FRATELLI-de


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COLLANA « DOCUMENTI VATICANI »
Nota Dottrinale su alcuni aspetti dell’Evangelizzazione.
Il servizio dell’autorità e l’obbedienza.
Bibbia e morale. Radici bibliche dell’agire cristiano.
Vademecum per i Pastori.
Istruzione sugli Istituti Superiori di Scienze Religiose.
Orientamenti per l’utilizzo delle competenze psicologiche nel-
l’ammissione e nella formazione dei candidati al sacerdozio.
La Chiesa in Africa al servizio della riconciliazione, della giustizia e
della pace.
La Chiesa Cattolica nel Medio Oriente: comunione e testimonianza.
La Nuova Evangelizzazione per la trasmissione della Fede Cristiana.
Norme per procedere nel discernimento di presunte apparizioni e
rivelazioni.
La Teologia oggi: Prospettive, Princìpi e Criteri.
La Nuova Evangelizzazione per la trasmissione della Fede Cristiana
(Instrumentum laboris).
Orientamenti pastorali per la promozione delle vocazioni al
Ministero Sacerdotale.
Carta dei Diritti della Famiglia.
Vademecum per Religiose.
Educare al dialogo interculturale nella scuola cattolica.
Dio Trinità, unità degli uomini.
Dialogue in Truth and Charity. Pastoral Orientations for Interreligious.
Ispirazione e verità della Sacra Scrittura. La parola che viene da Dio
e parla di Dio per salvare il mondo.
Le sfide pastorali sulla famiglia nel contesto dell’Evangelizzazione
(Instrumentum laboris).
Le sfide pastorali sulla famiglia nel contesto dell’Evangelizzazione
(Discorsi e Omelie del Papa, Messaggio alle famiglie e Relazione
del Sinodo).
La vocazione e la missione della famiglia nella Chiesa e nel mondo
contemporaneo (Lineamenta).
La vocazione e la missione della famiglia nella Chiesa e nel mondo
contemporaneo (Instrumentum laboris).
La vocazione e la missione della famiglia nella Chiesa e nel mondo
contemporaneo (Discorsi e Relazione finale del Sinodo).
“Perché i doni e la chiamata di Dio sono irrevocabili”, Rm 11, 29
(Riflessioni su questioni teologiche ...).
ISBN 978-88-209-9715-1
€ 6,00
9 788820 997151
COLLANA
DOCUMENTI
VATICANI
KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND FÜR DIE
GESELLSCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS
Identität und Sendung
des Ordensbruders
in der Kirche
LIBRERIA EDITRICE VATICANA

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KONGREGATION FÜR DIE INSTITUTE
GEWEIHTEN LEBENS UND FÜR DIE
GESELLSCHAFTEN APOSTOLISCHEN LEBENS
Identität und Sendung
des Ordensbruders
in der Kirche
»Ihr alle aber seid Brüder« (Mt 23,8)
LIBRERIA EDITRICE VATICANA

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© Copyright 2015 - Libreria Editrice Vaticana
00120 Città del Vaticano
Tel. 06.698.81032 - Fax 06.6988.4716
ISBN 978-88-209-9715-1
www.libreriaeditricevaticana.va

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EINLEITUNG
Bruder
1. Seit den ersten Jahrhunderten des Christentums war
das geweihte Leben hauptsächlich laikaler Natur und Aus-
druck der lebendigen Sehnsucht von Männern und Frauen,
das Evangelium mit eben der Radikalität zu leben, die es
allen anempfiehlt, die Jesus nachfolgen wollen. Noch heute
stellen die Laien – Männer und Frauen – eine große Mehr-
heit des geweihten Leben dar.
Seit den Anfängen des geweihten Lebens wird der Laie
im Ordensleben1 in der Kirche traditionell als Bruder be-
zeichnet. Die Bezeichnung ist nicht exklusiv, aber sie defi-
niert ihn auf signifikante Weise im Rahmen der kirchlichen
Gemeinschaft, innerhalb derer er prophetisches Gedächtnis von
Jesus als Bruder ist, der seinen Jüngern erklärte: » Ihr alle aber
seid Brüder « (Mt 23,8).2
1 In diesem Dokument benutzen wir vorzugsweise den im
Nachsynodalen Apostolischen Schreiben Vita consecrata, Nr.60 vor-
geschlagenen Terminus »Ordensbruder« oder einfach „Bruder«. Wo
möglich, wird dieser Terminus im Plural benutzt, da der Bruder nur ein
solcher inmitten der Brüder ist, d. h. im Kontext der Gemeinschaft und
niemals allein. Brüder sein bedeutet immer eine zwischenmenschliche
Beziehung, und die soll hier unterstrichen werden.
2 Vgl. Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schrei-
ben Vita consecrata (25. März 1996), 60.
3

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Der Evangelist Matthäus überliefert uns diese Worte
anlässlich einer Begebenheit, bei der Jesus sich gegen die
Heuchelei derjenigen ausspricht, die die Religion gebrau-
chen, um Privilegien und Ruhm vor den Menschen zu er-
langen. Die Bedeutung des Logion aber reicht über diesen
unmittelbaren Kontext hinaus. Die Bezeichnung Bruder/
Schwester unterstreicht die allen gemeinsame Würde und die
grundsätzliche Gleichheit aller Gläubigen. Sie sind Kinder
im Sohn desselben himmlischen Vaters (vgl. Mt 5,45) und
aufgerufen, eine allumfassende Gemeinschaft in Christus
zu bilden, dem Erstgeborenen unter vielen Brüdern (vgl.
Röm 8,29).
Auch wenn diese Weisung sich eher auf das Leben und
die Sendung des Ordensbruders direkt bezieht, so sind
doch viele der hier behandelten Fragen – wie die Teilha-
be am Geheimnis der Communio und der kirchlichen Ge-
schwisterlichkeit, oder die prophetischen Ämter des Zeug-
nis-Ablegens und des Dienens – nicht nur auf die Brüder,
sondern auch auf Leben und Aufgaben der Ordensschwes-
tern anwendbar.
Die Ordensbrüder und -schwestern sind dank ihrer
Teilhabe am Heilsmysterium Christi und der Kirche für
das gesamte Christenvolk eine beständige Erinnerung da-
ran, wie wichtig es ist, sein Leben ganz und gar Gott zum
Geschenk zu machen. Sie erinnern uns daran, dass bei al-
ler Achtung vor den vielen unterschiedlichen Berufungen
und Dienstämtern, die allenthalben in der Kirche zu finden
sind, die Sendung der Kirche doch einzig ist und von allen
4

1.8 Page 8

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geteilt wird. Wir stellen jedoch fest, dass die Berufung des
Ordensbruders, und damit auch der Ordensschwester, in-
nerhalb der Kirche nicht immer verstanden und geschätzt
wird.
Die Überlegungen, die wir hier anbieten, sind aus dem
Bemühen entstanden, dazu beizutragen, dass der Reich-
tum der verschiedenen Berufungen, speziell im männlichen
Zweig des geweihten Lebens, Wertschätzung erfährt, und
mit dem Ziel, die Identität des Ordensbruders und den Wert
und die Notwendigkeit einer derartigen Berufung zu klären.
Die Adressaten
2. Die Brüder, das heißt, die männlichen Ordensleute, die
keine Priester sind, machen heute ein Fünftel aller männli-
chen Ordensleute in der Kirche aus. Einige gehören zu kle-
rikalen, andere zu gemischten Ordensinstituten, und wieder
andere sind Teil laikaler Institute, die auch als Ordensinstitu-
te der Brüder 3 bezeichnet werden und deren Mitglieder alle
oder größtenteils Laienbrüder sind. An all jene richten sich
diese Überlegungen mit dem Wunsch, sie in ihrer Berufung
zu stärken.
Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen der Ordensbe-
rufung von Frauen und der des Ordensbruders, ist das hier
Behandelte leicht auf die Ordensschwestern anwendbar.
3  Dies ist die von der Synode über das geweihte Leben (Okt.
1994) vorgeschlagene Bezeichnung, die im Apostolischen Schreiben
Vita consecrata, Nr. 60 übernommen wurde.
5

1.9 Page 9

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Daneben wendet sich diese Abhandlung auch an Laien,
Ordenspriester, Diözesanpriester, Bischöfe und an alle, die
die Berufung des Ordensbruders in der Kirche kennenler-
nen, schätzen und fördern wollen.
Ein Rahmen für unsere Überlegungen
3. Als Rahmen dieser speziellen Überlegungen über den
Ordensbruder dient das nachsynodale apostolische Schrei-
ben Vita consecrata von Johannes Paul II., auf das wir hin-
sichtlich all jener allgemeinen Aspekte des geweihten Le-
bens verweisen, die die Identität des Bruders beschreiben.
Hier beschränken wir uns darauf darzustellen, was an dieser
Berufung besonders spezifisch oder eigentümlich ist, auch
wenn Verweise auf das geweihte Leben im Allgemeinen un-
vermeidlich sind und damit auf jene Texte, die es seit dem
Zweiten Vatikanischen Konzil im Zusammenhang mit der
Communio-Ekklesiologie4 dargestellt haben.
Viele Merkmale, die bis dahin mit einer gewissen Aus-
schließlichkeit dem geweihten Leben zugeschrieben wur-
den, werden heute zum gemeinsamen Schatz der Kirche
gerechnet und allen Gläubigen vorgeschlagen. Heute ste-
hen die Ordensleute der Herausforderung gegenüber, sich
4Johannes Paul II., Postsynodales Apostolisches Schreiben
Christifideles laici (30. Dezember 1998), 19: » Das ist die Grundvorstel-
lung von sich selbst, die die Kirche im II. Vatikanischen Konzil zum
Ausdruck gebracht […] hat: ‚Die communio-Ekklesiologie ist der
zentrale und grundlegende Gedanke der Konzilsdokumente […]‘«.
6

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in dem wiederzuerkennen, was für alle gilt, sie aber auf eine
besondere Weise leben und so zu einem Zeichen für alle
macht.
Aufbau des Dokuments
4. Zunächst stellen wir die Ordensbrüder innerhalb der
Communio-Kirche als Teil des einzigen Gottesvolkes der
Berufenen vor, in dem sie gerufen sind, den Reichtum ihrer
besonderen Berufung auszuteilen.
Sodann legen wir die Identität des Bruders als Geheimnis
der Communio für die Sendung dar, indem wir den drei Dimen-
sionen folgen, mit denen die Communio-Kirche sich selbst
vorstellt.5 Im Mittelpunkt dieser dreifachen Perspektive
steht das Herzstück der Identität des Ordensbruders: die
Brüderlichkeit als empfangene Gabe (Geheimnis), als geteilte
Gabe (Communio) und als geschenkte Gabe (Sendung).
Schließlich geben wir einige Hinweise, damit an allen
Orten unserer Welt jede Gemeinschaft und jeder Ordens-
bruder auf die Frage Antwort geben kann: Wie kann man
heute Ordensbruder sein?
5 Vgl. Christifideles laici, 8; 19; 32.
7

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1.
DIE  ORDENSBRÜDER  
IN  DER  COMMUNIO-KIRCHE
» Ich habe dich dazu bestimmt,
der Bund für mein Volk zu sein «
(Jes 42,6)
Dem Bund ein Gesicht geben
5. Die vom Zweiten Vatikanischen Konzil vollzogene
und vom Pfingstgeist beseelte Erneuerung in der Kirche
hat den zentralen Kern ihres eigenen Wesens deutlich ge-
macht, der als Geheimnis der Communio6 geoffenbart wurde.
Dieses Geheimnis ist der göttliche Heilsplan für die Mensch-
heit,7 der sich in der Geschichte des Bundes entfaltet.
Die Quelle dieses Geheimnisses entspringt nicht der
Kirche selbst, sondern der Dreifaltigkeit, in der Gemein-
schaft des Sohnes mit dem Vater in der Hingabe des Heili-
gen Geistes. Diese Gemeinschaft ist Vorbild, Quelle und Ziel
der Gemeinschaft der Christen mit Christus, und aus ihr
entsteht die Gemeinschaft der Christen untereinander.8
Das geweihte Leben, das » als entscheidendes Ele-
ment für die Sendung der Kirche in deren Herz und Mitte
6Christifideles laici, 8; Vita consecrata, 41.
7Christifideles laici, 19.
8 Vgl. ibid., 18; 19.
9

2.3 Page 13

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steht «,9 muss auf dieses Herz blicken, um sich selbst zu
finden und zu verstehen. Hier findet der Ordensbruder die
tiefe Bedeutung seiner eigenen Berufung. Die Gestalt von
Jesajas Gottesknecht, zu dem Gott spricht: » Ich habe dich
dazu bestimmt, der Bund für mein Volk zu sein « (Jes 42, 6), gibt
ihm bei dieser Betrachtung Licht. Diese Gestalt erlangt ihre
vollkommene Physiognomie in Jesus von Nazareth, der den
Neuen Bund mit seinem Blut besiegelt und diejenigen, die
an ihn glauben, zu sich ruft, auf dass sie die dem Knecht
aufgetragene Mittlertätigkeit weiterführen: der Bund für das
Volk zu sein.
Die dem Gottesknecht eigene Identität als Mittler hat
zugleich persönliche und gemeinschaftliche Bedeutung,
bezieht sie sich doch auf den Rest Israels, das messianische
Volk, von dem das Konzil sagt: » Von Christus als Gemein-
schaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit gestiftet,
wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenom-
men und als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-
16) in alle Welt gesandt «.10
Indem er sich als Teil dieses Volkes und seiner Sendung
begreift, folgt der Ordensbruder dem Ruf, durch seine Hin-
gabe an Gott im geschwisterlichen Leben in Gemeinschaft für die
Sendung11 Gedächtnis des Bundes zu sein. Auf diese Weise
9Vita consecrata, 3.
10II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution, Lumen
gentium, über die Kirche, 9.
11Vita consecrata, 72.
10

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macht er jene Gemeinschaft sichtbarer, die das ganze Volk
Gottes verkörpern soll.
In Gemeinschaft mit dem Gottesvolk
6. Vom Heiligen Geist bestärkt erneuert die Kirche heute
das Bewusstsein, Volk Gottes zu sein, in dem alle die glei-
che, bei der Taufe erhaltene Würde,12 die gleiche Berufung
zur Heiligkeit haben13 und für die Evangelisierung mitver-
antwortlich sind.14 Ein jeder wird, je nach seiner Berufung,
seinem Charisma und seinem Dienstamt, zum Zeichen für
alle anderen.15
In diesem Volk von Geweihten entsteht und fügt
sich das geweihte Leben ein, und darin wiederum das lai-
kale Ordensleben mit einer neuen und besonderen Weihe, die
die Taufweihe entwickelt und vertieft;16 das »sich wie eine
besondere Form der Teilhabe an dem prophetischen Amt Chris-
ti darstellt, die dem ganzen Volk Gottes vom Geist mit-
geteilt wird«;17 das sein spezifisches Charisma in kon-
tinuierlicher Beziehung mit den anderen kirchlichen
Charismen lebt; sich in die Sendung der Kirche inte-
griert und sie mit den anderen Gläubigen teilt.
12 Vgl. Christifideles laici, 55; Vita consecrata, 31.
13 Vgl. Christifideles laici, 16.
14 Vgl. Evangelii nuntiandi, 59.
15 Vgl. Christifideles laici, 55.
16 Vgl. Vita consecrata, 30.
17Vita consecrata, 84.
11

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Durch ihre Zugehörigkeit zum Volk Gottes und zu-
gleich vereint mit all jenen, die von der Ordensprofess her
das Wesen der Kirche, Geheimnis der Gemeinschaft, wieder-
spiegeln, finden die Ordensbrüder ihren natürlichen Le-
bensraum in diesem Kontext der Communio. Hier erhalten
sie das Verlangen nach Geschwisterlichkeit als Bekenntnis zur Drei-
faltigkeit lebendig.18
Die gemeinschaftlichen Bindungen des Ordensbruders
gehen jedoch über die Grenzen der Kirche hinaus, werden sie
doch von dieser » Eigenschaft der Weltweite, die das Gottes-
volk auszeichnet «,19 gefördert. Die Berufung des Bruders ist
Teil der Antwort Gottes auf den Mangel an Brüderlichkeit,
der heute die Welt verwundet. An der Wurzel der Berufung
des Bruders liegt eine tiefgehende Erfahrung der Solidarität,
die im Wesentlichen mit der des Mose vor dem brennenden
Dornbusch übereinstimmt: Er entdeckt sich selbst als die
Augen, Ohren und das Herz Gottes, des Gottes, der die Un-
terdrückung seines Volkes sieht, sein Klagen hört, sein Leid kennt und
herabsteigt, es zu befreien. In dieser tiefinneren Erfahrung hört
der Bruder den Ruf: » Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao.
Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! « (vgl. 2 Mose 3,
7-10). Aus diesem Grund ist die Dimension der Communio
beim Bruder untrennbar mit einer tiefen Empfindsamkeit
allem gegenüber verbunden, was die Kleinsten des Volkes
betrifft: die durch verschiedene Formen der Ungerechtigkeit
18Ibid., 41; 46.
19Lumen gentium, 13.
12

