes zu entdecken.


Wissen macht Ah!


2.


36 DONBOScOmagazin 1/2013






Buntes »
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Tierquiz


„Postamt“ lautete das Lösungswort aus dem letzten DON BOSCO
magazin. Je ein Buch „Wo Jesus lebte“ haben Bastian aus Neumarkt,
Christina aus Waidhofen an der Ybbs, Flora aus Lembach, Johanna aus
Judendorf und Sabine aus Graz gewonnen. Herzlichen Glückwunsch!


Schreibe das lösungswort in eine e-mail oder
auf eine postkarte und schicke sie bis zum
31. Januar 2013 an: DON BOSCO
magazin
• Kinderrätsel • St. Veit-Gasse 25 • 1130 Wien
• magazin@donbosco.at


Zu gewinnen gibt es fünf Mal das Reim-
kartenset „Kleine Verse durch das Jahr“


Unser Preis:


Shary und Ralph erklären euch jede Woche im Fernsehen die Welt.
Immer wieder zeigen sie euch auch Spannendes aus der Welt der Tiere.


Wie gut kennst du dich mit Tieren aus? Teste dein Wissen in unserem Quiz.
Wenn du die Buchstaben vor der richtigen Lösung der Reihe nach neben-


einander schreibst, erhältst du die Lösung. Viel Spaß beim Knobeln!


Lösungswort:


Mitmachen und gewinnen


Jetzt geht es los: Shary und Ralph erklären etwas für euch und werden dabei gefilmt,
das nennt man beim Fernsehen „Drehen“.
Manchmal trägt der Kameramann die Kamera
dabei wie auf dem Foto auf der Schulter. Eine
solche Kamera ist ganz schön schwer!


Die Fernsehkamera ist an einen Com-
puter angeschlossen.
So können die Kolle-
gen von Ralph und
Shary sehen, was die
beiden vor der Kame-
ra machen. Auf dem
Tisch liegt ein Plan
mit Ralphs und Sha-
rys Texten, damit alle


wissen, welche Szene wann aufgenommen wird. Denn alles, was die
beiden sagen, wird genau vorbereitet. Manchmal versprechen sich
Shary oder Ralph, oder ein Trick, den die beiden vorführen wollen, funk-
tioniert nicht. Dann muss die Aufnahme noch einmal gemacht werden.


Neben dem Studio befindet sich ein Raum, wo die Requisiteurin Birgit für die Sendung
bastelt. Requisiten, das können Gegenstände
wie diese Joghurtbecher oder Kostüme für Sha-
ry und Ralph sein. Hier zeigt Birgit zwei kleinen
Besuchern, was in der nächsten Sendung ge-
bastelt wird. Auf dem rechten Bild seht ihr die
Zeigestäbe, die Shary und Ralph oft in der
Hand haben, um auf etwas zu deuten.


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Welches Tier ist
kein Säugetier?
p
Löwe
a Wal
s Hase
k Pinguin


Was macht der
Storch?
l
zwitschern
e maunzen
m kreischen
a klappern


Der hund von
Goofy und micky
maus heißt:
m
Pluto
t Mars
r Saturn
a Uranus


Wie viele Beine
hat eine Spinne?
o
sechs
z vier
e acht
f zehn


Welches Tier gilt
der Redensart
nach als schlau?
r
Fuchs
a Elefant
d Tiger
h Bär


Wie schnell
kann eine Giraffe
laufen?
g
3 km/h
a 50 km/h
k 140 km/h
u 210 km/h


1. 2. 3. 4. 5. 6.


3.


4.


5.


DONBOScOmagazin 1/2013 37




Lösungswort



ts


el
: C


la
ud


ia
K


lin
ge


r


herzlichen glückwunsch!
Das Lösungswort aus unserem letzten Preisrätsel lautete
„Zimtsterne“. Über je eine Fair-Trade-Weihnachtsschoko-
lade können sich Edeltraud Kerber aus Pottendorf,
Margarete Loran aus Wien, Barbara Marte aus Zwischen-
wasser-Batschuns, Alfred Mücke aus Gresten und Leonie
Ollrom aus Leithaprodersdorf freuen.


Schreiben Sie das Lösungswort auf eine
Postkarte oder in eine E-Mail und schicken
Sie diese bis zum 30. Januar 2013 an:
DON BOSCO magazin,
St. Veit-Gasse 25, 1130 Wien,
magazin@donbosco.at


r ät S e l


Irrgarten
?
? ?


?
Finden Sie den Weg durch das Labyrinth. Die Buchstaben, an denen Sie auf dem
richtigen Weg vorbeikommen, ergeben das Lösungswort.


Miträtseln und gewinnen!
Unter allen richtigen Einsendungen verlosen
wir fünf Don Bosco Jubiläumsschokoladen aus
fairer Produktion mit dem berühmten Zitat:
„Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen
pfeifen lassen.“


Zurückgeblättert


Eine Kirche für Don Bosco


„Der Bau schreitet rasch voran“, meldeten die
Salesianischen Nachrichten – fast genau heute vor
50 Jahren –, Ende Dezember 1962 von der Baustelle
der Don Bosco Kirche, dem „Tempio di Don Bosco“
auf dem Colle Don Bosco bei Turin. Und in der Tat:
Bereits vier Jahre nach der Grundsteinlegung konn-
te in der Unterkirche mit 700 Gläubigen der erste
Gottesdienst gefeiert werden.


