Im Gedenken am Don Rua

DIREZIONE GENERALE OPERE DON BOSCO

Via della Pisana 1111 - 00163 Roma


Il Rettor Maggiore

Prot. 09/0623

Rom, 24.06.2009

Fest der Geburt des hl. Johannes des Täufers


An alle Mitbrüder

in der Kongregation



Betr.: „Im Gedenken an Don Rua”



Liebe Mitbrüder!


Wir stehen im Jubiläumsjahr 2009, in dem wir den 150. Jahrestag der Gründung der Kongregation feiern. Wir danken Gott für die Gnadengaben, die dieses Jahr für uns bereit hält, und für die Früchte, die es in uns, unseren Gemeinschaften, den jungen Menschen, in den Laien und in den Familien reifen lässt. Eine dieser Gaben ist sicherlich die Reise des Reliquienschreins Don Boscos, die in der Zentralitalienischen Provinz begonnen hat und über die Visitatorie UPS und das Generalat der Don Bosco-Schwestern weiterging. In den nächsten Tagen wird sie bei uns im Generalat sein und dann nach Chile und in die anderen lateinamerikanischen Länder reisen.


Höhepunkt dieses Jubiläumsjahrs wird der 18. Dezember sein, dann werden wir, meistens auf Ortsebene, feierlich unsere Ordensgelübde erneuern und so unsere Hingabe an Gott für die Jugend bekräftigen. Darum ist es wichtig, dabei auch die Jugend, die Laien, die Familien, die Salesianerbischöfe und die verschiedenen Gruppen der Don Bosco-Familie einzubeziehen. Ich werde das, gemeinsam mit dem Generalrat, in der Mariahilf-Basilika in Turin tun, mich dabei aber auch mit jedem von euch geistlich und in der Freude, dieser schönen Familie Don Boscos anzugehören, verbunden sein.


Der Grund für diesen meinen Brief ist meine offizielle Ankündigung, dass wir das Jahr 2010 dem besonderen Gedenken des sel. Michele Rua widmen werden. In dem Jahr sind es ja 100 Jahre, seit er am 06.04.1910 starb. Das Jahr 2010 wird sich ganz auf den ersten Nachfolger Don Boscos konzentrieren. Aus einigen Gründen ist es eine Fortsetzung des gegenwärtigen Jubiläumsjahrs und wird uns helfen, noch weiter in unserer salesianischen Ordensberufung zu reifen. Mir scheint es wichtig, dass wir uns auch geschichtlich bewusst sind, dass die Kongregation seit dem Tod Don Boscos bis heute mit vielen Fortschritten, Neubesinnungen, Aufschwüngen und Bemühungen eine gewaltige und wichtige Entwicklung genommen hat. Die Identität der Kongregation lässt sich besser verstehen durch ihre Geschichte und durch das Wissen um ihre je nach Zeit und Ort unterschiedlichen Formen und Ausdrucksweisen.

Im Gedenken an Don Rua“ wollen wir das Jahr 2010 als einen geistlichen und pastoralen Weg gestalten. Es wird am 31. Januar, dem Don Bosco-Fest beginnen, an dem Tag, der uns jedes Jahr an den Tod unseres Heiligen erinnert: an diesem 31.01.1888 nahm es Don Rua auf sich, das Werk des Stifters weiterzuführen. Das Gedenkjahr wird dann am 31.01.2011 seinen Abschluss finden. Auf der Ebene der Kongregation werden u.a. zwei Tagungen zur Geschichte stattfinden: Vom 28.10. bis 01.11.2009 wird sich in Turin der V. Internationale Kongress für die Geschichte des Salesianerwerks mit dem Thema „Don Rua, der erste Nachfolger Don Boscos“ beschäftigen, und dann wird im Salesianum in Rom vom 29.10. bis 01.11.2010 der Internationale Kongress der Salesianischen Kongregation das Thema „Don Michele Rua in der Geschichte“ behandeln.


Hier möchte ich nun einige Punkte nennen, die ich bitte, bei euren persönlichen geistlichen und pastoralen Planungen wie auch in der Hausgemeinschaft und auf Provinzebene für das kommende Jahr zu berücksichtigen; ausführlicher werde ich sie in dem Rundbrief darlegen, in dem ich intensiver die Persönlichkeit des sel. Michele Rua würdigen will. Dieser Rundbrief richtet sich an alle Mitbrüder und wird im September 2009 in der nächsten Ausgabe des Amtsblatts veröffentlicht.