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Unterdrückten, die am Rande der Geschichte und des Fort-
schritts Liegengelassenen und alle, die letztlich weniger Mög-
lichkeiten haben, die frohe Botschaft von der Liebe Gottes in
ihrem Leben zu erfahren.
Eine Gedächtnisstütze für die Kirche
7. Der erste Dienst, den die Brüder als Ordensmänner in
der Kirche leisten, besteht darin, » in den Getauften das Be-
wusstsein für die wesentlichen Werte des Evangeliums le-
bendig zu erhalten « und » mit der Heiligkeit des Lebens auf
die durch den Heiligen Geist in die Herzen ausgegossene
Liebe Gottes zu antworten « (vgl. Röm 5,5).20 Alle anderen
Dienste und Ämter, welche von den verschiedenen Formen
des geweihten Lebens ausgeübt werden, erhalten Sinn und
Berechtigung von diesem ersten Dienst her.
Diese vom Zweiten Vatikanischen Konzil21 anerkannte
und im apostolischen Schreiben Vita consecrata22 wiederholt
unterstrichene Zeichenhaftigkeit ist für das geweihte Leben
wesentlich und bestimmt dessen Ausrichtung: Das geweih-
te Leben existiert nicht » für sich «, sondern für die kirchli-
che Gemeinschaft.
Die eigene Ordensweihe stellt das Leben als ein Zeugnis
für das Absolute Gottes23 dar, oder auch als einen Prozess der
20Vita consecrata, 33; Vgl. 39.
21 Vgl. Lumen gentium, 44.
22 Vgl. Vita consecrata, 84; ebenso 15; 21; 25; 26; 27; 42; 51; 80;
92; 105.
23Ibid., 39.
13

2.7 Page 17

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Öffnung im Licht des Evangeliums zu Gott und zu den
Menschen hin. Sie ruft und lädt alle Gläubigen in den ver-
schiedenen Lebensständen und –umständen ein, das eigene
Leben als einen Weg der Radikalität anzugehen, und stets
offen für die Gaben und Anrufe des Heiligen Geistes zu
sein.24
Die Brüderlichkeit unter den Ordensbrüdern dient der
gesamten Kirche als Stimulus, denn angesichts der Versu-
chung zu beherrschen, des Strebens nach dem ersten Platz,
der Ausübung von Autorität als Macht, vergegenwärtigt sie
den evangelischen Wert der horizontalen brüderlichen Bezie-
hungen: » Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen; denn nur ei-
ner ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder. Auch sollt ihr niemand
auf Erden euren Vater nennen, denn nur einer ist euer Vater, der
im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht Lehrer nennen lassen; denn nur
einer ist euer Lehrer, Christus « (Mt 23, 8-10).
Die Communio stellt sich der Kirche heute, im neuen
Jahrtausend, als eine besonders dringliche Herausforderung
dar, soll sie doch zum Haus und zur Schule der Gemeinschaft
werden.25 In diesem Haus sind die Brüder aktive Bewohner,
und in dieser Schule sind sie zugleich Schüler und Lehrer;
sie machen sich daher die Dringlichkeit zu eigen, der sich
die Kirche selbst stellt, die Spiritualität der Gemeinschaft 26 zu
entfalten und zu fördern.
24Ibid., 84-94.
25Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo millennio
ineunte, 43.
26 Vgl. Vita consecrata, 46, 51; Novo millennio ineunte, 43.
14

2.8 Page 18

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Den gemeinsamen Schatz wiederentdecken
8. Die Beziehungen in der Communio-Kirche werden
ausgehend von dem geknüpft, was eint, und nicht von dem,
was trennt. Heute werden wir uns des gemeinsamen Erbes
wieder zunehmend bewusst: Es ist wie ein großer Schatz,
der uns gleich macht in dem, was grundlegend ist, in der
gemeinsamen Würde und den gemeinsamen Pflichten und
Rechten. Alle werden wir zum Glauben geboren und treten
als Getaufte in die Kirche ein. In diesem gemeinsamen Rah-
men sind wir aufgerufen, bestimmte Aufgaben im Dienste
der kirchlichen Gemeinschaft wahrzunehmen, bestimm-
te Aspekte des gemeinsamen Erbes auf bedeutsame oder
prophetische Weise zu leben und von konkreten Charismen
und Dienstämter her dem gemeinsamen Auftrag zu dienen.
Diese grundlegende Dimension unseres Glaubensle-
bens verlässt uns nie. Die Laienchristen leben sie in der je-
weils gewählten Form laikalen Lebens, während sie für die
zum Priesteramt oder zum geweihten Leben Berufenen ein
konstanter Bezugspunkt ist, der sie daran erinnert, für wen
und abhängig von wem sie ihr Amt ausüben und für wen sie
Zeichen der Weihe sind.
Der Ordensbruder, der im christlichen Volk verwurzelt
ist, empfängt das Zeugnis und die Hilfe der anderen Beru-
fungen. Seinerseits ist er aufgerufen, dem ganzen Volk Got-
tes zu dienen, indem er als Gottgeweihter das Geheimnis
Christi und der Kirche umfassend und prophetisch lebt.27
27 Vgl. Vita consecrata, 33.
15

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Ein Plan wird erneuert
9. Das geweihte Leben, das in seinen Anfängen vor-
nehmlich laikal war, hat als grundlegendes Ziel die Pflege
des gesamten christlichen Schatzes, der in den Sakramen-
ten der christlichen Initiation enthalten ist und durch diese
allen Gläubigen überlassen wird. Das geweihte Leben tut
dies auf besondere Weise, indem es nach Gleichförmigkeit
mit dem jungfräulichen, armen und gehorsamen Christus
strebt.28
Im Lauf der Jahrhunderte geriet innerhalb der Männer-
orden dieses für das geweihte Leben so wesentliche Ziel in
Gefahr, zugunsten der priesterlichen Funktionen zurückzu-
treten. Um ihm seinen Eigenraum zurückzugeben, erweckte
der Heilige Geist im Lauf der Geschichte Ordensgründer,
die den Akzent auf den laikalen Charakter ihrer Gründun-
gen setzten. So geschah es im monastischen Leben mit dem
hl. Benedikt, dessen Mönchs brüder Europa evangelisierten;
und ebenso in der vom hl. Franziskus vorgeschlagenen Le-
bensform: Die Minderbrüder treten als gemischter Orden
ins Leben, als Laien und Kleriker. In beiden Fällen hat sich
die Klerikalisierung nachträglich über den ursprünglichen
Gründungsentwurf hinweggesetzt.
Ordensgründer des 16. und 17. Jahrhunderts erneuerten
das Projekt laikalen Ordenslebens, diesmal jedoch indem
sie Gemeinschaften bildeten, die nicht nur der geschwis-
terlichen Beziehung zwischen den Ordensmitgliedern be-
28Ibid., 16; 31.
16

2.10 Page 20

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sonderes Gewicht beimessen, sondern sich auch mit dem
sozialen Bedürfnis, auf das sie eine Antwort geben wollen,
identifizieren und demgemäß organisieren. Sie wählten so-
gar ihren Wohnsitz innerhalb oder in der Nähe der existen-
ziellen Situation von Bedürftigkeit, Armut oder Schwäche,
wo sie evangelisierten. Auf diese Weise verkörperten sie
von innen her die rettende Liebe Gottes und machten sie
sichtbar. Aus diesen geweihten Gemeinschaften entstanden
die Ordensinstitute von Brüdern und Schwestern. Der hl.
Johannes von Gott und der hl. Johannes Baptist de la Salle,
oder für die Frauen die hl. Angela Merici und Mary Ward,
zum Beispiel, waren Werkzeuge des Heiligen Geistes, um in
der Kirche neue Charismen einzuführen, die sich besonders
während des 19. Jhdts. vermehrten.
Die Ordensbrüder in den monastischen Gemeinschaf-
ten, in den Klöstern, den Gemeinschaften apostolischen
Lebens oder in den soeben beschriebenen Gemeinschaf-
ten haben die Würde der Dienstleistungen und Ministerien
hervorgehoben, die mit den vielfältigen Bedürfnissen der
Menschen in Beziehung stehen. Sie üben diese im Einklang
mit ihrer Profess aus, indem sie sie zum zentralen Ort ihrer
Gotteserfahrung machen und sie mit Qualität und Kompe-
tenz erfüllen.
Den gemeinsamen Schatz vermehren
10. Die heutige Communio-Kirche erleichtert und verlangt
mehr denn je von den Ordensbrüdern, dass sie mit erneu-
ertem Einsatz die ursprüngliche Aufgabe des geweihten
17

3 Pages 21-30

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3.1 Page 21

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Lebens wahrnehmen, nicht nur innerhalb ihrer Gemein-
schaften, sondern auch gegenüber der gesamten kirchlichen
Gemeinschaft. Sie tun dies wie Hefe im Teig, als erfahrene
Führer und Begleiter des geistlichen Lebens,29 die andere Gläubige
brüderlich begleiten und ihnen helfen, die Reichtümer des
christlichen Erbes zu entdecken, oder einfach als Brüder,
die zum gegenseitigen Nutzen ihre Entdeckungen mit an-
deren Brüdern teilen. Wir wollen nun einige Aspekte dieses
gemeinsamen Schatzes hervorheben, den zu vermehren
sich die Brüder vorgenommen haben:
Das sakramentale Leben. Die Ordensprofess hat ihre
Wurzeln in der Taufe und den anderen Sakramenten der
christlichen Initiation. Durch sie lebt der Bruder das kind-
liche Streben zum Vater, feiert das neue, vom auferstande-
nen Herrn erhaltene Leben, fühlt sich eingebunden in Jesus
Christus, Priester, Prophet und König, und lässt sich vom
Heiligen Geist leiten.
Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Der Bruder bekräftigt sei-
ne Zugehörigkeit zum Volk der Gläubigen, indem er sich in
Übereinstimmung mit seinem eigenen Charisma bereitwil-
lig in die Ortskirche und ihre Strukturen von Gemeinschaft
und Apostolat einfügt. Er bekräftig auch seine Zugehörig-
keit zur gesamten Menschheit und solidarisiert sich mit all
ihren Bedürfnissen, insbesondere mit ihren schwächsten
und verwundbarsten Mitgliedern: » Freude und Hoffnung,
Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der
29Vita consecrata, 55.
18

3.2 Page 22

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Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und
Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es
gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Her-
zen seinen Widerhall fände «.30
Persönliche Integration von Weltlichkeit und Heiligkeit. Der
Bruder vereint diese beiden Aspekte in seiner Person. Da-
mit gewinnt er die Einheit zwischen dem Profanen und
dem Heiligen zurück, welche in der Menschwerdung des
Sohnes Gottes ihren höchsten Ausdruck findet.
Zeichen der Gegenwart Gottes in den weltlichen Dingen. Der
Bruder übernimmt die kirchlichen Dienste gemeinsam
mit seinen Mitbrüdern und den Gläubigen, die am selben
Gründungscharisma teilhaben. So sucht er Gott und weist
auf ihn hin in den weltlichen Realitäten von Kultur, Wis-
senschaft, menschlicher Gesundheit, Arbeitswelt, Dienst an
den Schwachen und Benachteiligten. Gleichzeitig sucht er
den Menschen und weist auf ihn hin, Mann und Frau, » den
einen und ganzen Menschen, mit Leib und Seele, Herz und
Gewissen, Vernunft und Willen «, in der vollen Überzeu-
gung, dass » es um die Rettung der menschlichen Person,
um den rechten Aufbau der menschlichen Gesellschaft
geht «.31
Brüderliches Leben in der Gemeinschaft. Der Ordensbruder
pflegt die brüderliche Gemeinschaft und prägt sie seinen
30 II. Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution Gaudium et
spes, über die Kirche in der Welt von heute, 1.
31Ibid., 3.
19

3.3 Page 23

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Beziehungen außerhalb der Gemeinschaft als seine Seinsart
auf. Indem er sich auf die Kernerfahrung seiner Berufung,
mit Jesus dem geliebten Sohn des Vaters zu sein, stützt, lebt
er das neue Gebot des Herrn als vordringliche Aufgabe seiner
Ordensweihe.
Geteiltes Charisma. Der Bruder macht sich den Reich-
tum seines Gründungscharismas bewusst, um es mit an-
deren Laiengläubigen zu teilen, die es von verschiedenen
Lebensentwürfen her leben können.32 Er akzeptiert, Instru-
ment des Heiligen Geistes bei der Übermittlung des Charis-
mas zu sein, und nimmt die Verantwortung auf sich, leben-
diges Gedächtnis des Gründers zu sein. Vom Evangelium
her bewahrt das Charisma seinen Reichtum zum Aufbau
der Kirche, zum Wohl der Menschen und zur Befriedigung
der Bedürfnisse der Welt.33
Während er den gemeinsamen Schatzes vermehrt, sieht
sich der Ordensbruder als Bruder des christlichen Volkes
und hört in seinem Innern den Ruf des Herrn an seinen
Knecht: » Ich habe dich dazu bestimmt, der Bund für mein
Volk zu sein « (Jes 42,6). Dieser Ruf gibt seinem Leben und
Handeln Sinn, er macht ihn zum Propheten inmitten seiner
Brüder. Dank dieses Rufes lebt er seine Weihe in einer mis-
sionarischen und evangelisierenden Gemeinschaft.
32 Vgl. Kongregation für die Institute des geweihten Lebens
und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, Instruktion Neu-
beginn in Christus (19. Mai 2002), 31.
33 Vgl. Christifideles laici, 24.
20

3.4 Page 24

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Bruder: Eine christliche Ursprungserfahrung
11. » Die Christen aller Gemeinschaften der Welt möchte
ich besonders um ein Zeugnis brüderlichen Miteinanders
bitten, das anziehend und erhellend wird. Damit alle be-
wundern können, wie ihr euch umeinander kümmert, wie
ihr euch gegenseitig ermutigt und wie ihr einander begleitet:
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr
einander liebt (Joh 13,35) «.34
Diese Aufforderung von Papst Franziskus an die ganze
Christenheit hebt die besondere Stellung der Brüderlichkeit
innerhalb des gemeinsamen christlichen Schatzes hervor.
Sie ist die Perle, die die Ordensbrüder mit besonderer Sorg-
falt pflegen. Auf diese Weise sind sie für die kirchliche Ge-
meinschaft prophetisches Gedächtnis ihres Ursprungs und
zugleich Stimulus, zu ihm zurückzukehren.
Die Apostelgeschichte stellt die entstehende Kirche als
eine Gemeinschaft von Jüngern vor, deren Auftrag es ist,
die Erlösung zu verkünden und Zeugen des Auferstande-
nen zu sein. Die Kraft dazu schöpfen sie aus dem Wort,
beim Brechen des Brotes, im Gebet und indem sie einan-
der Brüder sind. Die Jünger sind Brüder; und dies ist das
Zeichen, dass sie Jünger Jesu sind. Sie sind Brüder nicht so
sehr aufgrund einer persönlichen Entscheidung, sondern
weil sie berufen wurden. Sie werden versammelt, bevor sie
ausgesandt werden.
34Papst Franziskus, Apostolisches Schreiben Evangelii Gaudium
(24. November 2013), 99.
21