Nur 130 Meter vom Geburts-
haus des Ordensgründers
Johannes Bosco entfernt, ist
die Kirche –seit 2010 trägt
sie den Ehrentitel Basilika
– heute bereits von weitem
sichtbar. 80 Meter ist die


Kuppel des „Tempio“ hoch, die Länge der Basilika
beträgt 110 Meter. Mehr als 20 Jahre nach Vollendung
der Unterkirche wurde die Oberkirche des „Tempio“
im Jahr 1984 feierlich eingeweiht. Seit der Erneuerung
anlässlich des Jubeljahres 2000 ist sie innen ganz mit
Holz verkleidet.


E N


B L I D T


N S


E E A E


A B U


H S


E E L N


C E


S I


H N E


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38 DONBOScOmagazin 1/2013


Buntes




DONBOScOmagazin 1/2013 39


Service


Im nächsten Heft lesen Sie:


Kirche heute und morgen
Vor 50 Jahren rief das Zweite Vatika-
nische Konzil dazu auf, sich auf die
„Zeichen der Zeit“ einzulassen. Was
geschieht mit leeren Kirchenräumen
heute? Und wo entstehen neue
Gotteshäuser?


Kinderseite
Steffi und Tobi lernen,
wie Spielfiguren entstehen.


Impressum


DON BOSCO magazin (bis zum 53. Jahrgang Salesianische
Nachrichten) ist das Mitteilungsblatt der Don Bosco Familie in Österreich
Medieninhaber:
Gesellschaft der Salesianer Don Boscos, St. Veit-Gasse 25, 1130 Wien


Herausgeber:


Chefredakteur: P. Josef Vösl SDB
Redaktion: Katharina Hennecke, Claudia Klinger (in Elternzeit), Angelika
Luderschmidt, Hannah-Magdalena Pink, Sophie Wöginger, Markus Schauta


Erscheint zweimonatlich im Don Bosco Verlag,
81699 München, Sieboldstraße 11, Postvertriebsnummer: 02Z030224S


Titelfoto: iStockphoto
Alle nicht gekennzeichneten Fotos stammen aus dem Archiv
der Don Bosco Medien GmbH bzw. von foto@donbosco.at
Layout: ReclameBüro München, Gabriele Pohl und Margret Russer
Druck: Bonifatius GmbH Druck – Buch – Verlag, Paderborn


Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet.
Dies gilt auch für die Aufnahme in elektronische Datenbanken und
Vervielfältigungen auf CD-ROM.


Salesianer Don Boscos und
Don Bosco Schwestern

der Provinzen in Deutschland
und Österreich


Don Bosco Sweater
Ein Kapuzensweatshirt aus fairer Produktion um
35 euro. Für alle Don Bosco Fans wurde das Logo
eingestickt. Das Sweatshirt wärmt an kalten Tagen.
Es ist locker geschnitten und verspricht bequemen
Tragekomfort.
Größen: S – XL


Don Bosco Uhr
Don Bosco Freundinnen und Freunde zeigen mit dem exklusiven Uhrenmo-
dell, der limitierten „Don Bosco Edition“, dass sie mit der Zeit gehen. Eine
besondere Uhr zum günstigen Preis von nur 32 euro. Größe 41 mm, wasser-
fest, Lederarmband, Quarzuhrwerk, Gehäuse aus massivem Edelstahl.


„Don Bosco“ – Regenbogen


Zum Don Bosco Fest erscheint
speziell für alle Kinder die Son-
derausgabe „Don Bosco“ der
Zeitschrift Regenbogen. Wenn
das Heft fehlt oder bei Nach-
bestellungen freuen wir uns
über Ihre Nachricht unter
01/87839-522 oder
info@donbosco.at


Erratum


In der letzten Ausgabe haben wir irrtümlich geschrie-
ben, dass Harald Jauk ehemaliger Volontär bei VIDES
ist. Richtig ist, dass er seinen Freiwilligendienst mit
der Don Bosco Part-
nerorganisation
„Jugend Eine Welt“
in Tijuana/Mexiko
absolviert hat.
Wir bitten um Ent-
schuldigung!


1Katholische Kinderzeitschrift • Sonderausgabe als Eigenbeilage im DON BOSCO magazin 1/2013
67. Jahrgang, 2013/1a • P.b.b. • Vertr.-Nr. 02Z030328W • 9020 Klagenfurt


Glaube • bunt • erfahren


Don Bosco
Sein Anfang und
seine Spuren bis heute


Sond
er


ausga
be


Die Ausgabe 2/2013 erscheint
Anfang März.


Don Bosco Shop, St. Veit-Gasse 25, 1130 Wien
Tel.: 01/878 39-522, info@donbosco.at,
www.donbosco.at


35 €


32 €




13.2.
Linz


14.2.
Vöcklabruck


15.2.
Unter-
waltersdorf


17./18.2.
Graz18.2.


Klagenfurt


19.2.
Salzburg


20.2.
Baumkirchen


20.2.
Stams


21./22.2.
Fulpmes


15./16.2.
WienBudweis


Brescia


Alle Infos zur Pilgerreise
durch Österreich finden Sie unter


www.1815-2015.at


2015 feiert die Don Bosco Bewegung den 200. Geburtstag
ihres Gründers. Seit vier Jahren ist eine Statue mit einer
wertvollen Reliquie Don Boscos unterwegs auf einer
weltweiten "Pilgerreise". 2013 besucht er Österreich.
Freuen wir uns, setzen wir ein Zeichen des
Glaubens und begrüßen wir Don Bosco bei uns!