Dem Beispiel Don Ruas folgend, dieses treuen Jüngers Jesu auf den Spuren Don Boscos, ist jeder Mitbruder aufgerufen, die Wege zur Bewahrung der Treue zur Ordensberufung zu finden. Unsere Berufung ist ein kostbares Geschenk, zugleich jedoch auch ein „Schatz in einem zerbrechlichen Gefäß“. Die Größe dieses Geschenks wird bedroht durch die Schwäche unserer Antwort. Ich glaube, angesichts des Lebens dieses großen Zeugen der Treue sollten wir uns fragen: „Bin ich zufrieden damit, dass ich Gott gehöre?“ und genauso – oder auch noch mehr – „Ist Gott mit mir zufrieden?“ Wenn wir das Ordensleben als Salesianer beginnen, stellen wir uns ja in die Nachfolge des Herrn Jesus und werden wirklich seine Jünger und seine von ihm begeisterten Apostel. Das alles verlangt von uns das Engagement einer überzeugten Berufungstreue. Schöpfen wir also reichlich aus den Quellen des Lebens eines Jüngers und Apostels, aus den Quellen der Berufstreue: der Heiligen Schrift durch die „Lectio divina“ und der Eucharistie.

Wir können hier einen besonderen Aspekt unseres Ordenslebens als Salesianer herausgreifen. Es stellt sich in seinen zwei Formen dar, als priesterlicher Dienst und als Dienst im Laienstand. In diesem „Jahr des Priesters“ können wir insbesondere die Gabe des Priesteramts in der Gemeinde und in der Erziehungs- und Pastoralgemeinschaft neu entdecken.


Als Don Rua nach Mirabello geschickt wurde, um dort ein neues Haus zu gründen, fasste er die Ratschläge, die Don Bosco ihm mitgegeben hatte, in dem einen Satz zusammen: „Ich werde mich in Mirabello darum bemühen, Don Bosco zu sein“. Diese Haltung ist für jeden von uns wichtig! Auch unsere Konstitutionen enthalten dieses Lebensprojekt: Don Bosco heute sein, dort, wo wir leben und arbeiten. Unsere Konstitutionen sagen uns genau, wie wir Tag für Tag Don Bosco werden sollen. Bekanntlich wurde Don Rua seit der Approbierung der Konstitutionen am 03.04.1874 wegen seines beispielhaften Lebens die „lebende Regel“ genannt; er selbst sagte oft: „Man kann nichts eine Kleinigkeit nennen, wenn es in der Regel steht“.

Das also, liebe Mitbrüder, ist das Zweite, das es zu beachten gilt. Angeregt durch das besondere Zeugnis des ersten Nachfolgers Don Boscos lade ich euch ein, in diesem Gedenkjahr vor allem bei den Exerzitien die Wichtigkeit und den Geist unserer salesianischen Konstitutionen neu zu entdecken und euer persönliches Lebenskonzept zu überdenken. Nach dem Beispiel Don Ruas und entsprechend den Orientierungen des GK 26 wollen wir uns bemühen, unsere Konstitutionen zu studieren und in die Praxis umzusetzen, besonders das vierte Kapitel, das mit der Überschrift „Gesandt zur Jugend“ unsere Sendung behandelt.


Als Drittes gedenken wir, wie Don Rua, angetrieben von der Leidenschaft des Da mihi animas, einen großen Impuls für die salesianische Sendung gegeben hat. Die Dynamik der Sendung veranlasste ihn, neue Formen des Apostolats ins Leben zu rufen, Berufe für das salesianische Ordensleben zu wecken und zu pflegen und die Sendung auf andere Teile der Welt auszubreiten. Die Sendung forderte ihn auf, auf die Bedürfnisse der Jugend eine Antwort zu geben und die Wege der Seelsorge zu finden, die geeignet waren, der Jugend das Evangelium nahezubringen. Der apostolische Elan Don Ruas fordert uns auf, in diesem Jahr unser Engagement für die Evangelisierung der Jugend zu konkretisieren. Das fordert von uns auch der zweite Kern des GK 26, das will auch der Leitgedanke 2010, der uns einlädt, uns als Don Bosco-Familie – die Don Rua ja besonders gefördert hat – in die Bemühungen um die Evangelisierung einbinden zu lassen. Das GK 26 ruft uns dazu auf, den jungen Menschen das Evangelium zu bringen, uns darum zu bemühen, evangelisierte und evangelisierende Gemeinschaften zu sein, Jesus Christus in den Mittelpunkt zu stellen, Evangelisierung und Erziehung fruchtbar miteinander zu verbinden, dabei das jeweilige Umfeld zu berücksichtigen und die Familien mit einzubeziehen. Lassen wir uns von dieser Thematik des Kapitels dazu anregen, unsere Pastoral zu überdenken.


Der Geist Christi möge uns bei unserer pastoralen Erneuerung mit seiner Hilfe begleiten, und die Helferin der Christen möge unser apostolisches Engagement unterstützen. Don Bosco sei immer unser Vorbild und unser Führer.


Herzlich im Herrn


Don Pascual Chávez Villanueva

Generaloberer