3.5 Page 25

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Die Gemeinschaft ist die Quelle der Kraft für den Auf-
trag. Sie stützt sich aber auf eine andere Kraft, den Heiligen
Geist. Am Pfingsttag kommt der Geist auf die im Gebet
versammelten Brüder herab und sendet sie, Zeugnis abzu-
legen (vgl. Apg 2,1 ff.). Der Geist kommt auf die wieder
im Gebet versammelten Brüder herab, die sich nach der
Gefangennahme und Befreiung von Petrus und Johannes
gegenseitig stützten, und gibt ihnen Kraft, um mutig das
Wort Gottes zu predigen (vgl. Apg 4,23 ff.). Der Bericht
der Apostelgeschichte zeigt uns, wie der Gemeinschaft der
Jünger allmählich bewusst wird, dass Brüderlichkeit und Sen-
dung einander bedürfen, und sich beide auf Antrieb und
Forderung des Heiligen Geistes hin entwickeln. Auf diese
Weise wird folgende Dynamik in Gang gesetzt: Die Pflege
der Brüderlichkeit schafft ein größeres Sendungsbewusst-
sein, und die Erfüllung der Sendung schafft Brüderlichkeit.
Mit erneuertem Engagement greift der Heilige Geist
diese Botschaft in der Kirche und besonders im Bereich
des geweihten Lebens auf und erneuert sie. Daher erweckt
er die Präsenz von Ordensbrüdern innerhalb der klerikalen
Kongregationen: Diese Präsenz ist wichtig, nicht nur we-
gen ihres Beitrags zur Befriedigung materieller und anderer
Bedürfnisse, sondern vor allem, weil sie innerhalb dieser
Kongregationen ständig an die » fundamentale Dimension der
Brüderlichkeit in Christus «35 erinnern, die von allen Mitglieder
geschaffen werden muss. Aus demselben Grund erweckt
35Vita consecrata, 60.
22

3.6 Page 26

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der Heilige Geist zusammen mit den Schwesterngemein-
schaften auch die Ordensinstitute der Brüder, die alle in der
Kirche ständig den höchsten Wert der Brüderlichkeit und
der ungeschuldeten Hingabe als herausragende Ausdrucks-
formen der Communio anklingen lassen.
Die Bezeichnung » Brüder « benennt positiv, was die-
se Ordensleute als grundlegenden Auftrag ihres Lebens
annehmen: » Diese Ordensmänner sind berufen, Brüder
Christi zu sein, mit ihm, dem Erstgeborenen von vielen Brüdern
(Röm 8,29), eng verbunden; Brüder untereinander zu sein
in der gegenseitigen Liebe und in der Zusammenarbeit im
selben Dienst zum Wohl der Kirche; Brüder eines jeden
Menschen zu sein durch das Zeugnis der Liebe Christi zu
allen, besonders den Niedrigsten und Bedürftigsten; Brüder
zu sein für eine größere Brüderlichkeit in der Kirche «.36
36Ibid., Zitat aus der Rede Papst Johannes Pauls II. bei der Gene-
ralaudienz am 22. Februar 1995.
23

3.7 Page 27

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3.8 Page 28

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2.
DIE  IDENTITÄT  DES  ORDENSBRUDERS
Geheimnis der Gemeinschaft für die Sendung
Gedächtnis der Liebe Christi: » ..., damit auch ihr so
handelt,… « (Joh 13, 14-15)
12. Zur vertieften Betrachtung der Identität des Bruders
wollen wir uns innerlich von einem der eindrucksvollsten
Bilder der vier Evangelien erleuchten lassen: Jesus, der seinen
Jüngern die Füße wäscht.
Der Bericht des Evangelisten Johannes über das Abend-
mahl am Gründonnerstag beginnt mit dieser feierlichen und
innigen Aussage: » Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte,
erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung « (Joh 13,1). Das
Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern steht in einem
testamentarischen Kontext: Jesus will seine Jünger und durch
sie die gesamte Kirche verpflichten, den Heilsdienst weiter-
zuführen, der mit dem Tod Jesu am Kreuz seinen Höhe-
punkt erreicht, den er aber während seines ganzen Lebens
ausgeübt hat, so wie es jene Antwort Jesu an die Jünger des
Johannes widerspiegelt: » Geht und berichtet Johannes, was ihr
gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aus-
sätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen
wird das Evangelium verkündet « (Luk 7,22).
Die Kirche versteht sich daher als ein von Jesus beauf-
tragtes dienendes Volk. Die Evangelisten stellen die Ein-
25

3.9 Page 29

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setzung des kirchlichen Dienstamtes mithilfe zweier Bilder
dar. Die drei Synoptiker wählen das Bild vom Brotbrechen,
Jesus, der seinen Jüngern seinen Leib und sein Blut hin-
gibt und ihnen aufträgt: » Tut dies zu meinem Gedächtnis « (Luk
22,19). Das Johannesevangelium hingegen zeigt uns das
Bild von Jesus mit dem Leinentuch umgürtet, der seinen
Jüngern die Füße wäscht und ihnen dann aufträgt: » Ein Bei-
spiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch
gehandelt habe « (Joh 13,14-15).
Im Bewusstsein der Kirche erlangt das Bild Jesu, der
seinen Leib und sein Blut austeilt, seinen ganzen Sinn erst
im Licht des Bildes Jesu bei der Fußwaschung. Erst das
Gebot der brüderlichen Liebe erschließt uns den Sinn der
Eucharistie in der Kirche. So drückt es auch die Gründon-
nerstagsliturgie aus.
Dieses Testament, das die Kirche von Jesus erhalten
hat, verweist auf zwei Aspekte oder Dimensionen des
Heilsdienstes, der sich in der Kirche durch verschiedene
persönliche Dienste entfaltet. Zum einen das durch ein ei-
genes Sakrament eingesetzte Amtspriestertum, durch das
die Kirche ihre Treue zum Gedächtnis an die Hingabe Jesu,
an seinen Tod und seine Auferstehung gewährleistet und
das sie in der Eucharistie erneuert. Zum anderen hält der
Heilige Geist selbst unter den Gläubigen die Erinnerung
an Jesus in der typischen Haltung eines Dieners und die
Dringlichkeit seines Gebotes wach: » Daran werden alle erken-
nen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt « (Joh 13,35).
Aus diesem Grunde werden unter den Gläubigen zahl-
reiche Charismen erweckt, um durch den brüderlichen
26

3.10 Page 30

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Dienst die Communio zu fördern. So erreicht das Heil auch
die am meisten Benachteiligten: damit die Blinden sehen,
die Lahmen gehen, die Gefangenen befreit werden, aber
auch, um die Jugend zu erziehen, die Kranken zu pflegen,
die Alten zu betreuen… Die brüderliche Liebe äußert sich
so in zahlreichen Diensten, von denen viele institutionali-
siert und als kirchliche Ämter anerkannt sind.37
Das geweihte Leben entsteht in der Kirche als Antwort
auf den Ruf des Heiligen Geistes, das Gedächtnis der Liebe
Christi treu zu bewahren, der die Seinen bis zur Vollendung38
liebte. Diese Antwort nimmt viele Formen an, aber immer
liegt die Entscheidung für die » Selbsthingabe aus Liebe
zum Herrn Jesus und in ihm zu jedem Angehörigen der
Menschheitsfamilie «39 zugrunde.
Berufung und Identität des Ordensbruders erlangen
Bedeutung in dieser Dynamik, die für die verschiedenen
Dienste zugleich integrativ und komplementär wirkt und
prophetische Zeichen sowohl braucht als auch fördert.
Das Geheimnis
Brüderlichkeit: Geschenk, das wir empfangen
Zeuge und Mittler: » Wir haben an die Liebe Gottes
geglaubt «
13. Was steht anderes am Beginn der Berufung des Bru-
ders, als die Erfahrung der Liebe Gottes? » Wir haben die
37 Vgl. Vita consecrata, 60, Novo millennio ineunte, 46.
38 Vgl. Vita consecrata, 75.
39Vita consecrata, 3.
27

4 Pages 31-40

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4.1 Page 31

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Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und wir haben an sie geglaubt «
(1 Joh 4,16). Hier liegt auch der Ursprung jeder christlichen
Berufung. » Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethi-
scher Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begeg-
nung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Le-
ben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende
Richtung gibt «.40
Die radikale Entscheidung, die das Alte Testament dem
Volk Israel und jedem Israeliten persönlich vorlegt, findet
in diesem Kontext der Begegnung des Gläubigen mit Gott
statt, der dem Volk, mit dem er den Bund geschlossen hat,
entgegen kommt. Es handelt sich um eine totale Weihe des
Lebens: » Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben mit ganzem Her-
zen, mit ganzer Seele, mit allen Kräften « (Dt 6,4-5). Jesus bekräf-
tigt diese Forderung, verbindet sie aber mit jener anderen:
» Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst « (Lev 19,18). Von
da an werden die beiden Gebote ein einziges untrennbares
Gebot bilden (vgl. Mk 12,29-31): » Die Liebe ist nun dadurch,
dass Gott uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,10), nicht mehr
nur ein „Gebot“, sondern Antwort auf das Geschenk des
Geliebtseins, mit dem Gott uns entgegen kommt «.41
Die Berufung des Bruders besteht nicht nur darin,
Empfänger der Liebe Gottes zu sein, sondern auch Zeuge
und Mittler dieses Geschenks, des Plans der Communio,
den Gott für die Menschheit hat und der sich auf die trini-
40Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember
2005), 1.
41Ibid.
28

4.2 Page 32

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tarische Communio gründet. Der besagte Plan – das My-
sterium, welches uns in Christus offenbart wurde – sieht
die Schaffung einer horizontalen Beziehung zwischen Gott
und der Menschheit vor, und zwar im Inneren der Mensch-
heit selbst, wo Gott sich hat niederlassen wollen.
Die Kindschaftsbeziehungen verwandeln sich so zu-
gleich in Beziehungen der Brüderlichkeit. Sagt man also
» Bruder «, so ist dies gleichbedeutend mit » Mittler der Lie-
be Gottes «, Gottes, der » die Welt so sehr geliebt hat, dass er
seinen einzigen Sohn hingab, damit alle, die an ihn glauben, ewiges
Leben haben « (Joh 3,16).
» Bruder « sein bedeutet auch, Mittler der Liebe des Soh-
nes zu sein, des Mittlers schlechthin, der » bis zum äußersten
liebte « (Joh 13,1) und der uns gebeten hat, uns so zu lieben, wie
er uns geliebt hat (vgl. Joh 13,34). Vor dieser von Gott so sehr
geliebten Welt darf der Bruder nicht fliehen; er wird im Ge-
genteil angetrieben, auf sie zuzugehen und sie zu lieben. Bei
der Betrachtung von Gottes Heilswerk entdeckt der Bruder
sich selbst als Werkzeug, dessen sich Gott bedienen will, um
seinen Bund, seine Liebe und seine Sorge für die Schwächs-
ten, sichtbarer zu machen.
Der Bruder ist sich bewusst, dass die gesamte Schöp-
fung von der Liebe und der Gegenwart Gottes durchdrun-
gen ist und dass besonders alles, was den Menschen betrifft,
Teil des göttlichen Heilsplans ist. Aus diesem Bewusstsein
heraus erwächst im Bruder und in der Gemeinschaft der
Brüder das Streben danach, bei jeder Aufgabe professionell
zu arbeiten, so profan sie auch immer erscheinen mag.
29

4.3 Page 33

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Geweiht durch den Heiligen Geist
14. Nichts ist größer als die Taufweihe: » Die Taufe er-
schafft uns neu zu einem Leben als Kinder Gottes, sie eint
uns mit Christus und mit der Kirche, seinem Leib, sie salbt
uns im Heiligen Geist und macht uns zu geistigen Tem-
peln «.42 Die ganze Existenz des Christen muss ein Prozess
der Einbindung in den Plan der Communio sein, den die
Taufe bezeichnet, indem er seine Taufversprechen gemäß
der Berufung annimmt, die er von Gott erhalten hat.
Das soeben Gesagte läuft Gefahr, nicht verstanden zu
werden, wenn wir es nicht innerhalb der Heilsgeschichte le-
sen, aus der es sein Leben bezieht und in der der Christ dank
der Taufe seinen eigenen, unersetzlichen Platz findet. Die-
se Geschichte erzählt uns, wie die Dreifaltigkeit ihre eigene
Communio in den Heilsauftrag der Menschheit einbringt,
wie sie auf verschiedene Weise den Bund zu schließen sucht
und sich ihm bis zum Extrem der Menschwerdung des Soh-
nes verpflichtet. Diese Geschichte des Heils wird dank des
Heiligen Geistes fortgesetzt, der die Kirche vereint und sie
mit seinen Gaben aufbaut, um durch sie die Erlösung der
Menschheit weiter zu führen.
Wir alle sind zur Mitwirkung an diesem großen Heilsplan
aufgerufen, denn » Gott ruft in Jesus Christus jeden bei sei-
nem eigenen und unverwechselbaren Namen «.43 Jeder leis-
tet aktiv seinen Beitrag, und sein Einfluss auf die andern ist
42Christifideles laici, 10.
43Ibid., 28.
30

4.4 Page 34

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entscheidend. Jedem wurde, als Mitglied der Kirche, » eine
originelle, unersetzliche und nicht übertragbare Aufgabe an-
vertraut, die er zum Wohl aller erfüllen muss «.44 Jeder kann,
dank der bei Taufe und Firmung erhaltenen Salbung, die
Worte Jesu wiederholen: » Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn
er hat mich gesalbt, den Armen die Frohbotschaft zu bringen, er hat
mich gesandt, den Gefangenen die Freiheit und den Blinden das Au-
genlicht zu verkünden, die Unterdrückten in Freiheit zu setzen und das
Gnadenjahr des Herrn auszurufen « (Lk 4,18-19). So nimmt » der
Getaufte teil an der Sendung Jesu, des Christus, des Messias
und Heilandes selbst «.45
Verpflichtung vor der Kirchengemeinde und der gan-
zen Welt: heute das Antlitz Jesu, des Bruders, sichtbar
machen
15. In diese persönliche Geschichte, die in der Taufe be-
ginnt, fügt sich die Ordensweihe ein und findet ihren vollen
Sinn. Sie ist » eine einzigartige und fruchtbare Vertiefung
der Taufweihe «, drückt sie doch eine Berufung aus, der
» eine spezifische Gabe des Heiligen Geistes «46 entspricht.
Diese Gabe wird als Impuls erfahren, mit dem eigenen
Leben vor der Kirchengemeinde und vor der ganzen Welt
kund zu tun, was Jesus in der Synagoge von Nazareth ver-
44Ibid.
45Ibid., 13.
46Vita consecrata, 30.
31

4.5 Page 35

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kündet: » Heute erfüllt sich vor euch dieses Schriftwort « (Lk 4,21).
Dieser Impuls, der das Leben des Propheten kennzeichnet,
wird begleitet von einer innerlich gespürten Aufforderung
dazu, mit dem freiwilligen aus Liebe gewählten und in brü-
derlicher Gemeinschaft gelebten Zölibat die Neuheit der in
Christus offenbarten Welt, die Fruchtbarkeit seines Bundes
mit der Kirche, die weit über die von Fleisch und Blut hin-
ausgeht, öffentlich zu bekunden.
Jede Ordensweihe ruft den Gläubigen ins Bewusstsein,
dass sich das Geheimnis Christi des Erlösers hier und heute
vollzieht, in dieser Welt und durch die Vermittlung der Kirche
von heute. Zu jeder Zeit und an jedem Ort bemühen sich
die gottgeweihten Personen, ihren Zeitgenossen die We-
sensmerkmale Jesu sichtbar zu machen, mit denen Er selbst
darauf hinwies, dass das Geheimnis des Gottesreiches be-
reits in die Geschichte eingebrochen war. Das Sichtbarma-
chen geschieht durch eine konkrete Präsenz des Charismas
jeder Ordensfamilie im Hier und Jetzt. Deshalb sollten sich
die Ordensleute häufig fragen: Wie kann ich heute Zeug-
nis vom Herrn ablegen? Welche Art von Präsenz müssen
wir annehmen, damit der Herr von den heutigen Menschen
gesehen, erahnt wird?
Vom geweihten Leben im Allgemeinen erwartet man,
dass es die » lebendige Erinnerung an die Lebens- und
Handlungsweise Jesu als fleischgewordenes Wort gegen-
über dem Vater und gegenüber den Brüdern und Schwes-
tern «47 darstellt. Vom Ordensbruder ebenso wie von der
47Ibid., 22.
32

4.6 Page 36

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Ordensschwester erwartet man im Besonderen, dass sie in
der Kirche das Antlitz Christi, des Bruders, sichtbar ma-
chen, des » Erstgeborenen unter vielen Brüdern « (Röm 8,28) und
Schöpfers einer neuen Brüderlichkeit, die er mit seiner Leh-
re und mit seinem Leben einführt.
Ausübung des Taufpriestertums
16. Das Zweite Vatikanische Konzil hat den Reichtum der
Taufe und die Größe des allen Getauften gemeinsamen
Priestertums hervorgehoben und auf die wechselseitige Be-
ziehung zwischen Tauf- und Amtspriestertum hingewiesen,
und daran erinnert, dass dieses Letztere wesentlich auf das
Priestertum aller Gläubigen hin und diesem zugeordnet ist.48
Indem der Ordensbruder seinen Laienstand durch eine
spezielle Weihe lebt, ist er Zeuge für den Wert des bei der
Taufe und der Firmung empfangenen gemeinsamen Pries-
tertums: » Er hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott,
seinem Vater « (Offb 1,5-6). Die Ordensweihe an sich stellt
das allgemeine Priestertum der Getauften bereits in Fülle
dar. Die wesentliche Handlung dieses Priestertums besteht
in der Darbringung des geistigen Opfers, in dem sich der
Christ Gott als lebendiges und wohlgefälliges Opfer (Röm 12,1)
darbringt, als Antwort auf seine Liebe und zu seiner Ver-
herrlichung.
Der Bruder lebt die Communio mit dem Vater, Quelle
allen Lebens, durch die vollständige Hingabe seiner Exis-
48  Vgl. Christifideles laici, 22; vgl. Lumen gentium, 10.
33

4.7 Page 37

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tenz an Ihn, in einer Haltung des Lobpreises und der An-
betung. Mit seinem Leben ganz in Gott verwurzelt weiht der
Bruder die gesamte Schöpfung, denn er erkennt die Ge-
genwart Gottes und das Handeln des Heiligen Geistes in
den Geschöpfen, den Kulturen und den Geschehnissen.
Weil er um diese aktive Gegenwart weiß, kann er sie seinen
Zeitgenossen verkünden. Diese Fähigkeit ist Frucht eines
ständigen Prozesses der Öffnung auf Gott hin aufgrund
seiner Weihe und realisiert sein Tag für Tag gelebtes Tauf-
priestertum.
In allem seinen Brüdern gleich
17. Die Ordensweihe hilft dem Bruder, bewusster an der
brüderlichen Dimension teilzuhaben, die das Priestertum
Jesu Christi kennzeichnet. Er » musste in allem seinen Brüdern
gleich werden, um ein barmherziger und treuer Hoherpriester zu sein «
(Heb 2,17-18). Um uns mit seiner göttlichen Kindschaft zu
bekleiden, wurde Jesus Christus zuerst Bruder, teilte unser
Fleisch und Blut und damit auch das Leiden seiner Brüder.
Nach seiner Auferstehung gab er seinen Jüngern den Titel
Bruder, und Maria Magdalena wird beauftragt, ihnen dies
mitzuteilen: » Geh zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre
hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater... « (Joh 20,17).
In der brüderlichen Gemeinschaft, die ihn aufnimmt,
erfährt der Ordensbruder das Geheimnis des Auferstande-
nen als Ankündigung und Sendung. Diese Gemeinschaft ist
34

4.8 Page 38

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göttlicher Ort,49 wo Jesus inmitten seiner Brüder gegenwär-
tig ist (vgl. Mt 18,20), um sie zu einem einzigen Herzen zu
vereinen, ihnen seinen Geist zu geben (vgl. Joh 20,22) und
sie wie Maria Magdalena auszusenden, damit sie verkünden,
dass wir in Christus alle Brüder sind, Kinder desselben Va-
ters. Auf diese Erfahrung gestützt verwirklicht der Bruder
das Taufpriestertum durch die Brüderlichkeit, durch die er
Brücke der Einheit zwischen Gott und seinen Brüdern ist,
vom Geist gesalbt und gesandt, um allen die Frohbotschaft
von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu bringen, ins-
besondere den Geringsten seiner Brüder, den schwächsten
Gliedern der Menschheit.
Sowohl der Ordensbruder als auch der in der weltlichen
Gesellschaft engagierte Laie leben das allgemeine Priester-
tum auf verschiedene Weise. Beide bezeugen den vielge-
staltigen Reichtum dieses Priestertums, das Nähe zu Gott
und Nähe zur Welt beinhaltet, Zugehörigkeit zur Kirche
als Dienerin des Herrn und zur Kirche, die sich von der
Welt aus aufbaut, die für Gott bestimmt ist. Der in der Welt
engagierte Laie erinnert den Ordensbruder auf wirksame
Weise daran, dass er der Rettung der Menschheit nicht
gleichgültig gegenüberstehen darf, und auch nicht dem ir-
dischen Fortschritt, der von Gott gewollt und auf Christus
hingeordnet ist. Der Ordensbruder seinerseits erinnert den
in der weltlichen Gesellschaft engagierten Laien daran, dass
der irdische Fortschritt nicht das endgültige Ziel ist, dass
49  Vgl. Vita consecrata, 42.
35

4.9 Page 39

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» der Bau der irdischen Gesellschaft immer in Gott gründe
und auf ihn ausgerichtet sei und seine Erbauer nicht ver-
geblich arbeiten «.50
Die Profess: Eine einzige Weihe, in verschiedenen
Gelübden ausgedrückt
18. Mit der Ablegung der Ordensgelübde wird die Selbst-
hingabe öffentlich bekannt gemacht und von der Kirche
angenommen. Die Weihe geht den Gelübden voraus, um-
fasst und überschreitet sie existenziell. Diese Behauptung
wird man im Licht der folgenden Ausführungen verstehen.
Die geweihte Person bringt sich Gott durch das Able-
gen der Gelübde dar, um auf das liebevolle Handeln Got-
tes, der sie weiht, zu antworten: sie bringt Opfer, vor allem
das des eigenen Lebens, um es zu einem Zeichen für den
Primat Gottes zu machen, Zeichen eines Lebens ganz für
Ihn, Zeichen des Bundes und der Liebe Gottes zu seinem
Volk. Gelübde sind also Bindung aus Liebe als Grundaus-
richtung des Lebens, brüderliche Bindung als Antwort auf
das von Gott in seinem Sohn Jesus Christus erhaltene Ge-
schenk der Gotteskindschaft.
Die Ordensweihe, die das Leben eint und vervollkomm-
net, verpflichtet den Menschen, im Hier und Jetzt eines jeden
Tages die Selbsthingabe zu leben, und zwar in allen Dimen-
sionen seiner konkreten Existenz. In dieser integrierenden
Dynamik erlangen die Gelübde ihre Bedeutung als Art und
50Lumen gentium, 46.
36

4.10 Page 40

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Weise, mit verschiedenen Akzenten die gesamte Existenz
zu umfassen.
In der Geschichte des geweihten Lebens gab es ver-
schiedene Ausdrucksformen für die öffentliche Ordenspro-
fess; ab dem 13. Jahrhundert setzte sich jedoch die Tendenz
durch, die Profess durch die evangelischen Räte auszudrü-
cken, die die Absicht hervorheben, die gesamte Existenz in
drei wesentlichen Dimensionen – Keuschheit, Armut und
Gehorsam – Christus anzugleichen.51
Der Ordensbruder drückt seine Weihe durch das Be-
kenntnis zu den evangelischen Räten aus; zugleich weist er
vom Gebot der Gottes- und Nächstenliebe, dem Angel-
punkt des Evangeliums, her auf die Einheit seines Lebens
und seiner Gleichförmigkeit mit Christus hin. Er lebt sei-
ne Keuschheit vor allem als Erfahrung der Liebe Gottes,
durch die er sich angetrieben fühlt zu einer allumfassenden
Liebe und dazu, durch das Zeugnis seiner Brüderlichkeit
die Communio zu fördern.52 Er lebt seine Armut als jener,
der in Jesus Christus die kostbare Perle des Gottesreiches
unentgeltlich erhalten hat; für diese Perle stellt er sich zur
Verfügung, um Brüderlichkeit aufzubauen und allen, beson-
ders den Ärmsten, in der Liebe zu dienen. Diese Armut läßt
die Brüder sich einander öffnen und spüren, dass einer des
anderen bedarf. Er lebt seinen Gehorsam in der vom Geist
beseelten Brüderlichkeit vor allem als gemeinsame Suche
51 Vgl. Vita consecrata, 16.
52Ibid., 46; 51.
37

5 Pages 41-50

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5.1 Page 41

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nach dem Willen des Vaters, bereit, in Geist und Herz ver-
eint voranzugehen,53 und nimmt gern die menschlichen
Vermittlungen an, die die Regel des Instituts vorschreibt.54
Die Gelübde bringen schließlich die Verpflichtung des
Bruders zum Ausdruck, das Geheimnis Gottes zusammen
mit seinen Brüdern zu leben, das Geheimnis, dass ihn zu
Zeichen und Prophetie für die kirchliche Gemeinschaft und für
die Welt gemacht hat:55 Geheimnis der Liebe, des Bundes
und der Brüderlichkeit.
Eine fleischgewordene und Einheit stiftende
Spiritualität
19. Die prophetische Dimension ist ein wesentlicher Teil
der Identität der geweihten Person und entfaltet sich in
erster Linie durch das Zuhören, wie es der Gottesknecht
erfährt: » Jeden Morgen weckt er mir das Ohr, damit ich höre wie
ein Jünger « (Jes 50,4). Nur die Erfahrung, in Gott verwurzelt
und von seinem Wort erfüllt zu sein, kann Gewähr dafür
sein, diese Dimension im Apostolat zu verwirklichen, denn
» die wahre Prophetie entsteht aus Gott, aus der Freundschaft mit
ihm, aus dem aufmerksamen Hören seines Wortes in den
53Ibid., 92.
54 Vgl. Kongregation für die Institute des geweihten Lebens
und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, Instruktion Der
Dienst der Autorität und der Gehorsams (11. Mai 2008), 9.
55 Vgl. Vita consecrata, 15.
38

5.2 Page 42

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verschiedenen geschichtlichen Gegebenheiten «.56 Die Fä-
higkeit, die Zeichen der Zeit in ihrer Tiefe zu lesen, um in
ihnen die Aufforderung Gottes, seinen Plänen gemäß zu ar-
beiten, zu entdecken57 und Gottes Gegenwart in den Men-
schen und besonders in den Armen zu erkennen, ist Frucht
der Kontemplation, die uns lehrt, Menschen und Dinge so
zu sehen, wie sie Gott sieht.
Die Spiritualität des Bruders soll ihn dazu bringen, auf
besondere Weise die christliche Erfahrung der Anfänge
nachzuleben, die der Evangelist Matthäus mit dem folgenden
Bild zum Ausdruck bringt: » der Vorhang des Tempels zerriss «
(Mt 27,51). Dieses Bild bedeutet, dass Jesus uns durch seinen
Tod » einen neuen und lebendigen Weg eröffnet durch den Vorhang sei-
ner eigenen Menschheit hindurch « (Heb 10,20), damit wir dem Va-
ter begegnen können. Die Gegenwart Gottes ist nicht mehr
auf einen » heiligen Ort « beschränkt, von nun an » muss Gott
im Geist und in der Wahrheit angebetet werden « (Joh 4,24).
Der Bruder ist dazu berufen, diese fleischgewordene
und Einheit stiftende Spiritualität zu leben, die ihm die Be-
gegnung mit Gott erleichtert, nicht nur beim Hören des
Wortes, in den Sakramenten, der Liturgie und im Gebet,
sondern auch in der alltäglichen Wirklichkeit, bei all sei-
nen Aufgaben, in der Weltgeschichte, in den zeitgebunde-
nen Plänen der Menschheit, der materiellen Wirklichkeit,
der Technik und bei der Arbeit. Eine solche Spiritualität
56Vita consecrata, 84.
57 Vgl. ibid., 73.
39

5.3 Page 43

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gründet auf einem tiefen Einblick in die Einheit von Got-
tes Plan: Es ist derselbe Gott, Vater unseres Herrn Jesus
Christus, der die Welt erschafft, und der sie rettet. Es geht
darum, das ganze Leben ins Gebet hinein zu nehmen und
das Gebet im Leben fortzusetzen.
Die Ordensbrüder bringen das offizielle Gebet der Kir-
che in Einklang mit der Dimension des Dienens, die ihr
geweihtes Leben kennzeichnet. Sie pflegen eine kontem-
plative Haltung, die fähig ist, die Gegenwart Jesu in ihrer
Geschichte, in ihrem Alltagsleben, in ihren Aufgaben und
Pflichten zu erahnen, um mit Ihm ausrufen zu können:
» Ich preise dich, Vater,… dass du dies den Unmündigen offenbart
hast… « (Lk 10,21).
Eine Spiritualität des Wortes, um das Geheimnis » im
Haus «, mit Maria, zu leben
20. Die drei synoptischen Evangelien berichten uns kurz
von einer Szene, in der Jesus zwischen » seiner Mutter und
seinen Brüdern « dem Fleische nach und » seiner Mutter und
seinen Brüdern «, jenen, »die das Wort Gottes hören und es befolgen «
(Lk 8,21) einen deutlichen Unterschied macht, und sich klar
zu Gunsten Letzterer ausspricht. Erstere sind außerhalb des
Hauses, sie rufen ihn von draußen, die Letzteren befinden
sich um Ihn herum, drinnen im Haus, und hören ihm zu.
In dieser neuen, von Jesus hergestellten, Verwandt-
schaftsbeziehung findet Maria ihre wahre Größe und ihre
tiefe Bedeutung für die christliche Gemeinschaft. Von ihr
bestätigt uns derselbe hl. Lukas: » Maria aber behielt alle diese
Worte und bewegte sie in ihrem Herzen « (Lk 2,19). Maria nimmt
40

5.4 Page 44

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das Geheimnis der Liebe Gottes auf und lebt es von Grund
auf, bis es zu ihrem eigenen Fleisch wird. Sie ist das Band
der Einheit in der entstehenden Gemeinschaft der Brüder,
die sie begleitet, und in die sie sich als Mutter und Schwester
einfügt; und in dieser betenden brüderlichen Gemeinschaft
empfängt sie den Heiligen Geist (vgl. Apg 1,14; 2,1-4).
Der Ordensbruder ist wie Maria eingeladen, die Spiri-
tualität des Wortes intensiv zu leben, diese Erfahrung zu
machen, im Haus zu sein, um Jesus herum versammelt seine
Botschaft zu hören und an seiner Seite das Geheimnis des
Vaters zu leben, der uns im Sohn zu Kindern und zu Brü-
dern voneinander und von Jesus macht.
Wie Maria ist der Ordensbruder aufgefordert, sich
vom Geist erfüllen zu lassen, ihn in sich zu hören, der aus
der Tiefe des Herzens ruft » Abba, lieber Vater! « (Gal 4,6;
Röm 8,15). Diese Erfahrung ist die einzige, die seine Beru-
fung aufrechterhalten kann.
Auf Maria gestützt und von ihr inspiriert erlebt der
Bruder in seiner Gemeinschaft den Vater, der die Brüder
mit seinem Sohn um den Tisch des Wortes, der Eucharistie
und des Lebens herum versammelt. Mit Maria besingt der
Bruder die Größe Gottes und verkündet sein Heil: Deshalb
drängt es ihn, die zu suchen, die nichts zu essen haben, die
von der Gesellschaft Ausgegrenzten und vom Fortschritt
Ausgeschlossenen, und sie am Tisch des Reiches Platz neh-
men zu lassen. Das ist die Eucharistie des Lebens, die der
Bruder von seinem in seiner Ordensweihe bekräftigten
Taufpriestertum her feiern soll.
41

5.5 Page 45

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Die Communio
Brüderlichkeit: Gabe, die wir teilen
Von der Gabe, die wir empfangen, zur Gabe, die wir
teilen: » Damit sie eins seien, damit die Welt glaube «
(Joh 17,21)
21. Das Geheimnis der Communio, das uns die heiligste
Dreifaltigkeit aus ihrem eigenen inneren Leben mitteilt,
wird zur Gabe, die die Brüder in Gemeinschaft teilen. Die
empfangene und geteilte Gabe wird dann auch in der Sen-
dung weitergegeben.
Was den tragenden Grund der Ordensgemeinschaft bil-
det, ist vor allem die Gabe der Brüderlichkeit, die sie emp-
fangen hat, noch vor dem Bemühen und der Großzügigkeit
ihrer Mitglieder oder den Diensten, die sie leisten. » Wenn
diese mystische und theologale Dimension vergessen wird,
die sie zum Kontakt mit dem Geheimnis der in der Ge-
meinschaft anwesenden und ihr mitgeteilten göttlichen
Communio hinführt, dann vergisst man zwangsläufig auch
die tiefen Gründe für das gemeinsame Tun und für das gedul-
dige Auferbauen des brüderlichen Lebens «.58
Die Gemeinschaft der Brüder lässt so den universalen
Charakter der von Christus gelebten Brüderlichkeit erken-
nen, stützt sie sich doch nicht auf natürliche Bindungen,
58Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und
die Gesellschaften des apostolischen Lebens, Instruktion Das brüder-
liche Leben in Gemeinschaft (2. Februar 1994), 12.
42

5.6 Page 46

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sondern auf die Kraft des Heiligen Geistes, dem lebendi-
gen Ursprung der Liebe unter den Menschen. Das authen-
tische Gemeinschaftsleben ist ein lebendiges Zeichen der
wesentlichen Wirklichkeit, die die Brüder verkünden sollen.
Die Liebe, die Gott der Menschheit in Jesus Christus erwie-
sen hat, wird zum Prinzip der Einheit der Menschen un-
tereinander: » Alle sollen eins sein…, damit die Welt glaubt « (Joh
17,21). Auf dem Glauben bauend und durch die Commu-
nio, die in ihr herrscht, erfüllt die Gemeinschaft den Dienst,
die Liebe des dreifaltigen Gottes zu offenbaren.
Weihe und Sendung bleiben in der Gemeinschaft mit-
einander verbunden. In ihrer Mitte und im Namen Jesu
versammelt erfährt der Bruder das Geheimnis Gottes: Die
Liebe des Vaters, das Leben des auferstandenen Jesus, die
Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Der Herr weiht den
Bruder in der Gemeinschaft, und von ihr aus sendet er ihn,
um dieses selbe Geheimnis bekannt zu machen: Liebe, Le-
ben, Communio.
Gemeinschaft, die das Taufpriestertum entfaltet
22. Die Gemeinschaft der Brüder ist in sich selbst ein her-
vorragender Ausdruck des Taufpriestertums. Als Ganze ist
sie darauf ausgerichtet, ihren Mitgliedern die Erfahrung zu
ermöglichen, vom Herrn erwählt zu sein: » Laßt euch als le-
bendige Steine zu einem geistigen Haus aufbauen, zu einer heiligen
Priesterschaft, um durch Jesus Christus geistige Opfer darzubringen,
die Gott gefallen « (1 Petr 2,5). Das Bild, das uns der erste Brief
des hl. Petrus vor Augen stellt, vermittelt die Vorstellung
43

5.7 Page 47

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eines im Bau befindlichen Gebäudes. Es eignet sich sehr gut
als Bild für die Gemeinschaft von Ordensbrüdern, die ihr
allgemeines Priestertum entfalten soll.
Die Gemeinschaft organisiert ihr Leben, um zu sehen,
wie Gottes Wirken sich durch ihren Tagesplan zieht und auf
dessen Seiten die Heilsgeschichte zu entdecken, die sich Tag
für Tag erfüllt. In der Kontemplation erkennt die Gemein-
schaft sich selbst als Mittlerin im Heilshandeln Gottes. Sie
dankt, feiert und bietet sich als nützliches Werkzug dafür
an, die Heilsgeschichte fortzuschreiben.
Das Opfer der Gemeinschaft als priesterliche Opferga-
be hat zur Materie die Lebenswirklichkeit der Brüder selbst,
mit den Beschränkungen, Armseligkeiten und Schwächen
eines jeden. Die Brüder bauen die Gemeinschaft ausgehend
von der freudigen Hingabe ihrer selbst auf. Es ist eine eucha-
ristische Erfahrung, durch die sie sich mit Christus in seiner
Hingabe an den Vater vereinigen, um sein Erlösungswerk
durch ihre Gemeinschaft hindurch fortzusetzen. Bei dieser
Feier des Lebens darf das gegenseitige Verzeihen unter den
Brüdern nicht fehlen, nicht nur als Erfordernis der Liebe
und Bedingung für den Aufbau der Gemeinschaft, sondern
auch als Ausdruck des Taufpriestertums, das sie füreinan-
der zu Mittlern der Gnade und der Vergebung macht, die
vom auferstandenen Jesus kommt (vgl. Joh 20,22-23).
44

5.8 Page 48

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Dienende Gemeinschaft: » Quelle und Frucht der
Sendung «
23. » Die Communio ist zugleich Quelle und Frucht der Sendung «.59
Diese Feststellung der nachkonziliaren Überlegungen der
Kirche findet einen sichtbaren Ausdruck in der Gemein-
schaft, welche die Brüder aufbauen, und die immer Ge-
meinschaft für die Sendung ist. Das bedeutet nicht ein-
fach, dass die Gemeinschaft einer äußeren apostolischen
Beschäftigung nachgeht; vielmehr sprudelt das Geheimnis
des Erlösergottes als Quelle in der Gemeinschaft, ist unter
den Brüdern lebendig und tritt in der kirchlichen Sendung
hervor. Sodann kehrt es in die Gemeinschaft zurück und
verleiht ihr durch die bei der Verwirklichung der Sendung
gesammelten Erfahrungen neues Leben.
Angeregt vom jeweiligen Gründungscharisma bilden
die Ordensinstitute der Brüder Gemeinschaften, die sich in-
nerhalb der Sendung in einem Bereich der großen kirchlichen
Sendung ansiedeln, seien diese nun aktiv, kontemplativ oder
gemischt. Die Gemeinschaft fungiert als Botschafterin der
Liebe Gottes in der Welt, als Werkzeug seiner Erlösung un-
ter den Leidenden, den Ausgegrenzten, den Geringen und
Schwachen. Sie verkörpert die rettende Gegenwart Gottes
in der menschlichen Wirklichkeit, die der Erlösung bedarf.
Es handelt sich um eine Gruppe von Brüdern, die sich be-
mühen, in Gemeinschaft zu leben, um Den versammelt,
59Christifideles laici, 32.
45

5.9 Page 49

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Der sie versammelt hat, und die diese Erfahrung mitteilen
als Botschaft Dessen, Der sie sendet.
Die kirchliche Anerkennung der Ordensinstitute der
Brüder bringt in erster Linie einen Sendungsauftrag mit
sich, den sie gemäß ihres eigenen Charismas verwirklichen.
Zweitens wird anerkannt, dass ihr Einsatz in den verschie-
denen menschlichen Gegebenheiten, in denen sie sich ein-
bringen, nicht etwas Zufälliges oder Äußerliches ihres Or-
denslebens ist, sondern wesentlicher Teil ihrer Identität und
ihrer Weihe. Über die konkret von ihnen wahrgenommenen
Aufgaben hinaus repräsentieren diese geweihten Gemein-
schaften, innerhalb der Gesellschaft und vor allem an der
Seite der Armen und Leidenden, die Kirche, das » allumfas-
sende Heilssakrament «.60
Es scheint daher angemessen, dass wir von diesen Brü-
dergemeinschaften als Dienende Gemeinschaften sprechen, in
dem Sinne, dass das von der Brüdergemeinschaft übernom-
mene kirchliche Dienstamt61 ihr die ihr unverwechselbare
Identität innerhalb der Kirche verleiht. Zudem betont die
Gemeinschaft die brüderliche Beziehung zwischen ihren
Mitgliedern und zu den Adressaten ihrer Sendung. Nicht das
Individuum, sondern die Gemeinschaft übt das Dienstamt
aus. Die Mitglieder einer dienenden Gemeinschaft können
sehr verschiedene Aufgaben erfüllen; einige können sogar
60Lumen gentium, 48.
61 Vgl. Vita consecrata, 60.
46

5.10 Page 50

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wegen Krankheit oder Alter an jeder äußeren Aufgabe ge-
hindert sein. Das Dienstamt ist nicht mit einer konkreten
Aufgabe gleichzusetzen. Die Gemeinschaft als Ganzes übt
es durch die verschiedenen Dienstleistungen ihren Mitglie-
der aus, einschließlich des Gebets, der Darbringung ihres
Leidens seitens der Kranken, des solidarischen Umgangs
miteinander… Die gesamte Gemeinschaft übernimmt die
Verantwortung für die Sendung, mit der die Kirche sie be-
traut hat.
Die Brüderlichkeit im Dienen ist seit jeher ein grund-
legender Beitrag der Ordensinstitute der Brüder zum ge-
weihten Leben und für die Kirche gewesen. Durch diese
unterstreichen die genannten Gemeinschaften die untrenn-
bare Verbindung zwischen Communio und Sendung, die
bedeutende Rolle der brüderlichen Liebe als Mittelachse
der Evangelisierung, ihren Umfang und ihre Vielschichtig-
keit, das tatsächliche Handeln des Heiligen Geistes und die
Saatkörner des Wortes,62 die auf die eine oder andere Weise in
allen Völkern und Kulturen vorhanden sind.
Die brüderliche Communio und das Leben in
Gemeinschaft
24. Das Leben in Gemeinschaft, wesentliches Kennzei-
chen des Ordenslebens, soll die brüderliche Communio
62II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit
der Kirche Ad gentes, 11.2 und 15.1.
47

6 Pages 51-60

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6.1 Page 51

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intensiv fördern, das brüderliche Leben verwirklicht sich
jedoch nicht automatisch mit der Einhaltung der Normen,
die das Leben in Gemeinschaft regeln.63
Auch wenn Strukturen natürlich notwendig sind, so
äußert sich die Gemeinschaft der Brüder doch vorwiegend
in ihren Einstellungen: Sie versammeln sich, um intensiver
an Leben und Sendung Jesu teilzuhaben und um die Brü-
derlichkeit und Gotteskindschaft zu bezeugen, zu der alle
Gläubigen berufen sind.
Für die Brüder ist die Gemeinschaft also eher eine Er-
fahrung als ein Ort, oder besser gesagt, die Brüder leben in
Gemeinschaft und versammeln sich an einem Ort, um diese
Erfahrung in ihrer ganzen Tiefe ausschöpfen zu können.
Auf diese Weise antworten sie auf den Ruf, Experten der Ge-
meinschaft 64 zu sein, wirksame Zeichen dafür, dass es mög-
lich ist, tiefgehende in der Liebe Christi verwurzelte Bezie-
hungen zu leben.
Die Liebe zueinander ist das Erkennungszeichen der
Christen (vgl. Joh 13,35). Dieses Zeichen stellen die Brüder
dar und es muss jeder Gemeinschaft von Brüdern als Ent-
scheidungskriterium dienen, noch vor dem Kriterium der
Effizienz ihrer Werke. Es ist leicht festzustellen, wie in der
Gründungszeit eines jeden Ordensinstituts von Brüdern
die brüderliche Liebe als Mittelpunkt des Gründungsvor-
habens angegeben wird und man sich das Ideal der frü-
63 Vgl. Das brüderliche Leben in Gemeinschaft, 3.
64Vita consecrata, 46.
48

6.2 Page 52

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hen Christen, » ein Herz und eine Seele « (Apg 4,31) zu sein,
ausdrücklich zu eigen macht. Von diesem Mittelpunkt her
organisieren sie ihr apostolisches Handeln, im Bewußtsein,
dass dieses darin besteht, das weiterzugeben, was sie zuvor
in Gemeinschaft leben. Ihre Brüderlichkeit schafft Brüder-
lichkeit und ihre Sendung zeichnet sich von Anfang an als
Communio sein und Communio schaffen ab.
Brüderlichkeit und evangelische Räte: ein Zeichen
gegen den Trend
25. Das prophetische Zeugnis der Brüderlichkeit65 ist für
die Brüder mit der Verpflichtung verbunden, den Lebensstil
Jesu anzunehmen. Die gottgeweihte Ehelosigkeit erlaubt es
ihnen, das Gemeinschaftsleben in Fülle zu leben und allen
Brüder zu sein, statt eine ausschließende Liebe zu leben.
Die Armut als Entscheidung zu einem nüchternen und
einfachen Lebensstil und dazu, die Güter mit den andern
zu teilen, ermöglicht es, die brüderliche Gemeinschaft zu
erfahren.66 Der Gehorsam schließlich, durch den sich alle
an einem gemeinsamen Vorhaben beteiligen, » vereint trotz
der Vielfalt der Gaben und der Achtung der individuellen
Persönlichkeit der einzelnen .. in demselben Zeugnis und in
derselben Sendung «.67
65 Vgl. ibid., 85.
66 Vgl. Papst Franziskus, Botschaft zur Feier des XLVII. Welt-
friedenstages (1. Januar 2014), 5.
67Vita consecrata, 92.
49

6.3 Page 53

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Dieses prophetische Zeugnis erfordert zunächst einen
Bruch mit dem Herkunftsort, mit der Familie, den Freun-
den, der Stadt… um diese dann aus der Verwurzelung in
der neuen Familie heraus zurückzugewinnen, im neuen
Rahmen der universellen Brüderlichkeit.
Die Gemeinschaft der Brüder lebt ihre prophetische
Sendung gegen den Trend, denn ihr dem Evangelium
gemäßer Lebensstil ist dem Lebensstil entgegengesetzt,
den die Welt fördert. Sie ist eine aus dem Geist geborene
» Brüderlichkeit der inneren Freiheit dessen, der auf Gott
vertraut trotz der menschlichen Grenzen all derer, die ihn
repräsentieren «.68 So ist die Gemeinschaft der Brüder ein
Ort vielfältiger Verpflichtungen, der gegenseitigen Abhän-
gigkeit, der Eintracht und Solidarität, der sich öffnet und
nach außen geht, mit einer anspruchsvollen Lebensweise,
die ständig im Licht des Evangeliums bestehen muss. Man
darf jedoch nicht vergessen, dass es sich um ein zerbrechli-
ches Zeichen handelt, das ständig erneuert werden muss; es
muss auf dem Weg gelebt werden, der zur Heiligkeit führt,
in der Dynamik des Evangeliums, welche die Strukturen
ständig mit Leben erfüllt und wiederherstellt.
Gemeinschaft auf der Suche
26. Wenn der Apostel Paulus von seinem Berufungserleb-
nis erzählt (vgl. Apg 22,3-21), stellt er die Frage: » Was soll
ich tun, Herr? « Die Frage zeigt die totale Kehrtwende seiner
68Ibid.
50

6.4 Page 54

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Einstellung, die darin besteht, dass er seinen eigenen Weg
verlässt, um den Weg Jesu einzuschlagen. Die Antwort wird
er nicht in der exakten Erfüllung des Gesetzes und den Tra-
ditionen der Synagoge finden, sondern im Hören auf die
Personen, im Deuten der Ereignisse und in der Betrachtung
des geoffenbarten Wortes.
Bei der Bewältigung der Gegenwart müssen die Or-
densbrüder das Risiko eingehen und wie Paulus fragen:
» Was soll ich tun, Herr? « Diese Frage ist jedoch nur dann
ehrlich, wenn ihr die Bereitschaft vorausgeht » aufzufstehen «,
denn dies ist die erste Aufforderung der Antwort (vgl. Apg
22,10-16). Das bedeutet, dass Treue in der heutigen Zeit die
persönliche Bereitschaft zu Veränderung und zum Umdi-
sponieren verlangt. Ohne diese Bereitschaft wird auch die
Erneuerung der Strukturen wenig Wert haben.
Der Bruder richtet die Frage nicht an sich selbst, son-
dern an Jesus, den Herrn, denn er möchte Seinen Willen
erkennen und erfüllen. Er muss ein kontemplativer Mensch
sein, um diesen Willen im Licht des Wortes Gottes, in den
Personen und Ereignissen zu entdecken. Dieses Licht er-
laubt es dem Bruder, das Alltagsleben vom Herzen Gottes
her zu deuten und jeden Moment als Zeit der Gnade und
Erlösung zu leben.
Wie alle Formen des christlichen Lebens ist auch das
geweihte Leben ein Suchen nach Vollkommenheit in der Lie-
be.69 Die Berufung des Bruders und sein Engagement, alle
69 Vgl. ibid., 30; 35.
51

6.5 Page 55

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an die Verpflichtung zur Heiligkeit zu erinnern, sind auch
Grund für eine größere Anstrengung.70 Bei der genannten
Suche müssen die Brüder sehr darauf achten, dass das Ge-
meinschaftsleben keinen Verschleiß erfährt. Viele Faktoren
können es zerstören, wenn die Brüder es nicht täglich auf-
bauen und die Verletzungen und Reibungen, die entstehen,
wiedergutmachen. Teil ihres Bekehrungsprozesses ist die
ständige Rückkehr zum Wesentlichen, zu ihrer prophetischen
Sendung innerhalb der Kirche: Die Brüderlichkeit als von
Gott empfangenes Geschenk zu leben und sie mit Seiner
Hilfe und gemeinsamem Engagement, in die Gemeinschaft
hinein und nach draußen, aufzubauen.
Die Sendung
Brüderlichkeit: Gabe, die wir schenken
Das Leben als Brüderlichkeit gegenüber den Gerin-
gen: » Was ihr einem von diesen meinen geringsten
Brüdern getan habt « (Mt 25,40)
27. Zwei Bilder aus dem Evangelium illustrieren den Sinn
der Sendung des Ordensbruders. Eines zeigt uns Jesus voll
Mitleid mit der Menschenmenge, » denn sie waren wie Schafe,
die keinen Hirten haben « (Mk 6,34). Er sättigt sie reichlich mit
dem Brot seines Wortes, und von Mitleid bewegt bittet er
seine Jünger, dass sie ihnen auch das Brot des natürlichen
Lebens austeilen: » Gebt ihr ihnen zu essen « (Mk 6,37).
70 Vgl. ibid., 39; 93.
52

6.6 Page 56

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Das andere Bild zeigt uns ebenfalls Jesus, den Menschen-
sohn. Aber diesmal zeigt sich sein Mitleid als authentische
Brüderlichkeit mit den am meisten Benachteiligten inso-
fern, dass er sich mit ihnen identifiziert. Sein Gebot wird zu
einer feierlichen Mahnung: » Was ihr für einen meiner geringsten
Brüder getan habt, das habt ihr mir getan … Was ihr für einen die-
ser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan  «
(Mt 25,40.45).
Das Bemühen Jesu, die Leiden der Menschen zu lindern
und ihre Bedürfnisse zu befriedigen, wird im ganzen Evan-
gelium deutlich, soweit, dass er selbst sich mit den Bedürf-
tigsten identifiziert und darauf hinweist, dass nur die, welche
sich ihrer annehmen, das verheißene Reich erben werden.
Ebenso bezieht sich der Auftrag, den die Jünger mit ihrer
Aussendung zur Evangelisierung erhalten, nicht nur auf die
Verkündigung der geistlichen Botschaft, sondern auch auf
die Befreiung von dem, was die Menschen unterdrückt und
ihre Entwicklung behindert,71 denn » zwischen Evangelisie-
rung und menschlicher Entfaltung – Entwicklung und Be-
freiung – bestehen in der Tat enge Verbindungen «.72
Im Laufe ihrer ganzen Geschichte hat die Kirche das
Gebot Jesu, » Gebt ihr ihnen zu essen «, sehr ernst genommen.
Ihr missionarisches Handeln war systematisch verbunden
mit dem Austeilen des menschlichen Brotes in seinen ver-
schiedenen Formen: Nahrung, Gesundheit, Befreiung,
71 Vgl. Mt 10,1; Mk 3,14-15; 6,12-13.
72Evangelii nuntiandi, 31
53

6.7 Page 57

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Kultur, Sinn des Lebens usw. Insbesondere berichtet die
Geschichte des geweihten Lebens von diesem Bemühen,
das die Frohe Botschaft vom Reich Gottes Wirklichkeit
werden lässt.
Die Sendung des Bruders folgt derjenigen der beiden
soeben betrachteten Bildern dargestellten Bewegung. Ei-
nerseits ist sie Frucht eines Herzens, das sich von den Nö-
ten und dem Elend der Menschheit anrühren lässt; in ihnen
spürt er den Ruf Christi, der ihn sendet, den Hunger in
ganz verschiedenen Formen zu stillen; sein Charisma macht
ihn besonders empfänglich für einige von ihnen. Aber das
ist nicht genug; der Bruder, dessen endgültige Berufung
es ist, sich mit dem Menschensohn zu identifizieren, fühlt
sich gedrängt, wie Er zu werden, Bruder der Geringsten. So
schenkt er jetzt in der Sendung die Gabe der Brüderlichkeit,
die er empfangen hat, und die er in seiner Gemeinschaft
lebt. Eine Gabe, deren Empfänger die geringsten Brüder sind,
mit denen Christus sich identifiziert hat. Die Sendung ist
nicht » das, was er tut «, sondern sein eigenes Leben, das zur
Communio mit den Geringsten geworden ist: » Ich muss
dem anderen, damit die Gabe ihn nicht erniedrigt, nicht nur
etwas von mir, sondern mich selbst geben, als Person darin
anwesend sein «.73
Teilhabe am Dienst Jesu, des » Guten Hirten «
28. Die Kirche hat hohe Wertschätzung für die Form des
geweihten Lebens » … in der die Ordensbrüder innerhalb
73Deus caritas est, 34.
54

6.8 Page 58

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und außerhalb der Kommunität verschiedene und wertvolle
Dienste vollbringen und so an dem Sendungsauftrag teil-
nehmen, das Evangelium zu verkünden und es im täglichen
Leben durch die Liebe zu bezeugen. Denn einige dieser
Dienste können als kirchliche Dienstämter betrachtet werden,
die die rechtmäßige Autorität ihnen überträgt «.74 Alle die-
se Dienste bedeuten » Teilhabe am Amt Jesu Christi, dem
guten Hirten, der sein Leben hingibt für seine Schafe (vgl.
Joh 10, 11), und dem demütigen und für das Heil aller sich
gänzlich opfernden Diener (vgl. Mk 10, 45)«.75
Das Bild des Guten Hirten, ebenso wie das des Meisters,
der sich mit dem Leinentuch umgürtet und den Jüngern die
Füße wäscht, spricht zu uns nicht von Macht, sondern vom
Dienen, von Liebe und von Opfer bis zur Hingabe des Le-
bens. So muss der Bruder seinen Dienst auffassen, welche
konkreten Aufgaben auch immer ihm im Zusammenwirken
mit seinen Brüdern anvertraut werden.
Unter den von den Brüdern ausgeübten Diensten und
Ämtern sind einige mehr an das innere Leben der Kirche
geknüpft, während andere ihren missionarischen Charakter
hervorheben. Einige stehen im Zusammenhang mit eher
geistlichen Aufgaben wie dem Dienst am Wort Gottes oder
der Liturgie, andere zeigen die Kirche eher um das materi-
elle Wohl der Menschen besorgt, als kraftvolles Wirken des
Geistes für die Heilung und Umwandlung der Welt.
74Vita consecrata, 60.
75Christifideles laici, 21.3.
55

6.9 Page 59

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Die Sendung des Bruders reduziert sich nie auf die von
ihm ausgeführte Tätigkeit, auch wenn diese apostolischer
Natur ist. Sendung bedeutet Evangelisierung im umfassen-
den Sinn. » Evangelisieren ist in der Tat die Gnade und ei-
gentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität. Sie ist
da, um zu evangelisieren… «.76 Das Gleiche muss man vom
geweihten Leben und besonders vom Leben des Ordens-
bruders behaupten können: » In dem Anruf an sie ist daher
die Aufgabe enthalten, sich vollständig der Sendung zu widmen
… Denn noch ehe sich die Sendung durch äußere Werke
kennzeichnet, entfaltet sie sich dadurch, dass sie durch das
persönliche Zeugnis für die Welt Christus selbst gegenwär-
tig macht. Das ist die Herausforderung, das ist die erstran-
gige Aufgabe des geweihten Lebens! … Man kann also sa-
gen, die Person des geweihten Lebens ist „in Missioneben
kraft ihrer Weihe selbst, die entsprechend dem Plan des
eigenen Instituts bezeugt ist «.77 Auf dieser so engen Bezie-
hung zwischen Sendung und Weihe beruht die Einheit des
Lebens des Ordensbruders, der sich kraft seiner Weihe in
der Sendung engagiert und seine Weihe in der Sendung lebt.
Alle, auch die noch so apostolischen Tätigkeiten, kön-
nen sich aufgrund von Krankheit oder Alter verändern oder
auch ganz aufgegeben werden; die Sendung jedoch bleibt
immer bestehen. Das vom eigenen Charisma her gelebte
und belebte Werk der Evangelisierung ist der Daseinsgrund
76Evangelii nuntiandi, 14.
77Vita consecrata, 72.
56

6.10 Page 60

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des Bruders und das, was seiner Ordensweihe Sinn gibt.
Wie Jesus muss auch er sagen können: » Und ich heilige mich
für sie « (Joh 17,19).
Es handelt sich also nicht um eine Frage der Aufgaben,
sondern der Identität: » Ich bin eine Mission auf dieser Erde,
und ihretwegen bin ich auf dieser Welt. Man muss erken-
nen, dass man selber „ gebrandmarkt ist für diese Mission,
Licht zu bringen, zu segnen, zu beleben, aufzurichten, zu
heilen, zu befreien «.78 Der Diener ist die Person des Or-
densbruders in ihrer Gesamtheit: geweiht, in Gemeinschaft
lebend, eins mit der Sendung. Mit seinem ganzen Sein
nimmt er das Privileg und die Verantwortung auf sich, für
die Kirche den Guten Hirten zu verkörpern, der das Leben
für seine Schafe gibt.
Die Sendung, die zu den Quellen führt: » Komm
und sieh «
29. Der Durst nach Spiritualität tritt in der heutigen Ge-
sellschaft mit Macht zu Tage, droht aber in der Menge der
Glaubenssurrogate unterzugehen. Wie Philippus mit Nat-
hanael, so beeilt sich auch der Ordensbruder zu verkünden,
dass er den gefunden hat, der Antworten auf die tiefsten
Sehnsüchte des Menschenherzens gibt, und wie sie muss er
angesichts der Skepsis seines Gesprächspartners ausrufen
können: » Komm und sieh « (Joh 1,45-46). Es ist dieselbe Einla-
dung, welche die Samariterin an die Bewohner ihres Dorfes
78Evangelii gaudium, 273.
57

7 Pages 61-70

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7.1 Page 61

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gerichtet hat, nachdem sie die ihr von Jesus dargebotene
Quelle lebendigen Wassers gefunden hatte: » Kommt her, seht,
da ist ein Mann, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe: Ist er
vielleicht der Messias? « (Joh 4,29).
Im Bewusstsein ihrer eigenen Unzulänglichkeiten
und dennoch fähig, ihre Zeitgenossen auf ihrem Glau-
bensweg zu begleiten, bieten sich die Brüder als Weg-
weiser auf der Suche nach Gott an79. Sie gestalten ihre
Gemeinschaften, damit sie Schulen einer echten evangeliums-
gemäßen Spiritualität 80 werden und stellen sie als bevorzugte
Orte zur Verfügung, an denen die Wege zu Gott erfahrbar wer-
den.81 Als Gemeinschaft sind sie aufgerufen, zum Gebet
zu versammeln, die Suche nach Gott und die Gottes-
erfahrung zu teilen, das Verständnis der Heiligen Schrift zu
erleichtern, den Dialog zwischen Glauben und Kultur zu
vertiefen…
Die kontemplativen Gemeinschaften konzentrieren
ihre Sendung darauf, die Quellen aufzuzeigen. Diese Gemein-
schaften sind ein mächtiges Zeichen, das unsere gottesfer-
ne Gesellschaft hinterfragt. Sie sind Orte der Begegnung
für Jugendliche und Erwachsene auf der Suche nach dem
tiefen Sinn ihres Lebens. Das Phänomen des spirituellen
Erwachens bei den jungen Leuten und der Anziehungs-
kraft der ökumenischen Gebetsgemeinschaften wie der von
79 Vgl. Vita consecrata, 103.
80Vita consecrata, 93.
81Das brüderliche Leben in Gemeinschaft, 20.
58

7.2 Page 62

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Taizé und anderer katholischer monastischer bzw. klöster-
licher Gemeinschaften, sowohl von Männern als auch von
Frauen, ist kein Zufall.
Unabhängig von ihrer spezifischen Sendung sollen alle
Brüder sich bemühen, Zeugen der Hoffnung zu sein, die sie in
sich tragen, wie es der hl. Petrus von uns fordert (vgl. 1 Petr
3,15). Das bedeutet der Hoffnung ein Gesicht zu geben,
in Situationen von Schmerz und Elend da zu sein, zu zei-
gen, dass Gottes Zärtlichkeit keine Grenzen kennt, dass die
Auferstehung Christi den Sieg garantiert, dass der Gott des
Lebens das letzte Wort über Schmerz und Tod haben wird,
am Jüngsten Tag alle Tränen trocknen wird (vgl. Offb 7,17)
und wir als Brüder und Schwestern leben werden.
Sendung der Brüderlichkeit, auf der Suche nach dem
verlorenen Bruder
30. Die Charismen der Ordensinstitute der Brüder sind
oft Antwort auf Jesu Aufforderung: » Wir wollen ans andere
Ufer hinüberfahren « (Mk 4,35). Der Evangeliumsbericht, den
Markus uns überliefert (Mk 4, 35-5, 20), zeigt Jesus und
seine Jünger, wie sie heidnisches Gebiet betreten, um die
Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden. Er spiegelt eine
typische Situation des kirchlichen Lebens wider. Angesichts
der Versuchung, sich in ihrem eigenen Umfeld abzuschot-
ten, wird die Kirche von ihrem Meister gedrängt, alle Gren-
zen zu überschreiten. Nichts Menschliches ist ihr fremd,
und jede menschliche Situation wird für die Kirche stets ein
potenzieller Schauplatz ihres Handelns sein, ein Ort, der
59

7.3 Page 63

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sich für die Verkündung der Frohen Botschaft vom Reich
Gottes eignet.
Die Suche nach dem, der fern ist, dem Fremden, dem
Verirrten, nach dem, der aus einer anderen Kultur kommt…
ist ein großes Anliegen in der Frühzeit der Kirche und wie-
derholt sich wie ein starkes Echo bei der Entstehung der
Ordensinstitute. In der Apostelgeschichte bezeichnet der
Ausdruck » die Grenzen der Erde « den Ort, wohin sich die
Jünger Jesu mit ihrer Verkündung des Evangeliums wenden
sollen: » Ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der
Erde « (Apg 1,8). Von ihren Charismen dazu angeregt, kom-
men die Ordensbrüder dieser Aufforderung nach.
Wo sind heute die Grenzen? Damit sind nicht mehr
geografisch entlegene Orte gemeint, sondern Situationen
der Ausgrenzung, die Peripherien unserer Welt. Die Gren-
zen sind heute in den verarmten Ländern, in den Entwick-
lungsländern, und auch in den schwachen Regionen der
Industrienationen. Die Grenzen fallen zusammen mit der
erschütternden Wirklichkeit, in der heute zahllose Män-
ner und Frauen leben, in Verarmung, Migration, Hunger,
Ungerechtigkeit, Gleichgültigkeit und fehlender Empathie
gegenüber den Schmerzen des anderen, inmitten von Ober-
flächlichkeit und dem Verlust religiöser und menschlicher
Werte… Die authentisch gelebte und mit dieser Wirklich-
keit verflochtene Berufung des Ordensbruders erlangt tiefe
Sinnhaftigkeit.
Das Hinausgehen bis an die Grenzen wird zu einer Vor-
zugsoption für die Armen, für diejenigen, die sich in einer
60

7.4 Page 64

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akuten Notlage befinden.82 Zu dieser Option sind alle Jün-
ger Christi verpflichtet, da sie zum Wesen des Evangeliums
gehört.83 In der Tat ist sie das Zeichen, das Jesus nennt, als
man ihn fragt, ob Er der Verheißene sei (vgl. Mt 11,2-6).
Die geweihten Personen, die ein öffentliches Gelübde ab-
gelegt haben, Christus gleichförmig zu werden, sind aufgefor-
dert, ihrer Verpflichtung zu entsprechen, für die Armen zu
leben und, in dem Maß ihr Charisma das fordert, mit den
Armen oder wie die Armen.
Das Lukasevangelium bietet dem Ordensbruder ein
Bild, in dem er sich betrachten und an dem er sich bei sei-
ner Suche nach dem entfernten Bruder messen kann: das
Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lk 10,30-37). Der
von Mitleid bewegte Mann aus Samarien, der sich zum
Nächsten und Bruder des unter die Räuber Gefallenen
macht, ist Zeichen der barmherzigen Liebe des Vaters.
Zeichen eines Reiches, das das ganzheitliche Heil
der Person sucht
31. Viele Ordensbrüder verwirklichen ihre Sendung in ei-
nem weltlichen Beruf, sei es im Gesundheits- oder Erzie-
hungswesen, in der Immigrationshilfe, bei der Begleitung
von gefährdeten Kindern und Jugendlichen, usw. Sie bezeu-
gen so, dass das Engagement für das Reich Gottes auch das
Bemühen beinhaltet, im Hier und Jetzt eine menschlichere
82 Vgl. Vita consecrata, 82; vgl. Evangelii gaudium, 197-201.
83 Vgl. Evangelii gaudium, 48-49.
61

7.5 Page 65

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und bewohnbarere Welt aufzubauen, und dass die Liebe
Christi gebunden ist an die Liebe zur Menschheit, insbe-
sondere zu ihren schwächsten und bedürftigsten Gliedern.
Mehr denn je braucht die Welt heute geweihte Personen,
die aus dem Herzen der säkularen Gegebenheiten und dem
menschlichen Leben heraus bezeugen, dass sie den Gott
des Lebens kennen und lieben.
In erster Linie müssen wir hier die manuelle Arbeit
erwähnen, die viele Brüder leisten. Die Mönche, beson-
ders in den Benediktinerklöstern, trugen im Abendland
entscheidend dazu bei, der körperlichen Arbeit, die noch
heute in einigen Kulturen als Arbeit für Personen von nie-
derem Rang angesehen wird, ihre Würde und ihren posi-
tiven Wert zurückzugeben. Durch ihrer Hände Arbeit be-
zeugen die Brüder den besonderen Wert der Arbeit, durch
die der Mensch an der Vervollkommnung des wunderbaren
Schöpfungswerkes mit Gott zusammenarbeitet, sich zum
Nächsten seiner einfachsten Brüder macht und sich mit Je-
sus, Bruder und Arbeiter, identifiziert.
Die Ordensinstitute der Brüder, deren Sendung an die
soziale Förderung und an die Ausübung der Menschenrech-
te in den verschiedenen Bereichen der Ausgrenzung, der
menschlichen Gebrechlichkeit oder der Reifung der Person
geknüpft ist, sind prophetisches Zeichen eines Reiches, das
um das ganzheitliche Heil jedes Menschen bemüht ist. Ihre
Einbindung in diese Aufgaben und Lebenswirklichkeiten
geschieht vorzugsweise als Gemeinschaft. So bezeugen sie
eine brüderliche Gemeinschaft, deren Zusammenhalt auf
62

7.6 Page 66

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dem gründet, der sie berufen und ausgesandt hat. Selbst
wenn die Brüder aufgrund des Alters oder anderer Umstän-
de nicht mehr direkt an beruflichen Aufgaben beteiligt sind,
ist die Anwesenheit der geweihten Gemeinschaft in diesen
Lebenszusammenhängen weiterhin ein Signal, das den Weg
zu einem sinnstiftenden Horizont weist.
Das Reich Gottes ist immer unter uns, es wird hier er-
baut; und es geht immer über uns hinaus, übertrifft es doch
als Werk des Heiligen Geistes jedwedes menschliche Bemü-
hen. Diese eschatologische Spannung wird in der Weihe, in
der Person des geweihten Bruders und ganz besonders in
der Gemeinschaft der Brüder sichtbar dargestellt.
63

7.7 Page 67

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7.8 Page 68

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3.
BRÜDERSEIN  HEUTE:
EIN  ERZÄHLEN  VON  DER GNADE
» Bleibt in meiner Liebe! «
(Joh 15,9)
Eine Geschichte, die Heilsgeschichte sein soll
32. Wie können die Brüder heute erkennbares Gesicht
des Bundes sein, in Kontinuität mit dem Dienst des Got-
tesknechts (vgl. Jes 42,6) und in Treue zu der prophetischen
Berufung, die sie vom Herrn empfangenen haben? Wie
können sie für die gesamte Kirche weiterhin lebendiges
und interpellierendes Gedächtnis Jesu sein, welcher dient,
die Füße wäscht und bis zur Hingabe seines Lebens liebt?
Werden sie Seine Botschaft hören und wertschätzen kön-
nen, die Botschaft, die die Kirche von ihnen erwartet und
braucht, die Botschaft der Brüderlichkeit? Was bedeutet
Brüder sein heute?
Die Beantwortung dieser Fragen ist nicht leicht, und
die Antworten sind nicht einfach, infolge der Unterschiede
zwischen den vielen Ordensgemeinschaften und der je nach
Kontinent unterschiedlichen Situation des Ordenslebens.
Das geweihte Leben ist seit jeher ein Erzählen von der
Gnade Gottes in der Kirche und für die Welt: » Ein Geschenk
Gottes des Vaters durch den Geist an seine Kirche «. Durch
65

7.9 Page 69

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dieses Geschenk wird der Blick der Gläubigen » auf jenes
Geheimnis des Gottesreiches gelenkt, das bereits in der
Geschichte wirksam ist, seine Vollendung aber im Himmel
erwartet «.84
Das Leben der Brüder ist eine Geschichte, eine Heils-
geschichte für ihre Zeitgenossen, und ganz besonders für
die Ärmsten. » Die eigene Schönheit des Evangeliums kann
von uns nicht immer angemessen zum Ausdruck gebracht
werden, doch es gibt ein Zeichen, das niemals fehlen darf:
die Option für die Letzten, für die, welche die Gesellschaft
aussondert und wegwirft «.85 Kennzeichen der Brüder ist ihr
Bemühen, Geschenk von Gott dem Vater für jene zu sein,
zu denen sie gesandt wurden. Sie sind Boten der Liebe des
Vaters zum Sohn und des Sohnes zu seinen Brüdern: » Wie
mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibt in meiner
Liebe! « (Joh 15,9). Dieses Bleiben, um das sie gebeten werden,
beinhaltet eine aktive Dynamik, die Dynamik der Liebe.
Wer ist mein Bruder?
33. Die Frage, was Bruder sein heute bedeutet, setzt eine an-
dere Frage voraus: Wer ist mein Bruder? Und das Gleichnis
vom Barmherzigen Samariter verweist uns auf eine weitere:
Für wen oder von wem werden wir Brüder? Für die Ordensbrüder
ist die Antwort klar: vor allem für jene, die ihrer Solidarität
84Vita consecrata, 1.
85Evangelii gaudium, 195.
66

7.10 Page 70

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am meisten bedürfen und die ihnen von ihrem Gründungs-
charisma zugewiesen werden.
Um dem » Erzählen von der Gnade « Vitalität und Re-
alismus zu verleihen, sind die Brüder aufgerufen, sich von
biblischen Bildern und von den Vorbildern aus der Zeit der
Ordensgründung oder der heutigen Zeit inspirieren zu las-
sen, die am besten ihr tägliches Leben dem Geheimnis der
Liebe und des Bundes öffnen können, das Vater, Sohn und
Heiliger Geist offenbart haben.
Die ersten beiden Kapitel dieser Überlegungen sind
durchzogen von biblischen Bildern: angefangen von Mose
vor dem brennenden Dornbusch und dem Gottesknecht,
» Bund für das Volk «, bis zu Paulus, der auf dem Weg nach
Damaskus stürzt. Im Zentrum steht die Person Jesu, der
uns einlädt, Gedächtnis seiner Liebe zu sein. Die Gesamt-
heit dieser Bilder stellt für uns den großen Bericht der
Heilsgeschichte dar, in der die Brüder am Heilswerk Gottes
mitwirken dürfen.
Diese biblischen Bilder müssen einerseits mit jenen aus
der Gründungszeit des eigenen Ordensinstituts verbunden
werden, die den Brüdern das erste Feuer vor Augen hal-
ten, das sie wieder entfachen müssen, und andererseits mit
jenen Vorbildern, die heute die Stimme des Heiligen Geis-
tes vermitteln: Gesichter von Brüdern, die in der letzten
Zeit an Orten religiöser oder sozialer Konflikte ihr Leben
eingesetzt haben sogar bis zum Martyrium; und auch Ge-
sichter von Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und alten
Menschen, die dank der Nähe und Hilfe der Ordensbrüder
heute ein Leben in Würde führen.
67

8 Pages 71-80

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8.1 Page 71

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Da sind viel mehr Gesichter, die noch darauf warten,
dass der Barmherzige Samariter zu ihnen kommt, um ihr
Bruder zu werden und ihnen Leben zu geben. Mit ihren
Blicken erheben sie gegenüber dem Bruder Anspruch auf
die Gaben, die er als Mittler erhalten hat, die aber letzt-
lich für sie bestimmt sind. Es sind diese Gesichter, die die
Brüder jeglichen Alters heute auffordern, die Gnade neu zu
erzählen, indem sie die Leidenschaft für Christus und die
Menschheit leben. Die Sorge um das eigene Überleben, da-
mit die Geschichte der Erlösung weiter geschrieben werden
kann, ist gerecht. Viel angemessener ist aber das Verlangen,
das Leben zu geben, wie das Weizenkorn in die Erde zu
fallen, im Wissen, dass Gott dafür sorgen wird, dass es das
Hundertfache hervorbringt, wie Er es für richtig hält.
Die Grundlagen schaffen: Die Anfangsausbildung
34. Von der Erstausbildung an beginnt die Geschichte vom
Bruder heute Gestalt anzunehmen: in ihr wird sich der Kandi-
dat für diesen Lebensstil der Erfahrung des Gottesknechts
bewusst: » Der Herr hat mich schon im Mutterleib berufen; als ich
noch im Schoß meiner Mutter war, hat er meinen Namen genannt.
... So wurde ich in den Augen des Herrn geehrt, und mein Gott
war meine Stärke « (Jes 49,1.5). Auf diese Weise in der freien
Initiative Gottes und in der persönlichen Erfahrung seiner
unentgeltlichen Liebe86 verwurzelt, wird der junge Auszu-
86 Vgl. Vita consecrata, 17.
68

8.2 Page 72

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bildende im Gefühl der Zugehörigkeit zum Volk Gottes
wachsen, aus dem und für das er ausgewählt wurde.
Ein angemessenes Studium der Ekklesiologie der Com-
munio wird ihm helfen, mit den Personen in Beziehung
zu treten, welche die verschiedenen Lebensformen anneh-
men, in die sich das kirchliche Leben gliedert.87 Das wird
ihn auch ermuntern, sich als Bruder von allen Brüdern und
Schwestern zu fühlen, die das Volk Gottes bilden, und er
wird seine eigenen Begabungen entdecken können und
schätzen lernen, nicht als etwas, das ihn von den anderen
trennt oder über sie hinaushebt, sondern als die Fähigkeit,
die er empfangen hat, um etwas Bestimmtes zum Wachs-
tum des Leibes Christi und zu seiner Sendung in der Welt
beizutragen.
» Alle in der Kirche haben die Tauf- oder Firmweihe
erhalten «.88 Von diesem gemeinsamen Fundament, vertieft
und gelebt in der Perspektive des Gründungscharismas, er-
kennt man die Bedeutung der Weihe des Ordensbruders.
Die theologisch-charismatische Intuition, die seiner Beru-
fung zugrunde liegt, muss bei der Erstausbildung sehr stark
berücksichtigt werden. Diese Intuition bringt eine spezifi-
sche Form des Lebens nach dem Evangelium an den Tag,
die sich mittels einer besonderen Weihe vollzieht, in der
Taufweihe verwurzelt ist und einer eigenen Sendung dient.
87Ibid., 31.
88Vita consecrata, 31
69

8.3 Page 73

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Die Hoffnung nähren: Die ständige Weiterbildung
35. Die Brüder erleben ihre Berufung in der heutigen Welt
unterschiedlich: Einige mit einer gewissen Enttäuschung
und Frustation, andere mit Treue, Frieden, Freude und
Hoffnung. Die ständige Weiterbildung wird notwendig, um
die einen anzuspornen, die anderen zu stützen, und um al-
len die Möglichkeit zu geben, die Gegenwart als eine Zeit der
Gnade und des Heils (vgl. 2 Kor 6,2) zu erleben. Sie ist heute
mehr denn je eine für die Weihe an Gott wesentliche Forderung89
und muss in jedem Institut als ein möglichst genaues und
systematisches Projekt geplant werden.
Die ständige Weiterbildung der Brüder ist so ausgerich-
tet, dass sie in unserer Zeit den Weg der Ordensgründer
nacherleben können; dass sie in der Gegenwart die Dyna-
mik entdecken und anwenden, die sie bewegte, ein Evan-
gelisierungsprojekt in Gang zu setzen; dass sie das Grün-
dungscharisma im Licht der heutigen Herausforderungen
und Möglichkeiten neu lesen, es als Wurzel und Prophetie
entdecken und sich von ihm inspirieren lassen, um eine
Antwort auf die aktuellen Probleme zu geben.
Ziel der ständigen Weiterbildung ist es, Schlüssel an die
Hand zu geben, um das geweihte Leben in der Welt und
der Kirche von heute zu leben, und die Kriterien bereitzu-
stellen, die der Präsenz der Brüder im Bereich der Mission
Orientierung geben. Diese Weiterbildung muss sie dahin
bringen, sich Werte zu eigen zu machen, die ihrem Handeln
89Ibid., 69.
70

8.4 Page 74

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zugrunde liegen. Sie muss als ein Prozess der gemeinschaft-
lichen Entscheidungsfindung betrachtet werden, um die
Veränderung der ganzen Gemeinschaft zu bewirken und
nicht nur einzelner Individuen.
Nach Möglichkeit soll die Ausbildung nicht nur mit den
Mitgliedern des eigenen Instituts geteilt werden, sondern
auch mit Personen anderer Lebenstände, die am selben
Charisma teilhaben. Es wird auch sehr nützlich sein, sie zu
einem guten Teil mit anderen mehr oder weniger affinen
charismatischen Familien zu koordinieren, ohne deswegen
die Eigenheiten einer jeden Berufung zu vernachlässigen.
Die Meister des Lebens und der Hoffnung
wiedergewinnen
36. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Thema der
ständigen Weiterbildung der älteren Brüder, aktive Mitglie-
der beim Schreiben der gemeinsamen Geschichte der Er-
lösung. Viele der Ordensbrüder erfüllen ihre Sendung in
der Ausübung weltlicher Berufe, beispielsweise im Erzie-
hungs- oder Gesundheitswesen. Es bedarf vorab einer Ge-
sinnungsänderung, um zu vermeiden, dass die berufliche
Pensionierung die Pensionierung im Ordensleben mit sich
bringt. In der Evangelisierung gibt es keine Pensionierung,
nur die Art der Teilnahme ändert sich. Eine sehr wichtige
Art, die gemeinsame Sendung zu unterstützen, ist durch
Gebet und Opfer; eine andere Form der Teilnahme sind
die kleinen Dienste, die ein jeder je nach seinem Gesund-
71

8.5 Page 75

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heitszustand leisten kann; außerdem sind die älteren Brüder
Zeugen und Protagonisten der Unentgeltlichkeit.
Der Beitrag, den man von den älteren Personen erwar-
tet, besteht nicht so sehr in der Erfüllung konkreter Aufga-
ben, als vielmehr darin es zu verstehen, als Meister des Lebens
und der Hoffnung inmitten der Gemeinschaft da zu sein, be-
reit den Weg und die Müdigkeit derer zu begleiten, die mehr
in die externen Aufgaben der Sendung eingebunden sind.
Auf diese Weise arbeiten sie mit daran, dass die dienende
Gemeinschaft für die gesamte Gesellschaft das prophetische
Zeichen90 des Glaubens, der Liebe und der Hoffnung wird,
das diese nötig hat.
Propheten für unsere Zeit
37. Jede Zeit braucht ihre Propheten. Wir haben bereits
verschiedene prophetische Dienste erwähnt, welche die
Ordensbrüder der Gesellschaft und der Kirche von heute
anbieten, um zu einer größeren Humanisierung der Gesell-
schaft beizutragen und auf ihre Suche nach Spiritualität zu
antworten. Wir führen noch einige weitere an, die der ge-
genwärtige Zeitpunkt sozialer Veränderungen fordert, und
die eine Aufforderung an die Ordensbrüder darstellen:
Die Prophetie der Gastfreundschaft, verstanden als Öffnung
und Aufnahmebereitschaft gegenüber dem Anderen, dem
Fremden, dem Menschen mit anderer Religion, Rasse oder
Kultur. Sie ist ein wesentliches Element des menschlichen
90  Vgl. ibid., 85.
72

8.6 Page 76

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Zusammenlebens angesichts der Intoleranz, der Ausgren-
zung und dem Mangel an Dialogbereitschaft.
Die Prophetie vom Sinn des Lebens. Der Dienst des Ge-
sprächs und des unentgeltlichen Zuhörens, dem viele Or-
densleute einen großen Teil ihrer Zeit widmen, ist eine Hil-
fe bei der Entdeckung des Wesentlichen, angesichts der in
der Wohlstandsgesellschaft vorhandenen Leere.
Die Prophetie der Bejahung der weiblichen Werte in der
Menschheitsgeschichte. Hier spielen die Ordensfrauen die
Hauptrolle, indem sie die weibliche Lebensanschauung ein-
bringen und so neue Horizonte für die Evangelisierung im
allgemeinen öffnen. Die Ordensbrüder tragen dazu bei,
diese Prophetie zu vertiefen, durch ihre brüderliche Unter-
stützung und Wertschätzung der weiblichen Präsenz, Or-
denschwestern und Laien, bei der Evangelisierung.
Die Prophetie von der Pflege und vom Schutz des Lebens, von
der Unversehrheit der Schöpfung. Es gibt Ordensleute, die
ihr Leben riskieren, weil sie Praktiken und politische Ent-
scheidungen anprangern, die das menschliche Leben und
seinen Lebensraum bedrohen. Andere widmen einen gros-
sen Teil ihrer Zeit und Energien körperlichen Arbeiten zur
Bewahrung der Natur. Die einen wie die anderen weisen mit
ihrer Weihe, auf unterschiedliche Weise, auf den Sinn und
den spirituellen Wert des Auftrags hin, unsere Welt für die
kommenden Generationen zu bewahren.
Die Prophetie des weisen Gebrauchs der neuen Technologien, um
sie in den Dienst der Kommunikation zu stellen, Informa-
tion allen zugänglich zu machen, zum Wohl derer, denen
73

8.7 Page 77

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es am schlechtesten geht, und um sie zu einem nützlichen
Instrument bei der Evangelisierung zu machen.
In einer Familie: Eine neue Art, Kirche zu sein
38. Heute leben die Ordensbrüder ihre Berufung häufig
innerhalb einer charismatischen Familie. Viele dieser Fami-
lien existieren schon lange, wurden aber tiefgreifend erneu-
ert, während andere als Ergebnis der vom Zweiten Vatika-
nischen Konzil propagierten Communio-Ekklesiologie neu
entstehen. Sie führen eine neue Art, Kirche zu leben und
zu bauen vor Augen, eine neue Art, die Sendung zu teilen
und die verschiedenen Gaben, die der Heilige Geist unter
die Gläubigen austeilt, der Allgemeinheit nutzbar zu ma-
chen. Sie stellen » ein neues, hoffnungsvolles Kapitel in der
Geschichte der Beziehungen zwischen den Personen des
geweihten Lebens und den Laien «91 dar.
Die Gründungscharismen, die mit den Orden und Or-
denskongregationen entstanden sind, breiten sich heute
wie Flüsse aus, die das Antlitz der Kirche bewässern und
über ihre Grenzen hinaus reichen. Zu ihren Ufern kom-
men Gläubige aus verschiedenen Lebensständen und mit
verschiedenen Lebensplänen, um ihr Wasser zu trinken und
sich an der Sendung der Kirche zu beteiligen, aus der Inspi-
ration und der immer wieder erneuerten Kraft dieser Cha-
rismen heraus.92
91Vita consecrata, 54.
92 Vgl. Neubeginn in Christus, 31.
74

8.8 Page 78

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Laien, Ordensleute und Priester kommen in einer cha-
rismatischen Familie zusammen, um gemeinsam dem Cha-
risma, das diese Familie entstehen ließ, Leben zu geben, um
gemeinsam jene Facette des Evangeliums zu verkörpern,
die dieses Charisma sichtbar macht, und um gemeinsam
derselben kirchlichen Sendung zu dienen, die damit nicht
mehr nur Sendung eines einzelnen Instituts ist.
Der Ordensbruder findet in seiner charismatischen
Familie ein geeignetes Umfeld, um in seiner Identität zu
reifen. Hier teilen die Brüder die Erfahrung der Commu-
nio und stärken die Spiritualität der Gemeinschaft als das wahre
Blut, das den Mitgliedern der Familie leben schenkt und
sich von ihr aus auf die ganze Kirche ausbreitet.93 In der
charismatischen Familie haben die Ordensbrüder ihren
Platz zusammen mit den anderen Christen und für sie. Mit
ihnen sind sie Brüder, die eine vom Gründungscharisma be-
seelte Gemeinschaft für die Sendung aufbauen; für sie sind
sie Zeichen dieser Brüderlichkeit, die zu verwirklichen sie
im geweihten Leben aufgerufen sind.
Neuer Wein in neuen Schläuchen
39. Neuer Wein braucht neue Schläuche. Es liegt in der
Verantwortung der ganzen Kirche, dafür zu sorgen, dass
dieser neue Wein nicht nur nicht verloren geht, sondern an
Qualität gewinnt.
93 Vgl. Vita consecrata, 51.
75

8.9 Page 79

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Die Ordensinstitute der Brüder sind dringend aufgefor-
dert, neue Strukturen und Programme für die Erstausbil-
dung und die ständige Weiterbildung zu entwickeln, die den
neuen Kandidaten und den derzeitigen Mitglieder helfen,
ihre Identität in dem neuen kirchlichen und gesellschaftli-
chen Kontext wiederzuentdecken und zu schätzen.
Die sogenannten » gemischten « Institute,94 von denen das
apostolische Schreiben Vita Consecrata spricht, und die aus
Priestern und Brüdern bestehen, sollen ihren Vorsatz vor-
anbringen, die Beziehungen zwischen allen ihren Mitglie-
dern auf der Grundlage der gleichen Würde zu ordnen,
ohne Unterschiede außer denen, die von der Verschieden-
heit ihrer Dienstämter herrühren. Damit dieser Fortschritt
erzielt werden kann, hoffen wir, dass die Frage der Jurisdik-
tion der Brüder in diesen Instituten mit Entschlossenheit
und in einem angemessenen Zeitrahmen gelöst wird.
Die Theologie des geweihten Lebens ist aufgerufen,
besonders durch die Ordensinstitute der Brüder selbst, tief-
gehende Überlegungen über das Ordensleben dieser Insti-
tute anzustellen. Diese Überlegungen werden sich von der
Communio-Ekklesiologie und der Communio-Spiritualität
inspirieren lassen, die Grundlage für das Ordensleben sind,
das sich in der Kirche in den letzten Jahrhunderten in Form
von Dienenden Gemeinschaften entwickelt hat.
Die Oberen und Leitungsorgane der Institute sollen
ihre Aufmerksamkeit schärfen, um die Anzeichen neuen
94Vita consecrata, 61.
76

8.10 Page 80

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Lebens zu entdecken, um es zu fördern und zu begleiten,
und um die Ausdrucksformen des Gründungscharismas in
den neuen, für die Communio-Kirche typischen Beziehun-
gen aufzuspüren.
Die Hirten und die Hierarchie der Kirche sollen die
Kenntnis über den Ordensbruder und seine Wertschätzung
in den Ortskirchen fördern, indem sie diese Berufung spe-
ziell in der Jugendpastoral fördern und es den Ordensbrü-
dern und – schwestern erleichtern, sich aktiv in den Be-
ratungs –, Entscheidungs- und Ausführungsorganen der
Ortskirche zu beteiligen.
Der rote Faden: » Bleibt in meiner Liebe! «
40. Wir schließen diese Überlegungen über Identität und
Sendung des Ordensbruders mit der Erinnerung an den
Auftrag des Meisters: » Bleibt in meiner Liebe! « (Joh 15,9). Die
Brüder sollten dies stets im Auge behalten, wenn sie sich
mit Eifer darum bemühen, heute Brüder zu sein: » Wir dürfen
den roten Faden nicht verlieren! « Der rote Faden, der sich
durch ihr Leben webt, ist die Erfahrung, sich gesandt zu
wissen als Zeichen der mütterlichen Zärtlichkeit des Vaters
und der brüderlichen Liebe Christi. Das ist es, was all ihren
Handlungen und Erlebnissen Einheit verleiht, damit die-
se zu Heilsgeschichte werden. Geht dieser Faden verloren,
zerfällt das Leben in Anekdoten, die nicht mehr auf Gott
und sein Reich verweisen, sondern auf sich selbst.
In ihrem Eifer, den Erfordernissen der Sendung zu ent-
sprechen, können die Brüder von der Versuchung zum Ak-
77

9 Pages 81-90

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9.1 Page 81

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tivismus bedrängt werden, muss doch viel Brot für die Gäste
bereitet werden. Der Aktivismus nimmt ihnen schnell die
Motivationen, die vom Evangelium her kommen, und hin-
dert sie daran, das Werk Gottes zu betrachten, welches sich
in ihrem apostolischen Handeln verwirklicht. Wer sich vom
Aktivismus mitreißen lässt, der ersetzt schließlich die Su-
che nach Gott und seinen Willen durch die Suche nach sich
selbst.
Die Betrachtung des Bildes von Martha und Maria, die
von Jesus in ihrem Haus besucht werden (Lk 10,38-42), ist
nützlich. Zwischen den beiden Schwestern herrscht Span-
nung. Sie brauchen einander, aber das Zusammenleben ist
nicht immer einfach. Sie sind unzertrennlich, obwohl in
jedem Augenblich die eine jeweils über die andere domi-
nieren kann. Aber eine von ihnen ist besonders aufmerk-
sam auf die Tiefe und den Sinn des Lebens, die das Wort
Jesu ihr bietet: Maria hat » den besseren Teil « erwählt, während
Martha sich » viele Sorgen und Mühen « macht.
Der Evangelist Lukas schildert uns die Szene der beiden
Schwestern unmittelbar nach der Episode vom Barmherzi-
gen Samariter (Lk 10,30-37), der sich zum Bruder dessen
machte, der ihn braucht. Die beiden Bilder ergänzen sich,
was ihre Botschaft anbelangt, und erinnern den Ordens-
bruder an den wesentlichen Schlüssel seiner prophetischen
Identität, der ihm das Bleiben in der Liebe Christi gewährleis-
tet: Der Bruder ist aufgerufen, Mittler in der Kette der Lie-
be und des Bundes zu sein, die vom Vater durch Jesus zu
uns kommt und die er persönlich erfahren hat. Damit er bei
78

9.2 Page 82

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der Erfüllung dieser Aufgabe nicht vergisst, dass er im Werk
Gottes nur ein vom Heiligen Geist bewegtes Instrument ist,
wird er immer an das Wort Jesu denken müssen: » Ohne mich
könnt ihr nichts tun « (Joh 15,5).
Vatikan, den 4. Oktober 2015
Fest des hl. Franziskus von Assisi
João Braz Kardinal de Aviz
Präfekt
c José Rodríguez Carballo, O.F.M.
Erzbischof Sekretär
79

9.3 Page 83

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9.4 Page 84

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INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung
1.  Bruder . . . . . . . . . . . . . . . 3
2.  Die Adressaten . . . . . . . . . . . . 5
3.  Ein Rahmen für unsere Überlegungen. . . . . 6
4.  Aufbau des Dokuments. . . . . . . . . . 7
1.
Die ordensbrüder in der communio-kirche
5.  Dem Bund ein Gesicht geben. . . . . . . . 9
6.  In Gemeinschaft mit dem Gottesvolk. . . . . 11
7.  Eine Gedächtnisstütze für die Kirche . . . . . 13
8.  Den gemeinsamen Schatz wiederentdecken. . . 15
9.  Ein Plan wird erneuert . . . . . . . . . . 16
10.  Den gemeinsamen Schatz vervielfältigen . . . . 17
11.  Bruder: Eine christliche Ursprungserfahrung. . . 21
2.
Die identität des ordensbruders
12.  Gedächtnis der Liebe Christi: » ..., damit auch ihr so
handelt,… « (Joh 13, 14-15). . . . . . . . 25
81

9.5 Page 85

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Das Geheimnis Brüderlichkeit:
Geschenk, das wir empfangen
13.  Zeuge und Mittler: » Wir haben an die Liebe Gottes
geglaubt «. . . . . . . . . . . . . . 27
14.  Geweiht durch den Heiligen Geist . . . . . . 30
15.  Verpflichtung vor der Kirchengemeinde und der
ganzen Welt: heute das Antlitz Jesu, des Bruders,
sichtbar machen. . . . . . . . . . . . 31
16.  Ausübung des Taufpriestertums . . . . . . . 33
17.  In allem seinen Brüdern gleich . . . . . . . 34
18.  Die Profess: Eine einzige Weihe, in verschiedenen
Gelübden ausgedrückt. . . . . . . . . . 36
19.  Eine fleischgewordene und Einheit stiftende Spiritualität. 38
20.  Eine Spiritualität des Wortes, um das Geheimnis » im
Haus «, mit Maria, zu leben . . . . . . . . 40
Die Communio
Brüderlichkeit: Gabe, die wir teilen
21.  Von der Gabe, die wir empfangen, zur Gabe, die wir
teilen: » Damit sie eins seien, damit die Welt glaube «
(Joh 17,21) . . . . . . . . . . . . . . 42
22.  Gemeinschaft, die das Taufpriestertum entfaltet. . 43
23.  Dienende Gemeinschaft: » Quelle und Frucht der
Sendung «. . . . . . . . . . . . . . 45
24.  DiebrüderlicheCommuniounddasLebeninGemein-
schaft . . . . . . . . . . . . . . . 47
25.  Brüderlichkeit und evangelischen Räte: ein Zeichen
gegen den Trend . . . . . . . . . . . 49
26.  Gemeinschaft auf der Suche . . . . . . . . 50
82

9.6 Page 86

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Die Sendung
Brüderlichkeit: Gabe, die wir schenken
27.  DasLebenalsBrüderlichkeitgegenüberdenGeringen:
» Was ihr einem von diesen meinen geringsten
Brüdern getan habt « (Mt 25,40). . . . . . . 52
28.  Teilhabe am Dienst Jesu, des » Guten Hirten «. . . 54
29.  Die Sendung, die zu den Quellen führt: » Komm und
sieh « . . . . . . . . . . . . . . . 57
30.  Sendung der Brüderlichkeit, auf der Suche nach dem
verlorenen Bruder . . . . . . . . . . . 59
31.  Zeichen eines Reiches, das das ganzheitliche Heil der
Person sucht. . . . . . . . . . . . . 61
3.
Brüdersein heute:  Ein  Erzählen von der  Gnade
32.  Eine Geschichte, die Heilsgeschichte sein soll. . . 65
33.  Wer ist mein Bruder? . . . . . . . . . . 66
34.  Die Grundlagen schaffen: Die Anfangsausbildung. 68
35.  Die Hoffnung nähren: Die ständige Weiterbildung. 70
36.  Die Meister des Lebens und der Hoffnung wieder-
gewinnen. . . . . . . . . . . . . 71
37.  Propheten für unsere Zeit . . . . . . . . . 72
38.  In einer Familie: Eine neue Art, Kirche zu sein. . 74
39.  Neuer Wein in neuen Schläuchen. . . . . . . 75
40.  Der rote Faden: » Bleibt in meiner Liebe! « . . . . . 77
83

9.7 Page 87

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VATIKANISCHE DRUCKEREI

9.8 Page 88

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9.9 Page 89

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